eJournals Frühförderung interdisziplinär 41/2

Frühförderung interdisziplinär
1
0721-9121
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
41
2022
412

Rezension: Karin Reber und Elisabeth Wildegger-Lack: Sprachförderung mit Medien: Von real bis digital. Wissenswertes für Eltern, Pädagogen und Therapeuten

41
2022
Ulrike Wohlleben
Seit Langem gelten die beiden Autorinnen in ihrem Fachbereich als Expertinnen für Sprachtherapie und -förderung für Kinder von 3 bis 10 Jahren und haben vielfach Beiträge zu diesem Thema publiziert. Im vorliegenden Buch entwickeln sie sowohl für Fachleute unterschiedlicher Disziplinen als auch für interessierte Eltern ihre Anregungen in überzeugend klarer Sprache und gut gegliedert durch anschauliche Abbildungen, Tabellen und farblich gut erkennbare Tipps zur praktischen Umsetzung. Inhaltlich liefert bereits der Untertitel eine wichtige Information, die gerade in Pandemiezeiten und der damit einhergehenden mehr oder weniger holprigen Erschließung digitaler Lernwege für den KiTa- und Schulbereich entscheidend ist: Medieneinsatz im Dienste der Sprachtherapie bezieht sich nicht allein auf den Umgang mit digitalen Möglichkeiten, sondern nutzt entwicklungsadäquat je nach Altersgruppe zunächst reale, dreidimensionale Gegenstände. In diesem Sinne ist das Ziel des Buches, einen jeweils passenden Medienmix für die Sprachförderung von Kindern zwischen 0 und 10 Jahren zu bieten, der für alle Vertreter der genannten Leser*innengruppen passende Verwendungsmöglichkeiten enthält.
1_041_2022_002_0101
101 FI 2/ 2022 REZENSIONEN Karin Reber und Elisabeth Wildegger-Lack Sprachförderung mit Medien: Von real bis digital Wissenswertes für Eltern, Pädagogen und Therapeuten Schulz-Kirchner Idstein, 2020, 96 S., € 20,- Seit Langem gelten die beiden Autorinnen in ihrem Fachbereich als Expertinnen für Sprachtherapie und -förderung für Kinder von 3 bis 10 Jahren und haben vielfach Beiträge zu diesem Thema publiziert. Im vorliegenden Buch entwickeln sie sowohl für Fachleute unterschiedlicher Disziplinen als auch für interessierte Eltern ihre Anregungen in überzeugend klarer Sprache und gut gegliedert durch anschauliche Abbildungen, Tabellen und farblich gut erkennbare Tipps zur praktischen Umsetzung. Inhaltlich liefert bereits der Untertitel eine wichtige Information, die gerade in Pandemiezeiten und der damit einhergehenden mehr oder weniger holprigen Erschließung digitaler Lernwege für den KiTa- und Schulbereich entscheidend ist: Medieneinsatz im Dienste der Sprachtherapie bezieht sich nicht allein auf den Umgang mit digitalen Möglichkeiten, sondern nutzt entwicklungsadäquat je nach Altersgruppe zunächst reale, dreidimensionale Gegenstände. In diesem Sinne ist das Ziel des Buches, einen jeweils passenden Medienmix für die Sprachförderung von Kindern zwischen 0 und 10 Jahren zu bieten, der für alle Vertreter der genannten Leser*innengruppen passende Verwendungsmöglichkeiten enthält. Die Darstellung von Spiel- und Sprachentwicklung im ersten Abschnitt fasst sich nachvollziehbar kurz und verweist dazu auf die hierzu ausreichend vorhandene beratende Literatur. Dem Begriff der Medienkompetenzentwicklung als „Wissen bzw. Fähigkeiten, die ein kritisches Verständnis und einen kritischen Umgang mit Medien ermöglichen“ (Niklas 2018, zitiert nach dem hier rezensierten Buch 2020) wird mehr Raum gegeben. Dieser Bereich basiert auf der kontinuierlichen Entwicklung visueller, kognitiver und motorischer Fähigkeiten, zu deren basalen Formen z. B. das Verständnis von Bildern und Zeichnungen und deren abbildender Funktion gehört. Die Wahrnehmung jedweder Medien stützt sich auf den Gebrauch aller fünf Sinnessysteme, im Säuglings- und Kleinkindalter werden zur Erforschung und Erfassung realer (Spiel) Gegenstände durchaus zunächst der gustatorische und olfaktorische sowie der taktile Sinneskanal benutzt. Mit zunehmendem Kindesalter und wachsender Abstraktionsfähigkeit werden das auditive ebenso wie das visuelle Wahrnehmungssystem z. B. für mündliche oder schriftliche Texte, Bilderbücher oder Filme häufiger eingesetzt. So sind zweifellos für Kinder in den unterschiedlichen Entwicklungsphasen auch verschiedene Medien sinnvoll. Eine anschaulich gestaltete Tabelle über insgesamt 5 Buchseiten fasst die jeweiligen Entwicklungsbereiche in altersbezogener Abfolge zusammen, setzt sie in Beziehung zu visueller, motorischer und kognitiver Entwicklung und verweist in der letzten Spalte auf mögliche pädagogische Konsequenzen daraus. Es ist naheliegend, das Medium Sprache bei seiner Förderung selbst mithilfe von adäquaten Medien zum Lerninhalt zu machen. Kinder entwickeln ein sich veränderndes Verständnis von Codierungsformen von real über modellhaft und abbildend bis zur schließlich symbolischen Form, die das höchste Abstraktionsvermögen erfordert und jedwede (schrift-)sprachliche Codierung umfasst. Die nun folgende Aufzählung für die Sprachförderung geeigneter Medien reicht dementsprechend von realen Spielgegenständen wie Knete über Bücher zu Hörstiften und legt schließlich Wert auf eine gut verständliche Beschreibung von Tablets bzw. Computern oder auch Smartphones sowie vor allem der jeweils dort sinnvoll nutzbaren Softwarearten (Lernplattformen, Apps, Kommunikationstools etc.) In wiederum sehr über- 102 FI 2/ 2022 Rezensionen sichtlich gestalteten Tabellen werden Medien dargestellt, die sich prinzipiell zur Sprachförderung eignen, eine anschließende Übersicht (Tabelle 4) ordnet diese Medien einer Altersspanne zu, in der diese entwicklungsadäquat noch nicht oder zunehmend sinnvoll genutzt werden können. 10 Prinzipien im Umgang mit Medien geben sehr praxisnah eine grundsätzliche Struktur dafür, wann digitale Medien wofür und wie lange sinnvoll genutzt werden können und so das Miteinander (oder Nacheinander) von realer zu digitaler Mediennutzung kindgerecht gestalten können. Dafür sind viele Beispiele genannt, Fotos verdeutlichen die Ideen und betonen an verschiedenen Stellen, dass kleine Kinder zuerst die reale Welt möglichst mit allen Sinnen begriffen haben müssen, um eine sinnvolle Nutzung digitaler Medien verstehen zu können. Sicherlich ist dieser Abschnitt sehr gut auch für Eltern nutzbar, er verzichtet auf überflüssige fachsprachliche Ausflüge und setzt jeweils an Fragen an, die sich für sehr viele Eltern sehr häufig stellen dürften. Medien zur Sprachförderung - am Beispiel Wortschatz Medien zur Sprachförderung am Beispiel Grammatik Ergänzend dazu werden anschließend an zwei grundlegenden Bereichen der Sprachtherapie mit Kindern konkrete Methoden und Vorgehensweisen dargestellt, wie Kinder diesbezüglich spaßige und motivierende Hilfen bekommen können. Sie beginnen mit sehr kurz gehaltenen Informationen über die jeweiligen Grundlagen und Entwicklungsverläufe, die für alle Leser*innen gleichermaßen gut verständlich geschrieben sind. Vor allem im Bereich Grammatik werden dabei ganz konkrete Ideen vermittelt: welche realen, und vor allem nun aber auch digitalen Medien sind sinnvoll zu nutzen im Dienste der Satzbildung (vor allem: Verb-Zweitstellung) oder der Wortbildung (Genus, Numerus und Kasus)? Das insgesamt angenehm kompakt gehaltene Buch, das sicherlich bereits vor Beginn der Pandemie konzipiert und niedergeschrieben wurde, ist ein für mich äußerst positiver Beitrag zu einem kindgerecht maßvoll gehaltenen und gut begründeten Umgang mit digitalen Medien. Es gelingt den Autorinnen, eine interessante Lektüre zwischen Fachbuch und Elternratgeber zu bieten. Sie enthält eine Fülle gut umsetzbarer Anregungen sowohl für den fachlichen als auch für den häuslichen Bereich, mithilfe derer sprachliche Fähigkeiten, die viele Kinder schwer erlernen, sehr sinnvoll unterstützt werden können. Dr. Ulrike Wohlleben DOI 10.2378/ fi2022.art13d Friedrich Voigt Entwicklungsstörungen im Kleinkind- und Vorschulalter Beiträge zur Frühförderung interdisziplinär, Band 23 Reinhardt Verlag, 1. Aufl., 2021, 260 S., 17 Abb., 28 Tab., € 29,90 Was sind die Möglichkeiten und wo liegen die Grenzen von Früherkennung, Diagnosestellung und therapeutischen Herangehensweisen bei Entwicklungsstörungen im Kleinkind- und Vorschulalter? Dr. Friedrich Voigt, langjähriger leitender Psychologe im kbo-Kinderzentrum München, legt mit seiner Handreichung einen besonders praxisrelevanten Beitrag zur interdisziplinären Frühförderung bei Entwicklungsstörungen vor. Er diskutiert mögliche Verfahren und Vorgehensweisen, ordnet sie anhand der aktuell revidierten Diagnostikmanuale DSM-5 und ICD-11 ein und gibt klare Hinweise zur Umsetzung.