mensch & pferd international
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Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/mup2022.art16d
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Forum: Wir müssen über Rassismus sprechen!
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Julia Boschmann
Rassismus wird durch weiße Menschen nicht wahrgenommen, verschwiegen, ignoriert und verleugnet - trotzdem ist er allgegenwärtig und stellt gesellschaftliche Normalität dar. Diese Rahmenbedingungen sind in uns allen „eingeschrieben“ und wirken, ob bewusst oder unbewusst, in unserem alltäglichen und auch professionellen Denken und Handeln. Der Ansatz der Rassismuskritik berücksichtigt die eigene Verwobenheit in gesellschaftliche Macht- und Ungleichsverhältnisse und stellt somit eine notwendige Querschnittsaufgabe dar, die auch alle Bereiche pferdegestützter Förderungen betrifft (IDA 2022, Netzwerk Black She 2019).
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98 | mup 3|2022|98-105|© Ernst Reinhardt Verlag, DOI 10.2378 / mup2022.art16d Julia Boschmann, Astou Maraszto Forum Wir müssen über Rassismus sprechen! Rassismuskritik im Rahmen pferdegestützter Förderungen Triggerwarnung: Dieser Beitrag enthält rassistische Fremdbezeichnungen, die zu Retraumatisierung führen können. Rassismus wird durch weiße Menschen nicht wahrgenommen, verschwiegen, ignoriert und verleugnet - trotzdem ist er allgegenwärtig und stellt gesellschaftliche Normalität dar. Diese Rahmenbedingungen sind in uns allen „ eingeschrieben “ und wirken, ob bewusst oder unbewusst, in unserem alltäglichen und auch professionellen Denken und Handeln. Der Ansatz der Rassismuskritik berücksichtigt die eigene Verwobenheit in gesellschaftliche Macht- und Ungleichsverhältnisse und stellt somit eine notwendige Querschnittsaufgabe dar, die auch alle Bereiche pferdegestützter Förderungen betrifft (IDA 2022; Netzwerk Black She 2019). Rassismus als gesellschaftliche Normalität Rassismus ist ein Prozess, in dem Menschen aufgrund bestimmter Merkmale (z. B. Hautfarbe oder Sprache) in Gruppen eingeteilt und pauschal abgewertet, ausgegrenzt und benachteiligt werden (IDA 2022). Diese soziale und politische Konstruktion „Wir“ gegen «die Anderen» sichert der eigenen Abb. 1: Normalität, Chancengleichheit, Gleichstellung Forum: Boschmann, Maraszto - Wir müssen über Rassismus sprechen! mup 3|2022 | 99 Gruppe eine gesellschaftliche Machtposition und oft unsichtbare Privilegien, während «den Anderen» (marginalisierte Gruppen) die Teilnahme am Alltag der Mehrheitsgesellschaft erschwert und ihre Handlungsmöglichkeiten begrenzt werden (DemokratieWEBstatt 2017, 6; Gümüsay 2020, 34). Dabei beschränken sich rassistische Diskriminierungen (die unterschiedliche Behandlung von Menschen aufgrund bestimmter Eigenschaften) nicht nur auf individuelles Handeln, sondern sind auch in gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Strukturen verankert (IDA 2022). Beispiel: Weiße Menschen („Wir“) diskriminieren Schwarze Menschen («die Anderen») aufgrund ihrer Hautfarbe. Dadurch sichern sie ihre gesellschaftliche Dominanzposition. Gegenüber der abgewerteten Gruppe entsteht so u. a. der Vorteil, dass weiße Menschen ihre Kinder nicht darauf vorbereiten müssen, wie es ist, aufgrund der Hautfarbe diskriminiert zu werden. Abb. 2: Verschiedene Formen von Rassismus und unterschiedliche Ebenen, auf welchen Rassismus und Diskriminierung stattfinden (Darstellung basiert zum Teil auf einer Illustration von Valjent 2019). 100 | mup 3|2022 Forum: Boschmann, Maraszto - Wir müssen über Rassismus sprechen! Oft kommt es aus Unwissenheit oder Unüberlegtheit zu Rassismus; dadurch werden Grenzüberschreitungen für Betroffene aber nicht weniger verletzend oder wirken weniger benachteiligend. Die stetigen Prozesse von Ausgrenzung und Entwertung führen zu einer Vielzahl schmerzhafter und teilweise widersprüchlicher Gefühle (Opferperspektive 2021): ■ Stress ■ Wut ■ Ohnmacht ■ Scham ■ Selbstzweifel ■ Verletztheit ■ Unsicherheit ■ Schwäche ■ Demütigung ■ Trauer ■ Hilflosigkeit ■ Sprachlosigkeit Infolge des sogenannten „ racial stress “ steigt das Risiko von psychischen (z. B. Entstehung von Depressionen, Posttraumatische Belastungsstörungen) und physischen (z. B. Schlafstörungen, Magen-Darm-Probleme, Kopfschmerzen) Erkrankungen. Zusätzlich sind Betroffene nachweislich vermehrt psychosozialen Belastungen ausgesetzt (Jarosz 2021, Ogette 2019, 64 f.): ■ Armut ■ Arbeitslosigkeit bzw. ungünstige -verhältnisse ■ prekäre Wohnverhältnisse ■ erschwerter Zugang zu Ressourcen (z. B. Bildung, Maßnahmen zur Gesundheitsförderung) Sich der Wirkweisen von Rassismus bewusst zu werden, ist besonders auch für den Bereich pferdegestützter Förderungen relevant, wo zwischenmenschliche Beziehungen eine zentrale Rolle spielen. Ohne sich entsprechendes Wissen anzueignen und das eigene Denken und Handeln in Bezug auf Rassismus zu reflektieren, ist es nicht möglich, einen schützenden, sicheren und Geborgenheit vermittelnden Rahmen zu schaffen (Brühwiler Senn 2016, 18). Rassismuskritischer Sprachgebrauch Aus rassismuskritischer Perspektive spielt Sprache als politisches Machtinstrument eine zentrale Rolle, weil sie Rassismus transportieren und verfestigen kann. „Zu verstehen, wie Rassismus historisch gewachsen ist, ist eine bewährte Methode, um Rassismus im Jetzt beim Namen nennen zu können und ihm eine schwere Zukunft zu bescheren“ (Arndt 2015, 9). Historisch betrachtet waren in Österreich und Deutschland diesbezüglich vor allem Kolonialismus (Ende 15. Jahrhundert bis Mitte 20. Jahrhundert), aber auch Nationalsozialismus (1920 bis Die Selbstbezeichnung Schwarz, mit großem Anfangsbuchstaben, soll die gesellschaftliche Konstruktion hinter dem Begriff hervorheben. Statt Menschen stets in der Rolle der Unterdrückten darzustellen, soll somit auch auf deren Widerstand aufmerksam gemacht werden (Unterweger 2016, 11). Das kursive und kleingeschriebene weiß betont die Privilegien der Mitglieder der Dominanzgesellschaft, die im Zuge von Rassismus keine Ausgrenzung erfahren (IDA 2022). Der Stern * verweist darauf, dass es sich auch bei Geschlecht um eine soziale und politische Konstruktion handelt. Gleichzeitig sollen so jene Menschen sichtbar gemacht werden, die sich weder dem weiblichen* noch dem männlichen* Geschlecht zugehörig fühlen. Anmerkungen zu Schreibweisen Forum: Boschmann, Maraszto - Wir müssen über Rassismus sprechen! mup 3|2022 | 101 1945) besonders prägend. In der Zeit des europäischen Kolonialismus eroberten und beherrschten weiße Menschen durch abscheuliche Vorgangs- und Umgangsweisen Gebiete in Afrika, Teilen Asiens und Amerika. Die Entrechtung, Unterdrückung und Ausbeutung der nicht-weißen , besonders aber der Schwarzen Bevölkerung in den kolonialisierten Regionen durch weiße Menschen wurde damit gerechtfertigt, dass sie im Gegensatz zu europäischen Gesellschaften „geschichtslos“ und „unzivilisiert“ seien. Auch zur Zeit des Nationalsozialismus waren noch weite Teile der Welt durch den europäischen Kolonialismus geprägt. Der Zweite Weltkrieg ging dann einher mit einer rassistisch begründeten systematischen Vernichtungspolitik gegen Teile der Zivilbevölkerung und der Kriegsgefangenen. Insbesondere Juden_Jüdinnen (auf die Nutzung des * wird hier aufgrund seiner Geschichte im Nationalsozialismus verzichtet), aber auch Rom*nja und Sinti*zze, als „slawisch“ angesehene Bevölkerungsgruppen sowie psychisch kranke Menschen und Menschen mit Behinderungen waren von dieser Politik betroffen; auch der Rassismus gegen Schwarze Menschen verschärfte sich im Krieg (KZ-Gedenkstätte Neuengamme 2019, 8 ff; Czech 2007, 164). Noch heute wirken Kolonialismus und Nationalsozialismus in unserer Sprache, wie auch die folgenden Beispiele aus dem Pferdebereich zeigen: ■ Mist«boy» (Bezeichnung für eine Art Schaufel und Rechen, um Pferdeäpfel einzusammeln): Die Fremdbezeichnung «Boy» stammt aus der Zeit des Kolonialismus. Fremdbezeichnung beschreibt einen Begriff, den weiße Menschen (Dominanzgesellschaft) einer marginalisierten Gruppe aufzwingt, wobei deren Eigenbezeichnung ignoriert wird (vgl. ADB 2014, 4). Weiße Europäer*innen nutzten «Boy» als gebräuchliche Anrede für durch sie versklavte Schwarze Menschen. Die altersunabhängige Verwendung des Begriffs durch weiße stellte Schwarze Menschen in ihrer Entwicklung mit Kindern gleich. Da versklavte Schwarze Menschen von den weißen Kolonialist*innen mit «Boy» und nicht mit ihrem jeweiligen Namen angesprochen wurden, transportierte der Begriff eine beliebige Austauschbarkeit innerhalb der Schwarzen Bevölkerungsgruppe. Alternative: Abmister ■ «Mohren»kopf (Bezeichnung für ein helles Pferd mit dunklen Beinen): Auch der Begriff «Mohr» stammt aus der Zeit des Kolonialismus und stellt eine weitere Bezeichnung von weißen Kolonialist*innen für Schwarze Menschen dar. «M.» löst auch heute noch eine starre, weit verbreitete und verallgemeinerte Vorstellung über das Aussehen von Schwarzen Menschen aus. Damit einher geht auch die Annahme, dass diese eine der weißen Bevölkerung untergeordneten, dienenden Rolle einnehmen bzw. einzunehmen haben (Netzwerk Black She 2019, 2). Alternative: Rabenkopf ■ «Mulatte» (Bezeichnung für ein junges Maultier, eine Kreuzung zwischen Pferd und Esel): Die Wortkreation «Mulatte» ist eine rassistische Bezeichnung für Menschen, deren Vorfahren teils Schwarz, teils weiß waren. Diese Bezeichnung, die ihren Ursprung ebenfalls im Kolonialismus hat, baut auf überholten Theorien auf, Menschen könnten in «Rassen» unterteilt werden. Den direkten Bezug der Bezeichnung «Mulatte» zum Tierreich empfinden viele Menschen als erniedrigende Vorstellung. Da ein Maultier sich nicht fortpflanzen kann, wurde der Bevölkerungsgruppe in Folge Unfruchtbarkeit unterstellt (vgl. Netzwerk Black She 2019, 2). Der Begriff ist nicht mehr zu verwenden. ■ «Zigeuner»maß (Bezeichnung für eine Berechnungsart der Endgröße eines Jungpferdes): «Zigeuner» ist eine abwertende Fremdbezeichnung von weißen Menschen für Mitglieder, die der Minderheit bzw. den Minderheiten der Rom*nja und Sinti*zze angehören. Auch dieser Begriff ist ein Ausdruck der Ablehnung und untrennbar mit rassistischen Vorurteilen verbunden. Die Bezeichnung «Z.» verweist auf eine lange Verfol- 102 | mup 3|2022 Forum: Boschmann, Maraszto - Wir müssen über Rassismus sprechen! gungsgeschichte mit schließlichem Völkermord („Porajmos“) europäischer Rom*nja und Sinti*zze durch weiße Menschen in der Zeit des Nationalsozialismus (Netzwerk Black She 2019, 2). Alternative: Größenschätzung ■ «Indianer»spiele: In der Zeit des Kolonialismus wählten weiße Eroberer «Indianer» als Fremdbezeichnung für die indigene Bevölkerungsgruppe. Die Verwendung des Begriffs erinnert an die Verdrängung, Unterwerfung, manchmal Vernichtung, Verschleppung, Absonderung in Reservaten und Zwangsumsiedlung der indigenen Bevölkerung durch weiße Kolonialherrschaft, wodurch es bei Betroffenen zu einer Retraumatisierung kommen kann. Im Rahmen des sogenannten Spiels «Cowboy und I.» wird die Geschichte der oben beschriebenen Ereignisse, wie sie zu Zeiten des Kolonialismus stattgefunden haben, wiederholt und zugleich verharmlost, verherrlicht oder beschönigt. Auch wird dadurch ignoriert, dass viele Betroffene innerhalb der indigenen Bevölkerung auch heute noch unter der Einschränkung ihrer Freiheiten durch weiße Menschen leiden. ■ Kostümieren sich weiße Menschen als «I.», werden Traditionen und Geschichte der indigenen Bevölkerung kommerzialisiert und dadurch ihre Ausbeutung durch weiße Menschen fortgeführt. Zusätzlich reduzieren sie dadurch die indigene Bevölkerungsgruppe und ihre Kultur(en) auf einzelne Merkmale, wodurch rassistische Bilder gestärkt werden. ■ Im Rahmen der sogenannten „kulturellen Aneignung“ übernehmen weiße Menschen Aspekte unterdrückter nicht-weißer Kultur(en), z. B. heilige Handlungen. Da die Ausführenden kein Verständnis für die ursprünglichen Bedeutungen haben (können), verlieren sie diese. Ein Beispiel dafür kann das Bemalen von Pferden durch weiße Menschen mit Symbolen der indigenen Bevölkerung darstellen (vgl. IDA 2022, Netzwerk Black She 2019, 2). Alternative: Ereignisse thematisieren ■ Irish «Tinker» (Bezeichnung für eine Pferderasse): «Tinker» ist eine abwertende Fremdbezeichnung der weißen Dominanzgesellschaft für eine als permanent in Bewegung empfundene Gruppe von Menschen („Travellers“) meist irischen Ursprungs. Der Begriff löst stereotype Vorstellungen (Annahmen, die man von einer bestimmten Menschengruppe hat, meist ohne die Menschen zu kennen) über die „Pavee“, so ihre Eigenbezeichnung, aus. Dazu zählen vor allem ihnen entgegengebrachtes Misstrauen und Kriminalisierung (Show Racism the Red Card 2021, NdM 2022). Alternative: Irish Cob Impulse zur Entwicklung einer rassismuskritischen Grundhaltung Eine rassismuskritische Grundhaltung, als Basis für professionelles Handeln besonders weißer Menschen im Bereich pferdegestützter Förderungen, erfordert eine hohe Sensibilität gegenüber Machtverhältnissen sowie kontinuierliche Lern- und Veränderungsprozesse (Autor*innenKollektiv 2015, 13). Die folgenden Impulse sollen eine erste Annäherung ermöglichen: ■ Mache Rassismus für dich zum Thema: Die Bewusstmachung von Rassismus ist ein Bildungsprozess, der für weiße Menschen oft mit Ohnmachts- oder Schuldgefühlen einhergeht. Thematisiere deine Gefühle und stärke so soziale Verantwortung (Kaufmann / Satilmis 2016, 110). Zum Weiterlesen: Weiße Zerbrechlichkeit Beispiel: Frage dich, ob du im Rahmen deiner Tätigkeit Kinder aufgrund bestimmter Merkmale, Verhaltensweisen und / oder Sprachgewohnheiten als dir „näher“ oder «anders» empfindest. ■ Handle nach ethischen Grundsätzen: Rassismus steht der Idee der Menschenrechte, die sowohl in der österreichischen als auch deutschen Verfassung verankert sind, entgegen. Informiere dich über die einzelnen Menschenrechte, achte alle Menschen als Gleiche und orientiere dich an Forum: Boschmann, Maraszto - Wir müssen über Rassismus sprechen! mup 3|2022 | 103 dem Ziel sozialer Gerechtigkeit (Melter 2016, 21). Zum Weiterlesen: Menschenrechte Beispiel: Rassismus widerspricht u. a. dem Menschenrecht auf Bildung und Ausbildung. ■ Verstehe Menschen als Teil von Systemen: Rassismus wird durch die Konstruktion von „Wir“ und «die Anderen» laufend reproduziert. Achte darauf, diese gesellschaftliche Struktur im eigenen Denken und Handeln nicht erneut herzustellen und damit zu bestätigen (Kollender / Grote 2016, 97). Zum Weiterlesen: Othering Beispiel: Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe werden immer wieder kontextlos nach ihrer Herkunft gefragt. ■ Erkenne Kultur als Platzhalter für «Rasse»: Der sogenannte …Rassismus ohne Rassen… betont die Unvereinbarkeit verschiedener Kulturen. Prüfe deine eigene kulturgebundene Wahrnehmung auf die Zuschreibung negativer Eigenschaften (Mai 2016, 14). Zum Weiterlesen: Interkulturelle Kompetenzen Beispiel: Im Rahmen von antimuslimischem Rassismus wird der Islam als nicht «aufgeklärte» Religion konstruiert. ■ Lerne Widersprüche auszuhalten: Rassismus gibt vor, Menschen anhand fester Kriterien eindeutig definieren zu können. Versuche Vieldeutigkeiten, Unterschiedlichkeiten, Widersprüche sowie daraus resultierende Unsicherheiten anzunehmen und diese auszuhalten (IDA 2022). Zum Weiterlesen: Ambiguitätstoleranz Beispiel: Englische Begriffe (z. B. race) können im geschichtlichen Kontext eine ganz andere Bedeutung haben als in der deutschen Sprache (z. B. «Rasse»). ■ Hinterfrage deine eigene Mitwirkung: Rassismus schafft gesellschaftliche Differenzordnungen. Hinterfrage deine eigene Verstrickung in soziale Dominanzverhältnisse durch Privilegien, die weiße Menschen unverdient genießen (Kaufmann / Satilmis 2016, 108). Zum Weiterlesen: Kritisches Weiß-Sein Abb. 3: Eisbergmodell: Kulturgebundene Wahrnehmung (angelehnt an hyperkulturell 2022) 104 | mup 3|2022 Forum: Boschmann, Maraszto - Wir müssen über Rassismus sprechen! Beispiel: Weiße Menschen haben das Privileg, sich nicht ständig mit Rassismus auseinandersetzen müssen. ■ Beachte auch andere Formen von Ausgrenzung: Rassismus ist mit anderen Formen von Diskriminierung (z. B. Geschlecht/ Gender) verwoben. Berücksichtige Überschneidungen und das gleichzeitige Auftreten von Rassismus mit anderen Formen der Diskriminierung (Mai 2016, 15). Zum Weiterlesen: Intersektionalität Beispiel: Schwarze Frauen* mit Behinderungen gehören zu den am meisten diskriminierten Menschen, da sie aufgrund ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechts und ihrer Behinderungen diskriminiert werden (Behindertenrat 2020). ■ Nutze deine Sprache: Rassismus funktioniert dadurch, dass er für Unbetroffene unsichtbar ist. Nutze deine Sprache, um gesellschaftliche Unterdrückungsstrukturen aufzuzeigen, zu reflektieren und zu verändern (Kollender / Grote 2016, 92). Zum Weiterlesen: Dekonstruktivismus Beispiel: Wird ausschließlich die Hautfarbe von Schwarzen Menschen benannt, wird Weiß-Sein dadurch zur gesellschaftlichen Norm. Durch eine rassismuskritische Grundhaltung können die durch das Pferd unbewusst vermittelte Empathie, Akzeptanz und Kongruenz auf zwischenmenschlicher Ebene verstärkt werden (Brühwiler Senn 2016, 21). Literatur ■ ADB - AntiDiskriminierungsBüro (2014): Sprache schafft Wirklichkeit. Glossar und Checkliste zum Leitfaden für einen rassismuskritischen Sprachgebrauch, https: / / www.uni-hamburg.de/ gleichstellung/ download/ antirassistische-sprache.pdf am 17.02.2022, S. 4 ■ Autor*innenKollektiv (2015): Grundideen einer herrschaftskritischen Methodik und Didaktik, in Amt für Weiterbildung und Kultur des Bezirksamtes Mitte von Berlin / Marmer, Elina (Hg*innen): Rassismuskritischer Leitfaden zur Reflexion bestehender und Erstellung neuer didaktischer Lehr- und Lernmaterialien für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit zu Schwarzsein, Afrika und afrikanischer Diaspora, in https: / / www. elina-marmer.com/ wp-content/ uploads/ 2015/ 03/ IMAFREDU-Rassismuskritischer-Leiftaden_Web_ barrierefrei-NEU.pdf, am 15.02.2022, S. 13 ■ Arndt, S. (2015): Rassismus. Die 101 wichtigsten Fragen. 2. Aufl. Beck Verlag, München ■ Brühwiler Senn, Ruth (2016): Personenzentrierter Ansatz und körperorientierte Interventionen im Therapeutischen Reiten, in Gäng, Marianne (Hg*in): Therapeutisches Reiten, 3. Auflage, München, S. 18-21 ■ Czech, Herwig (2007): „Vorwiegend negerische Rassenmerkmale“. AfrikanerInnen und farbige „Mischlinge“ im Nationalsozialismus, in: Sauer, Walter (Hg*in): Von Soliman zu Omofuma. Afrikanische Diaspora in Österreich: 17. bis 20. Jahrhundert, Innsbruck, Wien, S. 164 ■ DemokratieWEBstatt (2017): Rassismus und Vorurteile, https: / / www.demokratiewebstatt.at/ fileadmin/ ebooks/ pdf/ eBook_Rassismus_und_ Vorurteile.pdf, am 14.02.2022, S. 6-7 ■ hyperkulturell - Portal für Interkulturelle Kommunikation (2022): Das Eisbergmodell der Kultur, https: / / www.hyperkulturell.de/ das-eisbergmodell-der-kultur, am 20.02.2022 ■ Gümüsay, Kübra (2020): Sprache und Sein, Berlin, S. 34 ■ IDA - Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit (2022): Glossar: Diskriminierung, kulturelle Aneignung, Rassismus, Rassismuskritik, Weiß / Weißsein, https: / / www. idaev.de/ recherchetools/ glossar/ am 15.02.2022 ■ Jarosz, Daniela (2021): Auswirkungen von Rassismus auf die physische und psychische Gesundheit, https: / / www.apomio.de/ blog/ artikel/ auswirkungen-von-rassismus-auf-die-physische-und-psychische-gesundheit#: ~: text=%20 Im%20Kontext%20von%20Rassismus%20 besonders%20h%C3%A4ufig%20vorkommende,Essst%C3%B6rungen%20sowie%20 somatoforme%20St%C3%B6rungen%20 7%20Suizidalit%C3%A4t8%20More%20 am 22.02.2021 ■ Kaufmann, E. Margrit/ Satilmis, Ayla (2016): (Selbst-)Reflexionen zu Rassismus und zur Praxis der Dekolonisierung, in Detzner, Milena / Drücker, Ansgar / Seng, Sebastian (Hg*innen): Rassismuskritik. Versuch einer Bilanz über Fehlschläge, Weiterentwicklungen, Erfolge und Hoffnungen, https: / / www.idaev.de/ fileadmin/ user_upload/ pdf/ publikationen/ Reader/ 2016_IDA_Rassismuskritik.pdf, am 15.02.2022, S. 108-110. Forum: Boschmann, Maraszto - Wir müssen über Rassismus sprechen! mup 3|2022 | 105 Die Autorinnen Julia Boschmann, MA, MA Voltigiertherapeutin, Sozial- und Kulturarbeiterin, Heilpädagogische und therapeutische Förderung mit dem Pferd, Zusatzqualifikationen: Studium Gender Studies, Lehrgang Medienbildung Astou Maraszto BA (i. A.) Bildungswissenschaftlerin, forscht im Bereich sozialer Ungleichheiten, Voltigier- und Reitpädagogin, wissenschaftsbasiertes Pferdetraining Kontakt Julia Boschmann · info@pferdebande.com www.pferdebande.com Astou Maraszto · astou@discocavallo.com www.discocavallo.com ■ Kollender, Ellen / Grote, Janne (2016): „Das wird man doch wohl noch sagen dürfen“ Zusammenhänge von Sprache und Rassismus, in Detzner, Milena / Drücker, Ansgar / Seng, Sebastian (Hg*innen): Rassismuskritik. Versuch einer Bilanz über Fehlschläge, Weiterentwicklungen, Erfolge und Hoffnungen, https: / / www.idaev.de/ fileadmin/ user_upload/ pdf/ publikationen/ Reader/ 2016_ IDA_Rassismuskritik.pdf, am 15.02.2022, S. 92-97 ■ KZ-Gedenkstätte Neuengamme (2019): Verflechtungen. Koloniales und rassistisches Denken und Handeln im Nationalsozialismus, https: / / verflechtungen-kolonialismus-nationalsozialismus. de/ files/ PDF/ NG_Verflechtungen_Bildungsmaterialien.pdf am 14.02.2022, S. 8-123 ■ Mai, Hanna Hoa Anh (2016): Was ist Rassismus? Was ist Alltagsrassismus? , in Detzner, Milena / Drücker, Ansgar / Seng, Sebastian (Hg*innen): Rassismuskritik. Versuch einer Bilanz über Fehlschläge, Weiterentwicklungen, Erfolge und Hoffnungen, https: / / www.idaev.de/ fileadmin/ user_upload/ pdf/ publikationen/ Reader/ 2016_ IDA_Rassismuskritik.pdf, am 15.02.2022, S. 14-15 ■ Melter, Claus (2016): Die nächsten Schritte gegen institutionelle nationalstaatliche Diskriminierung und institutionellen Rassismus, in Detzner, Milena / Drücker, Ansgar / Seng, Sebastian (Hg*innen): Rassismuskritik. Versuch einer Bilanz über Fehlschläge, Weiterentwicklungen, Erfolge und Hoffnungen, https: / / www.idaev. de/ fileadmin/ user_upload/ pdf/ publikationen/ Reader/ 2016_IDA_Rassismuskritik.pdf, am 15.02.2022, S. 21 ■ NdM - Neue deutsche Medienmacher (2022): Glossar. Traveller, https: / / glossar.neuemedienmacher.de / glossar / traveller am 22.02.2022. ■ Netzwerk Black She (2019): Sprachmächtig. Glossar gegen Rassismus, https: / / www.el-maawi. ch/ assets/ templates/ public/ image/ Flyer/ Glossar%20RACE.pdf am 14.02.2022, S. 1-2 ■ Ogette, Tupoka (2019): exit RACISM: rassismuskritisch denken lernen, 4. Auflage, Münster, S. 64-65 ■ Opferperspektive (2021): Was ist Rassismus, Was ist Diskriminierung? , https: / / www.antidiskriminierungsberatung-brandenburg.de/ was-ist-rassismus-was-ist-diskriminierung/ , am 14.02.2022 ■ Show Racism the Red Card (2021): Fact Sheet 9. Travellers & Racism, https: / / theredcard.ie/ travellers-racism am 21.02.2022 ■ Unterweger, Claudia (2016): Talking Back. Strategien Schwarzer österreichischer Geschichtsschreibung, Wien, S. 11 ■ Valjent, Alina (2019): Illustration aus einem Dossier zum Thema Rassismus, https: / / magazin. hiv/ magazin/ gesellschaft-kultur/ interview-pumkommattam-rassismus, am 14.02.2022
