mensch & pferd international
2
1867-6456
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/mup2018.art18d
71
2018
103
Recht & Sicherheit: Umgang mit Allergien und schweren Reaktionen am Beispiel der Nussallergie
71
2018
Martina Schwark
Jeder, der mit Menschen und im Besonderen mit Kindern zusammenarbeitet, kennt sie: die Allergie. Im Stall, auf dem Pferd, beim Ausritt auf die Wiese oder in den Wald. Die Auslöser können vielfältig sein: Tierhaare, Gräser, Pollen oder das Heu. Je nach Ausmaß der Allergie kann es zu tränenden und juckenden Augen, Niesattacken und erschwerter Atmung kommen. Meist reicht ein handelsübliches Antihistaminikum, um die Symptome zu unterdrücken und der Betroffene kann meist weiter an Aktivitäten wie z. B. einem Ausritt teilnehmen. Was aber, wenn das betroffene Kind nicht nur von einem Heuschnupfen betroffen ist, sondern schwer allergisch, zum Beispiel auf Bienen- oder Wespenstiche oder bestimmte Lebensmittel wie Nüsse oder Erdnüsse, reagiert? Betroffene reagieren oftmals zunächst mit klassischen Heuschnupfen-Symptomen. Diese können sich aber in kurzer Zeit sehr stark steigern, sodass die Betroffenen auf spezielle Notfallmedikamente und eine notärztliche Betreuung angewiesen sind. Kommt es zu solch schweren Reaktionen, spricht man von einer Anaphylaxie, also einer schweren allergischen Reaktion.
2_010_2018_3_0007
mup 3|2018|135-137|© Ernst Reinhardt Verlag München Basel, DOI 10.2378 / mup2018.art18d | 135 Martina Schwark Recht & Sicherheit Umgang mit Allergien und schweren Reaktionen am Beispiel der Nussallergie Jeder, der mit Menschen und im Besonderen mit Kindern zusammenarbeitet, kennt sie: die Allergie. Im Stall, auf dem Pferd, beim Ausritt auf die Wiese oder in den Wald. Die Auslöser können vielfältig sein: Tierhaare, Gräser, Pollen oder das Heu. Je nach Ausmaß der Allergie kann es zu tränenden und juckenden Augen, Niesattacken und erschwerter Atmung kommen. Meist reicht ein handelsübliches Antihistaminikum, um die Symptome zu unterdrücken und der Betroffene kann meist weiter an Aktivitäten wie z. B. einem Ausritt teilnehmen. Was aber, wenn das betroffene Kind nicht nur von einem Heuschnupfen betroffen ist, sondern schwer allergisch, zum Beispiel auf Bienen- oder Wespenstiche oder bestimmte Lebensmittel wie Nüsse oder Erdnüsse, reagiert? Betroffene reagieren oftmals zunächst mit klassischen Heuschnupfen-Symptomen. Diese können sich aber in kurzer Zeit sehr stark steigern, sodass die Betroffenen auf spezielle Notfallmedikamente und eine notärztliche Betreuung angewiesen sind. Kommt es zu solch schweren Reaktionen, spricht man von einer Anaphylaxie, also einer schweren allergischen Reaktion. Im Falle einer Nuss- oder Erdnussallergie bemerkt der Betroffene meist schon direkt nach dem versehentlichen Verzehr einer Nuss oder Erdnuss bzw. einer Spur davon, dass etwas nicht stimmt. Der Mund schmerzt oder kribbelt, die Haut rötet sich, bildet Quaddeln und fängt an zu jucken. Der Magen-Darm-Trakt reagiert über und das Atmen fällt sehr schwer. Bei der Anaphylaxie kann es zu schwerwiegenden, akut lebensbedrohlichen Symptomen wie einem Kreislaufversagen kommen. Da diese Situationen bereits nach dem Verzehr einer Kleinstmenge der Nuss oder Erdnuss auftreten können, haben die Betroffenen in der Regel immer ein sogenanntes „Notfallset“ bei sich, welches immer dabei sein sollte. Dazu eignen sich spezielle Bauch- und Tragetaschen, wie z. B. „Kurt der Bauchgurt“ (www.chaosatelier.de / kurt-der-bauchgurt), oder die Anabag (www.anabag.de). Gerade mit Blick auf Tagesaktivitäten oder mehrtägige Veranstaltungen wie Sommercamps ist es daher für die ReitlehrerIn bzw. die Fachkraft in der HFP besonders wichtig, über den Umgang mit diesen Allergien und schweren Reaktionen informiert zu sein. Abb. 1: KURT - mit zwei Fastjekts, Antihistaminikum (Tbl.), Cortison (Tbl.) + Salbutamolspray (Foto: Chaosatelier, Marion Wachsmann) 136 | mup 3|2018 Recht & Sicherheit: Schwark - Umgang mit Allergien und schweren Reaktionen In das Notfallset gehören folgende Medikamente: der Adrenalin-Autoinjektor, kurz AAI oder Pen genannt (eine selbstauslösende Spritze, die Adrenalin in den Muskel injiziert), evtl. bronchienerweiterndes Spray, Antihistamin und Cortison in Tabletten- oder Tropfenform. Außerdem sollte ein vom Arzt ausgefüllter Anaphylaxie-Pass im Notfallset enthalten sein. In diesem kann der Ersthelfer genau nachlesen, was bei welchen Symptomen zu tun ist und in welcher Dosierung die Medikamente zu verabreichen sind. Der Pen ist bei einer schweren allergischen Reaktion das Mittel der Wahl. Nur dieser kann eine Anaphylaxie unterbrechen und die Wartezeit bis zum Eintreffen des Notarztes überbrücken. Ist die Atmung betroffen, muss das bronchienerweiternde Spray gegeben werden. Nachdem der Pen verabreicht wurde, sollte unverzüglich der Notarzt gerufen werden. Im Optimalfall wurde dies bereits von jemand anderem übernommen. Ist der / die Betroffene dazu in der Lage, Tropfen / Tabletten zu schlucken, kann noch die vorgeschriebene Menge an Antihistamin und Cortison gegeben werden; dies kann aber auch der Notarzt übernehmen. Die volle Wirkung dieser Medikamente entwickelt sich erst nach ca. einer Stunde. Sie sind sehr wichtig, um wieder aufkeimende Symptome zu unterdrücken. Insbesondere bei ganz- oder mehrtägigen Veranstaltungen müssen allergenfreie, also „sichere“ Mahlzeiten organisiert werden. Dafür ist es für die ReitlehrerIn oder die Fachkraft in der HFP wichtig zu wissen, dass der Lebensmittelhersteller verpflichtet ist, die 14 sog. Hauptallergene in den Zutaten anzugeben und besonders, z. B. durch einen Unterstrich oder Fett- oder Kursivschrift, hervorzuheben. Anders ist es bei der Angabe von sogenannten „Spuren“, die versehentlich in ein Produkt gelangen können. Die Angabe von „Spuren“ ist nicht gesetzlich geregelt, sondern freiwillig. Viele Produkte, die keine Spurenkennzeichnung enthalten, können daher von einem schweren Nuss-/ Erdnussallergiker nicht verzehrt werden. Vor der Aufnahme eines neuen Lebensmittelprodukts in die „Produktpalette“ eines Nuss-/ Erdnussallergikers werden oftmals Telefonate und E-Mails zwischen dem Hersteller und dem Verbraucher geführt, um den jeweiligen Umgang des Herstellers mit der Allergenkennzeichnung zu recherchieren. Häufig müssen das Allergenmanagement eines Unternehmens, und damit die Wahrscheinlichkeit einer Verunreinigung durch Nussspuren, individuell bewertet werden, um zu entscheiden, ob die Produkte zum Verzehr geeignet sind. Eine abschließende Garantie für eine Spurenfreiheit geben die wenigsten Hersteller! Weiter sollten Betreuer bzw. Menschen aus dem nahen Umfeld eines Betroffenen im Umgang Der Verein „Nuss / Anaphylaxie Netzwerk (NAN) e. V.“ setzt sich bundesweit für die Unterstützung der von einer Nuss- oder Erdnussallergie Betroffenen und die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen ein. Einen Schwerpunkt der Vereinsarbeit bildet die Aufklärung und Beratung im Umgang mit der Allergie für Betroffene, Eltern, Kitas, Schulen, Vereine oder auch Reitschulen. Alle Informationen zu dem Verein gibt es unter www.nussallergie.org. Individuelle Anaphylaxieschulungen für Betreuungspersonal bietet zum Beispiel die 1. Vorsitzende des NAN e. V., Kristina Schmidt, unter www.allergo-logisch.de an. Weitere Anbieter sind unter anderem zu finden unter www.anaphylaxieschulung.de. Die Schulungen werden zum Teil von Krankenkassen mitfinanziert. Allergien gegen Erdnüsse und Baumnüsse (z. B. Hasel-, Cashewnüsse) gehören zu den oft lebenslang bestehenden und gleichzeitig schwersten Nahrungsmittelallergien. Häufig reicht der Kontakt mit kleinsten Allergenmengen aus, um eine lebensbedrohende allergische Reaktion, eine sogenannte Anaphylaxie, auszulösen. Immer wieder kommt es zu Todesfällen. Das Risiko einer Anaphylaxie kann nur durch striktes Meiden der Allergene und Allergenspuren verhindert werden, denn bis heute gibt es keine wirksame Therapie. Gleichzeitig berichten Fachkreise von einer stetigen Zunahme Betroffener. Umso wichtiger ist die Information zu diesem Thema auch für Fachkräfte in der HFP. Über den NAN e. V. Recht & Sicherheit: Schwark - Umgang mit Allergien und schweren Reaktionen mup 3|2018 | 137 mit dem Notfallset geschult werden. Wichtig ist es hierbei, die Angst vor dem Setzen des Pens zu nehmen. Man kann mit dem Pen nichts „falsch“ machen. Der einzige Fehler bestünde darin, ihn nicht zu verabreichen. Wir vom Nuss / Anaphylaxie Netzwerk (NAN) e. V. werden oft mit Fragen zur Haftung konfrontiert. Häufig erhalten Eltern oder Betroffene vom Betreuungspersonal die Information, dass sie keine Spritzen geben und allenfalls den Notarzt rufen dürfen. Die Sorge können wir schnell nehmen, denn jede Person ist gesetzlich dazu verpflichtet, Erste Hilfe zu leisten. Da eine anaphylaktische Reaktion innerhalb von Minuten, also noch vor Eintreffen des Notarztes lebensbedrohlich verlaufen kann, kann das Notfallmedikament Adrenalin-Autoinjektor als (erweiterte) Erste- Hilfe-Maßnahme betrachtet werden. Die Autorin Martina Schwark arbeitet als Heilpädagogin in einer Kita und wohnt mit ihre Familie in Hamburg Altona. Einer ihrer Söhne reagiert anaphylaktisch auf Erdnüsse. Mitbegründerin und Vorstandsmitglied des NAN e. V. (Nuss- Anaphylaxie Netzwerk e. V.) Kontakt martina.schwark@nan-ev.de Wie Bewegung Beziehung entstehen lässt Beziehungsförderung ist Kernthema aller pädagogischen Handlungsfelder. In diesem Buch werden Grundlagen der Eigenwahrnehmung, aber auch der Beziehungsgestaltung zu anderen Menschen in und durch Bewegung praxisnah vorgestellt. Stundenbeispiele - z. B. aus dem Sportunterricht einer Förderschule oder aus einer Aktivierungsrunde im Pflegeheim - verdeutlichen, worauf bei der Umsetzung zu achten ist. Die Bewegungspädagogik, deren Ansatz auf die Begründerin Veronica Sherborne zurückgeht, ist für Menschen jeden Alters geeignet, auch mit verschiedenen körperlichen oder kognitiven Beeinträchtigungen. Dazu gibt es eine ausführliche Aktivitäten- und Spielesammlung mit vielen Fotos aus der Praxis. Mone Welsche Beziehungsorientierte Bewegungspädagogik Mit einem Geleitwort von Gerd Hölter. Mit 72 Impulsen für die Praxis. 2018. 160 Seiten. 38 Abb. 6 Tab. Innenteil vierfarbig (978-3-497-02751-4) kt a w
