eJournals Frühförderung interdisziplinär 33/2

Frühförderung interdisziplinär
1
0721-9121
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/fi2014.art11d
41
2014
332

Tests und Screenings: BAV 3-11

41
2014
Lothar Unzner
Von Katja Mackowiak und Anke Lengning. Bern (Huber), 2010, Manual, 10 Protokollbogen Grundschule (Version G), je 10 Protokollbogen Kindergarten Version A und Version B, 10 Auswertebogen Grundschule (Version G), 10 Auswertebogen Kindergarten (Version A/B), 10 Fragebogen für Eltern, 20 Auswertebogen Regulationsstrategien, Auswertemanual Regulationsstrategien, Körperumrisszeichnung, Smileyskalen (2), je 1 Stimulusbuch Kindergarten A, Kindergarten B und Grundschule und Box: € 198
1_033_2014_2_0005
109 TESTS UND SCREENINGS BAV 3-11 Bochumer Angstverfahren für Kinder im Vorschul- und Grundschulalter Lothar Unzner Von Katja Mackowiak und Anke Lengning. Bern (Huber), 2010, Manual, 10 Protokollbogen Grundschule (Version G), je 10 Protokollbogen Kindergarten Version A und Version B, 10 Auswertebogen Grundschule (Version G), 10 Auswertebogen Kindergarten (Version A/ B), 10 Fragebogen für Eltern, 20 Auswertebogen Regulationsstrategien, Auswertemanual Regulationsstrategien, Körperumrisszeichnung, Smileyskalen (2), je 1 Stimulusbuch Kindergarten A, Kindergarten B und Grundschule und Box: € 198,- Ängste sind im Kindesalter weit verbreitet. Die Abgrenzung vorübergehender entwicklungspsychologisch bedingter Ängste von klinisch relevanten Ängsten ist nicht immer eindeutig möglich, Hinweise können sein die Stärke der Angst, das Ausmaß der Belastung, die Beeinträchtigung im alltäglichen Leben und die Auftretensdauer der Angst. Angst zeigt sich auf verschiedenen Ebenen, auf der kognitiven (subjektiven) Ebene, der Verhaltensebene und der physiologischen Ebene. Diese drei Ebenen werden im vorliegenden Verfahren erfasst. Auf der subjektiven Ebene werden als Angstthemen (Angstauslöser) unterschieden n soziale Ängste (z. B. einen Ball aus dem Nachbarsgarten holen), n kognitive Ängste, Sorgen und Befürchtungen (z. B. abends im Dunkeln einschlafen), n Angst vor Verletzung und körperlicher Beeinträchtigung (z. B. über einen Baumstamm balancieren), n Phobien (z. B. eine Spinne im Zimmer entdecken). Zudem wird das Ausmaß der Angst skaliert. Auf der Verhaltensebene werden als Strategien zur Angstbewältigung und Emotionsregulation n problemlösende Bewältigungsstrategien, n emotionsregulierende Bewältigungsstrategien und die n Suche nach sozialer Unterstützung unterschieden. Körperliche Angstreaktionen (z. B. Herzklopfen, Bachschmerzen oder Weinen) werden erfragt. Das Verfahren wurde entwickelt für Kinder im Alter von 3 bis 11 Jahren. Es soll entwicklungstypische subklinische Ängste erfassen und Risikokinder identifizieren, die übermäßig viele Ängste mit hoher Intensität erleben und über unzureichende Regulationsstrategien verfügen. Durchführung: Für Kinder ab 4 Jahren wird als Individualtest ein halbstrukturiertes Interview durchgeführt. In einem Stimulusbuch werden Bilder von potenziell angstauslösenden Alltagssituationen gezeigt und jeweils durch eine kurze Geschichte erläutert (13 Geschichten für Kindergartenkinder (Form, Form B), 26 Geschichten Frühförderung interdisziplinär, 33. Jg., S. 109 -111 (2014) DOI 10.2378/ fi2014.art11d © Ernst Reinhardt Verlag 110 FI 2 / 2014 Tests und Screenings für Schulkinder). Dann soll das Kind mithilfe der Smiley-Karte (3-stufig für Kindergartenkinder, 5-stufig bei Schulkindern) sein jeweiliges Empfinden (fröhlich bis ängstlich) angeben. Anschließend wird es gefragt: „Was tust du dann? “ Das Vorgehen wird an einem Beispielitem erklärt. Das Kind wird auch gefragt, wie sich die Angst körperlich bemerkbar macht, und kann das auf einer Körperumrisszeichnung anzeigen. Abschließend wird es nach weiteren Ängsten und nach dem, was richtig Spaß macht, gefragt. Die Antworten werden in einem Protokollbogen festgehalten. Das Interview dauert 20 bis 25 Minuten. Im Elternfragebogen (ab 3 Jahre) werden dieselben 26 Situationen dargestellt. Es soll das Angstniveau (5-stufig) angegeben werden und die kindliche Bewältigungsstrategie kurz beschrieben werden. Eine Liste von 14 Angstsymptomen zum Ankreuzen ist enthalten. Auswertung: Für die Auswertung gibt es einen gesonderten Auswertebogen. Auf der Ebene des subjektiven Erlebens werden die Smiley-Antworten in Zahlenwerte umkodiert (0 -1: Kindergartenalter, 0 -3: Schulkinder und Eltern). Auswerteregeln für den Umgang mit inkongruenten (Emotion und Handlungsstrategie widersprechen sich) und fehlenden Antworten liegen vor. Es werden Summenscores für die Skalen der Angstthemen und ein Gesamtscore gebildet. In Normtabellen können Prozentränge und T-Werte nachgeschlagen werden. Zur Kodierung auf der Verhaltensebene der Regulationsstrategien wurde ein Kategoriensystem mit neun Strategien entwickelt, die wiederum zu drei Regulationsstilen zusammengefasst werden. Für die Anzahl aller genannten Strategien, die Anzahl unterschiedlicher Kategorien, den prozentualen Anteilen der Stile „Problemorientierung“, „Problemvermeidung“ und „soziale Unterstützung“ werden Prozentränge und T-Werte angegeben. Diese Angaben liegen auch für die Summe aller genannten körperlichen Angstreaktionen vor. Die Normen werden, jeweils getrennt für Mädchen und Jungen, für 6 Altersgruppen (Kindergartenalter: bis 60 Monate, über 60 Monate, 1. -4. Klasse) angegeben. Normierung: Die Normierungsstichprobe rekrutiert sich aus Städten des Ruhrgebiets und dessen näherer Umgebung. Sie umfasst 1065 Kinder (412 Kindergartenkinder, 651 Grundschulkinder) und 1046 Eltern (zum Teil Eltern der Kinder, zum Teil aus einer unabhängigen Stichprobe). Gütekriterien: Objektivität: Es werden gute Werte der Beobachterübereinstimmung bei der Kodierung der Regulationsstrategien berichtet. Reliabilität: Für die Summenscores werden die Werte der Internen Konsistenz angegeben. Sie liegen für das Kindergartenalter für den Elternfragebogen bei a = .72 und die Kinderinterviews bei a = .64 bzw. a = .69 (für das Schulalter sind die Werte jeweils höher). Für die Skalen der Angstthemen werden für das Kindergartenalter keine Werte angegeben (für das Grundschulalter bewegen sich die Werte zwischen .53 und .78). Die Retest-Reliabilität nach 2 Wochen beträgt .71. Validität: Erste Hinweise zur Validität liefern Expertenratings bzgl. der Häufigkeit der genannten Kategorien, um Hinweise auf die soziale Erwünschtheit der Aussagen zu erhalten. Es werden erwartete signifikante Interkorrelation der Skalen und die Korrelationen mit dem Gesamtwert sowie Korrelation mit Fragebögen zur Ängstlichkeit und Neugier, zur Schüchternheit und zum Temperament berichtet. Nennenswerte Übereinstimmungen zwischen Eltern- und Kinderaussagen gibt es erst im Grundschulalter. 111 FI 2 / 2014 Tests und Screenings Bewertung: Der BAV 3-11 liefert Informationen zu unterschiedlichen Angstthemen, zu Angstauslösern und wie das Kind typischerweise darauf reagiert. Dass Eltern- und kindliche Aussagen nicht übereinstimmen, scheint dem Stand der Forschung nach nicht überraschend zu sein. Auch ängstliche Kinder können nach einer Eingewöhnungszeit gut auf die Bildergeschichten eingehen und plausible Aussagen machen. Die Eltern reagieren sehr positiv auf die Bildergeschichten und geben sich große Mühe in der Einschätzung. Die Ergebnisse können für eine gezielte Planung von Therapie und Interventionen sowie für Elterngespräche genützt werden. Für den Einsatz als Screening-Verfahren ist es in der Praxis aber zu aufwendig. Die Erfassung im Vorschulalter ist eine herausfordernde Aufgabe, für die Forschung, reliable und valide Verfahren zu entwickeln, für die Praxis, sie feinfühlig anzuwenden. Dr. Lothar Unzner, Diplom-Psychologe Interdisziplinäre Frühförderstelle Erding und Dorfen Münchener Straße 1 85435 Erding l.unzner@kjf-muenchen.de