Frühförderung interdisziplinär
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0721-9121
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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Konzepte zur vorschulischen Förderung
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2007
Armin Castello
Veronika Tenambergen
Im Rahmen einer explorativen Untersuchung (n = 261) wurden Eltern gebeten, zu verschiedenen Themen der Vorschulförderung Stellung zu beziehen. Es wurden Strategien zur Information bezüglich einschulungsrelevanter Themen erfragt, sowie die Bewertung unterschiedlicher Quellen erhoben. Weiterhin wurden die antizipierten Anforderungen an ihre Kinder erfragt, wie sie bei der Einschulung zum Tragen kommen würden. Die Eltern gaben Auskunft zu bekannten bzw. praktizierten Strategien zur Vorbereitung des Schriftspracherwerbs und zur Förderung der Aufmerksamkeit für ihre Kinder. Schließlich wurde der Umgang mit dem Thema Leistungsverhalten in der familiären Interaktion betrachtet.
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Mit dem internationalen Vergleich der Leistungen von Schülern (Baumert et al. 2001) und nationalen Untersuchungen zu den Kompetenzen an Grundschulen in der Bundesrepublik (Bos et al. 2003), wendet sich der kritische Blick der Öffentlichkeit nun zusehends auf die Zeit vor der Einschulung. Die ZEIT vom 15. 8. 06 publizierte einen Schwerpunkt „Kindergarten“ mit der Überschrift „Wie viel Bildung muss sein? “. Diese Frage wird häufig mit Hilfe des Konstrukts der Schulreife beantwortet. Psychische Merkmale, die die Schulreife markieren, werden in der Konsequenz verstärkt diskutiert. Nickel & Schmidt- Denter (1995) benannten hierzu drei Bereiche: kognitive, motivationale und soziale Voraussetzungen. Kognitive Voraussetzungen werden mit „realistischen Einstellungen zur Umwelt“ definiert. Dazu gehören die analytische Auffassung von Wahrnehmungsinhalten, das Kategorisieren und Herstellen gemeinsamer Beziehungen und die Begriffsbildung. Im sprachlichen Bereich ist das Unterscheiden einzelner Laute und Erkennen von Buchstaben gemeint. Sie sind zudem im Erkennen einfacher Mengenverhältnisse und Größenbeziehungen sichtbar, im Vorhandensein eines Symbolverständnisses zweiter Ordnung und in einem altersangemessenen sprachlichen Entwicklungsstand. Eine Fülle von Programmen zur vorschulischen und schulischen Förderung betrifft gerade diesen kognitiven Bereich. Zu erwähnen sind dabei insbesondere das Würzburger Trainingsprogramm zur Vorbereitung auf den Erwerb der Schriftsprache durch Förderung der phonologischen Bewusstheit „Hören, Lauschen, Lernen“ (Küspert & Schneider, 2003) und das Denktraining für Kinder zur Förderung des induktiven Denkens (Klauer 1991) - beide haben sich bereits empirisch und praktisch bewährt. Motivationale Voraussetzungen betreffen die Arbeitshaltung des Kindes bei Anforderungen, die von außen gestellt werden. Sie umfassen die Anstrengungsbereitschaft, Aus- Konzepte zur vorschulischen Förderung ARMIN CASTELLO, VERONIKA TENAMBERGEN Zusammenfassung: Im Rahmen einer explorativen Untersuchung (n = 261) wurden Eltern gebeten, zu verschiedenen Themen der Vorschulförderung Stellung zu beziehen. Es wurden Strategien zur Information bezüglich einschulungsrelevanter Themen erfragt, sowie die Bewertung unterschiedlicher Quellen erhoben. Weiterhin wurden die antizipierten Anforderungen an ihre Kinder erfragt, wie sie bei der Einschulung zum Tragen kommen würden. Die Eltern gaben Auskunft zu bekannten bzw. praktizierten Strategien zur Vorbereitung des Schriftspracherwerbs und zur Förderung der Aufmerksamkeit für ihre Kinder. Schließlich wurde der Umgang mit dem Thema Leistungsverhalten in der familiären Interaktion betrachtet. Schlüsselwörter: Vorschulförderung, Eltern, Schriftspracherwerb, Leistungsverhalten Parental Ideas Concerning the Priming of School Enrolment Summary: Within an explorative analysis (n = 261) parents were surveyed regarding several issues of the priming of school enrolment. Strategies providing corresponding information were asked as well as their evaluation. Furthermore anticipated school enrolment requests affecting their children were asked. Parents gave information concerning known and frequently used methods to prepare the acquisition of literacy language and fostering the attention of their children. Finally the families manner to deal with school achievement was examined. Keywords: Preschool training, parents, literacy, achievement Frühförderung interdisziplinär, 26. Jg., S. 121 -128 (2007) © Ernst Reinhardt Verlag München Basel dauer, Aufmerksamkeit und Selbststeuerung. Aufgrund des in den meisten Fällen erheblichen Unterschieds zwischen schulischen und vorschulischen Lernsettings wird dieser Aspekt besonders wichtig. Diese Unterschiedlichkeit kann mit ungünstigen Lernerfahrungen motivationale Probleme mit verursachen, trotz kognitiv hinreichender oder sogar überdurchschnittlicher Fähigkeiten eines Kindes. Bezüglich der sozialen Voraussetzungen ist die Frage entscheidend, ob das betreffende Kind sich in eine Gruppe Gleichaltriger einzuordnen und mit seinen eigenen Wünschen hinter den Zielen der Gruppe zurückzustehen vermag. Der Förderung kognitiver, motivationaler und sozialer Kompetenzen kommt eine immer stärkere Bedeutung zu. Bereits Schmalohr (1976) markiert als wichtigste Bedingung für eine erfolgreiche Förderung den Umstand, dass überhaupt eine Förderung stattfindet. Diese bestehe in einer intensiven Zuwendung und Betreuung im Elternhaus und auch in anderen beteiligten Institutionen. Aus ökopsychologischer Sicht ist gerade das aktive Einbeziehen der Eltern zentral; Nickel & Schmidt-Denter (ebda) kommen nach einer Diskussion sehr unterschiedlicher Förderprogramme zu dem Schluss, dass Fördermaßnahmen umso effektiver seien, je überdauernder und umfassender sie die Umweltbedingungen des Kindes positiv veränderten. Somit wird das Thema Einschulung für die Familie häufig bereits früher aktuell, da zudem Fragen der Schulfähigkeit, Schulwahl, etc. geklärt werden müssen. In dieser Phase machen sich viele Eltern Gedanken über die Schulkarriere, mögliche Schwierigkeiten und darüber, wie frühzeitig der Übergang in den Schulalltag erleichtert werden kann (Weigert & Weigert 1991). Der Zeitpunkt der Einschulung ist ein wichtiges Ereignis im Familienleben insbesondere wenn es das erste Kind ist; er ist - nicht nur für das Kind, sondern auch für die Eltern - ein kritisches Lebensereignis (Petzold, 1992). Fragestellung Insgesamt ist aber noch wenig bekannt, über welche Konzepte von Vorschulförderung und Schulfähigkeit Eltern verfügen. Ziel der vorliegenden Studie bestand darin, Informationen zu vorhandenem einschlägigen Wissen, praktizierter vorschulischer Förderung und aktiver Schulvorbereitung zu erheben. Schwerpunkte dieser Untersuchung waren folgende Aspekte: • Von den Eltern wahrgenommene Anforderungsbereiche der Schule und vorschulischer Förderbereiche • Bekanntheit, Nutzung und Bewertung vorschulischer Fördermöglichkeiten und einschlägiger Informationsquellen • Bekanntheit, Anwendung und Bewertung von Strategien zur Vorbereitung auf den Schriftspracherwerb • Bewertung und Anwendung von Möglichkeiten der Aufmerksamkeitsförderung • Umgang mit den motivationalen Voraussetzungen der Schulreife Stichprobenbeschreibung Es wurde eine Gelegenheitsstichprobe von Eltern mit Kindern im Vorschulalter anhand eines Fragebogens schriftlich standardisiert befragt. Hierzu wurden mit Unterstützung von zehn regionalen Kindergärten Eltern um ihre Mitarbeit gebeten. Bei einer Rücklaufquote von 43,4 % konnten die Aussagen von n = 261 Eltern mit in die Studie einfließen. Etwa 41 % dieser Gruppe übte einen Beruf auf der Basis einer akademischen Berufsqualifikation aus, etwa 58 % verfügten über eine Fachhochschulbzw. Hochschulreife. Bei 53 % der untersuchten Gruppe bezogen sich die Angaben auf ein Mädchen, bei 47 % auf einen Jungen dieses Alters. Die Abbildung stellt die Altersverteilung der Kinder dar: 122 Armin Castello, Veronika Tenambergen FI 3/ 2007 FI 3/ 2007 Konzepte zur vorschulischen Förderung 123 Über die Hälfte der Kinder der befragten Eltern waren 5 Jahre alt und älter, 3,6 % der Kinder lagen außerhalb der Altersspanne „Vorschule“ und waren jünger als 3 Jahre oder älter als 6 Jahre. Erhebungsinstrument Den Eltern wurde ein selbstständig auszufüllendes Inventar vorgelegt, das verschiedene Itemformen geordnet nach den oben genannten Bereichen enthielt. Einige Fragen, insbesondere solche nach der Verfügbarkeit von Wissensbeständen, mussten notwendigerweise offen gestellt, die Antworten im zweiten Schritt kategorisiert werden. Items zur persönlichen Meinung waren in den meisten Fällen Aussagen, deren Gültigkeit individuell zu gewichten war, z. B. „Finden Sie, dass das Belohnen guter Leistungen richtig ist? “ (ja/ eher ja/ nein/ eher nein). Ergebnisse Die Ergebnisse dieser Untersuchung werden hier primär deskriptiv dargestellt. Es werden genutzte Informationsquellen und von den Eltern antizipierte Anforderungen beschrieben sowie die elterliche Einschätzung von Fragen zu den Bereichen Schriftspracherwerb, Aufmerksamkeitsförderung und Leistungsverhalten wiedergegeben. Pädagogische Information für Eltern Jeweils etwa die Hälfte (52 %) aller Befragten gaben an, sich gezielt in Zeitschriften und Büchern zu Möglichkeiten der vorschulischen Förderung zu informieren. Für 9,6 % der Eltern ist der Erfahrungsaustausch mit anderen Eltern und Freunden hierzu eine wichtige Informationsquelle, insbesondere dann, wenn diese bereits Erfahrungen im Umgang mit Kindern haben. Andere Quellen verteilen sich wie folgt: diverse Kursangebote (6,1 %), elektronische Informationsmedien (4,2 %), Fachinstitutionen (2,3 %), Gespräche mit Pädagogen und Ärzten (2,7 %). 31,0 % der Eltern gaben an, sich nicht gezielt hinsichtlich der Förderung ihres Kindes im Vorschulalter zu informieren. Etwa ein Drittel der Eltern (32,2 %) beschäftigt sich häufig, 48,7 % manchmal mit der zukünftigen schulischen Entwicklung ihres Kindes. Ein kleiner Teil der Eltern tut dies selten (13,8 %) oder nie (3,1 %). Abbildung 1: Altersverteilung der Kinder der befragten Eltern 124 Armin Castello, Veronika Tenambergen FI 3/ 2007 Bewertung der Vorschulförderung Eine vorschulische Förderung wird in vielen Bereichen für sinnvoll erachtet, wobei es den meisten Eltern wichtig ist, dass dies spielerisch und ohne Zwang praktiziert wird - 93,5 % halten eine Förderung des Sozialverhaltens, 84,7 % der Sprache und 82,8 % der Aufmerksamkeit für sinnvoll. Ein Viertel (22,6 %) der Eltern mit 5- und 6-jährigen Kindern erachtet das Lesen- und Schreibenlernen bereits im Vorschulalter für richtig, 19,2 % schätzt die Förderung des Leistungsverhaltens als positiv ein. Abbildung 2 gibt einen Überblick zu den genannten Förderbereichen. Teilweise benannten die Eltern spezielle Interventionen in Zusammenhang mit vorschulischer Förderung wie Logopädie, Ergotherapie, Kinesiologie, Psychomotorik, spezielle Schulvorbereitung (19,5 %). Ebenso findet eine Förderung im musischen und kreativen Bereich bei 17,6 % der Befragten statt und bei 16,1 % im Sportbereich. Immerhin 8,4 % der Eltern nehmen eine heilpädagogische Förderung für ihre Kinder in Anspruch. Knapp 4 % haben kinderpsychologische, 3 % einschlägige kinderärztliche Hilfe in Anspruch genommen. Fast alle Eltern (96 %) hielten es für sinnvoll, Eltern bei der Förderung ihrer Kinder allgemein zu unterstützen. Nur etwa ein Viertel (28,3 %) der Befragten äußerte, dass es ein Programm zur vorschulischen Elternförderung „nicht“ oder „eher nicht“ interessant fände. Die meisten Eltern würden etwa zwei Stunden pro Woche für eine solche Elternqualifikation „bereitstellen“. Antizipierte Anforderungen bei der Einschulung Nach Einschätzung der Eltern kommt eine Fülle neuer Anforderungen mit der Einschulung auf ihr Kind zu. 55,9 % halten motivationale Anforderungen an ihr Kind nach der Einschulung für bedeutsam, 48,3 % der Eltern erwarten besondere kognitive, 34,9 % Abbildung 2: Häufig genannte Vorschulförderbereiche Sozialverhalten Sprache Aufmerksamkeit Sport Feinmotorik Kreativität Persönlichkeit schulische Inhalte FI 3/ 2007 Konzepte zur vorschulischen Förderung 125 soziale Anforderungen. Nach Einschätzung von 29,5 % der Eltern kommen besondere personale Anforderungen (z. B. Selbstständigkeit) mit der Einschulung auf ihr Kind zu. Für 18,4 % sind ebenfalls motorische Anforderungen an ihr Kind relevant. Förderung des Schriftspracherwerbs Den Eltern wurden verschiedene Übungen zur Förderung der Vorläuferkompetenzen des Schriftspracherwerbs vorgelegt (vgl. Küspert & Schneider 1994; Küspert 1998), mit denen verfügbares einschlägiges Wissen zu Möglichkeiten der vorschulischen Förderung erhoben wurde. Diese verschiedenen Ebenen zur Unterstützung der phonologischen Bewusstheit werden in der folgenden Abbildung dargestellt. Bis auf den Bereich der „Identifikation von Anlauten“ wendet weniger als die Hälfte der Eltern die Möglichkeiten zur Vorbereitung des Schriftspracherwerbs an. Es werden dabei große Unterschiede zwischen Übungen z. B. zur „Lautidentifikation“ und „Segmentierung“ deutlich. Mögliche Unterschiede zwischen den Gruppen von Eltern verschiedener beruflicher Ausgangslagen sollten genauer betrachtet werden: Die von den Eltern als bekannt/ angewandt zu markierenden Förderstrategien mit dem Fokus des Schriftspracherwerbs wurden zu einem Summenscore zusammengefasst, der als „mittlere Anwendungshäufigkeit von Strategien zur Förderung der phonologischen Bewusstheit“ bezeichnet werden kann. Die genannten Strategien wurden von „Eltern ohne akademische Ausbildung“ (5,86) seltener angewandt als von solchen, mit „mindestens einem Elternteil mit akademischer Ausbildung“ (6,30) (SD = 1,71); diese Differenz war in der inferenzstatistischen Überprüfung (T-Test) signifikant (p = 0.02). Abbildung 3: Parentale Förderung des Schriftspracherwerbs 126 Armin Castello, Veronika Tenambergen FI 3/ 2007 Insgesamt treffen 37,9 % der Eltern weitere gezielte Maßnahmen zur Förderung des Schriftspracherwerbs durch spezielle Materialien wie beispielsweise Zahlen- und Wortpuzzles, Buchstabenmemory, Sprachspiele etc. Ein kleinerer Teil (13 %) der Eltern sprechen sich gegen einen gezielten Einsatz von Materialien zur Erleichterung des Schriftspracherwerbs ihres Kindes aus. Auf die Frage nach regelmäßig durchgeführten Aktivitäten, um gezielt den Schriftspracherwerb ihres Kindes zu fördern, nennen 53,3 % erste eigene Lese- und Schreibübungen, die Beschäftigung mit Buchstaben, den spielerischen Einsatz von Büchern zum Vorlesen, Reimen, das gemeinsame Betrachten und das Erklären von Inhalten sowie Erzählen von Geschichten und Märchen. Es sind 18,8 % der Eltern, die weitere Maßnahmen benennen, um den Schriftspracherwerb ihres Kindes gezielt zu fördern. Diese Nennungen beziehen sich auf unterschiedliche Wort- und Sprachspiele und auf spielerische Lese- und Schreibübungen. Eltern benannten unterschiedliche Zeitpunkte als Einstieg in die Schriftsprachförderung. Folgende Abbildung zeigt die Verteilung der Antworten auf die Frage des Beginns der speziellen Schriftsprachförderung ihres Kindes. Den Entwicklungsstand ihres Kindes bezüglich Lesen und Schreiben schätzen 19,9 % der Eltern mit „weiter als der zu erwartende Entwicklungsstand“ ein; 70,1 % der Eltern qualifizierten die kindliche Kompetenz als „normal, entspricht dem Entwicklungsstand“ ein. Dass die Anzahl von Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten bei Kindern steigt, davon sind 88,5 % der Eltern überzeugt. Fast die Hälfte dieser Gruppe (44 %) erklärt sich dies mit ungünstigen familiären Bedingungen wie beispielsweise dem Zeitmangel der Eltern. Ebenfalls ungünstig wirke sich ein Überangebot an Freizeitaktivitäten aus, das mit zunehmender „Rastlosigkeit“ in der Familie einhergehe. Auch die Unsicherheiten vieler Eltern aufgrund der häufigen Veränderungen in der Rechtschreibung wurden aufgeführt. 51,7 % sehen in den elektronischen Medien einen wichtigen Grund für die steigende Zahl von Kindern mit Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten, 30,3 % verweisen auf die ungenügende Vorlese- und Abbildung 4: Beginn der Förderung des Schriftspracherwerbs Lesebereitschaft und 14,5 % der Eltern erklären sich das Phänomen mit einem ungünstigen elterlichen Sprachverhalten. Aufmerksamkeitsförderung Auf die Frage, ob sie es für wichtig hielten, die Aufmerksamkeit ihres Kindes vor der Einschulung gezielt zu fördern, antworteten 89,7 % der Befragten mit „ja“ oder „eher ja“. Hierbei wird von vielen Eltern (72,4 %) betont, dass die Förderung nur über spielerische Aktionen erfolgen könne. In diesem Zusammenhang ist es manchen Eltern wichtig anzumerken, dass vor der gezielten Förderung primär der Spaß an bestimmten Spielen stehen soll und das natürliche Explorationsverhalten des Kindes berücksichtigt werden muss. Das Durchhaltevermögen unterstützen 73,2 % aller Befragten durch gezielte Spiele; die beste Voraussetzung zur Entwicklung des Durchhaltevermögens sehen manche Eltern im Interesse sowie in der Freude des Kindes an geeigneten Spielen. Ein gezieltes Zuhören fördern knapp 90 % der befragten Eltern durch Vorlesen. Leistungsverhalten Die Frage, ob die Eltern es für wichtig halten, das Leistungsverhalten ihres Kindes gezielt zu beeinflussen, beantworten 16,5 % der Eltern mit „ja“, 37,2 % der Eltern mit „eher ja“, 33,0 % der Eltern mit „eher nein“ sowie 8,4 % der Eltern mit „nein“; 18 % setzen zur Förderung des Leistungsverhaltens ihres Kindes positive Verstärker ein. Für 12,7 % der Eltern geht die Förderung des Leistungsverhaltens ihres Kindes mit dem Einsatz diverser Medien einher. Lediglich 15,7 % der Eltern versuchen nicht, das Leistungsverhalten ihres Kindes zu fördern; eine häufige Begründung hierfür war, dass sie dies im Vorschulalter als zu früh empfinden und keinen Leistungsdruck auf das Kind ausüben wollten. Auf die Frage, ob die Eltern Belohnung für gute Leistungen richtig finden, antworten 36,4 % der Eltern mit „ja“, 43,7 % der Eltern mit „eher ja“, 11,5 % der Eltern mit „eher nein“ sowie 5,7 % der Eltern mit „nein“. In diesem Kontext war es vielen Eltern wichtig zu betonen, dass differenziert werden muss zwischen angemessener Belohnung durch Lob und Anerkennung vs. nicht akzeptabler Belohnung in Form von materiellen Geschenken. Dass Bestrafung für schlechte Leistung richtig ist, beantworten 1,5 % der Eltern mit „ja“, 1,5 % der Eltern mit „eher ja“, 24,1 % der Eltern mit „eher nein“ sowie 71,3 % der Eltern mit „nein“. Hier geben manche Eltern zu bedenken, dass es zum einen wichtig ist, sich über die Ursache von schlechten Leistungen des Kindes Gedanken zu machen. Ein sehr großer Teil (86,2 %) spricht mit seinem Kind über Leistung und Anstrengung. Zwei Drittel hiervon (61,7 %) gibt an, dies selbstverständlich und mehr oder weniger oft im Alltag beziehungsweise je nach Situation zu tun, indem beispielsweise am Ende des Tages gemeinsam mit dem Kind der Tag nochmals reflektiert und darauf aufmerksam gemacht wird, was aktuell gut beziehungsweise weniger gut war. In diesem Kontext wird von den Eltern häufig darauf geachtet, dass dem Kind der Zusammenhang zwischen Leistungsrückmeldung und der eigenen Anstrengung erklärt und besprochen wird, wie Dinge verändert werden können. Diskussion Eltern informieren sich häufig gezielt hinsichtlich vorschulischer Förderung. Nur ein kleiner Teil der Befragten macht sich keine Gedanken, wie die Einschulung gelingen wird. Es sind die Bereiche Sozialverhalten, Sprache und Aufmerksamkeit, deren Förderung den Eltern am wichtigsten erscheinen, wobei nahezu alle Befragten eine Unterstützung wünschen und bereit wären, hierfür Zeit zu investieren. Nach Auffassung der Eltern sind besonders FI 3/ 2007 Konzepte zur vorschulischen Förderung 127 128 Armin Castello, Veronika Tenambergen FI 3/ 2007 motivationale und kognitive Anforderungen mit der Einschulung verbunden. Zur Vorbereitung des Schriftspracherwerbs und Förderung der Aufmerksamkeit werden häufig intuitiv Übungen gemacht, aber bei Weitem nicht alle Möglichkeiten der Vorschulförderung ausgeschöpft. Insgesamt wird in der Untersuchung deutlich, dass Eltern gerne mehr über Möglichkeiten zur Vorbereitung der Einschulung wüssten. Dies zeigt sich am beeindruckenden Rücklauf zur Studie und an der Bereitschaft, Zeit und Energie in eine Erleichterung des Schuleintritts zu investieren. Die Daten belegen einen Bedarf an Unterstützung und Information von Eltern, deren Kinder sich im Vorschulalter befinden. Literatur Baumert, J., Klieme, E., Neubrand, M., Prenzel, M., Schiefele, U., Schneider, W., Stanat, P., Tillmann, K.-J. & Weiß, M. (Hrsg.) (2001). Knowledge and skills for life: First results from PISA 2000. OECD, Paris Bos, W., Lankes, E.-M., Prenzel, M., Schwippert, K., Walther, G. & Valtin, R. (Hrsg.) (2003). Erste Ergebnisse aus IGLU. Schülerleistungen am Ende der vierten Jahrgangsstufe im internationalen Vergleich. Waxmann, Berlin Klauer, K. J. (1991) Denktraining für Kinder II: Programm zur intellektuellen Förderung. Hogrefe, Göttingen Küspert, P. (1998). Phonologische Bewusstheit und Schriftspracherwerb. Europäische Hochschulschriften: Reihe 6, Psychologie; Bd. 604. Lang, Frankfurt am Main Küspert, P. & Schneider W. (2003). Hören, lauschen, lernen. Sprachspiele für Kinder im Vorschulalter. Würzburger Trainingsprogramm zur Vorbereitung auf den Erwerb der Schriftsprache. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen Nickel, H., Schmidt-Denter, U. (1995). Vom Kleinkind zum Schulkind: eine entwicklungspsychologische Einführung für Erzieher, Lehrer und Eltern. Reinhardt, München Petzold, M. (1992). Die Einschulung des ersten Kindes und die Erwartungen der Eltern - eine kleine Pilotstudie. Zeitschrift für Familienforschung, 4, S. 160 - 170. Schmalohr, E. (1976). Psychologie des Erstlese- und Schreibunterrichts: empirische Beiträge zur Lehrmethodenforschung, entwicklungspsychologische Grundlegung, Frühleseproblematik und Lese- Rechtschreib-Schwäche. Reinhardt, München Weigert, H. & Weigert, E. (1991). Schuleingangsphase. Hilfen für eine kindgerechte Einschulung. Beltz, Weinheim/ Basel Dr. Armin Castello Veronika Tenambergen, Dipl. Psych. Universität Freiburg Engelbergerstr. 41 D-79104 Freiburg E-Mail: castello@psychologie.uni-freiburg.de
