mensch & pferd international
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1867-6456
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2012
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Recht & Sicherheit: Einsatzzeiten von Pferden in der Therapie
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2012
Henrike Struck
Die angemessenen Einsatzzeiten von Pferden in der Therapie sind ein in Fachkreisen viel diskutiertes Thema. Im fachlichen Diskurs spielen die unterschiedlichsten Ansatzpunkte wie Tierschutz und Korrekturreiten oder betriebswirtschaftliche Aspekte eine Rolle. Darüber hinaus sind die Einsatzzeiten aber auch ein sicherheitsrelevanter Faktor: Zu hohe Einsatzzeiten stellen durch Überlastung eine Gefahr dar, zu geringe Einsatzzeiten durch daraus resultierende Unruhe des Pferdes mit ggf. den Reiter gefährdendem "Übermut". Aus diesem Grunde wird an dieser Stelle von einem Mailinterview mit Fragen unserer Leserin Frau Karin Kräuchi (Vorstandsmitglied der Schweizer Gruppe Therapeutisches Reiten), die sich an unseren Herausgeber Prof. Dr. Isenbügel (Prof. em. Universität Zürich Tiermedizin, bis 2005 Zootierarzt im Zoo Zürich, Präsident der Weltföderation Islandpferde) gewandt hat, berichtet.
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168 | mup 4|2012|168-169|© Ernst Reinhardt Verlag München Basel Isenbügel, Struck Recht & Sicherheit Einsatzzeiten von Pferden in der Therapie Ein Leserinterview mit Prof. Dr. Isenbügel Die angemessenen Einsatzzeiten von Pferden in der Therapie sind ein in Fachkreisen viel diskutiertes Thema. Im fachlichen Diskurs spielen die unterschiedlichsten Ansatzpunkte wie Tierschutz und Korrekturreiten oder betriebswirtschaftliche Aspekte eine Rolle. Darüber hinaus sind die Einsatzzeiten aber auch ein sicherheitsrelevanter Faktor: Zu hohe Einsatzzeiten stellen durch Überlastung eine Gefahr dar, zu geringe Einsatzzeiten durch daraus resultierende Unruhe des Pferdes mit ggf. den Reiter gefährdendem „Übermut“. Aus diesem Grunde wird an dieser Stelle von einem Mailinterview mit Fragen unserer Leserin Frau Karin Kräuchi (Vorstandsmitglied der Schweizer Gruppe Therapeutisches Reiten), die sich an unseren Herausgeber Prof. Dr. Isenbügel (Prof. em. Universität Zürich Tiermedizin, bis 2005 Zootierarzt im Zoo Zürich, Präsident der Weltföderation Islandpferde) gewandt hat, berichtet. Henrike Struck Kräuchi: Herr Prof. Dr. Isenbügel, wir setzen uns momentan im Verband mit dem Einsatz des Therapiepferdes auseinander. Es ist uns ein großes Anliegen, dass unsere treuen Mitarbeiter nicht ausgenutzt oder sonst unfair behandelt werden. Deshalb versuchen wir herauszufinden, wie häufig ein Therapiepferd eingesetzt werden darf. Es ist uns natürlich klar, dass das von der Stabilität, der psychischen und körperlichen Gesundheit und dem Alter usw. jedes einzelnen Tieres abhängig ist. Trotzdem wäre es für uns sehr wertvoll, Ihre Meinung zu diesem Thema zu erfahren, da viele unserer Therapeutinnen häufig unter dem Druck zwischen dem Einsatz ihrer Tiere und den Finanzen stehen. Gefragt ist vor allem: Wie viele Einsätze am Tag kann ein Therapiepferd gehen, ohne einen gesundheitlichen Schaden zu nehmen? Prof. Dr. Isenbügel: Wie Sie richtig postulieren, ist der Einsatz in der Arbeit als Therapiepferd von Rasse, Alter, Ausbildung und Kondition abhängig und natürlich vom Grad der Frische der Kooperation. Darüber hinaus spielen auch Belastung durch den Patienten - einseitiges Sitzen, ständiges Vor- und Zurücklehnen und Art der Behinderung eine wesentliche Rolle. Ich meine aus meiner Erfahrung, vor allem natürlich mit Islandpferden, dass je nach Schweregrad der Behinderung des Patienten bei einem altersmäßig ausgereiften, trainierten Pferd in guter mentaler Verfassung 3 bis 4 Einsätze pro Tag vertretbar sind, wobei immer auf das „Sauerwerden“ der Pferde geachtet werden muss. Kräuchi: Was ist ein sinnvoller Ausgleich für ein Therapiepferd, um dieses „Sauerwerden“ zu vermeiden? Prof. Dr. Isenbügel: Sehr wichtig ist die Grundausbildung - je nach Rasse, Alter und Gebrauch Recht & Sicherheit: Einsatzzeiten von Pferden in der Therapie - Leserinterview mup 4|2012 | 169 des Pferdes. Gute Konditionierung in klassischer Ausbildung, incl. Longieren, Bodenarbeit, lösende Arbeit durch Longieren, Ausreiten etc. neben dem Einsatz als Therapiepferd ist wichtig. Die Haltung der Therapiepferde spielt eine große Rolle. Im Herdenverband der Gruppenoffenstallhaltung lebende Pferde, gleich welcher Rasse, bringen ein anderes psychisches Gleichgewicht mit als konventionell gehaltene Pferde. Dies ist sehr wichtig für die Arbeit als Co-Therapeut. Eine Erholung auf der Weide ist darüber hinaus dann sinnvoll, wenn die ganze Gruppe dies genießen kann und nicht der größte Teil der Erholungszeit mit Rangstrukturierungen vertan wird. Sie haben auch Fragen an unsere Herausgeber? Die „Mensch und Pferd international“ wird von einem Team international anerkannter Fachleute herausgegeben. Nutzen Sie dieses Potential auch für Ihre Fachfragen in Form eines Leserinterviews. Wenn Sie uns Ihre Fragen unter mupschriftleitung@gmx.net zumailen, stellen wir sie zu Themenkomplexen zusammen und bitten unsere Herausgeber um Beantwortung. H. S.
