eJournals Frühförderung interdisziplinär 25/1

Frühförderung interdisziplinär
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0721-9121
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
11
2006
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Frühe Kommunikation in der Mutter-Kind-Interaktion und Entwicklungsverläufe im Säuglings- und Kleinkindalter

11
2006
Ursula Pauli-Pott
Annette Schneider
Merkmale der frühen Mutter-Kind-Interaktion sind mit Prozessen der sozialen Anpassungsentwicklung und der mentalen Reifeentwicklung verbunden. Dies hat sich in verschiedenen Forschungsarbeiten gezeigt. In unserer Längsschnittstudie gehen wir der Frage nach, ob und wie Temperamentsmerkmale des Kindes diese Zusammenhänge beeinflussen könnten. Im vorliegenden Artikel geben wir einen Überblick über einige Ergebnisse dieser Studie. Deutlich wurde, dass eine geringe mütterliche Reaktivität/Feinfühligkeit, erhöhte Depressivität, Partnerschaftskonflikte und unsichere Bindungsbeziehungen mit der Entwicklung erhöhter Ängstlichkeit oder der Entwicklung von Verhaltensproblemen assoziiert sind. Bei genauerer Betrachtung allerdings waren viele dieser Zusammenhänge bei Säuglingen mit einer hohen negativen Emotionalität sehr viel deutlicher ausgeprägt als bei Säuglingen mit einer geringen negativen Emotionalität. Dies spricht für eine besondere Empfindlichkeit dieser Kinder für ungünstige Umwelteinflüsse. Es wird daher dafür plädiert, das kindliche Temperament bei der Durchführung von Fördermaßnahmen zu berücksichtigen.
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In den ersten Lebensmonaten und -jahren erwirbt das Kind eine „emotionale Basisausstattung“, die die affektive Interpretation von Ereignissen und Objekten (Feinman et al., 1992), die Interpretation eigener innerer Zustände und den Erwerb einer emotionalen Sprache (Meins et al., 2003), die Fähigkeit zur Regulation der Affekte (Sroufe, 1995) und das Erlernen von Affektausdrucksregeln im Zuge der „Emotionssozialisation“ (Malatesta & Haviland, 1982) einschließen. Diese „emotionalen Lernprozesse“ finden ganz überwiegend in der Bezugsperson-Kind-Interaktion statt, sie können hier unterstützt und spezifisch ausgeformt, aber auch beeinträchtigt werden. Sie stellen soziale Anpassungsprozesse des Kindes dar und sie können an der Entwicklung unterschiedlicher Fehlanpassungen beteiligt sein. Im Folgenden wollen wir zunächst die in der frühen Mutter-Kind-Interaktion stattfindenden affektiven Kommunikationsprozesse Frühe Kommunikation in der Mutter-Kind-Interaktion und Entwicklungsverläufe im Säuglings- und Kleinkindalter URSULA PAULI-POTT, ANNETTE SCHNEIDER Zusammenfassung: Merkmale der frühen Mutter-Kind-Interaktion sind mit Prozessen der sozialen Anpassungsentwicklung und der mentalen Reifeentwicklung verbunden. Dies hat sich in verschiedenen Forschungsarbeiten gezeigt. In unserer Längsschnittstudie gehen wir der Frage nach, ob und wie Temperamentsmerkmale des Kindes diese Zusammenhänge beeinflussen könnten. Im vorliegenden Artikel geben wir einen Überblick über einige Ergebnisse dieser Studie. Deutlich wurde, dass eine geringe mütterliche Reaktivität/ Feinfühligkeit, erhöhte Depressivität, Partnerschaftskonflikte und unsichere Bindungsbeziehungen mit der Entwicklung erhöhter Ängstlichkeit oder der Entwicklung von Verhaltensproblemen assoziiert sind. Bei genauerer Betrachtung allerdings waren viele dieser Zusammenhänge bei Säuglingen mit einer hohen negativen Emotionalität sehr viel deutlicher ausgeprägt als bei Säuglingen mit einer geringen negativen Emotionalität. Dies spricht für eine besondere Empfindlichkeit dieser Kinder für ungünstige Umwelteinflüsse. Es wird daher dafür plädiert, das kindliche Temperament bei der Durchführung von Fördermaßnahmen zu berücksichtigen. Schlüsselwörter: Mutter-Kind-Interaktion, frühe Kommunikation, Temperament, Geschlechtsunterschiede Early Communication within Mother-Infant Interaction and Development in Infancy and Early Childhood Summary: Recent studies consistently showed that characteristics of mother-infant interaction are associated with social adjustment processes and mental development. Within our longitudinal study we addressed the question of whether infant temperament characteristics might exert an impact on these relationships. In this article we summarize several results of our research. We could demonstrate that low reactivity/ sensitivity of the mother, maternal depression, interparent conflict and insecure attachment relationships precede the development of withdrawal/ fear and/ or behavior problems in early childhood. However, further analysis revealed that many of these associations were more pronounced in infants high in negative emotionality as compared with infants low in negative emotionality. This result underscores a higher susceptibility to rearing conditions of infants high in negative emotionality. We therefore want to emphasize the importance of considering infant temperament characteristics within early developmental treatment and support programs. Keywords: Mother-child-interaction, early communication, temperament, sex differences Frühförderung interdisziplinär, 25. Jg., S. 26 -36 (2006) © Ernst Reinhardt Verlag München Basel etwas näher charakterisieren. Hierbei sollen jene familiären und mütterlichen Merkmale fokussiert werden, die die soziale Anpassungsentwicklung des Kindes wahrscheinlich beeinflussen. Im Anschluss daran soll der Frage nachgegangen werden, welche Rolle kindliche Merkmale, wie Temperaments- und Geschlechtsunterschiede, dabei spielen. Mütter senden, insbesondere in für das Kind neuen und wenig eindeutigen Situationen, spontan und in hohem Ausmaß Botschaften an ihr Kind. Diese affektiv übermittelten Botschaften beziehen sich auf beim Kind erwartete Gefühlszustände (Baldwin & Moses, 1996). In der Interaktion mit dem Säugling greifen Mütter gezielt bestimmte Emotionen auf, unterstützen diese, spiegeln sie wider und kalibrieren die Intensität ihrer affektiven Botschaften in Anpassung an das kindliche Verhalten in der jeweiligen Situation und an die kindliche Geschlechtszugehörigkeit - sie folgen dabei persönlichen Präferenzen, kulturellen Normen und Stereotypen (Malatesta & Haviland, 1982). In ganz besonderem Maße geschieht dies bei der Übermittlung von Furcht. Säuglinge diskriminieren bereits ab einem Alter von 3 Monaten unterschiedliche Gesichtsausdrücke und Emotionen (Walker-Andrew, 1997) und sie reagieren auf die affektiven Botschaften ihrer Mütter mit Anpassungen des eigenen Ausdrucksverhaltens. Zunächst geschieht dies im Sinne einer einfachen „Stimmungsansteckung“ später jedoch weil Säuglinge Situationen und Objekte ihrer Umwelt durch den mütterlichen Affektausdruck geleitet interpretieren. Im „Mutual-Regulation-Model“ von Tronick und Mitarbeitern (Cohn & Tronick, 1988; Gianino & Tronick, 1988), wird davon ausgegangen, dass neben der Gegenseitigkeit im affektiven Austausch zwischen Bezugsperson und Kind es für die Entwicklung des Säuglings entscheidend ist, ob Unstimmigkeiten erfolgreich gelöst werden können. Im Falle einer erfolgreichen Lösung macht das Kind die Lernerfahrung, dass es in der Lage ist, die Interaktion mit der Bezugsperson zu verändern. Treten diese Erfahrungen regelmäßig auf, erwirbt das Kind Sicherheit und die Überzeugung, in seiner Umwelt effektiv zu sein. Ähnlich geht Sroufe (1995) davon aus, dass ein angemessenes mütterliches Interaktionsverhalten sowohl die Toleranz des Säuglings für affektive Erregung erhöht als auch die Erregungsregulationsfähigkeit unterstützt, so dass sich im ersten Lebensjahr ein Übergang von der externalen Erregungsregulation durch die Bezugsperson hin zur Selbstregulation emotionaler Erregung vollzieht (Brazelton & Yogman, 1986; Cole et al., 2004; Feldman et al., 1999). Mit M. Papousˇek lässt sich die frühe soziale Interaktion mit der Bezugsperson als eine für den Säugling maximal effektive Lernsituation charakterisieren. Unter günstigen Umständen, das heißt wenn Eltern weitgehend frei von Belastungen sind, bieten Eltern in der Interaktion mit dem Säugling intuitiv eine optimal auf die kindlichen Aufmerksamkeitszyklen, die Wahrnehmungsleistungen und die Informationsverarbeitungskapazität abgestimmte Stimulation. Eltern fördern auf diese Weise die kindliche Aufmerksamkeitsentwicklung. Auch erscheint die Konsistenz, mit der die elterlichen Reaktionen auf das Verhalten des Säuglings erfolgen, für die kognitive Entwicklung des Säuglings essentiell (Halpern et al., 2001; Papousˇek, 1994). Responsivität und Kontingenz der Reaktionen auf das Kind, Feinfühligkeit und eine hohe Stimulationsqualität haben also sehr wahrscheinlich positive Auswirkungen auf die ersten Anpassungs- und Lernprozesse im Säuglingsalter. Der Erwerb der Selbstregulationsfähigkeit, der Erregungstoleranz, die Entstehung der Überzeugung von der persönlichen Effektivität sowie die Entwicklung von Aufmerksamkeitsleistungen werden günstig beeinflusst. Fehlen diese Charakteristiken adäquaten Elternverhaltens, so können negative Folgen in der Entwicklung einer unsicheren Bindungsqualität, erhöhter Ängstlichkeit und Verhaltensauffälligkeiten bestehen. FI 1/ 2006 Frühe Kommunikation in der Mutter-Kind-Interaktion 27 Nun existiert mittlerweile ein hoher Konsensus darüber, dass sich soziale Anpassung in Transaktionsprozessen ereignet, in denen sich die Merkmale des Kindes und die Merkmale der sozialen Umwelt fortwährend gegenseitig beeinflussen. Auf Seiten des Kindes spielen dabei angeborene Temperamentsmerkmale eine wichtige Rolle (Rothbart & Bates, 1998). Vermutet wurde, dass Kinder, die eine hohe „negative Emotionalität“ 1 zeigen, in ganz besonderem Maße empfindlich sein könnten für die Auswirkungen psychosozialer Risikofaktoren und familiärer Belastungen. Denn einerseits könnte es sein, dass Eltern weniger angemessen mit den schwierig zu versorgenden Säuglingen umgehen. Andererseits machen Säuglinge, die sehr häufig mit Quengeln und Schreien reagieren, subjektiv seltener positive Erfahrungen. Diesen Fragen gehen wir derzeit im Rahmen einer Längsschnittstudie zur Entwicklung und Bedeutung kindlicher Temperamentsmerkmale nach. Viele unserer bisherigen Ergebnisse verdeutlichen, dass Säuglinge mit hoher negativer Emotionalität durch ungünstige Umweltmerkmale stärker gefährdet sind als Säuglinge, die eine geringe negative Emotionalität zeigen. Doch bevor einige dieser Ergebnisse zusammenfassend dargestellt werden, wollen wir die Längsschnittstudie etwas näher charakterisieren. 1. Die Längsschnittstudie An der Studie (vgl. Abbildung 1) nehmen insgesamt 101 gesunde erstgeborene Säuglinge und deren Eltern teil. Im ersten Lebensjahr wurden drei Erhebungen durchgeführt, und zwar im Alter von 4, 8 und 12 Monaten. Weitere Erhebungen fanden im Alter der Kinder von 18 und 30 Monaten statt. Pro Erhebungswelle wurden drei Untersuchungstermine zu festen Tageszeiten innerhalb einer Woche durchgeführt. Beim ersten Termin wurden verschiedene Episoden zur Beurteilung der kindlichen Temperamentsmerkmale durchgeführt. Das heißt, die Säuglinge wurden mit einer Auswahl spezifischer Stimuli konfrontiert, um die unterschiedlichen Reak- 28 Ursula Pauli-Pott, Annette Schneider FI 1/ 2006 Abbildung 1: Untersuchungszeitpunkte der Längsschnittstudie tionen beobachten zu können. Danach wurde der Bayley-Entwicklungstest und eine 10-minütige Mutter-Kind-Interaktionsszene, in der die Mutter ihr Baby zuerst wickelt und danach mit dem Baby spielt, durchgeführt. Dieser gesamte Termin wurde videografisch aufgezeichnet. In zwei Hausbesuchen wurde die Mutter-Kind-Interaktion beobachtet. An einem Tag zur Mittagszeit wurde eine Situation beobachtet, in der die Mutter mit einer Hausarbeit beschäftigt ist. An einem anderen Tag, am Abend wurde eine Situation beobachtet in der die Mutter das Kind wickelt und badet. Beurteilt wurde hierbei die Reaktivität/ Feinfühligkeit der Mutter. 2. Entwicklung von Ängstlichkeit Angstausdruck, das heißt die Hemmung der Annäherungstendenz, also eine „Stopp-Vorsicht- Reaktion“ in neuen Situationen oder konfrontiert mit fremden Personen, lässt sich erstmals im Alter von ca. 8 Monaten beobachten. Dieser Zeitpunkt variiert jedoch von Kind zu Kind recht stark und aufgrund dieser Differenzen der Reifungsgeschwindigkeit ist das Merkmal Verhaltenshemmung/ Ängstlichkeit nicht vor dem Ende des ersten Lebensjahres bei der Mehrheit der Kinder ausgebildet. Für die Entstehung sozialer Angst und Verhaltenshemmung sind sehr wahrscheinlich Wechselwirkungsprozesse zwischen Umwelt- und Dispositionsmerkmalen verantwortlich. In unserer Längsschnittstudie sind wir der Frage nachgegangen, unter welchen Bedingungen Kinder bis zum Ende des ersten Lebensjahres Ängstlichkeit entwickeln (vgl. Pauli-Pott et al., 2003, 2004). Im Alter der Säuglinge von 4 Monaten wurde die negative Emotionalität erstmals erfasst. Dazu wurde eine Serie von Reizen geringer bis mittlerer Intensität dargeboten und jeweils beobachtet, ob der Säugling negativen, positiven oder neutralen Affektausdruck zeigt. Die Anzahl der Reizepisoden, in denen negativer Affektausdruck vorkam, wurde festgehalten. Im Rahmen der Hausbesuche bei den Familien wurde die Mutter-Kind-Interaktion beobachtet und die Reaktivität und Feinfühligkeit der Bezugsperson eingeschätzt. Darü- FI 1/ 2006 Frühe Kommunikation in der Mutter-Kind-Interaktion 29 Abbildung 2: Ergebnis der multiplen Regressionsanalyse zur Vorhersage der Ängstlichkeit des Kindes im Alter von 12 Monaten ber hinaus wurden mittels Fragebogen die Depressivität und Ängstlichkeit der Bezugsperson eruiert. Die Ängstlichkeit des Kindes wurde im Alter von 12 Monaten durch eine Sequenz erfasst, in der sich eine fremde Person dem Kind sukzessive nähert. Reaktionsweisen mit Abwenden, Zurückweichen, Weinen und körperlichem Angstausdruck wie Erstarren sowie die Latenzzeit bis zum Ergreifen einer Puppe, die die Fremde dem Kind reicht, wurden als Indikatoren der Ängstlichkeit verwendet. Weiter wurde erhoben, wie die Hauptbezugsperson das Baby in seinen Temperamentsmerkmalen beurteilt. Eingesetzt wurde hierzu eine deutschsprachige Adaptation des „Infant Behavior Questionnaire“ von Rothbart (vgl. Pauli-Pott et al., 2003, 2005). Dieser Fragebogen enthält unter anderem eine Skala „Unbehagen bei Neuem“, die die Ängstlichkeit des Säuglings im Urteil der Mutter erfasst. Wir haben nun zunächst untersucht, ob die zeitlich vorausgehenden Merkmale der Mutter mit der kindlichen Ängstlichkeit im Alter von 12 Monaten im Zusammenhang stehen. Abbildung 2 verdeutlicht die Ergebnisse grafisch. Es zeigte sich, dass Kinder, deren Mütter sich selbst im Alter des Säuglings von 4 Monaten als depressiv beschrieben, deren Mütter eine geringe Reaktivität/ Feinfühligkeit zeigten und dass Kinder, deren Mütter das Baby im Alter von 8 Monaten als sehr ängstlich charakterisierten, im Alter von 12 Monaten eine hohe Ängstlichkeit entwickelt hatten. Wir sind dann weiter der Frage nachgegangen, ob Säuglinge, die eine erhöhte negative Emotionalität aufwiesen, durch diese Umweltbedingungen vulnerabler sind. Hierzu wurden zwei Gruppen gebildet. Kinder mit im Säuglingsalter von 4 Monaten hoher und geringer negativer Emotionalität. Sollte nun un- 30 Ursula Pauli-Pott, Annette Schneider FI 1/ 2006 Abbildung 3: Ergebnisse der multiplen Regressionsanalyse zur Vorhersage der Ängstlichkeit des Kindes im Alter von 12 Monaten in den Untergruppen der Säuglinge mit hoher und geringer negativer Emotionalität sere Vermutung, dass Säuglinge mit hoher negativer Emotionalität vulnerabler sind, zutreffen, so müssten die Zusammenhänge zwischen den Umweltmerkmalen und der späteren Ängstlichkeit in dieser Gruppe enger sein als in der Gruppe der Säuglinge mit geringer negativer Emotionalität. In der Abbildung 3 sind die Ergebnisse der Regressionsanalysen getrennt für die Gruppe der Kinder mit einer im Alter von 4 Monaten hohen negativen Emotionalität und die Gruppe der Kinder mit einer geringen negativen Emotionalität dargestellt. Deutlich sichtbar wird hier, dass sich unsere Vermutung bestätigte. Während die Zusammenhänge in der Gruppe der Säuglinge mit hoher negativer Emotionalität eng und statistisch bedeutsam sind, finden sie sich in der anderen Gruppe nicht. Dieses Ergebnis weist auf eine höhere Empfindlichkeit/ Vulnerabilität jener Säuglinge hin, die im Alter von 4 Monaten bereits auf niedrig bis mittelgradig intensive Stimulation mit negativer Emotion, also Schreien und Quengeln reagieren. Mangelnde Feinfühligkeit und erhöhte Depressivität der Mutter sowie die Wahrnehmung des Säuglings als sehr ängstlich sind bei diesen Kindern mit der Entwicklung einer erhöhten Ängstlichkeit verbunden. 3. Entwicklung von Verhaltensproblemen 3.1 Bindungsqualität und Verhaltensprobleme Die Bindung eines Kindes an die erwachsene Bezugsperson baut sich der Bindungstheorie zufolge im Zusammenspiel des kindlichen Bindungsverhaltenssystems und des mütterlichen Pflegeverhaltenssystems auf. Reagiert die Mutter überwiegend prompt und angemessen auf das kindliche Bindungsverhalten, also auf das Weinen, Anklammern oder Verfolgen, wenn das Kind verunsichert ist, so entwickelt das Kind - als Summe dieser Erfahrungen - sichere bindungsbezogene Gedächtnisrepräsentationen, das heißt die Überzeugung, effektiv zu sein, und die Erwartung, dass andere verlässlich sind (De Wolff & van Ijzendoorn, 1997; van den Boom, 1994). In den letzten Jahren konnte nun gezeigt werden, dass die Bindungsqualität eines Kindes mit der Entwicklung von Verhaltensstörungen verknüpft sein kann. In Hochrisikogruppen (bspw. bei adoleszenten Müttern oder in Gruppen mit sehr niedrigem Sozialstatus) fanden sich regelmäßig Zusammenhänge zwischen unsicheren Bindungen und der Entwicklung von internalisierenden und externalisierenden Verhaltensauffälligkeiten. Auch Bindungsdesorganisation erwies sich mit der Ausbildung späterer Verhaltensstörungen verknüpft. Desorganisiertes Verhalten ist charakterisiert durch unerklärliche Unterbrechungen des Verhaltensflusses, unvollständiges widersprüchliches Verhalten sowie Verhaltensweisen, die direkt Angst vor der Bezugsperson ausdrücken. Diese Verhaltensweisen indizieren das Scheitern des Kindes bei der Bewältigung der belastenden Situation und einen Zusammenbruch der Emotionsregulationsstrategien. In unserer Längsschnittstudie sind wir der Frage nachgegangen, ob unsichere und desorganisierte Bindungen mit späteren Verhaltensproblemen assoziiert sind. Weiter interessierte uns, ob sich die Kinder mit hoher und geringer negativer Emotionalität auch bzgl. des Zusammenhangs zwischen Bindungsqualität und der Entwicklung von Verhaltensproblemen unterscheiden. Die Bindungsqualität der Kinder wurde im Alter von 18 Monaten durch den Fremde-Situation-Test von Ainsworth et al. (1978) erfasst. Im Alter der Kinder von 30 Monaten wurde mit der Hauptbezugsperson das Mannheimer Elterninterview in der Forschungsversion „Kleinkindalter“ durchgeführt (vgl. Laucht et al., 1992). Es handelt sich hierbei um ein hoch strukturiertes klinisches Interview zur Erfassung von ersten Verhaltensproblemen. Im Rahmen dieses Interviews werden emotionale FI 1/ 2006 Frühe Kommunikation in der Mutter-Kind-Interaktion 31 (extreme Schüchternheit, vielfältige Ängste, extreme Abhängigkeit, Depression) und expansive (Betragensprobleme, Aggressivität, Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsprobleme) Probleme erfragt und als fehlend, mittelgradig oder schwerwiegend klassifiziert. Wir haben das Verhalten eines Kindes immer dann als „problematisch“ eingestuft, wenn mindestens zwei Symptome vorlagen. Das war in unserer Stichprobe bei 15,5 % der Kinder der Fall. Darüber hinaus wurde ein Summenwert über alle Symptome gebildet. Folgendes konnte nun beobachtet werden. Jene Kinder, die im Alter von 30 Monaten Verhaltensprobleme zeigten, waren im Alter von 18 Monaten häufiger unsicher gebunden und wurden öfter als desorganisiert klassifiziert. Getrennt betrachtet fanden sich diese Zusammenhänge allerdings nur in der Gruppe der Kinder mit hoher negativer Emotionalität 2 . In dieser Gruppe zeigten alle später auffälligen Kinder (4 Kinder) eine unsichere Bindung, von den unauffälligen jedoch nur ca. ein Drittel (6 von 17 Kindern). Drei der vier Kinder dieser Gruppe, die später Verhaltensprobleme zeigten waren als desorganisiert klassifiziert worden, von den Kindern ohne Verhaltensprobleme demgegenüber nur 12 % (2 von 17 Kindern). Wir fanden also auch hier Hinweise auf die höhere Empfindlichkeit der hoch negativ reaktiven Säuglinge für Erfahrungseinflüsse. Während bei gering negativ reaktiven Säuglingen keine Beziehung zwischen Bindungssicherheit oder Bindungsdesorganisation mit späteren Verhaltensproblemen bestand, zeigten hoch negativ reaktive Säuglinge später öfter Verhaltensprobleme, wenn sie eine unsichere Bindung oder desorganisiertes Bindungsverhalten entwickelt hatten. 3.2 Partnerschaftskonflikte der Eltern und Verhaltensprobleme Ein weiteres Merkmal, welches mit einem erhöhten Risiko, Verhaltensauffälligkeiten zu entwickeln, verknüpft ist, ist chronischer Ehestreit der Eltern. Dies haben verschiedene Studien in den letzten Jahren gezeigt. Als Konsequenzen der chronischen Konflikte in der elterlichen Partnerschaft wurden eine geringere soziale Kompetenz, erhöhte Aggressivität in Interaktionen mit Gleichaltrigen sowie internalisierende und externalisierende Verhaltensstörungen der Kinder beobachtet. Dieser Zusammenhang wird sehr wahrscheinlich durch zwei Prozesse vermittelt. Erstens zeigen Eltern aufgrund der Probleme und Belastungen in ihrer Partnerschaft oft ein ungünstigeres Elternverhalten. Zweitens führen die Stressreaktionen und Verunsicherungen des Kindes aufgrund der Konflikte zu einer generellen Verunsicherung und zur Tendenz, in konflikthaften Situationen mit hoher emotionaler und physiologischer Erregung zu reagieren (Davies & Cummings, 1994). In den letzten Jahren fanden sich Hinweise darauf, dass Charakteristiken des Kindes den Zusammenhang zwischen chronischem Ehestreit und Entwicklungsausgang beeinflussen könnten. Beispielsweise zeigten Ingoldsby et al. (1999), dass Kinder, die auf den Erwachsenenstreit mit hoher Angst und Besorgnis reagierten, bei Vorliegen chronischen Streits in der Familie später öfter Verhaltensprobleme entwickelten, während dieser Zusammenhang bei den weniger „empfindlichen“ Kindern nicht bestand. In den meisten Studien wurden Vorschul- und Schulkinder untersucht. Eine offene Frage war es daher, ob diese Zusammenhänge auch im Säuglingsalter bestehen könnten. Dieser Frage sind wir nachgegangen. Zu allen Untersuchungszeitpunkten wurde das Ausmaß von Konflikten und Streit der Eltern durch Fragebogen erfasst. Von jedem Elternteil wurde dabei die Neigung des Partners, einen Streit anzufangen und konfliktverstärkendes Verhalten zu zeigen, erfragt. Die Angaben beider Eltern im Alter der Kinder von 4, 8 und 12 Monaten wurden aufsummiert und für die Berechnungen verwendet. 32 Ursula Pauli-Pott, Annette Schneider FI 1/ 2006 Die Zusammenhänge zwischen dem Ausmaß des elterlichen Streitverhaltens im gesamten ersten Lebensjahr des Kindes und der Summe der späteren Verhaltensprobleme unterschieden sich tatsächlich sehr deutlich in Abhängigkeit davon, ob das Kind eine hohe oder eine geringe negative Emotionalität zeigte 3 . In der Gruppe der Kinder mit hoher negativer Emotionalität war der Zusammenhang positiv. Das heißt, je ausgeprägter das elterliche Streitverhalten war, desto höher war der Verhaltensproblemsummenwert des Kindes im Alter von 30 Monaten. Dies Ergebnis entsprach unseren Erwartungen und bestätigt die erhöhte Empfindlichkeit dieser Kinder. In der Gruppe der Kinder mit geringer negativer Emotionalität zeigte sich jedoch ein umgekehrter Zusammenhang, hier war mehr Ehestreit mit weniger Verhaltensproblemen verbunden. Dieses Ergebnis hatten wir so nicht erwartet. Weitere Analysen ergaben, dass sich die beiden Gruppen im Ausmaß des Ehestreits der Eltern unterschieden. Eltern von Kindern, die eine nur geringe negative Emotionalität zeigten, stritten insgesamt weniger. Möglich erscheint daher, dass in dieser Gruppe auch das Elternverhalten weniger beeinträchtigt war und es aufgrund der geringen negativen Reaktivität der Säuglinge zu eher kurzfristigen Unstimmigkeiten kam, deren Reparation und Bewältigung das kindliche Effektivitätsgefühl eher stärkte. 4. Die kognitive Reifeentwicklung Wir sind weiter der Frage nachgegangen, ob die mütterlichen Interaktionsmerkmale Reaktivität/ Feinfühligkeit, Echtheit/ Kongruenz und Variabilität der Stimulation mit der kognitiven Reifeentwicklung des Kindes verbunden sind und ob kindliche Merkmale, das Geschlecht und die negative Emotionalität die Zusammenhänge beeinflussen. Die kognitive Reifeentwicklung wurde über den Mental Development Index (MDI) der Bayley Scales of Infant Development (Bayley, 1993) im Alter von vier, acht und zwölf Monaten erfasst. Die Merkmale Echtheit/ Kongruenz des mütterlichen Verhaltens, die Variabilität der Stimulation und die Reaktivität/ Feinfühligkeit wurden im Alter der Kinder von 4, 8 und 12 Monaten in 10-minütigen Mutter-Kind-Interaktionssequenzen, die beim Untersuchungstermin im Videolabor aufgezeichnet wurden, beurteilt. Für diese Beurteilungen herangezogen wurde das „Mannheimer Beurteilungsverfahren zur Erfassung der Mutter-Kind-Interaktion im Säuglingsalter“ (MBS-MKI-S) von Esser et al. (1989). Es ergaben sich einige Zusammenhänge der mütterlichen Reaktivität und der Echtheit mit dem MDI im ersten Lebensjahr. Höhere Reaktivität/ Feinfühligkeit der Mutter und mehr Echtheit/ Kongruenz waren mit einem günstigeren kognitiven Entwicklungsstand der Kinder im Alter von 8 und 12 Monaten verbunden. Weiter haben wir geprüft, ob sich die Assoziationen der mütterlichen Interaktionsmerkmale mit dem MDI in den Gruppen hoch und gering negativ reaktiver Kinder unterscheiden. Dies war nicht der Fall. Das heißt, bei Säuglingen mit hoher und mit geringer negativer Emotionalität bestanden die gleichen Zusammenhänge. Direkte Zusammenhänge zwischen den mütterlichen Interaktionsvariablen Reaktivität, Echtheit und Variabilität und dem Geschlecht der Säuglinge zeigten sich in unserer Studie nicht. Betrachtete man aber die Zusammenhänge zwischen den mütterlichen Interaktionsmerkmalen und dem MDI für Jungen und Mädchen getrennt, so zeigte sich, dass bei Jungen die mütterliche Reaktivität und die Variabilität signifikant positiv mit dem MDI im ersten Lebensjahr verknüpft waren. Bei Mädchen fanden sich dagegen keine deutlichen Zusammenhänge dieser Merkmale mit dem MDI 4 . Während also Jungen im Hinblick auf ihre kognitive Reifeentwicklung von einer hohen mütterlichen Variabilität und Reaktivität deutlich profitierten, fehlten diese Zusammenhänge bei den Mädchen. Die Ergebnisse zeigen also, dass die beschriebenen mütterlichen Verhal- FI 1/ 2006 Frühe Kommunikation in der Mutter-Kind-Interaktion 33 tensweisen nicht per se positiv mit der weiteren kindlichen Entwicklung einhergehen. Vielmehr verändert das Geschlecht des Kindes die Beziehung zwischen mütterlichem Verhalten und kognitiver Reifeentwicklung. 5. Zusammenfassung und Ausblick Die im Vorausgehenden vorgestellten Ergebnisse unserer Längsschnittstudie erbrachten zwei Kernbefunde: 1. Die im ersten Lebensjahr des Säuglings beobachteten Merkmale der Bezugsperson, der Bezugsperson-Kind-Beziehung und der Familie sind in vielen Fällen mit der emotionalen und kognitiven Entwicklung des Kindes verbunden. 2. Diese Zusammenhänge sind jedoch nicht uniform, das heißt nicht in gleicher Weise für alle Kinder gültig. Vielmehr liegen abhängig vom Temperamentsmerkmal negative Emotionalität andere Zusammenhänge zwischen mütterlichen Merkmalen und der emotionalen Anpassungsentwicklung vor und abhängig vom Geschlecht des Kindes differieren die Zusammenhänge mit der kognitiven Reifeentwicklung. Wir können hier nicht entscheiden, in welchem Ausmaß genetische Dispositionsaspekte oder Umwelteinflüsse für die Entstehung des Merkmals negative Emotionalität verantwortlich sind. Wahrscheinlich liegen der Entwicklung dieses kindlichen Temperamentsmerkmals Wechselwirkungsprozesse zugrunde. Exakte Antworten auf diese Frage müssen in weiteren Studien, unter Einbeziehung der Schwangerschaft und der Neugeborenenzeit, erbracht werden. Wir können hier jedoch festhalten, dass Säuglinge, die im Alter von 4 Monaten eine hohe negative Reaktivität zeigen, wahrscheinlich empfindlicher für die genannten weiteren Erfahrungseinflüsse sind. Unsere Befunde lassen eine Reihe von Ableitungen für den praktischen Umgang mit Säuglingen und deren Eltern zu. Die deutlichen Zusammenhänge zwischen familiären Charakteristiken und Kindesentwicklung unterstreichen die zu erwartende Effektivität einer Förderung des elterlichen Interaktionsverhaltens. Bestehende Förderkonzepte betreffen vorwiegend den Aspekt der Reaktivität und Feinfühligkeit (Bakermans-Kranenburg et al. 2003). Hier ergänzt werden sollte der Aspekt der Echtheit und Kongruenz des Affektausdrucks im Umgang mit dem Kind. Dies Merkmal erwies sich mit der kognitiven Reifeentwicklung durchgängig verbunden und zeigte, anderen hier nicht referierten Ergebnissen unserer Studie zufolge, deutliche Verknüpfungen mit der Entwicklung einer sicheren Bindung an die primäre Bezugsperson. Ebenso wichtig ist es zu ermitteln, ob sich die Mutter insbesondere in den ersten Lebensmonaten ihres Babys depressiv, hoffnungslos und der Mutterrolle wenig gewachsen fühlt. Ein Indikator mütterlicher Depressivität kann auch die Wahrnehmung des Kindes als bereits in den ersten Lebensmonaten in besonderem Maße ängstlich und schutzbedürftig sein. In diesem Fall erscheint es sehr wichtig, die Bedürfnisse und Probleme der Mutter zu erkennen und zu berücksichtigen, ihr Selbstvertrauen im Umgang mit ihrem Kind zu stärken und Kenntnisse und Handlungsmöglichkeiten zu vermitteln, die sie in die Lage versetzen, mit ihrem Kind angemessen umzugehen. Hilfreich kann hier die gemeinsame Beobachtung und Interpretation (Videofeedback) der kindlichen Reaktionen in der Interaktion mit der Mutter sein. Kinder mit hoher negativer Emotionalität sind für die Eltern oftmals schwer zu betreuende Kinder, die in der Interaktion mit den Eltern oft quengeln und weinen und zum Teil schwerer beruhigbar sind. Dies Verhalten führt dazu, dass Eltern weniger Bestätigung erfahren. Eltern können hier Schuldgefühle entwickeln oder sich enttäuscht vom Kind zurückziehen. In beiden Fällen zeigen sie weniger angemessenes Elternverhalten. Gerade diese „empfindlicheren, vulnerableren“ Säuglinge reagieren jedoch auf ungünstiges El- 34 Ursula Pauli-Pott, Annette Schneider FI 1/ 2006 ternverhalten intensiv. Hier erscheint es sinnvoll, den Blick der Eltern für die Besonderheiten ihres Säuglings zu schärfen, zu verdeutlichen, dass ihr Säugling aufgrund seiner Empfindlichkeit hohe Anforderungen stellt, es aber lohnend ist, verstehen zu lernen, was dies spezielle Kind braucht, und den Eltern zu versichern, dass sie dabei in der Frühförderung unterstützt werden. Säuglinge mit hoher negativer Emotionalität sind aber nicht allein für Eltern schwer zu betreuende Kinder. Crockenberg (2003) weist zum Beispiel darauf hin, dass auch an professionelle Betreuer in Kinderkrippen besondere Anforderungen gestellt werden, denn diese Kinder zeigen ja schneller deutliche Stressreaktionen. Auch im Rahmen früher Interventionen und Fördermaßnahmen sind ähnliche Schwierigkeiten bei diesen Kindern zu erwarten. Wiederholte intensive Stressreaktionen in den ersten Lebensmonaten sollten aufgrund der Gefahr einer Sensitivierung vermieden werden, für die Entwicklung der kindlichen Selbstregulationsfähigkeit sind Erfahrungen von Beruhigung nach Anregung, die bei diesen Kindern sparsam dosiert werden muss, wichtig. Daher möchten wir hier dafür plädieren, interindividuelle Differenzen der emotionalen Reaktivität und den Stand der Entwicklung der Selbstregulationsfähigkeit der Säuglinge in die Entwicklung von Förderkonzepten zu integrieren. Anmerkungen 1 Die Neigung des Säuglings, bereits auf neutrale Reize geringer bis mittlerer Intensität mit negativem Affektausdruck (stimmlich, mimisch) zu reagieren. 2 Bindungssicherheit und Verhaltensprobleme: Chi 2 (1) = 4,9; p < .05; Bindungsdesorganisation und Verhaltensprobleme: Chi 2 (1) = 4,8; p < .05. Der Vergleich der Phi-Korrelationskoeffizienten erbrachte für die Assoziation zwischen Bindungsdesorganisation und Verhaltensproblemen eine statistisch signifikante Differenz. 3 Multiple hierarchische Regressionsanalyse: Kriterium Verhaltensprobleme Summenwert, Prädiktoren: Mütterliche Reaktivität, Negative Emotionalität, Ehestreit, Interaktion Ehestreit X Negative Emotionalität; Interaktionseffekt: F change = 5.25, p < .05; Gesamtmodell: F = 3,00, p < .05. 4 Korrelationen der mütterliche Reaktivität (Summenwert 4, 8, 12 Monate) mit dem MDI im Alter von 8 und 12 Monaten: Jungen: r = .41 p < .01; r = .32 p < .05; Mädchen: r = -.15; r = -.05. Korrelationen der mütterlichen Variabilität/ Abwechslungsreichtum der Stimulation (Summenwert 4, 8, 12 Monate) mit dem MDI im Alter von 8 und 12 Monaten: Jungen: r = .40 p < .01; r = .20; Mädchen: r = -.17; r = -.30. Die Differenzen der jeweiligen Korrelationen in der Gruppe der Jungen und der Mädchen sind statistisch bedeutsam. 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