mensch & pferd international
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1867-6456
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2014
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Recht & Sicherheit: Sicherheitsrelevante Aspekte des Peitscheneinsatzes in der Heilpädagogischen Förderung mit dem Pferd
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2014
Stefan Lotzmann
Henrike Struck
Die Peitsche stellt in der Heilpädagogischen Förderung mit dem Pferd einen wichtigen Teil der Ausrüstung des Pädagogen dar. Als Arbeitsgerät muss sie auch aus rechtlicher Sicht bestimmten Anforderungen genügen und in entsprechendem Zustand sein, um ein sicheres Arbeiten zu gewährleisten. Der Auswahl der richtigen Peitsche kommt also eine große Bedeutung zu.
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mup 4|2014|179-182|© Ernst Reinhardt Verlag München Basel, DOI 10.2378 / mup2014.art24d | 179 Stefan Lotzmann, Henrike Struck Recht & Sicherheit Sicherheitsrelevante Aspekte des Peitscheneinsatzes in der Heilpädagogischen Förderung mit dem Pferd Die Peitsche als Arbeitsgerät Die Peitsche stellt in der Heilpädagogischen Förderung mit dem Pferd einen wichtigen Teil der Ausrüstung des Pädagogen dar. Als Arbeitsgerät muss sie auch aus rechtlicher Sicht bestimmten Anforderungen genügen und in entsprechendem Zustand sein, um ein sicheres Arbeiten zu gewährleisten. Der Auswahl der richtigen Peitsche kommt also eine große Bedeutung zu. Im Folgenden werden einige Auswahlkriterien sowie Vor- und Nachteile verschiedener Modelle vorgestellt, die eine Entscheidungshilfe geben können: Länge Die Länge muss den Bedürfnissen der jeweiligen Durchführungsform angepasst sein. Für die Arbeit an der Kurzlonge oder dem Langzügel muss ein dem Setting entsprechend kurzes Modell vorhanden sein. Für das übliche Voltigieren empfiehlt sich ein Modell in der Länge 2,90 bis 3,00 Meter und für das eher sportlich orientierte Voltigieren auf einem Zirkel von 15 Meter Durchmesser sind mittlerweile Peitschenmodelle in 3,20 Meter Länge erhältlich. In jedem Fall sollte die Peitsche lang genug sein, um insbesondere in Gefahrensituationen deutlich agieren zu können. Gewicht Da in der Heilpädagogischen Förderung mit dem Pferd oft mehrere Stunden am Tag mit der Longe gearbeitet wird, ist das Gewicht der Peitsche ein arbeitsergonomisch relevanter Faktor. Bei korrekter Peitschenhaltung werden die Muskeln und Sehen des Unterarms und der Schulter durchaus in Haltearbeit belastet. Durch diese Dauerbelastung können Sehnenschäden entstehen, deren Ausheilung langwierig und kompliziert sein kann. Die richtige Peitsche kann somit auch körperlichen Schäden des Pädagogen vorbeugen. Je länger die Peitsche, desto größer ist zunächst die Gewichtsbelastung. Dies sollte aber nicht dazu führen, ein (zu) kurzes Modell zu wählen. Beim Kauf der Peitsche sollte daher auf das Gewicht und den entsprechenden Peitschenschlag geachtet werden. Peitschenschlag Bei der Auswahl des Schlages ist das Gewicht ein Faktor. Ein Kunststoffschlag ist hier meist deutlich leichter als ein herkömmlicher Lederschlag. Der Lederschlag dagegen erlaubt in der Regel eine bessere Führung und damit eine größere Treffsicherheit. In die Entscheidung, ob Kunststoff- oder Lederschlag, sollte auf jeden Fall die Bodenbeschaffenheit des Longierortes mit einfließen. Wird häufig im Freien (evtl. sogar im Regen) oder auf frisch gesprengtem Hallenboden longiert, empfiehlt sich ein Kunststoffschlag, der unter Feuchtigkeitseinfluss nicht schrumpft. Für das Longieren in einer Standardhalle sollte ein Schlag in 4 Meter Länge gewählt werden, um das Pferd jederzeit erreichen zu können. 180 | mup 4|2014 Recht & Sicherheit: Lotzmann, Struck - Sicherheitsrelevante Aspekte des Peitscheneinsatzes Farbe Die Farbe ist für den Einsatz im Bereich der Heilpädagogischen Förderung mit dem Pferd nebensächlich. Falls sie auch im sportlichen Bereich zum Einsatz kommen soll, kann man auf die verbreiteten weißen Modelle zurückgreifen. Ansonsten ist die Farbe irrelevant, da Untersuchungen, ob Pferde helle oder dunkle Peitschen eher wahrnehmen, bisher nicht vorliegen. Hier ist der persönliche Geschmack oder der individuelle Erfahrungswert mit dem jeweiligen Pferd entscheidend. Feste oder Einschubpeitsche Feste oder Steckmodelle findet man fast nur noch im Bereich der Kurzpeitschen. Bei klassischen Longier- oder Voltigierpeitschen ist die Frage, ob man ein zwei- oder mehrgliedriges Modell wählt. Falls z. B. aufgrund der Spindhöhe, in der die Peitsche gelagert werden soll, ein mehrgliedriges Modell bevorzugt wird, sollte man sich darüber klar sein, dass zusätzliche Einschubelemente immer zu Lasten der Stabilität und Flexibilität gehen. Der sachgerechte Umgang mit der Peitsche Um die Peitsche auch in Gefahrensituationen sicher einsetzen zu können, muss der Umgang mit dem Arbeitsgerät immer wieder geübt werden. Hilfreich ist hier von Zeit zu Zeit eine Videokontrolle oder Rückmeldung durch Kollegen, ob die Peitsche noch durchgängig in korrekter Position gehalten und sachgerecht eingesetzt wird. Auch „Zielübungen“ z. B. mit Pappbechern, die in unterschiedlicher Höhe (Boden, Cavalettiblock etc.) stehen, sollten von Zeit zu Zeit durchgeführt werden. Eine gezielte Peitschenführung ist eindeutiger und damit schonender für das Pferd, kann aber auch die gar nicht so seltenen „Zufallstreffer“ bei den Voltigierern / Klienten minimieren. Prinzipiell sollte die Peitsche nicht am Boden abgelegt werden. Sand und Späne, die zwischen die Einschubteile geraten, verunreinigen hier die Mechanik und können sie unbrauchbar machen. Die Gefahr, dass Teilnehmer oder Pferd auf die Peitsche treten ist bei der am Boden liegenden Peitsche natürlich wesentlich größer. Aus Sicherheitsaspekten ist aber der relevanteste Grund, dass das Arbeitsgerät im Ernstfall nicht griffbereit ist und das Bücken nach der Peitsche in Gefahrensituationen ein zusätzliches Risiko darstellt. Verschiedene Modelle im Beispiel: Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von Herstellern, die unterschiedliche Modelle anbieten. Im Folgenden finden sich einige Beispiele von Peitschen, mit Abb. 1: Voltigierpeitsche von Hilbt Abb. 2: Voltigierpeitsche von Loesdau Recht & Sicherheit: Lotzmann, Struck - Sicherheitsrelevante Aspekte des Peitscheneinsatzes mup 4|2014 | 181 denen wir im Zentrum für Therapeutisches Reiten der Werkstätten der AWO Dortmund Erfahrungen gemacht haben. Die Voltigierpeitsche der Firma Hilbt (www.longieren.de) (siehe Abb. 1) zeichnet sich durch hohe Qualität bei guter Handhabung und leichtem Gewicht aus. Bei guter Behandlung hält sie sehr lange und rechtfertigt dadurch auch den relativ hohen Anschaffungspreis. Die Peitsche von Loesdau (www. loesdau.de) (siehe Abb. 2) ist vom Aufbau ähnlich, aber deutlich schwerer, dadurch für den „Langzeitgebrauch“ nicht so gut geeignet. Dafür liegt sie preislich deutlich unter dem o. g. Modell und bietet sich daher für den gelegentlichen Einsatz an. Im Angelbedarf und bei Sportgeschäften (z. B. www.decathlon.de) (siehe Abb. 3 und Abb. 4) gibt es einfache Angeln in unterschiedlichen Längen, die sich zu Peitschen umbauen lassen. Eine Angel in drei Meter Länge gibt es ab ca. fünf bis zehn Euro. In die am oberen Ende der Angel angebrachte Führung kann man einen Drehhaken anbringen, der ebenfalls im Angelbedarf erhältlich ist. In diesen wiederum wird ein dünnes Synthetikseil (in drei bis vier Meter Länge), wie es im Kletterbedarf erhältlich ist, eingehängt. Der Griff kann noch mit einem Griffband aus dem Tennis- oder Radsportbedarf umwickelt werden, Abb. 3 und Abb. 4: Alltagsmodell aus einer Angel um rutschfester gestaltet zu werden. Zu einem Gesamtpreis von ca. 15-20 Euro erhält man so eine alltagstaugliche Peitsche, die allerdings nicht so stabil ist wie die Standardmodelle. Von daher ist sie geeignet, wenn eine Voltigierpeitsche nur ab und zu gebraucht wird, ein handelsübliches Modell zu teuer ist oder unterschiedliche Peitschen verwendet werden sollen. Fazit: Generell lässt sich festhalten, dass es „das“ Peitschenmodell für den Einsatz in der Heilpädagogischen Förderung mit dem Pferd nicht gibt. Die Peitsche muss auf das jeweilige Aufgabengebiet und die speziellen Bedürfnisse des Nutzers abgestimmt sein. Darüber hinaus wird die Nutzungshäufigkeit über die Auswahl entscheiden, da die Preise doch deutlich variieren. Auf keinen Fall sollte jedoch mit Peitschen gearbeitet werden, die in der Länge nicht ausreichend sind oder technische Mängel haben. >>> 182 | mup 4|2014 Recht & Sicherheit: Lotzmann, Struck - Sicherheitsrelevante Aspekte des Peitscheneinsatzes Stefan Lotzmann Fachkraft für Arbeitsförderung in Werkstätten für Menschen mit Behinderung, Mitarbeiter des Zentrums für Therapeutisches Reiten der Werkstätten der AWO Dortmund GmbH, Trainer C Reiten, Trainer C Voltigieren, Trainer B Pferdeausbildung, Ausbilder Reiten als Sport für Menschen mit Behinderung (DKThR). Henrike Struck Förderschullehrerin (Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung) und Voltigierpädagogin DKThR, Leitung des Zentrums für Therapeutisches Reiten der AWO Dortmund, Schriftleitung der „mensch & pferd international“, Lehrbeauftragte der TU Dortmund und des Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches Reiten (DKThR). Anschriften: Stefan Lotzmann Springmorgen 4b · 44227 Dortmund Lotzi70@arcor.de Henrike Struck Am Rode 48 · D-44149 Dortmund mup-schriftleitung@gmx.net Die Autoren Jetzt kostenlos anfordern: Per E-Mail unter dkthr@fn-dokr.de oder Download unter www.dkthr.de oder telefonisch unter 02581-92 79 19-2! Die neue Weiterbildungsbroschüre ist da ! Freuen Sie sich auf die neuen Angebote 2014 / 2015 des Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches Reiten e.V. und nutzen Sie die Weiterbildungen zur Vertiefung und Erweiterung Ihrer fachlichen Kompetenz. Die broschüre Freuen Sie sich auf die neuen Angebote 2014 / 2015 des Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches Reiten e.V. und nutzen Sie die Weiterbildungen zur Vertiefung und Erweiterung Ihrer fachlichen Kompetenz. Weiterbildung Qualitätssicherung im Therapeutischen Reiten Deutsches Kuratorium für Therapeutisches Reiten e.V. Weiterbildungsangebote 2014/ 2015 Hippotherapie Heilpädagogische Förderung mit dem Pferd Ergotherapeutische Behandlung mit dem Pferd Reiten als Sport für Menschen mit Behinderung Fachseminare Weiterbildungsbrosch re-Titel-2014-15.qxd 16.07.2014 07: 40 Seite 1 C M Y CM MY CY CMY K Weiterbildungsbroschüre-Titel-2014-15.pdf 1 31.07.14 09: 20 Anzeige
