mensch & pferd international
2
1867-6456
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
41
2024
162
Nachruf Hans-Peter Gäng (1933 - 2024)
41
2024
Anfang Februar ist Hans-Peter Gäng, fünf Jahre nach dem Tod seiner Frau Marianne, in Basel gestorben. Den meisten deutschsprachigen fachinteressierten LeserInnen werden die von Marianne Gäng herausgegebenen Werke zum Heilpädagogischen Reiten und Voltigieren und später zum Therapeutischen Reiten wohl vertraut sein, aber über ihren Mann Hans-Peter, mit dem sie über 50 Jahre verheiratet war und den Vater ihrer drei Töchter, wissen die meisten nur wenig.
2_016_2024_002_0087
Nachruf mup 2|2024 | 87 ■ Nachruf Hans-Peter Gäng (1933-2024) Anfang Februar ist Hans-Peter Gäng, fünf Jahre nach dem Tod seiner Frau Marianne, in Basel gestorben. Den meisten deutschsprachigen fachinteressierten LeserInnen werden die von Marianne Gäng herausgegebenen Werke zum Heilpädagogischen Reiten und Voltigieren und später zum Therapeutischen Reiten wohl vertraut sein, aber über ihren Mann Hans-Peter, mit dem sie über 50 Jahre verheiratet war und den Vater ihrer drei Töchter, wissen die meisten nur wenig. H. P Gäng wurde 1933 in Basel geboren. Er war zunächst Primar-, dann Sonderklassenlehrer, und er leitete in der Schweiz unterschiedliche Heimeinrichtungen, vor allem für lernbehinderte und verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche. Die Familie wohnte in der Regel ebenfalls in diesen Einrichtungen, in denen auch verschiedene Tiere, u. a. mehrere Ponys zunächst nur für die Familie mit versorgt wurden. So hat Hans-Peter auch ab und an auf dem geliebten Familienpferd Blakkur geritten. Sein Interesse und sein Verdienst für das heilpädagogische Reiten hatte aber weniger mit seinen eigenen reiterlichen Erfahrungen zu tun, sondern mehr mit dem Respekt vor der Tierliebe und Kompetenz seiner Frau sowie seinem heilpädagogischen Grundverständnis, ein breites Spektrum von Interventionen als „Spielräume“ für die angemessene Bildungs- und Entwicklungsförderung von solchen Kindern und Jugendlichen zu nutzen, „die nicht passen“ (Zapke 2023) . Hans-Peter konnte sich dabei auf seine profunden Kenntnisse der schweizer Heilpädagogik in der Tradition von Hanselmann, Moor und Kobi verlassen. In unseren Gesprächen hat er sich häufiger vor allem auf Paul Moor und Emil Kobi berufen. Beide waren nicht nur in der Schweiz prägend für die Entwicklung einer Heilpädagogik mit einem eigenständigen Profil. Insbesondere im Hinblick auf die Abgrenzung zu medizinischen oder therapeutischen Interventionen. Ihre plakativen Aussagen wie dass „Heilpädagogen nicht nur als eine Art Unterassistent oder besserer Wärter der Psychiatrie zu betrachten“ seien (Hanselmann 1930) und „nicht gegen den Fehler, sondern für das Fehlende“ einzutreten sowie „nicht nur das Kind, auch seine Umgebung zu erziehen“ (Moor 1965) haben Hans-Peter stark beeinflusst . Engeren Kontakt hatte er lange Zeit zu E. Kobi und seinem Interdisziplinären Institut für Spezielle Pädagogik und Psychologie (ISP) in Basel. Häufig als Querdenker innerhalb der Heilpädagogik forderte Kobi dezidiert, dass heilpädagogisches Handeln „Mauern und Scheren im Kopf “ überwinden müsse (Kobi 1983). Dies hat sicherlich Hans-Peter auch dazu motiviert, Reiten und Voltigieren in der Erziehungshilfe mit zu etablieren und seine Frau bei ihren Publikationen heilpädagogisch-fachlich zu unterstützen. Ein besonderes Verdienst hat sich Hans-Peter nach seiner Pensionierung dabei erworben, die mit Mühen erstrittene Kooperation von deutschsprachigen Ausbildungsträgern im Reiten und Voltigieren in einem Interessenverband, dem Forum der Ausbildungsträger einer Therapie mit dem Pferd (FATP ), zu koordinieren und nach der Gründung vor 25 Jahren mit weiter zu entwickeln. Seinen engen Bezug zu Quellen und Kernfragen der Heilpädagogik hat er sein Leben lang beibehalten und gepflegt, und die Notwendigkeit zum kooperativen Handeln in diesem besonderen Handlungsfeld klar erkannt. Dafür sind wir ihm außerordentlich dankbar. GH Foto: privat Nachruf
