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Zur Frage der Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen mit Körperbehinderungen. Eine kritische Bilanz von Erklärungsansätzen und empirischen Ergebnissen

Christoph Leyendecker

Abstract


Körperliche Schädigungen führen nicht zwangsläufig zu psychischen Verhaltensauffälligkeiten. Simplifizierende somato-psychische Entsprechungs- und Kompensationsmodelle haben keine Gültigkeit. Auch differentielle persönlichkeitspsychologische und interaktionistische Ansätze führen empirisch nicht zu verallgemeinerungsfähigen Ergebnissen. Einig gehen sie nur in der Feststellung einer großen interindividuellen Varianz, d. h. einer großen individuellen Unterschiedlichkeit. Spezifische Gefährdungen deuten sich allenfalls in häufigerer Passivität, depressivem Verhalten, erhöhter Sensitivität und unausgeglichener Impulskontrolle an. In aller Regel überwiegen aber die Gemeinsamkeiten mit nicht behinderten Personen. D. h. für körperbehinderte gilt wie für nicht behinderte Kinder und Jugendliche, dass es normal ist, verschieden zu sein. Richtig erscheint daher, den individuellen Risiken und Schutzfaktoren sowie den Formen der Bewältigung (Coping) der Körperschädigung wissenschaftlich nachzugehen. Dabei wird offenkundig, dass eine Körperschädigung neben sozialer Stigmatisierung und daraus folgenden depressiven Reaktionen auch eine dynamische Chance darstellen kann, die zur Bewältigung anreizt. Diese führt nicht wenige körperbehinderte Kinder und Jugendliche zu einer erstaunlich positiven Selbstwertschätzung und Selbstbehauptung.

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