eJournals mensch & pferd international 11/3

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Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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Andrea Beetz, Meike Riedel und Rainer Wohl­farth (Hrsg.): Tiergestützte Interventionen. Ein Handbuch für die Aus- und Weiterbildung Ernst Reinhardt Verlag, München, 2018, 483 Seiten, € 44,00 (D), € 45,30 (A) Agnes Bora, Katja Brendel, Alexander Lippert: Extreme Trail: extrem nah am Pferd Gut Hammerberg Eigenverlag, Hammerberg / Bayern, 2017, 300 Seiten, € 29,90
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Medien & Materialien mup 3|2019 | 141 Medien & Materialien Andrea Beetz, Meike Riedel und Rainer Wohlfarth (Hrsg.): Tiergestützte Interventionen. Ein Handbuch für die Aus- und Weiterbildung Der Titel und Klappentext des Buches versprechen ein Handbuch, welches neben Grundlagen der tiergestützten Interventionen auch unterschiedliche Wege und Herangehensweisen sowie einen aktuellen Einblick in die Forschung und Praxis bietet. Und tatsächlich: Das Buch fungiert als ein kompakter Ratgeber, welcher einen Zugang in verschiedene Bereiche der tiergestützten Interventionen ermöglicht. Es dient damit nicht nur Menschen, die bereits mit der Thematik vertraut sind, sondern auch Interessierten, Einsteigern und denjenigen, die sich neues Wissen aneignen möchten, als eine umfassende und hilfreiche Grundlage. Das Buch sticht durch eine gute Gliederung und Gestaltung hervor. So ist es zunächst in drei große Abschnitte gegliedert, welche zudem in übersichtliche Kapitel unterteilt sind: Teil I beginnt mit einer allgemeinen Darstellung unterschiedlicher Grundlagen rund um die tiergestützte Intervention, welche unter anderem Definitionen der Begrifflichkeiten, Aspekte von Tierschutz, Ethik oder Rechtlichem und der Mensch-Tier-Beziehung und ihre Wirkmechanismen umfassen. Die Anmerkungen zu den aufgeführten Definitionen der IAHAIO (der International Association of Human Animal Interaction Organization) der VerfasserInnen des Kapitels „Begrifflichkeiten und Definitionen“, dass diese nämlich nicht weit genug gingen und es einer Präzisierung bedürfe (S. 20), sind aus unserer Sicht erfreulich. Eine weitere Präzisierung der genannten Bereiche tiergestützter Interventionen bereits an dieser Stelle im Buch und eine Eingrenzung der einzelnen Disziplinen wäre zudem hilfreich gewesen. Eine Eingrenzung und Ausrichtung einzelner Fachrichtungen wird in Teil III teilweise nachgeliefert, allerdings erschließt sich dort nicht immer die Zuordnung. So bleibt es bspw. aus unserer Sicht fraglich, warum Sonder- / Heilpädagogische Interventionen kein Unterkapitel der tiergestützten Pädagogik darstellen oder warum die Soziale Arbeit und auch die Autism u s - S p e k t r u m - S t ö r u n g e n (ASS) den Sonder- / Heilpädagogischen Interventionen als Unterkapitel zugeordnet werden. Im Kapitel zu ASS wird bspw. auch der medizinische oder auch psychotherapeutische Bereich angesprochen, wenn es darum geht, dass eine Finanzierung durch Krankenkassen ermöglicht werden müsste. Klare Begriffsdefinitionen in den einführenden Kapiteln und eine Einordnung von Interventionen zu verschiedenen Fachbereichen wären einer Klärung der Sachlage zuträglich gewesen und hätten dem vorliegenden Buch noch besser dazu verholfen, im praktischen wie auch im wissenschaftlichen Kontext als „Standardwerk der Wahl“ angesehen zu werden. Für die Arbeit im wissenschaftlichen Bereich, bspw. für die Nutzung als Handbuch für Studierende in der Qualifikationsphase, stellen die Zitation und die Quellenlage in einigen Kapiteln einen kleinen Wermutstropfen dar: bspw. entspricht die Zitation im Kapitel 4 unserer Meinung nach nicht den wissenschaftlichen Standards. Einzelne Aspekte einer so bekannten und weit verbreiteten Theorie wie der Salutogenese über ein unveröffentlichtes Manuskript zu zitieren ist zumindest unüblich und sollte in der zweiten Auflage des Buches überdacht werden. Zudem dürften an einigen Stellen Quellenangaben ergänzt werden, wenn es um Grundlagen und Definitionen geht. So kommen bspw. die Definitionen und Begriffe zu Ethik und Moral auf S. 77 und 78 vollständig ohne Quel- Ernst Reinhardt Verlag, München, 2018, 483 Seiten, € 44,00 (D), € 45,30 (A) 142 | mup 3|2019 Medien & Materialien lenangaben aus und auch sind zu einigen gerahmten Definitionen Quellen angegeben, zu anderen wiederum nicht. Eine einheitliche Handhabung wäre erfreulich. Im zweiten Teil des Buches werden unterschiedliche Tiere und ihr Einsatzbereich im Rahmen tiergestützter Intervention vorgestellt. Hierbei werden nicht nur die gängigen Tiere wie z. B. Hund und Pferd und ihre Verhaltensweisen und Einsatzgebiete betrachtet, sondern es finden sich auch Informationen über Kleintiere, Farmtiere und sogar Exoten. Abschließend folgt der große Teil über mögliche Konzepte und Verwendungsmöglichkeiten der Tiere. Hierbei wird auf unterschiedliche Krankheitsbilder, aber auch auf therapeutische und pädagogische Einsatzmöglichkeiten eingegangen. Teilweise wird die Theorie mit Fallbeispielen und einer Darstellung möglicher Wirkungen der Tiere, sowie mit aktuellen Forschungsergebnissen verknüpft. Die Autoren scheuen sich nicht, ihre eigene Meinung bezüglich möglicher Probleme, Schwierigkeiten oder Unstimmigkeiten anzusprechen, darzustellen und zudem zu begründen, sodass LeserInnen zum diesbezüglichen Nachdenken angeregt werden. Die angesprochenen Einsatzgebiete, Anwendungsfelder und Konzepte der Praxis tiergestützter Interventionen, die in diesem dritten Teil des Buches aufgeführt werden, sind vielfältig, und es ist den HerausgeberInnen gelungen, AutorInnen zu finden, die es verstehen, Theorie und Praxis gut und verständlich zu verknüpfen. Insgesamt ist jedes der Kapitel im Buch klar strukturiert und bietet LeserInnen aufgrund von Untertiteln, Definitionskästen, Fallbeispielen und einer Zusammenfassung des Kapitels einen guten und übersichtlichen Einblick in die behandelte Thematik. Da viele Themen nur kurz dargestellt und nicht weiterführend behandelt werden, ist es angedacht, dass LeserInnen weiterführende Literatur hinzuziehen müssen, weshalb auch häufig Tipps für weiterführende Informationen und Literatur mitgeliefert werden. Hilfreich sind zudem die in manchen Kapiteln gewählten Abbildungen und Tabellen, welche das gesamte Buch zu einem übersichtlichen Nachschlagewerk machen und es als „Standardwerk der Wahl“ (mit einigen Einschränkungen für den wissenschaftlichen Bereich) auf dem Feld der tiergestützten Interventionen etablieren. Jule-Marieke Andersen und Simone Pülschen Pferdegestützte Therapie Marianne Gäng (Hg.) Therapeutisches Reiten 3., erweiterte und neu gestaltete Auflage 2016. 288 Seiten. Zahlr. Fotos. Innenteil zweifarbig. 1. u. 2. Aufl. unter dem Titel „Reittherapie“ (978-3-497-02591-6) kt a w Medien & Materialien mup 3|2019 | 143 Agnes Bora, Katja Brendel, Alexander Lippert: Extreme Trail: extrem nah am Pferd Allen, die nach unserem Forumsbeitrag zum Thema Extreme Trail Interesse haben, sich näher mit dieser Arbeit auseinanderzusetzen, möchten wir gerne das Buch „Extreme Trail: extrem nah am Pferd“ vorstellen. Auf gut 300 Seiten, veranschaulicht mit zahlreichem Bildmaterial und Skizzen, werden von den AutorInnen wichtige Aspekte dieser Arbeit mit dem Pferd in sieben Kapiteln dargestellt. Die ersten Kapitel halten sich dabei recht knapp: Es wird erläutert, was der Extreme Trail ist, welche Vorteile er bringt und welche Ausrüstung benötigt wird. Dabei wird nicht ausgeschweift, sondern reduziert auf das Wesentliche die wichtigsten Punkte dargestellt. Kapitel fünf widmet sich deutlich ausführlicher dem konkreten Training im Extreme Trail. Zuerst werden die wichtigsten Übungen, welche vom Boden aus beherrscht werden sollten, beschrieben und skizziert (Vorhandwendung, Hinterhandwendung, Rückwärtsrichten etc.). Anschließend werden verschiedene konkretere Situationen erläutert, wie zum Beispiel der Umgang mit Problem- und Jungpferden im Extreme Trail, die Weiterführung ins Reiten, das Thema Losgelassenheit, aber auch die Besonderheiten des Trainings im Winter. Hervorzuheben ist in diesem Kapitel meiner Meinung nach der Unterpunkt Gymnastizierung, in dem anhand ausgesprochen anschaulicher Skizzen dargestellt wird, welche Muskelgruppen des Pferdes in welcher Übungssituation aktiv sind. Das vorletzte Kapitel behandelt die konkreten Hindernisse eines Extreme Trails: Jedes Hindernis wird beschrieben, durch Bilder veranschaulicht und die mögliche Herangehensweise aufgezeigt. Zum Teil werden außerdem Infos über Bauweisen und Materialien gegeben. Zu (nahezu) jedem Hindernis gibt es zudem Vorschläge zur Schwierigkeitsabstufung in den Kategorien Easy, Medium und Solid / Extreme. Am Ende jeder Hindernisbeschreibung findet man einen Überblick über Trainingseffekte des konkreten Hindernisses sowie ein abgehobenes Kästchen mit Trainingstipps. Das letzte Kapitel widmet sich dem Extreme Trail als Turnier-Disziplin. Dabei wird kurz auf die European Extreme Trail Association eingegangen, anerkannte Klassen beschrieben und Beurteilungskriterien aufgeführt. Im Anhang werden einige beispielhafte Patterns erklärt. Das rezensierte Buch wartet vor allem durch seine Anschaulichkeit (Kurzzusammenfassungen am Ende jedes Kapitels) und Praxisnähe (zahlreiche Tipps) auf. Durch die zahlreichen Bilder und die anschaulichen Skizzen mag man den ein oder anderen Tippfehler wohlwollend übersehen. Dennoch wäre ein größerer Kritikpunkt anzumerken, so empfinde ich es als besonders störend, wenn Reiter ohne Helm abgebildet sind, vor allem im Kapitel Problempferde. Insgesamt ist das Buch für jemanden, der sich ins Thema Extreme Trail einlesen möchte, durchaus informativ und empfehlenswert. MB Gut Hammerberg Eigenverlag, Hammerberg / Bayern, 2017, 300 Seiten, € 29,90