mensch & pferd international
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Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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Medien & Materialien
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Das Buch „Tiergestützte Therapie im Freiheitsentzug“ gliedert sich inkl. Einleitung in 18 Kapitel. Den Einstieg ins Thema macht ein kurzer Abriss über historische Aspekte zur Bedeutung von Tieren im Freiheitsentzug. Anschließend geben die Autorinnen Germann-Tillmann und Roos Steiger eine theoretische Einführung in die grundsätzlichen Gedankengänge tiergestützter Interventionen. Je nachdem, wie intensiv man sich mit dieser Thematik bereits auseinandergesetzt hat, findet man hier zum einen verschiedene Definitionsansätze (der IAHAIO, ESAAT und EHO) und zum anderen die gängigsten Themen angeschnitten. Darunter fallen Aspekte wie die Biophilie-Hypothese, Du-Evidenz, Kommunikation zwischen Menschen und Tieren, Wirkung des Tieres etc., also Themen, die für Laien sehr wohl interessant sein können, für LeserInnen vom Fach aber wenig neuen Input bieten. Als letztes theoretisches Kapitel wird ein sehr relevanter Punkt angesprochen: Das Beziehungsdreieck in der Therapie. Aufgearbeitet werden hier unter anderem die Themen Interaktion im Beziehungsdreieck, fünf Methoden in der tiergestützten Therapie nach Otterstedt und Elemente der Interaktion.
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86 | mup 2|2021 Medien & Materialien Medien & Materialien Theres Germann-Tillmann; Bernadette Roos Steiger - Tiergestützte Therapie im Freiheitsentzug Das Buch „Tiergestützte Therapie im Freiheitsentzug“ gliedert sich inkl. Einleitung in 18 Kapitel. Den Einstieg ins Thema macht ein kurzer Abriss über historische Aspekte zur Bedeutung von Tieren im Freiheitsentzug. Anschließend geben die Autorinnen Germann-Tillmann und Roos Steiger eine theoretische Einführung in die grundsätzlichen Gedankengänge tiergestützter Interventionen. Je nachdem, wie intensiv man sich mit dieser Thematik bereits auseinandergesetzt hat, findet man hier zum einen verschiedene Definitionsansätze (der IAHAIO, ESAAT und EHO) und zum anderen die gängigsten Themen angeschnitten. Darunter fallen Aspekte wie die Biophilie-Hypothese, Du-Evidenz, Kommunikation zwischen Menschen und Tieren, Wirkung des Tieres etc., also Themen, die für Laien sehr wohl interessant sein können, für LeserInnen vom Fach aber wenig neuen Input bieten. Als letztes theoretisches Kapitel wird ein sehr relevanter Punkt angesprochen: Das Beziehungsdreieck in der Therapie. Aufgearbeitet werden hier unter anderem die Themen Interaktion im Beziehungsdreieck, fünf Methoden in der tiergestützten Therapie nach Otterstedt und Elemente der Interaktion. Nach dieser sehr allgemeinen, eher oberflächlichen theoretischen Einführung wird am Kapitel 9 nun auch das Thema der tiergestützten Arbeit in Institutionen aufgegriffen und Vorbehalte (Bsp: Infektionsgefahr, Mehrbelastung für Personal, Sicherheit) und Qualitätsmanagement angesprochen. Kapitel 11 widmet sich tierschutzrechtlichen Aspekten: Deutschland und die Schweiz stehen hier im Vordergrund. Rechtliche Grundlagen, Relevanz und Tierbeurteilung werden hier unter anderem bearbeitet. Der nächste Teil des Buches handelt von gesundheitlichen Aspekten. Neben einer kurzen Abhandlung der Salutogenese wird hier konkret das Thema „Gesundheit in Haft“ bearbeitet, nicht nur auf körperlicher, sondern auch auf psychischer Ebene. Ab Kapitel 13 greifen die Autorinnen das eigentlich zentrale Thema auf : die Tiergestützte Intervention im Freiheitsentzug. Angefangen mit der Bedeutung dieser Arbeit, gefolgt von einem Einblick in Vollzugsformen sowie mögliche Therapieziele und verschiedene Projekte wird das Buch hier thematisch intensiver. Die Abhandlung der verschiedenen Tiere sowie deren Haltung leitet über in zwei sehr praktisch orientierte Kapitel - für mich persönlich auch der spannendste Teil des Buches. Kapitel 14 gibt einen Einblick in verschiedene Praxisformen (Arbeit mit Eseln in der Schweiz, Hunde in Österreich, Vollzugsarbeit in Luxemburg usw.), welche von diversen GastautorInnen verfasst wurden. Hier gewährt das Buch wirklich einen guten Einblick in Projektaufbau, Wirkung und Interventionsmöglichkeiten. Eindrucksvoll sind vor allem die Zitate der Insassen, welche mit den Tieren arbeiten durften. Kapitel 15 widmet sich hier ganz den Erfahrungsberichten der Teilnehmenden. Abgerundet wird der praxisorientierte Teil des Buches durch einen kritischen Blick hin zu Grenzen und Gefahren sowie ein sehr persönliches Thema: Der Abschied eines Therapietieres. Hier greifen die Autorinnen auf ihre persönlichen Erfahrungen zurück . Auch Abschiedsbriefe von Insassen an ein verstorbenes Therapietier geben einen Einblick in dieses emotionale Thema. Die letzten Kapitel sind wieder eher theoretischer gehalten und widmen sich der Wissenschaft in diesem Themenbereich, deren Schlussfolgerung und einem Ausblick. Pabst Publishers Lerngerich 2019, 278 Seiten, € 25,00 (Print); € 15,00 (PDF) Medien & Materialien mup 2|2021 | 87 Filmrezension: Die Rüden „Die Rüden“ ist eine deutsche Filmproduktion aus dem Jahr 2019. Während die Handlung frei erfunden ist, sind alle im Film vorkommenden Hunde tatsächlich Problemhunde. Auch die Protagonistin ist eine Hundetrainerin. In dem Film geht es um vier junge Männer, die verschiedene Verbrechen begangen haben und als höchst gefährlich gelten. Es soll ein Programm eingeführt werden, in dem die Straftäter gemeinsam mit aggressiven Hunden therapiert werden sollen. Die Hauptdarstellerin, Lu, glaubt nicht an die Unterscheidung von Gut und Böse und will das binäre Strafsystem hinterfragen. Mit ihrem Programm kritisiert sie in gewisser Weise Opfer- und Täterrolle sowie Schuld und Sühne. Die Autoritären überwachen das Programm äußerst kritisch. Nachdem sie angeblich das Böse in einem der Verbrecher wieder erweckt hat, wird Lu schließlich zur Bedrohung für das System. Während jeder der drei Hunde und auch alle vier Verbrecher kurz beschrieben werden und man ihre Hintergrundgeschichte erfährt, wird über Lu nichts verraten. Das lässt für die Zusehenden mehr Interpretationsspielraum. Was im Film nicht ganz klar wird, sind immer wiederkehrende abstrakte Szenen, in denen Lu von einem großen schwarzen Adler (? ) fortgeholt wird. Die Bilder sind als Schatten an die Wand gemalt und auch hier wird den Zusehenden viel Freiraum zur Interpretation gelassen. Die Vermutung über die Existenz eines inneren Dämons kommt auf, den Lu selbst besiegen muss. Am Ende des Films fliegt der Adler ohne sie fort - im Gegensatz zu den vorhergehenden Szenen, in denen der Vogel die Frau mit sich genommen hat. Der Film beginnt und endet mit demselben Bild, was dramaturgisch einen sehr schönen Bogen bildet. Das Anfangssowie Schlussbild zeigt eine Landschaft, vermutlich in Island. Diese Annahme wäre naheliegend, da die Kamerafrau, Birgit Guðjónsdóttir, Isländerin ist. Ihr ist es gelungen, den Film sehr cinearisch zu inszenieren, obwohl die Handlung durchaus dokumentarisch ist. Das macht den Film für die Zusehenden deutlich greifbarer und die Handlung leichter zu verstehen. Der Film war für mich nicht nur wegen der Handlung interessant, sondern vor allem wegen der außergewöhnlichen Bilder, die eingesetzt wurden. Der Fokus liegt im Detail. Oft werden Objekte gefilmt, die nicht sofort zuzuordnen sind - so werden die Zusehenden wieder zum Nachdenken und aktivem Zusehen angeregt. Durch die Handlung - Menschen werden mit Hunden therapiert - ist der Film auch für Fachkräfte der pferdgestützten Interventionen äußerst spannend, wobei hier vor allem die Ansätze der Trainerin gegenüber Tier und Klienten hervorzuheben sind. MB BRD 2019, FSK 16, voraussichtlicher Liefertermin der DVD 05.02.2021, € 16,99 Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass dieses Buch im theoretischen Kontext für Fachkräfte der tiergestützten Interventionen relativ wenig Neues hergibt. Der praxisbezogene Teil dagegen ist sehr ansprechend und eine angenehme Mischung aus Erfahrungsberichten , Projektbeispielen und vielschichtigen Einblicken . Die Kapitel sind durchwegs recht kurz gehalten, das Buch selber gut und schnell zu lesen und aufgelockert durch schwarz-weiß Abbildungen. Insgesamt handelt es sich um eine nette Lektüre, bei der man sich etwas mehr Tiefgang wünschen würde. MB
