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Aus der Praxis: Ganzheitliche Sexualpädagogik in der Kita im Kontext Taubheit/Schwerhörigkeit. Zum Zusammenwirken von sprachlicher und sozial-emotionaler Förderung, sexueller Bildung und der Prävention sexualisierter Gewalt

Jörg Maywald, Katharina Urbann

Abstract


Es ist evident, dass Kinder mit einer Taubheit/Schwerhörigkeit besonders häufig von sexualisierter Gewalt betroffen sind. In Befragungen gaben rund 45% der erwachsenen befragten tauben und schwerhörigen Menschen an, in ihrer Kindheit und/oder Jugend sexualisierte Gewalt erlebt zu haben (Kvam 2004, Schröttle et al. 2012). Als sogenannte ‚Risikofaktoren‘ für sexualisierte Gewalterfahrungen werden u.a. sprachliche Barrieren, Auffälligkeiten in der sozial-emotionalen Entwicklung sowie mangelndes sexuelles und präventives Wissen angeführt (Urbann et al. 2022). Auch ist vielfach belegt, dass Kinder mit einer Taubheit/Schwerhörigkeit in ihrer sprachlichen und sozial-emotionalen Entwicklung im Vergleich zu ihren hörenden Peers Verzögerungen aufweisen (Mayer und Trezek 2015, Peterson 2016). Hörende Erziehungsberechtigte kommunizieren mit ihren tauben und schwerhörigen Kindern weniger über eigene und fremde Gefühle, Gedanken und Wünsche als Erziehungsberechtigte hörender Kinder (Dirks et al. 2020, Morgan et al. 2014). Sensible und häufig tabuisierte Themen wie sexuelle Selbstbestimmung werden von hörenden Erziehungsberechtigten eher ausgeklammert (Fries 2020). Im Folgenden werden Möglichkeiten des Zusammenwirkens sprachlicher und sozial-emotionaler Förderung, sexueller Bildung sowie der Prävention sexualisierter Gewalt im Kita-Kontext dargestellt, indem die ‚Risikofaktoren‘ in sogenannte ‚Schutzfaktoren‘ umgewandelt werden. Sexuelle Bildung und die Prävention sexualisierter Gewalt lassen sich im übergreifenden Konzept einer ganzheitlichen Sexualpädagogik vereinen, die auf sprachlicher und sozial-emotionaler Förderung basiert (Maywald 2022, siehe Abbildung 1).

Volltext:

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DOI: http://dx.doi.org/10.2378/fi2024.art14d