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Rezension: Die vergessenen Säuglingsheime. Zur Geschichte der Fürsorge in Ost- und Westdeutschland

Maria Kurz-Adam

Abstract


Erinnerung braucht eine Sprache. Nur so wird sie Bestandteil unseres Lebens, unserer Identität, unserer persönlichen Geschichte und der Geschichte unseres Landes. Ohne Sprache wird Geschichte vergessen. Aber was geschieht, wenn diejenigen, deren Erinnerung wesentlich ist für diese Geschichte, nicht über die Sprache verfügen, weil sie zum Zeitpunkt dieser Geschichte gerade geboren waren? Der Historiker und Erziehungswissenschaftler Felix Berth nimmt in seinem lesenswerten Buch Die vergessenen Säuglingsheime eine stellvertretende Stimme ein, um den Menschen, die in diesen Säuglingsheimen zwischen 1945 und 1960 untergebracht waren, eine Sprache zu verleihen. Er schließt damit eine Lücke, die im Prozess der Aufarbeitung der Heimerziehung in dem von der Bundesregierung 2008 eingerichteten Runden Tisch Heimerziehung offengeblieben ist. Denn wie konnten dort ehemalige Heimkinder über ihre (Leidens-)Geschichte erzählen, wenn diese Geschichte noch vor ihrem ersten Lebensjahr begonnen hatte?

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DOI: http://dx.doi.org/10.2378/uj2024.art17d