eJournals mensch & pferd international 12/3

mensch & pferd international
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1867-6456
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/mup2020.art18d
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Forum: Von Boxenhaltung bis Bewegungsstall

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Maria Dolezal
Pferde stellen bestimmte Ansprüche an ein artgerechtes Haltungssystem. Boxenhaltung, Offenstall oder doch ein Bewegungsstall? Was ist die beste Haltung für mein Pferd? Alle Haltungssysteme bieten unterschiedliche Vor- und Nachteile. Je nach Verwendung eignet sich ein Haltungssystem besser für das eine Pferd, ist jedoch für ein anderes eher ungeeignet. Von Boxenhaltung bis Bewegungsstall: Welche Arten der Pferdehaltung es gibt, welche Vor- und Nachteile diese haben und wie diese für Therapiepferde geeignet sind, erfahren Sie im folgenden Artikel. [...]
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122 | mup 3|2020|122-128|© Ernst Reinhardt Verlag München Basel, DOI 10.2378 / mup2020.art18d Maria Dolezal Forum Von Boxenhaltung bis Bewegungsstall Welche Haltungssysteme gibt es und welche Vor- und Nachteile bieten sie? Pferde stellen bestimmte Ansprüche an ein artgerechtes Haltungssystem. Boxenhaltung, Offenstall oder doch ein Bewegungsstall? Was ist die beste Haltung für mein Pferd? Alle Haltungssysteme bieten unterschiedliche Vor- und Nachteile. Je nach Verwendung eignet sich ein Haltungssystem besser für das eine Pferd, ist jedoch für ein anderes eher ungeeignet. Von Boxenhaltung bis Bewegungsstall: Welche Arten der Pferdehaltung es gibt, welche Vor- und Nachteile diese haben und wie diese für Therapiepferde geeignet sind, erfahren Sie im folgenden Artikel. Pferde sind Lauf- und Herdentiere Um Pferden eine artgerechte Haltung zu gewährleisten, sollten deren Grundbedürfnisse beachtet werden. Als Lauf-, Herden- und Fluchttier stellt das Pferd besondere Anforderungen an seine Bewegung und den Kontakt zu Artgenossen. Das Pferd ist ein Steppentier, von Natur aus 14 bis 16 Stunden täglich mit der Futtersuche beschäftigt und legt mehrere Kilometer am Tag zurück. Dabei nimmt es immer wieder kleinere Futtermengen rohfaserreicher Nahrung wie Heu und Gras auf und bewegt sich langsam im entspannten Schritt fort. Ein paar Stunden auf der Koppel im Sommer oder auf dem Paddock im Winter, kombiniert mit einer täglichen Reiteinheit, sind deshalb nicht ausreichend. Des Weiteren ist auf eine regelmäßige Fütterung von kleineren Futtermengen zu achten. Längere Futterpausen von mehr als vier Stunden können zu Verdauungsstörungen oder Magengeschwüren führen. In den Wintermonaten sollte immer genügend Heu von guter Qualität zur Verfügung stehen. Im Sommer können Pferde auf der Weide gehalten werden. Es empfiehlt sich auch zu dieser Jahreszeit eine Zufütterung von Heu, um dem Kaubedürfnis des Pferdes nachzukommen. Als Herdentier ist das Pferd auf Sozialkontakte zu anderen Artgenossen angewiesen. Daher ist eine Herdenhaltung des Pferdes obligatorisch und eine Einzelhaltung, auch nur für einige Stunden, auf Wiesenabschnitten oder Paddocks nicht artgerecht. Ist Boxenhaltung für Pferde geeignet? Die Boxenhaltung ermöglicht dem Pferd nicht das, was es als Herden- und Lauftier benötigt. Bei einer ganztägigen Haltung in der Box wird das Bedürfnis nach Bewegung und Sozialkontakten zu Artgenossen nicht ausreichend erfüllt. Eine tägliche Trainingseinheit am Reitplatz oder im Gelände kann das Bewegungsbedürfnis nicht ersetzen. Eine ganztägige Boxenhaltung ohne Auslauf ist daher unter Beachtung der Grundbedürfnisse nicht artgerecht. Wichtig ist, dem Pferd auch im Rahmen der Boxenhaltung ausreichend Bewegung zu bieten und dem Bedürfnis nach Sozialkontakten nachzukommen. Dennoch bietet auch die Boxenhaltung einige Vorteile: Im Gegensatz zu Gruppenhaltungssystemen ist die Verletzungsgefahr aufgrund feh- Forum: Dolezal - Von Boxenhaltung bis Bewegungsstall mup 3|2020 | 123 lender Rangstreitigkeiten geringer. Weiteres ist das Pferd leicht verfügbar. Das ist vor allem bei Pferden, die über den Tag verteilt immer wieder zu Reitstunden zur Verfügung stehen müssen, vorteilhaft. Die Boxenhaltung erlaubt ein individuelles Fütterungsmanagement. Die Tiere haben ihren eigenen Bereich und müssen sich nicht verteidigen. Gerade rangniedrigere Tiere können daher in der Box stressfrei fressen und sich erholen. Durch eine individuelle Zuteilung der Futtermengen in der Boxenhaltung hat der Pferdebesitzer einen guten Überblick über die Fressgewohnheiten. Gerade bei übergewichtigen Pferden oder Pferden mit speziellen Fütterungsanforderungen kann den individuellen Ansprüchen nachgekommen werden. Pferde legen in der freien Natur mehrere Kilometer täglich zurück. In der Boxenhaltung verbringen die Pferde den Großteil des Tages mit Stehen und Liegen. Daher ist es wichtig, dem Pferd ausreichend Abwechslung und Umweltreize zu bieten, um Langeweile und eventuelle Verhaltensstörungen vorzubeugen. Pferde müssen in der Boxenhaltung mit ihren Artgenossen kommunizieren können. Die Boxenwände müssen direkten Sichtkontakt zu anderen Pferden ermöglichen. Voraussetzung ist, dass sich die nebeneinanderstehenden Pferde verstehen. Eine besondere Bedeutung kommt außerdem dem Stallklima zu: Bei einer Innenbox muss ein dauernder und ausreichender Luftwechsel, aber keine Zugluft, stattfinden. Eine große Fensterfläche muss gewährleisten, dass genügend Tageslicht einfällt. Mit ausreichend Auslauf auf der Weide oder dem Paddock und der Gewährleistung von Sozialkontakten stellt die Boxenhaltung eine durchaus adäquate Pferdehaltung dar. Für Pferde mit speziellen Fütterungsanforderungen kann bei der Boxenhaltung die Futtermenge kontrolliert und überwacht werden. Freier Auslauf ist unbedingt notwendig Immer wieder ist von freiem Auslauf die Rede, aber was versteht man darunter? Regelmäßige Bewegung auf dem Reitplatz oder im Gelände ist nicht ausreichend für das Lauftier Pferd. Denn: Bewegung ist nicht gleich Bewegung. Die sogenannte „kontrollierte Bewegung“ im Rahmen einer Reiteinheit hat andere Bewegungsabläufe als die freie Bewegung auf der Koppel oder dem Paddock. Abb. 1: Boxenstall mit großen Paddocks in Lichtegg, Oberösterreich (Fotos: Sandra Koblbauer - Draumur Photography) Abb. 2: Die Boxen sind hell, ein Windnetz (rechte Bildseite) verhindert Durchzug, dennoch gewährleisten diese (ebenso wie die großen Eingänge) gute Luftzirkulation. (Foto: Sandra Koblbauer - Draumur Photography) 124 | mup 3|2020 Forum: Dolezal - Von Boxenhaltung bis Bewegungsstall Daher kann die kontrollierte Bewegung eine freie Bewegung nicht ersetzen. Bei der freien Bewegung überwiegt der entspannte Schritt, aber auch überschüssige Energie kann abgebaut werden. Die freie Bewegung auf der Weide oder Koppel hat für die Pferde noch weitere Vorteile. Die Pferde sind meist weniger schreckhaft, da sie ihr natürliches Erkundungsverhalten im Auslauf oder auf der Weide ausüben können. Des Weiteren wird der Bewegungsapparat gestärkt und das Pferd wird widerstandsfähiger. Dadurch reduziert sich das Verletzungsrisiko. Wenn sich die Pferde auf unterschiedlichen Untergründen bewegen, erhöht sich außerdem die Trittsicherheit und sie stolpern weniger. Regelmäßiger Auslauf beinhaltet freien Koppelgang mit Artgenossen. Ein Auslauf ohne Artgenossen entspricht ebenfalls nicht der Natur des Pferdes. Ein täglicher, mehrstündiger Auslauf auf einer Weide im Sommer und einem Paddock im Winter mit anderen Artgenossen ist für jedes Pferd obligatorisch. Auch wenn eine Paddockbox dem Pferd ganztägig Zugang zu einem Auslauf bietet, ist dies nicht als freie Bewegung anzusehen. Pferde, die in Paddockboxen gehalten werden, sollten ebenfalls die Möglichkeit haben, sich mehrere Stunden frei mit Artgenossen bewegen zu können. Egal ob Sommer oder Winter - Auslauf muss zu jeder Jahreszeit gewährleistet werden. Im Sommer ist die Weide ideal geeignet. Die Tiere können mit Artgenossen im entspannten Schritt frei grasen und überschüssige Energie beim Spielen abbauen. Bäume und Büsche bieten ausreichend Schatten. Im Winter bieten Paddocks mit befestigtem Untergrund eine gute Möglichkeit zur Bewegung. Dabei ist es wichtig, Bewegungsanreize zu schaffen. Wasser- und Futterstellen sollten weit genug auseinander sein, damit die Pferde sich bewegen müssen. Um Rangordnungsstreitigkeiten zu vermeiden, sollten die Heuraufen auf mehrere Stellen verteilt werden. Ein täglicher, mehrstündiger Auslauf muss jedem Pferd zu jeder Jahreszeit gewährleistet werden. Eine Reitstunde ersetzt den Weidegang nicht. Im Sommer eignet sich der Auslauf auf einer Weide, im Winter können die Pferde am besten auf einem geeigneten Paddock spielen. Offenstall - die einfachste Form der Gruppenauslaufhaltung Die Gruppenhaltung ist eine artgerechte und naturnahe Pferdehaltung. Viel Bewegung, frische Luft, ausreichend Sozialkontakte zu Artgenossen und eine ganztägige Abb. 3: Jeweils zwei Boxen teilen sich ein Paddock, somit ist auch der Sozialkontakt gegeben. (Foto: Sandra Koblbauer - Draumur Photography) Abb. 4: Großflächige Verteilung des Heus in einem Offenstall verhindert Rangkämpfe. (Foto: Nadine Galic) Forum: Dolezal - Von Boxenhaltung bis Bewegungsstall mup 3|2020 | 125 Futteraufnahme bieten dem Pferd die wichtigsten Voraussetzungen zur Erfüllung seiner Grundbedürfnisse. Der Offenstall stellt dabei die einfachste Form der Gruppenhaltung dar. Die Pferde leben in einer großen Herde zusammen und können sich je nach ihren Bedürfnissen frei hin- und herbewegen. Nach Belieben können die Pferde sich bewegen, spielen, wälzen oder im geschützten Bereich ruhen. Der Offenstall wird in unterschiedliche Funktionsbereiche unterteilt: Fressplätze und Tränken, ein meist nicht überdachter Auslaufbereich und ein wind- und wettergeschützter Liegebereich. Die Pferde haben jederzeit Zugang zu Futter, Wasser und einen geschützten Bereich zum Schlafen und Ruhen. Wichtig dabei ist, allen Pferden genügend Platz zu bieten - egal ob im Ruhebereich oder im Auslauf. Ein überdachter Liegebereich mit einem trockenen, warmen und weichen Untergrund dient den Pferden als Ruhe- und Rückzugsmöglichkeit. Der Ruhebereich sollte zur Wetterseite geschlossen sein, damit sich die Pferde bei Regen, starkem Wind oder starker Hitze vor den Witterungsbedingungen schützen können. Um die Rangordnungsstreitigkeiten so gering wie möglich zu halten, müssen ausreichend Fressplätze vorhanden sein. Rangniedrigere Tiere dürfen nicht benachteiligt werden. Wird ein rangniedriges Tier von einem ranghohen Tier vom Fressplatz vertrieben, muss es einen neuen Fressplatz finden können. Daher ist es zu empfehlen, die Fressplätze an unterschiedlichen Stellen im Offenstall zu verteilen. Eine individuelle Kraftfutterzuteilung ist in der Offenstallhaltung deutlich schwieriger durchzuführen als in der Boxenhaltung oder mit einer Transponderfütterung. In einer Pferdeherde gibt es dünnere und dickere Pferde und solche mit speziellen Fütterungsansprüchen. Diese Pferde nach Bedarf zu füttern ist in der Gruppenhaltung schwieriger zu organisieren. Spezielle Kraftfuttermittel können durch individuelle Zufütterung nach der Arbeit verabreicht werden. Alle Funktionsbereiche müssen mit großen Zugängen erreichbar sein. Der Offenstall darf keine Engpässe oder Sackgassen aufweisen und es sollten überall Ausweichmöglichkeiten vorhanden sein. Raumelemente dürfen nicht die Wege verstellen. Der Offenstall ist die einfachste Form der Gruppenauslaufhaltung und bietet dem Pferd viel Bewegung und ausreichend Sozialkontakte. Es ist darauf zu achten, dass ausreichend Fressplätze vorhanden sind und jeder Funktionsbereich genug Platz für alle Pferde bietet, um Rangordnungsstreitigkeiten zu minimieren. Abb. 6: Die geschützte, weich eingestreute Liegefläche bietet genug Platz. (Foto: Nadine Galic) Abb. 5: Bei diesem Offenstall in Weißenbach in Tirol sieht man die erwünschten großen Ein- und Ausgänge sowie den befestigten Auslauf (Foto: Nadine Galic) 126 | mup 3|2020 Forum: Dolezal - Von Boxenhaltung bis Bewegungsstall Der Lauf- oder Aktivstall - Zum Bewegen animieren Aus der ursprünglichen Gruppenhaltung im Offenstall haben sich weitere Gruppenhaltungssysteme entwickelt. Der Laufstall kommt dem Bewegungsbedürfnis des Lauftieres Pferd nach. Durch die getrennten Funktionsbereiche werden die Pferde zum Laufen animiert. Die Fressplätze und Tränken im Außenbereich sind so weit voneinander entfernt, dass die Pferde dazu gezwungen werden, sich zu bewegen. Der eingestreute Liegebereich dient ausschließlich als Rückzugs- und Ruheraum. Die Fütterung erfolgt wie im Offenstall durch ganztägig zugängliche Fressplätze. Im Laufstall werden die Pferde durch die getrennten Funktionsbereiche, die weit voneinander entfernt sind, zum Laufen animiert. Noch mehr Bewegungsanreize im Bewegungsstall Der Bewegungsstall bietet dem Pferd noch mehr Bewegungsanreize als der Laufstall. Durch künstlich angelegte Laufwege wird das Pferd zu mehr Bewegung gezwungen. Zusätzlich bietet eine computergesteuerte Fütterung die Aufnahme von kleinen Futtermengen, was der Natur des Pferdes am nächsten kommt. Der Bewegungsstall ist ein Paradies für Pferde. Die Pferde sind 24 Stunden an der frischen Luft, sind im ständigen Sozialkontakt mit ihren Artgenossen und sind den ganzen Tag in Bewegung oder beim Ruhen, ganz nach Belieben. Schlafen, fressen und hin- und herlaufen - alles wird gemeinsam in der Herde gemacht. Die Funktionsbereiche (Fressen, Trinken, Bewegen und Spielen, Ruhen) sind weit voneinander getrennt, damit die Pferde viel laufen. Die Tiere müssen zur Erfüllung ihrer wichtigsten Bedürfnisse wie Fressen, Trinken und Schlafen bestimmte Laufstrecken zurücklegen. Durch künstlich angelegte Umwege und weite Entfernungen, zum Beispiel zum Kraftfutterautomaten, bekommt das Pferd Bewegungsanreize. Baumstämme oder ähnliche natürliche Hindernisse, bieten natürliche Umweltreize und beugen Langeweile vor. Die ausreichenden Bewegungsmöglichkeiten sorgen dafür, dass das Pferd sein Bedürfnis nach Bewegung befriedigen kann, auch wenn es nicht in Reit- oder Therapiestunden im Einsatz ist. Eine computergesteuerte Fütterung von Rau- und Kraftfutter gewährleistet eine mehrmalige Fütterung kleinerer Mengen. Mehrmals täglich können sich die Pferde eine Portion Kraftfutter und Raufutter abholen. Damit wird langen Futterpausen und dadurch bedingten Abb. 8: Eingestreuter Ruhebereich mit weichen Liegematten (Foto: Verena Bauer) Abb. 7: Wege zwischen den Heuraufen animieren zu gehen. (Foto: Verena Bauer) Forum: Dolezal - Von Boxenhaltung bis Bewegungsstall mup 3|2020 | 127 Verdauungsstörungen vorgebeugt. Durch die individuelle Futterzuteilung kann die Fütterung auf jedes Pferd individuell abgestimmt werden. Mit dem Transponder kann ebenfalls der Zugang zur Weide geregelt werden. So kann Übergewicht vorgebeugt werden. Künstlich angelegte Laufwege sowie Baumstämme bieten dem Pferd noch mehr Bewegungsanreize. Eine computergesteuerte Fütterung für Rau- und Kraftfutter garantiert die Aufnahme von kleinen Futtermengen. Dadurch wird längeren Futterpausen und Verdauungsstörungen vorgebeugt. Gruppenzusammenstellung Egal ob Offenstall oder Bewegungsstall, in einer Gruppenhaltung kommt es auf die richtige Gruppenzusammenstellung an. Ein Eingliederungsbereich, meist eine Paddockbox mit sicherem Zaun, grenzt an den Gruppenauslauf und ermöglicht eine langsame Eingliederung des neuen Herdenmitglieds. Jedoch sollte ein starker Wechsel in der Herde vermieden werden. In der Natur lebt ein Leithengst mit seinen Stuten und deren Nachkommen in einer Herde. Reine Stutengruppen gibt es in der Natur nicht, daher kommt es gerade in Stutenherden immer wieder zu Problemen. Eine gemischte Haltung von Wallachen und Stuten ist die natürlichste Haltungsform, bedarf jedoch mehr Beobachtung und Herdenmanagement als bei getrenntgeschlechtlichen Gruppen. In der Gruppenhaltung können alle Altersgruppen gemeinsam gehalten werden. Eine getrennte Haltung von Jungpferden und alten Pferden ist nicht notwendig. In einer gemischten Gruppe werden alte Pferde fit gehalten und Jungpferde erlernen ihr Sozialverhalten besser. Es ist darauf zu achten, dass mehrere Jungpferde in einer Herde sind, damit diese miteinander ihren Spieltrieb ausleben können. Da alte Pferde und Jungpferde ein höheres Ruhebedürfnis haben, sollte für diese Pferde ein eigener Rückzugsort zur Verfügung stehen. Unterschiedliche Pferderassen können in einer Herde ohne Probleme gehalten werden, aber es gibt Vorlieben. Vollblüter passen besser zusammen, Warmblüter verstehen sich besser untereinander und auch Robust- und Kleinpferde spielen eher miteinander. Es sollten immer mehrere Abb. 9: Bei dieser Aufnahme aus der Luft sieht man den Aktivstall Broslerhof in Grinzens. Weite Wege sowie ein Paddocktrail um den Stall ermöglichen ein vielfältiges Bewegungsangebot. Abb. 10: Ein Transponder in der Mähne ermöglicht auch im Aktivstall individuelle Fütterung durch Computersteuerung. (Foto: Verena Bauer) 128 | mup 3|2020 Forum: Dolezal - Von Boxenhaltung bis Bewegungsstall Pferde einer Rasse in der Herde sein und es ist auf die individuellen Fütterungsansprüche der einzelnen Rassen zu achten. In der Gruppenauslaufhaltung, egal ob Offenstall oder Bewegungsstall, ist auf die richtige Gruppenzusammenstellung zu achten. Egal ob getrenntgeschlechtlich oder gemischtgeschlechtlich, unterschiedliche Altersgruppen oder verschiedene Pferderassen, es kommt immer auf das richtige Herdenmanagement und die regelmäßige Beobachtung an. Urlaub für Pferde auf der Alm Ein Sommer auf der Alm bietet den Pferden unendliche Weiten und Bewegung ohne Ende. Wie in der freien Natur sind die Tiere den ganzen Tag mit Fressen beschäftigt. Auf der Alm gibt es jedoch kein fettes Gras, wie es auf vielen Koppeln der Fall ist, sondern mageres Gras mit vielen Heilkräutern. Berge, weite Wiesen, steile und steinige Abhänge sowie Bäche und Gräben bieten dem Pferd unterschiedliche Landschaftselemente. Dadurch wird die Trittsicherheit erhöht, die Muskulatur gestärkt und der Kreislauf angeregt. Die wechselnden Witterungsbedingungen stärken das Immunsystem zusätzlich. Bäume und Büsche dienen an heißen Sommertagen als Sonnenschutz. Beim Sommerurlaub für das Pferd müssen sich die Tiere in der Herde zurechtfinden. Die Pferde verbringen den ganzen Sommer in einer Herde und müssen sich den anderen Pferden und der Rangordnung fügen. Das stärkt die Sozialkompetenz, was gerade für Pferde in Gruppenhaltungssystemen von Vorteil ist. Ein Sommer auf der Alm bietet dem Pferd viel Bewegung. Durch die unterschiedlichen Landschaftselemente wird die Trittsicherheit gestärkt. Das Leben in der Herde erhöht die Sozialkompetenz, was gerade für Pferde in Gruppenhaltungssystemen von Vorteil ist. Fazit für Therapiepferde DIE Haltung für Therapiepferde gibt es nicht. Dennoch ist es, gerade für Pferde, welche im therapeutischen Setting arbeiten, von großer Bedeutung, regelmäßigen Kontakt zu Artgenossen zu haben. Wenn sich die Pferde, welche gemeinsam in einer Therapiestunde arbeiten, bereits vom Herdenverband kennen, beugt dies einem großen Konfliktpotential, zum Beispiel bei zu nahem Aufreiten, vor. Regelmäßiger Auslauf hilft gegen zu viel Übermut und ist somit ebenfalls gefahrenvorbeugend. Des Weiteren sind die Zeiten auf der Koppel oder gegebenenfalls auch auf der Alm ein wichtiger psychischer Ausgleich zur anspruchsvollen Tätigkeit als Therapiepferd. Dennoch muss sich der/ die TherapeutIn mit jedem Pferd individuell auseinandersetzen, um die individuell optimierten Haltungsbedingungen (reduzierter Stress, genügend Ausgleich, passendes Futterangebot) für das jeweilige Pferd zu finden. Die Autorin Maria Dolezal ist freie Journalistin (Weiterbildung an der freien Journalistenschule in Berlin) und Pferdewissenschaftlerin (Studium in Wien). Der optimierten Haltung von Pferden gilt ihr besonderes Interesse. Kontakt info@mariadolezal.com · www.mariadolezal.com Abb. 11: Wenn die Gruppenzusammenstellung passt, sind auch Fresssituationen stressfrei und friedlich. (Foto: Verena Bauer)