eJournals mensch & pferd international 11/2

mensch & pferd international
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Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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Praxistipp: Verbände korrekt anlegen

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Armin Hofer
Bezugnehmend auf den Beitrag im Forum „Erste Hilfe am Pferd“, in dem bereits Maßnahmen der Ersten Hilfe beschrieben werden, zeigen wir in diesem Beitrag drei Möglichkeiten, wie ein Pferd korrekt verbunden werden kann. Es werden beispielhaft drei verschiedene Verbände gezeigt und das Anlegen erklärt. Die Verbände können, je nach Wundgröße und Lage der Wunde, auch an anderen Stellen des Körpers angelegt werden, das Prinzip des Verbindens bleibt immer gleich. Prinzipiell gilt bei allen Verbänden: Sie müssen fest sitzen und dürfen nicht rutschen. Wenn ein Tier nach Anlegen des Verbandes noch unruhiger sein sollte oder den Verband beschädigt, ist das ein Zeichen dafür, dass der Verband nicht korrekt und / oder zu fest sitzt und sollte überprüft, abgenommen oder erneuert werden. Alle nachfolgend gezeigten Verbände dienen lediglich der Erstversorgung bis zum Eintreffen des Tierarztes und sollten nur über kurze Zeiträume am Pferd bleiben. Die Abbildungen zeigen Beispielverbände, bei denen kein Pferd zu Schaden kam.
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82 | mup 2|2019|82-87|© Ernst Reinhardt Verlag München Basel, DOI 10.2378 / mup2019.art11d Druckverband Ein Druckverband kann angelegt werden, wenn eine stark blutende Wunde vorliegt. Die Blutung sollte durch den Druckverband weitgehend gestoppt oder zumindest deutlich vermindert werden, bis der Tierarzt eintrifft und die Wunde fachgerecht versorgen kann. Dabei benötigt man folgendes Material: Druckkörper (je nach Größe der Wunde zum Beispiel sterile Tupfer, bei größeren Wunden kann unter Umständen ein sauberes, weiches Handtuch abhelfen), Wundauflage (Tupfer - bei kleinen Wunden gleichzeitig der Druckkörper), Verbandswatte, elastischer Haftverband, Klebeband. Zuerst wird die Wunde mit dem sterilen Tupfer abgedeckt. Wenn der Tupfer gleichzeitig als Druckkörper dient, werden mehrere Tupfer übereinander gelegt bzw. gefaltet. Armin Hofer Praxistipp Verbände korrekt anlegen Bezugnehmend auf den Beitrag im Forum „Erste Hilfe am Pferd“, in dem bereits Maßnahmen der Ersten Hilfe beschrieben werden, zeigen wir in diesem Beitrag drei Möglichkeiten, wie ein Pferd korrekt verbunden werden kann. Es werden beispielhaft drei verschiedene Verbände gezeigt und das Anlegen erklärt. Die Verbände können, je nach Wundgröße und Lage der Wunde, auch an anderen Stellen des Körpers angelegt werden, das Prinzip des Verbindens bleibt immer gleich. Prinzipiell gilt bei allen Verbänden: Sie müssen fest sitzen und dürfen nicht rutschen. Wenn ein Tier nach Anlegen des Verbandes noch unruhiger sein sollte oder den Verband beschädigt, ist das ein Zeichen dafür, dass der Verband nicht korrekt und / oder zu fest sitzt und sollte überprüft, abgenommen oder erneuert werden. Alle nachfolgend gezeigten Verbände dienen lediglich der Erstversorgung bis zum Eintreffen des Tierarztes und sollten nur über kurze Zeiträume am Pferd bleiben. Die Abbildungen zeigen Beispielverbände, bei denen kein Pferd zu Schaden kam. Abb. 1: Verbandsmaterial Abb. 2: Verletzte Gliedmaße Abb. 3: Druckkörper Praxistipp: Hofer - Verbände korrekt anlegen mup 2|2019 | 83 Um den Tupfer zu fixieren und das Bein vor dem Druck des elastischen Haftverbandes zu schützen, wird nun die Verbandswatte um das Bein gewickelt. Die erste Umwicklung sollte dabei um den Druckkörper erfolgen, anschließend wird das Bein großzügig einbandagiert. Je nach Lage der Wunde kann das darüberliegende Gelenk in den Verband mit einbezogen werden, um ein Rutschen nach unten zu vermeiden. Anschließend wird der elastische Haftverband angelegt. Dabei muss man zu Beginn auf eine korrekte Wickelrichtung achten (s. Abb. 7 und 8). Der elastische Haftverband wird direkt über dem Druckkörper relativ fest angezogen, um einen Druck auf die blutende Wunde auszuüben und die Blutung stillen zu können. Ober- und unterhalb der Wunde kann der Haftverband mit weniger Zug angelegt werden. An beiden Enden sollte der Watteverband etwas überstehend sichtbar sein. Zu guter Letzt wird der Haftverband mit Klebeband fixiert, um ein ungewolltes Lösen zu verhindern. Abb. 4-6: Verband mit Verbandswatte Abb. 8: elastischer Haftverband korrekte Wickelrichtung Abb. 9-11: elastischer Haftverband Abb. 13: Druckverband fertig Abb. 7: elastischer Haftverband falsche Wickelrichtung Abb. 12: Klebeband 84 | mup 2|2019 Praxistipp: Hofer - Verbände korrekt anlegen Hufverband Ein Hufverband wird angelegt, wenn Verletzungen direkt an der Hufsohle oder in Hufnähe (bis zur Fesselbeuge) sichtbar sind, um die Wunde sauber zu halten, bis weitere Schritte erfolgen. Dabei benötigt man folgendes Material: Wundauflage (Tupfer), Verbandswatte, elastischer Haftverband, Klebeband. In den Abbildungen 14-22 gehen wir von einer Wunde in der Fesselbeuge aus. Auch wenn sich die Wunde nicht in der Fesselbeuge befindet, wird gleich vorgegangen, jedoch statt mit einem Tupfer mit zusammengerollter Verbandswatte gearbeitet. Dabei dient die Watte nicht als Wundauflage, sondern zum Ausfüllen der Fesselbeuge, um ein Einschneiden des Verbandes und damit einhergehende Druckstellen zu vermeiden. Zuerst wird die Wunde mit einem sterilen (zusammengelegten) Tupfer abgedeckt. Wenn die Wunde nicht in der Fesselbeuge ist, wird zeitgleich die Verbandswatte in die Fesselbeuge gelegt. Beginnend in der Fesselbeuge wird der Huf vollständig mit Verbandswatte umwickelt. Anschließend wird der elastische Haftverband angelegt. Befindet sich die Wunde in der Fesselbeuge empfiehlt es sich, einmal zirkulär um die Fesselbeuge herum zu wickeln, um so einen guten Druck auf die Wunde erzeugen zu können. Befindet sich die Wunde am Huf, beginnt man in der Fesselbeuge und wickelt direkt über die Hufsohle ohne zuerst einmal um die Fesselbeuge zu wickeln. Wiederum wird der Huf vollständig umwickelt, die Watte muss vollständig abgedeckt werden, um ein Eindringen von Feuchtigkeit aus dem Boden zu verhindern. Nur am obersten Rand sollte Watte sichtbar bleiben, um Druckstellen zu vermeiden. Abschließend sollte der Verband bis zum (nicht sichtbaren) Kronrand mit Klebeband umwickelt werden. Dieses schützt vor Abrieb, Feuchtigkeit und gewährleistet noch besseren Halt. Abb. 20-21: Klebeband Abb. 15-16: Verbandswatte Abb. 17-19: elastischer Haftverband Abb. 22: Hufverband fertig Praxistipp: Hofer - Verbände korrekt anlegen mup 2|2019 | 85 Styrodur-Verband Ein Styrodur-Verband wird bei einem Nageltritt angelegt, vor allem auch um ein tieferes Eindringen des Fremdkörpers in die Hufstruktur zu verhindern. Dabei benötigt man folgendes Material: grob vorgeschnittenes Styrodur, Klebeband. Sollte der Fremdkörper über den Tragrand des Hufes hinausragen sollte er zuerst gekürzt und anschließend der Verband angelegt werden. Die Styrodurplatte sollte an den Huf angepasst werden. Dabei kann das Styrodur neben den Huf gehalten werden und / oder der Huf kurz auf das Styordur-Pad gestellt werden, um zu einer guten Passform finden zu können. Dabei sollte das Pad etwas über den Tragrand des Hufes ragen. Abb. 29 zeigt hier eine gute Größe, während Abb. 27 und 28 zu groß sind. Wenn eine gute Passform erlangt wurde, wird über der Stelle, aus der der Fremdkörper ragt, ein Loch aus der Styrodur-Platte geschnitten. Um das Styrodur-Pad später leicht am Huf anbringen zu können, muss nun auf einer glatten, sauberen Oberfläche (Fliesen, Metalloberflächen, Brandschutztüren oder ähnliches) ein Kreuz aus Klebeband vorgefertigt werden. Die Klebestreifen sollten überlappend geklebt werden, die Größe des Hufes muss dabei ungefähr eingeschätzt werden. Das Styrodur muss in der Mitte des Kreuzes Platz haben und dient damit einer groben Größenorientierung. Das gesamte Klebeband-Kreuz wird abgezogen und die Styrodur-Platte in der Mitte des Kreuzes fixiert. Zu beachten ist, dass das Styrodur so auf das Abb. 23: Styrodur-Verbandsmaterial Abb. 24: Styodur-Pad Abb. 26: Einstichstelle Abb. 25: Nageltritt Abb. 27-28: Styodur-Pad zu groß Abb. 29: Styrodur-Pad passend Abb. 30: Styrodurpad mit Ausschnitt 86 | mup 2|2019 Praxistipp: Hofer - Verbände korrekt anlegen Kreuz gelegt wird, dass der Ausschnitt später an der richtigen Stelle des Hufes liegt. In Abb. 33 wird dies falsch gezeigt, in Abb. 34 liegt das Loch korrekt. Nun kann das Styrodur fest auf die Sohle (oder Hufeisen) gepresst werden, und mit Hilfe des Klebeband- Kreuzes am Huf befestigt werden. Die abstehenden Teile werden dazu an die Hufwand geklebt. Das Klebeband darf nicht über den Hufrand hinausragen und müsste gegebenenfalls gekürzt werden. Auch das Einkleben von Haaren sollte unbedingt vermieden werden. Anschließend werden die oberen, abstehenden Ränder des Klebebandkreuzes mit zirkulärem Umwickeln des Hufes, ebenfalls mit Klebeband, fixiert. Auch hier gilt es zu beachten, dass weder über den Hufrand gewickelt wird noch Haare mit eingeklebt werden. Abb. 31-32: Klebebandkreuz Abb. 33: Klebebandkreuz mit falsch aufgelegtem Pad Abb. 34: Klebebandkreuz mit richtig aufgelegtem Pad Abb. 38: Styrodur- Verband Abb. 35-37: Anbringen des Styrodur-Pads Abb. 40 und Abb. 41: Styrodur-Verband fertig Abb. 39: Fixieren mit Klebeband Praxistipp: Hofer - Verbände korrekt anlegen mup 2|2019 | 87 Hufverband-Abnahme Abschließend wird hier eine leichte Möglichkeit der Hufverband-Abnahme gezeigt. Dabei schneidet man den Verband zuerst seitlich an der Hufwand bis ganz nach unten durch. Der Klebeverband wird gelöst und auseinander gezogen, anschließend der Huf angehoben. Der Verband kann nun in einem Zug von der Sohle weg und nach unten gezogen abgenommen werden. Wir hoffen, Ihnen mit diesen praktischen Tipps gute Möglichkeiten gegeben zu haben, Ihrem Tier im Notfall schnell und korrekt helfen zu können, somit auch dem eintreffenden Tierarzt die Arbeit zu erleichtern und das Risiko auf Folgeschäden reduzieren zu können. Nichts desto trotz wünschen wir Ihrem Vierbeiner vor allem gute Gesundheit und eine verletzungsfreie Zeit. Abb. 42: Aufschneiden des Hufverbandes Abb. 44-45: Abziehen des Hufverbandes Abb. 43: Öffnen der Klebstreifen Der Autor Mag. Armin Hofer Armin Hofer ist seit September 2014 praktischer Tierarzt in einer Praxis für Klein- und Großtiere in Oberösterreich und schreibt derzeit seine Dissertation an der Universität Giessen. Anschrift Dr. Pfluger Straße 13 / 12 · A-4760 Raab · medvet.hofer@gmail.com