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Das provokative Essay: Das Narrativ von Behinderung

Christian Mürner

Abstract


Behinderung braucht ein neues Narrativ. Dieses Narrativ ist das, was Behinderung in der Gesellschaft als sinnstiftende Meta-Erzählung angemessen repräsentiert. Es beabsichtigt, die alten Vorurteile und Vorstellungen, d.h. das Opfer-, das Mitleids- oder das Heldennarrativ abzulösen. Das Trendwort „Narrativ“ als Substantiv ist zu unterscheiden von den vielen verschiedenen einzelnen Erzählungen, es bildet vielmehr aus diesen ein verallgemeinertes Muster, das sowohl analysiert als auch interpretiert wird im Kontext kulturell dominierender Ansichten. Das Narrativ lässt sich exemplarisch veranschaulichen „über Märchen, Behinderung und Teilhabe“ - so lautet der Untertitel des 2021 auf Deutsch erschienenen Buches „Entstellt“ („Disfigured“, 2020) der kanadischen Autorin Amanda Leduc. Märchen eignen sich für diese Auseinandersetzung zur Darstellung von Inklusion und ­Exklusion behinderter Figuren besonders, weil sie über soziale Schichten, kulturelle Gegensätze und historische Unterschiede hinweg in ähnlicher Weise Interesse oder Diskurse provozieren. Leduc beginnt damit, dass sie das tradierte Narrativ von Behinderung im Märchen darstellt, deren Kontinuität in den Disney-Filmen abhandelt und die weitgehende Übereinstimmung mit gesellschaftlichen Normalitätskonstrukten kritisiert.

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DOI: http://dx.doi.org/10.2378/vhn2022.art01d