120 | mup 3|2010|120-122|© Ernst Reinhardt Verlag München Basel Praxistest Die Voltizwerge des Voltigiervereins Metelen testen die „Handorfer Spielekartei für Voltigier- und Reitpädagogen“ Ernst Reinhardt, München / Basel, 2010, 161 Karten, DIN A6, 29,90 € (D), 30,80 € (Ö), 49,50 SFR Claudia Bock, Inga Bock Gerade im Heilpädagogischen Bereich des Voltigierens werden die Kinder am besten durch spielerische Elemente gefördert, da diese sehr motivierend sind. Die Handorfer Spielekartei stellt in Form einer Sammlung Spiele vor, die zum einen aus der Erfahrung der fünf Autorinnen der Kartei und zum anderen aus verschiedenen Veröffentlichungen zusammengestellt wurden. Spiele von Hildegard Rosemann sowie von Marlies und Bernhard Ringbeck wurden beispielsweise integriert. Insgesamt ist eine Vielfalt zusammengetragen worden, durch die die wichtigsten Förderbereiche der kindlichen Entwicklung repräsentiert werden: Körperwahrnehmung, taktile, visuelle und auditive Wahrnehmung, Visuomotorik, verbale Kommunikation, Merkfähigkeit, Kreativität sowie Partnerschaft und Gruppenverhalten. Bei der Auswahl der Spiele werden lobenswerterweise drei Übungsformen unterschieden. Neben den Einzel- und Gruppenübungen auf dem Pferd gibt es auch Spiele oder Übungsformen, die nicht auf dem Pferd stattfinden. Mit Blick auf die Voltigiergruppe kann so erreicht werden, dass alle Kinder einbezogen sind und sich kein Kind den Prozessen in der Gruppe entziehen kann. Das ist gerade beim Heilpädagogischen Voltigieren (HPV) in der Schule wichtig. Sind nicht alle Kinder beschäftigt, so kommt bei ihnen schnell Langeweile auf. Die Spielekartei im Einsatz bei den „Voltizwergen“ Die Spielkarten wurden bei den Voltizwergen des Voltigiervereins Metelen und Kindern der Erich Kästner-Schule (Förderschule) getestet. Gemeinsam setzten sich die Trainerinnen mit dem Angebot auseinander und prüften für ihre „Zwerge“, in welchen Förderbereichen welche Bedarfe bestehen. Bei der Auswahl der Spiele für die Gruppe der Voltizwerge stand bei den Trainerinnen auch die Zielsetzung im Vordergrund, die Mädchen an die exakte Durchführung der Grundübungen aus dem Voltigiersport heranzuführen. Der Bereich der Praxistest: Bock - Voltizwerge testen die „Handorfer Spielekartei für Voltigier- und Reitpädagogen“ mup 3|2010 | 121 Claudia Bock, Inga Bock Körperwahrnehmung und der Merkfähigkeit wurde daher für einen ersten Probelauf ausgewählt. Die Begeisterung und der Eifer der Kinder bestätigten die Trainerinnen Inga und Mirjam Bock in ihrer Auswahl. Die Fotos belegen diese Freude bei den Kindern. Als ein Beispiel führen wir hier aus dem Bereich der Körperwahrnehmung die Aufgabe „Ringbalancieren“ auf. Hierbei handelt es sich um ein Förderangebot aus dem vorrangigen Bereich „Körperwahrnehmung“. Die Bereiche taktile Wahrnehmung, Partnerschaft und Gruppenverhalten werden ebenfalls angesprochen. Als Übungsform ist sowohl die Einzelals auch die Partnerübung möglich. Die Kinder konzentrieren sich unserer Erfahrung nach ganz auf das Balancieren der Ringe oder Sandsäckchen und setzen sich so instinktiv richtig, das heißt mit nach hinten gekipptem Becken, auf das Pferd. Ihr Körper kann die Bewegungsimpulse aufnehmen, und der Bewegungsapparat wird geschult. Für die Kinder ist das Ganze ein Spiel mit ihrem Lieblingspartner Pferd. An dieser Stelle möchten wir anmerken, dass wir beim Ausprobieren das große Glück hatten, dass die Islandstute Álfkona ein Therapiepferd ist, das vor nichts erschrickt. Ganz gleich mit welchen Materialien an ihr oder rund um sie gearbeitet wird, sie bleibt gelassen und steht sicher an der Longe. Die Fähigkeiten des jeweiligen Pferdes müssen auf jeden Fall bei der Auswahl der Spiele und Materialien berücksichtigt werden! Zur Materialauswahl können wir generell festhalten, dass alle Spiele mit einfach zu beschaffenden Materialien zu spielen sind. Wir haben uns gemeinsam mit der Spielekartei auch einen Fundus an Material zusammengestellt, der in einer verschließbaren Box mit in die Halle genommen werden kann. Die Spielekartei in der Förderschule In der HPV-Gruppe der Förderschule sind in diesem Durchgang überwiegend Kinder mit dem Förderbedarf in den Bereichen Sprache und emotionale und soziale Entwicklung. Für diese Kinder wurden zum Ausprobieren Spiele aus dem Förderbereich der auditiven Wahrnehmung sowie der Partnerschaft/ Gruppenverhalten ausgewählt. Das Spiel „Komm mit - lauf weg! “ stellte eine besondere Anforderung auch an die Merkfähigkeit der Kinder. Sich zu merken, was bei welchem Kommando zu tun ist, fiel den Kindern in den ersten Durchgängen schwer. Doch dann konnten sie sich mit meiner verbalen Unterstützung und durch unterstützende Gestik gut auf das Spiel einlassen. Das Spiel „Geräusche nachklopfen“ wurde von den    122 | mup 3|2010 Praxistest: Bock - Voltizwerge testen die „Handorfer Spielekartei für Voltigier- und Reitpädagogen“ Kindern mit großer Begeisterung gespielt. Sie saßen dazu im Rückwärtssitz auf dem Pferderücken und klopften auf der staubigen Pferdkruppe die von der Voltigierpädagogin vorgegebene Anzahl an Geräuschen im Rhythmus nach. „Der König und sein Untertan“ schult die Visuomotorik und vor allem das Gruppenverhalten. Der König sitzt auf dem Pferderücken und genießt die Bewegungen des Pferdes. Die Untertanen - alle anderen Kinder - stehen auf dem Zirkel und spielen sich einen Ball zu. Der Weg des Balles ist entgegengesetzt der Gangrichtung des Pferdes. Befindet sich der Ball beim Vorüberreiten des Königs in der Luft, so bekommen die Untertanen einen Punkt. Wird der Ball in dem Augenblick von einem Kind in der Hand gehalten, so bekommt der König den Punkt. Sieger ist, wer nach fünf Runden die meisten Punkte gesammelt hat. Im Spielverlauf hatten die Kinder keine nennenswerten Schwierigkeiten, sich an die Absprachen zu halten und fair miteinander umzugehen. Wir haben uns so viel Zeit genommen, dass es mehrere Könige gab. Insgesamt finden wir, die Trainerinnen der Voltizwerge und ich als Voltigierpädagogin DKThR, dass die Handorfer Spielekartei eine großartige Unterstützung in den Voltigiereinheiten mit unseren verschiedenen Gruppen darstellt. Der Karteikasten und die beigefügte Hülle erlauben, neue Spiele mit in die Halle zu nehmen, ohne dass die Karteikarten schnell verschmutzen. Die inhaltliche Aufgliederung und die Zusammenfassung der einzelnen ausführlichen Spielekarteikarten auf einer Karte pro Förderbereich erleichtern die Auswahl. Wir finden in der Handorfer Spielekartei eine wertvolle Unterstützung in der praktischen Arbeit. Nähere Informationen zur Kartei sind hier zu finden: www.reinhardt-verlag.de Claudia Bock Erich Kästner-Schule Gantenstraße 95 48565 Steinfurt Internet: www.eks-steinfurt.de E-Mail: schulleitung@eks-steinfurt.de Voltigierverein Metelen e. V. Doris Helker Am Vechteufer 5 48629 Metelen Internet: www.volti-metelen.de E-Mail: inga@volti-metelen.de Kontakt Das Ausprobieren der verschiedenen Spiele hat viel Spaß gemacht!