mensch & pferd international
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Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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Ein förderdiagnostisches Instrument für die Frühförderung in der Heilpädagogischen Förderung mit dem Pferd
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Eva Happ
Förderdiagnostik bildet im Bereich der Heilpädagogischen Förderung mit dem Pferd (HFP) ein entscheidendes Element. Sie befähigt den Pädagogen, Kenntnisse über den Entwicklungsstand des Kindes zu erlangen, eine Entwicklung im Förderzeitraum zu evaluieren, zu dokumentieren und somit Anhaltspunkte für eine zielgerichtete und ressourcenorientierte Förderung zu schaffen. Durch die Dokumentation der Ergebnisse kann eine Transparenz (z. B. für Kostenträger) geschaffen werden, welche Grundlage für eine qualitativ hochwertige Arbeit ist. Daher wirkt sie als Grundstein der Qualitätssicherung in der HFP. Das hier vorgestellte Inventar ist für die Förderdiagnostik im Bereich der Frühförderung konzipiert.
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98 | mup 3|2017|98-108|© Ernst Reinhardt Verlag München Basel, DOI 10.2378 / mup2017.art16d Eva Happ Schlüsselbegriffe: Frühförderung, Förderdiagnostik, Testinventar, Heilpädagogische Förderung mit dem Pferd, Evaluation, Entwicklung Förderdiagnostik bildet im Bereich der Heilpädagogischen Förderung mit dem Pferd (HFP) ein entscheidendes Element. Sie befähigt den Pädagogen, Kenntnisse über den Entwicklungsstand des Kindes zu erlangen, eine Entwicklung im Förderzeitraum zu evaluieren, zu dokumentieren und somit Anhaltspunkte für eine zielgerichtete und ressourcenorientierte Förderung zu schaffen. Durch die Dokumentation der Ergebnisse kann eine Transparenz (z. B. für Kostenträger) geschaffen werden, welche Grundlage für eine qualitativ hochwertige Arbeit ist. Daher wirkt sie als Grundstein der Qualitätssicherung in der HFP. Das hier vorgestellte Inventar ist für die Förderdiagnostik im Bereich der Frühförderung konzipiert. Ein förderdiagnostisches Instrument für die Frühförderung in der Heilpädagogischen Förderung mit dem Pferd Happ - Ein förderdiagnostisches Instrument für die Frühförderung in der Heilpädagogischen … mup 3|2017 | 99 Die Frühförderung in der Heilpädagogischen Förderung mit dem Pferd Unter dem Begriff „Frühförderung“ versteht man „alle institutionellen Hilfen pädagogischer wie auch therapeutischer Art, die die Förderung behinderter und von Behinderung bedrohter Kinder zum Ziel haben“ (Zimmer 2010, 182). Dies bedeutet, dass verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, um das Kind bestmöglich zu fördern und ihm so eine zunehmende Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen. Diese institutionellen Hilfen „beinhalten die Frühdiagnostik, Frühberatung, Früherziehung und Frühtherapie von Kindern und sind meist interdisziplinär ausgerichtet“ (Zimmer 2010, 182). Es gibt sowohl einen engen (Einbis Dreijährige) als auch einen weiten (Einbis Sechsjährige) Begriff der Frühförderung, wobei hier der weite Begriff zugrunde gelegt wird. Betrachtet man den Bereich der Frühförderung in der HFP, so stellt sich zunächst die Frage, warum überhaupt so junge Klienten eine Zielgruppe darstellen. Die HFP bietet auf eine ganzheitliche Art und Weise vielfältige Sprach- und Bewegungsanreize für das Kind. Der enge Kontakt lässt ein positives Gefühl entstehen und motiviert zur Interaktion mit dem Pferd. Über das Medium Pferd kann ein Setting geschaffen werden, welches zur Eigenaktivität anregt, vielfältige psychomotorische Erfahrungen in den Bereichen Körper-Erfahrungen / Selbst-Erfahrungen, Material-Erfahrungen und Sozial-Erfahrungen ermöglicht sowie den Aufbau eines positiven Selbstkonzepts unterstützt. Darüber hinaus können in der Interaktion mit dem Pferd Erfahrungen der Selbstwirksamkeit vermittelt werden. Eine besondere Indikation für die HFP und somit auch für die Frühförderung liegt bei Entwicklungsverzögerungen vor, welche sich in den Bereichen Wahrnehmung, Motorik, Sozialverhalten, Kommunikation und Sprache sowie Koordination und Kognition finden (DKThR 2016). Gerade im Bereich der motorischen Entwicklung kann die Entwicklungsverzögerung zu einer negativen Verkettung führen, aus welcher sich das Kind aus eigener Kraft nicht lösen kann. So hat „im Sinne eines ganzheitlichen Menschenbildes […] die Bewegung, vor allem die gestörte Bewegung, einen kaum abzuschätzenden Einfluss auf die Gesamtentwicklung des Kindes“ (Struck 2005, 264). Aus diesem Grund ist eine frühe motorische Förderung im Rahmen der ganzheitlichen und komplexen Frühförderung mit dem Pferd angebracht und möglich. Um sie bestmöglich zu gestalten, gibt es auch in der HFP das Instrument der Förderdiagnostik. Ein förderdiagnostisches Verfahren ist das Dortmunder Inventar motorischer Basiskompetenzen mit dem Pferd. Dortmunder Inventar motorischer Basiskompetenzen mit dem Pferd Nach Zimmer (2010) gibt es vier verschiedene Anliegen, welche ausschlaggebend für die Durchführung eines Tests sind: So kann ein Motorik-Test […] dazu dienen, ■ eine globale Aussage zum motorischen Entwicklungsstand eines Kindes zu machen; ■ die individuelle Leistung des Kindes in eine vergleichbare Gruppe einzuordnen (z. B. Kinder desselben Alters); ■ die Effektivität von Fördermaßnahmen im motorischen Bereich zu überprüfen […]; ■ die Förderbedürftigkeit eines Kindes nachzuweisen und objektiv zu begründen (Zimmer 2010, 100). Im Bereich der HFP wurde aus diesem Grund das Dortmunder Inventar motorischer Basiskompetenzen mit dem Pferd (DImP) entwickelt. Dieses DImP ist eine Weiterentwicklung des Diagnostischen Inventars motorischer Basiskompetenzen bei lern- und entwicklungsauffälligen Kindern (DMB) und, wie der Name schon sagt, als motodiagnostisches Verfahren für die HFP, speziell das Heilpädagogische Voltigieren, konzipiert. Als förderdiagnostisches Verfahren liegt sein Schwerpunkt auf der Kombination von „Diagnos- 100 | mup 3|2017 Happ - Ein förderdiagnostisches Instrument für die Frühförderung in der Heilpädagogischen … tik und einer komplexeren (systemischen) Sicht der kindlichen Entwicklung“ (Eggert 1994, 101), wobei entscheidend ist, dass keine Testsituation entsteht. Das Verfahren ist im Gegenteil so konzipiert, dass es in eine oder mehrere reguläre Therapieeinheiten integriert werden kann. Gerade den Klienten, welche „unter dem Druck des Getestetwerdens anders als in Alltagssituationen reagieren“ (Struck 2005, 266), kommt das DImP daher entgehen. Unter Rückbezug auf die vier Anliegen der Testdurchführung rückt Punkt zwei bewusst in den Hintergrund. Nach Eggert (1994, 101) werden beim DImP die Grundsätze „individualisieren statt gruppieren“ und „inventarisieren statt testen“ sowie die Findung eines „gemeinsamen theoretischen Modells für Entwicklung, Beobachtung und Diagnose sowie Förderung und Erziehung“ zugrunde gelegt. Während zu früherer Zeit Tests als Selektionsdiagnostik fungierten, wird heute im Rahmen der Förderdiagnostik vielmehr ein ressourcenorientierter Ansatz verfolgt (Zimmer 2010, 95). Klassische Testverfahren sind daher vermehrt quantitativer Art, während moderne förderdiagnostische Verfahren qualitativer Art sind. Die Förderdiagnostik kann als Gegenpol zu einer solchen Selektionsdiagnostik verstanden werden; sie vergleicht weniger die individuelle Leistung des Kindes mit dem Mittelwert einer Vergleichsgruppe (Normorientierung), sondern orientiert sich eher an der individuellen Entwicklung eines Kindes und versucht, hier vorgefundene Entwicklungsstrukturen zu beschreiben (Zimmer 2010, 95). Die Hinzunahme des Pferdes in der Testsituation unterstützt diesen Ansatz zusätzlich. Anstelle einer expliziten Testsituation kann eine positive Atmosphäre hergestellt werden, welche sich von einer Fördereinheit nicht oder kaum unterscheidet. Darüber hinaus eignet sich das Pferd „aufgrund seiner körperlichen Voraussetzungen und seiner artspezifischen Verhaltensweisen wie kaum ein anderes Tier für den Einsatz in tiergestützten Angeboten. Es trägt den Menschen bereitwillig auf seinem Rücken, bewegt ihn und bringt ihn in Bewegung, bietet Kontakt und eine hohe Bereitschaft zur Kooperation an, sodass die Klienten eine ganzheitliche, naturnahe Unterstützung erfahren, egal mit welchen Ressourcen, Einschränkungen und Zielen sie am Therapeutischen Reiten teilnehmen“ (Pauel / Urmoneit 2015, 11). Da die Kinder im Regelfall ohne Vorerfahrung in Bezug auf die Bewegungssituation auf dem Pferd zur HFP kommen, treten hier motorische Auffälligkeiten durch die erhöhte motorische Anforderung wesentlich schneller und deutlicher hervor als in Alltagssituationen, in denen die Kinder häufig bereits Kompensationsstrategien entwickelt haben (Struck 2005, 266 f). Dortmunder Inventar motorischer Basiskompetenzen mit dem Pferd - Version Frühförderung Ein motorisches Defizit bei Kindern kann durch die negative Kompensation von Frustrationserlebnissen den Aufbau eines adäquaten Sozialverhaltens verhindern oder erschweren. So kann aus Frustrationserlebnissen entweder ein aggressives oder ein depressives Verhalten resultieren. Dadurch können Probleme in der Beziehungsbildung entstehen und darüber hinaus kann sich, da das Kind im Umgang mit Gleichaltrigen negative Erfahrungen macht, ein negatives Selbstbild festigen. Eine gezielte motorische Förderung kann daher bereits im Bereich der Frühförderung helfen, diesen Schwierigkeiten entgegenzuwirken. Sie stellt also sowohl eine präventive Arbeit als auch eine Arbeit an bereits bestehenden Schwierigkeiten dar. Auffälligkeiten, Störungen und Beeinträchtigungen der Motorik müssen so frühzeitig wie möglich erkannt werden. Sie engen die Erfahrungs- und Erlebnismöglichkeiten eines Kindes Eine gezielte motorische Förderung stellt eine Arbeit an bereits bestehenden Schwierigkeiten dar. Happ - Ein förderdiagnostisches Instrument für die Frühförderung in der Heilpädagogischen … mup 3|2017 | 101 ein. Dies ist für die Entwicklung umso folgenreicher, je jünger ein Kind ist, d. h., je mehr es auf die Motorik als Grundlage seiner Auseinandersetzung mit der Umwelt angewiesen ist (Zimmer 2010, 95). Ein probates Mittel der Förderdiagnostik stellt, wie oben beschrieben, das DImP dar. Im Bereich der Frühförderung stößt dieses jedoch an seine Grenzen. Konzipiert für sechsbis zehnjährige Kinder, sind die meisten Aufgaben für jüngere Kinder zu komplex, eine Differenzierung ist hier nicht mehr möglich (Struck 2005). An dieser Stelle setzt das neu entwickelte Dortmunder Inventar motorischer Basiskompetenzen mit dem Pferd, Version Frühförderung (DImP FF), an. Das DImP FF kann jedoch erst ab einem Alter von drei Jahren gewinnbringend angewandt werden. Bei jüngeren Kindern erscheint es sinnvoller, lediglich Teilaufgaben als Grundlage für erste Einschätzungen der motorischen Fähigkeiten in die Förderung einzubauen. Hier kann das DImP FF mehr im Sinne eines Screenings angewandt werden. Das DImP FF hilft der Fachkraft, die individuellen Stärken und Schwächen des Kindes herauszufinden und die Ergebnisse für ihre Arbeit zu nutzen. Ein großer Vorteil ist, dass der Test mehrfach durchgeführt werden kann und somit Rücksicht auf die Leistungsfähigkeit des Kindes genommen wird. Einen besonderen Stellenwert hat daher das Feld „Weitere Beobachtungen“, welches einer jeden Aufgabe im Dokumentationsbogen des DImP sowie des DImP FF zugeordnet ist. Die Beobachtung des Verhaltens kann der Fachkraft ebenso viel Aufschluss über die Defizite und Stärken des Kindes geben wie die objektive Auswertung der gelösten Aufgaben. Darüber hinaus kann das DImP FF in einer für das Kind interessanten und anregenden Art und Weise durchgeführt werden. Hierfür wurde eine Rahmenaufgabe entwickelt, welche das DImP FF für die Kinder nachvollziehbar strukturiert und welche zu lösen Freude bereitet. Für die Fachkraft bietet die Rahmenaufgabe eine einfache Möglichkeit, ohne großen Aufwand die Förderdiagnostik in die Fördereinheit einzubauen. Im Folgenden werden nun die praktische Entwicklung des DImP FF erläutert und einige der Aufgaben und die Rahmenaufgabe ausführlich beschrieben. Die Übungsauswahl umfasst die Basiskompetenzen: ■ Visuelle Wahrnehmung ■ Kraft ■ Ausdauer ■ Schnelligkeit ■ Gleichgewicht ■ Gelenkigkeit Die Auswahl der Komponenten orientiert sich an dem Modell zur Entwicklung der Motorik von Eggert (1994): Kraft/ Ausdauer, Gelenkigkeit, Schnelligkeit und Gleichgewicht. Um weitere koordinative Komponenten wie z. B. die Auge-Hand-Koordination oder die kinästhetische Differenzierungsfähigkeit zu überprüfen, müsste das Testverfahren noch erweitert oder, da der Testrahmen mit diesen Basiskompetenzen bereits recht umfangreich ist, ein gänzlich neues Verfahren entwickelt werden. Die Basiskompetenz Raum-Lage-Orientierung wurde daher aus methodischen Gründen auch nicht direkt in den Auswertungsbogen aufgenommen, da ihre Überprüfung nicht direkt am Pferd stattfindet. Ihre Überprüfung wird weiterhin dadurch erschwert, dass sie im frühen Kindesalter wenig ausgeprägt ist und sich erst im Laufe der Zeit entwickelt. Um sich jedoch einen Überblick über den Entwicklungsstand Raum- Lage-Orientierung des Kindes zu verschaffen und gleichzeitig einen für das Kind ansprechenden Rahmen zu schaffen, wurde eine sogenannte 102 | mup 3|2017 Happ - Ein förderdiagnostisches Instrument für die Frühförderung in der Heilpädagogischen … Rahmenaufgabe für das DImP FF entwickelt. Hierfür werden in der Reithalle an den Bahnpunkten kindgerecht gestaltete Tafeln mit Tierbildern angebracht. Die Bilder auf diesen laminierten DIN-A4-Bögen zeigen Tiere, welche mit dem entsprechenden Buchstaben des Bahnpunkts beginnen. (z. B. Hund, Esel, Katze, Fisch, Bär und Maus). An der kurzen Seite ist das Bild eines Affen angebracht, bei C ist aufgrund der hier gegebenen räumlichen Hallensituation kein Tierbild angebracht. Da es im DImP FF sechs Aufgaben gibt, kann die Rahmenaufgabe so gestaltet werden, dass an jedem der sechs Bilder der langen Seiten eine Aufgabe gelöst wird. Anschließend wird hier ein Tuch angebracht, welches markiert, dass dieses Tier bereits „besucht“ und die Aufgabe gelöst wurde. Sind alle Tücher verteilt und somit alle Aufgaben gelöst, wird das Bild des Affen als Start- und Zielpunkt markiert. Dort steigt das Kind vom Pferd ab und soll nun so schnell wie möglich alle Tücher einsammeln und zum Ziel bringen. Die Beobachtungen der Fachkraft können nun Rückschlüsse auf die Raum-Lage-Orientierung und darüber hinaus die Schnelligkeit des Kindes liefern. Beobachtungskriterien können sein: ■ Sammelt das Kind eigenständig alle Tücher ein oder benötigt es Unterstützung? ■ Läuft das Kind von Tier zu Tier oder nutzt es Wege im Raum? ■ Wie schnell ist das Kind? ■ Kommt es auf direktem Wege zurück zum Ziel? Der zeitliche Aspekt ist in der Testsituation nicht zu vernachlässigen. Es macht, je nach Kind, Sinn, nur Teile aus dem Test in einer Einheit anzuwenden. In dem Fall kann die Rahmenaufgabe variiert oder weggelassen bzw. nur in eine der Einheiten eingebaut werden. Da das DImP in seiner Ursprungsform auch mit fünfjährigen Kindern durchgeführt wurde, diese jedoch ein relativ schlechtes Ergebnis erzielten, muss individuell geschaut werden, ob in dieser Altersklasse das DImP oder das DImP FF genutzt werden sollte. Beschreibung einzelner Aufgaben des DImP FF Nachfolgend werden die verschiedenen Aufgaben des DImP, Version Frühförderung, genauer beschrieben. Die Gangart kann in allen Aufgaben, außer in Aufgabe 6, an den Entwicklungs- und Förderungsstand des Kindes angepasst werden. Es werden pro Testdurchgang nicht alle Teilaufgaben absolviert. Die Fachkraft überlegt sich im Vorfeld, welche Aufgaben sie für ihren Klienten als passend empfindet. Stellt sich im Testverlauf heraus, dass diese Einschätzung nicht mit den motorischen Fähigkeiten des Klienten übereinstimmt, so kann die Übung nach oben oder unten variiert werden. Es kann jedoch nötig sein, sich an das passende Übungslevel durch Ausprobieren heranzutasten. Wird eine Übung ohne Einschränkungen absolviert, so muss in jedem Fall eine schwerere Übung folgen, um eine Auswertbarkeit zu erreichen. Die Aufgaben wurden unter dem Gesichtspunkt zusammengestellt, möglichst viele Teilaspekte der kindlichen Motorik zu erfassen und alle Basiskompetenzen abzudecken. Aufgabe 1a Das Kind bekommt die Aufgabe, das Pferd am Hals zu klopfen bzw. zu streicheln und es so zu begrüßen. Dabei soll es die Hand zielgerichtet zum Hals führen, das Gesäß soll sich nicht von der Decke lösen. Auch soll das Kind nicht zur Seite rutschen. Aufgabe 1b Wie in Aufgabe 1a soll das Kind das Pferd begrüßen, diesmal jedoch an der Kruppe. Die Parameter ähneln denen in Aufgabe 1a: Das Gesäß soll mittig auf der Decke platziert bleiben. Das Kind soll sich zielgerichtet nach hinten drehen, um das Pferd zu erreichen. Happ - Ein förderdiagnostisches Instrument für die Frühförderung in der Heilpädagogischen … mup 3|2017 | 103 Dabei soll eine Hand am Gurt verbleiben (siehe Abb. 1). Aufgabe 1c In dieser Aufgabe begrüßt das Kind das Pferd am Bauch. Dazu muss es sich weit strecken und mit der zweiten Hand den Gurt festhalten. Je nach Pferd-Reiter-Kombination ist in dieser Altersklasse ein Zur-Seite-Rutschen nötig, um den Bauch des Tieres zu erreichen. Das Greifen zum Bauch sollte zielgerichtet erfolgen. Aufgabe 1d Das Kind soll nun das Pferd am Hals und an der Kruppe berühren. Hierbei ist die Gleichzeitigkeit das entscheidende Element. Dazu soll das Kind mittig auf dem Pferd sitzen bleiben. Die Basiskompetenzen, welche in den Aufgaben 1a, b, c und d abgeprüft werden, sind Gleichgewicht und Gelenkigkeit. Aufgabe 2a Das Kind reitet freihändig in einer aufrechten Körperhaltung. Die Hände sollen sich gleichzeitig und für mindestens 3 Sekunden von den Griffen lösen. Beim Reiten sollte das Kind mit dem Oberkörper weder nach vorne noch nach hinten fallen und auch nicht zur Seite rutschen. Aufgabe 2b Diese Aufgabe beinhaltet die gleiche Grundlage sowie Beobachtungskriterien wie Aufgabe 2a. Die Hände werden jedoch waagrecht zur Seite gestreckt. Aufgabe 2c Das Kind sitzt freihändig im Grundsitz. Nun werden die Arme für mindestens drei Sekunden abwechselnd in beide Richtungen gekreist. Dabei sollte der Oberkörper des Kindes weder nach vorne noch nach hinten fallen. Aufgabe 2d Das Kind sitzt freihändig im Grundsitz. Nun werden die Arme für mindestens drei Sekunden gegenläufig nach vorne und hinten gekreist. Dabei soll der Oberkörper des Kindes weder nach vorne noch nach hinten fallen. Die abgefragten Basiskompetenzen sind in Aufgabe 2a Gleichgewicht und in den Aufgaben 2b, c und d Gleichgewicht, Kraft und Ausdauer. Aufgabe 3a Diese Aufgabe kann im Testverlauf gut als „Pause“ genutzt werden: Vorwärts auf dem Hals des Pferdes liegen. Dabei soll das Kind sich ganz hinlegen, die Hände von den Griffen lösen und es darf mit dem Oberkörper nicht zur Seite rutschen. Aufgabe 3b Nun darf das Kind sich auf dem Pferd umdrehen - das Umdrehen geschieht ohne vorgegebene Methode - und sich bäuchlings auf den Rücken des Pferdes legen. Dabei soll das Kind möglichst mittig auf dem Pferd zu liegen kommen. Aufgabe 3c Das Kind sitzt im Grundsitz und lehnt sich mithilfe des Pädagogen nach hinten, bis es zur Gänze auf dem Pferd liegt. Es soll die Hände von den Griffen lösen (festhalten am Pädagogen ist erlaubt) und es darf nicht zur Seite rutschen. Beim Aufrichten darf sich das Kind auf dem Pferd aufstützen (siehe Abb. 2). Aufgabe 3d Nun soll das Kind sich ohne Hilfe hinlegen und wieder aufrichten. Darüber hinaus gelten dieselben Parameter wie in Aufgabe 3c. Abb. 1: L. demonstriert Aufgabe 1b 104 | mup 3|2017 Happ - Ein förderdiagnostisches Instrument für die Frühförderung in der Heilpädagogischen … Die geforderten Basiskompetenzen sind in den Aufgaben 3a und b Gleichgewicht und Gelenkigkeit und in 3c und d Gleichgewicht und Kraft, mit dem Schwerpunkt auf Kraft. Für die folgenden Aufgaben wird ein Softball benötigt. Aufgabe 4a Der Softball wird zwischen Kind und Pädagogen hin und her gereicht. Das Kind soll den Ball greifen und im richtigen Moment festhalten und loslassen. Es soll im Oberkörper stabil bleiben und nicht nach vorne oder hinten fallen. Aufgabe 4b Nun bekommt das Kind den Softball und soll diesen zum Pädagogen werfen. Dabei darf es nicht zu weit oder zu kurz werfen. Es sollte mittig auf dem Pferd sitzen und mit dem Oberkörper nicht nach vorne oder hinten fallen. Aufgabe 4c sollte nur durchgeführt werden, wenn Aufgabe 4b vom Kind bewältigt werden kann. Der Pädagoge wirft nun den Ball aus einer kurzen Distanz zum Kind. Dieses soll ihn aktiv fangen, die Hände dürfen nicht zu früh oder zu spät geschlossen werden. Es soll der Flugbahn des Balls mit den Augen folgen und sich nicht wegdrehen. Aufgabe 4d Das Kind darf sich auf dem Pferd umdrehen. Es reitet nun im Rückwärtssitz und darf dem Pädagogen den Ball zuwerfen. Hier gelten dieselben Parameter wie bei Aufgabe 4b. In den Aufgaben 4a, b und d werden die Basiskompetenzen visuelle Wahrnehmung, Kraft und Gleichgewicht gefordert. In Aufgabe 4c kommt die Basiskompetenz Schnelligkeit hinzu. Für die folgenden Aufgaben wird ein Hilfsmittel benötigt. Es muss sichergestellt sein, dass das Kind mit diesem Hilfsmittel (Würfel, Ball o. ä.) theoretisch seine Fußspitzen berühren kann, ohne diese hochzuziehen. Aufgabe 5a Das Kind sitzt im Grundsitz auf dem Pferd. Es soll nun mit einem Hilfsmittel seine Fußspitze berühren. Dabei soll die Hand zum Fuß gestreckt werden und die Fußspitze soll nicht hochgezogen werden. Das Gesäß soll mittig auf dem Pferd verbleiben. Aufgabe 5b Der Grundablauf dieser Übung ist wie in Aufgabe 5a. Es wird jedoch das Hilfsmittel weggelassen, der Fuß soll mit den Fingerspitzen berührt werden (siehe Abb. 3). Aufgabe 5c Das Kind soll mit dem Hilfsmittel die gegenüberliegende Fußspitze berühren. Es kommt zu einem Überkreuzen vor der Körpermitte. Die Fußspitze soll nicht hochgezogen werden und das Gesäß verbleibt mittig auf dem Pferderücken. Aufgabe 5d Der Grundablauf dieser Übung geschieht wie in Aufgabe 5c. Es wird jedoch das Hilfsmittel weggelassen, der gegenüberliegende Fuß soll mit den Fingerspitzen berührt werden. Die hier überprüften Basiskompetenzen sind Gleichgewicht und Gelenkigkeit. Aufgabe 6a Das Kind soll auf dem stehenden Pferd knien, es hält sich dabei an den Griffen des Gurtes fest. Beim Aufknien soll das Kind nicht stark nach vorne fallen, ein leichtes Nachvorne-Lehnen ist jedoch nötig. Die Knie und Füße sollen komplett auf den Pferderücken gezogen und dort gehalten werden. Das Gesäß soll von den Unterschenkeln gelöst werden, ohne mit dem Oberkörper nach vorne zu fallen. Das Kind soll nicht zur Seite rutschen. Aufgabe 6b Das Kind soll nun auf dem stehenden Pferd freihändig knien. Dabei soll es beide Hände von den Griffen lösen, ohne mit dem Oberkörper nach vorne zu fallen. Das Gesäß soll sich von den Unterschenkeln lösen, der Oberkörper ruhig gehalten werden. Happ - Ein förderdiagnostisches Instrument für die Frühförderung in der Heilpädagogischen … mup 3|2017 | 105 Aufgabe 6c Diese Aufgabe ähnelt Aufgabe 6a, das Pferd steht jedoch nicht, sondern geht Schritt. Es werden dieselben Beobachtungskriterien wie in Aufgabe 6a zugrunde gelegt (siehe Abb. 4). Aufgabe 6d Um die Grundfläche zu verringern und so das Gleichgewicht vermehrt zu fordern, soll das Kind nun in den festgehaltenen Prinzensitz übergehen. Der Fuß soll zur Gänze und gerade auf die Decke gestellt werden. Auch im Prinzensitz soll der Oberkörper beim Heben des Gesäßes von den Unterschenkeln nicht nach vorne fallen und das Kind mittig auf dem Pferd verbleiben. Die geforderten Basiskompetenzen sind Gleichgewicht und Kraft. Auf S. 106 werden die ersten vier Seiten der Beobachtungsbögen exemplarisch dargestellt. Der vollständige Bogensatz ist unter https: / / www. reinhardt-journals.de/ index.php/ mup herunterzuladen. Insgesamt werden in den für das DImP FF konzipierten Aufgaben unterschiedlich oft die verschiedenen Basiskompetenzen abgefragt. Es sollten, um ein möglichst ausgewogenes Ergebnis zu bekommen, Übungen aus allen Bereichen der Basiskompetenzen gewählt werden. Es ist darauf zu achten, dass alle Basiskompetenzen ähnlich oft abgefragt werden, wobei Gleichgewicht als Basiskompetenz naturgemäß in beinahe jeder Übung vorkommt und somit eine Ausnahme darstellt. Je nachdem, welche der Beobachtungskriterien auffällig sind, können allerdings auch innerhalb der einzelnen Übungen Rückschlüsse auf die betroffenen Basiskompetenzen gezogen werden. Es ist Aufgabe der Fachkraft, die für ihre Klienten angemessenen Übungen auszuwählen und diese ggf. noch an die Bedürfnisse der einzelnen Kinder anzupassen, mehr oder weniger Hilfestellung zu leisten etc. Fallbeispiel L. wurde im Oktober 2011 geboren und kommt seit April 2014 zur Heilpädagogischen Förderung mit dem Pferd. Ihre Handlungen sind geprägt von Impulsivität und sie zeigt einen großen Bewegungsdrang. L. zeigt ein sprunghaftes und selbstbestimmtes Spielverhalten, eine sehr begrenzte Konzentrations- und Ausdauerspanne sowie Probleme in der Eigen- und Fremdwahrnehmung, welche sich im Umgang mit anderen Kindern widerspiegeln. Im Laufe der Förderung konnte bei L. eine positive Entwicklung festgestellt werden. Sie ist in der Lage, sich länger zu konzentrieren und auch die Eigen- und Fremdwahrnehmung hat sich, insbesondere durch den Einsatz eines stark spiegelnden Therapiepferdes, verbessert. Motorisch ge- Abb. 4: L. demonstriert Aufgabe 6c Abb. 2: L. demonstriert Aufgabe 3c Abb. 3: L. demonstriert Aufgabe 5b Es ist Aufgabe der Fachkraft, die Übung an die Bedürfnisse der einzelnen Kinder anzupassen. 106 | mup 3|2017 Happ - Ein förderdiagnostisches Instrument für die Frühförderung in der Heilpädagogischen … Dortmunder Inventar motorischer Basiskompetenzen mit dem Pferd im Bereich der Frühförderung 1 Name des Kindes: ________________________ Alter: __________ Datum: _____________ Pferd: _________________________ Beobachter: __________________________________ Diagnostische Situation Basiskompetenz Bew. 1.a) Begrüßen des Pferdes durch Klopfen/ Streicheln am Hals Gleichgewicht, Gelenkigkeit Beobachtungen Kind bleibt nicht sitzen, das Gesäß löst sich vom Pferd Kind kann sich nicht genug strecken, um den Hals zu erreichen Kind rutscht zur Seite Kind öffnet die Hand nicht Weitere Beobachtungen: Diagnostische Situation Basiskompetenz Bew. 1.b) Begrüßen des Pferdes durch Klopfen/ Streicheln an der Kruppe Gleichgewicht, Gelenkigkeit Beobachtungen Kind kann sich nicht genug drehen, um die Kruppe zu erreichen Kind löst zweite Hand vom Gurt Kind rutscht zur Seite Kind öffnet die Hand nicht Weitere Beobachtungen: Dortmunder Inventar motorischer Basiskompetenzen mit dem Pferd im Bereich der Frühförderung 2 Diagnostische Situation Basiskompetenz Bew. 1.c) Begrüßen des Pferdes durch Klopfen/ Streicheln am Bauch Gleichgewicht, Gelenkigkeit Beobachtungen Kind rutscht zur Seite Kind kann den Bauch des Tieres nicht erreichen Kind löst zweite Hand vom Gurt Kind öffnet die Hand nicht Weitere Beobachtungen: Diagnostische Situation Basiskompetenz Bew. 1.d) Begrüßen des Pferdes durch beidhändiges Klopfen/ Streicheln an Hals und Kruppe Gleichgewicht, Gelenkigkeit Beobachtungen Kind rutscht zur Seite Kind streichelt nur an der Kruppe Kind löst nicht beide Hände gleichzeitig von den Griffen Kind öffnet die Hand nicht Kind streichelt nur am Hals Weitere Beobachtungen: Dortmunder Inventar motorischer Basiskompetenzen mit dem Pferd im Bereich der Frühförderung 3 Diagnostische Situation Basiskompetenz Bew. 2.a) Freihändig reiten Gleichgewicht Beobachtungen Kind löst Hände weniger als drei Sekunden von den Griffen Kind rutscht zur Seite Kind löst nicht beide Hände gleichzeitig von den Griffen Kind fällt mit dem Oberkörper nach vorne Kind macht einen Rundrücken Kind fällt mit dem Oberkörper nach hinten Weitere Beobachtungen: Diagnostische Situation Basiskompetenz Bew. 2.b) Grundsitz Gleichgewicht, Kraft, Ausdauer Beobachtungen Kind löst Hände weniger als drei Sekunden von den Griffen Kind fällt nach hinten Kind löst nicht beide Hände gleichzeitig von den Griffen Kind streckt die Arme nicht waagrecht zur Seite Kind fällt nach vorne Kind rutscht zur Seite Weitere Beobachtungen: Dortmunder Inventar motorischer Basiskompetenzen mit dem Pferd im Bereich der Frühförderung 4 Diagnostische Situation Basiskompetenz Bew. 2.c) Arme nach vorne kreisen lassen Gleichgewicht, Kraft, Ausdauer Beobachtungen Kind fällt nach vorne Kind kreist nicht mit den Armen nach hinten Kind fällt nach hinten Kind hält weniger als 3 Sek. durch Kind kreist nicht mit den Armen nach vorne Weitere Beobachtungen: Diagnostische Situation Basiskompetenz Bew. 2.d) Arme gegenläufig nach vorne und hinten kreisen lassen Gleichgewicht, Kraft, Ausdauer Beobachtungen Kind fällt nach vorne Kind kreist mit den Armen nur nach hinten. Kind fällt nach hinten Kind hält weniger als drei Sekunden durch. Kind kreist mit den Armen nur nach vorne Weitere Beobachtungen: 2 4 3 Happ - Ein förderdiagnostisches Instrument für die Frühförderung in der Heilpädagogischen … mup 3|2017 | 107 sehen scheint L. unauffällig zu sein. Sie bewegt sich gerne und zeigt sowohl am Boden als auch auf dem Pferd explorierendes Verhalten. Auswertung des DImP FF für das Fallbeispiel Mit L. wurde der Test in einer Einheit durchgeführt. Trotz der recht langen Dauer des Tests (ca. eine halbe Stunde) konnte L. sich gut konzentrieren und war überaus motiviert, die gestellten Übungen zu schaffen. Besonders die Rahmenaufgabe gefiel L., sie nahm immer wieder von sich aus Bezug zu den Tieren, welche sie bereits „besucht“ hatte. Im Aufgabenbereich 1 hatte L. keinerlei Probleme, sie war in der Lage, alle gestellten Aufgaben zu lösen und konnte das Pferd an Hals, Bauch und Kruppe streicheln. Auch das gleichzeitige Streicheln an Hals und Kruppe war problemlos möglich. Im Aufgabenbereich 2 zeigte L. deutliche Schwierigkeiten beim Kreisen der Arme. Den Grundsitz konnte sie ohne Mühen ausführen, sowohl mit hängenden als auch zur Seite gestreckten Armen konnte L. im Schritt frei reiten. Dies schafft sie über einen kurzen Zeitraum (fünf Sekunden) sogar bereits im Trab. Die Arme rückwärts kreisen zu lassen, gelingt L. nach einiger Übung relativ flüssig. Ein Nach-vorne-kreisen-Lassen ist jedoch auch mit Unterstützung der Fachkraft und mehrmaligem Üben nicht möglich. Im Aufgabenbereich 3 zeigte L. große Motivation. Das „Kuscheln“ mit ihrem Pferd machte ihr besondere Freude und sie zeigte keinerlei Scheu, sich in den verschiedenen Positionen auf das Pferd zu legen. Beim Aufrichten benötigte sie jedoch Hilfe, weshalb Aufgabe 3d nicht geschafft wird. Im Aufgabenbereich 4 zeigte L. beim Werfen des Softballs keinerlei Schwierigkeiten. Sie war in der Lage, den Ball mit einer angemessenen Kraftdosierung zu werfen und dabei das Gleichgewicht zu halten. Beim Fangen schloss L. die Hände ab und an zu spät, hier fehlte es ihr an Schnelligkeit, sodass diese Aufgabe als nicht gelöst gilt. Im Aufgabenbereich 5 benötigte L. besonders klare Anweisungen, da ihr das Überkreuzen der Körpermitte mit den Händen noch schwerfiel. Mithilfe der Anweisungen war sie in der Lage, die gegenüberliegende Fußspitze mit einem Hilfsmittel zu erreichen, zog diese jedoch hoch. Im Aufgabenbereich 6 schafft es L., alle gestellten Aufgaben zu lösen. Für L. bedeutet die Auswertung des Inventars auf den ersten Blick, dass sich motorische Defizite in den Bereichen Gleichgewicht und Gelenkigkeit zeigen. Betrachtet man jedoch genauer (und hier kommt der wichtige Aspekt der Beobachtung in der Förderdiagnostik hinzu), welche der Kriterien nicht geschafft wurden, so lässt sich erkennen, dass L. die Aufgaben in Bezug auf die Basiskompetenz Gleichgewicht immer lösen konnte. So ist sie in keiner Aufgabe zur Seite gerutscht oder konnte sich nicht im Oberkörper aufrecht halten. Vielmehr lässt die Auswertung den Rückschluss zu, dass L.s motorisches Defizit im Bereich der Gelenkigkeit liegt. Da L. im DImP FF viele Aufgaben direkt umsetzen konnte, könnte auch die Durchführung des DImP sinnvoll sein, um noch genauere Aufschlüsse zu bekommen. Der oben genannte erste Eindruck, dass L.s motorische Fähigkeiten gut ausgebildet sind, wird mithilfe des DImP FF bestätigt. Dennoch bietet auch hier der Test als förderdiagnostisches Inventar die Möglichkeit zur Auswertung und daraus resultierend zur Anknüpfung an die weitere ressourcenorientierte Förderung. Bei der Durchführung der Rahmenaufgabe ist in Bezug auf die Raum-Lage-Orientierung auffällig, dass L. die Bilder der Tiere immer der Reihe nach abläuft. Dies ist sowohl beim Reiten als auch beim Tücher-Einsammeln zu beobachten 108 | mup 3|2017 Happ - Ein förderdiagnostisches Instrument für die Frühförderung in der Heilpädagogischen … und spricht dafür, dass L. den Raum noch nicht als Ganzes erfassen kann. Sie hat sich eine Struktur geschaffen und benutzt diese immer wieder. L. braucht 55 Sekunden und sammelt alle Tücher ein. Fazit Das Dortmunder Inventar motorischer Basiskompetenzen mit dem Pferd, Version Frühförderung, ist ein Instrument, mit dem der Pädagoge in der täglichen Arbeit den motorischen Förderbedarf des Kindes ermitteln, ihn dokumentieren und daraus Anknüpfungspunkte für die weitere Förderung ableiten kann. Insbesondere kann durch wiederholte Durchführung eine Entwicklung des Kindes dokumentiert werden. Dies kann auch für die Vorstellung des Kindes bei Kostenträgern von praktischem Nutzen sein. Literatur ■ DKThR (2016): Was bewirkt HFP? In: www. dkthr.de/ de/ therapeutischesreiten/ heilpaedagogische-foerderung / was-bewirkt-hfp/ , 16.10.2016. ■ Eggert, D. (1994): Theorie und Praxis der psychomotorischen Förderung Textband. Borgmann, Dortmund ■ Pauel, C., Urmoneit, I. (2015): Das Pferd im Therapeutischen Reiten: Anforderungen - Auswahl - Ausbildung. FN, Warendorf ■ Struck, H. (2005). Dortmunder Inventar motorischer Basiskompetenzen mit dem Pferd (DImP): Modell einer Förderdiagnostik im heilpädagogischen Voltigieren. In: Kröger, A. (Hrsg.): Partnerschaftlich miteinander umgehen. FN, Warendorf ■ Zimmer, R. (2010): Handbuch der Psychomotorik: Theorie und Praxis der psychomotorischen Förderung von Kindern. 6. Aufl. Herder, Freiburg Den vollständige Beobachtungsbogen des DImP FF finden Sie zum Download (für AbonnentInnen kostenlos, für andere LeserInnen gegen Gebühr) im Archiv von MuP 3 / 2017 unter https: / / www. reinhardt-journals.de/ index.php/ mup/ issue/ archive Die Autorin Eva Happ B. A. Erziehungswissenschaft, Anglistik / Amerikanistik, Trainer-C- Voltigieren, staatl. geprüfte Fachkraft in der Heilpädagogischen Förderung mit dem Pferd, tätig bei „Pferdestärke Bochum“ und „Praxis für Therapeutisches Reiten und Voltigieren Rita Hölscher“. Anschrift Eva Happ · Seydlitzstr. 8 · D-44263 Dortmund eva.happ@gmx.de
