eJournals mensch & pferd international 5/4

mensch & pferd international
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1867-6456
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/mup2013.art07d
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2013
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Pferdecoaching zur therapeutischen Unterstützung traumatisierter und psychisch beeinträchtigter junger Menschen

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2013
Maren Lepthien
Sybille Friedrich
Martina Feistritzer
Der Artikel beschäftigt sich mit der Frage, ob Pferdegestützte Interventionen eine Erfolg versprechende Unterstützung für die Therapie von traumatisch belasteten Menschen darstellen. Die Fragestellung entstand aus einem Pferdecoaching-Projekt, das von Juli 2009 bis Juli 2010 unter Beteiligung der Universität Hamburg durchgeführt wurde. Teilnehmer waren sechs junge Erwachsene (fünf Frauen und ein Mann) mit traumatisch bedingtem psychiatrischem Hintergrund (aber unterschiedlichen Diagnosen), die bei zwei Hamburger Jugendhilfeträgern stationär untergebracht waren. Die Evaluation basierte auf einem Methoden-Mix von qualitativer und quantitativer Datenerhebung.
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164 | mup 4|2013|164-173|© Ernst Reinhardt Verlag München Basel, DOI 10.2378/ mup2013.art07d Maren Lepthien, Sibylle Friedrich, Martina Feistritzer Schlüsselbegriffe: Pferdecoaching, Pferdegestützte Intervention, Selbstwirksamkeit, Traumatherapie, Jugendhilfe Der Artikel beschäftigt sich mit der Frage, ob Pferdegestützte Interventionen eine Erfolg versprechende Unterstützung für die Therapie von traumatisch belasteten Menschen darstellen. Die Fragestellung entstand aus einem Pferdecoaching-Projekt, das von Juli 2009 bis Juli 2010 unter Beteiligung der Universität Hamburg durchgeführt wurde. Teilnehmer waren sechs junge Erwachsene (fünf Frauen und ein Mann) mit traumatisch bedingtem psychiatrischem Hintergrund (aber unterschiedlichen Diagnosen), die bei zwei Hamburger Jugendhilfeträgern stationär untergebracht waren. Die Evaluation basierte auf einem Methoden-Mix von qualitativer und quantitativer Datenerhebung. Pferdecoaching zur therapeutischen Unterstützung traumatisierter und psychisch beeinträchtigter junger Menschen Lepthien, Friedrich, Feistritzer - Pferdecoaching zur therapeutischen Unterstützung mup 4|2013 | 165 In der psychosozialen Arbeit spielen Tiere als „Co-Therapeuten“ eine wichtige Rolle. Dabei ist das Pferd als Coach besonders geeignet, denn Pferde haben eine Menge Eigenschaften, die sie als Trainingspartner in der therapeutischen Arbeit interessant machen. Wie der Mensch ist das Pferd ein soziales Wesen und braucht Kontakt zu Artgenossen. Roberts (2011, 30) meint, dass die Reaktionen und Bedürfnisse der Pferde denen der Menschen in vielerlei Hinsicht gleichen, und sie sich in ihrem Verhalten ähnlicher sind, als es zunächst scheint. Deshalb gelänge es auch, das mit Pferden Erfahrene in die Kommunikation mit anderen Menschen zu übernehmen. Das Pferd sei das große Kuscheltier, schreiben Greiffenhagen und Buck-Werner (2011, 141 f) in ihrem Buch „Tiere als Therapie“. Das Pferd fühlt sich angenehm an, es ist weich und warm, es braucht und genießt die Pflege durch den Menschen, aber gleichzeitig steht es für Kraft und Ausdauer, Schnelligkeit und Eleganz. Trotz seiner Stärke ist es als Fluchttier nicht aggressiv, sondern neugierig und vertrauensvoll. Insofern bringt es einiges für den Einsatz in Pädagogik und Therapie mit. In Deutschland ist die heilsame Wirkung des Umgangs mit Pferden schon lange bekannt. Seit über 40 Jahren gibt es hierzulande Therapeutisches Reiten. In der Psychotherapie wird das Pferd in Deutschland anders als in Nordamerika bisher jedoch nur selten eingesetzt. Seit Anfang des 21. Jahrhunderts, beginnend in den USA, aber zunehmend auch in Europa, rückt eine neue Art des Umganges mit Pferden immer mehr in den Fokus: Das Pferdecoaching oder die Führ- und Bodenarbeit. Dabei steht nicht das Reiten im Mittelpunkt, sondern die Arbeit vom Boden aus. Ursprünglich als erfahrungsbasierendes Seminar für Führungskräfte konzipiert, findet Pferdecoaching in leichten Modifikationen unter Namen wie Pferdegestützte Intervention oder, auf Englisch, Equine-facilitated (Psycho-)Therapy immer mehr Anklang und Einsatzmöglichkeiten (www.eagala. org 2013). Pferdegestützte Interventionen und Trauma Eine Traumatisierung kann sich in einer Vielzahl von physischen, psychischen und emotionalen Symptomen ausdrücken. Die Verarbeitung traumatischer Ereignisse genau wie die Bewältigung sozio-emotionaler Probleme erfordert eine enge persönliche Beziehung, die als konsistent, vertrauensvoll, sicher und unterstützend empfunden wird (Herman 1997). Einem Menschen, der von anderen Menschen enttäuscht und verletzt wurde, fällt es schwer, Vertrauen zu Menschen aufzubauen. Da kann es leichter sein, zu einem Tier Kontakt aufzunehmen. Durch seine direkte und unverfälschte Reaktion lehrt das Pferd den Menschen, wie er wirkt, wie er klar und deutlich seine Wünsche zum Ausdruck bringt. Ein wesentliches Element der Interventionen ist laut Reddemann (2006) die Achtsamkeit, weshalb achtsamkeitsbasierte Psychotherapie inzwischen störungsübergreifend zum „State of the Art“ der modernen Verhaltenstherapie gehört (siehe auch Luoma u. a. 2012). Pferde laden zur Achtsamkeit ein, weil positive, intensive Erlebnisse mit dem Pferd die Körperwahrnehmung verbessern und das aktuelle, bewusste Erleben im „Hier und Jetzt“ fördern (Thelle 2009). Durch eine intensive, aber nicht als bedrohlich empfundene Begegnung mit dem Pferd kann emotionale Abstumpfung reduziert werden. Das Erleben von Handlungsfähigkeit und Kontrolle ersetzt Gefühle von Ohnmacht und Ausgeliefertsein, wie sie nach einem Trauma typisch sind. Die Sprache des Pferdes ist die Körpersprache. Daher gilt es für den Menschen, zu Beginn einiges über die Sprache der Pferde zu lernen, damit Verhaltensweisen richtig eingeordnet werden können. Ist dieses Grundverständnis gegeben, kann der Mensch aus den Reaktionen des Pferdes eine Menge über die eigene Außenwirkung lernen. Die richtigen Signale auszusenden, fällt Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen oft schwer. Die Schematherapie (Young u. a. 2008) geht davon aus, dass Persönlichkeitsstörungen, wie beispielsweise Borderline, durch bio- 166 | mup 4|2013 Lepthien, Friedrich, Feistritzer - Pferdecoaching zur therapeutischen Unterstützung grafische Bedingungen entstehen, die als traumatisch einzustufen sind. Die Kommunikations- und Beziehungsmuster, die unter diesen Bedingungen gelernt werden, sind ein Ausdruck der unterschiedlichen Persönlichkeitsstörungen. Sie sind in der Regel weder innerlich stimmig noch zielführend im zwischenmenschlichen Kontakt. Das Pferd hat im Kontakt mit dem Menschen gelernt, auch die feinsten Signale aufzunehmen. Veränderungen in Einstellungen und Verhaltensweisen spiegeln sich direkt im Verhalten des Pferdes und lassen sich so einüben. Pferdecoaching Der Begriff Pferdecoaching wird nicht im Zusammenhang mit Therapie benutzt, sondern wie auch sonst in der Psychologie wird zwischen Coaching und Therapie differenziert. Neben dem Führungskräftetraining wird Pferdecoaching auch für Seminare zur Persönlichkeitsfindung und -entwicklung eingesetzt, die dazu dienen, persönliche Stärken und Schwächen zu identifizieren und zu bearbeiten. Dass nicht von Therapie, sondern von Pferdecoaching die Rede war, wurde von den Probanden dieser Studie als äußerst positiv bewertet und erhöhte die Motivation. Das Setting „Reitstall“ anstelle der Praxis eines Therapeuten führt auch bei Patienten, die sich nicht als therapiebedürftig ansehen, zu einer besseren Mitarbeit, weil die Angst vor Stigmatisierung durch Psychotherapie entfällt (Bachi u. a. 2011). Pferdecoaching als Persönlichkeits-, Entwicklungs- oder Selbstsicherheitstraining heißt, dass sich in der Interaktion mit dem Pferd und durch das direkte Feedback des Tieres Auftreten und Durchsetzungsfähigkeit erfahren und üben lassen. Da das Pferd jedes Mal wieder spontan und authentisch reagiert und so das Verhalten und die Führungsfähigkeiten des Gecoachten spiegelt, lässt sich selbstsicheres und führungsstarkes Auftreten durch Wiederholen der Übungssituation trainieren. Es geht darum, das Pferd als Medium für die Übertragung auf die eigene Lebenswelt wahrzunehmen und die Erfahrungen anschließend im Gespräch zu reflektieren (Stempel 2011, 47). Dieses direkte Erfahren von Selbstwirksamkeit durch die Bodenarbeit mit Pferden ist ein Punkt, der auch in der Therapie mit Pferden eine wichtige Rolle spielen kann, hierzulande aber noch nicht die gebührende Beachtung gefunden hat. In den USA haben die Vereinigungen EAGALA (Equine Assisted Growth and Learning Association) und EFMHA (Equine Facilitated Mental Health Association) die Equine-assisted Psychotherapy (EAP) und die Equine-facilitated Psychotherapy (EFP) in Abgrenzung zu anderen pferdegestützten Therapien (wie dem Equine Assisted Learning) festgelegt. Die Arbeitsweise nach den Richtlinien der EAGALA sieht als Setting neben dem Pferd einen Pferdefachmenschen und einen Therapeuten vor. Ziele sind u. a. das Erlernen von non-verbaler Kommunikation, selbstbewusstes Auftreten und Durchsetzungsfähigkeit, kreatives Denken, Entwicklung von Problemlösefähigkeiten, Team- und Beziehungsfähigkeit sowie Verantwortungsübernahme. EAP wird als thera- Lepthien, Friedrich, Feistritzer - Pferdecoaching zur therapeutischen Unterstützung mup 4|2013 | 167 peutischer Ansatz beschrieben, der bei Verhaltensschwierigkeiten und Aufmerksamkeits-Defizit-Störungen effektiv eingesetzt werden kann, aber auch bei Suchtmittelmissbrauch, Essstörungen, Ängsten, Depressionen und Posttraumatischen Belastungsstörungen hilfreich ist. Das beschriebene Setting entspricht dem des hier vorgestellten Pferdecoaching-Projektes (www.reinhard-mantler.at 2012), sowohl von der personellen Ausstattung mit einer Therapeutin, Kristina Mantler, und einer weiteren Fachfrau in Pferdecoaching, als auch von den örtlichen Gegebenheiten mit der Möglichkeit des Rückzugs (geschützter Rahmen). Eine Variation stellte der zeitliche Umfang dar. Das Projekt fand über das Jahr verteilt in Form von neun intensiven Wochenend-Seminaren statt. Zwischen den Terminen lagen jeweils vier bis sechs Wochen. Gruppenzusammensetzung Für die pferdegestützte Gruppentherapie wird nicht nach Störungsbildern zusammengefasst. Da eine genaue Klassifizierung psychischer Krankheiten immer schwierig ist, es fast immer Komorbiditäten gibt und psychische Störungen auch vor dem Hintergrund sozialer und emotionaler Schwierigkeiten zu sehen sind, ist eine Selektion nach Diagnosen wenig sinnvoll (Greiffenhagen / Buck-Werner 2011, 145). Grundsätzlich ist bei jungen Menschen, die zwischen Psychiatrie und betreutem Wohnen „pendeln“, von einer durch traumatische Lebensbedingungen geprägten Biografie auszugehen, die die psychischen Beeinträchtigungen auch als Traumafolgestörungen deuten lässt. In der Gruppe geht es auch darum, durch die Vielfalt und verschiedenen Bewältigungsstrategien voneinander zu lernen. Aufgabe des Psychotherapeuten bzw. des Trainers ist es, sich individuell auf die Bedürfnisse der einzelnen Patienten einzustellen und das Angebot abzustimmen, da hier schon nach Störungen differenziert werden muss. Die Teilnehmer der Pferdecoaching-Studie waren junge Erwachsene zwischen 20 und 28 Jahren, die stationär in zwei Hamburger Jugendhilfe- Einrichtungen lebten und alle einen psychiatrischen Hintergrund hatten. Ausgewählt wurden die Teilnehmer von den beteiligten Einrichtungen, der Alida Schmidt-Stiftung und der Pape2 in Hamburg. Die Probanden wurden mit einem von der Universität Hamburg entwickelten Fragebogen zur Lebenslage und Betreuungsintensität eingestuft. Mithilfe von „Matched Pairs“ wurde eine entsprechende Vergleichsgruppe gebildet. Teilgenommen haben sechs junge Menschen, davon fünf Frauen und ein Mann. Parallel gab es eine aus fünf Personen (vier weibliche, eine männliche) bestehende Vergleichsgruppe, die keine Lektionen in Pferdecoaching erhielt. Junge Menschen, die im Rahmen der Jugendhilfe und der Sozialen Arbeit betreut werden, haben häufig in ihren ersten Lebensjahren traumatische Erfahrungen gemacht. Oft sind gerade diese belastenden Lebenserfahrungen der Grund für die Aufnahme einer Betreuung, das gilt besonders für die stationäre Unterbringung, wie sie für diese Gruppe vorliegt. Für die Teilnehmer des Projektes lagen unterschiedliche Diagnosen vor: Borderline-Störung , Depression , Zwangsstörung , Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung und Abhängige Persönlichkeitsstörung , Soziale Phobie und PTBS . Es gab Doppeldiagnosen, in zwei Fällen wurde ein Missbrauch formuliert. Außerdem benannt wurden Orientierungslosigkeit und Beziehungsstörungen. Der Therapiebedarf der Teilnehmer (außerhalb des Pferdecoachings) war unterschiedlich hoch. Methoden Das Pferdecoaching-Projekt wurde durch die Universität Hamburg, Fachbereich Psychologie, begleitet und evaluiert. Die Auswertung basierte zum einen auf qualitativen In der Gruppe geht es darum, durch verschiedene Bewältigungsstrategien voneinander zu lernen. 168 | mup 4|2013 Lepthien, Friedrich, Feistritzer - Pferdecoaching zur therapeutischen Unterstützung Interviews, die mit den Teilnehmern zu Beginn, nach dem ersten Pferdecoaching-Wochenende und etwa einen Monat nach Abschluss des Projektes geführt wurden. Untersucht wurden die Parameter Selbstwirksamkeit , Selbstwertgefühl , Soziale Kompetenz , Gruppenintegration , Innere Stabilität und Adaption auf den Alltag . Darüber hinaus wurden von der Untersuchungs- und der Vergleichsgruppe quantitative Daten mithilfe zweier Fragebögen erhoben: dem FERUS (Fragebogen zur Erfassung von Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten nach Jack 2007) und dem 16PF (Persönlichkeits-Faktoren-Test nach Schneewind / Graf 1998), davon jedoch nur die zwei Skalen „Emotionale Stabilität“ und „Soziale Kompetenz“. Ziele des Pferdecoaching-Projektes Die Teilnehmer sollten durch praktisches Training lernen, mit dem Pferd in Beziehung zu treten, Sicherheit und Verantwortungsübernahme zu erproben und ihr eigenes Verhalten in Beziehung zu den sozialen Regeln der Pferde zu reflektieren. Schwerpunkte lagen u. a. auf der Entwicklung von Selbstbewusstsein, psychischer Stabilität und sozialer Kompetenz. Fünf der Teilnehmer formulierten den Wunsch nach mehr Selbstvertrauen, alle würden gern ihre sozialen Fähigkeiten stärken. Das Pferd ist ein sensibler Partner für das Training von Selbstsicherheit und sozialer Kompetenz. Durch die nicht wertende Natur des Pferdes lässt sich die Angst vor negativer Beurteilung bearbeiten. Menschen, die Erfahrungen von Grenzüberschreitung und mangelnder Kontrolle machen mussten, können in der Interaktion mit dem Pferd ihre Durchsetzungsfähigkeit schulen oder neu erlernen (Bachi u. a. 2011). „Selbstwirksamkeit und Selbstkongruenz (innere Stimmigkeit) können durch die nonverbale, eindeutige Kommunikation und die Reaktion des Pferdes auf eindeutige Signale des Patienten allmählich (wieder-)erlernt werden - so zum Beispiel in der Boden- und Freiarbeit“ (Kläschen 2011, 17). Die Arbeit mit dem Pferd Das Pferdecoaching-Projekt lief über die Dauer eines Jahres in Form von neun Wochenend-Workshops, jeweils Samstag und Sonntag. Die Arbeit mit den Pferden war eingebettet in Vor- und Nachbesprechungen. Die Abstände zwischen den Trainingswochenenden variierten zwischen vier und sechs Wochen. Nach einer theoretischen Einführung Lepthien, Friedrich, Feistritzer - Pferdecoaching zur therapeutischen Unterstützung mup 4|2013 | 169 zum Pferdeverhalten bestand die erste Aufgabe in der Beobachtung der einzelnen Pferde und der Herde: Versucht werden sollte, das Befinden des Pferdes zu analysieren und zu erkennen, welche Pferde wie in Beziehung zueinander stehen und wo welches Pferd in der Hierarchie der Herde steht. Das Miteinander in der Herde fanden die Teilnehmer sehr interessant und gewannen einige neue Erkenntnisse: Zum Beispiel, dass nicht die körperliche Größe zählt, sondern Führung unter den Pferden von Erfahrung, Achtung und Respekt abhängt. Pferde folgen einer Leitstute nicht, weil diese es aggressiv einfordert, sondern weil die anderen ihrer Führung vertrauen. Wichtig ist unter Pferden auch der einzuhaltende Individualabstand, ganz ähnlich wie beim Menschen. Dazu kommt, dass die Hierarchie nicht linear verläuft. Ein Pferd A kann über Pferd B stehen, und B über Pferd C, trotzdem kann C eventuell über Pferd A stehen. Die Hierarchie in der Herde etabliert sich durch den wiederholten Kontakt, ist aber nicht unveränderlich (Schöning 2008, 27 f). Auch muss ein Platz weiter hinten in der Hierarchie nicht schlecht sein. Es lebt sich eventuell stressfreier ohne die Führungsverantwortlichkeit. Führung ist das große Thema beim Pferdecoaching. Eine Übung, die den meisten sehr schwer gefallen ist, heißt „Mein Platz“. Dabei geht der Übende ohne Zögern auf das Pferd zu und signalisiert ihm durch körperlichen Ausdruck, dass er genau da stehen möchte, wo das Pferd jetzt steht. Wenn die Übung gelingt, weicht das Pferd zurück. Eine andere Übung ist das „Join-up“. Dabei versucht der Mensch, die Aufmerksamkeit des Pferdes zu gewinnen und es dazu zu bringen, ihm frei ohne Strick und Hilfsmittel zu folgen. Das „Join-up“ wurde als große Herausforderung empfunden, aber auch als großartige Erfahrung, wenn es schließlich gelang. Ergebnisse Die Ergebnisse der qualitativen Interviews ergaben ohne Ausnahme ein positives Bild. Die Teilnehmer sahen Verbesserungen in allen betrachteten Dimensionen. Auch die Auswertung der quantitativen Fragebögen ergab einen Anstieg der Werte sowohl für den FERUS (Fragebogen zur Erfassung von Ressourcen und Selbstmanagementfähigkeiten nach Jack 2007), als auch für die beiden Skalen „Emotionale Stabilität“ und „Soziale Kompetenz“ aus dem 16PF (Persönlichkeits-Faktoren-Test nach Schneewind / Graf 1998). Hier ließen sich aber keine signifikanten Ergebnisse nachweisen. Der Schwerpunkt der Studie lag auf der qualitativen Auswertung. Neben den untersuchten Parametern Selbstwirksamkeit , Selbstwertgefühl , Soziale Kompetenz , Gruppenintegration , Emotionale Stabilität und Adaption auf den Alltag wurden von den Teilnehmern noch einige Punkte als interessante und neue Erfahrung benannt: Alle waren fasziniert von der Rangordnung unter den Tieren, begeistert, dass ein Pferd dem Lernenden immer wieder eine neue Chance gewährt und erkannten, wie wichtig klares Auftreten ist - nicht nur gegenüber dem Pferd. Selbstwirksamkeit, Selbstwertgefühl und Soziale Kompetenz Ziel des Pferdecoachings war das Training von Selbstwirksamkeit und Selbstbewusstsein. Das Wort Therapie wurde in diesem Zusammenhang nicht benutzt. Genau das wurde von einigen Teilnehmern als positiv benannt - nicht schon wieder eine Form der Therapie machen zu sollen, sondern sich einfach ungezwungen erproben zu können. In diesem Setting gelang es allen, das eigene Verhalten zu reflektieren. Die Reaktion des Pferdes als Spiegel der eigenen körpersprachlichen Präsenz ermöglichte es ihnen, sich selbst besser zu verstehen. Alle Teilnehmer machten die Erfahrung, dass sie etwas bewirken können, wenn sie klar und deutlich auftreten. Dass sie das Pferd - ein so großes Wie wichtig klares Auftreten nicht nur gegenüber Pferden ist, war eine neue Erkenntnis. 170 | mup 4|2013 Lepthien, Friedrich, Feistritzer - Pferdecoaching zur therapeutischen Unterstützung Tier - dazu bringen können, rückwärts oder seitwärts zu treten oder ohne Führstrick, nur durch körperliche Präsenz, die Richtung zu wechseln, stellte für alle eine neue Erfahrung dar. So führten die im Kontakt mit dem Pferd gemachten positiven Selbstwirksamkeitserfahrungen direkt zu einer Verbesserung des Selbstwertgefühls und zu einem Anstieg der sozialen Kompetenz, weil die Teilnehmer erkannten, dass Erfolg eine Frage des Durchhaltevermögens ist, welches ihnen mit der richtigen Unterstützung durchaus möglich war. Gruppenintegration Sich in einer neuen Gruppe zu behaupten, ist den meisten anfangs schwer gefallen. Allerdings, so berichteten alle übereinstimmend, verlor sich die Fremdheit durch das gemeinsame Erlebnis und die Tatsache, dass alle auf demselben Stand waren. Einige berichteten, dass sie die Gegenwart der anderen sogar als positiv empfanden, weil sie sich erst einmal in Ruhe ausprobieren konnten, bei Bedarf aber auch Unterstützung durch die Gruppe bekamen (Lepthien u. a. 2011, 83). Innere, emotionale Stabilität Dass die Fähigkeit, eine Situation meistern zu können, stark von der eigenen Stimmung abhängig ist, haben die Teilnehmer im Laufe der Zeit immer wieder festgestellt. Die meisten wünschten sich hier mehr Persistenz. Trotzdem waren sich alle einig: Wenn man es schaffte, seine Wünsche körpersprachlich klar zu formulieren, gab es die richtige Reaktion. Insofern hing die innere Stabilität auch wieder eng mit den Selbstwirksamkeitserfahrungen zusammen. Alle waren der Meinung, dass es schwer war, diese dauerhaft zu etablieren, dass Pferdecoaching dabei aber sehr hilfreich war. Adaption auf den Alltag Da es keine simplifizierende Übertragung der Verhaltensweisen von Pferden auf den Umgang mit Menschen gibt, ist die Vor- und Nachbereitung der Übungseinheiten von großer Bedeutung. Die Begleitung fand mit einem Tandem aus Therapeutin und Assistentin statt. Die Gespräche und die Unterstützung während der Übungen wurden von allen Teilnehmern als sehr wichtig und hilfreich gewertet. Den meisten gelang es nach eigener Aussage, vieles von dem mit den Pferden Gelernten auf ihren Alltag zu übertragen. Schon die Beobachtung des Herdenverhaltens führte zum Teil zu einer Neubewertung von Situationen in der Interaktion mit anderen Menschen. Aber besonders die Spiegelung des eigenen Verhaltens durch die Pferde brachte neue Erkenntnisse. So dachten einige vor der Arbeit mit dem Pferd, ihr Auftreten sei eindeutig und klar, und konnten dann aus einer nicht erfolgten Reaktion des Pferdes ersehen, dass es auf diesem Gebiet noch Verbesserungsbedarf gab. Neue Erfahrungen durch das Pferdecoaching Die Unvoreingenommenheit, die ein Pferd dem Menschen entgegenbringt, hat in der Hamburger Gruppe alle fasziniert. Für die Beteiligten war es eine neue Erfahrung, einen Vertrauensvorschuss zu erhalten. Noch beeindruckender fanden die Teilnehmer, dass das Pferd ihnen immer wieder eine neue Chance gab, und es ein Lernen durch Misserfolg und Erfolg gab. Wenn eine Übung nicht gelang, konnte sie wiederholt werden, bis sie funktionierte. Das Pferd begegnete seinem Gegenüber trotzdem wertfrei und ohne Anzeichen von Ungeduld, sodass alle die Angst vor dem Versagen nach und nach überwinden konnten und lernten, Vertrauen und Nähe zuzulassen. Das Pferd als Identifikationsobjekt Eine Teilnehmerin, die ein Beziehungstrauma erleben musste und deren Hauptthema dementsprechend Vertrauen war, geriet an einen Pferdepartner, der selbst eher zögernd Vertrauen aufbaut. Sie habe Erfolg ist eine Frage des Durchhaltevermögens und mit der richtigen Unterstützung möglich. Lepthien, Friedrich, Feistritzer - Pferdecoaching zur therapeutischen Unterstützung mup 4|2013 | 171 sich diesem Tier sehr verbunden gefühlt, berichtete sie. Und dass es ihr mit viel Einsatz und Ausdauer gelungen sei, das Vertrauen dieses Pferdes zu gewinnen, habe sie sehr stolz gemacht. Sie persönlich fasse zu Tieren viel leichter Vertrauen als zu Menschen. Die Übertragung auf den Alltag sei nicht ganz einfach, aber sie versuche immer, das mit den Pferden Gelernte im Kontakt mit Menschen zu erproben. Insgesamt trete sie klarer und selbstbewusster auf als früher und könne eigene Grenzen besser deutlich machen, das sei ihr schon einige Male gesagt worden. Das Pferd als Angstbewältigungs-Modell Eine andere Teilnehmerin hatte das persönliche Thema ‚Angst‘: Die Übungen, bei denen sie ihr Pferd mit Dingen konfrontieren sollte, vor denen es Angst hatte (z. B. Regenschirm, Plastiktüte) sind ihr besonders schwer gefallen. Sie hat aufgrund ihrer eigenen Problematik sehr mit dem Tier gelitten und sich gefragt, ob sie das überhaupt dürfe, dem Pferd solche Angst zu machen. Dank der Unterstützung der Therapeutin hat sie die Übung aber durchgehalten, und als ihr Pferd schließlich ruhiger wurde und die neue Situation akzeptierte, hat sie für sich die Erkenntnis gewonnen: „Wenn er durch seine Angst gehen kann, dann kann ich es auch.“ Fazit Alle Teilnehmer zogen ein positives Fazit und empfanden die gemachten Erfahrungen als Bereicherung. Der Transfer in den Alltag wurde als unterschiedlich schwierig bewertet, „da Pferde dann eben doch anders reagieren als Menschen“, wie eine Teilnehmerin meinte. Durch die Schulung der Selbstwahrnehmung und die Erkenntnis der eigenen Wirkung fiel es ihnen mit der Zeit jedoch leichter, mit anderen in Kontakt zu treten und sich zu behaupten, berichteten sie. Viele Traumatisierte haben starke Ängste. Sie lernen hier am Modell, wie Angstexposition funktioniert und verstehen, dass das Erregungsniveau automatisch absinkt. Einig waren sich alle, dass die Zeit mit den Pferden länger hätte sein können und sich noch einiges Weitere bei den persönlichen Themen verbessern ließe. Die Ergebnisse dieser qualitativen Studie entsprechen dem, was in der Literatur zu den Themen Pferdecoaching und Psychotherapie mit dem Pferd zu finden ist: Durch die Arbeit mit dem Pferd lässt sich Selbstwirksamkeit erfahren und im Weiteren das Selbstbewusstsein stärken. Traumatische Lebensereignisse und überdauernde traumatische Lebensbedingungen erschüttern die folgenden inneren Basisressourcen, welche psychische Gesundheit überhaupt erst ermöglichen - die Fähigkeit zur Affektregulation und Selbstberuhigung zum Schutz vor überflutenden negativen Emotionen, die Fähigkeit der Selbstannahme, also eines liebevollen Umgangs mit sich selbst, und das Erleben von Kontrolle und Steuerungsmöglichkeiten (Selbstwirksamkeit). Aus diesem Grund geht es in Traumatherapie und -pädagogik immer auch darum, diese Basisressourcen wieder aufzubauen (Scherwath / Friedrich 2012, 185 f). In dem Maße, in dem Pferdecoaching hier wirksam wird, lässt es sich unseres Erachtens in die traumatherapeutische Arbeit einordnen. Insbesondere die Förderung von Selbstwirksamkeitserleben setzt der erlebten Hilflosigkeit, der Ohnmacht und dem Ausgeliefertsein in der oder den traumatischen Situation(en) etwas entgegen, was wiederum direkt das Selbstbewusstsein und damit die Selbstannahme stärkt und so gegen machtvolle, grausame Täterintrojekte (siehe u. a. Peichl 2007) wirkt. Taylor (2001) ist der Meinung, das Pferdegestützte Interventionen ein viel versprechender Ansatz sind, um Selbstbewusstsein zu stärken sowie emotionale und psychologische Probleme zu bewältigen. Nach Bates (2002) gibt es klinische Evidenz dafür, dass EFP sich reduzierend Durch die Arbeit mit Pferden lässt sich Selbstwirksamkeit erfahren und das Selbstbewusstsein stärken. 172 | mup 4|2013 Lepthien, Friedrich, Feistritzer - Pferdecoaching zur therapeutischen Unterstützung auf die Impulsivität auswirkt, das Selbstbild verbessert und das Verantwortungsgefühl bzw. die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung und die Fähigkeit zu emotionalen Beziehungen erhöht. Die Schulung von Körpersprache und klarem, deutlichen Auftreten führt zum gewünschten Ergebnis: der Kontrolle des Pferdes und der Situation. Diese für traumatisierte Menschen so wichtige und oft neue Erfahrung der Kontrolle gibt Sicherheit und erzeugt so Stabilität. Viele Studien stützen mittlerweile die These, dass sich die Arbeit mit Pferden vielschichtig positiv auf Faktoren wie Selbstbild und Selbstkontrolle, Vertrauen und Angstreduktion auswirkt (Bachi u. a. 2011; Kern-Godal u. a. 2009; Shambo u. a. 2009). Trotzdem gibt es weiteren Forschungsbedarf, da die Studien jeweils nur wenige Probanden umfassen und die Operationalisierungen unterschiedlich sind, sodass sich nur einzelne Aspekte vergleichen lassen, es aber keine übergeordneten, allgemein gültigen Ergebnisse gibt. Trotzdem wird die Pferdegestützte Therapie (EFP) immer mehr zu einer akzeptierten, effektiven und anerkannten Alternative oder Ergänzung, dabei spielt auch die Verbundenheit zur Natur eine Rolle (Garcia 2010). In diesem Kontext könnten Pferde in der Zukunft eine größere Rolle spielen. Literatur ■ Bachi, K., Terkel, J., Teichman, M. (2011): Equine-facilitated psychotherapy for at-risk adolescents: The influence on self-image, selfcontrol and trust. Clinical Child Psychology 17 (2), 298-312 ■ Bates, A. (2002): Of patients & horses: Equinefacilitated psychotherapy. Journal of Psychosocial Nursing & Mental Health 40 (5), 16-20 ■ Garcia, D. M. (2010): Of equines and humans: toward a new ecology. Ecopsychology 2 (2), 85-89 ■ Greiffenhagen, S., Buck-Werner, O. N. (2011): Tiere als Therapie. Neue Wege in Erziehung und Heilung. 3. Aufl. Kynos, Nerdlen ■ Jack, M. (2007): Fragebogen zur Erfassung von Ressourcen und Selbstmanagement (FERUS), Manual. Hogrefe, Göttingen ■ Herman, J. (1997): Trauma and recovery: The aftermath of violence - from domestic abuse to political terror. Harper Collins, New York ■ Kern-Godal, A., Thelle, M., Myraas, T. (2009): Psychotherapy with horses. The patient’s perspective. Findings from a preliminary analysis of patients exit evaluations. In: DKThR (Hrsg.): Kongressband zum XIII. International Congress of Therapeutic Riding in Münster 2009, 78-79 ■ Kläschen, M. (2011): Ausbildung des Therapiepferdes. In: Opgen-Rhein, C., Kläschen, M., Dettling, M. (Hrsg.) (2011): Pferdegestützte Therapie bei psychischen Erkrankungen. Schattauer, Stuttgart ■ Lepthien, M., Hinrichs, M., Feistritzer, M. (2011): Spezifische Förderung der Persönlichkeitsentwicklung von psychisch beeinträchtigten Jugendlichen und jungen Erwachsenen mithilfe von Pferdecoaching. In: Friedrich, S. (Hrsg.): Umgang mit Traumatisierung, Lulu, Morrisville (USA),77-96 ■ Luoma, J. B., Hayes, S. C., Walser, R. D. (2012): ACT-Training. Acceptance & Commitment. Therapie: ein Handbuch. Junfermann, Paderborn ■ Peichl, J. (2007): Innere Kinder, Täter, Helfer & Co. Ego-State-Therapie des traumatisierten Selbst. Klett-Cotta, Stuttgart ■ Reddemann, L. (2006): Imagination als heilsame Kraft. 12. Aufl. Klett-Cotta, Stuttgart ■ Roberts, M. (2011): Das Wissen der Pferde und was wir Menschen von ihnen lernen können. 10. Aufl. Bastei Lübbe, Köln ■ Schneewind, K. A., Graf, J. (1998): Der 16-Persönlichkeits-Faktoren-Test, revidierte Fassung, 16 PF-R, Testmanual. Huber, Bern ■ Schöning, B. (2008): Pferdeverhalten: Körpersprache und Kommunikation. Probleme lösen und vermeiden. Franckh-Kosmos, Stuttgart ■ Scherwath, C., Friedrich, S. (2012): Soziale und pädagogische Arbeit bei Traumatisierung. Ernst Reinhardt, München / Basel ■ Shambo, L., Seely, S., Vonderfecht, H. (2009): Equine-facilitated psychotherapy for traumarelated disorders. Pilot study of a 10 week-EFP group for adult women. DKThR (Hrsg.): Kongressband zum XIII. International Congress of Therapeutic Riding in Münster 2009, 78 ■ Stempel, A. E. (2011): Pferdegestützte Persönlichkeitsbildung. Diplomica-Verlag, Hamburg ■ Taylor, S. (2001): Equine facilitated psychotherapy: An emerging field. Master’s thesis, St. Michael’s College. Burlington, Vermont, USA Lepthien, Friedrich, Feistritzer - Pferdecoaching zur therapeutischen Unterstützung mup 4|2013 | 173 ■ Thelle, M. I. (2009): Therapeutic use of horses for sexually abused patients at Modum Bad, Norway. DKThR (Hrsg.): Kongressband zum XIII. International Congress of Therapeutic Riding in Münster 2009, 77-78 ■ www.eagala.org/ Generalinfo What is EAGALA Model EAP & EAL? , 24.05.2013 ■ www.reinhard-mantler.at/ leadership-imspiegel/ leadership-trainer Trainer Kristina Mantler, 24.05.2013 ■ Young, J. E., Klosko, J. S., Weishaar, M. E. (2008): Schematherapie. Ein praxisorientiertes Handbuch. Junfermann, Paderborn Die Autorinnen Maren Lepthien beendete im April 2013 ihr Psychologie-Studium an der Universität Hamburg mit dem Bachelor. Zuvor arbeitete sie als Redakteurin und freie Journalistin. Dr. Sibylle Friedrich Dipl.-Psychologin, ist wiss. Mitarbeiterin an der Universität Hamburg. Weiterhin arbeitet sie als Expertin für Sozialpädagogische Psychologie mit öffentlichen und freien Jugendhilfeträgern zusammen. Martina Feistritzer Dipl.-Pädagogin, arbeitet seit 1990 als Leitung des Bereiches „Frauen, Kinder und Familien“ der Alida-Schmidt-Stiftung in Hamburg. Anschriften: Maren Lepthien · Foßberger Moor 33 · D-22417 Hamburg Dr. Sibylle Friedrich · Universität Hamburg, Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft, Fachbereich Psychologie · Von-Melle-Park 5 · D-20146 Hamburg friedrich@ispp-hamburg.de Martina Feistritzer · Alida Schmidt-Stiftung, Kinder-, Jugend- und Eingliederungshilfe · Bürgerweide 19 · D-20535 Hamburg