eJournals mensch & pferd international 11/4

mensch & pferd international
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1867-6456
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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Forum: Konzeptentwicklung in der HFP - Erstellung und Umsetzung von Konzepten

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Eva Happ
Forum: Konzeptentwicklung in der HFP - Erstellung und Umsetzung von Konzepten
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170 | mup 4|2019|170-177|© Ernst Reinhardt Verlag München Basel, DOI 10.2378 / mup2019.art21d Forum Konzeptentwicklung in der HFP - Erstellung und Umsetzung von Konzepten Eva Happ Dieser Artikel beschäftigt sich zunächst mit der Fragestellung, welche Rolle Konzepte in der Heilpädagogischen Förderung mit dem Pferd spielen, und bietet anschließend anhand von fünf allgemein gehaltenen Fragen einen Leitfaden zu ihrer Gestaltung. Anschließend wird mithilfe der Vorstellung des bereits stattgefundenen Projekts „Reiten macht stark“ beispielhaft die Anwendung ebendieser Fragen erläutert sowie dieses Projekt vorgestellt. Darüber hinaus gibt es einen kurzen Abriss mit Tipps und Hilfestellungen zur Akquise von Geldern. Das Konzept Die eigene Einrichtung vorstellen? Ein Projekt planen? Kooperationspartner und Kostenträger überzeugen? Es gibt verschiedenste Konzeptarten und Anlässe, ein Konzept zu schreiben, allen ist jedoch gemein, dass die Grundidee des Geplanten veranschaulicht werden soll. Konzepte sind also ein wirksames Mittel, um in den verschiedensten Situationen andere Menschen von einer Sache zu überzeugen, Klarheit und Verbindlichkeit zu schaffen und / oder einen Handlungsleitfaden zu erstellen. Hierbei unterscheidet Bohrhardt (2013, 7 f) zwischen dem Einrichtungs- und dem Maßnahmenkonzept. Da für das hier zugrunde gelegte Projekt ein Maßnahmenkonzept erstellt wurde, befasst sich dieser Artikel überwiegend mit der Erstellung ebendieses. Dabei werden die verschiedenen Arbeitsschritte zur Erstellung eines Maßnahmenkonzepts anhand eines bereits realisierten Projekts beispielhaft dargestellt. Im vergangenen Jahr fand dieses institutionsübergreifende Projekt erstmalig unter dem Titel „Reiten macht stark“ statt. Es kooperierten vier Einrichtungen aus dem Bereich der Vor- und Grundschule mit dem Reiterhof „Pferdestärke Bochum B.A. Lorena Schenuit“ in Bochum, NRW. Wozu ein Konzept? Theoretische Grundlagen Ein Vorhaben soll in die Tat umgesetzt werden. Doch wozu braucht es nun ein Konzept? Zur Beantwortung dieser Frage lassen sich folgende Grundlagen der Konzeptgestaltung herausarbeiten: Konzepte ■ orientieren sich an den Bedürfnissen der einzelnen Parteien, ■ strukturieren die Planung und ermöglichen Evaluation, ■ veranschaulichen die eigenen Ideen und schaffen Legitimation gegenüber Kooperationspartnern und Kostenträgern, ■ schaffen Transparenz, ■ schaffen Verbindlichkeit, ■ bilden den Grundstein für Qualität und Qualitätssicherung, Forum: Happ - Konzeptentwicklung in der HFP - Erstellung und Umsetzung von Konzepten mup 4|2019 | 171 ■ bieten Planungssicherheit, ■ bieten Orientierung für MitarbeiterInnen, TeilnehmerInnen und Interessierte. Je nach Art und Bedarf kann das Konzept in Form von Stichpunkten bis hin zum umfassenden Fließtext dargestellt werden. Möchte man lediglich ein kleines Projekt oder eine einzelne Aktion für wenige TeilnehmerInnen planen, so kann es ausreichend sein, die wichtigsten Prioritäten stichpunktartig zu notieren. Konzepte für große oder besonders spezifische Projekte benötigen sicherlich eine weitaus umfangreichere Ausarbeitung. Wenn das Konzept für externe Betrachter gedacht ist, so sollte auch das Deckblatt optisch ansprechend gestaltet und mit allen wichtigen Daten versehen werden. Vor der Konzepterstellung ist es sinnvoll sich zu überlegen, welche Aspekte besonders wichtig sind. Hierfür eignet sich beispielsweise die Methode des Brainstormings. Darüber hinaus sollte eine Ist-Analyse stattfinden, um den momentanen Zustand zu dokumentieren (Bohrhardt 2013, 3). Auf Grundlage dieser Analyse und des in dieser Planungsphase Erarbeiteten werden anschließend Fragen zur besseren Orientierung bei der Konzepterstellung überlegt. Bohrhardt hat in seiner Präsentation zur Konzeptentwicklung in der Sozialen Arbeit folgende allgemeine Fragen zur Konzepterstellung formuliert (2013, 2): ■ Was? ■ Von wem? ■ Für wen? ■ Warum? ■ Wie? Bohrhardt (2013, 2) beschreibt ein jedes Konzept als „theoretisch wie empirisch gut begründeten Handlungsplan, um unter expliziten Rahmenbedingungen vorgängig legitimierte Ziele zu erreichen“. Das hier vorgestellte Maßnahmenkonzept für das Projekt „Reiten macht stark“ orientiert sich, in Anlehnung an die allgemeinen Fragen Bohrhardts, an den folgenden individuellen, d. h. auf das Projekt zugeschnittenen Fragen. Aus Gründen der Priorisierung wurde die Frage nach der Zielgruppe allerdings an den Anfang der Überlegungen gesetzt. ■ Für wen ist das Angebot? ■ Wie setzt sich die Zielgruppe zusammen und was erwartet diese? ■ Was soll angeboten werden? ■ In welcher Laufzeit und in welchem Umfang wird das Projekt stattfinden? Fotos: Lorena Schenuit, Bochum 172 | mup 4|2019 Forum: Happ - Konzeptentwicklung in der HFP - Erstellung und Umsetzung von Konzepten ■ Nach welchen pädagogischen Grundsätzen arbeitet das Team der „Pferdestärke Bochum“ in der Heilpädagogischen Förderung mit dem Pferd, wie werden die Einheiten gestaltet und welche Förderschwerpunkte gibt es in der Arbeit? ■ Von wem wird das Angebot gestellt? ■ In welchem Rahmen kann gearbeitet werden? ■ Was sind die Voraussetzungen des Hofes? ■ Warum soll das Projekt in dieser Form angeboten werden? ■ Welche Bedürfnisse bestehen, die das Projekt in dieser Form legitimieren? ■ Wie wird das Projekt umgesetzt? ■ Welche Mittel werden im Projekt eingesetzt? Einbezogen werden hierbei alle Kooperationspartner (Mitarbeiter, Pferde, Zeiten). ■ Wie wird die Finanzierung gesichert? Darüber hinaus wurden in der Planungsphase in regelmäßigen Treffen Rücksprache zwischen den verschiedenen Institutionen gehalten und wiederholt die Bedürfnisse und Ziele der einzelnen TeilnehmerInnen sowie die Rahmenbedingungen des Projekts eruiert. Praktische Umsetzung: „Reiten macht stark“ Zunächst sollen hier nun anhand des Projekts „Reiten macht stark“ die oben genannten Fragen beantwortet werden: Für wen ist das Angebot? Wie setzt sich die Zielgruppe zusammen und was erwartet diese? Am Projekt teilgenommen haben vier Institutionen: eine Gemeinschafts-Grundschule, zwei Kindertagesstätten und eine städtische Familienberatungsstelle. Die Zielgruppe setzte sich also aus Lehrern, Erziehern und Eltern sowie natürlich den teilnehmenden Kindern zusammen. Das Projekt war als Stadtteilprojekt angelegt, was bedeutet, dass sich alle Institutionen in direkter Nähe zum Hof befinden und das Projekt dadurch sehr niederschwellig angeboten werden konnte. Diese Zielsetzungen wurden von den Institutionen angegeben: ■ Zugang zum Tier erfahren ■ Natur erleben ■ Das Gemeinschaftsgefüge stärken und das Sozialverhalten der Kinder verbessern ■ Die Kommunikation in der Gruppe verbessern ■ Beziehungsgestaltung erleben und verändern ■ Konzentration und Aufgabenverständnis verbessern ■ Förderung der Motorik und der Wahrnehmung ■ Kinder bei Schwierigkeiten in Schule und Alltag unterstützen ■ Aggressionen und Angstverhalten abbauen ■ Kindern eine Chance geben ■ Eltern die Möglichkeit geben, ihre Kinder in der Gruppe anders wahrzunehmen Forum: Happ - Konzeptentwicklung in der HFP - Erstellung und Umsetzung von Konzepten mup 4|2019 | 173 ■ Den Sozialraum für die Kinder erfahrbar machen ■ Belebung des Stadtteils Die Gruppen zeichneten sich insgesamt durch eine große Heterogenität aus. Themen und Förderschwerpunkte der Kinder setzten sich wie folgt zusammen: ■ Angst/ mangelndes Selbstbewusstsein / Mobbing-Erfahrungen ■ Schwierigkeiten in der Konzentration ■ Motorische Defizite ■ Wahrnehmungsstörungen ■ Verminderte Eigen- und Fremdwahrnehmung ■ Distanzlosigkeit/ mangelnde Impulskontrolle ■ Aggressionsverhalten Was soll angeboten werden? In welcher Laufzeit und in welchem Umfang wird das Projekt stattfinden? In vier verschiedenen Institutionen sollte eine Pferdegestützte Intervention angeboten werden. Dabei gab es, je nach Institution, zwei bis drei Projektzyklen, um möglichst vielen Kindern die Teilnahme am Projekt zu ermöglichen. Die Gruppengröße belief sich auf 6 bis 8 Kinder pro Einheit. Das bedeutet, dass das Projekt in einem Zeitrahmen von sieben Monaten stattfand und einem Umfang von 72 Einheiten umfasste. Nach welchen pädagogischen Grundsätzen arbeitet das Team der „Pferdestärke Bochum“ in der Heilpädagogischen Förderung mit dem Pferd, wie werden die Einheiten gestaltet und welche Förderschwerpunkte gibt es in der Arbeit? Die Heilpädagogische Förderung mit dem Pferd orientiert sich stets an den Bedürfnissen der KlientInnen, in diesem Fall denen der Kinder sowie der teilnehmenden Kooperationspartner. Es wird ressourcenorientiert gearbeitet und immer wieder hinterfragt, was das einzelne Kind in diesem Moment an Förderung benötigt. Dabei wird die sachorientierte Partnerschaft nach Antonius Kröger angestrebt, welche es den Kindern ermöglicht, in einer positiven, mit emotionaler Wärme versehenen Umgebung (Kröger, 34) eigene Ideen einzubringen und Bedürfnisse zu formulieren. Die Kinder werden als eigenständige Persönlichkeiten wahrgenommen und in ihrer Entwicklung individuell gefördert. Kröger beschreibt die Arbeit folgendermaßen: „Für das heilpädagogische Voltigieren / Reiten soll zunächst festgehalten werden, dass dem Pädagogenverhalten eine wesentliche Bedeutung für die effektive Arbeit zukommt. Je sachorientierter der Reitpädagoge interveniert, desto realitätsnäher gelingt ihm die stets notwendige Empathie und umso zielgerichteter kann er mit Hilfe des Pferdes Impulse für die Persönlichkeitsentwicklung des einzelnen Teilnehmers setzen“ (Kröger, 24 ff). Während des Projekts wurde überwiegend im geführten Setting oder im Voltigiersetting gearbeitet, doch auch die Bodenarbeit bildete zumindest für die Grundschulkinder einen Teil der Förderung. Im Rahmen der Bodenarbeit wurden die Kinder angeleitet, ein Pferd eigenständig durch einen Hindernisparcours zu führen. Der Parcours wurde zuvor unter Anleitung von den Kindern 174 | mup 4|2019 Forum: Happ - Konzeptentwicklung in der HFP - Erstellung und Umsetzung von Konzepten selbstständig aufgebaut, wodurch die Eigenverantwortung des Einzelnen und das Miteinander in der Gruppe gestärkt wurden. Die Arbeit am Boden fand unter dem Leitsatz „vom Leichten zum Schweren“ statt, sodass die Unterstützung immer weiter abgebaut werden konnte. Somit wurden die Selbstwirksamkeit und das Durchsetzungsvermögen der Kinder auf angemessene Art und Weise gefördert. Im Voltigiersetting wurde je ein Kind auf dem Pferd an die Longe genommen. Die anderen Kinder wurden entweder durch Gruppenspiele in das Geschehen direkt einbezogen oder sie bekamen die Möglichkeit, sich selbst, z. B. mit dem Holzpferd, zu beschäftigen. Hier konnten sie beispielweise die motorischen Übungen, welche sie später auf dem Pferd turnen wollten, auswählen und erproben. Das Voltigieren bot den Kindern vielfältige Möglichkeiten der Bewegungsvariation und des Ausprobierens der eigenen motorischen Fähigkeiten. Zusätzlich bot der geschützte Rahmen der Longenarbeit den Kindern die Möglichkeit, auch die schnelleren Gangarten Trab und Galopp zu erfahren. Da auch hier behutsam und geduldig mit den Kindern gearbeitet wurde, ermöglichten die positiven Erfahrungen eine Stärkung des Selbstbewusstseins und einen Transfer ebendessen in den Alltag. Da die Fähigkeiten und Bedürfnisse von Kindern überaus heterogen sind, wird in der Heilpädagogischen Förderung mit dem Pferd grundsätzlich großer Wert auf eine Förderung gelegt, welche von den Stärken des Einzelnen ausgeht. Je nach Bedarf des Kindes werden daher verschiedene Schwerpunkte gesetzt. Folgende Schwerpunkte wurden für die Kinder unseres Projekts herausgearbeitet: ■ Förderung der Kommunikation und der sozialen Fähigkeiten ■ Förderung der Konzentration und der Wahrnehmung ■ Förderung der Selbstwirksamkeit/ des Selbstbewusstseins ■ Förderung der Motorik Die Förderschwerpunkte fußen dabei auf den Bedürfnissen der teilnehmenden Kinder. Die gemeinsame Einschätzung aller involvierten PädagogInnen sowie der Eltern bildet die Grundlage der Förderung. Von wem wird das Angebot gestellt? In welchem Rahmen kann gearbeitet werden? Was sind die Voraussetzungen des Hofes? Mitten im Ruhrgebiet liegt der Reiterhof „Pferdestärke Bochum“, welcher neben dem Reit- und Voltigierunterricht ein umfassendes reitpädagogisches Angebot für Klein und Groß bietet. Auf dem Gelände befinden sich Boxen und Offenställe für bis zu 20 Pferde. Weide- und Paddockflächen gewährleisten den täglichen Auslauf der Pferde zu jeder Jahreszeit und bieten den Therapiepferden den nötigen Ausgleich zur Therapiearbeit. Eine Reithalle sowie ein Reitplatz und ein beheizter Aufenthaltsraum ermöglichen es den MitarbeiterInnen, die reitpädagogische Arbeit unabhängig vom Wetter zu gestalten. Zwei Aufstiegshilfen in unterschiedlicher Höhe sowie ein Patientenlift sind vorhanden. Die Einrichtung verfügt über acht gut ausgebildete Therapiepferde verschiedenen Typs, Stockmaßes und Charakters und die Förderung wird von drei qualifizierten PädagogInnen sowohl in Einzelals auch in Gruppensettings fachlich fundiert angeboten. Zur täglichen Arbeit gehört auch die Ausbildung und Korrekturarbeit der Therapiepferde, auf welche großen Wert gelegt wird. Unterstützt werden die MitarbeiterInnen von JahrespraktikantInnen und ehrenamtlichen HelferInnen. Für das Projekt „Reiten macht stark“ bedeutet diese Ausgangslage, dass für jede Gruppe ein oder max. zwei feste Therapiepferde zur Verfügung gestellt wurden und auch die PädagogInnen die Gruppen fest begleiteten. Darüber hinaus Forum: Happ - Konzeptentwicklung in der HFP - Erstellung und Umsetzung von Konzepten mup 4|2019 | 175 konnten die Pferde den körperlichen Voraussetzungen der Kinder entsprechend ausgewählt werden, sie waren im Ponymaß, ließen sich artig in der Gruppe putzen und longieren und tolerieren auch Kinderlärm sowie verschiedene Materialien. Die Förderung konnte je nach Wetterlage in der Reithalle oder draußen auf dem Gelände stattfinden. Warum soll das Projekt in dieser Form angeboten werden? Welche Bedürfnisse bestehen, die das Projekt in dieser Form legitimieren? Eine standortnahe Förderung zusätzlich zum alltäglichen Kita- / Schul- und Beratungsangebot der teilnehmenden Institutionen - unter dieser Prämisse entwickelte sich das Projekt „Reiten macht stark“. Durch die Standortnähe wurde allen Kindern gleichermaßen der niederschwellige Zugang ermöglicht. Die Aufteilung in verschiedene Gruppen und die Termine, welche im Nachmittagsbereich lagen, erleichterten den Eltern und Erziehungsberechtigten ebenfalls die Teilnahme ihrer Kinder. Da ein großer Teil der Finanzierung über externe Träger geleistet werden konnte, mussten die Eltern nur einen geringen Eigenanteil zahlen. Auch in dieser Hinsicht war das Projekt offen für alle. „Für unsere Schule stellt das therapeutische Reitprojekt ‚Reiten macht stark‘ einen wichtigen Baustein dar, um Kinder im Sinne einer ganzheitlichen Entwicklung zu unterstützen. Die Erfahrungen aus dem ersten Projektjahr zeigen, dass der besondere Kontakt mit den Pferden, die Unterstützung durch die Gruppe und das Erleben von Erfolgen die Kinder darin fördern, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten zu finden. Beispielhaft hierfür ist ein Junge, der zu Beginn des Projekts sich nicht in die Nähe eines Pferdes wagte. Mit der Zeit traute er sich ein Pferd zu streicheln. Nach den ersten vorsichtigen Begegnungen mit den Reitpferden und durch den Zuspruch der Kinder schaffte er es den Mut zu finden, sich auf ein Pferd zu setzen und geführt die ersten Reitversuche zu unternehmen. In der Schule erzählte er stolz von den Reitstunden, ermunterte Kinder zum Mitmachen und beteiligte sich seitdem zunehmend am Klassengeschehen. „Für uns als ‚Achtsame Schule‘ (Leitbild der Schule) bietet sich mit dem Projekt ‚Reiten macht stark‘ eine einzigartige Chance, auf außergewöhnliche Weise die Selbstwahrnehmung und wichtige soziale Fähigkeiten der Kinder zu stärken.“ (Sozialarbeiter der teilnehmenden Schule) Wie wird das Projekt umgesetzt? Welche Mittel werden im Projekt eingesetzt? Einbezogen werden hierbei alle Kooperationspartner (Mitarbeiter, Pferde, Zeiten). Im Verlauf der Planungen wurde festgelegt, dass für jeden Kooperationspartner ein Zeitfenster von einer Stunde pro Woche geschaffen wird. Von Seiten des Reiterhofs wurden je Gruppe ein ausgebildetes Therapiepferd sowie ein / e qualifizierte / r MitarbeiterIn (ggf. unterstützt durch eine / n freiwillige / n HelferIn) gestellt. Von Seiten der Institutionen wurden MitarbeiterInnen oder Eltern zur Begleitung der Kinder gestellt. Wie wird die Finanzierung gesichert? Die für das Projekt anfallenden Kosten konnten nicht in Gänze von den teilnehmenden Institutionen bzw. Elternteilen getragen werden. Daher wurde der 176 | mup 4|2019 Forum: Happ - Konzeptentwicklung in der HFP - Erstellung und Umsetzung von Konzepten Eigenanteil der Teilnehmer geringgehalten und das Projekt überwiegend aus präventiven Mitteln des Jugendamtes im Rahmen einer Anschubfinanzierung gezahlt. Das hier vorgestellte Projekt war für alle Beteiligten ein voller Erfolg. Nach dem ersten Durchgang, welcher von vornherein als Projekt geplant war, wird nun versucht, eine Langzeitfinanzierung zu gewährleisten und die Kooperation auf lange Sicht zu festigen sowie das Reiten im Stadtteilkonzept der Kinder zu etablieren. Akquise von Geldern Im Folgenden werden nun einige Tipps vorgestellt, wie Gelder mithilfe des erstellten Konzepts akquiriert werden können. Es bietet sich in erster Linie an, bei Stiftungen Gelder zu beantragen. Doch auch Sponsoren aus der Wirtschaft, Banken und Sparkassen, gemeinnützige Organisationen sowie kommunale Einrichtungen, wie z. B. die Stadtwerke, kommen in Frage. Auch selbstorganisierte (Sommer-) Feste oder Spendenritte können zur Finanzierung beitragen. Stiftungen sind erfahrungsgemäß die erste Anlaufstelle, wenn es um die Akquise von Geldern für ein reitpädagogisches Projekt geht, welches nicht aus eigenen Mitteln finanziert werden kann. Dabei ist es zielführend, sich vor der Antragsstellung genau mit den in Frage kommenden Stiftungen auseinanderzusetzen und sich beispielsweise einen Jahresbericht oder eine Finanzierungsübersicht schicken zu lassen. Hierdurch bekommt man bereits wichtige Informationen zum Kapitalstock, welche Projekte in der Vergangenheit gefördert wurden oder aktuell gefördert werden, bis zu welchen Summen in der Regel gefördert wird und ob es sich um eine traditionelle oder moderne Förderung handelt. Mit diesen Informationen kann der Antrag wesentlich konkreter und auf die einzelne Stiftung zugeschnitten gestellt werden, was die Chancen einer Zusage deutlich erhöht. Bei kleineren Stiftungen kann auch über eine telefonische Anfrage bereits ein Kontakt hergestellt werden, bevor der offizielle Antrag eingeht. Doch welche Stiftung kommt nun in Betracht? Auf der Homepage des „Bundesverbands Deutscher Stiftungen“ gibt es eine Suchmaschine, über die infrage kommende Stiftungen gefunden werden können. Aber auch die Bundesländer bieten oftmals eine Übersicht über regionale Stiftungsträger an. Größere Firmen oder kommunale Einrichtungen bieten Gelder im Gegensatz zu Stiftungen zumeist über zeitlich und monetär begrenzte Aktionen, welche für eine mehr oder weniger große Zielgruppe ausgeschrieben sind. Informationen, wann diese Aktionen stattfinden, wie der Bewerbungsablauf ist und wer teilnehmen kann, findet man in der Regel online auf den entsprechenden Seiten der Firmen. Hier ist etwas Ausdauer im Suchprozess gefragt, um die entsprechenden Aktionen zu finden. Ähnlich projektbasiert ist die Förderung bei Banken und Sparkassen, wobei auch diese teilweise über hauseigene Stiftungen verfügen, welche ebenfalls online zu finden sind (z. B. auf der Homepage der Sparkassen-Finanzgruppe). In größeren Städten gibt es häufig „Stadtteilkonferenzen“, welche sich mit stadtteilpolitischen Themen beschäftigen und eine „Ich finde toll an der Reit-AG, dass man da reiten kann. Da kann man Kunststücke auf dem Pferd machen, Striegeln, Führen, man kann einen Parcours aufbauen. Ich finde auch toll… da kann man auch ausreiten. […] Und man kann ja auch erstmal auf dem Holzpferd üben, wenn man sich nicht so traut.“ „Wir haben auch einmal (das Pferd) mit Wasser geputzt und das fand ich auch ganz toll.“ „Ich mag das auch, wenn man auf dem Pferd ist, wenn man so hüpft, das ist auch spaßig.“ „Es ist ja auch heute eigentlich das letzte Mal und ich finde es doof, dass es morgen dann vorbei ist“. Zitate von Teilnehmern Forum: Happ - Konzeptentwicklung in der HFP - Erstellung und Umsetzung von Konzepten mup 4|2019 | 177 Vernetzung der verschiedenen Institutionen anstreben. Die TeilnehmerInnen des Gremiums kommen in der Regel aus den unterschiedlichsten behördlichen Einrichtungen, Beratungsstellen, Vereinen, Initiativen und Kirchengemeinden (vgl. Kommunal-Verein). Durch die Teilnahme an diesen Konferenzen können wichtige Kontakte geknüpft, Informationen ausgetauscht und Gelder akquiriert werden. Als Träger eines großen reittherapeutischen (Weiter-)Bildungsprogramms bietet auch das Deutsche Kuratorium für Therapeutisches Reiten unter dem Titel „Kinder mit Pferden stark machen“ (2019) eine projektbezogene Anschubfinanzierung. Unter dem Aspekt „Hilfe zur Selbsthilfe“ soll Schulen und Kindergärten der Einstieg in ein schulnahes Förderkonzept geboten werden. Literatur ■ Bohrhardt, R. (2013): Präsentation: „Konzeptentwicklung in der Sozialen Arbeit“. In: https: / / www.yumpu.com/ de/ document/ view/ 4368404/ konzeptentwicklung-in-der-sozialen-arbeithochschule-coburg, 22.02.2019 ■ Deutsches Kuratorium für Therapeutisches Reiten (2019): „Kinder mit Pferden stark machen“. In: https: / / www.dkthr.de/ de/ helfenspenden/ kinder-mit-pferden-stark-machen/ , 22.02.2019 ■ Kommunal-Verein (2019): „Stadtteilkonferenz“. In: https: / / www.grossborstel.de/ stadtteilkonferenz/ , 05.05.2019 ■ Kröger, A. (2005): Partnerschaftlich miteinander umgehen. FN-Verl ag, Warendorf Die Autorin Eva Happ B. A. Erziehungswissenschaft, Anglistik / Amerikanistik, staatl. geprüfte Fachkraft in der HFP, Leiterin des therapeutischen Bereichs bei Pferdestärke Bochum Kontakt Eva Happ · Seydlitzstraße 8 · D-44263 Dortmund eva.happ@gmx.de Weitere Informationen und Online-Anmeldung unter www.DKThR.de Persönliche Beratung: 02581 927919-2 Pädagogische Förderung mit dem Pferd Reit- und Voltigierpädagoge (DK R) mit dem Fokus „Pferdgestützte (inklusive) Pädagogik“ 200 Lerneinheiten, berufsbegleitend, überwiegend an den Wochenenden, im Modulsystem Start: 6. März 2020, Osnabrück Leitung: Dr. Elke Haberer, Melanie Ploppa, Hildegard Rosemann DKThR 0 1970-2020 Deutsches Kuratorium für Therapeutisches Reiten e.V. Jetzt anmelden und neben dem Vorteil für Mitglieder auch noch vom Frühbucher-Rabatt profitieren! Weiterbildung Qualitätssicherung im Therapeutischen Reiten Medizin, Pädagogik, Psychologie und Sport DKThR 0 1970-2020 Deutsches Kuratorium für Therapeutisches Reiten e.V. Weiterbildungsangebote 2019/ 2020 W e i t e r b i l d u n g s t i t e l 2 0 1 9 - 2 0 2 0 l a s t . i n d d 1 0 7 . 0 7 . 1 9 1 7 : 4 4 Die neue Weiterbildungsbroschüre ist da ! Anzeige