eJournals mensch & pferd international 8/3

mensch & pferd international
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1867-6456
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/mup2016.art18d
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Forum: Heinzels Weg vom Pferd im Leistungssport zu einem verlässlichen Partner in der heilpädagogischen Förderung

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Claudia Pauel
Imke Urmoneit
In allen Bereichen des Therapeutischen Reitens werden hohe Anforderungen an das Interieur und Exterieur sowie an den Ausbildungsstand des Pferdes gestellt. Die Qualität der Maßnahmen hängt eng mit den Qualitäten des Pferdes zusammen. Damit das Pferd den erforderlichen Leistungsstand aufbauen und halten kann, muss die Ausbildung sowohl am Boden als auch unter dem Sattel und an der Longe fachlich fundiert gestaltet werden. Neben dem Training des Pferdes sind eine artgerechte Haltung sowie ein an ethischen Grundsätzen orientierter Einsatz für den Erhalt der Gesundheit und Leistungsbereitschaft des Pferdes unerlässlich. […]
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114 | mup 3|2016|114-119|© Ernst Reinhardt Verlag München Basel, DOI 10.2378 / mup2016.art18d Forum Heinzels Weg vom Pferd im Leistungssport zu einem verlässlichen Partner in der heilpädagogischen Förderung Claudia Pauel, Imke Urmoneit In allen Bereichen des Therapeutischen Reitens werden hohe Anforderungen an das Interieur und Exterieur sowie an den Ausbildungsstand des Pferdes gestellt. Die Qualität der Maßnahmen hängt eng mit den Qualitäten des Pferdes zusammen. Damit das Pferd den erforderlichen Leistungsstand aufbauen und halten kann, muss die Ausbildung sowohl am Boden als auch unter dem Sattel und an der Longe fachlich fundiert gestaltet werden. Neben dem Training des Pferdes sind eine artgerechte Haltung sowie ein an ethischen Grundsätzen orientierter Einsatz für den Erhalt der Gesundheit und Leistungsbereitschaft des Pferdes unerlässlich. Im Mittelpunkt dieses Beitrags steht Heinzels Weg vom Springpferd im Leistungssport hin zu einem verlässlichen Partner in der heilpädagogischen Förderung. Unser Konzept zur Auswahl und Ausbildung der Pferde haben wir in dem Buch „Das Pferd im Therapeutischen Reiten“ ausführlich dargestellt. Pferde, die im Leistungssport eingesetzt wurden, müssen in vielen Bereichen umlernen und brauchen trotz ihres oftmals guten Trainingszustandes Zeit, sich an die neuen Anforderungen zu gewöhnen. Im Leistungssport hatten die Pferde beispielsweise eine Unterstützung durch eine klare reiterliche Hilfengebung, um die Aufgaben zu bewältigen. Im heilpädagogischen Reiten ist das Pferd damit konfrontiert, dass wenig dosierte und nicht eindeutige Hilfen vom Klienten gegeben werden. „Das Pferd übersetzt die unvollständigen oder falschen Signale des Klienten so, dass eine Aufgabe trotz ‚fehlerhafter‘ Kommunikation möglich wird und keine Gefahrensituation entsteht“ (Pauel / Urmoneit 2015, 148). Aufgrund des Kostendrucks werden die Pferde häufig zu früh eingesetzt, sodass sie ihr Potential für die Aufgaben nicht voll entwickeln können. Für das Zentrum für Therapeutisches Reiten Köln e. V. benötigte ich (Claudia Pauel) ein Pferd für den Einsatz im heilpädagogischen Voltigieren und Reiten. Nach Abschluss der Ausbildung sollte das Pferd in den Angeboten für heilpädagogisches Reiten und Voltigieren für Jugendliche und Erwachsene im Anfänger- und Fortgeschrittenenbereich eingesetzt werden. Eine Voltigierausbilderin hatte uns auf Heinzel, einen neunjährigen Wallach mit einem Stockmaß von Abb. 1: Heinzel beim Putzen von der Fachkraft Fotos: Schupp, Aachen Forum: Pauel, Urmoneit - Heinzels Weg vom Pferd im Leistungssport zu einem verlässlichen Partner… mup 3|2016 | 115 1,72 m, aufmerksam gemacht. Sie schickte uns ein Video, auf dem zu sehen war, dass das Pferd bei statischen und dynamischen Übungen im Galopp gelassen und sicher im Takt blieb. Heinzel war bisher von seiner Besitzerin in Springprüfungen bis zur Klasse S vorgestellt worden. Aus privaten Gründen musste sie das Pferd verkaufen und suchte jetzt nach einem Platz, an dem das Pferd achtsam und respektvoll eingesetzt würde. Aufgrund der Sensibilität des Wallachs konnte sie sich einen weiteren Einsatz im Leistungssport nicht vorstellen. Beim Ausprobieren des Pferdes stand Heinzel fertig geputzt und beidseitig angebunden auf dem Putzplatz. Er zeigte beim Trensen und Satteln keine Abwehrreaktionen. Sein Blick war wach auf uns gerichtet und er ließ sich von uns an unterschiedlichen Körperstellen berühren. Beim Führen in die Reithalle nahm er den Traktor, die Kehrmaschine sowie andere Pferde gelassen zur Kenntnis. Da wir seine Eignung im Bereich des Voltigierens bereits auf dem Video sehen konnten, konzentrierten wir uns auf die Eignung im Bereich des Reitens. Wir fahren immer zu zweit oder zu dritt zum Ausprobieren eines Pferdes, um die Eindrücke gemeinsam reflektieren und prüfen zu können. Beim Vorreiten durch die Reitbeteiligung der Besitzerin zeigte sich Heinzel ein wenig steif und mit Schwierigkeiten in der Durchlässigkeit. Im Schritt ging er deutlich taktunrein. Nahm die Reiterin die Zügel auf, schien es, als würde er lahm gehen. Heinzel arbeitete fleißig, aufmerksam und kooperativ mit. Beim Probereiten nahm ich die Zügel nicht auf, um zu prüfen, ob sich der Takt ohne Einflussnahme verbesserte. Heinzel entspannte sich nach einiger Zeit und seine Schrittbewegung verbesserte sich. Beim Aufnehmen der Zügel traten die Taktunreinheiten sofort wieder auf. In den Grundgangarten ging er fleißig ohne Aufwand vorwärts und suchte die Anlehnung. Er ließ sich jedoch nicht gut stellen und biegen, hielt sich im Rücken fest und zeigte deutliche Probleme in der Durchlässigkeit. Volten kleiner als 10 m konnten wir nicht mit ihm reiten. Seine unaufwendige, ruhige und gleichmäßige Galoppade sowie seine Gelassenheit und Kooperationsbereitschaft waren jedoch so überzeugend, dass wir uns für das Pferd entschieden. Die Ankaufsuntersuchung ergab keine Anhaltspunkte für gesundheitliche Probleme, auch der Verdacht der Lahmheit konnte ausgeschlossen werden. Wir gingen davon aus, dass wir die fehlenden Grundlagen in der Rittigkeit innerhalb von sechs Monaten aufbauen könnten. Aufgrund seiner Turniererfahrung erwarteten wir, dass Heinzel sich problemlos an die Abläufe im Stall gewöhnt. Bisher war er im Sommer stundenweise mit einem anderen Pferd auf die Koppel gegangen. Freilaufzeiten im Winter oder das Sich-Bewegen in einer Herde kannte er nicht. Heinzel gewöhnte sich an die Abläufe im Stall nur langsam. Er wurde auch nach einigen Monaten noch unruhig, wenn andere Pferde die Box verließen und ihm fehlte lange das Vertrauen, dass er zu bestimmten Zeiten mit seinen Kollegen in den Freilauf gehen konnte. Da Heinzel im Winter zu uns kam, blieb nur die Möglichkeit des Freilaufens in der Halle. Nachdem er seinen ersten Übermut alleine ausgetobt hatte, gewöhnten wir ihn an einen anderen Wallach, so- Abb. 2: Heinzel beim Reiten 116 | mup 3|2016 Forum: Pauel, Urmoneit - Heinzels Weg vom Pferd im Leistungssport zu einem verlässlichen Partner… dass beide ihre Freilaufzeiten gemeinsam verbringen konnten. Im Sommer stand die Integration in die Herde von ca. 25 Pferden an. Heinzel verhielt sich im Kontakt zu den anderen Pferden vorsichtig und unerfahren. Er brauchte auch hier lange, um sich zu orientieren, sich enger an einige Pferde anzuschließen und zur Ruhe zu kommen. Erst nach ca. neun Monaten hatten wir den Eindruck, dass er seinen Platz in der Herde gefunden hatte. Wir gehen davon aus, dass ein Pferd, das über mehrere Jahre nur einen reduzierten Kontakt zu Artgenossen hatte, Zeit braucht, um artspezifische Verhaltensweisen zu trainieren und darin Sicherheit zu finden. Um Heinzel die Eingewöhnung zu erleichtern, war es uns wichtig, die Abläufe zeitlich verlässlich einzuhalten und darauf zu achten, dass alle Kontaktangebote ruhig und gelassen abliefen. Beim Training blieb er durchgehend gelassen und aufmerksam. Auch Klienten oder laut agierende Kinder auf der Stallgasse irritierten ihn nicht. Heute sind das Spielen und die gemeinsame Freilaufzeit mit seinen „Freunden“ das Wichtigste für Heinzel, um ausgeglichen und leistungsbereit zu bleiben. Er hat Kollegen gefunden, mit denen er ausgiebig spielt und bei denen er sich durchsetzt. Ranghohen Pferden geht er eher aus dem Weg. Bei der Arbeit bleibt er auch ohne ein weiteres Pferd entspannt und aufmerksam. Beim Putzen zeigte Heinzel wenig Interesse am Kontakt zum Menschen. Er ließ das Putzen über sich ergehen und nagte dabei am Strick. Wir gingen davon aus, dass das Putzen in der Vergangenheit die Funktion hatte, das Pferd zu säubern und nicht die, mit ihm in Kontakt zu kommen. Er schien es nicht gewohnt zu sein, dass seine Bedürfnisse beim Putzen beachtet werden und zeigte daher isolierte Übersprunghandlungen. Da der Beziehungsaspekt in der heilpädagogischen Förderung zentral ist, war es uns wichtig, dass Heinzel auch beim Putzen mit dem Menschen interagiert. Wir versuchten herauszufinden, welche Berührungen Heinzel guttaten und wann er unser Kontaktangebot annimmt. Er brauchte auch hier einige Wochen, bis er seine vorhandenen Ressourcen der Beziehungsgestaltung zu einem anderen Lebewesen reaktivieren konnte. Heute ist die Berührung für Heinzel ein ganz zentrales Element, um sich den Kontakt zu sichern und so eigene Sicherheit aufzubauen. So kommt er beispielsweise während der heilpädagogischen Reitstunden zu mir in die Mitte und sucht den Körperkontakt, wenn ihn die Signale des Klienten stark irritieren. Nach einer kurzen Berührung durch die Fachkraft lässt er sich wieder auf die Aufgabe ein. Mit allen unseren Pferden führen wir in regelmäßigen Abständen Bodenarbeit und Gelassenheitstraining durch. In der Bodenarbeit gymnastizieren wir die Pferde und üben mit ihnen, ihre Bewegungen zu koordinieren. Das Gelassenheitstraining dient dem Beziehungsaufbau und der Entwicklung von Gehorsam. Dabei lernt das Pferd genau hinzuschauen, Reize einzuordnen und sich bei einem Menschen, der keinen Druck ausübt, Sicherheit zu holen. Nachdem Heinzel verstanden hatte, dass wir auf seine Bedürfnisse achten und am Kontakt mit ihm interessiert sind, ließ er sich sowohl von uns als auch von Klienten problemlos führen. Dabei mag er es noch heute gerne, dicht Abb. 3: Heinzel im Voltigieren Forum: Pauel, Urmoneit - Heinzels Weg vom Pferd im Leistungssport zu einem verlässlichen Partner… mup 3|2016 | 117 beim Menschen zu gehen, ohne dass er dabei aufdringlich oder unaufmerksam wird. Im Gelassenheitstraining ist er mit fremden Menschen vorsichtig und steigt schon mal aus der Kooperation aus, wenn der Mensch ihn nicht durch einen stabilen Kontakt begleitet, sondern beispielsweise abgelenkt und mit sich selbst beschäftigt ist. Auf Druck kann er stur reagieren. So verweigerte er beispielsweise das sonst selbstverständliche Einsteigen in den LKW, obwohl ein Pferd bereits darin stand. Er spiegelte uns klar zurück, dass wir Zeitdruck hatten und hektisch agierten. Das Training unter dem Sattel auf der Grundlage der Skala der Ausbildung ist der wichtigste Baustein in der Ausbildung des Pferdes. Hier können alle Fähigkeiten, die das Pferd entwickeln muss, zeitgleich erarbeitet werden und das Reiten stellt die flexibelste Ausbildungsform dar. Zudem ist die Fachkraft sehr dicht am Pferd, sodass sie eine direkte und klare Rückmeldung erhält, wie das Pferd auf die Hilfen reagiert. Beim Umstellen des Pferdes aus dem Leistungssport auf das therapeutische Reiten steht im Vordergrund, dass das Pferd mit unklaren oder minimalen Hilfen zurechtkommt und bei Außeneinflüssen gelassen und kooperativ bleibt. Es muss später unter dem Klienten das Grundtempo aus sich selbst heraus anbieten und in einer natürlichen Selbsthaltung gehen. Daher stehen beim Training nicht das „Funktionieren“ und korrekte Lektionen im Vordergrund, sondern die Stärkung der Bereitschaft des Pferdes, selbständig mitzuarbeiten. Heinzel zeigte zu Beginn deutliche Schwierigkeiten in den einzelnen Punkten der Skala der Ausbildung: Takt Im Schritt ging er in der ersten Zeit auch am langen Zügel nicht taktrein. Beim Aufnehmen der Zügel fand er nicht in den Takt. Im Trab und Galopp zeigte er keine Taktschwierigkeiten und konnte sein Grundtempo selbständig halten. Um den Takt insbesondere im Schritt zu verbessern, ritten wir diese Gangart die ersten Monate nur am langen Zügel und nahmen die Zügel vor dem Antraben nur wenig auf, um auch im Übergang keine Taktfehler zu provozieren. Als Heinzel am langen Zügel keine Unreinheiten im Takt mehr zeigte, übten wir in kleinen Schritten und jeweils nur für kurze Zeit, den Schritt am angenommenen Zügel. Losgelassenheit Heinzel fiel es wesentlich leichter, sich im Galopp zu lösen. Um sich auch im Trab zu lösen, brauchte er immer wieder eingeschobene Galoppphasen. Erst nach ca. sechs Monaten konnte er sich im Trab, auch ohne den Galopp einzubauen, leicht lösen. Durch das Erarbeiten der Losgelassenheit im Trab hat sich die Galoppqualität nochmals verbessert. Um die Losgelassenheit zu fördern, haben wir viele Tempowechsel eingebaut und immer wieder den Wechsel von Anspannung und Entspannung eingeübt. Die psychische Losgelassenheit fiel Heinzel von Beginn an leicht. Man merkte ihm an, dass er mit wenig Druck ausgebildet worden war und somit die Hilfengebung des Reiters nicht mit Stressanzeichen beantworten musste. Anlehnung Heinzel war wenig empfindlich im Maul. Er neigte zu Beginn etwas dazu, sich auf die Hand zu legen und wartete darauf, im Hals nach links und rechts gestellt zu werden. Die Anlehnung verbesserte sich in den ersten Wochen deutlich. Er suchte die Anlehnung und ließ sich Abb. 4: Heinzel vor dem Voltigieren 118 | mup 3|2016 Forum: Pauel, Urmoneit - Heinzels Weg vom Pferd im Leistungssport zu einem verlässlichen Partner… sowohl gut lang und tief als auch in Aufrichtung reiten. Die Verbesserung der Anlehnung läuft immer über die Verbesserung der Losgelassenheit und des Takts sowie eine ruhige und weiche Einwirkung der Hand. Schwung Heinzel bewegte sich gerne und zeigte keine Schwierigkeiten, sein Grundtempo selbständig zu halten. Er zeigte insbesondere im Galopp eine hohe Bereitschaft, im Hinterbein zu arbeiten. Nachdem wir die Losgelassenheit insbesondere im Rücken aufgebaut hatten, nahm die Bewegungsmotivation nochmals zu. Wir gehen mit unseren Pferden für den Erhalt der Bewegungsfreude auf die Rennbahn und ins Gelände. Diese Übungseinheiten genießt Heinzel hinsichtlich der Möglichkeit, sein Bewegungspotenzial auszuschöpfen. Geraderichtung Heinzel in korrekter Geraderichtung abzuwenden, war zunächst kaum möglich. Er ließ sich eher herumziehen ohne sich zu stellen und zu biegen. Kleinere Wendungen konnten wir zunächst nicht reiten, ohne dass die Geraderichtung und Harmonie verloren gingen. Hier halfen nur großgebogene Linien und viele Handwechsel. Es ist wichtig, zunächst nur Wendungen zu reiten, in denen der Reiter nicht ins „Ziehen“ kommt, sondern eine korrekte Stellung und Biegung möglich ist. Versammlung Die Versammlungsbereitschaft des Pferdes in der heilpädagogischen Förderung begrenzt sich auf die Fähigkeit des Pferdes, sein Tempo zurückzuführen, ohne zu sehr auf die Vorhand zu kommen oder auszufallen. Heinzel zeigte von Beginn an unter erfahrenen Reitern die Bereitschaft, ruhig zu traben und zu galoppieren ohne dabei auszufallen oder zu sehr auf die Vorhand zu kommen. Damit er diese Qualität auch unter den Klienten zeigen konnte, war die Arbeit an den fünf vorhergehend aufgeführten Punkten entscheidend. Obwohl Heinzel an der Longe sicher an den Hilfen stand und auch beim Voltigieren ruhig und gelassen mitarbeitete, haben wir die Arbeit an der Longe an das Training unter dem Sattel angepasst und insbesondere auf Losgelassenheit, Durchlässigkeit und Geraderichtung geachtet. Wir haben ihn zunächst mit einem tief eingeschnallten Dreieckszügel und später mit einem langen Lauferzügel ausgebunden. Viele Tempo- und Handwechsel zählten zu den grundlegenden Übungen an der Longe. Erst als die Rittigkeit nach ca. sechs Monaten ohne Schwierigkeiten abgerufen werden konnte, begannen wir mit erfahrenen Voltigierern mit dem Voltigiertraining. Heinzel zeigte hier Claudia Pauel Dipl. Sozialpädagogin, Systemische Familientherapeutin, Reit- und Voltigierpädagogin (DKThR), Trainer A Reiten, Trainer B Voltigieren, Ausbilderin im Reiten als Sport für Menschen mit Behinderungen, Leitung des Zentrums für Therapeutisches Reiten e. V. Köln, Lehrkraft DKThR. Imke Urmoneit Dipl. Sozialpädagogin, Systemische Familientherapeutin, Supervisorin, Reit- und Voltigierpädagogin (DKThR), eigene Praxis in Lörrach, Lehrkraft DKThR. Anschriften Claudia Pauel · Stollwerckstraße 35 · D-51149 Köln c.pauel@ztr-koeln.de Imke Urmoneit · Wölbluistr. 48 · D-79539 Lörrach Imke.urmoneit@t-online.de Die Autorinnen Forum: Pauel, Urmoneit - Heinzels Weg vom Pferd im Leistungssport zu einem verlässlichen Partner… mup 3|2016 | 119 weiterhin keine Irritationen und er konnte die erarbeitete Losgelassenheit und Durchlässigkeit auch bei den Übungen der Voltigierer halten. Nach einem halben Jahr wurde Heinzel erstmals in heilpädagogischen Reitstunden mit fortgeschrittenen Klienten eingesetzt. Wie erwartet litt seine Rittigkeit darunter, sodass von uns weiterhin intensiv mit ihm unter dem Sattel gearbeitet wurde. Heute reichen zwei Trainingseinheiten pro Woche aus, um seine Qualitäten dauerhaft aufrechtzuerhalten. Im Laufe der Zeit wurde Heinzel auch mit Anfängern im heilpädagogischen Reiten eingesetzt. Als letzter Aufgabenbereich kam dann das heilpädagogische Voltigieren dazu. Heute wird er pro Woche ca. 6-mal im heilpädagogischen Reiten und ca. 2-mal im heilpädagogischen Voltigieren eingesetzt. Heinzel ist heute ein verlässlicher, gehorsamer, eigenständig mitarbeitender, fleißiger und gelassener Partner im heilpädagogischen Voltigieren und Reiten. Wie alle Pferde hat er jedoch auch „Schwachstellen“ die wir im Auge behalten müssen, damit er seine Leistung noch lange Zeit bereitwillig einbringt. Im Reitsetting ist er mit sehr unklarer Kommunikation überfordert und sucht dann seine Sicherheit im Herdenverband, indem er sich einem Pferd anschließt und hinterherläuft. Dies unterbinden wir nicht, da der Klient seine Einflussnahme in der Regel nicht zeitnah verbessern kann und Heinzel durch das „Wegziehen“ vom Vorderpferd aus der Kooperation aussteigen würde. Wir achten darauf, dass er nicht zu häufig im Anfängerbereich eingesetzt wird, damit sich das Verhalten sich anzuschließen nicht zu sehr stabilisiert. Außerdem wird es wichtig bleiben, darauf zu achten, dass die Klienten ihn im Schritt nicht mit zu kurzem Zügel reiten. Putzen Klienten wenig konzentriert, neigt er dazu, mit der Oberlippe zu kräuseln. Hier ist es uns wichtig, nahe am Klienten zu sein, um mit ihm die Auswirkungen seiner Unaufmerksamkeit zu reflektieren. Kann der Klient sein Verhalten nicht verändern, achten wir darauf, dass wir beim Putzen immer mal wieder Kontakt zu Heinzel aufnehmen und die fehlende Aufmerksamkeit so kompensieren. Beim unsanften Satteln schnappt Heinzel nach dem Klienten. Um dieses Verhalten nicht weiter zu unterstützen, sind wir beim Satteln immer neben dem Klienten und nehmen ihm diese Aufgabe gegebenenfalls zur Schonung des Pferdes ab. Literatur ■ Pauel, C., Urmoneit, I. (2015): Das Pferd im Therapeutischen Reiten. FN, Warendorf Abb. 5: Heinzel beim Reiten unter der Fachkraft