mensch & pferd international
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1867-6456
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2020
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Praxistipp: Die Arbeit mit bunten Tüchern
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2020
Jessica Nienhaus
Die Arbeit mit bunten Tüchern ist nicht nur in der Reittherapie und im heilpädagogischen Reiten ein super Hilfsmittel, sondern auch in der Reit- und Erlebnispädagogik. Bei den unterschiedlichsten Übungen werden kognitive Fähigkeiten und soziales Verhalten entwickelt und trainiert, egal, ob neben oder auf dem Pferd. Darüberhinaus macht die Arbeit mit bunten Tüchern auch wirklich jedem Beteiligten große Freude. [...]
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mup 2|2020|85-90|© Ernst Reinhardt Verlag München Basel, DOI 10.2378 / mup2020.art13d | 85 Jessica Nienhaus Praxistipp Die Arbeit mit bunten Tüchern Die Arbeit mit bunten Tüchern ist nicht nur in der Reittherapie und im heilpädagogischen Reiten ein super Hilfsmittel, sondern auch in der Reit- und Erlebnispädagogik. Bei den unterschiedlichsten Übungen werden kognitive Fähigkeiten und soziales Verhalten entwickelt und trainiert, egal, ob neben oder auf dem Pferd. Darüberhinaus macht die Arbeit mit bunten Tüchern auch wirklich jedem Beteiligten große Freude. Die Tücher gibt es in vielen bunten Farben, sind gut zu lagern und auch der Kostenfaktor ist nicht so groß wie bei vielen anderen Hilfsmitteln, die man sich vielleicht für die Reittherapie angeschafft hat. Man findet die Tücher in jedem gut geführten Spielwarengeschäft für Kinder, dort findet man sie auch unter dem Begriff Tanz- oder Jongliertücher. Sie werden aus leichtem Nylon hergestellt und sind dennoch robust genug, um sie bei Pferden einzusetzen. Man kann sie in kleineren und größeren Sets erwerben wie 12er- oder 24er-Packungen, so wie man es gerade braucht. Aber warum eigentlich mit diesen Tüchern arbeiten? Abgesehen von den tollen bunten Farben, dem großen vielfältigen Nutzungs- und ansprechenden Kostenfaktor sowie geringen Platzbedarf, schätze ich daran auch, dass man sie schnell und leicht griffbereit hat. Das Training mit den bunten Tüchern schult die Feinmotorik, Sozialverhalten, Farberkennung- und Wahrnehmung, Körperwahrnehmung und Körperkoordination, baut Ängste ab, fördert die Ausdauer, Greiffähigkeit, Selbstständigkeit, Selbstvertrauen, Vertrauen, Wohlbefinden, Persönlichkeitsentwicklung, Konzentration, Durchblutung, Dehnung sowie Stärkung der Muskulatur und verhilft zum Erhalt oder zum Widererhalt der Beweglichkeit. Es regt aber auch zum Gespräch an, hilft bei der Kontaktaufnahme zu anderen Kindern, zum Pädagogen selbst oder auch zum Pferd, weckt den Aktionsdrang und die Emotionen, stärkt die Sinne, trainiert den sprachlichen Ausdruck und regt natürlich auch die Fantasie an. So können die Tücher auch bei Fantasiereisen eingesetzt werden. Wenn die KlientInnen Angst davor haben, das Pony anzufassen, können sie es mithilfe der Tücher berühren. So können sie dennoch die Wärme erfahren, aber müssen es noch nicht direkt berühren. Haben die KlientInnen Angst, wenn sich das Pony bewegt, vergessen sie bei der Arbeit mit den Tüchern oftmals kurze Zeit diese Angst und können sich öffnen und entspannen; auch wenn sie nicht loslassen möchten, da sie Angst haben herunterzurutschen, werden sie nach kürzester Zeit ganz von alleine anfangen, sich näher mit den Tüchern zu beschäftigen und dann von alleine loslassen, auch wenn es vielleicht zunächst nur von kürzerer Dauer ist. Ein erster Erfolg ist garantiert. Es ist ein befreiendes Gefühl, wenn die Tücher um uns herum schweben. Ein Festhalten oder gar Festkrallen am Gurt wird dadurch ganz von allein 86 | mup 2|2020 Praxistipp: Nienhaus - Die Arbeit mit bunten Tüchern gemindert und die Kinderaugen strahlen. Oft dringt man über die Tücher zu den KlientInnen durch und ein echter oder erster Dialog kann entstehen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Kinder wirklich die Tücher lieben und es eines unserer wichtigsten Hilfsmittel ist. Vorbereitung auf die Arbeit mit bunten Tüchern für Mensch und Pferd Wichtig ist wie immer, dass das Pferd vorher unbedingt an die jeweiligen Materialien gewöhnt wurde, um die bestmögliche Sicherheit gewährleisten zu können. Selbst an Tagen, an denen es nicht windig ist, heben die Tücher schnell ab, da sie so leicht sind. Sie fallen aber grundsätzlich eher langsam und schweben förmlich durch die Luft. Dennoch kann sich auch ein erfahrenes Pferd erschrecken, wenn es die Tücher vorher nicht ausreichend kennengelernt hat. Eine erste Arbeitsstunde mit unseren KlientInnen könnte so aussehen, dass sich diese zunächst ganz in Ruhe mit den Tüchern vertraut machen. Das Pferd kann dabei von einem Helfer festgehalten werden und die Pädagogin oder der Pädagoge kann sich leicht abseits vom Pferd ganz der jeweiligen Situation widmen und stets Hilfestellung geben und neue Anreize schaffen. Dieses erste Kennenlernen ist sehr wichtig, um später dann auch mit Freude am und auf dem Pferd damit arbeiten zu können. Oft ist es hilfreich, wenn wir die Tücher in einem Behältnis am Reitplatz bereitstellen. So können die KlientInnen frei wählen, zu welcher Farbe sie sich hingezogen fühlen. Vielleicht kommt man bereits hier in einen Dialog und erfährt vielleicht, was die Lieblingsfarbe der Klientin oder des Klienten ist und was sie oder ihn mit dieser Farbe verbindet. Häufig fühlt man sich zu warmen Farben wie gelb, orange oder rot mehr hingezogen als zu anderen. Die Farbwahl kann aber natürlich auch andere Ursachen haben. So kann es zum Beispiel sein, dass die Klientin oder der Klient mit dem Schulpferd arbeitet, welches eine rote Ausstattung hat. Dies veranlasst die Klientin oder den Klienten rot zu wählen, da es ja zum Pferd besser passt als andere Farben. Oder die KlientInnen reflektieren sich selbst; hat jemand beispielsweise lila Kleidung an, kann es sein, dass diese Person dann diese Farbe bevorzugt, da sie in ihren Augen besser zu der Kleidung passt. Wenn wir uns ausreichend mit den Tüchern beschäftigt haben, können wir mit ihnen dann neben oder sogar schon auf dem Pferd damit arbeiten. Die Arbeit mit Tüchern am Pferd Grundsätzlich können wir die Arbeit mit bunten Tüchern aufteilen in Einzelerfahrungen am Pferd oder Gruppenerfahrungen. Wenn Sie auch LerntrainerIn mit Pferden sind oder Nachhilfeunterricht mit Pferden anbieten, können Sie die Tücher auch in diesem Bereich einsetzen. So kann jede Farbe eine Aufgabe darstellen, egal ob es eine Rechen-, Lese-, Schreib- oder auch motorische Aufgabe sein soll. Die Möglichkeiten sind auch hier unbegrenzt. Einzelerfahrungen am Pferd Auch hier darf das Kind das Tuch in Ruhe betasten und erforschen. Dabei kann es mir die Farbe und vielleicht auch das Material nennen. Wie fühlt sich das Tuch in den Händen an? Ist es weich oder rau, leicht oder schwer? Wir können auch Farben abfragen. Welche Farbe hat die Decke des Pferdes? Abb. 1: Gewöhnen an das Material „Tücher“ ohne KlientIn (Fotos: Jessica Nienhaus, Academy for Horses) Praxistipp: Nienhaus - Die Arbeit mit bunten Tüchern mup 2|2020 | 87 Welche Farbe hat der Himmel? Welche Farbe hat die Sonne? Das Kind kann mir auch seine Lieblingsfarbe nennen und ich reiche ihm das entsprechende Tuch an oder ich kann zum Nachmachen auffordern: „Kannst du das Tuch einmal so festhalten, als ob du dein Pony gerade führst? “, „Gibt es dabei noch etwas anderes zu beachten? “, „Wo muss ich dabei hinschauen? “ oder „Aus welcher Richtung kommt gerade der Wind? “. Nicht alle KlientInnen reiten auch in der jeweiligen Einheit das Pferd, aber dennoch können wir die Tücher in unsere Arbeit integrieren. Wenn ein Kind beispielsweise das Pferd oder Teilbereiche eines Pferdes nicht berühren möchte, können wir das Tuch als Hilfe nehmen, was sich dann zwischen der Hand des Kindes und dem Pferd befindet. So kann es das Pferd mit dem Tuch abstreichen, kann dennoch die Wärme des Tieres erspüren, erfahren und genießen. Wir können das Pferd auch an dem Tuch schnuppern lassen, wenn das Kind es festhalten möchte oder ein Tuch auf dem Boden legen und das Kind führt das Pferd zum Tuch und kann so gemeinsame Erfahrungen machen. Wir können Tücher am Pferd befestigen, wie an dem Zubehör, z. B. Trense, Zügel, Sattel, Steigbügel, Schabracke oder am Pferd selbst, wie an den Beinen oder dem Langhaar. Die Klientin oder der Klient kann aber auch die Tücher an sich selbst befestigen, wie z. B. an den Handgelenken oder den Knöcheln. Auch eine gemeinschaftliche Anatomie-Stunde wäre im ganzheitlichen Reitunterricht denkbar. So könnte eine Aufgabe sein, ein gelbes Tuch um den Hals des Pferdes zu legen und dies bei uns selbst auch entsprechend vorzunehmen. Oder wenn wir mit der Standtafel arbeiten, könnten wir sechs Aufgaben an die Tafel schreiben, die wir dann gemeinsam lösen müssen, beispielsweise steht an der Tafel gelb = Hals, rot = Bauch oder grün = Beine. Auch hier wird wieder die Motorik angesprochen. Damit man um den Bauch des Pferdes herum kommt, müssen vielleicht zunächst mehrere Tücher zusammengebunden werden. Dies kann auch eine Gemeinschaftsaufgabe sein, wenn Sie mit Gruppen arbeiten. Folgende Einzelerfahrungen auf dem Pferd bieten sich beispielsweise an: ■ Zusammenknüllen oder Kneten des Tuches. (Feinmotorik, Körperwahrnehmung, Körperkoordination, Muskulatur, Beweglichkeit, Aktionsdrang, Fantasie) ■ Hochwerfen und Auffangen des Tuches mit einer oder mit beiden Händen gleichzeitig. (Feinmotorik, Konzentration, Körperwahrnehmung, Körperkoordination, Selbstvertrauen, Beweglichkeit, Aktionsdrang, Sinnesstärkung) ■ Das Tuch nach dem Hochwerfen nur mit einer von uns vorher festgelegten Hand wieder auffangen. (Greiffähigkeit, Feinmotorik, Konzentration, Körperwahrnehmung, Körperkoordination, Beweglichkeit) ■ Das Tuch mit der rechten Hand hochwerfen und mit dieser auch wieder auffangen, dies dann auch umgekehrt oder diagonal. (Greiffähigkeit, Feinmotorik, Konzentration, Körperwahrnehmung, Körperkoordination, Selbstvertrauen, Beweglichkeit, Aktionsdrang, Sinnesstärkung) ■ Das Tuch an einem Zipfel fassen und dann in der Luft Formen zeichnen, z. B. einen Kreis oder auch Zahlen nachzeichnen. (Greiffähigkeit, Feinmotorik, Konzentration, Körperwahrnehmung, Körperkoordination, Persönlichkeitsentwicklung, Muskulatur, Beweglichkeit, Gesprächsanregung, Kontaktaufnahme, Aktionsdrang, Sinnesstärkung, Fantasie) ■ Schwungübungen absolvieren, wie das Drehen des Tuches wie ein Lasso über oder neben dem Körper, dies auch von beiden Seiten. (Feinmotorik, Durchblutung, Konzentration, Körperwahrnehmung, Körperkoordination, Ausdauer, Muskulatur, Beweglichkeit, Aktionsdrang, Sinnesstärkung, Emotionen, Fantasie) ■ Das Tuch auf den Kopf legen und versuchen eine Runde zu reiten, ohne dass es herunterfällt. (Feinmotorik, Konzentration, Körperwahrnehmung, Körperkoordination, Selbstvertrauen, Muskulatur, Beweglichkeit, Gesprächsanregung, Kontaktaufnahme, Sinnesstärkung) ■ Das Tuch nach oben führen und mit den Augen und dem Kopf dieser Bewegung folgen. (Feinmotorik, Konzentration, Körperwahrnehmung, Sinnesstärkung) ■ Das Tuch in die Hand nehmen, es zur Seite führen und vor und zurück schwenken, der Kopf kann dem Tuch folgen und wir achten darauf, dass der Rumpf nicht mitbewegt wird. 88 | mup 2|2020 Praxistipp: Nienhaus - Die Arbeit mit bunten Tüchern (Feinmotorik, Körperwahrnehmung, Körperkoordination, Muskulatur, Beweglichkeit) ■ Das Tuch kann unter dem Gesäß, das Knie oder den Oberschenkel gelegt werden. Nun können wir eine Runde reiten und versuchen das Tuch nicht zu verlieren. (Konzentration, Durchblutung, Körperwahrnehmung, Körperkoordination, Kraft, Sinnesstärkung) ■ Mit dem Tuch winken. (Selbstvertrauen, Emotionen, Kontaktaufnahme) ■ Das Tuch fliegen lassen und dabei beobachten, wie es durch die Luft gleitet und weich landet. (Selbstvertrauen, baut Ängste ab) ■ Das Tuch über dem Kopf schwenken. (Feinmotorik, Körperkoordination, Kraft, Muskulatur, Sinnesstärkung) ■ Mit den Tüchern jonglieren. (Feinmotorik, Konzentration, Körperkoordination, Aktionsdrang) ■ Das Tuch in eine Hand nehmen und vor dem Körper kreisen lassen. (Feinmotorik, Durchblutung, Körperkoordination, Muskulatur, Beweglichkeit) ■ Ein Knie anheben und das Tuch unter dem Knie in die andere Hand geben, anschließend die Seite wechseln. (Feinmotorik, Konzentration, Durchblutung, Selbstvertrauen, Ausdauer, Kraft, Körperwahrnehmung, Körperkoordination, Muskulatur, Beweglichkeit) ■ Das zusammengerollte Tuch an beiden Enden fassen und die Arme nach vorne strecken und dann die Arme heben und senken soweit man kann. (Feinmotorik, Konzentration, Durchblutung, Körperwahrnehmung, Körperkoordination, Kraft, Muskulatur, Beweglichkeit) ■ Das Pferd mit den Tüchern zudecken. (Vertrauen, Wohlbefinden, Kontaktaufnahme, Emotionen) ■ Das Kind kann die Flugbewegungen des herabfallenden Tuches mit der Hand imitieren. (Feinmotorik, Körperwahrnehmung, Körperkoordination, Sinnesstärkung) ■ Die Tücher in Regenbogenfarben hintereinanderlegen, von hell nach dunkel oder umgekehrt, und dann an der Mähne mit Klammern befestigen. Man könnte aber auch nur zwei Farben jeweils im Wechsel vornehmen, wie rot und Abb.2: Förderung der Motorik: Bewegung nach oben Abb. 3: Förderung der Motorik: Bewegung auf die Seite Praxistipp: Nienhaus - Die Arbeit mit bunten Tüchern mup 2|2020 | 89 gelb, oder die helleren Farben sollen auf der einen Seite des Pferdes angebracht werden und die dunkleren Farben auf der anderen Seite des Pferdes. (Farberkennung- und Wahrnehmung, Feinmotorik, Konzentration, Gesprächsanregung, Selbständigkeit) ■ Nur bestimmte Tücher an dem Pferd anbringen, jedes angebrachte Tuch steht für eine Aufgabe, welche die KlientInnen erfüllen sollen. So kann man auch die Arbeit mit der Standtafel dazu nehmen, wo wir vielleicht vorher gemeinsam für jede Farbe eine Aufgabe festgelegt haben. (Farberkennung- und Wahrnehmung, Konzentration, Gesprächsanregung) ■ Das Pferd oder nur bestimmte Körperteile wie die Mähne, den Kopf oder den Pferde-Popo mit den Tüchern zudecken. (Vertrauen, Wohlbefinden, Abbau von Ängsten, Selbstvertrauen, Kontaktaufnahme) ■ Die Klientin oder der Klient könnte nur die Lieblingsfarben am Pferd anbringen. (Farberkennung- und Wahrnehmung, Wohlbefinden, Selbstvertrauen, Emotionen, Kontaktaufnahme) ■ Mit dem Tuch in der Hand ganz weit strecken. (Körperwahrnehmung, Körperkoordination, Beweglichkeit) ■ Mit dem Tuch in der Hand fliegen wie ein freier Vogel. (Körperwahrnehmung, Körperkoordination, Selbstvertrauen, Aktionsdrang, Emotionen, Fantasie) ■ In jeweils einer Hand ein Tuch halten und damit schwingen. (Feinmotorik, Körperkoordination, Muskulatur, Beweglichkeit, Aktionsdrang) Vielleicht können wir auch bestimmte Übungen mit beiden Händen gleichzeitig durchführen. In der Regel gibt es immer eine Seite, die motorisch besser ausgeprägt ist. Wenn man das Tuch zusammenknüllt und dann langsam die Hand wieder öffnet, sieht es so aus, als ob eine Blume entstanden ist. Dies können wir uns wieder in der Reittherapie zunutze machen, um einen Dialog mit den KlientInnen zu erreichen. So können wir zusammen eine Blumenwiese erschaffen und daraus vielleicht auch eine kleine Geschichte machen. Die Tücher regen auch zu Selbsterfahrungen an. Wie können wir das Tuch bewegen, nach oben Abb. 4: Zudecken des Pferdes mit verschiedenfarbigen Tüchern Abb. 5: Schwungübungen mit beiden Händen 90 | mup 2|2020 Praxistipp: Nienhaus - Die Arbeit mit bunten Tüchern und nach unten, in kreisenden Bewegungen, vor und zurück, hin und her oder auf und ab. Viele Kinder genießen den Augenblick, einmal ganz allein mit sich und dem Partner Pferd zu sein. Lassen Sie dies ruhig zu. Zum Abschluss einer Einheit können wir eine Geschichte erfinden. Wir könnten das Tuch gemeinsam „waschen“. So waschen, trocknen, bügeln und legen wir es zusammen. Nach dem „Waschvorgang“ können wir es wieder in den Schrank zurücklegen. Dies können wir mit den Fingern und Armen nachstellen. Auch hier wird wieder die Motorik angesprochen. Gruppenerfahrungen Gruppenerfahrungen können wir auch hier zunächst kombinieren mit Erfahrungen am und dann auf dem Pferd. Als Aufwärmübung und um sich mit den Tüchern noch weiter vertraut zu machen, eignet sich beispielsweise das Spiel „Das wandernde Tuch“. Hierbei handelt es sich um eine Partneraufgabe. Jeweils zwei Kinder laufen langsam hintereinander über den Reitplatz. Das vordere Kind lässt das Tuch mit gestreckten Armen über dem Kopf flattern. Wenn es das Tuch loslässt, fängt das hintere Kind das Tuch in der Luft auf und überholt dann seinen Partner. Das Pferd kann in dieser Zeit gleichzeitig von der Pädagogin bzw. vom Pädagogen warmgeführt werden. Sind die Kinder in der Lage selbständig zu reiten, können sie beispielsweise versuchen, nebeneinander her zureiten. Jeder hält eine Seite des Tuches fest, ohne das es losgelassen wird. Hier werden wieder Rücksichtnahme und Teamwork geschult. Nur so kann es funktionieren. Auch können wir Gemeinschaftsübungen absolvieren wie die Arme hochheben, nach vorne oder nach hinten, das Tuch hochwerfen und dabei versuchen, das Tuch vom Nachbarn aufzufangen oder das Tuch beim Vorbeireiten dem Mitspieler aus der Tasche zu ziehen. Die Kinder können auch auf dem Pferd versuchen, das jeweils andere Pferd oder den gegenüberliegenden Partner zu schmücken. So kann jeder dem anderen ein Tuch um die Hand wickeln oder vielleicht ja sogar auch um den Fuß. So muss man sich weit rüber beugen und festigt das Vertrauen zu seinem Pferde-Partner. Es können mit den Tüchern auch Bilder oder Figuren auf den Boden gelegt werden. So kann man aus den Tüchern ein Haus oder eine Blume legen. Wir können dazu mit der Tafel und vielleicht sogar mit einem Lernwürfel arbeiten. So können wir die jeweils eingesetzten Farben erspielen und jedes Kind kann einmal würfeln und die gewürfelte Farbe dann auf den Boden legen. So geht es gemeinsam immer weiter, bis wir die jeweilige Aufgabe im Team gelöst haben. Ich hoffe, ich konnte Ihnen einen guten Einblick in das Training mit den bunten Tüchern geben und würde mir wünschen, dass Sie die Tücher vielleicht auch schon bald zu Hause in Ihren Alltag einbauen. Sie werden sehen, je mehr man sich mit den Tüchern beschäftigt, umso mehr und leichter entstehen neue Ideen auf einmal ganz von allein. Gleichzeitig möchte ich mich nochmals bei unserem tollen Pferd „Xavia“ sowie seiner Reiterin Laura bedanken. Wir hatten bei der Erstellung der Fotos jede Menge Spaß zusammen. Die Autorin Jessica Nienhaus Reitpädagogin, Reittherapeutin, Erlebnispädagogin, Lerntrainerin, Pferdeheilpraktikern, Pferdephysiotherapeutin, Leiterin der Academy for Horses (Weiterbildungsanbieter im ganzheitlichen Pferdebereich) Anschrift Jessica Nienhaus · An der Chaussee 4 · D-46414 Rhede jansen_jessica@yahoo.de
