eJournals mensch & pferd international 5/4

mensch & pferd international
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Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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TRaB e. V.: Verband der Reitpädagogen setzt neue Qualitätsstandards

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Sonja Lauber-Karres
Uta Heselhaus
Der Trab e. V. (Therapeutisches Reiten als Behandlung) ist ein Zusammenschluss von Reitpäd­ago­gen im Großraum München. Ziele des Berufsverbands sind die Sicherung eines qualitativ hochwertigen Ausbildungsstandes, gegenseitige Beratung in Theorie und Praxis im regionalen Raum, Betreiben von Öffentlichkeitsarbeit, das Erschließen von Kostenträgern, Informationsaustausch mit anderen Gruppierungen, Organisation von Fort- und Weiterbildungen für Reitpäd­ago­gen, artgerechte Haltung und Ausbildung von Therapiepferden sowie Auskunft und Beratung rund um das Therapeutische Reiten. Hierbei sind für die Mitglieder der kollegiale Austausch und die gegenseitige Unterstützung ein wichtiger Faktor. Viele Reitpäd­ago­gen sind in ihrem Alltag "Einzelkämpfer", die täglich mit zahlreichen Problemen konfrontiert sind und ein sehr umfangreiches Arbeitsfeld abdecken. So mancher Tipp eines Kollegen kann hier neue Wege aufzeigen oder hilft bei praktischen Lösungen für Mensch und Tier.
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192 | mup 4|2013|192-195|© Ernst Reinhardt Verlag München Basel Sonja Lauber-Karres, Uta Heselhaus Recht & Sicherheit TRaB e. V.: Verband der Reitpädagogen setzt neue Qualitätsstandards Die wachsende Zahl von Ausbildungsanbietern macht Anpassung notwendig Der Trab e. V. (Therapeutisches Reiten als Behandlung) ist ein Zusammenschluss von Reitpädagogen im Großraum München. Ziele des Berufsverbands sind die Sicherung eines qualitativ hochwertigen Ausbildungsstandes, gegenseitige Beratung in Theorie und Praxis im regionalen Raum, Betreiben von Öffentlichkeitsarbeit, das Erschließen von Kostenträgern, Informationsaustausch mit anderen Gruppierungen, Organisation von Fort- und Weiterbildungen für Reitpädagogen, artgerechte Haltung und Ausbildung von Therapiepferden sowie Auskunft und Beratung rund um das Therapeutische Reiten. Hierbei sind für die Mitglieder der kollegiale Austausch und die gegenseitige Unterstützung ein wichtiger Faktor. Viele Reitpädagogen sind in ihrem Alltag „Einzelkämpfer“, die täglich mit zahlreichen Problemen konfrontiert sind und ein sehr umfangreiches Arbeitsfeld abdecken. So mancher Tipp eines Kollegen kann hier neue Wege aufzeigen oder hilft bei praktischen Lösungen für Mensch und Tier. Geschichte des TRaB e. V. Der TraB e. V. entstand 1994 aus dem Wunsch einiger junger Reitpädagoginnen im Raum München, eine aktive Zusammenarbeit in Form eines Arbeitskreises ins Leben zu rufen. 1996 ging der Arbeitskreis durch Gründung eines Berufsverbands in eine Rechtsform mit dem Namen „TRaB e. V. Therapeutisches Reiten als Behandlung - Verband der Reitpädagogen im Großraum München“ über. Zwei Drittel aller damals im Großraum München tätigen Reitpädagogen waren an der Gründung beteiligt, wodurch der TRaB ein wirklicher Berufsverband und nicht nur ein Verein werden konnte. Erster Vorsitzender der beiden Anfangsjahre war von 1996 bis 1998 Werner Gattermann, der den jungen Berufsverband insbesondere in allen juristischen Fragen tatkräftig unterstützte. Seit 1999 hat Sonja Lauber-Karres den 1. Vorsitz inne. Der Vorstand des TRaB e. V. umfasst sechs Vorstandsmitglieder und zwei Beisitzer aus den Ausbildungsgängen vom DKThR, SG-TR und Förderkreis Recht & Sicherheit: Lauber-Karres, Heselhaus - Qualitätsstandards mup 4|2013 | 193 Therapeutisches Reiten und pflegt gute Verbindungen zu diesen Ausbildungsträgern. Garantie für gut ausgebildete Reitpädagogen Der TRaB e. V. ist über die Jahre langsam, aber stetig gewachsen. Alle Mitglieder haben einen guten, persönlichen Kontakt zueinander, der Vorstand ist seit vielen Jahren im Amt. Die Homepage (www.trab-ev.de) bietet neben ausführlichen Informationen über das Therapeutische Reiten und einem Verzeichnis der Therapiebetriebe im internen Mitgliederbereich, auch eine Informationsplattform für Kollegen. Hier finden sich alle Informationen über aktuelle Veränderungen im Bereich Therapeutisches Reiten im Raum München und überregional. Für Einrichtungen oder Eltern, die Therapieplätze suchen, bietet der TRaB e. V. die Garantie, dass alle Kollegen eine fachlich solide Ausbildung nachweisen und alle Höfe vom Verband kontrolliert sind. Jeder Reitpädagoge muss regelmäßige Fortbildungen nachweisen, um als aktives Mitglied in der Liste der Therapiebetriebe zu verbleiben. Veränderungen im TRaB e. V. Im Laufe der Jahre hat sich die Arbeitsrealität im Bereich des Therapeutischen Reitens verändert. In der Gründungszeit des Verbands gab es im Großraum München viele einzelne Reitpädagogen. Mit der Zeit entstanden aber immer mehr Höfe, auf denen Kollegen interdisziplinär im Bereich Hippotherapie, Heilpädagogisches Reiten / Voltigieren und Reiten als Sport für Behinderte zusammenarbeiteten - sehr zum Nutzen aller Klienten. Praktikanten fanden gute Ausbildungsmöglichkeiten im praktischen Teil der Ausbildung durch geeignete Praxisanleiter in den Betrieben vor. Mit der immer rascheren Bekanntmachung des Therapeutischen Reitens durch die Medien wurde es „modern“ und so veränderte sich zunehmend auch die Ausbildungslandschaft. Ein immer breiteres Ausbildungsangebot vieler selbsternannter Ausbilder zeigt heute neue und andere Wege der reittherapeutischen Arbeit auf - mit und ohne solide Qualifikation. Für Eltern, die Therapieplätze für ihre Kinder suchen, oder Einrichtungen, die gerne mit Gruppen zum therapeutischen Reiten kommen wollen, bietet sich hier ein oft unübersichtlicher Dschungel. Auch viele Kollegen werden zunehmend mit Anfragen nach Praktikumsplätzen für die neuen Ausbildungen konfrontiert, sind sich aber gar nicht sicher, ob sie die Anforderungen leisten wollen oder sollen. Reaktion auf vielfältige Ausbildungslandschaft Diese Entwicklungen haben den Vorstand des TRaB e. V. sehr zum Nachdenken angeregt. 2011 erarbeitete er eine Übersicht aller Ausbildungen, die zu der Zeit in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf dem Markt waren, um sich so ein Bild über Umfang und Qualität zu machen. Die Ergebnisse wurden in der Mitgliederversammlung Anfang 2012 allen Mitgliedern vorgestellt und ausgiebig diskutiert. Ziel war es, den TRaB e. V. für neue Ausbildungen zu öffnen, jedoch die wichtigen Qualitätsstandards aufrecht zu erhalten. Das Ergebnis war eine Statutenänderung: Waren bisher nur Absolventen der Ausbildungsgänge vom DKThR, SG-TR und Förderkreis Therapeutisches Reiten als aktive Mitglieder zugelassen, machte die Änderung eine Aufnahme von Mitgliedern anderer Ausbildungen möglich - natürlich unter Beibehaltung der hohen Qualitätsanforderungen. Qualitätsstandards zur Ausbildung der Reitpädagogen Unter § 1 „Anforderungen an die Ausbildung“ sehen die Statuten des TRaB e. V. nun vor, dass ■ der Antragsteller einen abgeschlossenen pädagogischen, psychologischen oder rehabilitativen Grundberuf mit einer mindestens drei jährigen Vollzeitausbildung nachweisen muss ■ ein Reitabzeichen der Klasse III bei einer anerkannten reiterlichen Organisation nachweisen muss, ergänzt um einen Longierkurs und Kenntnisse aus der Bodenarbeit 194 | mup 4|2013 Recht & Sicherheit: Lauber-Karres, Heselhaus - Qualitätsstandards ■ die Zusatzqualifizierung zum Reitpädagogen / Reittherapeuten mindestens 300 Zeitstunden umfasst und Inhalte wie Störungsbilder und Grenzen in der Reittherapie, pädagogisch / psychologische Methoden relevant für Reitpädagogen / Reittherapeuten und deren Umsetzung mit dem Pferd, prozessorientierte Arbeit mit Klienten, Gesprächsführung, Dokumentation und Zielkontrolle beinhalten muss. Darüber hinaus muss die Ausbildung ein mindestens 30stündiges Praktikum unter qualifizierter Anleitung beinhalten. Die Abschlussprüfung muss sich aus mindestens zwei Teilen aus den Bereichen schriftliche Fallarbeit, Fallarbeit mit Medien, Lehrprobe, Kolloquium und Diplomarbeit zusammensetzen. Fehlende Bestandteile können gegebenenfalls separat nachgeholt werden. Qualitätsstandards zur Pferdeausbildung und -haltung Entsprechend den in § 2 festgesetzten Anforderungen an Pferdeausbildung, -haltung und -ausgleich ist für eine artgerechte Haltung der Pferde zu sorgen. Dies bedeutet als Mindestforderung genügend täglichen Auslauf und ausreichenden Sozialkontakt. Auch muss auf Ausgleich in Form von genügend Bewegung durch Reiten, ausreichend Freizeiten und abwechslungsreiche Beschäftigung geachtet werden. Je nach Fähigkeiten des Pferdes kommen z. B. Fahren, Bodenarbeit, Dressur, Springen, Geländegänge usw. in Frage. Außerdem müssen die Pferde in geeigneter Weise aus- und weitergebildet werden. Ausführliche Statuten auf www.trab-ev.de Darüber hinaus nehmen die aktuellen Statuten des TRaB e. V. Bezug auf Ausstattung der Stallungen und Einrichtung des Betriebs. So müssen die Stallungen beispielsweise den „Richtlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten“ der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e. V. (FN) und der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft e. V. entsprechen. Weitere Details zu sanitären Einrichtungen, Erste-Hilfe-Ausrüstung, Reitplatz / Halle, reiterlicher Ausrüstung und Versicherungspflicht finden sich in den Statuten des TRaB e. V. auf der Homepage www.trab-ev.de. Erfahrungen mit dieser Änderung 2013 im TRaB e. V. Im Laufe des vergangenen Jahres zeigte sich, dass die hohen Qualitätsstandards des TRaB e. V. bei Absolventen anderer Ausbildungen auf sehr gute Resonanz stießen. Das lässt sich vor allem auch an den steigenden Mitgliederzahlen ablesen. Seit 2012 konnte der TRaB e. V. zwölf neue Anmeldungen verzeichnen, davon kamen acht Mitglieder aus neu zugelassenen Ausbildungen. Trend setzt sich fort Der Trend zu ausbildungsübergreifender Zusammenarbeit setzt sich im Großraum München weiter fort. Ebenso arbeiten immer mehr Reitpädagogen mit unterschiedlichen Ausbildungen auf Höfen zusammen. Sie erleben diese Zusammenarbeit als Bereicherung und Ergänzung, da in jeder Ausbildung Eine gleichbleibend hohe Qualität der reitpädagogischen Arbeit stützt sich auf verschiedene Faktoren. Die Mindestanforderungen des TRaB e. V. sind: ■ eine Ausbildung auf hohem Niveau, ■ ein hohes Niveau der eingesetzten Pferde, ■ schriftliche Stundenaufzeichnungen: Der Reitpädagoge muss jederzeit in der Lage sein, einen schriftlichen Rechenschaftsbericht abzugeben (Zwischenbericht, Elterngespräch, Therapieverlauf gegenüber Kostenträgern usw.). ■ regelmäßige Fortbildungen: Mindestens je eine geeignete reiterliche und pädagogische Fortbildung pro Kalenderjahr sind verpflichtend. Recht & Sicherheit: Lauber-Karres, Heselhaus - Qualitätsstandards mup 4|2013 | 195 unterschiedliche Schwerpunkte angesprochen werden. Für Praktikanten der Ausbildungen erweitert sich dadurch auch der Erfahrungsbereich. Für unsere Klienten bedeutet das eine bestmögliche Förderung durch Vernetzung vor Ort. Sie können mit ihrem „geliebten“ Pferd weiterhin zusammen arbeiten, vor Ort, ohne den Stall oder das Pferd wechseln zu müssen, wenn sie sich weiter entwickeln. Beziehung und Stabilität sind ein wichtiger und tragender Faktor für viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene in der reittherapeutischen Arbeit, dem dadurch verstärkt Rechnung getragen wird. Wir hoffen, dass durch diese Entwicklungen auch die Verantwortlichen im Bereich der Ausbildungsträger zum Nachdenken angeregt werden. Denn einheitlichere Ausbildungsstandards zu Gunsten der Sicherheit unserer Klienten und zur Sicherung der Qualität in dieser verantwortlichen und wertvollen Arbeit würden unseren Berufsstand im Hinblick auf Kostenträger und zur Anerkennung unserer Arbeit deutlich stärken. Die Autorinnen Sonja Lauber-Karres Jg. 1955, Dipl. Sozialpädagogin FH seit 1977, Dipl. Reitpädagogin SV-HPR seit 1988 / später SG-TR, reitpädagogische Arbeit im Heilpädagogischen Zentrum Lohhof (München), 20 Jahre Therapeutisches Reiten Erlenweiherhof (Landsberg a. L.), seit fünf Jahren Reitpädagogin bei der C. + K. Zwolinski Stiftung (Olching), seit April 2013 freiberufliche Reitpädagogin, 1. Vorstand TRaB e. V seit 1999. Uta Heselhaus Jg. 1966, Kommunikationswissenschaftlerin, Heilpraktikerin Psychotherapie, Reittherapeutin SG-TR, seit 2010 Mitarbeit auf dem Eulenhof der C. + K. Zwolinski Stiftung (Olching), seit 2012 freiberuflich als Reittherapeutin tätig. Anschriften: Sonja Lauber-Karres · Heideweg 20 · D-82140 Olching s.lauber.karres@gmail.com Uta Heselhaus · Hansastraße 75 · D-81373 München uheselhaus@gmx.de