eJournals Frühförderung interdisziplinär 33/2

Frühförderung interdisziplinär
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0721-9121
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2014
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Rezension: B. Carpenter (Hrsg.): Fetal Alcohol Spectrum Disorders - Interdisciplinary perspectives

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2014
Manfred Pretis
Fetal Alcohol Spectrum Disorders - Interdisciplinary perspectives Hrsg. B. Carpenter C. Blackburn und J. Egerton (Routlegde, 2014), englisch, ISBN-13: 978-0415670166, € 41,87
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123 FI 2 / 2014 REZENSION Fetal Alcohol Spectrum Disorders - Interdisciplinary perspectives Hrsg. B. Carpenter, C. Blackburn und J. Egerton (Routlegde, 2014), englisch, ISBN-13: 978-0415670166, € 41,87 Vorerst die gute Nachricht der AutorInnen: „Das fötale Alkoholsyndrom“ ist 100 % vermeidbar. Die Herausgeber (B. Carpenter wurde 2011 zum „Education Author of the year 2014“ des Rutlegde-Verlages gekürt) warnen jedoch auch davor, dass verändertes Trinkverhalten vor allem junger Frauen in den letzten Jahrzehnten u. a. auch dazu geführt hat, dass die Auftretenswahrscheinlichkeit des von Lemoine et al. 1968 erstmals beschriebenen Syndroms sich in naher Zukunft erhöhen könnte - mit massiven Auswirkungen auf medizinische, pädagogische und soziale Systeme. Das Werk wird seinem interdisziplinären Ansatz gerecht, als es die Lebensbedingungen von Kindern mit FAS und deren Familien aus unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet und ein konsistentes Gesamtbild - ausgehend von der teratogenen Wirkung des Alkohols bis hin zu Fragen spezifischer Lern- und Lebensorganisation von Kindern und jungen Erwachsenen mit FAS bietet. Neben Studien, die die Auswirkung von Alkohol bereits pränatal beschreiben, über entwicklungsneurologische und hirnphysiologische Zusammenhänge bis hin zu konkreten Fragen der Lernorganisation wird versucht, ein umfassendes Bild über die Lebenswirklichkeit von Kindern mit FAS zu geben. Auch wenn die beschriebenen pädagogischen Interventionsformen großteils auf den Schulbereich zielen, erscheint allein die Auseinandersetzung mit der Wichtigkeit einer Diagnosestellung bis hin zum Verständnis, wie Kinder mit FAS lernen und ihre Umwelt erleben, als ein wichtiger Schritt in Richtung gesellschaftlicher Sensibilisierung und Prävention. Bei Prävalenzraten zwischen 2 bis 7 % mutmaßen die AutorInnen, dass FAS vor allem im Kleinkindalter häufig unterdiagnostiziert wird, da symptomatische Verhaltensweisen der Kinder häufig anderen Störungsbildern (z. B. ADHS, ASD …) zugeschrieben werden. Ein empfehlenswertes Werk in der Auseinandersetzung mit neuer Vulnerabilität von Familien. Manfred Pretis DOI 10.2378/ fi2014.art13d