mensch & pferd international
2
1867-6456
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
71
2020
123
Forum: Erfahrungsbericht über meinen Freiwilligendienst in einem Reittherapiezentrum in Ecuador
71
2020
Marlene Welker
Mit dem Ziel, nach meinem Abitur im Mai 2019 Erfahrungen im Ausland zu sammeln, habe ich mich im November 2018 auf der Homepage von „weltwärts“, dem entwicklungspolitischen Freiwilligendienst des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), umgesehen. Schon bald bin ich auf einige Projekte gestoßen, die mich sehr interessiert haben. Meine Aufmerksamkeit ist vor allem bei einem Projekt hängengeblieben – „Ángeles en Cuatro Patas“ (dt.: „Engel auf vier Hufen“), einem Reittherapiezentrum in Ecuador, Südamerika. [...]
2_012_2020_003_0129
mup 3|2020|129-134|© Ernst Reinhardt Verlag München Basel, DOI 10.2378 / mup2020.art19d | 129 Marlene Welker Forum Erfahrungsbericht über meinen Freiwilligendienst in einem Reittherapiezentrum in Ecuador Mit dem Ziel, nach meinem Abitur im Mai 2019 Erfahrungen im Ausland zu sammeln, habe ich mich im November 2018 auf der Homepage von „weltwärts“, dem entwicklungspolitischen Freiwilligendienst des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), umgesehen. Schon bald bin ich auf einige Projekte gestoßen, die mich sehr interessiert haben. Meine Aufmerksamkeit ist vor allem bei einem Projekt hängengeblieben - „Ángeles en Cuatro Patas“ (dt.: „Engel auf vier Hufen“), einem Reittherapiezentrum in Ecuador, Südamerika. Da ich seit fast fünfzehn Jahren mit Pferden zu tun habe, selbst durch die Reittherapie an die Arbeit mit dem Pferd herangeführt wurde und der Kontakt mit Pferden somit ein Teil meines Lebens ist, war ich von Anfang an begeistert von der Vorstellung, zehn Monate auf einem Reiterhof in Ecuador zu verbringen. Im folgenden Bericht schildere ich meine Erfahrungen im Rahmen meines Freiwilligendienstes und gebe Einblick in die Arbeit des Projekts „Ángeles en Cuatro Patas“. „Ángeles en Cuatro Patas“ - Ein Reittherapiezentrum in Ecuador Am 27. August 2019 kam ich in Quito an, der Hauptstadt Ecuadors, beinahe direkt am Äquator und auf fast 3000 Metern über dem Meeresspiegel. Hier liegt, inmitten der malerischen Anden, unzähliger Vulkane und am Rande einer vor Leben sprühenden Stadt mein neues Zuhause. Auf dem Hof von „Ángeles en Cuatro Patas“, der aus dem Wohnhaus und drei verschiedenen Stallanlagen besteht, die Platz für siebzehn Pferde, zwei Esel und über dreißig Hunde bieten, arbeiten meine aus Italien stammende Gastmutter und mein 24-jähriger Gastbruder seit fast achtzehn Jahren mit psychisch sowie physisch behinderten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Mit den Pferden unterschiedlichster Rassen, beispielsweise aus Kolumbien und Peru, aber auch klassischer aus England, einem von der Gemeinde zugewiesenen Waldstück, das zum Therapiewald umgestaltet wurde und mit ein paar herzlichen und fleißigen Menschen im Team wird so das Projekt geführt. Seit ein paar Jahren werden zudem Freiwillige aus aller Welt in dem Projekt aufgenommen, die, je nach Entsendeorganisation und Herkunftsland, ein paar Tage oder Monate für das Therapiezentrum arbeiten. Dazu gehören seit einigen Monaten auch meine andere deutsche Mitfreiwillige und ich. Gleich zu Beginn dieses Berichts muss ich festhalten, dass die pferdgestützte Arbeit hier sich stark von der pferdgestützten Arbeit in Deutschland unterscheidet. Es wird in unserem Therapiezentrum zwar durchgängig von „terapia“ gesprochen, richtig ist aber, dass keine und keiner der Beteiligten eine therapeutische Ausbildung hat, weshalb im Folgenden der Begriff der pferdgestützten Intervention verwendet wird. Jeder meiner Arbeitstage beginnt um acht Uhr morgens, wenn wir Freiwilligen mit ein paar Hunden ausgehen und die Pferde auf die Koppel 130 | mup 3|2020 Forum: Welker - Erfahrungsbericht über meinen Freiwilligendienst in einem Reittherapiezentrum laufen können, die sich ca. 300 Meter entfernt neben unserem Therapiewald befindet. Dann teilt sich unsere Arbeitsgruppe auf, die aus vier fest angestellten MitarbeiterInnen und den Freiwilligen besteht. Ein Teil von uns verbringt den Vormittag auf dem Hof, um die Ställe zu säubern und die Anlage instand zu halten, der andere Teil widmet sich der pferdgestützten Intervention und den Reitstunden. Zur pferdgestützten Intervention kommen von 8: 30 bis 12: 00 Uhr und von 14: 00 bis 16: 00 Uhr die verschiedensten KlientInnen. Das reicht von Kleinkindern, die noch keinen Reitunterricht nehmen können und einfach da sind, um sich an die Arbeit mit dem Pferd zu gewöhnen, bis zu ernsthaft körperlich oder psychisch eingeschränkten Menschen mit beispielsweise Taubstummheit, Down-Syndrom, Autismusspektrumsstörung, Alzheimer, Aggressionsstörungen, Tourette-Syndrom, Gleichgewichtsstörungen, ADHS oder auch Spastiken. Auch das Alter der KlientInnen variiert sehr - während unsere Jüngsten noch nicht einmal zwei Jahre alt sind, sind unsere Ältesten bis zu 73 Jahre alt. Je nach KlientIn und nach Behinderung bzw. Einschränkung werden dann auch die Pferde ausgewählt, wobei das bei manchen, vor allem den Kleinen, jedes Mal ein anderes sein kann, viele KlientInnen jedoch bei einem bleiben. Zur Verfügung stehen uns sieben Therapiepferde mit ganz unterschiedlichen Charakteren und Staturen, die dann den jeweiligen KlientInnen zugeordnet werden. Teilweise wurden unsere Therapiepferde auch hier auf dem Hof ausgebildet oder befinden sich gerade in der Ausbildung. Die pferdgestützte Intervention selbst gestaltet sich je nach KlientIn ebenfalls ganz individuell, wobei wir hier auf dem Hof mittlerweile sehr viele Möglichkeiten haben. In der Zeit, in der ich jetzt hier bin, haben die Mitarbeiter angefangen, unseren Therapiewald auf Vordermann zu bringen und so wurden etliche Wurzeln ausgegraben, Zäune gebaut und neue Gerätschaften ins Leben gerufen. Da unser Gastbruder beschlossen hat, die Therapiemethoden ein bisschen zu reformieren, hat sich diesbezüglich in den letzten fünf Monaten so einiges getan. Wo zuvor nur Wald mit ein paar Trampelpfaden war, gibt es jetzt mehr Spielraum. Wir haben beispielsweise einen sogenannten „Track“ gebaut, einen Weg, der durch einen aus weiß bemalten Baumstämmen gefertigten Zaun abgesteckt ist und in den bunte Baumstämme eingebunden sind. An diese können vor allem Kinder vom Pferderücken aus farbig passende Ringe hängen. Zudem haben wir die Spitzen aller Zaunpfähle, die das Gelände abgrenzen, bunt angemalt und beim Vorbeireiten können die KlientInnen farbig passende Rasseln schütteln. Eine andere Aufgabe besteht aus aneinandergebundenen Hula-Hoop-Reifen, die zwischen zwei Bäumen aufgehängt sind und durch welche die KlientInnen Bälle werfen können. All diese Aufgaben können wir mit unterschiedlichen KlientInnen durchführen, deren geistige Entwicklung bspw. eingeschränkt ist oder die ein unsicheres Sozialverhalten zeigen. So können deren Koordination, kognitive Fähigkeiten und Balance trainiert werden. Oft machen wir auch Übungen, die weniger Gerätschaften bedürfen. Bereits mit einem Slalom aus Pylonen, einem kleinen Ball Abb. 1: Sicht auf Quito von der Koppel aus Forum: Welker - Erfahrungsbericht über meinen Freiwilligendienst in einem Reittherapiezentrum mup 3|2020 | 131 oder einem HulaHoop-Reifen lässt sich schon einiges anstellen. Und allein schon die Veränderung der Sitzposition auf dem Pferd, beispielsweise durch das Seitwärts-Reiten oder sogar das Hinlegen auf dem Pferderücken, kann bereits eine sehr gute Methode sein, den KlientInnen eine weitere Perspektive und eine neue Erfahrung zu ermöglichen. Im Allgemeinen machen wir Übungen, die KlientInnen dabei helfen sollen, Gleichgewicht, Beweglichkeit, Konzentrationsfähigkeit und vor allem auch Selbstvertrauen zu steigern. Dies wird zusätzlich dadurch gefördert, dass wir viel mit den KlientInnen reden. Ein lockeres Gespräch, über Gott und die Welt oder einfach nur beim Mittagsessen, macht die Situation für alle Beteiligten noch einmal entspannter. Man merkt, wie viel besser eine zwischenmenschliche Beziehung funktioniert, wenn man zusammen Dinge angeht, sich zusammen an neue Herausforderungen herantraut und gemeinsam Zeit verbringt, aus der alle mit einem Lächeln herausgehen können. Was auch von Person zu Person variiert, ist die Anzahl der TherapeutInnen, die zur pferdgestützte Intervention benötigt werden. Manchmal sind das drei, wenn KlientInnen zum Beispiel links und rechts am Bein gehalten werden müssen, weil sie selbst das Gleichgewicht nicht halten können. Die Übungen werden in Abhängigkeit von der Beeinträchtigung und den Fertigkeiten der KlientInnen i. d. R. im Schritt und im Trab durchgeführt, denn Galopp bietet sich aus Sicherheitsgründen während der Intervention meistens nicht an. Nach einigen Gesprächen mit Eltern kleiner Kinder, die regelmäßig zur pferdgestützten Intervention kommen, ist mir mittlerweile klar geworden, was diese hauptsächlich davon erwarten. Die Eltern hoffen, dass ihr Kind durch die Arbeit mit Pferd und Mensch gegenüber Fremden auftaut, sich traut, Aufgaben selbst anzugehen, auch wenn andere Menschen dabei sind, und ein bisschen schneller in zwischenmenschlichen Kontakt treten. Natürlich ist das Pferd hierfür ein guter Schlüssel, denn durch seine Anwesenheit wird für KlientInnen ein Rahmen geschaffen, in dem sie selbst Verantwortung übernehmen können, aber auch viel Vertrauen aufbringen, indem sie sich beispielsweise tragen lassen. Es ist ein spezielles Umfeld, das nicht unbedingt einer Alltagssituation gleicht und dementsprechend noch einmal Raum für neue Erfahrungen und Entwicklung bietet. Hier ist es auch besonders spannend zu sehen, wie sich bereits in einer Intervention viel verändern kann. Während beispielsweise viele Kinder anfangs zögerlich und schüchtern sind, die Aufgaben unsicher durchführen und nicht wirklich mit den TherapeutInnen interagieren, ist das oft am Ende der gemeinsamen Zeit schon anders. Nicht selten fangen die Kinder mit der Zeit an, zu erzählen oder entzückte Geräusche von sich zu geben, sie gehen mit mehr Selbstbewusstsein an die Übungen heran, weil sie wissen, was sie tun müssen, und nicht selten passiert es, dass sie den Pferderücken am Ende gar nicht mehr verlassen wollen. In diesen Situationen versuchen wir immer, die Aussicht auf das nächste Mal zu vermitteln, beispielsweise indem das Kind mit einem Abb. 2: Gemeinsam mit einer Klientin in der Therapieeinheit am Pferd 132 | mup 3|2020 Forum: Welker - Erfahrungsbericht über meinen Freiwilligendienst in einem Reittherapiezentrum „Bis morgen“ das Pferd noch einmal streichelt und sich verabschiedet. Die Beziehung zwischen den KlientInnen und dem Pferd ist hierbei nicht weniger bedeutend als die Beziehung zwischen KlientInnen und TherapeutInnen. Ich muss sagen, dass ich mich zuerst in die Arbeit mit den KlientInnen und in das Konzept der pferdgestützten Intervention einfinden musste. Als ich hier ankam, konnte ich gar kein Spanisch, das heißt durch die Sprachbarriere ist es mir sehr schwergefallen, eine Beziehung zu den Personen aufzubauen und mich aktiv an der Arbeit zu beteiligen. Doch nach einem einwöchigen Sprachkurs kurz nach meiner Ankunft und je länger ich hier unter Menschen war, fiel es mir von Tag zu Tag leichter, Zusammenhänge im Projekt zu verstehen, meinen Platz zu finden und öfter einfach anzupacken. Mittlerweile fühle ich mich sehr wohl damit, ein Mitglied dieser großen Familie zu sein und bin froh, meinen Teil dazu beitragen zu können. Ich unterhalte mich sehr gerne mit den KlientInnen und ihren Angehörigen und unterstütze andere TherapeutInnen bei ihrer Arbeit. Dies ist für mich jedes Mal aufs Neue ein kleines Abenteuer und ich versuche, meinen Job so gut wie möglich zu machen. Wie oben bereits erwähnt, besteht der wohl größte Unterschied der Reittherapie hier in Ecuador zu der in Deutschland darin, dass keiner der Angestellten eine Ausbildung für die Durchführung pferdgestützter Interventionen hat. Mein Gastbruder Giancarlo, der zum großen Teil Leiter der pferdgestützten Intervention von „Ángeles en Cuatro Patas“ ist, hat im Bachelor Psychologie an einer der besten Universitäten Ecuadors studiert, bisher aber noch keine Zusatzausbildung für die Arbeit mit dem Pferd absolvieren können. Er ist dennoch Ansprechpartner für alle HelferInnen und ArbeiterInnen. Die Personen, die hier arbeiten, besitzen ein außerordentliches Charisma, unglaublich viel Empathie und eine sehr gute Menschenkenntnis. Die Leute, die die Übungen durchführen und von denen keiner älter ist als 25 Jahre, werden von den KlientInnen und ihren Angehörigen sowie von den Reitschülern geliebt und bewundert. Es ist rührend mit anzusehen, wie vor allem die Kinder auf ihre TherapeutInnen reagieren, wie viel sie erzählen und wie breit ihr Lächeln nach einer erfolgreichen Intervention ist. Es freut mich nach wie vor sehr, dass ich in einem so herzlichen und professionellen Therapiezentrum mitarbeiten kann, das unter deutschen Standards so nicht existieren könnte. Oft werde ich gefragt, ob und wie viel die KlientInnen hier für die pferdgestützte Intervention bezahlen. Eigentlich kostet eine Therapiestunde fünf Dollar. Wir haben jedoch KlientInnen, die nichts bezahlen und deren Stunden durch Spenden finanziert werden, wobei diese Fälle eine deutliche Minderheit darstellen. Ich habe das Gefühl, dass sich „Ángeles en Cuatro Patas“ hauptsächlich mit den Einnahmen der Reitstunden über Wasser hält. Über Wasser deswegen, weil es finanziell generell schwierig ist. Das Reiten und auch der Umgang mit dem Pferd hat nun einmal in einem Entwicklungsland wie Ecuador für die meisten Menschen keine Priorität. Und so habe ich in meinem Projekt hauptsächlich mit privilegierten Ecuadorianern zu tun. Zu den Reitstunden kommen zusätzlich viele Kinder ausländi- Abb. 3: Giancarlo und ich während einer Therapieeinheit Forum: Welker - Erfahrungsbericht über meinen Freiwilligendienst in einem Reittherapiezentrum mup 3|2020 | 133 scher Eltern, die zum Beispiel aus den USA, Frankreich, der Schweiz oder Russland kommen. Das finde ich zwar auf der einen Seite schade, da mich mein Projekt, nicht wie die Projekte vieler anderer Freiwilliger, eigentlich nicht an das heranführt, was leider für viele Menschen in diesem Land Realität ist - die Armut. Auf der anderen Seite bin ich sehr froh darüber, dass nichtsdestotrotz so viele Menschen das Angebot des Reittherapiezentrums und der Reitschule annehmen und regelmäßig kommen. Wäre es anders, könnte mein Projekt nicht in dieser Form existieren und vielen PatientInnen nicht diese einzigartige Chance der pferdgestützten Intervention bieten. Dies fände ich persönlich sehr bedauerlich, denn ich merke mit jedem Tag, wie viel Motivation und Herzblut hinter der Arbeit von „Ángeles en Cuatro Patas“ steckt. Ein gutes Beispiel hierfür ist der „Paro Nacional“, der Generalstreik, der Anfang Oktober 2019 in Ecuador ausgebrochen ist. Aufgrund des Wegfalls von staatlichen Subventionen auf Treibstoff stand zu dieser Zeit im ganzen Land für zwei Wochen alles Kopf. Beginnend mit Taxi- und Busstreiks über gewaltsame Demonstrationen bis hin zu einem Quito, das einem Schlachtfeld ähnelte und dessen historisches Zentrum aufgrund von Vandalismus zu großen Teilen zerstört wurde. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung, besonders der indigenen Gruppen, war in dieser Phase deutlich zu spüren, auf im Internet kursierenden Videos zu sehen und durch den Einsatz von Rauch- und Tränengasgranaten seitens der Polizei täglich deutlich zu hören. Die Reaktion meiner Gastfamilie, besonders die Reaktion meines Gastbruders, hat mich tief berührt. Denn obwohl in der Stadt jeden Tag die Hölle los war, war es meinem Gastbruder sehr wichtig, in „Ángeles en Cuatro Patas“ Normalität beizubehalten. Wir haben also trotz des „Paros“ die ganzen zwei Wochen hindurch normal gearbeitet und waren für die KlientInnen da, die sich auf die Straße getraut und sich auf den Weg zu uns gemacht haben. Im Hinblick darauf erstellte Giancarlo in dieser Zeit einen rührenden Facebookbeitrag. In diesem schreibt er: „In den letzten Tagen war mein Land Schauplatz eines Science-Fiction- Krieges in der Realität. Polizei und Militär gegen das Volk, das Volk gegen die Polizei, Militär gegen Polizei. Ein Schlachtfeld, umgeben von schwammigen Informationen und sehr wenig Klarheit. Obwohl wir in der Stadt Quito wohnen, die diese Woche Wiege größter Gewalt war, konnten wir dank unseres Teams normal arbeiten. Acht schreckliche Tage für Ecuador - wir glauben jedoch, dass unser Kampf wichtiger ist und unsere Arbeit eine bewusstere Lösung für die Situation um uns herum ist. Heute habe ich jede / n unserer KlientInnen angesehen und mir überlegt, welches Beispiel wir ihnen als Gesellschaft geben, wenn wir mit der animalischen Haltung fortfahren, die gerade überall im Land gezeigt wird? Doch wurde mir durch die Arbeit unserer Helden und Heldinnen eindeutig gezeigt, dass ich das Privileg habe, die Menschen hier ein Team zu nennen, das seine Pflicht zum Widerstand getan hat.“ Diese Art des friedvollen Widerstandes und die Idee, durch unsere Arbeit eine andere Herangehensweise an Konflikte zu zeigen und den Kindern zu vermitteln, beeindruckt Abb. 4: Maybrit und Karen bei einer Therapieeinheit 134 | mup 3|2020 Forum: Welker - Erfahrungsbericht über meinen Freiwilligendienst in einem Reittherapiezentrum und berührt mich nach wie vor und zeigt mir, dass es meinem Projekt äußerst wichtig ist, den KlientInnen gutherzige und friedliche Werte mit auf den Weg zu geben. Alles in allem muss ich also sagen, dass ich überglücklich bin, meinen Freiwilligendienst bei „Ángeles en Cuatro Patas“ machen zu können. In den fünf Monaten, die ich jetzt hier bin, habe ich schon unglaublich viel über mich selbst gelernt, was ich zu großen Teilen der Arbeit in der pferdgestützte Intervention und dem Kontakt mit den PatientInnen zu verdanken habe. Es ist ein schönes Gefühl, Teil einer für viele Menschen so großen Sache zu sein und jeden Tag einige Gesichter zum Lachen zu bringen. Ich hoffe, dass ich in den weiteren fünf Monaten, die mir jetzt noch bleiben, die Motivation und den Spaß an den pferdgestützte Intervention und der heiltherapeutischen Arbeit mit dem Pferd noch weiter ausbauen kann und noch so einiges für mich selbst und mein Leben daraus mitnehmen kann. Und wer weiß, vielleicht schlage ich ja eines Tages auch in meinem eigenen Berufsleben einen Weg mit dem Pferd als Therapiegenosse ein? Weitere Informationen: Falls ich durch diesen Bericht euer Interesse an diesem Projekt oder an meinem Freiwilligendienst geweckt haben sollte, könnt ihr unter folgenden Adressen gerne auch auf Social Media „up to date“ bleiben. Mein Blog auf Open Door International e. V. (meiner Entsendeorganisation): „Marlene in Ecuador“ (https: / / freiwilligenblog.opendoorinternational.de/ allgemein/ weltwaerts-2019-20/ marlene-in-ecuador/ ) Mein Blog auf Instagram: @aventuramarlenes Die Autorin Marlene Welker absolviert derzeit über „weltwärts“ ein freiwilliges soziales Jahr in Ecuador, wo sie zehn Monate lang in einem Reittherapiezentrum mithilft. Anschrift Marlene Welker · marlene.ada@icloud.com Abb. 5: Glückliche Klienten in Ecuador
