Frühförderung interdisziplinär
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0721-9121
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/fi2014.art01d
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2014
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Kooperation und Beratung mit Familien in der Heilpädagogischen Früherziehung
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2014
Christine Meier Rey
Die Unterstützung und Beratung von Familien in ihrer besonderen Erziehungssituation gehört zum primären Auftrag der Heilpädagogischen Früherziehung. Diese setzt auf die aktive Mitgestaltung aller Beteiligten, gemeinsam ein Stück Weg zurückzulegen. Zu Beginn wird der Blick auf die heutige Familie gerichtet, speziell auf besondere Herausforderungen für Familien mit Kindern mit Behinderungen. Es folgen Voraussetzungen für Kooperation in der Zusammenarbeit mit Eltern. Mit der Partnerschaftlichkeit als Handlungsauftrag wird das gemeinsam abgesprochene Handeln in den Vordergrund gerückt. Beratung von Familien als eine Form von Kooperation wird speziell thematisiert und exemplarisch wird das Konzept der Entwicklungspsychologischen Beratung vorgestellt.
1_033_2014_1_0001
4 Frühförderung interdisziplinär, 33. Jg., S. 4 -15 (2014) DOI 10.2378/ fi2014.art01d © Ernst Reinhardt Verlag ORIGINALARBEIT Kooperation und Beratung mit Familien in der Heilpädagogischen Früherziehung Christine Meier Rey Zusammenfassung: Die Unterstützung und Beratung von Familien in ihrer besonderen Erziehungssituation gehört zum primären Auftrag der Heilpädagogischen Früherziehung. Diese setzt auf die aktive Mitgestaltung aller Beteiligten, gemeinsam ein Stück Weg zurückzulegen. Zu Beginn wird der Blick auf die heutige Familie gerichtet, speziell auf besondere Herausforderungen für Familien mit Kindern mit Behinderungen. Es folgen Voraussetzungen für Kooperation in der Zusammenarbeit mit Eltern. Mit der Partnerschaftlichkeit als Handlungsauftrag wird das gemeinsam abgesprochene Handeln in den Vordergrund gerückt. Beratung von Familien als eine Form von Kooperation wird speziell thematisiert und exemplarisch wird das Konzept der Entwicklungspsychologischen Beratung vorgestellt. Schlüsselwörter: Kooperation, Beratung, Familien Cooperation and Counseling with Families in Early Years Special Education Summary: Assistance and counselling with families in their special situation of education belong to the very important duties of early years special education. The arrangement of the cooperation of every involved person guarantees to achieve a common purpose. At the beginning we have a look at the current situation and special challenges of families with a disabled child. The partnership between families and professionals allows acting in a collective way. Afterwards I pick out counselling with families as a central issue of cooperation. The concept of “Entwicklungspsychologische Beratung” illustrates a practical possibility of counselling in early years special education. Keywords: Cooperation, counselling, families 1 Einleitung I m Handlungskontext der Heilpädagogischen Früherziehung „werden Kinder mit Behinderungen, mit Entwicklungsverzögerungen, -einschränkungen oder -gefährdungen ab Geburt bis maximal zwei Jahre nach Schuleintritt mittels Abklärung, präventiver und erzieherischer Unterstützung, sowie angemessener Förderung im familiären Kontext behandelt“ (EDK, 2007, 3). Die Heilpädagogische Früherziehung bietet diesen Kindern Förderung, sowie deren Familie Beratung und Begleitung an (vgl. Berufsverband der Früherzieherinnen und Früherzieher). Die Unterstützung und Beratung von Eltern in ihrer besonderen Erziehungssituation gehört zum primären Auftrag der Heilpädagogischen Früherziehung und steht in diesem Beitrag im Mittelpunkt der Betrachtung. Die Heilpädagogische Früherziehung im Dialog setzt auf die aktive Mitgestaltung aller Beteiligten in der Kooperation, um gemeinsam ein Stück Weg zurückzulegen, neue Pfade zu entdecken und unwirtliches Gelände gut ausgerüstet zu begehen. 5 FI 1 / 2014 Kooperation und Beratung mit Familien in der Heilpädagogischen Früherziehung Zu Beginn der Ausführungen wird der Blick auf die heutige Familie gerichtet. Familien mit Kindern mit Behinderungen stehen vor besonderen Herausforderungen. „Eltern behinderter Kinder müssen sich über die Ursachen, Fördermöglichkeiten und Versorgungsstrukturen informieren und gleichzeitig den Bedürfnissen des Kindes im Tagesablauf gerecht werden“ (Sarimski, 2009, 164). Kooperation in ihrer Ausprägung als Zusammenarbeit mit Eltern wird erläutert. Dabei werden Voraussetzungen für die Kooperation mit Familien angesprochen. Mit der Partnerschaftlichkeit als Handlungsauftrag wird das gemeinsam abgesprochene Handeln in den Vordergrund gerückt. Die Erwartungen von Fachpersonen an die Eltern werden ausgeführt, wie auch die kommunikativen Fertigkeiten der Beteiligten, sowie Inhalte von Kooperationsbemühungen. Beratung von Familien als eine Form von Kooperation wird speziell thematisiert. In der Heilpädagogischen Früherziehung wird mit unterschiedlichen Beratungskonzepten gearbeitet. Exemplarisch wird das Konzept der Entwicklungspsychologischen Beratung vorgestellt. Zum Schluss wird auf die Vielgestaltigkeit von Kooperation und Beratung hingewiesen, die in jedem Setting neu hervorgebracht, belebt und gelebt wird von den beteiligten Fachpersonen und den Eltern. 2 Familie im Kontext von Behinderung und Benachteiligung heute „Mögen sich die Details von Gesellschaft zu Gesellschaft unterscheiden, so sind die Trends doch beinahe in allen industrialisierten Ländern dieselben. Nur eine Minderheit lebt heute noch in Familien, die dem Standard der 50er Jahre entsprechen: Beide Elternteile wohnen in einem Haushalt mit ihren ehelichen Kindern, die Mutter als Ganztags- Hausfrau, der Vater als Ernährer. In manchen Ländern wird ein Drittel aller Kinder unehelich geboren, zugleich hat der Anteil der Alleinlebenden erheblich zugenommen und wird wahrscheinlich noch weiter steigen. In den meisten Gesellschaften, etwa in Grossbritannien oder der USA, ist die Ehe nach wie vor populär - man hat diese Gesellschaften zutreffend als solche mit gleichermassen hohen Ehewie Scheidungsraten bezeichnet“ (Giddens, 2001, 76). Die Familie hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Es bildeten sich neue Familienformen heraus. Und doch können wir davon ausgehen, dass wir alle ein individuelles Verständnis von Familie haben (Lüscher, 2001, 18): „Es ergibt sich aus den persönlichen Erfahrungen mit eigenen Familien, sei es die Herkunftsfamilie oder auch die Familie, in der man aktuell lebt.“ Die Familie steht im Schnittpunkt zwischen den Bereichen des intim Privaten und des öffentlich Gesellschaftlichen. Darum ist es auch wichtig zu unterscheiden, aus welcher Perspektive die Familie fokussiert wird. Wenn Familie von der Gesellschaft her begriffen wird, wird ihre Funktion definiert, z. B. als Reproduktion oder Sozialisation. Wird Familie als gruppendynamisches System gesehen, werden Partnerschafts- und Kind-Eltern- Beziehungen in den Vordergrund gestellt. In der Heilpädagogischen Früherziehung steht die Kind-Eltern-Beziehung im Blickpunkt des Interesses. Die aktuelle gesellschaftliche Gestalt der Familie in der Schweiz zeigt verschiedene Veränderungen. Mütter sind bei der Geburt des ersten Kindes durchschnittlich 31 Jahre alt, ein Jahr älter, als noch vor fünf Jahren. Sie bringen durchschnittlich 1.52 Kinder zur 6 FI 1 / 2014 Christine Meier Rey Welt. 27 % der Haushalte machen Paare mit Kindern aus, 5.4 % der Haushalte bilden Einelternfamilien. Auch die Erwerbstätigkeit der Mütter und damit verbunden die Nutzung von familienergänzender Kinderbetreuung steigt an. Die Hälfte der Familien mit einem Kind bis zu vier Jahren nimmt regelmäßig familienergänzende Betreuung in Anspruch (vgl. Bundesamt für Statistik, 2008). Die geschätzte Zahl von Kindern mit Behinderung beträgt 1.8 % der aktuellen Wohnbevölkerung der Schweiz. Aus soziodynamischer Sicht bildet die Familie das primäre Bezugssystem des Kindes. Sie ist ein gesundheitssichernder Puffer zwischen Lebensbewältigung und Krankheit. Familien erfahren mit der Geburt eines behinderten Kindes ein kritisches Lebensereignis, das belastend ist und die gesamte Familie vor besondere Herausforderungen stellt, wie z. B. eine Umstrukturierung der Rollen innerhalb der Familie (vgl. Wagner Lenzin, 2007, Bernitzke & Schlegel, 2004, Wilken & Jeltsch- Schudel, 2003). Familien können von weiteren besonderen Lebenssituationen betroffen sein wie Armut, psychische Erkrankung eines Elternteils, Migrationshintergrund, oder es können gravierende familiale Konflikte auftreten (vgl. Meier Rey, 2010; Mögel, 2008; Pretis & Dimova, 2010 und 2003; Schlienger, 2010; Thurmair & Naggl, 2007; Weiss, 2002). Diese besonderen Lebenssituationen fliessen in der Früherziehung in die Arbeit mit Familien mit ein, da die Unterstützung das gesamte Familiensystem mit seinen individuellen Besonderheiten umfasst. Es kann nicht darum gehen, Rezepte für die Zusammenarbeit mit Familien zu entwickeln, vielmehr geht es darum, zusammen mit den Beteiligten individuell verfügbare Ressourcen zu aktivieren und gemeinsam nach kinder- und familienverträglichen Lösungen zu suchen (vgl. Meier Rey, 2008). In die Kooperation mit Eltern sind insbesondere die Resilienz von Familien und deren Ressourcen einzubeziehen (Kühl, 2003; Wustmann, 2004). Resilienz wird gesehen als Fähigkeit von Menschen, „Krisen im Lebenszyklus unter Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen zu meistern und als Anlass für Entwicklung zu nutzen“ (Welter-Enderlin & Hildenbrand, 2006, 13). Die Anknüpfung an den erfolgreichen Umgang mit schwierigen Lebenssituationen und an Stärken der Eltern und des Familiensystems ermöglicht es, auf Kompetenzen aufzubauen und diese zu erweitern. Grabbe (2008, 131ff) beschreibt Kompetenzen, über die resiliente Eltern verfügen und die in der Zusammenarbeit von Fachpersonen mit Familien berücksichtigt werden können. Optimismus kann helfen, schwierige Situationen auszuhalten, im Wissen, dass wieder bessere Zeiten kommen werden. Akzeptanz bedeutet für Eltern zu lernen, das Kind so anzunehmen, wie es ist und von Vorstellungen wegzukommen. Auch die Akzeptanz der begrenzten Möglichkeiten der eigenen Rolle als Mutter und Vater gehören dazu. Lösungsorientierung zielt darauf ab, vorwärtszuschauen, wie eine schwierige Situation gemeistert und wer zur Unterstützung beigezogen werden kann. Eltern fühlen sich in schwierigen Situationen oft ausgeliefert. Aus der Opferrolle heraus kommen Eltern, wenn sie wieder eine aktive, gestaltende Rolle einnehmen können. Damit übernehmen sie auch Verantwortung. Durch eine Netzwerk-Orientierung finden Eltern aus der Isolation heraus und holen sich Unterstützung und Begleitung. Die Zukunftsplanung gibt den Eltern Sicherheit, sie setzen sich aufmerksam mit dem Elternsein auseinander. Die Resilienz von Eltern kann durch die Heilpädagogische Früherziehung gestärkt und unterstützt werden. Der aktive Einbezug der Mütter und Väter in die Förderung stärkt Eltern darin, als stabile, emotional verfügbare Bezugspersonen gegenüber dem Kind aufzutreten. Erfahren sich Eltern als starkes Gegenüber, fällt es auch einfa- 7 FI 1 / 2014 Kooperation und Beratung mit Familien in der Heilpädagogischen Früherziehung cher, das Kind als einzigartiges Gegenüber wahrzunehmen und anzunehmen. Die Früherzieherin versucht, mit den Eltern zusammen ein offenes, unterstützendes Erziehungsklima zu erreichen, das als Modell positiver Bewältigung erlebt werden kann. Durch den Einbezug von Müttern und Vätern wird zudem der familiäre Zusammenhalt gestärkt. Die Heilpädagogische Früherzieherin kann die Eltern ermutigen, weitere Unterstützungssysteme zu beanspruchen und sie kann Zugangsbrücken zu diesen bauen. 3 Kooperation mit Eltern Kooperation kann definiert werden als eine soziale Interaktionssituation zwischen verschiedenen beteiligten autonomen Systemen, die in einem gemeinsamen Kommunikationsprozess zwischen gleichberechtigten Partnern Differenzen klären, gemeinsame Ziele aushandeln und die gemeinsamen Ziele in Form von verbindlichen Regelungen umsetzen (vgl. Behringer & Höfer, 2005, 23). Kooperation hat immer einen Handlungsbezug. Sie wird unter konkreten Bedingungen realisiert und als zielorientiertes Zusammenwirken verstanden. Bei der Kooperation spielen auch Aspekte von Vernetzung und Koordination eine Rolle. 3.1 Voraussetzungen für die Kooperation mit Eltern Das aktuelle Verständnis von Kooperation mit Eltern setzt eine partnerschaftliche Kommunikation voraus. Die Beteiligten in ihren jeweiligen Rollen gestalten den Prozess gemeinsam. Die Fachperson übernimmt die Rolle der unterstützenden, hilfeleistenden, beratenden Entwicklungsspezialistin. Die Eltern übernehmen die Rolle der Experten als primäre Bezugsperson ihrer Kinder, sie sind auch Ratsuchende. Dabei stellen die Fachpersonen Erwartungen an die Eltern und die Eltern haben Erwartungen an die Fachpersonen. Diese Erwartungen gilt es offen zu kommunizieren und eventuell zu klären. Kommunikation bildet dabei eine wichtige Voraussetzung für Kooperation. 3.1.1 Partnerschaftlichkeit als Handlungsauftrag Sowohl die Eltern als auch die Heilpädagogische Früherzieherin sollen prinzipiell jede Situation mitgestalten können. Eine Partnerschaftlichkeit betont vor allem Interaktionen und Austauschprozesse über die gemeinsam verbrachte Zeit. Es geht der Heilpädagogischen Früherzieherin um die Begleitung der Prozesse, damit Eltern herausfinden, was sie brauchen. Konkret bedeutet dies, Rahmenbedingungen zu definieren, Prozesse gemeinsam zu steuern und über Beziehung zu reflektieren (vgl. Pretis, 2005, 33ff). Rahmenbedingungen definieren Dabei geht es um den Austausch von Bedürfnissen, Zielen und Methoden. Die Heilpädagogische Früherzieherin stellt ihre Arbeit vor und spricht ihre Erwartungen gegenüber den Eltern an. Während des Förderprozesses informiert sie die Eltern regelmäßig darüber, was passieren wird, welches die nächsten Arbeitsschritte sein werden. Auch die Eltern bringen ihre Bedürfnisse und Erwartungen ein und gestalten den Förderprozess mit. Prozesse gemeinsam steuern Es geht darum, dass die Fachperson und die Eltern den gemeinsamen Weg bestimmen. Ein Arbeitsbündnis, eine Vereinbarung über den 8 FI 1 / 2014 Christine Meier Rey Förderprozess und die Zusammenarbeit zwischen den Eltern und der Früherzieherin, wird abgeschlossen. Dazu gezählt werden auch die Planung und Durchführung von Reflexionsgesprächen mit den Eltern über den Förderprozess, die Beziehung zum Kind und Entwicklungen in der Familiendynamik. Über Beziehung reflektieren Partnerschaftlichkeit fordert Verantwortung aller Beteiligten. Es geht darum, Antworten geben zu können und zu antworten. Die Fachperson und die Eltern brauchen Voraussetzungen, damit Partnerschaftlichkeit gelebt werden kann. Für die Heilpädagogische Früherzieherin heißt dies, Klarheit in der eigenen Kommunikation anzustreben, sowie Klarheit zu verschaffen in Bezug auf die angewendeten pädagogischen Modelle. Diese Aspekte sind besonders wichtig in der Arbeit mit Familien, in denen Konflikte auftauchen. 3.1.2 Partnerschaftlichkeit als Erfüllung von Erwartungen an die Eltern und von den Eltern Partnerschaftlichkeit verlangt die gegenseitigen Erwartungen transparent zu machen und vorzulegen. Jeltsch-Schudel (2009) spricht drei Bereiche an, auf die sich Erwartungen der Fachpersonen an die Eltern beziehen. Erstens sind Fachpersonen auf umfassende Informationen durch die Eltern angewiesen. Neben anamnestischen Daten sind Berichte über das Zusammenleben mit dem Kind und Beobachtungen von Mutter-Kind-Interaktionen bedeutsam. Sich in einer schwierigen Situation in die Karten blicken zu lassen, erfordert von Eltern besonderes Engagement. Zweitens sind Fachpersonen auf eine umfassende Akzeptanz durch die Eltern angewiesen. Von Familien wird erwartet, dass sie sich auf Unterstützungsangebote einlassen, Hilfe von außen annehmen, die Familienkonstellation in ihrem labilen Status öffnen und Dritte zulassen. Drittens erfordert partnerschaftliche Zusammenarbeit von den Eltern ein umfassendes Selbstbewusstsein und Offenheit. Die Situation der Eltern ist schwierig, „da sie (die Mutter CMR) einerseits Kooperationsbereitschaft zeigen muss, in dem sie ihre Hilfsbedürftigkeit offen legt. Und Hilfe bedarf die Mutter genau darin, wo sie eigentlich Kompetenzen aufbauen sollte, nämlich in der Erziehung, Betreuung und Pflege ihres Kindes“ (ebd. 172). Erwartungen an die Eltern und von den Eltern sollen explizit thematisiert werden und immer wieder durch wertschätzende Ansprache der elterlichen Bemühungen in der Zusammenarbeit hervorgehoben werden. 3.1.3 Kommunikation als Voraussetzung für Kooperation In jeder Kooperationsform wirken kommunikative Aspekte mit. Behringer & Höfer (2005) heben vier Aspekte von Kommunikation als Voraussetzungen für Kooperation hervor: Konkrete Verständigungsprozesse und daraus resultierende Zielabstimmungen, Interesse und Motivation, Entwicklung einer Informationskultur, sowie Beziehungspflege in gegenseitiger Achtung und Akzeptanz. Diese vier Aspekte werden im Folgenden ausgeführt und an der Praxis gespiegelt. Konkrete Verständigungsprozesse und daraus resultierende Zielabstimmungen Absprachen über übergeordnete gemeinsame Ziele, die von den Beteiligten angestrebt werden, schaffen günstige Kooperationsbedingungen. Die Bestrebungen der Beteiligten beziehen sich aufeinander, ein gemeinsames 9 FI 1 / 2014 Kooperation und Beratung mit Familien in der Heilpädagogischen Früherziehung Kooperationsverständnis wird erarbeitet, auf der Grundlage von gemeinsamen Konzepten, Werten und Normen. Die unterschiedlichen Interessen und Motivationen werden in einem Prozess und auf ein gemeinsames Ziel hin erarbeitet. So entstehen Arbeitsbündnisse mit den Eltern (vgl. Bieber, 1996) und Vereinbarungen mit den beteiligten Fachpersonen. In der Praxis wird zu Beginn des Förderprozesses mit den Eltern eine Standortbestimmung erhoben, bei der die Eltern und die Früherzieherin zusammen die Ausgangslage bestimmen. Wie geht es der Familie mit dem Kind? Welche Schwierigkeiten treten auf? Welche Ressourcen sind vonseiten der Familie vorhanden? In welchen Entwicklungsbereichen soll das Kind gefördert werden? Darauf hin werden Ziele der Zusammenarbeit ausgehandelt; Aufgaben, Kompetenzen und Ressourcen werden geklärt. Das eigentliche Arbeitsbündnis beinhaltet konkrete Zielformulierungen, die von der Früherzieherin in einer Vereinbarung verschriftlicht werden. Was soll in der Kooperation erreicht werden? Wer übernimmt welche Aufgaben? Wie sprechen sich die Früherzieherin und die Eltern ab? Evaluationsgespräche der geleisteten Arbeit gehören zum Arbeitsbündnis und werden regelmäßig zusammen mit den Eltern durchgeführt; auch die Zufriedenheit gegenüber dem gesamten Prozess wird dabei thematisiert. Interesse und Motivation Im Selbstverständnis jeder Fachperson und jeder Organisation braucht es eine Bereitschaft zur Kooperation. Diese wird möglich, wenn Kooperation nicht nur gegen außen mit Eltern und weiteren Fachpersonen angestrebt wird, es braucht Kooperationsbemühungen auch innerhalb der eigenen Organisation als selbstverständliche Arbeitsform in der Heilpädagogischen Früherziehung. In der Praxis ist die Früherzieherin eingebettet in ein intradisziplinäres Team des Heilpädagogischen Dienstes. Sie ist Teil einer Organisation, hat in der Organisation ihren Rückhalt und auch Möglichkeiten, ihr pädagogisches Handeln im Team zu ref lektieren. Daraus entwickelt die Früherzieherin eine selbstverständliche kooperative Haltung für ihr gesamtes Tätigkeitsfeld, die sich auch auf Kooperationen mit Eltern und weiteren Fachpersonen transferieren lässt. In der Kooperation mit den Eltern obliegt der Früherzieherin die Aufgabe, die Motivationen der Eltern zu erfragen und deren Umsetzungen in Aktivitäten zu unterstützen. Meist sind die Eltern hoch motiviert, den Förderprozess des Kindes und die Kooperation mit der Früherzieherin zu gestalten. Oftmals scheitern die guten Absichten jedoch bei deren Umsetzung. Hier kann die Früherzieherin begleiten, kleine Umsetzungsschritte würdigen und Hilfestellungen leisten bei konkreten Handlungen der Eltern. Entwicklung einer Informationskultur Transparenz im Umgang mit Informationen ist für Kooperationsbeziehungen besonders bedeutsam. Gute Kenntnisse der Angebote und Aufgabenfelder anderer Organisationen helfen, Netzwerke zu bilden. Dazu kommt auch die Präsentation der Fachkompetenzen der Früherzieherin gegenüber Eltern und eventuell weiterer beteiligter Fachpersonen anderer Disziplinen. Wenn die Beteiligten die Möglichkeit haben, sich gegenseitig auszutauschen, und wenn für alle die gleichen Informationen zur Verfügung stehen, gelingt die Vernetzung. In der Praxis bildet die Früherzieherin eine wichtige Brücke zwischen den Eltern und weiteren Fachpersonen. Durch ihr Wirken im direkten Umfeld des Kindes in Form von 10 FI 1 / 2014 Christine Meier Rey Hausbesuchen kennt sie das familiäre Umfeld besonders gut und kann Informationen an Fachpersonen weitergeben, die weiter weg vom familiären System tätig sind. Der transparente Umgang mit diesen Informationen, in Absprache mit den Eltern, dient der guten Vernetzung aller Fachpersonen in einer gemeinsam ausgerichteten Arbeit mit dem Kind und dessen Familie. In der Kooperation mit den Eltern geht es um die Stärkung der Eltern, sich als Experten gegenüber Fachpersonen einzubringen. Eltern sollen als Experten in ihrer Elternschaft gesehen und gewürdigt werden. Sie werden ermutigt, von sich aus über die Belange des Kindes und seines Umfeldes zu kommunizieren und damit einen aktiven Part im Austausch von Informationen zu übernehmen. Beziehungspflege in gegenseitiger Achtung und Akzeptanz Persönliche Kontakte sind wichtig für den Auf bau von Vertrauen. Offenheit und gegenseitige Akzeptanz wirken dabei unterstützend. Das Einhalten von Abmachungen, Loyalität, Ehrlichkeit und Authentizität sowie Ansprechbarkeit für neue Ideen und Meinungen sind vertrauensbildende Verhaltensweisen. Vertrauen ist für alle Kooperationsbeziehungen von Bedeutung. In der Praxis gilt der Vertrauensauf bau sowohl für die Elternarbeit als auch für die Kooperation mit Fachpersonen. In der Elternarbeit ist die ausgesprochene Wertschätzung der Bemühungen der Eltern vertrauensbildend. Die Eltern schätzen diese Art von Unterstützung sehr, da sie selten erleben, dass ihre Arbeit bewusst wahrgenommen und kommentiert wird. Dadurch ermöglicht eine ressourcenorientierte Unterstützung der Eltern bei der Beziehungspflege zu ihren Kindern eine fruchtbare Kooperation. 3.2 Inhalte von Kooperationsbemühungen Innerhalb von Kooperationsbemühungen in der Heilpädagogischen Früherziehung liegt die Verantwortung der Ausgestaltung dieser Bestrebungen bei der Fachperson. Sie lenkt die Kooperation. Inhaltlich stehen die Diagnostik, die Förderplanung, der Förderprozess, die Beziehungs- und Erziehungsgestaltung im Familiensystem und die Koordination und Vernetzung der Bestrebungen aller Beteiligten im Vordergrund. Im Bereich der Diagnostik informiert die Früherzieherin die Eltern regelmäßig über ihre diagnostischen Beobachtungen und Abklärungen. Auf dieser Grundlage wird die Förderplanung erstellt und zusammen mit den Eltern besprochen. Der Förderprozess mit dem Kind geschieht im Austausch mit den Eltern. Sie bringen ihre Beobachtungen zur Entwicklung des Kindes ein. Die Koordination und Vernetzung der Bestrebungen aller Beteiligten kann gut in der Verantwortung der Früherzieherin liegen, da diese durch Hausbesuche direkt mit dem Kind im Umfeld der Familie arbeitet und somit in regelmäßigem Kontakt mit den Eltern steht. 4 Beratung Beratung als eine Form von Kooperation kann als professionelle Hilfeform eingestuft werden. Beratung ist ein ergebnisoffener, dialogischer Prozess, in dem eine individuelle und bedürfnisgerechte Problemlösung vorbereitet wird. Beratung bedeutet, dass jemand einer anderen Person fachkundig Informationen über etwas gibt und Unterstützung für das Lösen von Problemen anbietet. Beratungskonzepte sind ähnlichen Grundsätzen verpflichtet: Offenheit, Klarheit, Transpa- 11 FI 1 / 2014 Kooperation und Beratung mit Familien in der Heilpädagogischen Früherziehung renz, Authentizität, Respekt, Wertschätzung (Bürgi & Eberhard, 2006, Hubrig & Hermann, 2005, Wolters, 2004). Diese Grundsätze werden auch in der Heilpädagogischen Früherziehung bei der Beratung von Eltern berücksichtigt. In Anlehnung an die ressourcenerschließende Beratung nach Mutzeck (2008) ist es häufig so, dass die Lösungen von Problemen für die Ratsuchenden klar sind, sie jedoch nicht wissen, wie sie es anpacken sollen, damit eine Umsetzung dieser Lösungen gelingt. Im Beratungsprozess werden die Ressourcen, die Fähigkeiten und Kompetenzen der Ratsuchenden genutzt, um Veränderungen in schwierigen und unbefriedigenden Situationen anzubahnen. In der Früherziehung gilt es, die Ressourcen und Kompetenzen der Eltern in ihrer Funktion als primäre Bezugspersonen, die ihr Kind am besten kennen, gemeinsam zu erschließen. In einer akut schwierigen Situation mit einem behinderten Kind vergessen Eltern oft ihre Ressourcen und Kompetenzen, sie können nicht selbstverständlich darauf zurückgreifen. Die Früherzieherin unterstützt die Eltern dabei, Bewältigungsstrategien aus früheren Situationen zu aktivieren und für die aktuelle Problemlösung zu mobilisieren. In der Heilpädagogischen Früherziehung wird je nach persönlichem Interesse oder der fachlichen Ausrichtung des Heilpädagogischen Dienstes mit unterschiedlichen Beratungsprogrammen gearbeitet, die alle auch Ressourcen von Eltern mit einbeziehen: Entwicklungspsychologische Beratung, Marte Meo, Schritt: weise, K.R.E.I.S. Verfahren, Systemische Interaktionstherapie und -beratung SIT, Videointerventionstherapie nach Downing, Sichere Ausbildung für Eltern SAFE, Babywatching (vgl. Grob, 2010). Exemplarisch wird an dieser Stelle das Konzept der Entwicklungspsychologischen Beratung ausgeführt. 4.1 Entwicklungspsychologische Beratung von Eltern Das Konzept der Entwicklungspsychologischen Beratung wurde von Ute Ziegenhain und MitarbeiterInnen (2006) an der Universität Ulm entwickelt und in Deutschland für die Jugendhilfe fruchtbar gemacht. 4.1.1 Das Konzept der Entwicklungspsychologischen Beratung Die Entwicklungspsychologische Beratung zielt auf die Förderung der frühen Eltern- Kind-Beziehung. Dabei berücksichtigt das Beratungskonzept Grundlagen, die durch die entwicklungspsychologische Forschung im Bereich der frühen Kindheit als zentral betrachtet werden (vgl. Leyendecker, 2010 und 2008 und 2002; Pretis, 2005; Klein, 2002). Theoretisch nimmt das Konzept zudem Bezug auf die Bindungstheorie nach Ainsworth und Bowlby und das Entwicklungsmodell nach Als und Brazelton. Den Eltern werden Kompetenzen gegenüber dem Kind zugeschrieben. Sie interagieren mit dem Kind spontan, nicht gelernt, und entsprechen damit den Fähigkeiten und Bedürfnissen des Kindes. Diese elterliche Kompetenz ist unbewusst und basiert nicht auf rationalen Handlungen der Eltern. Dadurch entsteht eine tiefe emotionale Bindung zwischen Eltern und Kind. Vier Merkmale sind grundlegend in der Entwicklungspsychologischen Beratung: 1. Die Perspektive des Kindes steht im Mittelpunkt 2. Die Eltern erfahren etwas über die allgemeine Entwicklung von Säuglingen und Kleinkindern 3. Die Eltern beobachten und verstehen die Fähigkeiten und Stärken ihres eigenen Kindes 12 FI 1 / 2014 Christine Meier Rey 4. Die Eltern werden in ihrer Elternrolle bestärkt und ihre Wünsche werden respektiert. Die Zielsetzung der Entwicklungspsychologischen Beratung besteht in der Unterstützung der Eltern, feinfühliger mit ihren Kindern umzugehen. Das Konzept der Feinfühligkeit nach Ainsworth umfasst die elterliche Kompetenz, kindliche Signale und Kommunikation wahrzunehmen, angemessen zu interpretieren und darauf prompt zu reagieren. Das Konzept der Feinfühligkeit kann als erste Orientierung genutzt werden bei der Suche nach vorhandenen oder zu entwickelnden Fähigkeiten der Eltern bezüglich der Wahrnehmung und Interpretation von kindlichen Signalen. Durch die Elternschaft erleben Mütter und Väter existenzielle Veränderungen: das Wachstum des Kindes, die primäre Bezogenheit auf das Kind sowie spezielle Unterstützungssysteme (vgl. Ziegenhain et al., 2006, 133). Mit dem Start in die Elternschaft sind Mütter und Väter besonders empfänglich für Kritiken. Demgegenüber finden in dieser Phase ressourcenorientierte Unterstützung und Anerkennung bei den Eltern einen guten Boden für Zusammenarbeit. Wie bereits erwähnt, können mit der Elternschaft auch schwierige Situationen einhergehen. Kinder können Schwierigkeiten in ihrer Entwicklung zeigen, Familien können Belastungen erfahren, die sich auf die Entwicklung des Kindes auswirken können. Die Bindung zwischen Kind und Eltern kann unsicher, ambivalent oder gestört sein; die elterliche Feinfühligkeit kann wenig ausgebildet sein oder fehlen. Diese Begebenheiten werden in der Entwicklungspsychologischen Beratung berücksichtigt. Die theoretische Verortung der Beratung ist systemisch-lösungsorientiert. Wertschätzung, klare Handlungsorientierung und Unterstützung bei der Suche nach Ressourcen bilden handlungsleitende Bereiche, wie sie auch für die Kooperation angesprochen wurden. Die elterlichen Erziehungs- und Beziehungskompetenzen werden als wichtige Ansatzpunkte für die frühe Bindungsförderung genutzt. So werden auf der Handlungsebene bei den Eltern feinfühliges Verhalten, Empathie und Perspektivenübernahme gefördert. Den Eltern werden zudem Informationen und Beobachtungskriterien für Ausdrucks-, Belastungs- und Bewältigungsverhalten von Säuglingen und Kleinkindern vermittelt. Es werden Videoanalysen von Eltern-Kind-Interaktionen eingesetzt. Zu Beginn werden Videosequenzen gelungener Interaktionen aufgezeichnet und zusammen mit den Eltern analysiert. Später fließen Videosequenzen nicht gelungener Interaktionen in die Beratung ein. Mittels Videofeedbacks werden alternative Interventionsmöglichkeiten diskutiert und später erprobt. 4.1.2 Arbeitsweise der Entwicklungspsychologischen Beratung Sehen: Eine sorgfältige Beobachtung von alltäglichen und alterstypischen Eltern-Kind- Interaktionen mit Videoaufnahme ermöglicht es Eltern, direkte und unmittelbare Eindrücke von ihrem Kind und sich selber zu erhalten. Videoaufnahmen unterstützen auch die Einnahme der kindlichen Perspektive durch die Eltern. Videoaufnahmen können auf die Stärken der Eltern und Kinder hinweisen und sie erleichtern durch die wiederholbare Betrachtung das Entdecken von kleinen Veränderungen. Verstehen: Eine genaue Videoanalyse der Beraterin dient als Grundlage für das Videofeedback mit den Eltern. Die Analyse startet mit der Auswahl einer gelungenen Interaktionssequenz. Das kindliche Verhalten wie 13 FI 1 / 2014 Kooperation und Beratung mit Familien in der Heilpädagogischen Früherziehung auch das Verhalten der Eltern werden beschrieben. Kompetenzen werden hervorgehoben. Später erst erfolgt eine Analyse noch nicht gelungener Interaktionssequenzen zwischen Eltern und Kind. Im Gespräch mit den Eltern folgt nach der konkreten Verhaltensbeschreibung die Interpretation mit Bezug auf entwicklungspsychologische Konzepte zu Ausdrucksweisen von Säuglingen, Kleinkindern und Vorschulkindern. Handeln: Beim Aspekt Handeln stehen die Eltern im Mittelpunkt. Die Eltern werden gebeten, ein im Video gesehenes Verhalten des Kindes zuhause genauer zu beobachten und eventuell das eigene elterliche Verhalten zu verändern. Der Auftrag wird mit den Eltern zusammen erarbeitet und mit kleinen, konkreten Schritten gestartet. Er soll in den Familienalltag passen und den Lebenskontext mit einbeziehen. 4.1.3 Einsatz der Entwicklungspsychologischen Beratung in der Heilpädagogischen Früherziehung Die Entwicklungspsychologische Beratung eignet sich gut für die Kooperation mit Eltern in der Heilpädagogischen Früherziehung. In der aufsuchenden Früherziehung trifft die Früherzieherin die Kinder und Familien regelmäßig in deren gewohnter Umgebung zu Hause. Das familiäre, vertraute Umfeld bietet sich für die Entwicklungspsychologische Beratung geradezu an: Alltagsinteraktionen zwischen Eltern und Kindern, die von der Heilpädagogischen Früherzieherin beobachtet werden, werden in den gemeinsamen Gesprächen offensichtlich und verhandelbar. Der Ansatz eignet sich zudem für bildungsferne Familien und Familien mit Migrationshintergrund, da auf der Grundlage von auf Videos festgehaltenen Interaktionen von den Eltern erlebte Erfahrungen thematisiert werden. Nicht das theoretische Sprechen über, sondern das konkrete Beschauen und Benennen von Erfahrungen steht im Zentrum. Ein kooperativer Beratungsansatz trägt zum Auf bau der Resilienz von Eltern bei. Er orientiert sich in erster Linie daran, was die Eltern gut machen, benennt die Stärken in der Interaktion mit dem Kind. Darauf aufbauend kann das Erziehungsverhalten der Eltern erweitert werden, Alternativen können erprobt werden. Eltern erkennen zusammen mit der Heilpädagogischen Früherzieherin in den Videoaufnahmen Veränderungen, sie gewinnen dadurch Sicherheit und werden unterstützt. 5 Gedanken zum Schluss Kooperation und Beratung mit Familien in der Heilpädagogischen Früherziehung sind herausfordernde Tätigkeiten. Es gibt keine Rezepte, die für Familieninterventionen aufgekocht werden können. Vielmehr gilt es vonseiten der Fachpersonen, in der Zusammenarbeit mit Eltern genau hinzuschauen, die Familien in ihrer Besonderheit und ihren Eigenheiten wahrzunehmen und zu verstehen, sowie gemeinsam mit den Eltern die Unterstützung des Kindes anzugehen. Das Rüstzeug holt sich die Heilpädagogische Früherzieherin während der Aus- und Weiterbildung in der Auseinandersetzung mit Themen wie Beratung, Gestaltung von Arbeitsbündnissen, Resilienz, Ressourcenorientierung. Die Heilpädagogische Früherziehung ist ein freiwilliges Angebot (vgl. Schlienger, 2010). Dies hat zur Folge, dass Unterstützungsangebote nicht von allen Eltern in gleicher Weise angenommen werden. Es bedarf eines Aushandlungsprozesses der Beteiligten, in welcher Form sie partizipieren wollen und können. Gemeinsam wird gesucht, wie Kooperation gestaltet werden kann. Und gerade dies macht die Kooperation so abwechslungsreich, 14 FI 1 / 2014 Christine Meier Rey bietet Möglichkeitsräume, die individuell geformt und gefärbt werden, gibt vielerlei Anlässe zu Kommunikation und Interaktion, bringt einvernehmliche und widerständige Auseinandersetzungen hervor. Prof. Dr. Christine Meier Rey FHNW PH Institut Spezielle Pädagogik und Psychologie Elisabethenstr. 53 4002 Basel Schweiz Literatur Behringer, L. & Höfer, R. (2005): Wie Kooperation in der Frühförderung gelingt. Reinhardt, München/ Basel Bernitzke, F. & Schlegel, P. (2004): Das Handbuch der Elternarbeit. 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