Frühförderung interdisziplinär
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0721-9121
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2007
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Das ist mir auch schon aufgefallen
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2007
Judith Flender
Monika Demant
Bei der Früherkennung von Kindern, die in ihrer Entwicklung gefährdet sind, bietet der Kindergarten einen niederschwelligen Zugang. Im Sinne eines gestuften Vorgehens können Erzieherinnen bei ersten Anzeichen einer Entwicklungs- oder Verhaltensauffälligkeit das Kind zur weiteren Abklärung an den Fachdienst verweisen. Bisher wurde jedoch nicht überprüft, ob die Erzieherinnen gefährdete Kinder zuverlässig erkennen und die ersten Anzeichen einer Entwicklungsauffälligkeit zutreffend benennen können. In der vorliegenden Studie wurden deshalb 21 Kinder, die sich derzeit in therapeutischer Behandlung befanden mit einem standardisierten Beobachtungsbogen (Dortmunder Entwicklungsscreening für den Kindergarten, DESK 3-6; Tröster, Flender & Reineke, 2004) von ihrer Erzieherin im Kindergarten beobachtet. Der Vergleich der Förderschwerpunkte in der Frühförderung mit den Ergebnissen des DESK 3-6 zeigt hohe Übereinstimmungen. Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund der Kooperation beider Institutionen diskutiert.
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Eine unabdingbare Voraussetzung für die Förderung von Kindern mit Entwicklungs- und Verhaltensauffälligkeiten ist, dass ihre Auffälligkeiten frühzeitig erkannt werden. Bei vielen Kindern - vor allem bei solchen mit allgemeinen Entwicklungsauffälligkeiten, deren Genese unklar ist - wird der Förderbedarf jedoch häufig nicht oder erst sehr spät erkannt (Böhm & Kuhn, 2000). Den Eltern der betroffenen Kinder fällt es schwer, Besonderheiten oder Auffälligkeiten zutreffend einzuschätzen (Blanz, Seemann, Schönejahn & Fricke, 1999; Rennen-Allhoff, 1991) oder sie wissen nicht, an wen sie sich bei Fragen zur Entwicklung ihres Kindes wenden können. Auch im Rahmen der gesetzlichen Vorsorgeuntersuchungen werden die Entwicklungs- und Verhaltensprobleme vieler Kinder nicht augenscheinlich. Die Gründe dafür sind vielfältig: sie reichen von unzureichenden Untersuchungsstandards (Ohrenberg-Antony & Neuhäuser, 1989) bis hin zu mangelnder Inanspruchnahmen der Untersuchungen gerade durch die Kinder, bei denen ein besonders hohes Risiko für die Ausbildung von Entwicklungs- und Verhaltensauffälligkeiten vorliegt (z. B. Beuels, 1993; Mersmann, 1998). Vielversprechende Möglichkeiten zur Früherkennung von ersten Anzeichen einer Entwicklungsgefährdung bietet der Kinder- „Das ist mir auch schon aufgefallen“ Übereinstimmungen bei der Beurteilung von Entwicklungsauffälligkeiten durch Erzieherinnen und Therapeutinnen in der Frühförderstelle JUDITH FLENDER, MONIKA DEMANT Zusammenfassung: Bei der Früherkennung von Kindern, die in ihrer Entwicklung gefährdet sind, bietet der Kindergarten einen niederschwelligen Zugang. Im Sinne eines gestuften Vorgehens können Erzieherinnen bei ersten Anzeichen einer Entwicklungs- oder Verhaltensauffälligkeit das Kind zur weiteren Abklärung an den Fachdienst verweisen. Bisher wurde jedoch nicht überprüft, ob die Erzieherinnen gefährdete Kinder zuverlässig erkennen und die ersten Anzeichen einer Entwicklungsauffälligkeit zutreffend benennen können. In der vorliegenden Studie wurden deshalb 21 Kinder, die sich derzeit in therapeutischer Behandlung befanden mit einem standardisierten Beobachtungsbogen (Dortmunder Entwicklungsscreening für den Kindergarten, DESK 3-6; Tröster, Flender & Reineke, 2004) von ihrer Erzieherin im Kindergarten beobachtet. Der Vergleich der Förderschwerpunkte in der Frühförderung mit den Ergebnissen des DESK 3-6 zeigt hohe Übereinstimmungen. Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund der Kooperation beider Institutionen diskutiert. Schlüsselwörter: Dortmunder Entwicklungsscreening, Früherkennung, Frühförderung, Kindergarten “That’s what I’ve already noticed” Agreement on the Assessment of Developmental Problems by Kindergarten-teachers and Therapists in Early Intervention Service Summary: Kindergarten offers the possibility to identify children who have developmental problems, because here many children leave their family surroundings for the first time and get in contact with other children. When the kindergarten teacher has noticed something special he or she can - by means of gradual action - report the children to early intervention services who will then carry out a detailed diagnostics. But until now it is little known if the kindergarten teacher can truly identify the children at risk and name the specific problems. In the present study 21 children were observed by their kindergarten teacher with a standard behaviour checklist (Dortmunder Entwicklungsscreening für den Kindergarten, DESK 3-6, Tröster, Flender & Reineke 2004). The comparison of the observations in kindergarten with the main diagnosis in the early intervention service show high agreement. These results are discussed with regard to the cooperation of both institutions. Keywords: Dortmunder Entwicklungsscreening, prevention, early intervention service, kindergarten Frühförderung interdisziplinär, 26. Jg., S. 23 -32 (2007) © Ernst Reinhardt Verlag München Basel garten: nahezu alle Kinder besuchen einen Kindergarten und viele Verhaltensweisen lassen sich im Rahmen des Kindergartens erstmalig beobachten. Die Erzieherin begleitet das Kind über einen Zeitraum von bis zu vier Jahren und erlebt es in vielen unterschiedlichen Situationen. Oft erhält sie zudem einen guten Einblick in die familiären Verhältnisse. Somit verfügt sie über Informationen, die im Rahmen der Früherkennung von Entwicklungs- und Verhaltensauffälligkeiten eine wichtige Rolle spielen. Die Erzieherin kann dadurch eine wichtige Funktion im Rahmen einer gestuften Früherkennung übernehmen. Dies bedeutet, dass die Erzieherin die Kinder in ihrer Einrichtung beobachtet und solche mit auffälligem Verhalten oder Entwicklungsproblemen dem kooperierenden Fachdienst meldet, welcher dann eine genaue diagnostische Abklärung vornimmt und ggf. eine Förderung des Kindes einleitet. Bei diesem interdisziplinären Vorgehen bekommt der Fachdienst wichtige Hinweise auf in ihrer Entwicklung gefährdete Kinder - die Erfassungsraten könnten somit gesteigert werden. Der Kindergarten erhält auf der anderen Seite eine Entlastung bei der Betreuung und Förderung dieser Kinder. Damit diese Kooperation gelingt, müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein. Behringer (2005) nennt hier u. a. die Akzeptanz der anderen Institution als gleichberechtigte Partner, was die Kommunikation der fachlichen Positionen und die Entwicklung einer gemeinsamen Sprache impliziert (Behringer, 2004, 176). Vielfach werden die Informationen über das Kind im Kindergarten jedoch unstandardisiert erhoben bzw. lassen sich die Alltagsbeobachtungen der Erzieherinnen häufig nur schwer strukturieren. Dies führt dazu, dass wichtige Informationen über das Kind und eventuelle Hinweise auf Entwicklungsverzögerungen oftmals nicht beachtet werden oder ihnen nicht die nötige Relevanz beigemessen wird. In der Folge kommt es zu Meinungsunterschieden darüber, welche Kinder zusätzliche Förderung benötigen und wer dies aufgrund seines persönlichen Status besser beurteilen kann (Koppold, 1991), wodurch Interventionen bei vielen Kindern erst sehr spät oder gar nicht erfolgen. Um die Kooperation zu verbessern und die Früherkennung gefährdeter Kinder sicherzustellen, sollte der fachliche Austausch zwischen den Institutionen Kindergarten und Frühförderstelle weiter ausgebaut werden. Dazu benötigt die Erzieherin ein Beobachtungsinstrument, welches die Erhebung und Dokumentation zuverlässiger und relevanter Beobachtungsdaten ermöglicht und welches somit im Rahmen einer interdisziplinären Zusammenarbeit als Verständigungsbasis für Erzieherinnen und Fachdienste dienen kann. Für das Dortmunder Entwicklungsscreening für den Kindergarten (DESK 3-6, Tröster, Flender, Reineke, 2004) konnte in einer Validierungsstudie mit dem Wiener Entwicklungstest (WET; Kastner- Koller & Deimann, 2002) bereits gezeigt werden, dass die Identifizierung entwicklungsauffälliger Kinder gelingt (Tröster, Flender & Reineke, 2004). Im Rahmen der vorliegenden Studie soll nun geklärt werden, ob das DESK 3-6 sich als Verständigungsbasis für Erzieherinnen und Therapeutinnen in der Frühförderstelle eignet, indem überprüft wird, ob eine Übereinstimmung der Ergebnisse des DESK 3-6 mit (1) dem klinischen Urteil und somit der Alltagspraxis von Therapeutinnen und (2) dem spezifischen Förderbedarf eines Kindes besteht. Die Untersuchung Methode Es wurde überprüft, inwieweit die Beobachtungen der Erzieherinnen mit dem DESK 3-6 mit den Einschätzungen der Therapeutinnen in der Frühförderstelle zur Entwicklung und zum Förderbedarf des Kindes übereinstimmen. Dazu wurde von den Erzieherinnen im 24 Judith Flender, Monika Demant FI 1/ 2007 Kindergarten das DESK 3-6 durchgeführt. In der Frühförderstelle wurde mit dem Kind eine Entwicklungsdiagnostik durchgeführt. Dazu wurde die Kaufmann Assessment Battery for Children (K-ABC, dt. Melchers & Preuß, 1991) eingesetzt. Dieser Test ermöglicht eine Messung der Intelligenz und der erworbenen Fertigkeiten bei Kindern im Alter zwischen 2; 6 und 12; 5 Jahren. Dazu liegen vier Skalen vor, von denen im Rahmen der vorliegenden Untersuchung die Skala intellektuelle Fähigkeiten, welche einzelheitliches und ganzheitliches Denken überprüft, und die Fertigkeitenskala, die Faktenwissen und die Anwendung der Fertigkeiten überprüft, eingesetzt. Zudem schätzte die jeweilige Therapeutin des Kindes dessen Förderschwerpunkte aufgrund der ausführlichen Diagnostik und einer teilweise bereits begonnenen therapeutischen Arbeit mit dem Kind ein. Die Förderschwerpunkte waren zuvor mit der Leitung der Frühförderung als bedeutsam erarbeitet worden. Aus den Förderschwerpunkten Sprache/ Kommunikation, Körperwahrnehmung/ Motorik, Wahrnehmung (sensorische Integration), Wahrnehmung (auditiv/ visuell), Ich- und Sozialkompetenz, Familienbegleitung, Aufmerksamkeit/ Konzentration und Feinmotorik wählte die Therapeutin einen ersten Förderschwerpunkt und zwei weitere Förderschwerpunkte für jedes Kind aus. DESK 3-6 Das Dortmunder Entwicklungsscreening DESK 3-6 ist ein standardisierter Beobachtungsbogen, mit dem die Erzieherin im Kindergarten Kinder bei der Lösung altersrelevanter Entwicklungsaufgaben beobachtet und Kinder mit nicht altersgemäßer Entwicklung zuverlässig identifizieren kann. Das DESK 3- 6 liegt in drei altersentsprechenden Versionen für 3-jährige, 4-jährige und für 5- und 6-jährige Kinder vor und beinhaltet jeweils 45 Entwicklungsaufgaben für die 3- und 4-jährigen Kinder und 50 Entwicklungsaufgaben für die 5- und 6-jährigen Kinder. Die Entwicklungsaufgaben sind den vier Entwicklungsbereichen Grobmotorik (GM), Feinmotorik (FM), Sprache und Kognition (SK) und Soziale Entwicklung (SE) zugeordnet. Die Reliabilität (interne Konsistenz) des Verfahrens liegt für die altersentsprechenden Beobachtungsbögen zwischen r = .91 und r = .93. Die Retest-Reliabilität bei einem Test-Retest-Intervall von 10 Monaten betrug r = .71 (Flender, 2005). Zur Auswertung des DESK 3-6 liegen Normen vor, die an einer Stichprobe von 1492 Kindern gewonnen wurden; aus dem Normwert ergibt sich der Screening-Befund („auffällig“: Stn = 1, „fraglich auffällig“: Stn = 2 und „unauffällig“: Stn ≥ 3). Stichprobe An der Studie nahmen Kinder teil, die zum Zeitpunkt der Erhebung Frühförderung in der Frühförderstelle im Kreis Unna erhielten und einen städtischen Kindergarten in Schwerte oder Holzwickede besuchten. Die Erhebung wurde zunächst mit den Therapeutinnen besprochen. Anschließend wurden die sechs städtischen Kindergärten durch Teamsitzungen über das Vorhaben der Studie informiert und darum gebeten, für Kinder, die Frühförderung erhalten, das DESK 3-6 auszufüllen. Für 21 Kinder konnte das Einverständnis der Eltern eingeholt werden, woraufhin mit der Durchführung des DESK 3-6 durch die Erzieherinnen im Kindergarten und der Datenerhebung in der Frühförderstelle begonnen wurde. Die Kinder der Stichprobe waren zum Zeitpunkt der Erhebung zwischen 41 und 75 Monate alt (M = 64.19, SD = 8.6). Die Zahl der Kinder im Alter von fünf und sechs Jahren überwog deutlich, zudem handelte es sich fast ausschließlich um Jungen (Tabelle 1). Sechzehn Kinder (76.2 %) hatten eine deutsche Nationalität, je zwei Kinder (9.5 %) hatten eine türkische oder russische Nationalität, ein Kind (4.8 %) eine polnische. FI 1/ 2007 „Das ist mir auch schon aufgefallen“ 25 26 Judith Flender, Monika Demant FI 1/ 2007 Der Vorstellungsgrund der Kinder in der Frühförderstelle wurde für 19 Kinder angegeben. Bei fünf von ihnen (26.3 %) lag der Verdacht auf eine allgemeine Entwicklungsverzögerung vor, weitere fünf Kinder wurden wegen Verhaltensauffälligkeiten vorgestellt. Bei drei Kindern (15.8 %) handelte es sich um ein frühgeborenes Kind (vor der 36. Schwangerschaftswoche). Bei einem Kind lag eine Sehbehinderung vor, drei Kinder zeigten Auffälligkeiten in der Motorik und zwei Kinder (9.5 %) im Bereich Sprache. Ergebnisse Die Ergebnisse in DESK 3-6 und K-ABC sind in Tabelle 2 dargestellt. Sie beziehen sich aufgrund vieler fehlender Daten und der Altersabhängigkeit des DESK 3-6 lediglich auf die 17 Kinder im Alter von 5 und 6 Jahren. Wie aufgrund der Stichprobe zu erwarten war, erhält ein Großteil der Kinder (70.5 %, n = 12) im DESK 3-6 ein auffälliges Gesamtergebnis. Die Zahl der auffälligen und fraglich auffälligen Befunde in den Untertests variiert zwischen 47.1 % (n = 8) im Entwicklungsbereich Feinmotorik und 76.5 % (n = 13) im Entwicklungsbereich Grobmotorik. Die Ergebnisse des K-ABC liegen lediglich für 14 bzw. 13 Kinder vor. Jedoch auch hier zeigt sich, dass weit mehr als die Hälfte der Kinder ein unterdurchschnittliches Ergebnis (PR < 25) erzielen. Von den Therapeutinnen wurde für 17 Kinder der Förderschwerpunkt angegeben (Tabelle 3). Insgesamt wurden dabei die Förderung der Ich- und Sozialkompetenz (19.6 %) und die Förderung von Sprach- und Kommunikationsstörungen (19.6 %) am häufigsten genannt. Ein besonderes Muster der Förderschwerpunkte ließ sich nicht erkennen. Eine Gruppierung war aufgrund der kleinen Stichprobe nicht möglich. Der Vergleich der Einschätzung des Förderschwerpunktes durch die Therapeutin mit dem Ergebnis im DESK 3-6 fällt unterschiedlich gut aus (Tabelle 4). Für den Entwicklungsbereich Sprache und Kognition des DESK 3-6 und die Einschätzung der Erzieherin, ob das Kind einen Förderschwerpunkt Sprache und Kommunikation hat, zeigen sich bei 13 der 15 Kinder Übereinstimmungen. Alle Kinder, für die die Therapeutin den Förderschwerpunkt Sprache und Kommunikation angibt, erhalten im DESK 3-6 ein auffälliges Ergebnis. Zwei Kinder sind im DESK 3- 6 auffällig, ohne dass die Therapeutin Sprache für sie als Förderschwerpunkt angegeben hat. In den Entwicklungsbereichen Grobmotorik und Soziale Entwicklung sind die Ergebnisse weniger übereinstimmend. Im Bereich Grobmotorik werden nur vier der 15 Kinder übereinstimmend beurteilt. Für sieben Kinder hat die Therapeutin den Förderschwerpunkt Körperwahrnehmung und Motorik angegeben, vier von ihnen erhalten einen auffälligen Befund im Entwicklungsbe- DESK 3-6 für Gesamt Jungen Mädchen Alter in Monaten n n % n % Range M SD Dreijährige 1 1 100.0 0 0 - 41.0 - Vierjährige 3 3 100.0 0 0 53 - 59 55.0 3.46 Fünf- und Sechsjährige 17 15 88.2 2 11.8 60 - 75 67.18 5.66 Gesamt 21 19 90.5 2 9.5 41 - 75 64.19 8.60 Tabelle 1: Geschlecht und Alter der Kinder der Stichprobe Anmerkungen: Häufigkeit (n) und Prozent (%) der Kinder der Stichprobe unterteilt nach Jungen und Mädchen für die drei Altersversionen des DESK 3-6. Für die späteren Auswertungen wird aufgrund fehlender Werte und Unterschieden in den altersentsprechenden Formen des DESK 3-6 nur die Gruppe der 5- und 6-Jährigen berücksichtigt. FI 1/ 2007 „Das ist mir auch schon aufgefallen“ 27 reich Grobmotorik des DESK 3-6; 3 Kinder sind hier unauffällig. Acht Kinder sind im DESK 3-6 in der Skala Grobmotorik auffällig, Körperwahrnehmung und Motorik wird jedoch nicht als ihr Förderschwerpunkt genannt. Vergleicht man den Förderbereich Ich- und Sozialkompetenz mit dem Befund im Entwicklungsbereich Soziale Entwicklung des DESK 3-6, so zeigt sich eine Übereinstimmung in der Beurteilung bei acht der sechzehn Kinder, viele Kinder mit dem Förderschwerpunkt Ich und Sozialkompetenz werden jedoch im DESK 3-6 nicht auffällig. Um einen Anhaltspunkt über die Profile der Kinder zu erhalten, werden die Kinder der jeweiligen ersten Förderschwerpunkte bezüglich der Ergebnisse im DESK 3-6 mit den Kindern verglichen, für die der Förderschwer- Befund auffällig fraglich unauffällig fehlend n % n % n % n % DESK 3-6 Gesamt 9 52.9 3 17.6 4 23.5 1 5.9 % FM 7 41.2 1 5.9 9 52.9 0 0.0 GM 7 41.2 6 35.3 3 17.6 1 5.9 % SK 9 52.9 1 5.9 6 35.3 1 5.9 % SE 8 47.1 1 5.9 8 47.1 0 0.0 K-ABC Skala Intellektuelle Fähigkeiten 10 58.8 4 23.5 3 17.6 Fertigkeitenskala 9 52.9 4 23.5 4 23.5 Tabelle 2: Befunde im DESK 3-6 und im K-ABC Anmerkungen: Häufigkeit (n) und Prozent (%) der Kinder mit auffälligem (PR < 4), fraglichem (PR < 11)und unauffälligem (PR > 11) Befund im DESK 3-6 und durchschnittlichem (PR > 25), bzw. unterdurchschnittlichem (PR < 25) Ergebnis im K-ABC. Die Angaben beziehen sich auf die 17 Kinder im Alter von 5 und 6 Jahren. FM = Feinmotorik, GM = Grobmotorik, SK = Sprache und Kognition, SE = Soziale Entwicklung. Gesamt Erster Ergänzender Förder- Förderschwerpunkt schwerpunkt n % n % Sprache/ Kommunikation 10 19.6 4 23.5 6 17.7 Ich- und Sozialkompetenz 10 19.6 5 29.41 5 14.7 Körperwahrnehmung/ Motorik 9 17.6 3 17.7 6 17.7 Familienbegleitung 9 17.6 1 5.9 8 23.5 Wahrnehmung (sensorische Integration) 6 11.8 2 11.8 4 11.8 Wahrnehmung (auditiv/ visuell) 3 5.9 2 11.8 1 2.9 Aufmerksamkeit/ Konzentration 3 5.9 0 0.0 3 8.8 Feinmotorik 1 2.0 0 0.0 1 2.9 Gesamt 51 100 17 100.0 34 100.0 Tabelle 3: Förderschwerpunkte, benannt durch die Therapeutin in der Frühförderung Anmerkungen: Häufigkeit (n) und Prozent (%) des ersten, der ergänzenden Förderschwerpunkte und dem Gesamt der Nennungen nach Einschätzung durch die Therapeutinnen. Es waren ein erster und zwei ergänzende Förderschwerpunkte anzugeben. 28 Judith Flender, Monika Demant FI 1/ 2007 punkt nicht angegeben wurde. Als Verfahren wurde der U-Test von Mann-Whitney eingesetzt (vgl. Bortz & Lienert, 1998). Der U-Test ist ein verteilungsfreies Verfahren, welches sich vor allem für kleine Stichproben eignet und die Rangplätze der Daten berücksichtigt. In Tabelle 5 sind die mittleren Rangplätze der Kinder mit dem jeweiligen ersten Förderschwerpunkt, bezogen auf die Entwicklungsbereiche des DESK 3-6, angegeben. Je niedriger der mittlere Wert einer Gruppe ist, desto niedriger ist auch der Rangplatz. Für die Kinder mit den Förderschwerpunkten Sprache/ Kommunikation, Körperwahrnehmung/ Motorik und Ich- und Sozialkompetenz zeigen sich signifikante Unterschiede in den Rangplätzen einzelner Entwicklungsbereiche im DESK 3-6. Die Kinder mit diesen Förderschwerpunkten erreichen weniger Screening-Punkte als die Kinder ohne diesen Förderschwerpunkt, jedoch nur in den mit dem Förderschwerpunkt korrespondierenden Entwicklungsbereichen des DESK 3- 6. In den übrigen Entwicklungsbereichen und für den im DESK 3-6 nicht erfassten Förderschwerpunkt Wahrnehmung (auditiv/ visuell) zeigen sich keine Unterschiede. Ebenso zeigen sich für den Gesamtwert im DESK 3-6 keine Unterschiede zwischen den Kindern mit dem jeweiligen Förderschwerpunkt im Vergleich zu den Kindern ohne diesen Förderschwerpunkt. Damit liegen erste Hinweise auf die differentielle Validität des DESK 3-6 vor. Zudem wird deutlich, dass neben dem Gesamtergebnis immer auch die Ergebnisse in den Entwicklungsbereichen berücksichtigt werden sollten. Neben der Analyse der Profile soll eine Analyse auf Itemebene weiteren Aufschluss bringen. Dazu werden die Korrelationen der Förderschwerpunkte („liegt vor“, liegt nicht vor“) mit den Items des korrespondierenden Entwicklungsbereiches („gelöst“, „nicht gelöst“) berechnet. Dieses Verfahren eignet sich jedoch nur für die Gruppe aller Kinder, für die Förderschwerpunkt Ich und Sozialkompetenz Skala SE des DESK 3-6 Liegt vor Liegt nicht vor Gesamt auffällig/ fraglich 5 3 8 unauffällig 5 3 8 Gesamt 10 6 16 Förderschwerpunkt Sprache und Kommunikation Skala SK DESK 3-6 Liegt vor Liegt nicht vor Gesamt auffällig/ fraglich 8 2 10 unauffällig 0 5 5 Gesamt 8 7 15 Förderschwerpunkt Körperwahrnehmung und Motorik Skala GM des DESK 3-6 Liegt vor Liegt nicht vor Gesamt auffällig/ fraglich 4 8 12 unauffällig 3 0 3 Gesamt 7 8 15 Tabelle 4 : Übereinstimmung von Förderschwerpunkt und Befund im DESK 3-6 Anmerkung: Kreuztabelle für die Übereinstimmung der Einschätzung des Förderschwerpunktes durch die Therapeutin in der Frühförderstelle mit dem Befund im korrespondierenden Entwicklungsbereich des DESK 3-6. SE = Soziale Entwicklung, SK = Soziale Kognition, GM = Grobmotorik. FI 1/ 2007 „Das ist mir auch schon aufgefallen“ 29 der Förderschwerpunkt angegeben wurde. Für die Gruppe der Kinder, die diesen Förderschwerpunkt als ersten Förderschwerpunkt haben, kann aufgrund der kleinen Stichprobe nur eine Beschreibung, in diesem Fall, von welchen Kindern die Aufgaben gelöst wurden, herangezogen werden. Wie Tabelle 6 zeigt, weisen sechs Items der Skala Sprache und Kognition signifikante Korrelationen mit dem Vorliegen des Förderschwerpunktes auf. Dies sind im Besonderen die Aussprache des Kindes, Erzählfähigkeit, Verwendung der Grammatik und Sprachfluss; das Segmentieren von Silben (Klatschen) zeigt mit r = .78 (p < .01) die höchste Korrelation. Für den Förderbereich Körperwahrnehmung/ Motorik lässt sich nur für eine Aufgabe zum Springen eine Korrelation nachweisen; viele Aufgaben zur Körperkoordination werden jedoch ausschließlich von den Kindern ohne den Förderschwerpunkt Körperwahrnehmung/ Motorik gelöst. Für den Förderschwerpunkt Ich- und Sozialkompetenz lässt sich nur eine Aufgabe nachweisen, die von keinem Kind mit diesem Förderschwerpunkt gekonnt wird: „Kann Streit und Konflikte friedlich lösen“, Korrelationen mit Aufgaben des Entwicklungsbereichs Soziale Entwicklung im DESK 3-6 ergeben sich nicht. Um die Korrektheit der Urteile der Therapeutinnen (Förderschwerpunkt) vs. dem Ergebnis des DESK 3-6 an einem Außenkriterium zu validieren, können die Ergebnisse des K-ABC nur bedingt herangezogen werden. Sie Screening-Punkte im DESK 3-6 Förder- Fein- Grob- Sprache und Soziale Gesamtschwerpunkt motorik motorik Kognition Entwicklung entwicklung n Rang U-Test Rang U-Test Rang U-Test Rang U-Test Rang U-Test Sprache/ Kommunikation FS 3 7.67 7.00 3.00 11.50 6.33 16.00 15.00 3.00* 4.50 13.00 Kein FS 10 7.45 7.00 8.73 6.41 7.20 Körperwahrnehmung/ Motorik FS 3 5.33 3.00 8.33 10.33 6.00 10.00 3.00* 14.00 8.00 12.00 Kein FS 10 8.09 8.20 7.27 6.73 7.30 Wahrnehmung (visuell, auditiv) FS 2 6.00 8.00 10.50 5.25 7.50 9.00 9.00 6.00 7.50 10.00 Kein FS 11 7.75 6.82 7.00 7.88 6.91 Ich- und Sozialkompetenz FS 4 8.75 8.00 6.13 3.88 5.17 15.00 12.00 14.50 5.50* 9.50 Kein FS 9 7.00 6.70 8.05 8.95 7.55 Tabelle 5: Ergebnisse des U-Tests für Förderschwerpunkte und Screening-Punkte Anmerkung: Mittlerer Rangplatz und Prüfgröße des U-Tests für Kinder mit und ohne den angegebenen Förderschwerpunkt (FS) bezogen auf die vier Entwicklungsbereiche und den Gesamtwert des DESK 3-6. Die Förderschwerpunkte Aufmerksamkeit/ Konzentration, Sensorische Integration, Familienbegleitung und Feinmotorik werden nicht berücksichtigt, da diese nicht oder nur einmalig als erster Förderschwerpunkt angegeben wurden. * p < .05, ** p < .01, n = 13 30 Judith Flender, Monika Demant FI 1/ 2007 erlauben lediglich Aussagen über die Skala Sprache und Kognition des DESK 3-6 bzw. den Förderschwerpunkt Sprache und Kommunikation. Hier liegt jedoch eine hohe Übereinstimmung zwischen den Förderschwerpunkten und dem Ergebnis im DESK 3-6 vor (vgl. Tabelle 4). Dies bestätigt sich auch beim Heranziehen des Ergebnisses im K-ABC. Alle Kinder mit unterdurchschnittlichem Ergebnis im K-ABC erhalten auch einen auffälligen Befund in der Skala Sprache und Kognition des DESK 3-6, und von den Therapeutinnen wird, bis auf eine Ausnahme, für diese Kinder auch der Förderschwerpunkt Sprache und Kommunikation genannt. Von den vier Kindern mit einem durchschnittlichen Wert in der Fertigkeitenskala des K-ABC erhalten drei auch im DESK 3-6 ein unauffälliges Ergebnis. Ein Kind mit einem Prozentrang von PR = 61 in der Fertigkeitenskala des K-ABC erhält einen auffälligen Befund im Bereich Sprache und Kognition des DESK 3-6 und eine Förderempfehlung Sprache und Kommunikation durch die Therapeutin. Die übrigen drei Kinder mit durchschnittlichen Ergebnissen im K- ABC erhalten ein unauffälliges Ergebnis in der Skala Sprache und Kognition des DESK 3-6 und für sie wird kein Förderschwerpunkt Sprache und Kommunikation angegeben. Zusammenfassung Ziel der vorliegenden Studie war es zu überprüfen, inwieweit die Übereinstimmung der Einschätzung des Vorliegens von Anzeichen einer Entwicklungsverzögerung durch die Erzieherin im Kindergarten mit der Beurteilung des Kindes durch die Therapeutin in der Frühförderstelle gelingt. Dazu führten die Erzie- Förderschwerpunkt Item des DESK Phi Lös a Sprache/ SK 1 Spricht zwei viersilbige Zauberwörter nach + Kommunikation SK 4 Klatscht die Silben eines 2- und eines 3-silbigen Wortes .78** SK 5 Hat eine unauffällige Aussprache .88** + SK 7 Benutzt in der Regel grammatikalisch richtige Sätze, die aus 5 oder mehr Wörtern bestehen .68** SK 8 Kann Erlebtes in zeitlicher und logischer Reihenfolge berichten .63** + SK 12 Kann anderen Kindern oder der Erzieherin Spiele erklären, die es kennt .62** + SK 13 Spricht fließend .63** + SK 14 Löst einfache und anschauliche Plus- und Minusaufgaben + Körperwahrnehmung/ GM 2 Balanciert im Zehen-Hacken-Gang + Motorik GM 4 Springt mit beiden Beinen gleichzeitig über ein Seil hin und her .63* GM 7 Prellt einen Ball + GM 10 Hüpft Hampelmann + GM 11 Steht für 10 Sekunden auf den Fußspitzen, der Oberkörper ist im rechten Winkel gebeugt + Soziale Entwicklung SE 5 Kann Streit und Konflikte friedlich lösen + Tabelle 6: Bedeutsame Korrelationen zwischen Items und korrespondierendem Entwicklungsbereich Anmerkungen: Signifikante Phi-Koeffizienten für die Korrelationen der Aufgabenlösung (gelöst, nicht gelöst) mit dem Vorliegen eines Förderschwerpunktes (liegt vor, liegt nicht vor). Das Vorliegen des Förderschwerpunktes berücksichtigt dabei den ersten und weitere Förderschwerpunkte gleichermaßen. a kein Kind mit dem jeweiligen Förderschwerpunkt als erstem Förderschwerpunkt löst die mit einem + markierten Aufgaben. * p < .05, ** p < .01 herinnen das DESK 3-6, eine standardisierte Entwicklungsbeobachtung, mit dem Kind im Kindergarten durch. Die Therapeutinnen in der Frühförderstelle schätzten den jeweiligen Förderbedarf der Kinder ein. Zusätzlich wurden die Ergebnisse einer standardisierten Entwicklungsbeobachtung mit dem K-ABC herangezogen. Die Ergebnisse zeigen individuelle und sehr unterschiedliche Profile der Kinder, wobei eine Systematisierung sehr schwer fällt. Dies liegt zum einen an der sehr kleinen Stichprobe, zum anderen an den unterschiedlichen Kombinationen der Förderschwerpunkte, wie sie von den Therapeutinnen angegeben werden. Trotzdem lassen sich Übereinstimmungen der Einschätzung in Kindergarten und Frühförderstelle zeigen. So erhalten alle Kinder, bei denen die Therapeutin den Förderschwerpunkt Sprache und Kommunikation angibt, ein auffälliges oder fragliches Ergebnis in der Skala Sprache und Kognition des DESK 3-6. Für die Förderschwerpunkte Ich- und Sozialkompetenz und Körperwahrnehmung und Motorik gelingt die Übereinstimmung nicht in gleichem Maße - hier werden lediglich die Hälfte der Kinder mit dem jeweiligen Förderschwerpunkt im DESK 3-6 auffällig. Der Vergleich der erreichten Screening-Punkte der Kinder eines Förderschwerpunktes mit den Kindern ohne diesen Förderschwerpunkt zeigt jedoch jeweils signifikant weniger Screening-Punkte im korrespondierenden Entwicklungsbereich und verweist somit auf die Validität des Screening-Profils. Alle Ergebnisse können aufgrund der kleinen Stichprobe nur als erste Hinweise gelten und sollten unbedingt an einer größeren Stichprobe repliziert werden. Die gute Übereinstimmung der Befunde für den Bereich Sprache zeigt sich auch im Vergleich mit dem Außenkriterium K-ABC. Alle Kinder, die ein auffälliges Ergebnis im K-ABC haben, erhalten im Bereich Sprache und Kommunikation des DESK 3-6 einen auffälligen oder fraglichen Befund und haben den Förderschwerpunkt Sprache und Kommunikation. Nur ein Kind mit einem durchschnittlichen Ergebnis im K-ABC erhält im DESK 3-6 ein auffälliges Ergebnis und wird von der Therapeutin auch mit dem Förderschwerpunkt Sprache eingeschätzt, weshalb das Testergebnis nochmals überprüft werden sollte. In der Itemanalyse ergeben sich für den Förderschwerpunkt Sprache und Kommunikation und sechs Items der Skala Sprache und Kognition des DESK 3-6 signifikante Korrelationen; zudem können sechs Items identifiziert werden, die von keinem Kind mit diesem Förderschwerpunkt gelöst werden. In den anderen Entwicklungsbereichen ist die Itemanalyse nicht so überzeugend. Dies mag zum einen daran liegen, dass z. B. im Bereich Grobmotorik des DESK 3-6 12 Kinder ein auffälliges oder fragliches Ergebnis haben, jedoch nur 7 einen Förderschwerpunkt Körperwahrnehmung und Motorik erhalten. Für diese Kinder ist denkbar, dass sie Auffälligkeiten im Bereich Motorik haben, andere Schwierigkeiten jedoch gravierender sind, sodass Körperwahrnehmung und Motorik bei den drei zu benennenden Förderschwerpunkten nicht erwähnt wird. Für den Bereich der Sozialen Entwicklung ist denkbar, dass vor allem viele Kinder mit internalisierenden Störungen den Förderschwerpunkt Ich- und Sozialkompetenz erhalten. Hier fehlen im DESK 3-6 möglicherweise relevante Items. So zeigt sich in der Itemanalyse auch lediglich das Item „Kann Streit und Konflikte friedlich lösen“ (SE 5) als bedeutsam. Ein großes Problem der vorliegenden Studie wurde bereits genannt: die geringe Stichprobengröße lässt verallgemeinerbare Befunde kaum zu. Die Studie sollte unbedingt an einer größeren Stichprobe repliziert werden. Im Weiteren sollte die Wahl des Außenkriteriums besser überdacht und zuverlässiger erhoben werden, dann wäre auch eine bessere Bewertung fehlender Übereinstimmungen möglich. Hier sind viele Gründe denkbar: neben einem tatsächlich unterschiedlichen Verhalten in Kindergarten und Frühförderstelle kann die mangelnde Übereinstimmung ein Hinweis auf FI 1/ 2007 „Das ist mir auch schon aufgefallen“ 31 32 Judith Flender, Monika Demant FI 1/ 2007 Probleme bei der Durchführung des DESK 3- 6 oder mangelnde Gültigkeit des Verfahrens im untersuchten Bereich sein. Es kann jedoch auch eine mangelnde Präzision der Einschätzung des Förderschwerpunktes sein - oder daran liegen, dass sich der Förderbedarf des Kindes prinzipiell nicht durch die erzwungene Kategorisierung der Förderschwerpunkte ausdrücken lässt. Im Besonderen fehlen Hinweise, wie die Therapeutinnen in der Frühförderung zu ihrer Einschätzung des Förderschwerpunktes gelangen. Neben globalen Förderschwerpunkten sollten deshalb Diagnosen und detaillierte Kriterien erhoben werden. Zusammenfassend fordern die Ergebnisse und Übereinstimmungen neben aller Kritik jedoch dazu auf, die Kooperation zwischen Kindergarten und Frühförderung zu intensivieren und v. a. den Erzieherinnen im Kindergarten Instrumente bereitzustellen, mit denen sie eine professionelle Rolle in dieser Zusammenarbeit einnehmen können. Dazu sollten sie noch besser über die Vorzüge standardisierter Beobachtung informiert werden. Auch sollten weitere Items zu Beobachtung der Kinder im Kindergarten identifiziert werden, die wichtige Hinweise für die Therapeutin in der Frühförderstelle bieten. Die Beobachtungen der Erzieherinnen, die Testdiagnostik und das klinische Urteil der Therapeutinnen sollten sich sinnvoll ergänzen, und Ungereimtheiten könnten Anlass sein, bei diesen Kindern nochmals genauer hinzuschauen. Auch bietet sich so für Erzieherinnen und Therapeutinnen die Möglichkeit, die eigenen Einschätzungen immer wieder kritisch zu hinterfragen, was dann hoffentlich dazu führt, dass viele Kinder mit Entwicklungs- und Verhaltensproblemen frühzeitig erkannt und einer Förderung zugeführt werden können. Literatur Abel, M. und Schneider, U. (2000). Die Förderung von Kindern im Kindergartenalter - ein Konzept zur Verbesserung der psychosozialen Versorgung. In C. Leyendecker & T. Horstmann (Hrsg.). Große Pläne für kleine Leute. München: Ernst-Reinhard Verlag. S. 116 - 121. Behringer, L. (2005): Interdisziplinarität in der Frühförderung. Frühförderung interdisziplinär, 24 (4), 168 - 178. Beuels, F.-R. (1993). Soziale Einflüsse auf die Gesundheitsvorsorge. Eine Analyse der Essener Schuleingangsuntersuchungen 1989, 1990 und 1991. Sozialwissenschaften und Berufspraxis, 4 (16), 265 - 280. Blanz, B., Seemann, U., Schönejahn, A. & Fricke, R. (1999). Psychische Gesundheit im Schuleintrittsalter. 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Fakultät Rehabilitationswissenschaften Universität Dortmund Emil-Figge-Str. 50 D-44221 Dortmund E-Mail: judith.flender@uni-dortmund.de Monika Demant Frühförderstelle im Kreis Unna Pappelweg 17 D-59423 Unna
