eJournals Frühförderung interdisziplinär 37/1

Frühförderung interdisziplinär
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0721-9121
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/fi2018.art09d
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2018
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Rezension: Elena Pirin: Mein Löwenkind: Vom Abenteuer, ein Kind mit Handicap großzuziehen

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2018
Renate Berger
Elena Pirin Mein Löwenkind Vom Abenteuer, ein Kind mit Handicap großzuziehen Ostfildern: Patmos Verlag, 2016, 216 S., € 19,99, ISBN: 978-3-8436-0768-1
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55 FI 1/ 2018 Rezensionen Elena Pirin Mein Löwenkind Vom Abenteuer, ein Kind mit Handicap großzuziehen Ostfildern: Patmos Verlag, 2016, 216 S., € 19,99, ISBN: 978-3-8436-0768-1 Ein Buch zum Mitfühlen, sich Einfühlen in einen Weg, den die Eltern von Leo von der Adoption des kleinen Babys bis ins Schulalter gehen. Die vielen Alltagsthemen, die alle „neuen“ Eltern beim Erlernen und Organisieren ihres Lebens mit einem Kind (be-)treffen, lässt Elena Pirin, die Autorin, treffend reflektiert und witzig aufleben. Doch steht bei diesem besonderen Weg, ein Kind zu bekommen, schon von Anfang an das Thema Auswählen, Sich-aussuchen-können, Sich entscheiden-müssen im Raum: „Geschlecht, Hautfarbe, Nationalität… Krankheiten … sichtbare Behinderungen … eventuelle Spätfolgen …“ - wie weit würden Sie gehen als Adoptiveltern? Nach den Glücksmomenten und der Dankbarkeit über den kleinen Leo schleichen sich Gefühle und Zweifel ein: „Etwas ist anders“, aber das kann/ darf doch gar nicht sein. Subtil beschreibt die Autorin ihr Erleben, später die facettenreichen Ambivalenzen im konkreten Umgang mit einem „langsamen“ Kind und die Auseinandersetzung als Mutter und Vater mit diesem „besonderen“ Kind, auch in der Konfrontation mit der Umwelt. Elena Pirin beschreibt ihren Weg und den Weg ihrer Familie, ihrem Wunschkind Leo, dem Löwenkind, treu zu bleiben - trotz der eigenen Zweifel an dessen Wollen und Können, trotz der Fassungslosigkeit gegenüber den Hürden, die der Alltag und die inneren und äußeren „Systeme“ bereit halten. Sehr treffend und direkt, humorvoll und stets liebevoll gelingt es ihr, eine sehr berührende Geschichte zu erzählen, die sehr viel mehr als das ist. Überschriften des Buches, wie „Top oder Flop? “, „Sie müssen realistisch bleiben! “, „Ich will nach Traumland ziehen! “, „Kann man nichts dagegen tun? “, „Guck nicht so böse, Mama! “, „Was ist behindert? “ lassen ahnen, dass hier nicht nur die eigene Geschichte mit dem eigenen Erleben wiederge- 56 FI 1/ 2018 Rezensionen geben wird, sondern dass viele Perspektiven angedeutet und ausgesprochen werden, dass es letztlich - wie könnte es anders sein - um wesentliche elementare Fragen mit dem Umgehen von uns Menschen mit einem „anderen“, einem „besonderen“, einem „behinderten“ Kind geht heutzutage in unserer Gesellschaft. Das Bild des Löwenkindes ist immer wieder rettend und lässt auch den Leser/ die Leserin an den Erlebnissen von Leo und seinen Eltern mit Heiterkeit und Verständnis teilhaben. Die Rückbeziehung von Fragen der Inklusion auf die Evolutionsbiologie - natürlich ins Löwenreich - ist humorvoll, hilfreich und meines Erachtens nicht überzeichnet. Was wäre, „wenn es einen E-Rollstuhl für Löwen gäbe …“ oder wenn eine Katze „einfach ein bisschen dumm im Kopf“ ist? Wie viel Toleranz, wie viel Kooperation und Empathie sind möglich? Für wen? Renate Berger DOI 10.2378/ fi2018.art09d