eJournals Frühförderung interdisziplinär 43/4

Frühförderung interdisziplinär
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0721-9121
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/fi2024.art23d
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2024
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Rezension: Reinhold Feldmann, Anke Noppenberger: "Ein FAS(D) perfektes Gefühl"

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2024
Martina Wolf
Das Bilderbuch „Ein FAS(D) perfektes Gefühl“ von Reinhold Feldmann und Anke Noppenberger setzt sich mit dem Thema Fetales Alkoholsyndrom bzw. Fetale Alkoholspektrumstörung auseinander. Es ist im März 2024 als gebundene Ausgabe in der Reihe FAS(D) Kinderbücher & Ratgeber beim Ernst Reinhardt Verlag erschienen. Es richtet sich an Kinder ab 4 Jahren, möchte aber auch Eltern und Fachkräfte für die besonderen Verhaltensweisen der Kinder mit FAS(D) sensibilisieren. Das Buch hat 56 Seiten und ist durchgehend illustriert.
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223 FI 4/ 2024 REZENSION Reinhold Feldmann, Anke Noppenberger „Ein FAS(D) perfektes Gefühl“ 2024, München, Ernst Reinhard Verlag, 56 S., € 29,90 Das Bilderbuch „Ein FAS(D) perfektes Gefühl“ von Reinhold Feldmann und Anke Noppenberger setzt sich mit dem Thema Fetales Alkoholsyndrom bzw. Fetale Alkoholspektrumstörung auseinander. Es ist im März 2024 als gebundene Ausgabe in der Reihe FAS(D) Kinderbücher & Ratgeber beim Ernst Reinhardt Verlag erschienen. Es richtet sich an Kinder ab 4 Jahren, möchte aber auch Eltern und Fachkräfte für die besonderen Verhaltensweisen der Kinder mit FAS(D) sensibilisieren. Das Buch hat 56 Seiten und ist durchgehend illustriert. Im ersten Teil des Buches kommt Lissi zu Wort. Sie ist ein fröhliches Kind mit vielen Talenten und wie sie über sich selber sagt, „nicht anders als die anderen“. Sie ist perfekt. Perfekt mit etwas buntem Konfetti obendrauf. Sie lässt uns als Ich-Erzählerin an ihrer Gefühlswelt teilhaben und nimmt uns mit in Alltagssituationen, die sie auf ihre eigene manchmal ganz besondere Art und Weise erlebt. Das kommt vermutlich auch durch das FAS(D), mit dem sie schon auf die Welt gekommen ist. Das, was sie empfindet, stellt sich zuweilen als etwas ganz Buntes dar und dann wieder eher wie ein Gewitterregen oder große Hagelkörner. Alles in allem ganz normale Gefühle, aber als Besonderheiten im Rahmen des fetalen Alkoholsyndroms geraten diese schnell mal in ein großes Durcheinander oder das daraus folgende Verhalten wird von anderen nicht verstanden, sodass Lissi immer wieder mit den Auswirkungen ihrer Beeinträchtigung zu kämpfen hat. Ansonsten ist sie, wie gesagt, ein Kind wie alle anderen. Im zweiten Teil des Buches gibt es ausführliche Informationen für Erwachsene, die sich u. a. mit folgenden Fragen beschäftigen: Was ist FAS(D)? Wie zeigt sich die Erkrankung bei betroffenen Kindern? Und mit welchen Problemen haben diese Kinder zu kämpfen? Es wird der fachliche Hintergrund dargelegt, der für die Figur „Lissi“ zugrunde liegt. Das Lesen von Kinderbüchern über Behinderung hat sowohl positive als auch herausfordernde Aspekte. Aus der Perspektive eines betroffenen Kindes kann das Buch eine Möglichkeit darstellen, sich wiederzufinden und zu erkennen, dass man mit seinen Erfahrungen nicht allein ist. Herausfordernd ist die Tatsache, dass sich in der Auseinandersetzung mit dem Buch emotionale Belastungen für das Kind ergeben können, wenn sich Fragen nach der eigenen Geschichte stellen. Anders als bei vielen anderen Beeinträchtigungen geht es bei FAS(D) auch darum, dass die Eltern bewusst oder unbewusst falsch gehandelt und so die Probleme verursacht haben. Das Thema wird im Buch nicht direkt angesprochen. Dennoch könnte beim Anschauen des Buches und der damit verbundenen Auseinandersetzung mit der eigenen Behinderung genau das ein wichtiger und zugleich äußerst schwieriger Punkt sein. Auch wenn einem Kind mit FAS(D) vermittelt wird, dass die Eltern ihm sehr wahrscheinlich nicht absichtlich Schaden zufügen wollten, sondern vielleicht selbst mit Problemen wie Sucht oder psychischen Erkrankungen zu kämpfen hatten, so bleibt doch das Thema der vermeintlichen „Schuld“ eines, das es mit viel Feingefühl aufzufangen gilt. Es sollte also zuverlässig gewährleistet sein, dass die Kinder beim gemeinsamen 224 FI 4/ 2024 Rezension Anschauen des Buches entsprechend begleitet werden, um emotionale Belastungen aufzufangen, die sich ergeben können, wenn sich Fragen zur eigenen Identität ergeben. Das gilt auch für die Verwendung des Buches im Kontext Kindertagesstätte oder Schule, um eine Stigmatisierung des betroffenen Kindes zu verhindern. Finden diese Aspekte ausreichend Berücksichtigung, kann das Buch eine wertvolle Ergänzung in der Unterstützung von Kind, Familie und Umfeld darstellen. Martina Wolf DOI 10.2378/ fi2024.art23d FACHTAGUNGEN UND KONGRESSE 15. - 17. November 2024, Erfurt Mit Anerkennung! Heilpädagogik in der Erkundung von Potenzialen BHP 55. Bundesfachtagung 2024 22./ 23. November 2024, München Inklusion Pädagogik - Psychologie - Medizin Inclusion Education - Psychology - Medicine Internationales und interdisziplinäres Symposium zu aktuellen Fragen der Sozialpädiatrie International and Interdisciplinary Symposium on current issues in social pediatrics VORSCHAU n Mutter-Kind-Interaktion früh- und reifgeborener Vorschulkinder im Vergleich - Erhebung mit der EBT4 -10®-Interaktionsskala n Effekte der Heilpädagogischen Früherziehung auf das elterliche Wohlbefinden: Erste Ergebnisse einer Pilotierung von kontrollierten Einzelfallstudien