eJournals Frühförderung interdisziplinär 42/2

Frühförderung interdisziplinär
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0721-9121
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/fi2023.art11d
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2023
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Rezension: Astrid Wirth, Efsun Birtwistle, Anna Mues, Frank Niklas: "Kinder spielerisch auf die Schule vorbereiten." Fähigkeitsentwicklung und Förderung im Vorschulalter

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2023
Philip Minkenberg
Der Übertritt des eigenen Kindes aus dem Kindergarten heraus in die Schule ist ein großer Sprung Richtung Selbstständigkeit. In der Schule warten neue Mitschüler, neue Aufgaben und neue Räumlichkeiten auf die Kinder. Für die Eltern stellt sich daher die Frage, wie sie das eigene Kind ausreichend auf den neuen Lebensabschnitt und das „schulische Lernen“ vorbereiten können. Die Angebote an Vorschultraining und Arbeitsheften in Büchereien, Bibliotheken und Internet sind groß.
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97 FI 2/ 2023 REZENSIONEN Astrid Wirth, Efsun Birtwistle, Anna Mues, Frank Niklas: „Kinder spielerisch auf die Schule vorbereiten“ Fähigkeitsentwicklung und Förderung im Vorschulalter Herausgegeben von Hogrefe Verlag 2022, Bern. 152 S., € 24,95 Der Übertritt des eigenen Kindes aus dem Kindergarten heraus in die Schule ist ein großer Sprung Richtung Selbstständigkeit. In der Schule warten neue Mitschüler, neue Aufgaben und neue Räumlichkeiten auf die Kinder. Für die Eltern stellt sich daher die Frage, wie sie das eigene Kind ausreichend auf den neuen Lebensabschnitt und das „schulische Lernen“ vorbereiten können. Die Angebote an Vorschultraining und Arbeitsheften in Büchereien, Bibliotheken und Internet sind groß. Eines dieser Ratgeber möchte das Buch „Kinder spielerisch auf die Schule vorbereiten …“ sein. In der vorliegenden Literatur werden die wichtigsten Hinweise gegeben, welche Kompetenzen für einen erfolgreichen Schulstart notwendig sind und wie diese von den Eltern gefördert werden können. Das Buch zeigt auf, welche Kompetenzen für schulisches Lernen grundsätzlich notwendig sind. Neben den frühen sprachlichen und schriftsprachlichen Kompetenzen, frühen mathematischen Kompetenzen, kognitiver Entwicklung, sozial-emotionaler Entwicklung wird auch auf die Persönlichkeitsentwicklung eingegangen. Im letzten Kapitel wird der Überblick über frühkindliche Entwicklungsbereiche ergänzt. Auf 145 Seiten bietet das Buch einen umfassenden Überblick über die Vorläuferfähigkeiten schulischen Lernens. Dabei dient ein kurzer vorangestellter fachlicher Exkurs zu Beginn eines jeden Kapitels als theoretisches Erläutern der einzelnen Vorschulfähigkeit. Die sechs Kapitel werden jeweils durch wissenschaftliche Hintergründe aus Studien ergänzt. Der Lesende erhält neben den theoretischen Grundlagen praktische Tipps für das Training der Vorschulfähigkeiten. Das Buch versucht einen Spagat zwischen fachlicher Erläuterung der Kapitel einerseits als auch dem praktischen Teil zu schaffen. Die Erläuterung der einzelnen Kindkompetenzen (… Vorlesen fördert insbesondere die sprachliche und die soziale und emotionale Entwicklung des Kindes …) aus Kapitel 1 „Vorlesen und gemeinsam lesen“ zeigt die Notwendigkeit des Lesetrainings. Für interessierte Leser hat die Literatur passende Studien und wissenschaftliche Hintergründe beigefügt (Bsp: Vorlesestudie von 2016). Für einige Eltern mag das Buch überladen wirken. Dabei stört nicht unbedingt die inhaltliche Flut von Informationen, sondern auch die unterschiedlichen Formatierungen und Schriftarten, die auf einer Seite angeordnet sind. Die Schaukästen, Zeichnungen, Auflistungen und 4 verschiedene Schriftarten lassen den Lesenden vereinzelt den Überblick in den kleingedruckten Zeilen verlieren (siehe Seite 58/ 59). Zu empfehlen ist, die einleitenden Worte eines jeden Kapitels aufmerksam zu lesen. Die ansprechenden Formulierungen der Autorinnen zu Beginn lassen sich von den Eltern gerne in der jeweiligen Thematik wiederfinden. So werden die Eltern im Kapitel Konzentration und Aufmerksamkeit mit der Formulierung „… haben Sie Ihrem Kind schon einmal gesagt, dass es sich besser konzentrieren soll…“ in meinen Augen gut abgeholt und verstanden. Die einzelnen Kapitel sind inhaltlich sinnvoll strukturiert. Die Autorinnen haben in der Literatur gut vermittelt, dass die einzelnen Kompetenzen zwar 98 FI 2/ 2023 Rezensionen wichtig für die Schulfähigkeit sind, aber nicht getrennt voneinander zu fördern sind. Vielmehr die ganzheitliche Förderung aller Bereiche scheint sinnvoll. Der Eltern-Ratgeber ist zu empfehlen, wenn sich Eltern mit viel Engagement für die Förderung des Vorschulkindes interessieren. Dabei kann der Lesende ebenso in die Thematik eintauchen als auch die erfahrenen Eltern in den Querverweisen weiteres Material zum Nachlesen finden. Philip Minkenberg DOI 10.2378/ fi2023.art11d Markus Wilken: Frühkindliche Nahrungsverweigerung Ursachen verstehen und Behandlungswege finden Psychosozial-Verlag, 1. Aufl 2022, 275 S., € 32,90 Kinder mit Fütterstörung und Sondendependenz begegnen uns im therapeutischen Alltag immer häufiger und stellen uns aufgrund ihrer komplexen Erscheinungsbilder vor große Herausforderungen. So ist der interessierte Therapeut immer auf der Suche nach neuen Erkenntnissen und Therapieansätzen zu diesem Störungsbild und folglich neugierig auf die Veröffentlichung dieses Buches. Markus Wilken ist sowohl national als auch international einer DER Fachleute in diesem speziellen Therapiebereich und bekannt durch Publikationen in Fachzeitschriften, Fortbildungen und seinem eigenen Therapieansatz. „Kernanliegen dieses Buches ist, die Entwicklung von Fütterstörung und Sondendependenz verständlich zu machen.“ (S. 231) Dafür nutzt der Autor Erkenntnisse aus der Theorie Freuds, der Bindungsforschung, Neurowissenschaft und Traumatheorie. Er erklärt Ursprünge und Verhaltensweisen von frühkindlicher Nahrungsverweigerung und erweitert durch seinen Beitrag den Blick und das Verständnis auf dieses komplexe Störungsbild. Das Buch ist in drei Teile gegliedert: die Entwicklung der Oralität, die frühkindliche Nahrungsverweigerung und die Entwicklungsdynamik der Nahrungsaversion. Im ersten Teil des Buches beschreibt der Autor die große Bedeutung oraler Erfahrung für die emotionale und physiologische (Ess-)Entwicklung sowie die Wechselwirkung zwischen Oralität und Bindungsentwicklung. Es wird klar, welch wichtige Rolle der Autor Affekten beim Verständnis der Nahrungsverweigerung zuschreibt. Entsprechend zieht sich die Affektbeschreibung wie ein roter Faden durch das gesamte Buch. Im zweiten und deutlich umfangreicheren Teil nimmt Markus Wilken Symptome und Formen der Nahrungsverweigerung in den Fokus. Er stellt anschaulich und kritisch das Problem der Klassifikation von Fütterstörung dar und empfiehlt den Blick auf das Kind zu richten und bei der Beurteilung die Verhaltensbeschreibung mit der Beziehungsorientierung zu kombinieren und nicht eine der beiden Sichtweisen auszuschließen. Er widmet sich ausführlich der Sondendependenz, stellt diese der Fütterstörung gegenüber, macht den Vorschlag einer Definition und lädt ein zur weiteren klinisch-wissenschaftlichen Auseinandersetzung zu diesem Thema, bei dem noch viel Forschungsbedarf besteht. Beiden Störungsbildern gemeinsam ist, dass es den Blick über die eigene Profession hinaus braucht, um das komplexe Geschehen kompetent begleiten zu können. „Das erfordert von jedem Therapeuten, der sich dem Thema annähert, eine Ausweitung der therapeutischen Komfortzone.“ (S. 122) Im dritten und längsten Teil des Buches zeigt Wilken die Entstehung der Nahrungsaversion durch fehlende Entwicklungsimpulse, -blockaden oder