Psychologie in Erziehung und Unterricht
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0342-183X
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2005
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Gemeinnützige Tätigkeit und politische Partizipationsbereitschaft bei amerikanischen und deutschen Jugendlichen
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2005
Heinz Reinders
James Youniss
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, welchen Einfluss gemeinnützige Tätigkeit von Jugendlichen auf deren politische Partizipationsbereitschaft besitzt. Es wird angenommen, dass die bei bestimmten Formen gemeinnütziger Tätigkeit gemachten Erfahrungen Jugendliche dabei unterstützen, sich mit gesellschaftlichen Fragen auseinanderzusetzen und sich als aktive Mitglieder ihrer Gesellschaft begreifen zu lernen. Dies – so die Annahme – sollte nicht nur ihr soziales Verhalten, sondern auch ihre politische Partizipationsbereitschaft fördern. Die vorgestellte „Theorie gemeinnütziger Tätigkeit“ wird anhand einer Längsschnittstudie mit drei Kohorten (Gesamt N= 620) bei US-amerikanischen Jugendlichen geprüft. Ergänzend hierzu wurden Daten der 13. (N= 4074) und 14. (N= 2515) Shell-Jugendstudie ausgewertet, um erste Hinweise auf die Wirkung gemeinnütziger Tätigkeit bei deutschen Jugendlichen erhalten zu können. Die Ergebnisse zeigen, dass insbesondere gemeinnützige Tätigkeit in direkter Interaktion mit Bedürftigen Prozesse bei Jugendlichen in Gang setzten, die ihre politische Partizipationsbereitschaft fördern.
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Psychologie in Erziehung und Unterricht, 2005, 52, 1 - 19 © Ernst Reinhardt Verlag München Basel In diesem Beitrag werden die Auswirkungen von community service in den Vereinigten Staaten bzw. von gemeinnütziger Tätigkeit in Deutschland auf die politische Partizipationsbereitschaft Jugendlicher in beiden Staaten betrachtet. Anlass hierfür ist, dass in beiden Demokratien ein geringes Ausmaß konventioneller politischer Partizipation Jugendlicher konstatiert wird (Levine & Lopez, 2002; Deutsche Shell, 2000). Da Demokratien auf die direkte und indirekte Unterstützung ihrer Mit- Community Service and Political Participation of American and German Adolescents Summary: This contribution focuses on the effects of community service on the likelihood of political participation in adolescence. The main assumption is that experiences made during specific kinds of community service help adolescents to face unsolved social problems and to develop their own ideological point of view. When doing service adolescents will experience themselves more readily as active members of their society. Both kinds of experience are supposed to enhance the adolescents’ prosocial behavior and in turn their likelihood of political participation. The “theory on community service” is tested with longitudinal data from two US- American high schools with three cohorts totalling 620 participants. Additionally, two national representive samples of German youth (N = 4074 and N = 2515) were analysed with regard to the relationship between community service experience and political involvement. Results indicate that service experiences in direct interaction with people in obvious state of need initiates a process of personality development that leads to a higher likelihood of prosocial behaviour as well as to intended political participation. Keywords: Identity development, community service, political socialisation, political participation Zusammenfassung: Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, welchen Einfluss gemeinnützige Tätigkeit von Jugendlichen auf deren politische Partizipationsbereitschaft besitzt. Es wird angenommen, dass die bei bestimmten Formen gemeinnütziger Tätigkeit gemachten Erfahrungen Jugendliche dabei unterstützen, sich mit gesellschaftlichen Fragen auseinanderzusetzen und sich als aktive Mitglieder ihrer Gesellschaft begreifen zu lernen. Dies - so die Annahme - sollte nicht nur ihr soziales Verhalten, sondern auch ihre politische Partizipationsbereitschaft fördern. Die vorgestellte „Theorie gemeinnütziger Tätigkeit“ wird anhand einer Längsschnittstudie mit drei Kohorten (Gesamt N = 620) bei US-amerikanischen Jugendlichen geprüft. Ergänzend hierzu wurden Daten der 13. (N = 4074) und 14. (N = 2515) Shell-Jugendstudie ausgewertet, um erste Hinweise auf die Wirkung gemeinnütziger Tätigkeit bei deutschen Jugendlichen erhalten zu können. Die Ergebnisse zeigen, dass insbesondere gemeinnützige Tätigkeit in direkter Interaktion mit Bedürftigen Prozesse bei Jugendlichen in Gang setzten, die ihre politische Partizipationsbereitschaft fördern. Schlüsselbegriffe: Identitätsentwicklung, Ehrenamt, politische Sozialisation, politische Partizipation ■ Empirische Arbeit Gemeinnützige Tätigkeit und politische Partizipationsbereitschaft bei amerikanischen und deutschen Jugendlichen 1 Heinz Reinders James Youniss Universität Mannheim Catholic University of America, Washington, D.C. 1 Dieser Beitrag entstand im Rahmen eines vom Deutschen Akademischen Austauschdienst geförderten Forschungsaufenthaltes des Erstautors am Life Cycle Institute der Catholic University of America. 2 Heinz Reinders, James Youniss glieder angewiesen sind (Easton, 1967), wird dieses Problem als ein gesellschaftlich relevantes angesehen. Allerdings ist die geringe Bereitschaft Jugendlicher zu konventioneller Partizipation nicht mit genereller politischer Apathie gleichzusetzen (Buhl & Kuhn, 2003). Jugendliche finden und engagieren sich in alternativen Formen, die durch Indikatoren politikwissenschaftlicher Provenienz nicht erfasst werden, die aber dennoch auf eine hohe Bereitschaft Heranwachsender deuten, aktiv an der Gestaltung „ihrer“ Gesellschaft mitzuwirken. Hier bestehen bedeutende internationale Unterschiede. In Deutschland gaben 23 % befragter Achtklässler an, an Geldsammlungen für Bedürftige mitgewirkt zu haben, in den USA liegt dieser Anteil bei 50 % (vgl. Torney-Purta, Lehmann, Oswald & Schulz, 2001). Zehn Prozent der deutschen Jugendlichen berichteten, in einer Umweltschutzorganisation mitgewirkt zu haben, für die USA liegt dieser Anteil bei 24 %. Danach befragt, ob die Jugendlichen gemeinnützige Tätigkeiten geleistet haben, bejahten dies 16 % der deutschen und 50 % der US-amerikanischen Jugendlichen. Für beide im Rahmen dieses Beitrags betrachteten Länder zeichnet sich ab, dass konventionelle politische Partizipation durch unkonventionelle Partizipation ergänzt wird (Turiel, 2002). Denn zwischen dem Anteil Jugendlicher pro Land, die gemeinnützige Tätigkeit leisten, und dem Anteil Jugendlicher, die die Absicht zu konventioneller politischer Partizipation berichten, besteht ein Zusammenhang. Über die 28 Länder der „Civic Education Study“ (Torney-Purta et al., 2001) ergab sich, auch nach Kontrolle von politischem Wissen als Prädiktor, ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Anteil derjenigen Jugendlichen, die gemeinnützig tätig sind, und dem derjenigen, die die Absicht haben, wählen zu gehen (Pearsons r = .45; p < .05; N = 28). Dies deutet nicht auf einen Zusammenhang zwischen beiden Variablen auf der Individualebene hin. Dieses Ergebnis kann aber zeigen, dass konventionelle Partizipation und gemeinnützige Tätigkeit nicht miteinander konkurrieren, sondern beides Bestandteile einer Kultur der politischen Partizipation darstellen (Verba, Schlozman & Brady, 1995). Ziel dieses Beitrags ist es, den auf der Länderebene aufgezeigten Zusammenhang von gemeinnütziger Tätigkeit und konventioneller Partizipationsbereitschaft auch auf der Individualebene nachzuweisen. Hierbei wird auf eine Längsschnittstudie von US-amerikanischen High School Schülern und zwei repräsentativen Jugendstudien in Deutschland zurückgegriffen (Deutsche Shell, 2000, 2002). Ein solcher Vergleich ist mit einer Reihe von Problemen und Einschränkungen verbunden. Erstens sind community service (USA) und gemeinnützige Tätigkeit (BRD) in den beiden Staaten strukturell unterschiedlich eingebunden und erfahren eine verschiedene Verbreitung (Hofer, 1999). Zweitens ist der Kenntnisstand zum Zusammenhang von community service und konventionellem politischem Engagement in den USA gesicherter. Studien über gemeinnützige Tätigkeit sind für Deutschland rar (vgl. Yates & Youniss, 1999). Drittens führt die Verschiedenheit der Datensätze dazu, dass Kriterien identifiziert werden müssen, die trotz aller Differenzen einen vergleichenden Blick auf community service und gemeinnützige Tätigkeit erlauben und gleichzeitig als Ansatzpunkte für eine Vertiefung von Forschung in Deutschland dienen können (Reinders & Youniss, in Druck). Viertens ist es problematisch, auf der Basis von Sekundäranalysen bestehender - und nicht auf direkten Vergleich angelegter - Datensätze die Überprüfung eines elaborierten theoretischen Modells vorzunehmen. Daraus folgt, dass lediglich ein allgemeiner theoretischer Rahmen zur Interpretation der Befunde vorgeschlagen wird. Ferner wird der Schwerpunkt auf die Auswertung der US-amerikanischen Daten gelegt, die sich durch ihr längsschnittliches Design auszeichnen und explizit in den Rahmen der community service-For- Gemeinnützige Tätigkeit und politische Partizipationsbereitschaft 3 schung einzuordnen sind. Die Befunde der deutschen Studien - die deutlich explorativen Charakter haben - werden lediglich als Hinweis dafür herangezogen, dass es aussichtsreich ist, Forschung in diesem Bereich in Deutschland zu intensivieren. Forschungsstand zu Auswirkungen von community service und gemeinnütziger Tätigkeit Während in den USA intensiv Forschung zu community service betrieben wird, fällt der Kenntnisstand für Deutschland noch gering aus. USA Seit etwa Mitte der 1990er Jahre wird eine Reihe von Studien durchgeführt, die sich in zwei Hauptlinien aufteilen lässt: (1.) Studien, die allgemein nach Auswirkungen extracurricularer Aktivitäten Jugendlicher fragen (Eccles & Barber, 1998; Zaff, Moore, Papillo & Williams, 2003) und (2.) solchen, die spezifisch community service in den Blick nehmen (Youniss & Yates, 1997; Youniss, McLellan, Su & Yates, 1999). (1.) Zaff et al. (2003) berichten auf der Basis einer repräsentativen Stichprobe, dass Jugendliche mit organisatorisch eingebundenen Freizeitaktivitäten höhere Bildungsaspirationen besitzen, häufiger gemeinnützig tätig sind und sich mit höherer Wahrscheinlichkeit an Wahlen beteiligen. In der Studie von Eccles und Barber (1998) tendierten Jugendliche mit strukturierten außerschulischen Tätigkeiten weniger zu Risikoverhalten und wiesen einen höheren schulischen Erfolg auf. (2.) Studien, die sich spezifisch mit den Auswirkungen von community service beschäftigen, stellen den Zusammenhang zu politischem Engagement stärker in den Vordergrund. Flanagan et al. (1999, S. 147 ff.) identifizierten bei der Gegenüberstellung von volunteers und non-volunteers in sieben Ländern (darunter die USA) ein Muster, wonach freiwillig Tätige mehr Wert darauf legen, Bedürftigen zu helfen, sich aktiv an Politik zu beteiligen und einen Beitrag zur Verbesserung der Gesellschaft bzw. ihrer Gemeinde zu leisten. Youniss und Yates (1997) haben eine qualitative Längsschnitt-Studie an einer privaten High School durchgeführt, an der die vornehmlich afro-amerikanischen Jugendlichen im Rahmen des schulischen Curriculums gemeinnützige Tätigkeiten in einer Suppenküche für Obdachlose leisten mussten. Auf der Basis von Gruppendiskussionen mit den Jugendlichen und den von den Schülern verfassten Essays kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass die Erfahrungen mit ihrer Tätigkeit und die Reflexion darüber das Bewusstsein für soziale und politische Probleme und ihre eigene Rolle in der Gesellschaft verändert haben. Diese Befunde konnten Youniss et al. (1999) durch Ergebnisse einer quantitativen, repräsentativen Stichprobe stützen. Die Häufigkeit geleisteter gemeinnütziger Tätigkeit erwies sich als positiv prädiktiv für konventionelle und unkonventionelle politische Partizipation. Längsschnittliche Effekte von community service sind in der Studie von Metz und Youniss (2003) bzw. Youniss und Metz (in Druck) dokumentiert. Die Autoren zeigen, dass das Absolvieren von community service in Klasse 10 die Wahrscheinlichkeit freiwilliger Tätigkeit und der konventionellen politischen Partizipation zwei Jahre später erhöht. Trotz dieser längsschnittlich angelegten Untersuchungen fehlt derzeit der Nachweis eines gerichteten Zusammenhangs zwischen geleistetem community service und möglichen Auswirkungen. So legt beispielsweise die Arbeit von Penner (2002) nahe, dass zwischen prosozialem Verhalten und community service eine Wechselwirkung besteht. Die Studie von Verba, Schlozman und Brady (1995) bei Erwachsenen lässt erwarten, dass Personen mit prosozialem Charakter eher geneigt sind, sich konventionell und unkonventionell an politischen Prozessen zu beteiligen. Im empirischen Teil dieses Beitrags wird deshalb die Frage der Zusammenhangsrichtung aufgegriffen und überprüft. 4 Heinz Reinders, James Youniss Deutschland Der Wissensstand über Auswirkungen gemeinnütziger Tätigkeit fällt für Deutschland gering aus. Die Eurovol-Studie (Gaskin, Smith & Paulwitz, 1996) gibt Aufschluss über Verbreitung, organisatorische Einbindung und Motivation deutscher Freiwilliger. Ehrenamtliche in Deutschland sind zu einem etwas höheren Anteil jüngere, allein stehende Personen, die zumeist in einer, teilweise in zwei oder mehr Organisationen tätig sind. Häufigste Tätigkeiten sind „sich um Menschen kümmern“ (32 %), „Unterricht und Ausbildung“ (28 %), „Geldsammlungen“ sowie „Komitee-Arbeit“ (jeweils 25 %). Einen vagen Einblick in die Auswirkungen sozialen Ehrenamts geben die Antworten auf die Frage, welchen Nutzen die Befragten aus ihrer Tätigkeit ziehen. Der überwiegende Teil gibt an, dass die Tätigkeit Spaß macht (65 %) und die Möglichkeit bietet, Menschen zu treffen und Freunde zu gewinnen (40 %). Etwa 30 % geben an, die gemeinnützige Tätigkeit wirke sich auf die eigenen moralischen und politischen Prinzipien aus. Explizit wurden die Auswirkungen gemeinnütziger Tätigkeit in zwei von Hofer (1999) berichteten Studien untersucht. Anhand der Angaben von Jugendlichen aus Mannheim und Leipzig zeigte sich, dass die Stabilität ehrenamtlicher Tätigkeit über die Zeit vergleichsweise hoch ist. Die aktiven Jugendlichen investierten im Durchschnitt ca. zehn Stunden monatlich in diese Tätigkeit. In der zweiten Studie wurden 38 beim Roten Kreuz und bei der Feuerwehr ehrenamtlich tätige Jugendliche mit einer parallelisierten Stichprobe nicht aktiver Jugendlicher verglichen. Jugendliche, die sich freiwillig engagierten, besaßen mehr Wissen über das System des Sozialstaates. Dieses Wissen korrelierte zudem mit der Dauer der Tätigkeit. Je länger sich die Jugendlichen gemeinnützig betätigten, desto besser fiel ihr „politisches“ Wissen aus. In die gleiche Richtung weisen die Ergebnisse einer Studie, in der ebenfalls ehrenamtlich Tätige verschiedener Altersgruppen mit einer nicht aktiven Kontrollgruppe verglichen wurden (vgl. Moschner, 1994). Mitglieder ersterer Gruppe hatten in verschiedenen Bereichen prosozialen Verhaltens jeweils höhere Ausprägungen als die Mitglieder der Kontrollgruppe. Krettenauer und Gudulas (2003) konnten schließlich einen Zusammenhang zwischen der Identitätssuche von Jugendlichen und ihrer Motivation zu freiwilligem Engagement feststellen. Insgesamt deuten diese wenigen Befunde darauf hin, dass gemeinnützige Tätigkeiten von Jugendlichen mit einer Reihe positiver Entwicklungsstimuli einhergehen (Beher, Liebig & Rauschenbach, 1998; Hofer & Buhl, 2000). Theoretischer Rahmen Forschung zu Auswirkungen gemeinnütziger Tätigkeit ist bisher eher empiristisch ausgelegt. Neben Problemen der Vergleichbarkeit von Stichproben und verwendeten Messinstrumenten ist es insbesondere die untersuchte Art gemeinnütziger Tätigkeit, die besondere Beachtung finden muss. Ein Vergleich von Studien, die eine Vielzahl gemeinnütziger Tätigkeiten zusammenfasst, mit solchen, die spezifische Formen in den Blick nehmen, macht deutlich, dass auf die Art der Tätigkeit besonderes Augenmerk zu legen ist (zsf. Newman & Rutter, 1983). Es ist beispielsweise nicht erwartbar, dass die Pflege des Schulgartens oder das Waschen von Autos die politische Partizipationsbereitschaft Jugendlicher in gleichem Maße beeinflusst wie die Arbeit mit Obdachlosen oder die Hilfe für Menschen mit Behinderungen (Metz, McLellan & Youniss, 2003). Auch ist nicht erwartbar, dass gemeinnützige Tätigkeit unmittelbar zu erhöhtem sozialen Verhalten oder politischer Partizipationsbereitschaft führt. Vielmehr ist von einem längeren Verarbeitungsprozess seitens der Jugendlichen auszugehen. Der skizzierte theoretische Rahmen soll diesen beiden Faktoren Rechnung tragen und dient als Interpretationsfolie für die Befunde aus der amerikanischen und den beiden deutschen Studien. Gemeinnützige Tätigkeit und politische Partizipationsbereitschaft 5 Im Kern besagt die „Theorie gemeinnütziger Tätigkeit“ (Reinders & Youniss, in Druck), dass bestimmte Formen gemeinnütziger Tätigkeiten Jugendlichen spezifische Erfahrungen ermöglichen. Zum einen können sie sich durch spezifische Varianten gemeinnütziger Tätigkeit mit Sichtweisen auf Gesellschaft auseinandersetzen und ihre eigene soziale Perspektive entwickeln. Zum anderen erleben Jugendliche bei gemeinnützigen Tätigkeiten die eigene Handlungsfähigkeit, d. h. sie erleben sich selbst als aktives Mitglied der Gesellschaft. Beide Erfahrungen sollten einen Beitrag zur Entwicklung prosozialen Verhaltens und in der Folge politischer Partizipationsbereitschaft leisten. Die Theorie baut auf Überlegungen von Erikson (1968) und auf Befunden der qualitativen Studie von Youniss und Yates (1997) auf und wird im Folgenden in vier Sätzen dargestellt. Satz 1: Nicht jede Form gemeinnütziger Tätigkeit ermöglicht Jugendlichen Erfahrungen, die ihren politischen Sozialisationsprozess unterstützen. Dies wird insbesondere für solche Formen gemeinnütziger Tätigkeiten der Fall sein, bei denen Jugendliche in direkter Interaktion mit bedürftigen Personen stehen. Die Hypothese basiert auf der Annahme, dass Menschen ihre Identität im Zuge sozialer Interaktionen entwickeln (Mead, 1925; Piaget, 1965). Durch Interaktionen mit anderen erleben Personen sich als soziales Wesen und lernen mit jeder neuen Interaktion mehr darüber, wie sie sich selbst sehen, wie sie durch andere gesehen werden und welche soziale Position sie in bestimmten Interaktionen einnehmen. Direkte Interaktionen mit bedürftigen Menschen sollten für Jugendliche über den Alltag mit Eltern oder Peers hinausgehende neue Erfahrungen bereit stellen. Hierdurch sollte sich ihre Selbstsicht, die Sicht des anderen und die Art, wie man von anderen gesehen wird, ändern. Auch die Sicht auf die eigene soziale Position sollte hiervon tangiert sein, da gravierende Differenzen des Privilegierungsgrades deutlich werden. Kognitionspsychologische Ansätze betonen dabei die Notwendigkeit, dass solche neuartigen Erfahrungen der Reflektion bedürfen, um der Verstärkung oder Entstehung von Stereotypen zu begegnen (Dovidio, 2001; Narvaez, 1999; Schacter, 1990). Satz 2: Qualifizierte gemeinnützige Tätigkeit hält für Jugendliche zwei Formen von Erfahrungen bereit. Sie werden (1) mit sozialen Bedingungen konfrontiert, die ihr Nachdenken über das soziale System (soziale Gerechtigkeit etc.) anregen und ihre Sicht auf die eigene Rolle innerhalb der Gesellschaft hin zu mehr sozialem Bewusstsein und sozialer Verantwortung verändern. Sie erhalten (2) die Möglichkeit, sich selbst als aktiv Handelnde zu erleben, die durch Mitwirkung (kleinere) Veränderungen herbeiführen können. Die jugendliche Identitätskrise ist gemäß Erikson (1968) durch die Suche nach einer Verankerung in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft „ihrer“ Gesellschaft geprägt. Als Medium dieser Verankerung verweist Erikson (1968) auf Weltsichten (ideologies), mit denen Jugendliche sich auseinandersetzen müssen, um ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Unter Ideologie versteht Erikson „a universal psychological need for a system of ideas that provides a convincing world image“ (Erikson, 1968, S. 31). Quellen solcher Weltsichten sind u. a. Religion, ethnische Zugehörigkeiten und politische Überzeugungen. Diese bieten eine mehr oder minder kohärente Interpretation sozialer Realität und erlauben es dem Einzelnen, der Komplexität gesellschaftlicher Strukturen durch Vereinfachung zu begegnen und eigene Handlungen im Kontext dieser Weltsicht zu organisieren und zu interpretieren. Jugendliche setzen sich mit diesen Weltsichten auseinander und suchen nach Möglichkeiten, die für sie Passende zu entwickeln, ihrem Handeln zugrunde zu legen und so selbst aktiv an der Gestaltung der sie umgebenden Gesellschaft mitzuwirken. Hierfür hat Erikson 6 Heinz Reinders, James Youniss (1968) den Begriff der Handlungsfähigkeit (industry) gewählt. Er umschreibt damit die individuelle Fähigkeit, Handlungen gezielt auszurichten und gleichzeitig das Bewusstsein darüber zu haben, dass bzw. inwiefern gesteckte Ziele erreichbar sind. In dieser Perspektive werden Jugendliche nicht als Reproduzenten bestehender gesellschaftlicher Ideologien und Strukturen angesehen, sondern als Faktor sozialer Evolution (Erikson, 1968, S. 134; Flacks, 1988). Durch den Kontakt und die Interaktion mit Bedürftigen werden Jugendliche nicht nur abstrakt (etwa durch Medien), sondern konkret mit gesellschaftlichen Ideologien und den Auswirkungen der sozialen Organisation von Gesellschaften konfrontiert. Obdachlosigkeit oder Pflegebedürftigkeit weisen auf problematische Seiten der Gesellschaft hin, die bei Jugendlichen das Nachdenken über deren Ursachen anregen und zur Reflektion über die eigene relative soziale Position beitragen können. Ferner haben Jugendliche durch ihr Engagement die Möglichkeit, zumindest im Kleinen zur Milderung dieser Probleme beizutragen. Sie erleben sich dabei als aktiv Mitgestaltende der Gesellschaft. Youniss und Yates (1997) fassen die unterstützende Wirkung von qualifizierter gemeinnütziger Tätigkeit beim Prozess der Auseinandersetzung mit Ideologien und das Erleben von Handlungsfähigkeit zusammen: „Community service applies to both aspects of this process. It engages adolescents’ talents by requiring active extension of self into the world via performance. This follows logically from the preceding stage of industry and provides the adolescent with concrete feedback for self-reflective clarification. Because service brings adolescents into contact with the workings of society, it also provides opportunities for reflection on society’s political, moral, and historical dimensions“ (Youniss & Yates, 1997, S. 20). Satz 3: Die Auseinandersetzung mit sozialen Problemen während der gemeinnützigen Tätigkeit unterstützt die Ausbildung prosozialen Verhaltens und die Bereitschaft zu politischer Partizipation. Satz 4: Das Erleben von Handlungsfähigkeit und die Fähigkeit, Veränderungen herbeizuführen, begünstigt die Entwicklung prosozialen Verhaltens und die Bereitschaft zu politischer Partizipation. Gemeinnützige Tätigkeit löst bei Jugendlichen das Nachdenken über die sie umgebende Gesellschaft und die eigene Position darin aus. Wie bereits benannt, handelt es sich hierbei um die Suche nach der eigenen Verankerung in der gesellschaftlichen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Dies fasst Erikson (1968) mit dem Begriff der Transzendenz. Dieser meint, dass konkrete Erfahrungen von Jugendlichen sukzessive generalisiert und in abstrakte Konzepte von Gesellschaft überführt werden und sich Jugendliche zunehmend als aktiven Teil dieser Gesellschaft begreifen. Youniss und Yates (1997) gehen davon aus, dass Erfahrungen mit gemeinnützigen Tätigkeiten in drei Stufen generalisiert werden. Auf der ersten Stufe der Transzendenz reflektieren Jugendliche durch den Kontakt mit anderen (beispielsweise Obdachlosen, Älteren etc.) über ihre Stereotype gegenüber diesen Gruppen. Auf der zweiten Transzendenzstufe vergleichen Jugendliche die Situation des anderen mit ihrer eigenen Situation und nehmen in der Regel ihre relativ privilegierte Position wahr. Es beginnen Reflektionen über die unterschiedlichen Lebensumstände, die in der Regel aufgrund der individualisierten Wahrnehmung des Gegenübers nicht stereotyp verlaufen. Auf dieser Stufe entwickeln Jugendliche das Bewusstsein sozialer Verantwortung gegenüber anderen, die durch die eigene, relativ privilegierte Position begründet wird. Die dritte Stufe umfasst Reflektionen über Gründe für unterschiedliche soziale Positionen, die Jugendliche durch den Kontakt mit Bedürftigen kennen lernen. Die Verknüpfung konkreter Erfahrungen mit früheren Erlebnissen aus der unmittelbaren Umwelt werden weiter generalisiert und auf gesellschaftliche Prozesse bezogen. Am Ende des Transzendenz-Prozesses steht die Fähigkeit, über Prin- Gemeinnützige Tätigkeit und politische Partizipationsbereitschaft 7 zipien sozialen Zusammenlebens in abstrakter Form nachdenken und die eigene Person in Beziehung zu diesen Prinzipien setzen zu können. Gemeinnützige Tätigkeit wird insgesamt als Katalysator für die Ausbildung sozial-kognitiver Kompetenzen Jugendlicher angesehen. Da sozio-politisch relevante kognitive Prozesse zu Beginn der Jugendphase einsetzen (Adelson, 1980; Oerter, 1998; Krampen, 2000), kann begründet angenommen werden, dass Erfahrungen gemeinnütziger Tätigkeit bei diesem Prozess unterstützend wirken. Als Folge dieses Prozesses werden Jugendliche eine höhere Bereitschaft zu sozialem Verhalten in ihrem Alltag aufweisen (Stufe 2). Das bessere, erlebensnahe Verständnis von komplexen gesellschaftlichen Bedingungen wird zudem ihre Bereitschaft erhöhen, an Mitbestimmungsmöglichkeiten auf der politischen Ebene zu partizipieren (Stufe 3). Die im Folgenden vorgestellten Befunde der US-amerikanischen Studie (Studie I) und der beiden deutschen Studien (Studie II & III) dienen dazu, Hinweise auf die Triftigkeit der theoretischen Annahmen zu erhalten. Studie I - Community service bei US-amerikanischen Jugendlichen Die Untersuchung bei amerikanischen Jugendlichen zeichnet sich durch ihren expliziten Bezug zum theoretischen Rahmen und ihr längsschnittliches Design aus. Sie ist Bestandteil eines umfassenderen Forschungsprogramms, welches am Life Cycle Institute der Catholic University of America durchgeführt wird (Youniss & Yates, 1997; Yates & Youniss, 1998; Youniss et al., 1999). Die vorliegende Studie konzentriert sich auf die Auswirkungen schulisch geforderter gemeinnütziger Tätigkeit (required community service) (Ruth, 2001). Design und Stichprobe Die Längsschnittstudie ist als modifizierter Kohorten-Sequenzplan angelegt und umfasst insgesamt sieben Messzeitpunkte. Jugendliche aus zwei privaten High Schools wurden zwischen 1994 und 1998 jeweils zu Beginn und am Ende des Schuljahres mittels standardisierter Fragebögen befragt, wobei offene Fragen für die Erfassung der Art des community service verwendet wurden. Die ungeraden Messzeitpunkte fanden jeweils zu Beginn, die geraden Messzeitpunkte zum Ende des Schuljahres statt (vgl. Tabelle 1). Aus diesem Design werden drei voneinander unabhängige Stichproben verwendet, von denen die Stichproben A und B den Kern der Auswertungen bilden. Hier wurden die Jugendlichen jeweils zum Ende des elften und zwölften Schuljahres nach ihrem geleisteten community service und den Erfahrungen hiermit befragt. Diese beiden Stichproben ermöglichen, Veränderungen und gerichtete Zusammenhänge über den Zeitraum von einem Jahr nachzuzeichnen. Das Prädiktions-Modell wird in diesen beiden Stichproben repliziert. Aufgrund der teilweise nicht verfügbaren Konstrukte in Stichprobe A wird zusätzlich Stichprobe C hinzugezogen, um die Modelle zur Identifikation der Richtung der Zusammenhänge ebenfalls in zwei Stichproben replizieren zu können. 2 Durch die Berechnung der Modelle für jeweils zwei unabhängige Stichproben soll gewährleistet werden, dass es sich bei den Befunden um stabile Ergebnisse handelt, die trotz variierender Stichproben repliziert werden können. MZP t 2 t 3 t 4 t 5 t 6 t 7 Klassenstufe Ende Beginn Ende Beginn Ende Beginn Klasse Klasse Klasse Klasse Klasse Klasse Stichprobe A N = 170 11 12 12 Stichprobe B N = 189 11 12 12 Stichprobe C N = 261 11 11 12 Tabelle 1: Design der Studie und verwendete Stichproben 2 Die Erhebung zum ersten Messzeitpunkt diente der Pilotierung der Studie und wird aus diesem Grund nicht in die Analysen einbezogen. 8 Heinz Reinders, James Youniss Die befragten Schüler sind zum Ende der elften Jahrgangsstufe im Durchschnitt 16.2 Jahre alt und sind in allen drei Stichproben zu über 70 % Amerikaner europäischer Herkunft. Der Anteil der Jungen schwankt unwesentlich zwischen den drei Stichproben (47.1 % bis 49.4 %). Da es sich bei den beiden Schulen um private High Schools handelt, liegt der Anteil der Eltern, die einen High School-Abschluss oder höher besitzen, bei über 71 % der Väter und über 63 % der Mütter. Beide Schulen verlangen von ihren Schülern, zwischen der 10. und 12. Jahrgangsstufe insgesamt 40 Stunden community service zu leisten und nachzuweisen. Unabhängige Variable Die unabhängige Variable zur Art der geleisteten Tätigkeit wurde jeweils zum Ende des Schuljahres durch offene Fragen erhoben. Die Jugendlichen sollten angeben, welche Art community service sie im abgelaufenen Schuljahr geleistet haben. Diese offenen Antworten wurden in einem ersten Schritt in Tätigkeitsformen kodiert (beispielsweise Kinderbetreuung, Betreuung von Bedürftigen, administrative Tätigkeiten, Objekt- und Gebäude-Pflege etc.). In einem zweiten Schritt wurden diese Tätigkeiten danach kodiert, ob diese in direkter Interaktion mit Bedürftigen erfolgten (beispielsweise Obdachlosenbetreuung vs. Gebäude-Pflege). Die Verteilung der Variable erweist sich in den Stichproben A und B als jeweils vergleichbar (vgl. Tabelle 2). 3 Jeweils knapp ein Viertel bzw. ein Drittel der Jugendlichen absolvierten community service mit direkter Interaktion zu bedürftiger Klientel. Moderatorvariablen Zur Erfassung der beim community service gemachten Erfahrungen wurden bei den Jugendlichen zwei Skalen erhoben. Gemäß den theoretischen Überlegungen wird nach Erfahrungen unterschieden, bei denen sich die Jugendlichen mit ideologischen Standpunkten auseinandersetzen (ideology- Erfahrung) und die Wirksamkeit eigenen Handelns erleben (industry-Erfahrung). Die ideology-Erfahrung wurde mit insgesamt 4 Items (Beispiel-Item: „I changed some of my beliefs and attitudes“) auf einer Likert-Skala von 1 bis 5 (hohe Zustimmung) erfasst. Die Reliabilitäten bewegen sich je nach Stichprobe und Messzeitpunkt zwischen α = 0.79 und α = 0.85. Mit insgesamt drei Items wurde die industry-Erfahrung erhoben (Beispiel-Item: „I felt to make a contri- Stichprobe A (t 2 ) Stichprobe B (t 4 ) N % N % Direkte Interaktion mit Bedürftigen 42 24.7 61 32.3 Andere Formen 128 75.3 128 67.7 Tabelle 2: Häufigkeiten der Tätigkeiten mit direkter Interaktion mit Bedürftigen in den Stichproben A und B Beginn Klasse 11 Ende Klasse 11 Anfang Klasse 12 Ende Klasse 12 ideology M SD M SD M SD M SD Stichprobe A - - 3.3 1.03 - - 3.5 0.97 Stichprobe B - - 3.4 1.04 3.5 1.03 3.6 0.90 Stichprobe C 3.4 0.99 3.5 0.90 3.4 0.97 - - industry M SD M SD M SD M SD Stichprobe A - - 4.0 0.85 - - 4.1 0.82 Stichprobe B - - 4.1 0.75 4.1 0.85 4.0 0.86 Stichprobe C 4.1 0.90 4.0 0.84 4.0 0.86 - - Tabelle 3: Mittelwerte und Standardabweichungen der Skalen ideology-Erfahrung und industry-Erfahrung 3 Da Stichprobe C nicht mit dem Ende des 11. Schuljahres beginnt, wird diese Stichprobe nicht für die Berechnung des Gesamt-Modells hinzugezogen. Gemeinnützige Tätigkeit und politische Partizipationsbereitschaft 9 bution to the organisation“), die ebenfalls auf einer Skala von 1 bis 5 (hohe Zustimmung) zu beantworten waren. Cronbach’s Alpha lag zwischen 0.69 und 0.75. Die Mittelwerte und Standardabweichungen der Konstrukte in den Stichproben sind in Tabelle 3 dokumentiert und weisen für die Stichproben A und B einen leichten Anstieg der ideology-Erfahrung zwischen dem Ende der 11. und Ende der 12. Jahrgangsstufe aus. Die Zustimmung zur industry-Erfahrung fällt höher aus als die Zustimmung zur ideology-Skala und bleibt im Mittel konstant. Abhängige Variablen Die politische Partizipation Jugendlicher wurde als Beteiligungsbereitschaft über drei Items erfasst, die sich auf die Wahrscheinlichkeit des Wählens, der Beteiligung an einer politischen Kampagne und dem Boykott von Produkten oder Dienstleistungen bezogen (Likert-Skala von 1-„No Chance“ bis 5-„I definitely will“). Aufgrund der Heterogenität der abgefragten Tätigkeiten liegt Cronbachs Alpha zwischen 0.54 und 0.62. Ergänzend zur politischen Beteiligungsbereitschaft wurde eine Skala von Penner, Fritzsche, Craiger und Freifeld (1995) mit 3 Items erhoben, die sich mit der Hilfsbereitschaft gegenüber Fremden einem Aspekt der prosozialen Persönlichkeit widmet (Beispiel-Item: „I gave directions to a stranger“; 1-„Never“ bis 5-„Very often“). Die Reliabilitätskoeffizienten bewegen sich zwischen 0.60 und 0.72. Die Kennwerte in Tabelle 4 weisen die Jugendlichen als stabil moderat bezüglich ihrer politischen Partizipationsbereitschaft und ihrer Hilfsbereitschaft gegenüber Fremden aus, wobei die Mittelwerte durchweg oberhalb des theoretischen Mittels liegen. Kontrollvariablen Da aus verschiedenen Studien die höhere Bereitschaft zu politischer Partizipation bei Jugendlichen aus Familien mit gehobenem Bildungsstatus bekannt ist (vgl. Torney-Purta et al., 2001), wurde der höchste Bildungsstatus der Eltern als Dummy- Variable in die Analysen einbezogen. Ferner wurde das Geschlecht der Jugendlichen für die Auswertungen kontrolliert. Ergebnisse Im ersten Schritt wurde der postulierte Zusammenhang zwischen der Art des community service, den dabei gemachten Erfahrungen und der Hilfsbereitschaft bzw. der politischen Partizipationsbereitschaft mittels Lisrel überprüft (vgl. Jöreskog & Sörbom, 1993). Dabei wird der Variante des tentative initial model gefolgt (Reinecke, 2003), indem eine erste Definition in exogene und endogene Variablen und ihrer Beziehungen erfolgt, die auf der Basis der standardisierten Modifikations-Indizes in Stichprobe A angepasst und zur Validierung in Stichprobe B repliziert werden. Ebenfalls mit Lisrel wurden die gerichteten Zusammenhänge zwischen den Erfahrungen mit community service, der Hilfsbereitschaft und der intendierten politischen Partizipation überprüft. Hierzu wurde ein Kreuzpfad-Design realisiert, welches durch Kontrolle des vorherigen Messzeitpunktes und der Kontrastierung mit dem alternativen Pfad Aussagen über Beginn Klasse 11 Ende Klasse 11 Anfang Klasse 12 Ende Klasse 12 Partizipationsbereitschaft M SD M SD M SD M SD Stichprobe A - - 3.2 0.71 - - 3.3 0.73 Stichprobe B - - 3.3 0.70 3.3 0.68 3.3 0.67 Stichprobe C 3.1 0.70 3.2 0.68 3.2 0.69 - - Hilfsbereitschaft M SD M SD M SD M SD Stichprobe A - - - - 3.3 0.70 3.1 0.76 Stichprobe B - - 3.1 0.68 3.3 0.71 - - Stichprobe C 3.4 0.72 - - 3.5 0.62 - - Tabelle 4: Mittelwerte und Standardabweichungen der Skalen „Politische Partizipationsbereitschaft“ und „Hilfsbereitschaft“ 10 Heinz Reinders, James Youniss die Richtung des Zusammenhangs zwischen zwei Variablen erlaubt (Clegg, Jackson & Wall, 1977). Aufgrund der Verfügbarkeit der Skalen werden diese Modelle in den Stichproben B und C berechnet. Die postulierten Zusammenhänge wurden im ersten Schritt in Stichprobe A überprüft und auf der Basis der Modifikations-Indizes das theoretische Modell angepasst. 4 Im zweiten Schritt wurde das so ermittelte Modell an Stichprobe B überprüft, woraus sich die besseren Fit-Indizes des ersten Modells erklären (vgl. Abbildung 1). Die ebenfalls im zufriedenstellenden Bereich liegenden Indikatoren des zweiten Modells zeigen an, dass eine Replikation möglich ist, wobei sich leichte Unterschiede hinsichtlich einzelner Pfade ergeben. So erweist sich der Bildungsstatus der Eltern in Stichprobe A, nicht aber in B als signifikanter Prädiktor 5 für die politische Partizipationsbereitschaft. Ferner prädiziert die Art des community service die ideology-Erfahrung nur in Stichprobe A. Die Variable Geschlecht wurde aus den Analysen ausgeschlossen, da diese keine signifikante Vorhersagekraft besaß. In den Stichproben A und B zeigt sich trotz dieser Variationen ein vergleichbares Muster. Die Art des community service steht im Zusammenhang mit den während des community service gemachten Erfahrungen. Jugendliche, die gemeinnützige Tätigkeit in direkter Interaktion mit Bedürftigen absolvieren, berichten tendenziell eine ausgeprägtere industry-Erfahrung. Dies gilt in schwächerem Maße in Stichprobe A auch für die ideology-Erfahrung. In beiden Stichproben besteht ein sehr enger Zusammenhang zwischen der industry- und der ideology-Erfahrung am Ende der 11. Jahrgangsstufe. Jugendliche, die das Gefühl haben, einen aktiven Beitrag zu leisten, berichten eine stärkere Veränderung ihrer Einstellungen. Die ideology-Erfahrungen sagen ihrerseits in leichtem Maße die von den Befragten berichtete Hilfsbereitschaft zu Beginn der 12. Klasse voraus. Die am Ende der 12. Klasse berichtete politische Partizipationsbereitschaft wird von der Hilfsbereitschaft beeinflusst, wobei der Koeffizient in Stichprobe B etwas höher ausfällt. Ein direkter Zusammenhang zwischen den gemachten Erfahrungen und Bildungsstatus der Eltern (1 = High School und höher) Community Service (1 = Direkte Interaktion mit Bedürftigen) industry- Erfahrung ideology- Erfahrung Politische Partizipationsbereitschaft Hilfsbereitschaft .20 .31 .46 .60 .23 .15 .15 .23 .13 (.13) .11 (.05) Ende Klasse 11 Anfang Klasse 12 Ende Klasse 12 Sample A (Oberer Koeffizient): Chi 2 = 2.36; df = 8; p = .97; RMSEA = 0.000; GFI = 1.00; AGFI = 0.99; RMR = 0.015 Sample B (Unterer Koeffizient): Chi 2 = 13.67; df = 8; p = .09; RMSEA = 0.061; GFI = 0.98; AGFI = 0.94; RMR = 0.045 Abbildung 1: Modell zur Vorhersage der politischen Partizipationsbereitschaft am Ende der 12. Klasse 4 Aufgrund des geringen Stichprobenumfangs konnten die Messmodelle nicht in die Analysen aufgenommen werden. 5 Signifikante Pfade mit t > 2.00 (p < .05). Gemeinnützige Tätigkeit und politische Partizipationsbereitschaft 11 der politischen Partizipationsbereitschaft konnte nicht identifiziert werden. Gleiches gilt auch für die zum gleichen Zeitpunkt (Ende Klasse 12) wie die Partizipationsbereitschaft gemessenen community service-Erfahrungen. Der Umstand, dass zeitversetzte und moderierte, aber nicht zeitgleiche Zusammenhänge ermittelt werden konnten, legt die Vermutung nahe, dass es sich hierbei um einen über die Hilfsbereitschaft moderierten Prozess handelt. Diese Vermutung wird im Folgenden durch die Analyse der Zusammenhangsrichtung überprüft. Die im Gesamtmodell berichtete Abfolge ideology-Erfahrung - Hilfsbereitschaft - Politische Partizipationsbereitschaft wird in zwei getrennten Modellen auf ihre Richtung hin überprüft. 6 Basis hierfür sind die Stichproben B und C. Im ersten Modell wird die Richtung des Zusammenhangs zwischen ideology-Erfahrung und Hilfsbereitschaft überprüft. In beiden Stichproben zeigt sich, dass die ideology-Erfahrung am Ende der Klasse 11 die Hilfsbereitschaft zu Beginn der Klasse 12 unter Kontrolle der Hilfsbereitschaft am Ende der Klasse 11 signifikant vorhersagt. Auf der anderen Seite ergeben sich keine signifikanten Pfade von der Hilfsbereitschaft am Ende von Klasse 11 zur ideology-Erfahrung zu Beginn der 12. Klasse (vgl. Abbildung 2). Diese Ergebnisse lassen die Schlussfolgerung zu, dass es sich in dem hier berücksichtigten Zeitraum um einen gerichteten Zusammenhang von der ideology-Erfahrung zur Hilfsbereitschaft handelt. Im zweiten Modell wurde die Einflussrichtung der Hilfsbereitschaft und der politischen Partizipationsbereitschaft zwischen dem Ende der elften und dem Beginn der zwölften Klasse überprüft. In beiden Stichproben erweist sich der Pfad von der Hilfsbereitschaft (11. Klasse) zur politischen Partizipationsbereitschaft (12. Klasse) als signifikant. Umgekehrt sagt die politische Partizipationsbereitschaft nicht die Hilfsbereitschaft voraus. Die vergleichsweise stabile Replikation des Modells in beiden Stichproben erlaubt die Aussage, dass es sich hierbei um einen gerichteten Zusammenhang handelt (vgl. Abbildung 3). Auch wenn diese Modelle die in den Gesamtmodellen (vgl. Abbildung 1) postulierte Richtung der Pfade bestätigen, sind zwei Einschränkungen zu berücksichtigen. Erstens ist der Zeitraum zwischen den Messzeitpunkten Hilfsbereitschaft ideology-Erfahrung ideology-Erfahrung Hilfsbereitschaft Ende Klasse 11 Anfang Klasse 12 Stichprobe B (Oberer Koeffizient); Stichprobe C (Unterer Koeffizient) .34 .35 .14 .18 n.s. n.s. .40 .42 Abbildung 2: Modell zum gerichteten Zusammenhang von ideology-Erfahrung und Hilfsbereitschaft 6 Zur Identifikation der Netto-Effekte im Kreuzpfad-Design wurden die Messmodelle nicht berücksichtigt und die beiden exogenen latenten Variablen miteinander korreliert. Auch bei Nicht-Korrelation der exogenen Variablen bleiben die Relationen zwischen den Pfaden β ( η 4 η 1 ) und β ( η 3 η 2 ) erhalten. 12 Heinz Reinders, James Youniss (Ende Schuljahr 11, Anfang Schuljahr 12) vergleichsweise gering (ca. 3 Monate). Gerichtete Effekte über einen längeren Zeitraum sind damit nicht geprüft. Zweitens fallen die Pfadkoeffizienten von der ideology-Erfahrung zur Hilfsbereitschaft und von der Hilfsbereitschaft zur Partizipationsbereitschaft nicht sehr hoch aus. Der Anteil aufgeklärter Varianz in der Veränderung der jeweils endogenen Variablen ist demnach sehr gering. Insgesamt verleihen die Modelle aber der Annahme Substanz, dass die politische Partizipationsbereitschaft von der ideology-Erfahrung - vermittelt über die Hilfsbereitschaft - beeinflusst wird. Insbesondere der gerichtete Zusammenhang zwischen ideology-Erfahrung und Hilfsbereitschaft kann aufzeigen, dass nicht nur Effekte der Selbstselektion auftreten, sondern die beim community service gemachten Erfahrungen in leichtem Maße auch zu einer veränderten Hilfsbereitschaft beitragen. Studie II - Gemeinnützig Aktive vs. Nicht-Aktive und Politik-Distanz bei deutschen Jugendlichen Ziel der Sekundäranalyse der 13. Shell-Jugendstudie ist nicht die Replikation der in Studie I gefundenen Ergebnisse. Vielmehr soll aufgezeigt werden, in welchem Zusammenhang gemeinnützige Tätigkeit zur Politik- Distanz bei deutschen Jugendlichen steht. Aufgrund des Querschnitt-Designs der Studie sind gerichtete Zusammenhänge nicht identifizierbar. Stichprobe Im Rahmen der 13. Shell-Jugendstudie wurde 1999 eine repräsentative Befragung bei Jugendlichen im Alter von 15 bis 24 Jahren durchgeführt (vgl. ausführlich Deutsche Shell, 2000). Für die weiteren Analysen wurde die Stichprobe der deutschen Jugendlichen zugrunde gelegt, die insgesamt 4074 Jugendliche und junge Erwachsene umfasst. Das Geschlechterverhältnis ist mit 49.8 % männlicher Befragter ausgeglichen. Das Durchschnittsalter liegt bei 19.5 Jahren (SD = 2.98). Direkte Vergleiche mit Studie I sind also allein schon aufgrund der biografischen Variablen nicht möglich. Hinzu kommt, dass die Messung der unabhängigen und abhängigen Variablen nur das Aufzeigen von Analogien erlaubt. Unabhängige Variablen Zur Erfassung der gemeinnützigen Tätigkeiten wird die Frage herangezogen, ob und in welchen Organisationen die Befragten ehrenamtliche Tätigkeit leisten. Es werden nur solche Jugendliche der Kategorie „Aktiv“ zugeordnet, die Mitglied in einem Verein oder einer Organisation sind und zusätzlich ein Amt ausüben. Die Verteilung ist in Tabelle 5 dokumentiert. Von der Gesamtstichprobe geben 520 Jugendliche (12.7 %) an, Ämter in Organisationen auszuüben, Politische Partizipationsbereitschaft Hilfsbereitschaft Hilfsbereitschaft Politische Partizipationsbereitschaft Ende Klasse 11 Anfang Klasse 12 Stichprobe B (Oberer Koeffizient); Stichprobe C (Unterer Koeffizient) .41 .43 .20 .11 n.s. n.s. .44 .55 Abbildung 3: Modell zum gerichteten Zusammenhang von Hilfsbereitschaft und politischer Partizipationsbereitschaft Gemeinnützige Tätigkeit und politische Partizipationsbereitschaft 13 wobei diese Jugendlichen insgesamt 631 Nennungen vornehmen. Am häufigsten werden Ämter in Sportvereinen ausgeübt (37.7 %), gefolgt von kirchlichen (19 %) und Hilfsorganisationen (11.4 %). Für die Analysen werden die „Aktiven“ (Mitglied und Amt in Verein/ Organisation) den „Nicht-Aktiven“ (Mitglied oder Nicht-Mitglied, aber kein Amt) gegenübergestellt. Diese beiden Gruppen unterscheiden sich nicht hinsichtlich des Durchschnittsalters. Mit 61 % überwiegen bei den Aktiven allerdings die männlichen Befragten (gegenüber 43 % bei den Nicht-Aktiven). Der Anteil Berufstätiger ist in etwa vergleichbar zwischen den Aktiven (67 %) und den Nicht-Aktiven (70 %). Abhängige Variablen Die 13. Shell-Jugendstudie enthält eine Reihe von Skalen, die die Einstellung der Jugendlichen gegenüber Politik allgemein und politischen Institutionen im Besonderen messen. Bei den Einstellungen handelt es sich im Einzelnen um das wahrgenommene Desinteresse der Politik an Jugend, der persönlichen Distanz zu Politik sowie die politische Entfremdung. Die Skalen sind ausführlich in Deutsche Shell (2000, S. 379 ff.) dokumentiert. Das Vertrauen in Institutionen der Legislative (Regierung, Parteien, Parlament; Cronbachs α = 0.85), der Exekutive (Polizei, Bundeswehr; Cronbachs α = 0.84) und Nicht-Regierungs-Organisationen (Umweltschutzgruppen, Bürgerinitiativen; Cronbachs α = 0.86) wurden für die Analysen neu konstruiert. Alle Items waren auf einer Likert-Skala von 1 bis 5 (hohe Zustimmung) zu beantworten. Kontrollvariablen Da die Gruppe der „Aktiven“ einen höheren Anteil an männlichen Befragten enthält, wurde in den Analysen das Geschlecht als Einflussfaktor kontrolliert. Ergebnisse Zur Überprüfung der Unterschiede zwischen in Organisationen aktiv und nicht aktiv tätigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen wurden multifaktorielle Varianzanalysen mit der unabhängigen Variablen und dem Geschlecht als Faktoren berechnet. Wegen des hohen Stichprobenumfangs werden lediglich Differenzen näher betrachtet, die sich auf dem 1 ‰-Niveau als statistisch bedeutsam erweisen. Die Ergebnisse sind in Tabelle 6 zusammengefasst. Mit Ausnahme der persönlichen Distanz zur Politik konnten keine Geschlechter-Effekte festgestellt werden. Interaktionseffekte zwischen Gruppenzugehörigkeit und Geschlecht traten bei keinem der Modelle auf. Der Vergleich der Mittelwerte zwischen den Aktiven und Nicht-Aktiven zeigt ein durchgängig systematisches Muster. Danach berichten aktive Organisation N % Nicht-Regierungs-Organisationen 25 4.0 Gewerkschaftsjugend 16 2.5 Freiwillige Feuerwehr, Rotes Kreuz 72 11.4 Sportvereine 238 37.7 Kirchliche Jugendgruppen 120 19.0 Kulturvereine 41 6.5 Orchester, Theatergruppen 23 3.6 Fan Clubs 31 4.9 Pfadfinder 45 7.1 Polit. Jugendorganisationen 20 3.2 Gesamt 631 100 Tabelle 5: Verteilung genannter Ämter nach Art der Organisation Aktive Nicht-Aktive F-Wert M SD M SD Gruppe Geschl. Desinteresse der Politik an Jugend 2.8 0.50 3.0 0.51 60.95*** 0.05 Distanz zur Politik 2.0 0.67 2.3 0.68 71.50*** 4.26* Politische Entfremdung 2.8 0.58 3.0 0.57 85.62*** 2.34 Vertrauen in Exekutive 3.4 0.82 3.2 0.84 15.91*** 0.13 Vertrauen in Legislative 2.8 0.86 2.6 0.88 24.53*** 0.70 Tabelle 6: Mittelwertvergleich zwischen „Aktiven“ und „Nicht-Aktiven“ hinsichtlich der Einstellung zur Politik *** p < .001; * p < .05 14 Heinz Reinders, James Youniss Jugendliche, dass sie ein höheres Interesse der Politik an Jugend wahrnehmen. Für sich selbst berichten diese Jugendlichen ferner, eine geringere Distanz zur Politik zu haben und sie fühlen sich zudem weniger entfremdet von Politik. Bei diesen drei Variablen des Verhältnisses zur Politik zeigen sich die stärksten Effekte. Weniger stark differenzierend wirkt die Gruppenzugehörigkeit hinsichtlich des Vertrauens in Institutionen. Es zeigt sich aber, dass Jugendliche, die in Organisationen ein Amt ausüben, größeres Vertrauen in Institutionen der Exekutive und Legislative besitzen. Differenzen bezüglich Nicht-Regierungs-Organisationen erwiesen sich nur auf dem 1 %- Niveau als signifikant. Trotz der nur geringen Mittelwertsdifferenzen (die durchweg weniger als eine halbe Standardabweichung erreichen) kann für die Analysen der 13. Shell-Jugendstudie festgehalten werden, dass Aktive durchweg eine geringere Distanz zu Politik aufweisen. Diese geringere Distanz lässt erwarten, dass Jugendliche, die ehrenamtlich in Organisationen tätig sind, eine höhere Bereitschaft zu politischer Partizipation aufweisen. Studie III - Art der gemeinnützigen Tätigkeit und politisches Interesse bei deutschen Jugendlichen Die Daten der 14. Shell-Jugendstudie ermöglichen es, die Zusammenhänge zwischen der Art der gemeinnützigen Tätigkeit und dem politischen Interesse Jugendlicher näher zu bestimmen. Sie ergänzen somit die Befunde zur 13. Shell-Jugendstudie, bei der lediglich ein Zusammenhang zwischen Aktiv vs. Nicht- Aktiv und politischen Variablen ermittelt werden konnte. Stichprobe In der 14. Shell-Jugendstudie (Deutsche Shell, 2002) wurden insgesamt 2515 Jugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren (M = 18.7; SD = 3.86) befragt, von denen 48.9 % weiblich sind. Auch diese Studie ist als repräsentative Querschnittstudie angelegt. Unabhängige Variable Die Jugendlichen sollten angeben, wie häufig sie verschiedene Arten gemeinnütziger Tätigkeit geleistet haben. Die genannten Häufigkeiten sind in Tabelle 7 dokumentiert. Hierbei zeigt sich, dass sich die Jugendlichen laut Eigenangabe am häufigsten für die Interessen von Jugendlichen engagieren und am seltensten für Menschen in armen Ländern. In etwa gleich oft findet Engagement statt, welches auf das Zusammenleben mit Ausländern, der Hilfe für hilfsbedürftige, ältere Menschen und dem Tierbzw. Umweltschutz abzielt. Wohnortbezogenes Engagement und die Unterstützung von sozial Schwachen und Behinderten findet etwas seltener statt. Bezüglich der Art geleisteter Tätigkeit zeigen sich keine statistisch bedeutsamen Präferenzen von Mädchen und Jungen. Auch Alterseffekte finden sich bei der Art des Engagements nicht. Abhängige Variable Als abhängige Variable wird das Interesse der Jugendlichen an Politik herangezogen (1 - geringes Interesse bis 4 - hohes Interesse; M = 2.1; SD = 0.85). Dieses korreliert mit r = .49 (p < .001) mit der Wahlbereitschaft der Befragten und wird Oft Gelegentlich Nie Für die Interessen von Jugendlichen 11.2 38.2 49.7 Für Zusammenleben mit Ausländern 7.4 24.6 66.2 Für hilfsbedürftige, ältere Menschen 7.3 35.4 55.9 Für Umwelt- und Tierschutz 7.1 28.6 62.8 Für besseres Zusammenleben Wohnort 6.2 22.3 69.9 Für Sicherheit und Ordnung Wohnort 5.7 20.2 72.7 Für Verbesserung Situation Behinderter 5.6 16.3 76.1 Für arme, sozial Schwache 4.7 29.3 64.3 Für Menschen in armen Ländern 3.9 23.7 70.9 Tabelle 7: Relative Häufigkeit gemeinnütziger Tätigkeit nach Art der Tätigkeit (N = 2515) * * An 100 % fehlende Werte: keine Angabe Gemeinnützige Tätigkeit und politische Partizipationsbereitschaft 15 deshalb als Indikator für konventionelle Partizipationsbereitschaft gewertet. Jungen sind in dieser Studie signifikant stärker an Politik interessiert als Mädchen (t = 7.21; p < .001). Ferner korreliert das Interesse mit dem Alter der Befragten (r = .34; p < .001). Kontrollvariablen Für die Analysen wurden Geschlechter- und Alterseffekte kontrolliert. Hier wurden signifikante Geschlechtereffekte gefunden, die bei allen Formen gemeinnütziger Tätigkeiten vergleichbar auftraten. Da keine Interaktionseffekte von unabhängiger Variable und Geschlecht gefunden wurden und die Differenzen zwischen Mädchen und Jungen durchgängig auftreten, wird auf die Darstellung der Geschlechtereffekte verzichtet. Ergebnisse Das Interesse der Befragten an Politik wurde mittels univariater Varianzanalysen auf Unterschiede zwischen der Häufigkeit der einzelnen Engagementformen untersucht. Ziel der Analysen ist es, anhand der auftretenden Differenzen die Bedeutung der Art der Tätigkeit herauszustellen. Tabelle 8 zeigt, dass nicht jede der Engagementformen in gleichem Maße mit Unterschieden beim politischen Interesse einhergeht. Mit Ausnahme des Engagements für Sicherheit und Ordnung des Wohnortes ergeben sich zwar für alle anderen Tätigkeitsformen signifikante Unterschiede zwischen Befragten, die die Tätigkeiten oft bis nie ausüben. 7 Allerdings zeigen sich graduelle Abstufungen bei der Höhe der Differenzen. So unterscheiden sich Jugendliche, die sich oft für die Interessen von Jugendlichen engagieren, durch eine mittlere Differenz von 0.4 Skalenpunkten zu jenen, die sich nie diesbezüglich engagieren. Bei Jugendlichen hingegen, die sich für Umwelt- oder Naturschutz einsetzen, beträgt diese Differenz lediglich 0.2 Skalenpunkte. Anhand der Höhe der F-Werte lässt sich eine Rangfolge der Differenzen erstellen, bei der Tätigkeiten im Zusammenhang mit sozial Schwachen, Hilfsbedürftigen, Ausländern und Behinderten eher in Zusammenhang zu Unterschieden beim politischen Interesse stehen als Tätigkeiten, die sich auf Tier- und Umweltschutz oder der Verbesserung des Wohnortes beziehen. Somit zeigt sich erstens, dass die Art der Tätigkeit eine Rolle bei der Frage nach dem Zusammenhang zum politischen Interesse spielt. Zweitens scheinen auch bei deutschen Jugendlichen insbesondere jene Tätigkeiten mit höherem politischem Interesse einherzugehen, bei denen die Verbesserung der Lebenslage bedürf-tiger Menschen im Vordergrund steht. Dieser Befund weist somit Oft Gelegentlich Nie F M SD M SD M SD Für die Interessen von Jugendlichen 2.3 0.93 2.1 0.82 1.9 0.82 29.11*** Für arme, sozial Schwache 2.3 0.94 2.1 0.85 1.9 0.83 22.58*** Für Zusammenleben mit Ausländern 2.2 0.83 2.1 0.94 2.0 0.84 15.36*** Für Menschen in armen Ländern 2.3 0.98 2.1 0.84 2.0 0.85 11.03*** Für hilfsbedürftige, ältere Menschen 2.2 0.87 2.1 0.82 1.9 0.85 9.13*** Für Verbesserung Situation Behinderter 2.2 0.84 2.1 0.85 2.0 0.85 8.96*** Für Umwelt- und Tierschutz 2.2 0.86 2.1 0.85 2.0 0.83 6.56** Für besseres Zusammenleben Wohnort 2.1 0.92 2.1 0.84 2.0 0.84 3.30* Für Sicherheit und Ordnung Wohnort 2.0 0.88 2.1 0.82 2.0 0.85 1.95 n.s. Tabelle 8: Mittleres Interesse an Politik nach Häufigkeit der Ausübung bestimmter Arten gemeinnütziger Tätigkeiten *** p < .001; ** p < .01; * p < .05; n.s. nicht signifikant 7 Post-hoc-Tests zeigen, dass signifikante Differenzen im Wesentlichen auf den Unterschied zwischen den Kategorien „Oft“ und „Nie“ zurückzuführen sind. 16 Heinz Reinders, James Youniss leichte Parallelen zu jenen der US-amerikanischen Studie auf, wonach insbesondere Tätigkeiten mit Bedürftigen am ehesten die Entwicklung eines sozialen und politischen Bewusstseins fördern. Allerdings fehlen in dieser wie in der 13. Shell-Studie Informationen über die bei der gemeinnützigen Tätigkeit gemachten Erfahrungen. Ferner können bei den deutschen Jugendlichen Selektionseffekte aufgrund des Querschnittdesigns nicht identifiziert werden. Die Frage, ob bereits interessierte Jugendliche vermehrt gemeinnützig tätig werden oder ob die Tätigkeit das politische und soziale Interesse der Jugendlichen unterstützt, bleibt deshalb für die deutschen Jugendlichen unbeantwortet. Diskussion In diesem Beitrag wurde der Zusammenhang von community service bzw. von gemeinnütziger Tätigkeit zur politischen Partizipationsbereitschaft bei US-amerikanischen und deutschen Jugendlichen betrachtet. Es wurde herausgestellt, dass community service in den USA aufgrund der stärkeren kompensatorischen Funktion innerhalb des Sozialstaates und der zunehmenden schulischen Verpflichtung zu gemeinnütziger Tätigkeit eine größere Verbreitung als in Deutschland erfährt. Im nächsten Schritt wurde der Forschungsstand zu Auswirkungen von community service in den Vereinigten Staaten und gemeinnütziger Tätigkeit in Deutschland zusammengetragen. Es zeichnet sich ab, dass ehrenamtliche Tätigkeit positive Einflüsse auf die Entwicklung Jugendlicher hat, die bis in das Erwachsenenalter hineinreichen (zusf. Youniss, McLellan & Yates, 1997). Um diese positiven Effekte theoretisch rahmen zu können, wurde auf die „Theorie gemeinnütziger Tätigkeit“ (Reinders & Youniss, in Druck) zurückgegriffen, die die besondere Bedeutung der Art der Tätigkeit und der dabei gemachten Erfahrungen für die Ausbildung prosozialen Verhaltens und politischer Partizipationsbereitschaft hervorhebt. Im Kern konnten die Annahmen der Theorie durch das Datenmaterial von USamerikanischen und deutschen Jugendlichen gestützt werden, wobei die Befunde auch einige Modifikationen nahe legen. In Satz 1 und 2 wurde postuliert, dass vor allem gemeinnützige Tätigkeit in direkter Interaktion mit Bedürftigen Erfahrungen ermöglichen, die sich auf das Erleben von Handlungswirksamkeit (industry) und die Auseinandersetzung mit Weltsichten (ideology) beziehen. Die Ergebnisse aus Studie I haben gezeigt, dass vor allem gemeinnützige Tätigkeit in direkter Interaktion mit Bedürftigen relevante Erfahrungen ermöglicht. Ferner zeigen die Strukturgleichungsmodelle, dass dies für das Erleben von Handlungswirksamkeit zutrifft, nicht aber für die Auseinandersetzung mit Weltsichten. Letztere werden nur indirekt über die industry-Erfahrung maßgeblich beeinflusst. Daraus kann gefolgert werden, dass für Jugendliche zunächst die Erfahrung, etwas bewirken zu können, maßgeblich ist und erst in der Folge über die eigene Weltsicht nachgedacht wird. Auch bei den deutschen Jugendlichen der Studie III zeichnet sich ab, dass die Art der Tätigkeit wesentlich ist. Jene gemeinnützigen Tätigkeiten, die noch am ehesten den direkten Kontakt mit Bedürftigen vermuten lassen (Unterstützung armer und sozial Schwacher, hilfsbedürftige, ältere Menschen etc.), führen zu größeren Differenzen zwischen Tätigen und Nicht-Tätigen bei deren politischen Interessen als Tätigkeiten, für die direkte Interaktion mit Bedürftigen weniger erwartbar ist (Umwelt- und Tierschutz, Zusammenleben am Wohnort). Insgesamt legen die Befunde dieser beiden Studien nahe, die Art der gemeinnützigen Tätigkeit und die dadurch ermöglichten Erfahrungen bei zukünftigen Studien genauer in den Blick zu nehmen. In den Sätzen 3 und 4 wurde angenommen, dass das Erleben von Handlungswirksamkeit und die Auseinandersetzung mit Weltsichten die Ausbildung prosozialen Verhaltens und politischer Partizipationsbereitschaft begünstigen werden. Auch diese Annahmen ließen Gemeinnützige Tätigkeit und politische Partizipationsbereitschaft 17 sich zum Teil bestätigen. Markantestes Ergebnis aus Studie I ist, dass nicht die erlebte Handlungswirksamkeit, sondern die veränderte Selbst- und Weltsicht zu erhöhter Hilfsbereitschaft führen. Die industry-Erfahrung wirkt hier nur vermittelt über die ideology-Erfahrung auf die berichtete Hilfsbereitschaft. Ferner hat sich ein direkter Zusammenhang der gemachten Erfahrungen zur politischen Partizipationsbereitschaft in Studie I nicht nachweisen lassen. Es zeigte sich vielmehr, dass die ideology-Erfahrung nur vermittelt über die Hilfsbereitschaft auf die Absicht zu politischer Partizipation wirkt. Dieses Ergebnis spricht für die postulierte Sequenz, wonach Jugendliche ihre Erfahrungen mit gemeinnütziger Tätigkeit stufenweise generalisieren. Zunächst scheinen sich die Erfahrungen auf ihre soziale Verantwortung im Nahraum und erst in der Folge auf eine umfassendere gesellschaftliche Ebene auszuwirken. Diese Sequenz konnte für die deutschen Jugendlichen in Studie II nicht aufgezeigt werden. Die Befunde weisen jedoch in eine ähnliche Richtung. Aktive Jugendliche (mit Amt und damit einer höheren Wahrscheinlichkeit von industry- und ideology-Erfahrungen) berichteten eine insgesamt geringere Distanz zur politischen Sphäre als Jugendliche, die lediglich Mitglied oder ohne Mitgliedschaft in einer gemeinnützigen Organisation waren. Zukünftige Forschung zu den Auswirkungen von gemeinnütziger Tätigkeit bei deutschen Jugendlichen ist hier gefordert, um die dahinter liegenden Prozesse von Erfahrung und sozialer Verantwortungsübernahme näher zu betrachten. Bei diesem Fazit zur Triftigkeit des theoretischen Rahmens soll nochmals betont werden, dass ein direkter Vergleich der drei Studien aus inhaltlichen und methodischen Gründen nicht möglich ist und nicht angestrebt wurde. Erstens handelt es sich bei der unabhängigen Variable in der amerikanischen Studie um verpflichtenden Service, bei dem durch die Verpflichtung eine Kontrolle von Selektionseffekten gegeben ist. Metz und Youniss (2003) konnten zeigen, dass die Art der gewählten Tätigkeit nicht im Zusammenhang zu prosozialem Verhalten steht, also sozial bewusste Jugendliche nicht häufiger Tätigkeiten in direkter Interaktion mit Bedürftigen wählen. Bei den beiden deutschen Datensätzen können solche Selektionseffekte nicht ausgeschlossen werden. Hier wäre ein Kontrollgruppendesign wie bei Hofer (1999) beschrieben bzw. ein Längsschnittdesign unabdingbar, um den Beitrag von gemeinnütziger Tätigkeit zur Entwicklung politischer Partizipationsbereitschaft aufzeigen zu können. Zweitens besitzen community service in den USA und gemeinnützige Tätigkeit in Deutschland eine unterschiedliche Wertschätzung. Während in den USA gemeinnützige Tätigkeiten mittlerweile auch als Referenz für die berufliche Karriere genutzt werden, spielt soziales Ehrenamt in Deutschland eine weniger zentrale Rolle. Hier wäre ein Vergleich der Motivation zu gemeinnützigem Engagement notwendig. Drittens erlauben die in den Studien verwendeten Konstrukte keinen direkten Vergleich. Neben der schwierigen Vergleichbarkeit ist zu monieren, dass in den beiden deutschen Studien die Qualität der Erfahrungen - die sich in der amerikanischen Studie als zentral erweisen - nicht erfasst wurde. Aus diesen Einschränkungen folgt, dass die Studie bei den High-School-Schülern primär dazu geeignet ist, die Bedingungen zu identifizieren, unter denen gemeinnützige Tätigkeit das politische Involvement Jugendlicher fördert. Die Sekundäranalyse der Shell-Jugendstudien kann demgegenüber lediglich Analogien zu dem o. g. Zusammenhang aufzeigen und ist zudem nur als Hinweis zu interpretieren, dass es aussichtsreich ist, Forschung zum Zusammenspiel von sozialem Ehrenamt und politischer Sozialisation in Deutschland zu intensivieren. Als Fazit der Analysen kann auf der Basis der genannten Einschränkungen festgehalten werden, dass gemeinnützige Tätigkeit eher förderlich denn hinderlich bei der Ausbildung politischer Partizipationsbereitschaft ist (Ho- 18 Heinz Reinders, James Youniss fer & Buhl, 2000; Yates & Youniss, 1998). Gemeinnützige Tätigkeit leistet einen Beitrag zur Entwicklung politischer Partizipationsbereitschaft bzw. geht mindestens mit einer geringeren Distanz gegenüber konventioneller Politik einher (Flanagan et al., 1999). Dabei sollte gemeinnützige Tätigkeit die Auseinandersetzung mit ideologischen Positionen fördern und das Erleben eigener Handlungsfähigkeit ermöglichen. Ergänzend hierzu schlagen Hofer und Buhl (2000) vor, dass soziales Ehrenamt Jugendlichen auch Spaß machen und soziale Kontakte ermöglichen sollte, um dem jugendlichen Streben nach Wohlbefinden Rechnung zu tragen (Hofer, 2003). Bei der Einbindung Heranwachsender in soziales Ehrenamt sollte demnach nicht nur der Nutzen für die Adressaten der Hilfs- und Unterstützungsleistung im Mittelpunkt stehen, sondern auch jener der Jugendlichen selbst. Literatur Adelson, J. (1980). Die politischen Vorstellungen des Jugendlichen in der Frühadoleszenz. In R. Döbert, J. Habermas & G. Nunner-Winkler (Hrsg.), Entwicklung des Ichs (S. 272 - 293). Königsstein im Taunus: Athenäum. Beher, K., Liebig, R. & Rauschenbach, T. (1998). Das Ehrenamt in empirischen Studien - ein sekundäranalytischer Vergleich. Stuttgart: Kohlhammer. Buhl, M. & Kuhn, H.-P. (2003). Jugendspezifische Formen politischen und sozialen Engagements. In H. Reinders & E. Wild (Hrsg.), Jugendzeit - Timeout? Zur Ausgestaltung des Jugendalters als Moratorium (S. 85 - 110). Opladen: Leske + Budrich. Clegg, C. W., Jackson, P. R. & Wall, T. D. (1977). The potential of cross-lagged-correlation analysis in field research. Journal of Occupational Psychology, 50, 177 - 196. 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