Frühförderung interdisziplinär
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0721-9121
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/fi2013.art01d
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2013
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Wahrnehmung einer drohenden geistigen Behinderung und Einstellungen zur Frühförderung bei Eltern mit türkischem Migrationshintergrund
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2013
Klaus Sarismki
Es wird über leitfadengestützten Interviews mit 16 Eltern von Kindern mit (drohender) geistiger Behinderung berichtet zu ihrer Wahrnehmung der Behinderung und zu ihren Einstellungen und Erfahrungen in Bezug auf die Frühförderung. Zusätzlich werden Interviews mit 11 Fachkräften aus Frühförderstellen und Schulkindergärten zu ihren Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Eltern mit türkischem Migrationshintergrund ausgewertet. Psychosoziale Belastungen durch die Diagnose und kulturspezifische Aspekte der Bewältigung werden diskutiert und Schlussfolgerungen für die Förderung interkultureller Kompetenzen der Fachkräfte sowie den Abbau sprachlicher Barrieren gezogen.
1_032_2013_1_0001
3 Frühförderung interdisziplinär, 32. Jg., S. 3 -16 (2013) DOI 10.2378/ fi2013.art01d © Ernst Reinhardt Verlag ORIgInalaRbEIt Wahrnehmung einer drohenden geistigen Behinderung und Einstellungen zur Frühförderung bei Eltern mit türkischem Migrationshintergrund Klaus Sarimski Zusammenfassung: Es wird über leitfadengestützten Interviews mit 16 Eltern von Kindern mit (drohender) geistiger Behinderung berichtet zu ihrer Wahrnehmung der Behinderung und zu ihren Einstellungen und Erfahrungen in Bezug auf die Frühförderung. Zusätzlich werden Interviews mit 11 Fachkräften aus Frühförderstellen und Schulkindergärten zu ihren Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Eltern mit türkischem Migrationshintergrund ausgewertet. Psychosoziale Belastungen durch die Diagnose und kulturspezifische Aspekte der Bewältigung werden diskutiert und Schlussfolgerungen für die Förderung interkultureller Kompetenzen der Fachkräfte sowie den Abbau sprachlicher Barrieren gezogen. Schlüsselwörter: Geistige Behinderung, Frühförderung, Migration Attitudes toward intellectual disabilities and early intervention in parents with Turkish migrant background Summary: We report on interviews with 16 parents of children with intellectual disabilities collecting information on their attitude toward intellectual disabilities and early intervention services. Additionally 11 early intervention professionals are asked about their experience in the collaboration with parents with Turkish migrant background. Psychosocial stress and culture-specific aspects of coping are discussed as well as conclusions for the professional development of cross-cultural competences and the removal of language barriers. Keywords: Intellectual disabilities, early intervention, migrant background I n Deutschland leben derzeit über 15 Mio. Mitbürger mit einem teilweisen oder vollständigen Migrationshintergrund. Mit mehr als 2.4 Mio. stellen türkische Staatsangehörige sowie eingebürgerte Einwohner mit türkischem oder kurdischem ethnischen Hintergrund die größte (und weiterhin anwachsende) Gruppe dar. In der Bevölkerung von unter 25 Jahren haben Personen mit Migrationshintergrund einen Anteil von 24 %; unter den Kindern unter fünf Jahren sind mehr als ein Drittel Kinder von Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit, von eingebürgerten Eltern oder von ethnisch gemischten Eltern (Marschke & Brinkmann, 2011). So ist es nicht verwunderlich, dass Kinder aus Familien türkischer Herkunft auch einen beträchtlichen Anteil der Klientel von Frühförderstellen ausmachen. In interdisziplinären Frühförderstellen in Baden-Württemberg liegt der Anteil von Kindern aus Migrationsfamilien nach einer Erhebung von Werner (2004) z. B. bei 16 %. Dabei finden sich allerdings erhebliche regionale Schwankungen; in urbanen Ballungsräumen stammen bis zu 45 % der betreuten Kinder aus Migrationsfamilien. Familien türkischer Herkunft bilden dabei (mit 41 %) die größte Gruppe. 4 FI 1 / 2013 Klaus Sarimski Leider ist die Fachliteratur zur Lebenssituation, den Bedürfnissen und besonderen Problemen von Migrationsfamilien, in denen Kleinkinder mit Behinderungen aufwachsen, noch recht lückenhaft, insbesondere was empirisch angelegte Studien angeht. Kauczor (1999) befragte 30 Eltern von 19 Kindern türkischer Herkunft zu ihren Erfahrungen mit der Diagnosemitteilung, Vermutungen zu den Ursachen der Behinderung, Therapieversuchen, Auswirkungen der Behinderung auf ihre familiären Beziehungen und ihren sozialen Erfahrungen mit Verwandten. Hennige (2006) führte zu ähnlichen Themen qualitative Interviews mit Familien unterschiedlicher Herkunft durch. In anderen Arbeiten wurden nicht die Familien, sondern die Fachkräfte der Frühförderung zu ihren Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Familien ausländischer Herkunft befragt (Hohmeier, 1996; Schartner, 2004; Bopp, 2004). Küpelikilinc (2004) berichtet aus ihrer Erfahrung als Psychologin an einem Sozialpädiatrischen Zentrum über Fallstricke in der Beratung von Migrantenfamilien, Bode (2004) als Leiter eines Sozialpädiatrischen Zentrums über kulturspezifische Probleme der Betreuung von Migrantenkindern im Medizinsystem. Merz-Atalik (1997, 2008) und Rauscher (2003) beleuchten grundlegende Aspekte der Kommunikation in interkulturellen Situationen mit Relevanz für das professionelle Handeln von (Sonder-) Pädagogen. Die hier vorgestellten Ergebnisse sollen einen Beitrag leisten zum Verständnis der Wahrnehmung von (drohender) geistiger Behinderung und möglicher Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit zwischen Fachkräften der Frühförderung und Eltern türkischer Herkunft, die es in einem familienorientierten Konzept von Frühförderung zu berücksichtigen gilt. Befragung von Eltern und Fachkräften Durch die Vermittlung von verschiedenen Frühförderstellen in Baden-Württemberg konnten 16 Eltern türkischer Herkunft für die Teilnahme an einer Befragung gewonnen werden. Die Tabelle 1 gibt einen Überblick über die Zusammensetzung der Stichprobe. Ein Vater und vier Mütter sind bereits in Deutschland zur Welt gekommen; bei den übrigen schwanken Zeitpunkt der Migration nach Deutschland und Dauer des Aufenthalts hier zwischen drei und 40 Jahren. 12 Väter sind derzeit berufstätig; vier Familien sind auf Arbeitslosengeld II (Hartz IV) angewiesen (darunter eine alleinerziehende Mutter). Die vier Mütter, die in Deutschland zur Welt gekommen sind, haben eine Ausbildung abgeschlossen und sind aktuell ebenfalls berufstätig. Die Mütter mit eigener Migrationserfahrung sind dagegen zu Hause; sie beherrschen - wie die Interviews zeigten - die deutsche Sprache schlechter als die Väter (auch wenn sich ihre Aufenthaltsdauer in Deutschland nicht wesentlich unterscheidet) und haben überwiegend soziale Kontakte zu Familien, die ebenfalls türkischer Herkunft sind. Der Entwicklungsstand der Kinder wurde mittels des Elternfragebogens VADEMECUM (Schlienger, 2003) bestimmt, der den Eltern zur Wahl in deutscher und türkischer Sprache vorgelegt wurde. Die kindlichen Fähigkeiten werden dabei in fünf Entwicklungsbereichen erhoben; die Summenwerte können Entwicklungsalterswerten in der Spanne bis zu 36 Monaten zugeordnet werden. Auch wenn die Objektivität der Elternangaben nicht überprüft werden kann, erschien es auf der Basis dieser orientierenden Werte möglich zu sichern, dass es sich bei den Kindern der befragten Eltern um eine Gruppe handelt, bei der eine geistige Behinderung droht oder diagnostiziert ist. Bei mindestens drei Kindern der befragten Familien handelt es sich um Kinder mit schwerer und mehrfacher Behinderung. Sechs Kinder werden derzeit noch von der Frühförderung betreut, zehn Kinder besuchen einen Schulkindergarten, der einer Schule mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung angeschlossen ist. 5 FI 1 / 2013 Wahrnehmung drohender geistiger Behinderung durch Eltern mit türkischem Migrationshintergrund Es wurden leitfadengestützte Interviews im häuslichen Rahmen durchgeführt 1 . Die Gesprächsdauer der Interviews betrug durchschnittlich 90 - 120 Minuten. Innerhalb dieses Zeitraums wurde von den Eltern auch der VADEMECUM-Fragebogen ausgefüllt. Etwa die Hälfte der Eltern wählte dabei die türkische Version, einer Mutter mussten die Fragen und Antwortmöglichkeiten aufgrund eines funktionalen Analphabetismus vorgelesen werden. Die Mehrzahl der Eltern beklagte den Umfang der entwicklungsbezogenen Fragen und hatte bei einzelnen Items Verständnisschwierigkeiten, während sie sich im leitfadengestützten Interview ausnahmslos sehr bereitwillig über ihre Erfahrungen äußerten. Der Leitfaden für das Interview umfasste Fragen zu den Umständen der Diagnosestellung und der Wahrnehmung der Behinderung aus Elternsicht, zu den damit verbundenen Belastungen für die Familie und zu den Erfahrungen mit dem deutschen Hilfesystem, vor allem den Angeboten der Frühförderung. Zusätzlich wurden Interviews mit elf Fachkräften geführt; es handelte sich dabei teilweise um Mitarbeiterinnen der Einrichtungen, in denen die Kinder der oben beschriebenen Stichprobe gefördert werden: sieben Mitarbeiterinnen bzw. Leiterinnen einer Frühförderstelle, eine Leiterin eines Schulkindergartens sowie drei Sonderpädagoginnen und eine Fachlehrerin, die in einem Schulkindergarten tätig sind. Leitfragen für diese Interviews bezogen sich auf die Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Familien türkischer Herkunft, spezifische Hilfen beim Zugang zur Frühförderung sowie Überlegungen zur Förderung interkultureller Kompetenz bei Mitarbeitern der Frühförderung. Alle Interviews wurden transkribiert und nach den Regeln der qualitativen Inhaltsanalyse (Mayring, 2005) ausgewertet. Im Folgenden werden die sich daraus ergebenden Eindrücke aus den Interviews zusammengefasst und mit relevanten Textstellen aus einzelnen Interviews belegt. 1 Die befragung der Eltern zum Entwicklungsstand der Kinder und die leitfadengestützten Interviews wurden von Sonja Engelhard, Silke Strobel und David Weber im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Hausarbeiten zum abschluss eines Studiums der Sonderpädagogik durchgeführt. Ihnen sei an dieser Stelle für die sorgfältige Erhebung und ausarbeitung der Interviews herzlich gedankt. Kind Alter Entwicklungsalter Dauer des Aufenthalts der Eltern (in Jahren; Vater/ Mutter) Y F n Se ba bo Sa a E EM M I Z ab bC CE 67 46 70 48 41 71 30 43 58 37 41 71 24 35 36 50 30 30 3 -6 6 -18 21 -30 7 -30 2 -15 30 -36 30 -36 11 -18 18 -30 24 -36 4 -6 22 -24 13 -21 24 -34 17 / 22 19 / 7 7 / in D. geboren ? / 5 15 / in D. geboren 18 / 18 - / ? 26 / 44 9 / in D. geboren 10 / 30 40 / 15 in D. geboren / 14 16 / in D. geboren 22 / 14 33 / 22 3 / 18 tab. 1: Stichprobe 6 FI 1 / 2013 Klaus Sarimski Wahrnehmung der Behinderung Die Mitteilung der Diagnose einer dauerhaften Behinderung wird als Schock erlebt, gefolgt von Trauer und Verzweiflung. Die psychosoziale Belastung durch die Diagnosemitteilung unterscheidet sich nicht von den Erfahrungen, die Eltern behinderter Kinder im Allgemeinen berichten. „Seine erste Diagnosestellung, wie er mir das ins Gesicht gesagt hat, … und ich dann unter Schock stand und da durchgedreht bin. Ich weiß nicht, wie ich da nach Hause gekommen bin mit dem Auto … ich hätte auch einen Unfall bauen können mit dem Kind. Das war so, dass ich dann Angstzustände bekam, wenn ich zu ihm gehen sollte und dann entweder die Termine abgesagt hab, oder absichtlich nicht wahrgenommen hab.“ - „Die Ärzte haben gesagt: Wir wissen nicht, ob er durchkommt, und zweitens wissen wir nicht, ob er eine Behinderung hat … Für mich habe ich gesagt, dann soll er lieber sterben, ein behindertes Kind, ich weiß nicht. … Am Anfang dacht ich: Das ist nicht mein Kind, das will ich nicht, das kann ich nicht großziehen. Am Anfang war es schwer, hab‘ ich nicht angefasst, aber nach einer Woche, zwei Wochen, habe ich angefangen ihn zu heben … nach einem Monat, da haben wir uns eigentlich doch beschlossen zu kämpfen.“ Mehrere Familien geben allerdings an, dass ihre mangelnden Sprachkenntnisse es sehr schwer gemacht hätten, die Erklärungen der Ärzte zu verstehen. Zwei Familien entscheiden sich denn auch, ihr Kind noch einmal in der Türkei untersuchen zu lassen. „Erst wusste ich nicht, was das ist, Krampfanfälle. Dann war ich zu Hause und habe im Wörterbuch geguckt.“ - „Und dann hat mein Schwager, der ist Arzt in der Türkei, in dieser Zeit mich angerufen und gesagt, ich soll zu ihm kommen. Ich bin dann mit dem Kind in die Türkei geflogen, nach Istanbul in die Uniklinik, hab sie da unten untersuchen lassen.“ Bei mindestens sechs Familien wird allerdings deutlich, dass die Beeinträchtigungen der Entwicklung primär im Bereich der Sprache gesehen und auf das zweisprachige Aufwachsen zurückgeführt oder lediglich als Auffälligkeiten im Verhalten, nicht aber als Anzeichen einer geistigen Behinderung anerkannt werden. Zwei Gesprächspartner gehen davon aus, dass keine Intelligenzminderung vorliegt, ein anderer Vater räumt die Behinderung ein, spricht jedoch von der verbleibenden Hoffnung: „Ich denke einfach, das Kind hat vor irgendwas Angst, und das schließt ihn. Wenn man ihn mal so betrachtet wie einen PC, dann ist es kein Hardwareproblem, sondern ein Softwareproblem, weil, mit der Hardware ist alles in Ordnung … er hat irgendeine Angst, das blockiert ihn.“ - „Also wo ich die Brief gelesen hab’, da steht „Ihre behinderte C.“, das tut mir weh eine Seite, aber ich weiß ja, dass sie nicht behindert ist. Nur sie kann nicht reden, aber jetzt redet sie auch viel mehr und da mach’ ich mir auch keine Sorge, wenn die auch behindert schreiben.“ - „Heute will man immer noch nicht akzeptieren, dass er so krank ist. Aber wahres Leben zeigt halt, er ist krank, dann muss man auch so lieben. Wir haben immer noch Hoffnung, dass bis er sieben Jahre alt ist, wird er gesund, dann geht er in eine normale Schule. Wir haben diese Hoffnung immer noch, wir wollen das nicht verlieren. Vielleicht lügen wir uns selber an, aber Hoffnung ist da. Wenn er geistig ok ist, die haben gesagt, es dauert ein paar Jahre, aber der kann schon laufen.“ In der subjektiven Wahrnehmung der Ursache der Behinderung finden sich keine kulturspezifischen Besonderheiten; insbesondere ergeben sich keine Hinweise auf traditionelle Deutungsmuster oder Heilungserwartungen, wie sie aus Berichten über den Umgang mit Behinderungen in traditionell orientierten Familien in der Türkei angedeutet werden. In fünf Interviews werden allerdings Selbstvorwürfe oder Schuldzuweisungen thematisiert. „Aber ich gebe mir die Schuld, weil ich das Kind vorher nicht wollte. Das ist auch der Grund, warum ich gestürzt bin. Das ist eine Strafe Gottes, weil ich das Kind nicht wollte. … Ich bestrafe mich selbst momentan.“ - „Ich wollte überhaupt kein drittes Kind, mein Mann wollte unbedingt eine Tochter, das war der Grund. … Aber ich meine, als wir ihn 7 FI 1 / 2013 Wahrnehmung drohender geistiger Behinderung durch Eltern mit türkischem Migrationshintergrund bekommen haben, das war traurig. Ich hab ihn schon jedes Mal immer schuldig daran gemacht. … ich sage es ihm immer noch. Und deshalb fühlt er sich auch schuldig daran. Er sagt immer, wenn ich dir zugehört hätte, dann wäre das vielleicht nicht passiert.“ Glaube und Religion spielen für die Verarbeitungsprozesse eine erkennbare Rolle. Sie wirken bei einigen der befragten Mütter, die sich als gläubige Muslimin bezeichnen, als Entlastung von Vorwürfen und Schuldgefühlen. Die Behinderung des Kindes wird in diesen Fällen als Aufgabe betrachtet, die ihnen Gott aufgrund ihrer Fähigkeiten auferlegt hat. „Jeder auf der Welt hat irgendetwas zu erfüllen, jeder hat ’ne Aufgabe. …Dass das jetzt meine Aufgabe ist, also seit drei Jahren. Ich hab das von Gott bekommen, diese Aufgabe, und muss die jetzt weiterführen.“ - „Ich glaube, dass es Schicksal ist. Weil die Leben zeigt Ihnen, wo müssen Sie gehen. Weil ich wollte keine Kind und Kind ist passiert, ne? Ihr Schicksal kommt einfach … Sie müssen diese Zeit erleben. Egal, wenn Sie was machen, Sie können nicht ändern.“ - „Bei uns ist das eher positiv, wenn man ein behindertes Kind hat, es ist wie ein Glück. Das ist ein Glück, weil im andren Leben, also wir glauben ja auch ans andere Leben, da kommen wir dann, weil in diesem Leben sehr viel … Belastungen und körperlich sehr viel Gutes für das Kind getan haben, dass wir … durch das Kind in den Himmel kommen. Also bei uns … ist eher etwas Gutes für das spätere Leben.“ Dies wird allerdings nicht in allen Fällen von beiden Elternteilen gleichermaßen so gesehen. Ein Vater: „Das ist sich selber lügen, man weiß, man kann nichts machen. Der Glaube beruhigt vielleicht auch … ja, aber man muss mal fragen, warum hat Gott das gemacht? Was hat er davon? Macht ihm das Spaß? “ Seine Frau antwortet: „Nee, die sagen, das ist eine Prüfung … für die Eltern. Die glauben, ja das kommt von Gott. Wenn man immer so denkt, die denken, dein Kind wird gut. Aber wenn man denkt ,ich bin traurig, warum hat Gott das so gemacht? ‘, dann wird’s noch mehr schlimmer.“ Ähnlich wie in deutschen Familien sind auch in den hier befragten türkischstämmigen Familien die Mütter die Hauptverantwortlichen für die Kinder. Dabei gibt es zwischen den Lebenslagen der Frauen Unterschiede, die von ihrem Migrationszeitpunkt abhängig zu sein scheinen. Frauen, die nach Deutschland nachgezogen sind, leben isolierter und sind stärker von Vereinsamung bedroht. Sie erleben den Verlust ihrer Bezugspersonen in der Türkei als besonders schmerzhaft. In den Familien, in denen die Frauen bereits in Deutschland aufgewachsen sind, findet eine Adaption der Rollenverteilung innerhalb der Familie statt, sodass sie trotz des zeitlichen Aufwandes für Pflege und Betreuung ein Stück Autonomie und soziale Kontakte bewahren können. Sie wirken in der Einschätzung der eigenen Lebenssituation zufriedener; dazu trägt auch bei, dass sie außerfamiliäre Hilfen (z. B. eine Familienhelferin) in Anspruch nehmen. Eine Mutter engagiert sich zudem im Kindergarten, indem sie die Mitarbeiterinnen bei der Elternarbeit für türkische Familien unterstützt. Die Reaktionen ihrer Angehörigen auf die Behinderung ihres Kindes bewerten die meisten der befragten Eltern als positiv, jedoch deuten sie auch an, dass die Behinderung als Gesprächsthema eher vermieden wird. Eine Mutter erlebt das Unverständnis ihrer weiteren Familie als belastend. Zwei Familien loben jedoch auch ausdrücklich die Unterstützung und Akzeptanz vonseiten ihrer Verwandten in der Türkei, wenn sie einen Heimatbesuch machen. „Ganz gut. Niemand fragt mich so direkt eigentlich. Niemand redet mit mir direkt. Jeder fragt: „Sag mal, geht’s ihm gut? “ … Also so im Detail fragt mich niemand was. - „Für mich war das schlimm. Weil, ich hab’ mich auch nicht so verstanden gefühlt, von der Familie her. Die Leute sagen: Hey, der hat doch nix’ und schütteln so den Kopf, und das ärgert einen halt am meisten.“ - „Und wenn wir in die Türkei gehen, z.B. die zwei Tanten, die da sind, 8 FI 1 / 2013 Klaus Sarimski die lieben sie auch über alles. Und ich bin auch sehr froh, wenn ich da bin. Die nehmen sie mir und ich habe einen Monat fast frei, ich geh fort, ich bin stets bis abends unterwegs. Und das tut mir so gut.“ Mehrere Mütter betonen die Unterstützung, die sie von ihrem Partner bekommen. In den Fällen, in denen das nicht der Fall ist, gewinnen die älteren Geschwisterkinder an Bedeutung für die Mütter, sei es als praktische Hilfe bei der Betreuung oder als Dolmetscher bei Kontakten zu Ärzten oder Einrichtungen. Leben die Großeltern in Deutschland, werden diese häufig ebenfalls als wertvolle Unterstützung erlebt. Insgesamt ist eine Tendenz zur Intensivierung der innerfamiliären Kontakte zu beobachten. Nur eine der Mütter gibt an, fachliche Hilfe bei einer Psychotherapeutin in Anspruch zu nehmen. Für einige andere Mütter wirkt der Mangel an Beratungsfachkräften mit türkischer Sprachkenntnis als Zugangsbarriere zu fachlichen Hilfen. „Also ich war schon einmal psychisch richtig kaputt, gell. Gar niemand hat mir geholfen. … Also meiner Familie tu’ ich auch nicht so viel erzählen, ich tu’ eigentlich niemand so viel erzählen. Mein Mann und ich. Weil die verstehen das irgendwie nicht. Weil man so ein Kind nicht hat und nicht erlebt, versteht man so etwas nicht.“ - „Meine Ängste haben das nicht mehr mitgemacht, ich habe gesagt, ich schaffe das nicht alleine, ich brauche professionelle Hilfe. Dann habe ich meinen Mut zusammengenommen und gesagt, ich mache das jetzt.“ Einstellungen und Erfahrungen zur Frühförderung Bei den meisten der befragten Familien ist die Kontaktaufnahme zur Frühförderstelle nicht von den Eltern ausgegangen, sondern durch die Überweisung eines Arztes (meist im Sozialpädiatrischen Zentrum der Region) initiiert worden. Da es in der Türkei kein vergleichbares Angebot für die betroffenen Eltern gibt, sind insbesondere die Eltern, die spät zugezogen sind, auf externe Hinweise auf diese Unterstützungsmöglichkeiten angewiesen. Soweit Frühförderung aktuell erfolgt oder erfolgt ist, wird sie von den Gesprächspartnerinnen durchweg positiv bewertet. Die Fachkraft dient aus Sicht der Mütter auch als Gesprächspartnerin für andere Themen als die unmittelbare Förderung des Kindes und unterstützt sie bei der Beantragung von Hilfsmitteln oder der Vermittlung spezifischer Therapeuten. Sie sind bemüht, sich über die verschiedenen therapeutischen Angebote zu informieren; religiös-magische Heilungsversuche, wie sie in traditionellen Familien des Herkunftslandes noch von Bedeutung sein mögen, werden nicht genannt. Auffallend ist allerdings, dass sie sich kaum aktiv an der Förderung des Kindes zu beteiligen scheinen. Die Verantwortung für die Behandlung wird - teils aus Unsicherheit, die auf die Sprachbarrieren zurückgeführt wird - der Fachkraft zugeschrieben. „Ich schau’ immer zu, das ist mit Spielen und so. Und mehrmals lass’ ich sie alleine. Weil wenn ich bin dabei, sie weiß von der Gefühl her und sie fühlt es und sie spielt nicht oder sie guckt nur auf mich. Deswegen lass’ ich sie alleine manchmal und zwischendurch komm’ ich dann und schau.“ - „Meine Frau war mit drin, haben auch zusammen gespielt. Zu Hause haben wir nichts mitgenommen, weil die Krankengymnastin ist spezialisiert: Beine hoch und des. Und da haben wir gesagt: Nicht, dass wir was Falsches machen. Auch bei der Heilpädagogin - sie hat halt Spielzeug und zu Hause haben wir auch versucht, aber wie gesagt …“. Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit zwischen den Fachkräften der Frühförderung und den Eltern liegen an Schwierigkeiten der Kommunikation sowie an einer unzureichenden Aufklärung der Eltern über die Angebote des Hilfesystems. So haben nur zwei der befragten Familien direkt nach der Diagnosestellung vom Arzt eine Aufklärung über Leistungen erhalten, die ihnen zustehen. Unabhängig von ihrer Aufenthaltsdauer und ihren Sprachkenntnissen haben viele Eltern erst 9 FI 1 / 2013 Wahrnehmung drohender geistiger Behinderung durch Eltern mit türkischem Migrationshintergrund nach mehreren Jahren von ihrem Anspruch auf Pflegegeld erfahren; die Information erhielten sie eher zufällig oder über andere betroffene Eltern. Mehrere Eltern betonen, dass sie das Pflegegeld als sehr hilfreich erleben. „Ich habe von einer Anwältin, die auch ein sehr krankes Kind hat, erfahren, dass man Pflegevertretung bekommen kann, dass man das auch von der Lohnsteuer absetzen kann, also die Fahrten in die Kliniken, dass man Windeln bekommen kann, hab ich von ihr erfahren. Das hab ich auch alles vorher nicht gewusst.“ - „Jetzt brauchen wir das auch. Mit Hartz IV. Und wir müssen drei- oder viermal nach X. zur Therapie. Wir haben das Geld immer für Therapie verwendet, wir haben Reittherapie gemacht und so.“ Eine Mutter hat im Kindergarten selbst die Initiative ergriffen und Informationsbroschüren für andere Familien ins Türkische übersetzt. „In unserem Kindergarten haben wir Eltern organisiert, dass wir alle 2 - 3 Monate ein Elternfrühstück machen, da treffen wir uns alle, jeder bringt was mit und dann setzen wir uns an einen Tisch und tauschen aus, was wir so wissen. Wir haben gemerkt, dass fast 60 % der Eltern nichts wussten. Weil das einfach hier nicht weitergegeben wird. Ich hab mich in der Zwischenzeit auch darum gekümmert, dass ich bei uns in der Klinik die Sozialarbeiterin gefragt habe, ob es überhaupt in X. eine Stelle gibt, wo man mal abfragen kann, welche Vor- und Nachteile man mit einem schwer behinderten Kind hat. Und dann hab ich nach fast 6 Jahren erfahren, dass wir hier so eine Stelle haben! “ Bei den Kindern, die bereits einen Schulkindergarten besuchen, fühlen sich die Eltern gut beraten. Eine Mutter lobt z.B. den regelmäßigen Kontakt zur Leiterin, die sie immer über die Tagesabläufe informiere und ihr auch Ratschläge und Hilfestellungen für zu Hause gebe. Rückblickend äußern sich mehrere Eltern dagegen enttäuscht über die Erfahrungen, die sie bei der Suche nach einer Integration im allgemeinen Kindergarten gemacht haben. „Die haben mich eine Woche, bevor ich angefangen hab’ zu arbeiten, in ein schwarzes Loch gesteckt. … Da habe ich echt gedacht, was mach ich jetzt? … Die haben mir keinen Weg gezeigt, nix, spontan von heut’ auf morgen haben sie gesagt „Wir nehmen sie nicht“ … Die haben mich echt im Stich gelassen. Und ich hab gedacht: die will niemand haben, darf die denn nie unter Kinder? “ - „Die Betreuerinnen hatten einfach ein Problem, mit unserem Sohn zu kommunizieren. Deshalb haben sie nach relativ kurzer Zeit den Platz gekündigt. Also, die haben gesagt: Es hat keinen Sinn.“ Zur Sichtweise der Fachkräfte In der Befragung der Fachkräfte zu ihren Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Eltern mit türkischem Migrationshintergrund stehen zunächst einmal die Kommunikationsbarrieren im Vordergrund, die aus begrenzten oder fehlenden Kenntnissen der deutschen Sprache in Schrift und Wort entstehen können. Diese lassen sich auch mithilfe eines Dolmetschers nicht immer gut lösen. „Das ist dann meistens das erste Problem im Kontakt mit den türkischen Familien: die Sprachbarriere. Dinge zu erklären, formale Vorgänge einfach sprachlich zu verstehen, verständlich zu machen, das ist ein großes Problem - nicht immer hat man gleich einen Dolmetscher zur Hand. Oft kommen Verwandte mit, die dann meistens noch ein bisschen mehr Deutsch sprechen. … Dann ist schwierig das Verständnis unseres Systems, unseres deutschen Hilfesystems, sowohl im Bereich der frühen Hilfen als auch später dann im schulischen Bereich. … Da haben mir Eltern auch schon gesagt: Wir geben in der Türkei unser Kind ab, und dann machen die, und dann kommt das Kind wieder heim - und wir haben mit Erziehung und Bildung wenig zu tun.“ „Das mit dem Dolmetscher ist auch ein Problem, weil es häufig Personen aus dem familiären Umfeld sind, die diese Rolle übernehmen - nicht selten ältere Geschwister des behinderten Kindes; und das ist sehr fragwürdig, was da wirklich kommuniziert wird. Wenn Dolmetscher von außen kommen, ist das meist für die Familie sehr schwierig - auch vom 10 FI 1 / 2013 Klaus Sarimski Thema Schweigepflicht her -, weil man da ja dann plötzlich sehr intime Dinge erfährt. Es ist bisher recht gut gelaufen, wenn das ein türkischer Fachmann war - wir hatten da zum Beispiel eine Zeit lang einen türkischen Sozialarbeiter, der hat diese Rolle übernommen. Das lief gut, der war eine Autorität, da konnte wirklich einiges bewegt werden. Gut ist es auch, wenn es ein türkischer Geistlicher ist, der den Eltern da hilft.“ Mehrere Fachkräfte betonen von sich aus die herzliche Dankbarkeit der Eltern für die Unterstützung, die sie erfahren, und die Bereitschaft, sich - nach anfänglicher Zurückhaltung - mit großem Engagement z. B. an Veranstaltungen der Frühförderstellen beteiligen. Die Eltern benötigen zudem mehr Informationen über die komplizierte Struktur des deutschen Hilfe- und Bildungssystems, die Unterstützungsmöglichkeiten, die ihnen zustehen, und mehr Hilfen beim Ausfüllen von Anträgen, Behördengängen sowie Begleitung bei ärztlichen Untersuchungen als Familien deutscher Herkunft. Das gelte aber nur für die Familien, die insgesamt wenig integriert wirken. Der Anteil der gut integrierten Familien nehme aber stetig zu. An dieser Stelle betonen die Fachkräfte durchweg, dass die Gruppe der türkischstämmigen Familien sehr heterogen sei und verallgemeinernde Aussagen kaum möglich seien. „Bei den integrierten türkischen Familien finde ich nur sehr wenige Unterschiede zu den deutschen; meine Erfahrungen waren diesbezüglich so, dass sich diese Familien genauso informieren, interessiert sind und sich einlassen können auf die Beeinträchtigung ihres Kindes … Schwieriger gestaltet sich die Beratung, auch die Betreuung und ganz konkret die Förderung bei den türkischen Familien, die hier nicht so integriert sind, die eher unter sich leben und viele Dinge unter sich machen. … (Darunter) verstehe ich die Familien mit einem starken sprachlichen Problem, die auch wenig Intention zeigen, unsere Sprache zu lernen und von sich aus mitunter selbst sagen, dass sie diese Notwendigkeit nicht sehen - sie leben in ihren Kreisen, mit ihren Verwandten, haben viele Kontakte in die Türkei und sind auch vom kulturellen Hintergrund her sehr türkisch geprägt: Türkisches Fernsehen, türkische Nachrichten … Sie sind häufig auch stark gebunden an die Rituale in der Türkei.“ „Da muss man sicherlich von zwei Gruppen ausgehen: Die Familien, die hier sozialisiert worden sind, meist beide Elternteile. Die aber trotzdem häufig sehr zerrissen sind zwischen beiden Kulturen: wo einerseits oft sehr moderne und offene Haltungen spürbar sind, aber eben auch noch manche eher archaische Strukturen - zum Beispiel über die Großeltern, die ja meistens auch hier sind. Das ist sicher eine ganz andere Gruppe von Eltern als diejenigen, die frisch hierher kommen; oft begegnet uns da das Phänomen, dass die Frau hier geboren und aufgewachsen ist, während der Mann dann irgendwann aus der Türkei hierher kommt - häufig kein Deutsch spricht, kaum Ahnung von unserem kulturellen Rahmen hat, nicht selten sehr konservativ ist, was nochmal ganz andere Arten von Spannungen schafft. … Das sind dann eher auch die Familien, die bei der Konfrontation mit Behinderung ihr Kind ganz kurzfristig in die Türkei zurückschicken.“ Daneben haben mehrere Fachkräfte den Eindruck, dass Unterschiede in Werte- und Erziehungsvorstellungen Auswirkungen auf die Förderung der Kinder haben. Die Frühförderung wird zwar als positiv betrachtet, die Beteiligung an der Förderung und die Übernahme von Anregungen in den familiären Alltag bleiben aber begrenzt. Insbesondere Väter scheinen für Empfehlungen der Frühförderstelle nur schwer zu erreichen. „Ein bisschen - das möchte ich nicht abwertend sagen - aber es ist häufig ein bisschen schwierig, den Eltern nahezubringen, wie wichtig die frühe Förderung für ihr Kind ist, bzgl. der Zukunftschancen, der schulischen Laufbahn; das sehen die nicht so, es fehlt etwas das Verständnis dafür - aus welchem Grund auch immer.“ - „Die Eltern kommen dann halt, aber man merkt schon, dass sie kommen, weil sie etwas gedrängt werden, weil sie müssen - nicht, weil sie wirklich dahinterstehen. Das wird dann beispielsweise daran deutlich, dass häufige Verzögerungen stattfinden, dass Termine ausfallen und nicht wahrgenommen werden - auf einmal ist das Kind weg, dann ist es mal krank …“ - „Vielleicht ein bisschen öfter als bei deutschen Familien müssen 11 FI 1 / 2013 Wahrnehmung drohender geistiger Behinderung durch Eltern mit türkischem Migrationshintergrund wir erst einmal das Setting erklären: Dass man regelmäßig kommt, dass man pünktlich kommt und absagt, wenn man nicht kann, auch so ein bisschen dieses typisch deutsche Pünktlichsein … In der Regel ist das aber schnell geklärt, die Familien leben ja meistens auch schon länger in Deutschland und kennen es bereits. Das ist übrigens auch nicht so viel anders, als zum Beispiel bei einer italienischen Familie - da müssen wir das genauso machen.“ Grundsätzlich stellen mehrere Fachkräfte eine positive Einstellung zur Behinderung des Kindes heraus, indem die Eltern sie als religiös fundierte Bestimmung, „Geschenk“, als „spezielle Aufgabe“ oder einfach als „Besonderheit der Familie“ beschreiben. Auch Kinder mit schwerer Behinderung würden selbstverständlich von der familiären Gemeinschaft mitgetragen und mitversorgt. Die Fachkräfte beobachten jedoch auch, dass das depressive Reaktionen nicht ausschließt. „Beim Down-Syndrom, wenn die Kinder dann langsam ins Laufen kommen, auch Sprache lernen, da erlebe ich schon eine recht große Toleranz, wenn man so will, eine größere Gelassenheit - deutlich mehr auch bei den türkischen Eltern als etwa bei deutschen, die können da wirklich ganz gut mit umgehen.“ - „Und da fällt mir sehr oft auf - gerade bei türkischen Familien, weil da der Kontakt zur Familie oft ein ganz anderer ist, die Großeltern wohnen noch da und … - da fällt mir also auf, dass das Kind zu Hause sehr aufgehoben ist, sehr gut integriert ist und auch überall mitgenommen wird; da ist die Akzeptanz dann auch deutlich leichter.“ - „Die Beziehung zwischen der türkischen Mutter und ihrem Kind ist meiner Wahrnehmung nach auch ganz stark, sehr emotional, fast schon symbiotisch.“ - „Wenn wir mit den Müttern reden, begegnet uns eher mal dieser religiöse Aspekt in der Verarbeitung. … Wir haben auch Mütter, die eher ein bisschen depressiv wirken und das nicht so gut verarbeiten, die es aber auch nicht so gut äußern können - ich muss es ja akzeptieren, es muss ja gut sein, also darf ich eigentlich gar nicht so traurig sein.“ Die hohe Akzeptanz gilt allerdings eher für „auffällige“ Formen von Behinderung, während leichtere Ausprägungen tendenziell später wahrgenommen oder schlechter akzeptiert werden als bei Familien deutscher Herkunft. In diesen Fällen sei es oft schwierig, die Eltern davon zu überzeugen, dass im Bereich der kognitiven Entwicklung Verzögerungen vorliegen und deshalb besondere Fördermaßnahmen angezeigt seien. Insgesamt herrsche in Familien türkischer Herkunft wohl ein eher weit gefasstes Verständnis von „Normalität“ in Verbindung mit der Hoffnung, dass sich bestimmte Schwierigkeiten im Laufe der Zeit „auswüchsen“. „Wenn das aber ein Kind ist, das erst mal durch feinere Zeichen auffällt und vielleicht erst später Auffälligkeiten zeigt, da fällt es den Eltern dann schwer, das rechtzeitig wahrzunehmen und Hilfe anzunehmen. Ihre Spanne - was ist normal, was Durchschnitt, was muss ein Kind in dem Alter können - ist unserem Gefühl nach eher ein bisschen weiter.“ Selten, aber bei erkennbar traditionell orientierten Familien noch spürbar, sei Scham zu beobachten. Diese Eltern äußern z. B. als wichtigstes Ziel, dass das Kind normal sauber werden müsse - oder dass der Schulbus das Kind nicht vor der Haustüre abholen dürfe auf dem Weg zum (Schul-)Kindergarten, weil sie sonst befürchten, in der Gemeinschaft ausgegrenzt zu werden. Zusätzlich zu den laufenden Förder- und Therapiemaßnahmen werden nach Einschätzung der Fachkräfte nicht selten auch weiterhin traditionelle Heilungsversuche unternommen (Besuche beim Hoca, Widmung von Koransuren oder Amuletten); dies sei aber vergleichbar dem Wunsch von Eltern mit deutscher Herkunft, wenn sie zusätzlich z. B. Kontakt zu einem Homöopathen suchen. „Bei den muslimischen Familien - das haben wir zweimal erlebt, von anderen wissen wir es zumindest nicht - könnte es dann beispielsweise ein Weg sein, dass sie im Heimaturlaub das Kind dem Hoca vorstellen. Was der so genau tut, das wissen wir nicht; bei einem Kind war es so, dass es eine Koransure aufgeschrieben bekommen hatte und diese an 12 FI 1 / 2013 Klaus Sarimski der Kleidung dann immer bei sich getragen hat, als Unterstützung. Ob es jetzt direkt heilen sollte, das weiß ich allerdings auch nicht sicher.“ Eltern türkischer Herkunft stehen - wie deutsche Eltern - Sondereinrichtungen meist zunächst ablehnend gegenüber. Im Unterschied zu deutschen Eltern kommt es allerdings auch langfristig oft nicht zu einer positiveren Einstellung gegenüber der Sonderschule. Eigene Erfahrungen eines Elternteils, welche Hindernisse der Besuch einer Sonderschule für die eigene (Berufs-)Biografie mit sich gebracht habe, mögen hierfür als Erklärung bedeutsam sein. „Am allerschwierigsten ist es für sie zu akzeptieren, wenn es notwendig ist, ein Kind in eine Sondereinrichtung zu geben - weil sie vielleicht denken, das könnte heißen, sie haben in der Familie zu wenig getan, es also als eine Art des Scheiterns sehen. Oder es vielleicht auch in der Öffentlichkeit nur schlecht ertragen können, wenn es heißt, das Kind geht auf eine Sonderschule, ihnen das sehr schwerfällt, damit umzugehen, es vielleicht als Schande erleben.“ - „Man sagt uns ganz klar: In der Türkei ist das Kind nicht behindert. Wobei da auch ganz andere Dinge hinzukommen, wie zum Beispiel, sich hier diskriminiert zu fühlen, die Wahrnehmung - das höre ich recht oft in Erstgesprächen - Ihr wollt unser Kind ja nur in die Sonderschule abschieben.“ „Wir haben keinen geringen Anteil von Eltern, die selbst auch schon Förderschul-Erfahrung mitbringen, und die bei dem Thema - gelinde gesagt - mit Widerstand reagieren: Die gehen uns dann manchmal direkt aus dem Gespräch raus, wenn das Thema irgendwo, auch nur vorsichtig, angesprochen wird; das ist tatsächlich ein absolut rotes Tuch. Die wollen damit wirklich nichts mehr zu tun haben. Das wird dann sehr schwierig.“ Zusammenfassung und Schlussfolgerungen Familien mit Migrationshintergrund stellen eine inhomogene Gruppe dar. Sie unterscheiden sich in ihrer sozialen Lage, ihrem Bildungsstand, ihrer Sprachkompetenz, ihren kulturellen Eigenheiten (auch innerhalb einer Ethnizität), ihrem familiären Kontext und den Umständen und der Länge ihres Aufenthalts in Deutschland. Bei der Suche nach der Identifikation von kulturbedingten Differenzen und Konsequenzen für die Zusammenarbeit mit Familien türkischer Herkunft in der Frühförderung ist daher Vorsicht vor unzulässigen Verallgemeinerungen geboten. Kulturspezifische Erwartungen und Annahmen können im Kontakt mit ihnen eher zu einem Hindernis für die Verständigung werden. „Familien mit einem Vorwissen über die Türkei, den Islam, türkische Familien etc. zu begegnen, kann leicht dazu führen, in stereotype Vor-Bilder zu verfallen. Es geht vielmehr darum, mit der jeweils speziellen Familie, die sich in der Frühförderstelle angemeldet hat, ins Gespräch zu kommen, neugierig zu sein und respektvoll zu reagieren auf ihre Erzählung, wie sie ihren kulturellen Wandel vollzogen hat und was für sie wichtig ist“ (Tsirigotis, 2011). So sprechen die Eindrücke aus den Befragungen der Eltern und Fachkräfte dafür, dass die Diagnosemitteilung und die Belastung, die mit der Behinderung des Kindes verbunden sind, von Eltern mit türkischem Migrationshintergrund nicht wesentlich anders erlebt werden als von Eltern ohne einen solchen Hintergrund. Insbesondere in Familien, die in Deutschland gut integriert sind, scheinen traditionelle Deutungsmuster und Heilungserwartungen, wie sie in traditionellen Familien in der Türkei berichtet werden, keine Rolle zu spielen. Allerdings kann nicht ausgeschlossen werden, dass im Einzelfall durchaus noch zu religiösen Heilmitteln - z. B. im Rahmen von Heimaturlauben - gegriffen wird, die Eltern sich jedoch scheuen, darüber in den Gesprächen zu berichten. Auch der vielfach unterstellte engere Familienzusammenhalt in Familien mit Migrationshintergrund und die damit verbundene 13 FI 1 / 2013 Wahrnehmung drohender geistiger Behinderung durch Eltern mit türkischem Migrationshintergrund soziale Unterstützung der Mütter behinderter Kinder kann - obgleich wohl vielfach zutreffend - nicht bei allen Familien vorausgesetzt werden. Eine besondere Bedeutung für den Bewältigungsprozess kann eine religiös geprägte positive Grundeinstellung zur Behinderung als „Geschenk Gottes“ haben. Auch hier darf jedoch nicht davon ausgegangen werden, dass dies jede Mutter und jeden Vater vor schweren psychischen Krisen und depressiven Reaktionen schützt. Die damit verbundene Toleranz für langsamere Entwicklungsprozesse - insbesondere bei Kindern mit schwerer Behinderung - kann jedoch eine Erklärung für eine geringe Bereitschaft von Eltern islamischen Glaubens sein, Empfehlungen zur Frühförderung von lebenspraktischer Selbstständigkeit, kognitiven, sprachlichen und sozialen Kompetenzen in den familiären Alltag zu integrieren. Das größte Hindernis für das Gelingen der Zusammenarbeit stellen jedoch wohl die Sprachbarrieren dar, wenn Fachkräfte der Frühförderung auf Eltern - vor allem spät zugezogene Mütter - treffen, die sich in deutscher Sprache nicht oder kaum verständigen können. Diese Sprachbarrieren tragen darüber hinaus dazu bei, dass es diesen Eltern außerordentlich schwer fällt, das deutsche Hilfesystem (einschließlich der verschiedenen Kindergarten- und Schulformen) zu verstehen und Zugang zu Hilfen (vor allem sozialrechtlicher Art) zu finden, die ihnen zustehen. Für die Praxis bedeutet dies, dass von den Fachkräften Kultursensibilität und interkulturelle Kompetenz gefordert ist. Dazu bedarf es allerdings nicht eines „Trainings interkultureller Kompetenzen“, in dem sie auf spezifische kulturelle Einflussfaktoren bei der Wahrnehmung von Behinderung vorbereitet werden; vielmehr gilt es, in der Zusammenarbeit die individuelle Sicht und die Lebenslage der Familie kennenzulernen, deren Kind betreut werden soll. Die Fachkräfte der Frühförderung müssen möglichen kulturellen Unterschieden in der Wahrnehmung von Behinderungen mit Respekt und Sensibilität begegnen, um Unterschiede zwischen der medizinischen bzw. pädagogischen Grundversorgung in der Türkei und in Deutschland wissen und sich auf die individuellen Sorgen, Prioritäten, Zukunftserwartungen und Ressourcen einer Familie einstellen (Merz-Atalik, 1997, 2008; Lin & Mutter, 2003; Küpelikilinc, 2004). Das bedeutet, im Erstgespräch nicht die Erörterung von einzelnen Entwicklungsverzögerungen, Diagnosen oder Prognosen in den Mittelpunkt zu stellen, sondern die Ziele der gemeinsamen Arbeit ausdrücklich an dem zu orientieren, was für die Eltern derzeit im familiären Alltag die größte Schwierigkeit darstellt. So können die Eltern gebeten werden, einen typischen Tagesablauf mit dem Kind zu schildern, und danach gefragt werden, bei welchen Alltagssituationen ihnen eine Veränderung des kindlichen Verhaltens am wichtigsten wäre. Auf diese Weise werden die Prioritäten der Eltern erkennbar und die Fachkraft der Frühförderung kann versuchen zu beschreiben, was sie in einer gemeinsamen Arbeit mit den Eltern zu einer solchen Veränderung beitragen kann. Die ersten Ziele der Intervention entsprechen dabei nicht immer dem, was die Fachkraft (oder der Kinderarzt, der eine Überweisung zur Frühförderstelle vorgenommen hat) für vorrangig hält; oft sind es schwierige Verhaltensweisen (Unruhe, geringe Spielbereitschaft, fehlende Kooperation mit Anforderungen, Ess- oder Schlafstörungen), die aus Sicht der Eltern die größte Belastung bedeuten. Es empfiehlt sich, die Beratung dann zunächst auf diese Verhaltensauffälligkeiten auszurichten, sodass die Eltern sie als unmittelbar hilfreich für ihren Alltag erleben können, und erst später auf Fragen der 14 FI 1 / 2013 Klaus Sarimski Entwicklungsförderung zurückzukommen (Sarimski et al., 2013, im Druck). Um die Eltern zur Zusammenarbeit zu motivieren, kann es auch hilfreich sein, zunächst Sorgen oder Bedürfnisse der Eltern aufzugreifen, die nicht unmittelbar mit der Entwicklungsförderung des Kindes zu tun haben. Wird die Familie aktuell z. B. durch finanzielle Probleme, drohenden Verlust des Arbeitsplatzes oder Probleme mit der Ausländerbehörde besonders belastet, hat es Vorrang, sie zunächst bei der Lösung dieser Fragen zu unterstützen. Wenn eine Familie erlebt, dass eine Fachkraft der Frühförderung sich Zeit nimmt, um sie beim Ausfüllen von Anträgen auf sozialrechtliche Hilfen, auf Wohnungsvermittlung oder Arbeitslosengeld zu unterstützen, oder bereit ist, sie beim Besuch einer Behörde zu begleiten, wächst ihr Vertrauen darauf, dass die Zusammenarbeit mit der Frühförderstelle tatsächlich hilfreich sein kann. Selbstverständlich gehören solche sozialarbeiterischen Tätigkeiten nicht zu den Kernaufgaben der Frühförderung, können aber im Einzelfall der erste Schritt zu einem „Arbeitsbündnis“ zwischen der Familie und der Mitarbeiterin der Frühförderstelle sein. Für viele Eltern mit Migrationshintergrund ist es ungewohnt, familiäre Angelegenheiten mit einer außenstehenden Person zu besprechen. Mitunter haben sie Sorge, dass mit der Zusammenarbeit mit einer Einrichtung, die Hilfe anbietet, langfristig negative Folgen verbunden sein könnten. Es kann sein, dass sie darin soziale Stigmatisierung oder sogar einen Verdacht auf Kindeswohlgefährdung (und womöglich ein Einschreiten durch das Jugendamt) sehen. Für das Gelingen des Erstkontakts ist es daher auch sehr wichtig, dass die Fachkraft die eigene Person und ihre Arbeitsstelle in klaren Worten vorstellt und der Familie erklärt, dass jede Nachfrage oder Weitergabe von Informationen nur mit ihrer Zustimmung geschehen wird. Wenn es gelungen ist, über den Erstkontakt hinaus eine Zusammenarbeit zu vereinbaren, braucht es Zeit für eine ausführliche Exploration der Migrationsgeschichte unter besonderer Berücksichtigung der bisherigen Bewältigungsleistungen der Familie. Ein Leitfaden für ein solches Gespräch kann Fragen zu folgenden Themen umfassen: Familienkonstellation n Mitglieder der Familie n Entscheidungsträger n Geschlechts- und altersabhängige Statusunterschiede n Lebensumstände der Familie n Verantwortung und Zeit für die Betreuung des Kindes n Beziehungen zu Freunden Erziehungshaltungen n Füttern, Stillen, Essen n Schlafen n Ungehorsam und aggressives Verhalten n Umgang mit Schreien Wahrnehmung und Einstellung zur Behinderung n Verantwortlichkeit für Behinderung n Schicksalshaftigkeit n Einschätzung des eigenen Einflusses auf die Entwicklung n Einstellung zu schulmedizinischen vs. traditionellen Behandlungsansätzen n Einstellung zum Hilfesystem und Suche nach Hilfe n Bestehende Verbindungen zu Hilfesystemen Sprache und Kommunikationsstile n Sprachbarrieren n Verfügbarkeit schriftlichen Materials in der Familiensprache n Verfügbarkeit eines geeigneten Übersetzers n Regeln für die Kommunikation über emotionale Inhalte, insbesondere Behinderungen von Familienmitgliedern 15 FI 1 / 2013 Wahrnehmung drohender geistiger Behinderung durch Eltern mit türkischem Migrationshintergrund Hilfen zur Überwindung der Sprachbarrieren sind dringend zu fordern. Die Zusammenarbeit darf nicht daran scheitern, dass eine Mutter oder ein Vater die deutsche Sprache nicht beherrscht; es muss anerkannt werden, dass die Fähigkeit, eine fremde Sprache zu lernen, von vielen sprachlichen wie psychologischen Faktoren abhängt und dass die durch die Behinderung verursachte Sorge und Belastung für diesen Prozess ein zusätzliches Hindernis darstellt. Sprache ist ein wesentlicher Teil der Familienidentität und kann nicht wie ein alter Mantel abgelegt werden (Küpelikilinc, 2004). Jede Frühförderstelle sollte über Informationsmaterialien in türkischer Sprache verfügen, in denen die Angebote der Frühförderung, die „Philosophie“ der Förderung und die Erwartungen an die Alltagsintegration von Fördervorschlägen, das regionale Netz an Hilfen für Familien mit behinderten Kindern und die Zugangswege zu sozialrechtlichen Hilfen vorgestellt werden. Solange die Beschäftigung einer hinreichenden Zahl von muttersprachlichen Mitarbeitern in Frühförderstellen eine Utopie ist, muss dafür gesorgt werden, dass Dolmetscher zur Verfügung stehen. Sie sind nicht nur Übersetzer von Informationen, sondern „Sprach- und Kulturmittler“. Es gilt, dafür „Schlüsselpersonen“ zu suchen, die aus der Herkunftskultur der Familien stammen, aber in Deutschland gut integriert sind. Wenn sie selbst eine (sozial-)pädagogische Fachausbildung abgeschlossen haben, können sie für die Eltern eine Vertrauensstellung einnehmen und kulturspezifische Aspekte in die Beratung einbringen. Auf diese Weise erhöht sich die Chance, dass die in der Beratung entwickelten Vorschläge mit der Vorstellungswelt der Eltern zum „Passen“ kommen - auch wenn nicht in jedem Fall erwartet werden kann, dass die Familie dann notwendigerweise das tut, was aus Sicht der Frühförderstelle als wünschenswert erscheint (Lin & Mutter, 2003). Auch wenn es nach diesen Ausführungen unerwartet sein mag - im Konzept einer familienorientierten Frühförderung lassen sich migrationsspezifische Erfahrungen bei einem Teil der Eltern auch als Ressource nutzen (Tsirigotis, 2011). Die Mitteilung der Behinderung eines Kindes gefährdet das Zutrauen der Eltern in die eigenen Kompetenzen zur Lebensbewältigung. So kann es sinnvoll sein, Parallelen zu Migrationserfahrungen zu ziehen und Eltern zu stärken, indem ihnen in der Beratung ihre eigenen Bewältigungskräfte bewusst werden. Eltern, die sich selbst zur Migration aus der Türkei nach Deutschland entschlossen haben, haben sich auf Ungewisses eingelassen, sich unter schlechten Bedingungen einen neuen Anfang aufgebaut, Unsicherheiten ausgehalten, Lebensentwürfe verändert. Wenn es gelingt, im Gespräch diese Erfahrungen respektvoll und wertschätzend zu erkunden, dann ist es vielleicht auch möglich zu prüfen, welche der sich darin zeigenden Kompetenzen für die Bewältigung der Herausforderung nutzen lassen, nun mit der Behinderung eines Kindes konfrontiert zu sein. Mit dem großen Schritt, ihr Herkunftsland zu verlassen, haben die Eltern auf jeden Fall ein beträchtliches Zutrauen in ihre Fähigkeiten bewiesen, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und Schwierigkeiten zu meistern - Stärken, die sich in der Zusammenarbeit in der Frühförderung nutzen lassen. Prof. Dr. Klaus Sarimski Professor für Sonderpädagogische Frühförderung und allgemeine Elementarpädagogik Institut für Sonderpädagogik Pädagogische Hochschule Heidelberg Keplerstr. 87 D-69120 Heidelberg sarimski@ph-heidelberg.de 16 FI 1 / 2013 Klaus Sarimski Literatur Bode, H. (2004): Migrantenkinder. Pädiatrische Praxis, 65, 289 -297 Bopp, C. 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