eJournals mensch & pferd international 12/1

mensch & pferd international
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1867-6456
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/mup2020.art05d
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2020
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Stichwort: Elementare motorische Fertigkeiten

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2020
Meike Riedel
Als elementare motorische Fertigkeiten werden z. B. Hüpfen, Laufen, Klettern, Rollen oder Balancieren bezeichnet (s. Kasten). Diese sogenannten grundlegenden Bewegungsformen spielen vor allem im Verlauf der motorischen Entwicklung von Kindern eine wichtige Rolle. Sie stellen eine elementare Basis für das Erlernen und Bewältigen verschiedener sportartspezifischer Techniken dar. Eine adäquate Beherrschung dieser Fertigkeiten ermöglicht Kindern eine Teilhabe an der Sport- und Bewegungskultur. [...]
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mup 1|2020|29-30|© Ernst Reinhardt Verlag München Basel, DOI 10.2378 / mup2020.art05d | 29 Meike Riedel Stichwort Stichwort: Elementare motorische Fertigkeiten Als elementare motorische Fertigkeiten werden z. B. Hüpfen, Laufen, Klettern, Rollen oder Balancieren bezeichnet (s. Kasten). Diese sogenannten grundlegenden Bewegungsformen spielen vor allem im Verlauf der motorischen Entwicklung von Kindern eine wichtige Rolle. Sie stellen eine elementare Basis für das Erlernen und Bewältigen verschiedener sportartspezifischer Techniken dar. Eine adäquate Beherrschung dieser Fertigkeiten ermöglicht Kindern eine Teilhabe an der Sport- und Bewegungskultur. Sie sollten von Kindern im 4. und 5. Lebensjahr in ihrer Grobform beherrscht werden. Im weiteren Verlauf der motorischen Entwicklung kommt es im Vorschulalter durch den sogenannten ersten Gestaltwandel (zwischen dem 5. und 7. Lebensjahr) zu körperbaulichen Veränderungen wie z. B. Wachstum der Extremitäten, Rückgang des Unterhautfettgewebes oder Verbesserung des Last-Kraft-Verhältnisses. Hierdurch werden günstige Voraussetzungen für die weitere motorische Entwicklung geschaffen, die eine Vervollkommnung der elementaren motorischen Fertigkeiten zur Folge haben. Darüber hinaus sind Vorschulkinder dann auch in der Lage, sich erste Bewegungskombinationen (z. B. gehen und dabei einen Ball in die Luft werfen und wieder aufzufangen) anzueignen (Winter / Hartmann 2007, 272 ff). Je besser die elementaren motorischen Fertigkeiten beherrscht werden, desto früher sind Kinder z. B. in der Lage, verschiedene sportartspezifische Techniken zu erlernen, da sie auf ein breites Fundament von Bewegungserfahrungen zurückgreifen können. Ein Kind, welches beispielsweise adäquat eine Rolle vorwärts auf einer Matte ausführen kann, wird schneller die Rollwende beim Schwimmen im Wasser erlernen als ein Kind, welches schon Schwierigkeiten hat, die Rollbewegung an Land durchzuführen. Voraussetzung für das Erlernen der elementaren motorischen Fertigkeiten in ihrer Grobform, für ihre Vervollkommnung sowie für die Aneignung erster Bewegungskombinationen, sind regelmäßige, ausgiebige und vielfältige Bewegungsmöglichkeiten beginnend vom Kleinkindalter an. Dazu ist es wichtig, dass Kindern die Möglichkeit gegeben wird, ihren unermüdlichen Spiel- - „das Gehen, Steigen, Balancieren, Niederspringen, Laufen, Hüpfen und Springen; - das Kriechen, Wälzen, Rollen, Schieben, Ziehen, Klettern, Hängen und Schwingen; - das Tragen, die Anfänge des Fangens und verschiedene Formen des Werfens (einhändiger Schlagwurf, Einwurf über den Kopf, Zu- und Zielwerfen).“ (Winter / Hartmann 2007, 261 f). Als elementare motorischen Fertigkeiten gelten 30 | mup 1|2020 Stichwort: Riedel - Elementare motorische Fertigkeiten und Bewegungsdrang ausleben zu dürfen - nur so können die elementaren motorischen Fertigkeiten ausprobiert und überhaupt erlernt werden (Winter / Hartmann 2007, 271 ff). Durch den Erwerb dieser Fertigkeiten wird zum einen eine solide Basis für die weitere motorische Entwicklung geschaffen und zum anderen werden grundlegende wichtige Impulse für die psychosoziale, geistige und sprachliche Entwicklung geschaffen (Meinel 2007, 16 ff). Meinel (2007, 20) beschreibt „Bewegung als Lebenselement des gesunden Kindes“. Die Bedeutung von regelmäßiger Bewegung für eine gesunde motorische, psychosoziale, geistige und sprachliche Entwicklung im Kindesalter ist mittlerweile unbestritten. Jedoch erreichen viele Kinder heutzutage nicht mehr die empfohlene tägliche Bewegungszeit. Die Bewegungsempfehlungen liegen laut den nationalen Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung für das Vorschulalter bei 180 min pro Tag und mehr (Rütten / Pfeiffer 2016, 25). Bleiben die so wichtigen regelmäßigen und vielfältigen Bewegungsreize aus, ist davon auszugehen, dass sich nicht nur die elementaren motorischen Basisfertigkeiten defizitär entwickeln, sondern sich in der Folge zudem Auffälligkeiten in einem der genannten Entwicklungsbereiche ergeben. Literatur ■ Winter, R., Hartmann, C. (2007): Die motorische Entwicklung des Menschen von der Geburt bis ins hohe Alter. In: Meinel, K., Schnabel, G. (Hrsg.): Bewegungslehre Sportmotorik. Abriss einer Theorie der sportlichen Motorik unter pädagogischem Aspekt. 11. Aufl. Meyer & Meyer, Aachen, 243-373. ■ Meinel, K. (2007): Die Bedeutung der Motorik für die Entwicklung der Persönlichkeit. In: Meinel, K., Schnabel, G. (Hrsg.): Bewegungslehre Sportmotorik. Abriss einer Theorie der sportlichen Motorik unter pädagogischem Aspekt. 11. Aufl. Meyer & Meyer, Aachen, 16-27. ■ Rütten, A., Pfiffer, K. (2016). Nationale Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung. FAU, Erlangen-Nürnberg. Die Autorin Dr. Meike Riedel Studienrätin im Hochschuldienst am Institut für Sport und Sportwissenschaft an der TU Dortmund, Herausgeber der Zeitschrift mensch & pferd international, Vorsitzende vom Ausschuss Breitensport des Pferdesportverband Westfalens Anschrift Dr. Meike Riedel · Technische Universität Dortmund Institut für Sport und Sportwissenschaft · Otto-Hahn-Str. 3 D-44227 Dortmund · meike.riedel@tu-dortmund.de Was macht den Menschen glücklich? Eva Lermer Positive Psychologie 2019. 107 Seiten. 7 Abb. 6 Tab. utb-S (978-3-8252-5262-5) kt a w