Frühförderung interdisziplinär
1
0721-9121
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
11
2024
431
Originalarbeit: Medienkonsum von Eltern
11
2024
Agnes von Wyl
Meret Hug
Larissa Schneebeli
Katrin Braune-Krickau
Michael Gemperle
Ramona Hächler
Laura Wade-Bohleber
Smartphones sind allgegenwärtig und werden auch von Eltern von Säuglingen und Kleinkindern benutzt. In unserer Smart-Start-Studie haben wir Daten zur Smartphone-Nutzung von Müttern und Vätern rund um die Geburt erhoben. Dabei zeigte sich, dass bei Müttern und Vätern die Nutzungsdauer von vor zu nach der Geburt sich nicht veränderte. Am häufigsten nutzten Mütter und Väter das Smartphone zum Telefonieren und – nach der Geburt – um Fotos und Videos vom Kind zu machen und zu teilen. Mütter kauften nach der Geburt vermehrt online ein und suchten auf Internetseiten und Apps Informationen zu Schwangerschaft, Geburt und zur Entwicklung des Kindes. Vier Fünftel der befragten Mütter gaben an, das Smartphone häufig bis immer in Anwesenheit des Kindes zu nutzen. Somit erleben die meisten Babys Smartphones als normalen Alltagsgegenstand. Wichtig erscheint es, dass Eltern darauf achten, dass trotz der Omnipräsenz des Smartphones Zeit für entspannte Interaktionen mit dem Kind bleibt und dass insbesondere Apps, die die Aufmerksamkeit der Eltern stark beanspruchen, nicht in Anwesenheit des Kindes genutzt werden.
1_043_2024_001_0018
Frühförderung interdisziplinär, 43.-Jg., S.-18 - 28 (2024) DOI 10.2378/ fi2024.art02d © Ernst Reinhardt Verlag 18 Medienkonsum von Eltern Agnes von Wyl, Meret Hug, Larissa Schneebeli, Katrin Braune-Krickau, Michael Gemperle, Ramona Hächler, Laura Wade-Bohleber Zusammenfassung: Smartphones sind allgegenwärtig und werden auch von Eltern von Säuglingen und Kleinkindern benutzt. In unserer Smart-Start-Studie haben wir Daten zur Smartphone-Nutzung von Müttern und Vätern rund um die Geburt erhoben. Dabei zeigte sich, dass bei Müttern und Vätern die Nutzungsdauer von vor zu nach der Geburt sich nicht veränderte. Am häufigsten nutzten Mütter und Väter das Smartphone zum Telefonieren und - nach der Geburt - um Fotos und Videos vom Kind zu machen und zu teilen. Mütter kauften nach der Geburt vermehrt online ein und suchten auf Internetseiten und Apps Informationen zu Schwangerschaft, Geburt und zur Entwicklung des Kindes. Vier Fünftel der befragten Mütter gaben an, das Smartphone häufig bis immer in Anwesenheit des Kindes zu nutzen. Somit erleben die meisten Babys Smartphones als normalen Alltagsgegenstand. Wichtig erscheint es, dass Eltern darauf achten, dass trotz der Omnipräsenz des Smartphones Zeit für entspannte Interaktionen mit dem Kind bleibt und dass insbesondere Apps, die die Aufmerksamkeit der Eltern stark beanspruchen, nicht in Anwesenheit des Kindes genutzt werden. Schlüsselwörter: Elterliche Smartphone-Nutzung in der Schwangerschaft und nach der Geburt, Nutzungszeit, unterschiedliche Nutzungsaspekte zwischen Mütter und Vätern Parental media consumption Summary: Smartphones are omnipresent and are being used by parents of infants and toddlers. In our Smart Start Study we collected data regarding maternal and paternal smartphone use preand postnatally. The amount of time mothers and fathers spent on their smartphones stayed the same from pregnancy to 3 - 4 months postpartum. Mothers and fathers reported to use their smartphones most frequently to call others and - after birth - to take photos and make videos of their child and share them with others. Mothers used their phones more often for online shopping after the birth of their child and were often looking up information about pregnancy, giving birth and child development. Four-fifths of mothers reported to use their smartphones frequently while their child was present. Thus, for most babies smartphones are normal, everyday objects. However, it is important that parents take time for relaxed interactions with their child and do not use apps that strongly absorb their attention in the presence of their child. Keywords: Parental smartphone use during pregnancy and after birth, parental smartphone use time, differences in smartphone use aspects between mothers and fathers ORIGINALARBEIT S martphones wurden in den letzten 15 Jahren zu einem unverzichtbaren Alltagsgegenstand. Gemäß neuesten Erhebungen verfügen inzwischen die meisten erwachsenen Personen über ein Smartphone (Statista Research Departement 2023 a, 2023 b; Tenzer 2023). Auch die durchschnittliche Nutzungsdauer des digitalen Geräts hat zugenommen (Feierabend et al. 2018, Poushter 2016). Smartphones werden für verschiedene Zwecke benutzt. Wie mit den älteren Mobiltelefonen wird telefoniert, und es werden Textnachrichten geschrieben. Durch den Zugang zum Internet kommt aber eine unglaubliche Vielzahl von weiteren Nutzungsmöglichkeiten dazu: Man kann einkaufen, eine Stelle suchen oder sich auf 19 FI 1/ 2024 Medienkonsum von Eltern News-Portalen informieren. Eine besondere Rolle spielen außerdem die sozialen Medien wie Facebook, WhatsApp und andere: Sie erlauben es, ständig mit Familie, Freundinnen, Freunden oder weniger Bekannten in Kontakt zu sein. Viele suchen auf dem sogenannten Feed von Instagram, Twitter und ähnlichen Plattformen unablässig nach Neuigkeiten und teilen darauf ihrerseits Bilder und Gedanken. Viele beurteilen die häufige Smartphone-Nutzung und insbesondere die Nutzung sozialer Medien kritisch. Ein Grund dafür ist, dass Smartphones z. B. häufig auch während direkten Interaktionen mit anderen Menschen benutzt werden. Manche sind davon so stark eingenommen, dass sie die reale Welt um sich herum vergessen. Studien zeigen, dass Menschen soziale Interaktionen weniger genießen, wenn Smartphones benutzt werden (z. B. Dwyer et al. 2018). Auch konnte gezeigt werden, dass die Qualität der Gespräche als schlechter eingeschätzt wurde, wenn gleichzeitig das Smartphone benutzt wurde (Vanden Abeele et al. 2016). Der Begriff „Technoferenz“ beschreibt diese Störung von Interaktionen durch digitale Technologie (McDaniel et al. 2018). Die Autoren zeigten beispielsweise, dass Technoferenz die Paarqualität vermindert und das „Co-Parenting“, also das gemeinsame Kooperieren und Abstimmen in der Erziehung, beeinträchtigt. Die Smartphone-Nutzung kann also sozialen Interaktionen abträglich sein. Die mütterliche oder väterliche Smartphone- Nutzung wird insbesondere dann negativ beurteilt, wenn sie in Gegenwart von Säuglingen und Kleinkindern geschieht. Kinder entwickeln sich in sozialen Interaktionen und sind auf sensitive Bezugspersonen angewiesen. Die Nutzung von digitalen Geräten wie Smartphones und Tablets kann die emotionale Verfügbarkeit der Eltern vermindern. Die Forschung zu Auswirkungen der Smartphone-Nutzung von Eltern auf die Beziehung zu ihren Kindern und die kindliche Entwicklung ist zwar noch jung, liefert aber bereits wichtige Erkenntnisse. So gibt es Hinweise, dass Eltern durch die Smartphone- Nutzung weniger feinfühlig und responsiv sind (Braune-Krickau et al. 2021, Inoue et al. 2022, Konrad et al. 2021, Lederer et al. 2022, Wolfers et al. 2020). Die oben beschriebene Technoferenz scheint dabei eine weniger wichtige Rolle zu spielen als die Absorption durch das Gerät beziehungsweise dessen Anwendungen. Um Eltern zur Smartphone-Nutzung beraten zu können, ist es wichtig, sich ein Bild davon zu machen, wie sie es benutzen, was sie daran schätzen und was sie daran als negativ erleben. Studien zeigen, dass jüngere Generationen das Smartphone häufiger benutzen als ältere Generationen (Elhai und Contractor 2018, van Deursen et al. 2015). Es ist zu erwarten, dass Eltern von kleinen Kindern, die zunehmend zur Generation Z gehören (zwischen den Jahren 1995 und 2010 geboren) und als „digital natives“ aufgewachsen sind, digitale Geräte ebenfalls häufig benutzen. Gemäß einer Studie aus den Niederlanden variiert die tägliche Nutzungsdauer von elektronischen Medien von Eltern kleiner Kinder im Alter von 1 bis 7 Jahren zwischen einer Stunde bis zu 6,5 Stunden pro Tag (Nikken 2017). Eltern von kleinen Kindern äußern sich auch positiv über die Möglichkeiten von Smartphones, wie sich im qualitativen Teil unserer unten beschriebenen Smart-Start-Studie zeigte. Dabei wurden Frauen rund um die Geburt ihres ersten Kindes zur Smartphone-Nutzung befragt (Koch et al. 2020). Die Mütter beschrieben das Smartphone als eine Möglichkeit, den Kontakt zu ihrer Familie und Freunden aufrechtzuerhalten, gerade in den Wochen nach der Geburt - einer Zeit, in der sich viele Mütter eher vom sozialen Umfeld isoliert fühlten. Auch schilderten die Mütter ein starkes Bedürfnis, sich mithilfe digitaler Geräte über verschiedene Aspekte der postpartalen Zeit zu informieren. Schließlich half das Smartphone bei der Alltagsorganisation und der Dokumentation 20 FI 1/ 2024 Agnes von Wyl et al. der kindlichen Schlafens- und Essenszeiten. Die befragten Frauen bekundeten zugleich bezüglich ihrer Smartphone-Nutzung eine Ambivalenz zwischen ihrer fürsorgenden und pflegenden Rolle als Mutter und ihrer ökonomischen Rolle als Mutter (vgl. Leira 1992). Einerseits wollten sie eigenen Ansprüchen und stärker noch Erwartungen der Umwelt genügen und dem Kind nach der Geburt ihre ungeteilte Aufmerksamkeit geben. Dabei wurde die Nutzung des Smartphones als störend erlebt. Andererseits vermittelte das Smartphone den Frauen die Möglichkeit, mit dem Lebensstil vor der Geburt des Kindes einschließlich der dazugehörigen Kontakte sowie mit dem Berufsleben in Verbindung zu bleiben. Zum idealen zukünftigen Smartphone-Nutzungsverhalten ihrer Kinder äußerten sich die befragten Mütter weniger entschieden. Sie überlegten aber insbesondere, wie sie ihr Kind rechtzeitig in die digitale Welt einführen können, damit ihm der digitale Anschluss gelingt (s. a. Brito et al. 2017). Eltern sind wichtige Vorbilder für ihre Kinder: über soziale Lernprozesse orientieren sich Kinder am elterlichen Modell (Bandura 1976.). Es ist davon auszugehen, dass dies auch hinsichtlich des Smartphone-Nutzungs-Verhaltens zutrifft (Haese 2020, Hefner et al. 2019), zugleich spielen auch erzieherische Haltungen eine Rolle. Stehen Eltern der Nutzung von digitalen Medien kritisch gegenüber, zeigen sie selbst ein restriktiveres Nutzungsverhalten und schränken auch die kindliche Nutzung stärker ein, wie z. B. Nikken und Schols (2015) zeigten. In einer weiteren Studie konnte der Erstautor vier Familienmediennutzungstypen unterscheiden (Nikken 2017): Eine Gruppe von hochgebildeten Eltern mit niedriger Nutzungsdauer, eine Gruppe von hochgebildeten Eltern mit moderater Nutzungsdauer, eine Gruppe mit mittlerem Bildungsniveau, die eine hohe Nutzungsdauer zeigten und schließlich eine Gruppe mit sehr hoher Nutzungsdauer und niedrigerem Bildungsniveau. Dabei korrelierte die Mediennutzungsdauer der Eltern mit derjenigen ihrer Kinder. Doch nicht nur die Zusammenhänge zwischen elterlicher Smartphone-Nutzung und kindlicher Nutzung sowie deren Bedeutung für die kindliche Entwicklung sind von Bedeutung. Ebenso wichtig ist es, die Smartphone-Nutzung von Eltern rund um die Geburt des ersten Kindes besser zu verstehen. Insbesondere erachten wir folgende Fragestellungen als relevant. 1. Wie viel Zeit verbringen werdende Eltern und Eltern mit kleinen Kindern täglich an ihrem Smartphone? Gibt es Veränderungen in der Nutzungszeit von der Schwangerschaft zu den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt? Gibt es dabei Unterschiede zwischen Müttern und Vätern? 2. Wie nutzen werdende Eltern und Eltern mit kleinen Kindern ihr Smartphone? Nutzen sie es in Gegenwart ihres Kindes? Für welche Aktivitäten wird es genutzt? Methode Studien- und Stichprobenbeschreibung Die Smart-Start-Studie untersucht die elterliche Smartphone-Nutzung vor und nach der Geburt des ersten Kindes. Die Studie wurde vom Schweizerischen Nationalfonds gefördert (Fördernummer 10DL1C_183205) und als Kooperation zwischen dem Psychologischen Institut und dem Institut für Hebammen der Züricher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) durchgeführt. Sie wurde als Mixed- Method-Längsschnittstudie mit drei Messzeitpunkten durchgeführt. Eltern wurden in einer breit angelegten Rekrutierungsstrategie für die Studienteilnahme gewonnen, vor allem in Geburtskliniken und -häusern des Kanton Zürich. Die endgültige Stichprobe umfasste insgesamt 95 Familien mit ihrem erstgeborenen Kind (N = 190). Zwei gleichgeschlechtliche Elternpaare nahmen teil. Dabei wurde die „Bauchmutter“ als Mutter und die Partnerin als Co- Mutter definiert - dies in Absprache mit den 21 FI 1/ 2024 Medienkonsum von Eltern Elternpaaren. Die Daten der Co-Mütter wurden wie diejenigen der Väter behandelt. Die Studie begann im letzten Schwangerschaftstrimester (t0). Weitere Erhebungszeitpunkte waren 6 bis 8 Wochen (t1) und 12 bis 16 Wochen (t2) nach der Geburt. Die Eltern füllten Online-Fragebögen zu ihrer Smartphone-Nutzung aus. Die Mütter waren zum ersten Erhebungszeitpunkt im Durchschnitt 32.8 Jahre (SD = 3.36), die Väter 35.2 (SD = 5.16) Jahre alt. 69.5 % der Mütter und 68.4 % der Väter hatten einen Universitäts- oder Fachhochschulabschluss. Knapp 70 % der Teilnehmenden hatten Schweizer Nationalität. Von den Kindern waren 46 % Mädchen und 54 % Jungen. An die Smart-Start-Studie schloss sich die Smart-Toddlers-Studie an. Diese untersuchte die Smartphone-Nutzung der Eltern während der ersten Lebensjahre des Kindes. Im Rahmen dieser Anschlussstudie wurde eine Teilstichprobe von 23 Müttern und 20 Vätern (N = 43) dazu eingeladen, während 14 Tagen ein Tagebuch zur eigenen Smartphone-Nutzung zu führen; die Kinder waren zu diesem Zeitpunkt zwischen 14 und 16 Monate alt. Erhebungsmethoden und Instrumente Hauptstudie Zur Untersuchung der Smartphone-Nutzung wurden im Online-Fragebogen Fragen zur Dauer und dem Inhalt der Nutzung gestellt. Um Angaben zur Dauer zu erheben, konnten die Eltern auf einer 9-stufigen Skala von „0 - 1 Stunde“ bis „8 - 9 Stunden“ ihre durchschnittliche tägliche Nutzungszeit angeben. Die Frage lautete: „Wie viel Zeit verbringen Sie in Ihrer Freizeit täglich mit Aktivitäten an Ihrem Smartphone oder Tablet? “ Um die häufigsten Aktivitäten der Eltern auf dem Smartphone zu erfassen, mussten sie 15 Aktivitäten gemäß Nutzungshäufigkeit in eine Reihenfolge bringen, die häufigste an erster Stelle, die zweithäufigste an zweiter Stelle usw. Aktivitäten waren beispielsweise Telefonieren, Senden oder Empfangen von E-Mails und Aufnehmen von Fotos/ Videos des Kindes. Zudem wurden die Mütter beim ersten Messzeitpunkt nach der Geburt gefragt, wie häufig sich das Kind mit ihnen im Raum befand, wenn sie das Smartphone nutzten. Das Item wurde auf einer 6-stufigen Skala von „nie“ bis „immer“ gemessen. Tagebuchuntersuchung Teilstichprobe Neben den Fragebogenerhebungen der Gesamtstichprobe wurde mit einer Teilstichprobe eine Tagebuchuntersuchung durchgeführt. Die Tagebuchmethode gehört zu den „Experience Sampling Methods“, welche durch systematische tägliche Selbstberichte untersuchen, was Menschen in ihrem täglichen Leben tun, fühlen und denken (Larson und Csikszentmihalyi 2014). Ziel dieser Teilstudie war insbesondere, die retrospektiven Fragebogendaten der Hauptstudie über die Nutzungszeit zu validieren. Die Tagebuchstudie erstreckte sich über 14 Tage, während denen die Eltern einmal pro Tag Fragen zu ihrer Smartphone-Nutzung beantworteten. Dabei wurden u. a. die Fragen „Wie viel Zeit haben Sie heute an Ihrem Smartphone/ Tablet verbracht? “ (Angabe in Stunden und Minuten) und die offene Frage „In welcher Situation haben Sie heute Ihr Smartphone/ Tablet in Gegenwart Ihres Kindes am häufigsten oder längsten verwendet? “ gestellt. Datenaufbereitung und -analyse Statistische Analysen wurden in SPSS 27 (IBM Corp. Released 2020. IBM SPSS Statistics for Windows, Version 27.0. Armonk, NY: IBM Corp) vorgenommen. Für den Vergleich der elterlichen Smartphone- Nutzungsdauer zwischen präzu postpartalen Messzeitpunkten wurde separat für Mütter und Väter eine Varianzanalyse mit Messwiederholung gerechnet. Dabei wurde für die Berechnungen der Mittelwert jeder Antwortkategorie verwendet (0 - 1 Stunden = 0.5 h, 1 - 2 Stunden = 1.5 h, etc.). Mittelwertvergleiche zwischen Vätern 22 FI 1/ 2024 Agnes von Wyl et al. und Müttern wurden mit dem t-Test geprüft. Die Frage, wofür die Eltern das Smartphone am häufigsten verwenden und wie häufig sich das Kind während der mütterlichen Smartphone- Nutzung im selben Raum befindet, wurde mittels deskriptiver Statistik ausgewertet. Die qualitativen Daten aus der Tagebucherhebung wurden mithilfe der Software MAXQDA und in Anlehnung an die thematische Analyse ausgewertet (Braun und Clarke 2006). Ergebnisse Tägliche Smartphone-Nutzungszeit werdender Eltern und Eltern mit kleinen Kindern Hauptstudie Abbildung 1 zeigt die selbst berichtete elterliche Smartphone-Nutzung in Stunden pro Messzeitpunkt für beide Elternteile. Sowohl die Mütter als auch die Väter nutzen bei jedem Messzeitpunkt das Smartphone zwischen zwei und zweieinhalb Stunden pro Tag. Über die drei Messzeitpunkte hinweg gibt es weder bei den Müttern (F (1.89,176.07) = .947, p = .386, ηp 2 = .010) noch bei den Vätern (F (1.63,133.96) = .943, p = .376, ηp 2 = .011) einen signifikanten Unterschied in der selbst berichteten Nutzungsdauer. Auch gibt es bei keinem der Messzeitpunkte einen signifikanten Unterschied in der selbst berichteten Nutzungsdauer zwischen Müttern und Vätern (t0: t (184) = .342, p = .733; t1: t (179) = 1.651, p = .100; t2: t (177) = 1.158, p = .249). Tagebuchuntersuchung Teilstichprobe In der Teilstichprobe (23 Mütter und 20 Väter), die zusätzlich ein Tagebuch zur Smartphone- Nutzung ausgefüllt hat, zeigte sich ein ähnliches Bild: Insgesamt nutzten Eltern ihr Smartphone pro Tag M = 2: 33 Stunden (SD = 1: 12 Stunden). Die Mittelwerte der selbst berichteten Nutzungszeiten aus den Tagebüchern beziehen sich jeweils auf den Durchschnitt der 14 Tage, während denen das Tagebuch ausgefüllt wurde. Bei Müttern lag die Gesamtnutzungsdauer pro Tag im Durchschnitt bei M = 2: 23 Stunden Stunden 3.00 2.50 2.00 1.50 1.00 0.50 t0 t1 t2 Mütter Väter Abb. 1: Durchschnittliche tägliche Smartphone-Nutzungszeit Anmerkungen: t0 = letztes Schwangerschaftstrimester, t1 = 6 bis 8 Wochen postpartal, t2 = 12 bis 16 Wochen postpartal 23 FI 1/ 2024 Medienkonsum von Eltern (SD = 1: 04), bei Vätern bei M = 2: 44 (SD = 1: 20). Mütter unterschieden sich in der selbst berichteten Gesamtnutzungsdauer nicht signifikant von Vätern t (36) = -0.93, p = .358. Smartphone-Nutzungsart werdender Eltern und von Eltern mit kleinen Kindern Hauptstichprobe Die Fragebogenerhebung befragte die Eltern zu den Aktivitäten, für die sie das Smartphone am häufigsten nutzen. Die Eltern mussten dafür 15 Aktivitäten in eine Reihenfolge bringen, wobei die häufigste Aktivität zuoberst war, die zweithäufigste an zweiter Stelle usw. Diese sind in Tabelle 1 für die Mütter und in Tabelle 2 für die Väter dargestellt. Es sind jeweils die fünf häufigsten Aktivitäten pro Messzeitpunkt aufgeführt. Insgesamt nutzen Mütter und Väter ihr Smartphone für ähnliche Aktivitäten, dazu gehören Telefonieren, Nutzung von Apps und Online-Shopping. Nur Mütter gaben an, ihr Smartphone zu nutzen, um Informationen über die Schwangerschaft und Babys zu finden, nur Väter gaben hingegen an, Videoinhalte zu konsumieren. Zum zweiten Messzeitpunkt (6 - 8 Wochen nach der Geburt) wurden die Mütter zudem gefragt, wie häufig sie ihr Smartphone nutzen, während sich das Kind im Raum befand. 83 % der befragten Mütter gaben an, dass ihr Kind häufig bis immer im selben Raum war, wenn sie das Smartphone nutzten. Nur 4 % der Mütter benutzten das Smartphone selten, während sich ihr Kind im Raum befand (s. Abbildung 2). t0 (n = 93) t1 (n = 86) t2 (n = 85) 6. Telefonieren 6. Aufnahme von Fotos / Videos des Kindes 1. Telefonieren 7. Nutzung von Apps (z. B. öffentliche Verkehrsmittel) 7. Telefonieren 2. Aufnahme von Fotos / Videos des Kindes 8. Online-Shopping 8. Versenden oder Teilen von Bildern/ Videos des Kindes 3. Nutzung von Apps (z. B. öffentliche Verkehrsmittel) 9. Senden und Empfangen von E-Mails 9. Online-Shopping 4. Versenden oder Teilen von Bildern/ Videos des Kindes 10. Anschauen von Musikvideos, Videoclips, Video-Podcasts, Serien 10. Anschauen von Musikvideos, Videoclips, Video-Podcasts, Serien 5. Senden und Empfangen von E-Mails Tab. 2: Die fünf häufigsten Smartphone-Aktivitäten pro Zeitpunkt für Väter/ Co-Mütter t0 (n = 95) t1 (n = 95) t2 (n = 94) 1. Telefonieren 1. Online-Shopping 1. Telefonieren 2. Besuch von Websites mit Informationen über Schwangerschaft und Baby 2. Telefonieren 2. Online-Shopping 3. Nutzung von Apps (z. B. öffentliche Verkehrsmittel) 3. Versenden oder Teilen von Bildern/ Videos des Kindes 3. Besuch von Websites mit Informationen über Schwangerschaft und Baby 4. Senden und Empfangen von E-Mails 4. Besuch von Websites mit Informationen über Schwangerschaft und Baby 4. Versenden oder Teilen von Bildern/ Videos des Kindes 5. Online-Shopping 5. Nachrichten lesen online 5. Musik hören/ Radio hören Tab. 1: Die fünf häufigsten Smartphone-Aktivitäten pro Zeitpunkt für Mütter 24 FI 1/ 2024 Agnes von Wyl et al. Tagebuchuntersuchung Teilstichprobe Auch in den Tagebüchern hielten die Eltern zusätzlich die Zeitdauer fest, während der sie das Smartphone in Gegenwart ihres Kindes nutzten. Die Smartphone-Nutzungsdauer in Gegenwart des Kindes betrug bei den Eltern im Durchschnitt pro Tag M = 0: 17 Stunden (SD = 0: 26). Bei Müttern lag die Nutzungsdauer in Gegenwart des Kindes bei M = 0: 23 Stunden (SD = 0: 35 Stunden), bei Vätern lag dieser Mittelwert bei M = 0: 10 Stunden (SD = 0: 07 Stunden). Mittelwertsunterschiede von Müttern und Vätern in der Smartphone-Nutzung in Gegenwart des Kindes waren ebenfalls nicht signifikant t (24.11) = 1.67, p = 0.109. Schließlich dokumentierten die Eltern im Tagebuch, in welchen Situationen sie das Smartphone in Gegenwart des Kindes nutzten und für welche Aktivitäten. Die qualitative Analyse der Antworten der Eltern ergab gesamthaft 16 Kategorien (siehe Tabelle 3). Die Eltern beschrieben dabei entweder die Tätigkeit, die sie am längsten oder meisten am Smartphone machten (z. B. Fotos machen), oder in welcher Situation sie das Smartphone am längsten oder am meisten benutzten (z. B., wenn das Kind schlief). Am häufigsten wurde angegeben, dass die Eltern das Smartphone nutzten, während das Kind spielte. Die am meisten genannte Aktivität war Fotos oder Videos machen oder anschauen. selten häufig immer manchmal meistens 4 % 14 % 17 % 53 % 13 % Abb. 2: Antwortangaben von Müttern zur Frage, wie häufig sie das Smartphone benutzen, wenn ihr Kind im gleichen Raum ist (Hauptstichprobe). Situation der Nutzung in Gegenwart des Kindes Anzahl Nennungen % n Kind spielt n Mahlzeiten n Schlafen/ Einschlafen n Stillen n Schieben des Kinderwagens / Spaziergang n Haushalt n Zum Ablenken n Unterwegs 116 30 18 12 10 10 4 4 57 15 8 6 5 5 2 2 Nutzungstätigkeit in Gegenwart des Kindes Anzahl Nennungen % n Fotos / Videos machen/ anschauen n Nachrichten lesen/ versenden n Nutzung App (diverse) n Telefonieren n Videotelefonie n Musik einstellen n Podcast n Zeit nachschauen 118 68 67 60 45 20 14 12 30 17 17 15 11 5 3 2 Anmerkungen: Anzahl Nennungen = Anzahl codierter Stellen. % = prozentualer Anteil innerhalb der Überkategorie. Tab. 3: Kategorien der qualitativen Auswertung der Tagebuchfrage, in welchen Situationen die Eltern das Smartphone in Gegenwart des Kindes nutzen und für welche Tätigkeiten. 25 FI 1/ 2024 Medienkonsum von Eltern Diskussion Die Smartphone-Nutzung der Eltern von Säuglingen und Kleinkindern kann einen Einfluss auf die Interaktion und Beziehung mit ihren Kindern und später auf die Mediennutzung der Kinder selbst haben. Deshalb ist es hilfreich zu verstehen, in welchem Ausmaß und wozu Eltern ihr Smartphone rund um die Geburt nutzen. In unserer Studie war weder bei Müttern noch bei Vätern eine wesentliche Veränderung der Nutzungsdauer festzustellen. Obwohl die Geburt des ersten Kindes ein bedeutsames Lebensereignis darstellt, das mit vielen psychologischen Anpassungsprozessen bei den Eltern einhergeht, blieb die Nutzungsdauer konstant. Möglicherweise kommen in dieser bemerkenswerten Konstanz auch habituelle Verhaltensmuster zum Tragen, die sich beispielsweise im regelmäßigen Griff nach dem digitalen Gerät äußert. Kritisch anzumerken ist, dass die Zeit am Smartphone über eine Selbsteinschätzung mittels Fragebogen erhoben wurde. Retrospektive Angaben können jedoch verzerrt sein, da es schwierig sein kann, rückblickend die relevanten Informationen abzurufen. Darüber hinaus dürfte die soziale Erwünschtheit bei diesem kontrovers diskutierten Thema einen Einfluss auf das Antwortverhalten haben (Paulhus und Vazire 2007). Um die mögliche Fehlerquote der retrospektiven Verzerrung einschätzen zu können, haben wir bei einem Teilsample die tägliche Nutzungsdauer mittels Tagebuchmethode erhoben. Diese Methode gilt als genauer, da sie durch die Probanden im Feld und zeitnah erfasst wird. Dabei zeigte sich, dass die durchschnittlichen Nutzungszeiten fast identisch waren (2.33 Stunden bei der Tagebucherhebung, zwischen 2 und 2.5 Stunden bei der Fragebogenerhebung). Auch korrelierten die beiden Erhebungen (r = .60, p < .001; Hug 2021). Um zu verstehen, ob und wie sich die Inhalte der Smartphone-Nutzung über die Geburt hinweg ändern, wurden die Eltern in der Fragebogenerhebung gefragt, für welche Aktivitäten sie das Smartphone am häufigsten benutzen. Am häufigsten gaben Mütter und Väter vor und nach der Geburt an, dass sie das Smartphone zum Telefonieren benutzen. Dies kann einerseits als Ausdruck des Bedürfnisses nach Kontaktpflege bzw. des Wunsches nach sozialem Eingebundensein verstanden werden, andererseits aber auch die täglichen Verpflichtungen widerspiegeln (Anruf beim Arzt, Reservationen etc.). Bei den Müttern wurde weiter Online-Shopping sehr häufig genannt; während es bei t0, also vor der Geburt, noch auf Platz 5 war, wechselte es 6 Wochen nach der Geburt auf Platz 1 und 3 bis 4 Monate nach der Geburt auf Platz 2. Der einfache Zugang zum Internet und zum Online-Shopping per Smartphone erlaubt es auch Müttern mit Babys, diese Alltagsaufgaben zu erledigen. Das Smartphone ist diesbezüglich Erleichterung und Bürde zugleich: Erleichterung, da Wegzeiten zum Laden wegfallen und Bürde, da die Aufgabe erst recht an ihnen hängen bleibt, und früher unter Umständen von anderen erledigt wurde. Ebenfalls oft genannt wurde von den Müttern der Besuch von Webseiten mit Informationen zum Baby, bei Vätern wurde dies seltener genannt. Dies widerspiegelt ein an den traditionellen Geschlechterrollen orientiertes Verhalten. Auch im qualitativen Teil unserer Studie (Koch et al. 2020) berichteten die Mütter davon, dass sie es als hilfreich erlebten, durch das Smartphone Zugang zu Informationen zu Schwangerschaft, Geburt und Versorgung des Babys zu haben. Schließlich wurden das Aufnehmen und Versenden oder Teilen von Bildern und Videos des Kindes von Vätern und Müttern häufig genannt. Das stets zur Verfügung stehende Smartphone ermöglicht es den Eltern, durch das Teilen von Fotos und Videos des Kindes andere am Alltag mit Baby teilhaben zu lassen. Nun ist es auch wichtig zu wissen, in welchen Situationen das Smartphone benutzt wird. Es macht einen Unterschied, ob dies in der Gegenwart des Kindes geschieht oder nicht und ob das Kind wach ist oder nicht. Deshalb wurden die Eltern gefragt, wie häufig sie das Smartphone benutzen, wenn das Kind im selben Raum ist. Nur 18 % gaben als Antwort selten beziehungs- 26 FI 1/ 2024 Agnes von Wyl et al. weise manchmal an, 82 % hingegen häufig, meistens oder immer. Das bedeutet also, dass Kinder von Anfang an die Präsenz von Smartphones im Alltag gewöhnt sind. Wie sich diese Präsenz genau gestaltet, haben wir jedoch nicht erhoben: ob Eltern das Smartphone aus der Hand legten, wenn das Kind sie dringend brauchte oder ob Interaktionen mit dem Kind durch das Smartphone unterbrochen wurden. Unklar bleibt auch, ob die Zeit, die für die Smartphone-Nutzung benötigt wird, die Interaktionszeit mit dem Baby abkürzt. Schon immer mussten sich Mütter und Väter anderen Dingen zuwenden, sei es der Arbeit im Haushalt, der Berufsarbeit oder anderen sozialen Interaktionen. Oder anders gesagt: Mütter und Väter sind Bestandteil einer Lebenswelt und haben die Betreuung von Kindern immer auch zu vereinbaren mit Arbeiten im Haushalt und v. a. mit der Erwerbstätigkeit (vgl. Leira 1992) wie auch dem Pflegen bzw. Unterhalten von familialen Kontakten und eines Unterstützungsnetzes. Wichtig ist sicher, dass die bedeutenden Signale des Kindes gesehen werden und dass auch Zeit da ist, in einen entspannten Dialog zu treten. Dieser Fragestellung gehen wir im Anschlussprojekt „Smart Toddlers“ nach. Schließlich wollten wir wissen, in welchen Situationen die Kindseltern das Smartphone in Gegenwart des Kindes nutzten - am häufigsten war dies während des kindlichen Spiels der Fall. Auch bei Mahlzeiten wird das Smartphone von den Eltern oft verwendet, ebenso, wenn das Kind einschläft oder schläft, beim Stillen und beim Schieben des Kinderwagens. In diesen Situationen nehmen Eltern das Smartphone zur Hand und gehen eigenen Bedürfnissen nach. Dies zeigt, dass die Smartphone-Nutzung der Eltern auch vor der gemeinsamen Zeit mit dem Kind nicht Halt macht. Es füllt möglicherweise „leere Zeiten“, beispielsweise, wenn das Kind schläft oder gestillt wird. Manche Eltern haben möglicherweise Mühe damit, sich auf den größtenteils noch vorsprachlichen Dialog mit ihrem Baby und Kleinkind einzulassen. Dabei kann das Smartphone eine willkommene Ablenkung bieten. Möglicherweise ist es für viele sehr ungewohnt, leere Zeit auszuhalten. Eine Einschränkung in Bezug auf die Interpretation der Daten ist, dass die Teilnehmenden unserer Studie meist hoch gebildete Eltern waren, die - wie wir in den qualitativen Interviews erfuhren - sich außergewöhnlich stark um einen reflektierten Umgang mit dem Smartphone bemühten. Die meisten erwähnten explizit, dass sie sich für das Thema digitale Medien interessieren und dass es sie beschäftigt, wie ihr Kind in die digitale Welt eingeführt werden soll. Schlussfolgerungen für die Praxis Eltern von Säuglingen benutzen selbstverständlich Smartphones. Auch wenn viele Fachleute befürchten, dass dadurch die elterliche Sensitivität und Responsivität beeinträchtigt wird, ist es nicht realistisch, von Eltern zu fordern, die Smartphone-Nutzung drastisch einzuschränken. Unsere Resultate zeigen, dass Mütter, die während der ersten drei Lebensmonate in der Regel die primäre Betreuungsperson für das Kind sind, das Smartphone für vielerlei Aktivitäten nutzen, die das Bestreiten des Alltags erleichtern und/ oder als sinnvoll erlebt werden und auf die sie deshalb kaum mehr verzichten können oder wollen. Empfehlungen für die Praxis müssen dies berücksichtigen. Den Eltern soll vermittelt werden, dass es Situationen gibt, in denen die Mutter oder der Vater dringend gebraucht wird und sie oder er deshalb verfügbar sein sollte. Auch ist darauf zu achten, dass keine Interaktionszeit mit dem Baby durch die Smartphone-Nutzung verloren geht. Nicht zu unterschätzen ist auch, dass die Anwendung von gewissen Apps uns ausgesprochen absorbiert, sodass Signale aus der Umwelt - und also auch vom Baby - kaum mehr wahrgenommen werden. Mitten in einem spannenden Online-Spiel zu unterbrechen, weil das Kind quengelt, kann schwierig sein. Hier 27 FI 1/ 2024 Medienkonsum von Eltern geht es darum, dass sich Eltern bewusst sind, dass gewisse Anwendungen sie besonders stark absorbieren. Schließlich hat das Verhalten zu Hause eine Vorbildfunktion für die Kinder. Wenn ein Kind täglich mitbekommt, dass seine Eltern dauernd am Smartphone sind und sich vom Smartphone unterbrechen lassen, wird es dies als selbstverständliche Alltagshandlung einordnen und imitieren. Allerdings treten Benachteiligungen häufig über verschiedene Bereiche (Bildung, Arbeit, Wohnverhältnisse, Unterstützungsnetz etc.) kumuliert auf. Deshalb sind es nicht unbedingt diejenigen, die bereits ein Bewusstsein für die Problematiken der elterlichen Smartphone- Nutzung haben, die in dieser Sache am meisten Hilfe und Unterstützung benötigen. Umso wichtiger scheint daher, dass in der Praxis Überlegungen angestellt werden, wie diese Eltern besser erreicht werden können und durch welche Maßnahmen sich die Situation dieser Eltern tatsächlich verbessern lässt. Prof. Dr. Agnes von Wyl ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Departement Angewandte Psychologie Psychologisches Institut Pfingstweidstr. 96 CH-8037 Zürich E-Mail: agnes.vonwyl@zhaw.ch Literatur Bandura, A. (1976): Lernen am Modell. Klett, Stuttgart Braun, V., Clarke, V. (2006): Using thematic analysis in psychology. Qualitative Research in Psychology 3 (2), 77 - 101, https: / / doi.org/ 10.1191/ 1478088706qp063oa Braune-Krickau, K., Schneebeli, L., Pehlke-Milde, J., Gemperle, M., Koch, R., von Wyl, A. (2021): Smartphones in the nursery: Parental smartphone use and parental sensitivity and responsiveness within parent-child interaction in early childhood (0 - 5 years): A scoping review. Infant Mental Health Journal 42 (2), 161 - 175, https: / / doi.org/ 10.1002/ imhj.21908 Brito, R., Francisco, R., Dias, P., Chaudron, S. (2017): Family Dynamics in Digital Homes: The Role Played by Parental Mediation in Young Children’s Digital Practices Around 14 European Countries. Contemporary Family Therapy 39 (4), 271 - 280, https: / / doi. org/ 10.1007/ s10591-017-9431-0 Dwyer, R. J., Kushlev, K., Dunn, E. W. (2018): Smartphone use undermines enjoyment of face-to-face social interactions. Journal of Experimental Social Psychology 78, 233 - 239, https: / / doi.org/ 10.1016/ j.jesp.2017.10.007 Elhai, J. D., Contractor, A. A. (2018): Examining latent classes of smartphone users: Relations with psychopathology and problematic smartphone use. Computers in Human Behavior 82, 159 - 166, https: / / doi.org/ 10.1016/ j.chb.2018.01.010 Feierabend, S., Rathgeb, T., Reutter, T. (2018): JIM-Studie 2018. Jugend, Information, Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12bis 19-Jähriger. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest Haese, I. (2020): Erwachsene Vorbilder. Was uns das alles angeht. In: Haese, I. (Hrsg.): Smartphonekids: Digitale Fürsorge in Zeiten der Unsicherheit - Ein Wegweiser für Familien. ORT, Springer, 87 - 113, https: / / doi.org/ 10.1007/ 978-3-662-61802-8_3 Hefner, D., Knop, K., Schmitt, S., Vorderer, P. (2019): Rules? Role model? Relationship? The impact of parents on their children’s problematic mobile phone involvement. Media Psychology 22, 82 - 108, https: / / doi.org/ 10.1080/ 15213269.2018.1433544 Hug, M. (2021): Elterliche Smartphone-Nutzung und kindliches Temperament: Tagebuchstudie zur elterlichen Smartphone-Nutzung in Gegenwart von Kleinkindern. [Unveröffentlichte Bachelorarbeit]. Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Inoue, C., Hashimoto, Y., Nakatani, Y., Ohira, M. (2022): Smartphone use during breastfeeding and its impact on mother-infant interaction and maternal responsiveness: Within-subject design. Nursing & Health Sciences 24 (1), 224 - 235, https: / / doi.org/ 10.1111/ nhs.12918 Koch, R., Gemperle, M., von Wyl, A., Braune- Krickau, K., Schneebeli, L., Pehlke-Milde, J. (2020): Schädlich für Beziehungsaufbau oder wichtiger Draht zur Aussenwelt? Obstetrica 2020 (7/ 8), 80 - 82, https: / / doi.org/ 10.21256/ zhaw-20348 Konrad, C., Hillmann, M., Rispler, J., Niehaus, L., Neuhoff, L., Barr, R. (2021): Quality of Mother-Child Interaction Before, During, and After Smartphone Use. Frontiers in Psychology 12. In: https: / / www.frontiersin. org/ articles/ 10.3389/ fpsyg.2021.616656, 2. 10. 2023 28 FI 1/ 2024 Agnes von Wyl et al. Larson, R., Csikszentmihalyi, M. (2014): The Experience Sampling Method. In: Flow and the Foundations of Positive Psychology. Dordrecht Springer, 21 - 34, https: / / doi.org/ 10.1007/ 978-94-017-9088-8_2 Lederer, Y., Artzi, H., Borodkin, K. (2022): The effects of maternal smartphone use on mother-child interaction. Child development 93 (2), 556 - 570, https: / / doi.org/ 10.1111/ cdev.13715 Leira, A. (1992): Welfare States and Working Mothers: The Scandinavian Experience. Cambridge. University Press, Cambridge McDaniel, B. T., Galovan, A. M., Cravens, J. D., Drouin, M. (2018): “Technoference” and implications for mothers’ and fathers’ couple and coparenting relationship quality. Computers in Human Behavior 80, 303 - 313, https: / / doi.org/ 10.1016/ j.chb.2017.11.019 Nikken, P. (2017): Implications of low or high media use among parents for young children’s media use. Cyberpsychology. Journal of Psychosocial Research on Cyberspace 11 (3), Article 3, https: / / doi.org/ 10.5817/ CP2017-3-1 Nikken, P., Schols, M. (2015): How and Why Parents Guide the Media Use of Young Children. Journal of Child and Family Studies 24 (11), 3423 - 3435, https: / / doi.org/ 10.1007/ s10826-015-0144-4 Paulhus, D. L., Vazire, S. (2007): The self-report method. In: Robins, R. W., Fraley, R. C., Krueger, R. F. (Hrsg.): Handbook of research methods in personality psychology. New York, The Guilford Press, 224 - 239 Poushter, J. (2016): Smartphone Ownership and Internet Usage Continues to Climb in Emerging Economies. Pew Research Center’s Global Attitudes Project. In: https: / / www.pewresearch.org/ global/ 2016/ 02/ 22/ smartphone-ownership-and-internetusage-continues-to-climb-in-emerging-economies/ , 2. 10. 2023 Statista Research Departement (2023 a): Statistiken zur Smartphone-Nutzung in der Schweiz. In: https: / / de.statista.com/ themen/ 3581/ smartphonenutzung-in-der-schweiz/ #topicOverview, 1. 6. 2023 Statista Research Departement (2023 b): Statistiken zur Smartphone-Nutzung in Österreich. In: https: / / de.statista.com/ themen/ 3654/ smartphonenutzung-in-oesterreich/ #topicOverview, 1. 6. 2023 Tenzer, F. (2023): Statistiken zur Smartphone- Nutzung in Deutschland. In: https: / / de.statista.com/ themen/ 6137/ smartphone-nutzung-in-deutschland/ #topicOverview, 1. 6. 2023 van Deursen, A. J. A. M., Bolle, C. L., Hegner, S. M., Kommers, P.A.M. (2015): Modeling habitual and addictive smartphone behavior: The role of smartphone usage types, emotional intelligence, social stress, self-regulation, age, and gender. Computers in Human Behavior 45, 411 - 420, https: / / doi.org/ 10. 1016/ j.chb.2014.12.039 Vanden Abeele, M. M. P., Antheunis, M. L., Schouten, A. P. (2016): The effect of mobile messaging during a conversation on impression formation and interaction quality. Computers in Human Behavior 62, 562 - 569, https: / / doi.org/ 10.1016/ j.chb.2016.04.005 Wolfers, L. N., Kitzmann, S., Sauer, S., Sommer, N. (2020): Phone use while parenting: An observational study to assess the association of maternal sensitivity and smartphone use in a playground setting. Computers in Human Behavior 102, 31 - 38, https: / / doi.org/ 10.1016/ j.chb.2019.08.013
