eJournals mensch & pferd international 10/2

mensch & pferd international
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1867-6456
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/mup2018.art12d
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2018
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Praxistipp: Auf dem Pferderücken durchs All

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2018
Marie Thomsen
Schon der Umgang mit den Pferden an sich hat zweifellos positiven Einfluss auf Kinder. Um sie zur effektiven Mitarbeit zu motivieren, ist es trotzdem immer wieder wichtig, die gemeinsame Arbeit so spielerisch wie möglich zu gestalten. Warum dann nicht mit der Phantasie der Kinder spielen und sie auf dem Rücken der Pferde eine Runde durchs All fliegen lassen? In diesem Praxistipp wird „Der Flug ins All“ vorgestellt. Hierbei handelt es sich um eine Bewegungsgeschichte, die sehr flexibel und vielseitig einsetzbar ist und somit an nahezu jedes Setting angepasst werden kann. […]
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mup 2|2018|89-92|© Ernst Reinhardt Verlag München Basel, DOI 10.2378 / mup2018.art12d | 89 Marie Thomsen Praxistipp Auf dem Pferderücken durchs All Schon der Umgang mit den Pferden an sich hat zweifellos positiven Einfluss auf Kinder. Um sie zur effektiven Mitarbeit zu motivieren, ist es trotzdem immer wieder wichtig, die gemeinsame Arbeit so spielerisch wie möglich zu gestalten. Warum dann nicht mit der Phantasie der Kinder spielen und sie auf dem Rücken der Pferde eine Runde durchs All fliegen lassen? In diesem Praxistipp wird „Der Flug ins All“ vorgestellt. Hierbei handelt es sich um eine Bewegungsgeschichte, die sehr flexibel und vielseitig einsetzbar ist und somit an nahezu jedes Setting angepasst werden kann. „Der Flug ins All“ kann sowohl in Einzelstunden als auch im Gruppensetting eingesetzt werden. Die Durchführung ist an der Longe und - je nach Temperament des Pferdes - auch beim freien Reiten möglich. Er kann als Aufwärmübung zu Beginn der Stunde und als Hauptübung im Verlauf der Stunde genutzt werden. Die Bewegungsgeschichte bietet in erster Linie einen groben Rahmen, der individuell bestückt werden kann, sodass jeder Anleiter die Übungen an seine Klienten anpassen kann. Die im Folgenden vorgeschlagene Umsetzung des „Flugs ins All“ soll die Kinder hauptsächlich zur Bewegung motivieren. Abb. 1: „Fliegen“ Zum Start des Flugs wird im Chor folgender Spruch aufgesagt: „Knall, knall, knall, wir fliegen jetzt ins All und es geht los! “. Der Spruch kann durch rhythmisches Klatschen oder durch Klopfen mit den Händen auf die Oberschenkel begleitet werden. Weiter geht es mit einem Countdown. Während gemeinsam von zehn rückwärts gezählt wird, kreisen die Kinder ihre Arme und holen so Schwung für ihren imaginären Flug. Sobald der Countdown heruntergezählt ist, fliegen sie mit ausgestreckten Armen durchs All. Während die Kinder durch das All fliegen, wird angesagt, auf welchem Planeten sie landen. 90 | mup 2|2018 Praxistipp: Thomsen - Auf dem Pferderücken durchs All stellen. Als Vogel strecken sie die Arme zu den Seiten aus und flattern mit ihnen als wären es Flügel. Während beim Vogel-Flattern die Arme hoch und runter gehen, können die Kinder als Schmetterling die ausgetreckten Arme von vorne nach hinten bewegen. Als Krokodil können sie mit den Armen das Maul des Krokodils darstellen und immer wieder zuschnappen. Als Maus können sie sich auf dem Rücken der Pferde ganz klein machen. Als Krake können sie ihre Arme um sich schleudern, so, wie es die Krake im Meer tut. Als Elefant formen die Kinder mit den Armen einen Elefantenrüssel. Natürlich kann man die Kinder auch fragen, welche Tiere sie noch kennen und wie man diese bewegt darstellen könnte. Sobald alle Tiere dargestellt wurden, heißt es: „Alle Astronauten zurück zum Raumschiff! “ und das Ganze beginnt von vorn. „Knall, knall, knall, wir fliegen jetzt ins All und es geht los! Zehn, neun, acht, sieben, sechs, fünf, vier, drei, zwei, eins, null! “ Abb. 2: „Krokodil“ Abb. 3: „Radfahren“ „Wir landen auf dem Planeten der Tiere! “: Auf diesem Planeten können sich die Kinder Bewegungen aussuchen, mit denen sie Tiere dar- „Wir landen auf dem Sportplaneten! “ Auf diesem Planeten stehen verschiedene Sportarten im Fokus. Beim Schwimmen können die Kinder mit den Armen die Schwimmbewegungen durchführen. Sie können entweder brustschwimmen oder kraulen. Wenn sie sich ein wenig hinunter in Richtung Pferdehals beugen, können sie auch tauchen. Beim Radfahren führen sie mit den Beinen radelnde Bewegungen durch. Wichtig ist es hierbei, dass sie die Beine vom Pferdebauch lösen und etwas zur Seite strecken, damit die Pferde die Bewegungen nicht als treibende Hilfe auffassen. Auch auf dem Sportplaneten sind der Phantasie der Kinder keine Grenzen gesetzt. So können sie beim Tennis den imaginären Schläger schwingen und mit ihm Bälle über das Netz schlagen, beim Basketball Körbe werfen oder tun, was immer ihnen in den Sinn kommt. Und auch hier heißt es schließlich: „Alle Astronauten zurück zum Raumschiff! “. Praxistipp: Thomsen - Auf dem Pferderücken durchs All mup 2|2018 | 91 „Wir landen auf dem Planeten der Cowboys und Indianer! “. Als Cowboy schwingen die Kinder lässig ihre imaginären Lassos durch die Luft und suchen sich ein Ziel in ihrer Umgebung. Das kann je nach Belieben die Mutter sein, die am Rand steht und zuschaut oder ein Fantasie- Bulle, der neben ihnen versucht, sich von der Herde zu entfernen. Wenn die Kinder zu Indianern werden, halten sie sich eine Hand an den Hinterkopf, um den Indianer-Kopfschmuck darzustellen. Die andere Hand halten sie sich an den Mund, um das Indianergeheul zu unterstützen. Irgendwann müssen dann auch die Cowboys und Indianer zurück zum Raumschiff und die Reise beginnt von vorn. Abb. 4: „Indianer“ Abb. 5: „Äpfel pflücken“ „Wir landen auf dem Planeten der Obstpflücker! “ Natürlich kann man vom Pferderücken aus besonders gut Äpfel pflücken. Dazu ist es wichtig, dass man sich ganz weit nach oben streckt, schließlich wachsen ganz oben die schönsten Äpfel, da diese besonders viel Sonne abbekommen. Himbeeren pflückt man von Büschen, die vor, neben oder hinter einem wachsen. Folglich muss man sich ein bisschen zur Seite und nach hinten strecken, um all die schönen, saftigen Himbeeren zu erwischen. Und auch Erdbeeren kann man pflücken. Da diese an kleinen Sträuchern am Boden wachsen, sind sie etwas schwieriger zu erreichen. Am besten stützt man sich mit einer Hand am Pferdehals ab und lehnt sich dann vorsichtig nach unten, um an die Erdbeeren zu gelangen. Das Obstpflücken lässt sich gut mit Zählübungen verknüpfen, indem man den Kindern vorgibt, wie viele Äpfel, Himbeeren und Erdbeeren sie pflücken sollen. 92 | mup 2|2018 Praxistipp: Thomsen - Auf dem Pferderücken durchs All Die Autorin Marie Thomsen studiert Grundschullehramt im Master mit den Fächern Deutsch und Englisch an der Europa-Universität in Flensburg. Pferde begleiten sie schon ihr ganzes Leben. Seit mehreren Jahren bringt sie Kindern auf einem kleinen Reiterhof in den Hüttener Bergen das Reiten bei. Anschrift Marie Thomsen · Brandheideweg 20 · D-24782 Büdelsdorf mary-thomsen@web.de Die hier vorgeschlagenen Planeten befassen sich vorrangig mit Bewegungsaufgaben. Während der Durchführung der verschiedenen Übungen bewegen die Kinder nahezu ihren gesamten Körper. Sie recken und strecken sich beim Äpfelpflücken, machen sich als Maus ganz klitzeklein, kreisen die Arme beim Schwungholen und mobilisieren die Beine und Hüftgelenke beim Fahrradfahren. Auch für ängstliche Kinder können die Bewegungsaufgaben hilfreich sein. Erfahrungsgemäß trauen sich Kinder beispielsweise eher freihändig zu reiten, wenn sie dabei flattern wie ein Vogel anstatt einfach nur die Arme zur Seite auszustrecken. Damit die Kinder sich so frei wie möglich auf dem Pferd bewegen können, bieten sich als Sitzunterlage Decken oder Pads mit Reit- oder Voltigiergurten an. Um den Spaß ein wenig zu erhöhen, kann man den Planeten lustige Namen geben, die nicht sofort verraten, worum es sich bei dem angeflogenen Planeten handelt, oder die den Namen in abgewandelter Form beinhalten. So könnten beispielsweise aus dem Tierplaneten der Planet „Tierappakus“ und aus Sportplaneten der Planet „Sportimania“ werden. Natürlich kann man auch gemeinsam mit den Kindern überlegen, welche Planeten man noch besuchen könnte. Oft haben sie tolle, kreative Einfälle und die Tatsache, dass sie ihre eigenen Ideen einbringen können, wirkt zusätzlich motivierend. „Der Flug ins All“ kann in der hier vorgestellten Form für jede Art von pferdgestütztem Arbeiten genutzt werden. So kann die Bewegungsgeschichte durch die recht offene Gestaltung auch an speziellere Settings angepasst werden. Für die Arbeit in Gruppen ist es auch möglich, dass Kinder am Boden die Bewegungen zusammen mit dem Reiter ausführen. Alternativ könnten die Bodenkinder auch die Rolle des Anleiters übernehmen und die Planeten oder Bewegungen vorgeben. Die Planeten können anstelle von Bewegungsübungen auch Übungen zur Förderung verschiedener Bereiche beinhalten. Somit erhalten Fachkräfte die Möglichkeit, die jeweiligen Übungen in die Geschichte des Flugs ins All zu integrieren und so spielerisch umzusetzen. Abb. 6: „Kuscheln“ Nachdem alle Planeten bereist wurden, treten die Astronauten die Heimreise an. Nun heißt es: „Knall, knall, Knallbrause, wir fliegen jetzt nach Hause und es geht los! “. Nachdem der Countdown runtergezählt wurde, „landen“ die Kinder auf dem Hals ihres Pferdes und bedanken sich mit ausgiebigen Streicheleinheiten für den spannenden Flug durchs All.