eJournals Psychologie in Erziehung und Unterricht52/3

Psychologie in Erziehung und Unterricht
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0342-183X
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
3_052_2005_3/3_052_2005_3.pdf71
2005
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Akkulturation und intergenerationale Transmission von Gewalt in Familien türkischer Herkunft

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2005
Simone Mayer
Urs Fuhrer
Haci-Halil Uslucan
Ausgehend von Prävalenzstudien, die eine deutlich höhere Gewalt in Familien türkischer gegenüber Familien deutscher Herkunft zeigen, widmet sich diese Studie den Fragen, ob Gewalt in türkischen Familien durch Transmissionseffekte bedingt ist und ob in Familien türkischer Herkunft die elterliche Akkulturation verstärkend auf die intergenerationale Transmission von Gewalt wirkt. Deshalb wird vermutet, dass elterliche Integration einen moderierenden Einfluss auf die Transmission familiärer Gewalt ausübt. Befragt wurden 206 türkische und 236 deutsche Schülerinnen und Schüler (mittleres Alter 13.8 Jahre) aus Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien der 7. Klassenstufe. Darüber hinaus wurden 135 Mütter und 117 Väter türkischer Herkunft sowie 179 Mütter und 152 Väter deutscher Herkunft befragt. Die empirischen Ergebnisse zeigen, dass sich die Transmission von Gewalt in Familien türkischer Herkunft deutlich zeigt und sich sogar über drei Generationen nachweisen lässt, während dieser Transmissionseffekt für deutsche Familien ausbleibt. Moderatoranalysen belegen, dass die Integration türkischer Mütter, aber nicht die der Väter, sowohl den Zusammenhang zwischen erfahrener elterlicher Gewalt der Mütter und der Anwendung mütterlicher Gewalt als auch den Zusammenhang zwischen mütterlicher und jugendlicher Gewalt moderiert. Es wird deutlich, dass sich die Transmission von Gewalt in türkischen Familien bei geringer Integration der Mutter über drei Generationen hinweg manifestiert. Interpretiert werden diese Befunde dahingehend, dass in türkischen Familien tradierte kulturelle Werte wie klare Autoritätsstrukturen und Gehorsam in der Erziehung sowie eine hohe familiäre Kohäsion besonders auch nach der Migration fortbestehen. Zudem haben Familien türkischer Herkunft die Aufgabe der Akkulturation zu lösen. So wird die kulturspezifische Weitergabe von Gewalt innerhalb türkischer Familien durch die Auseinandersetzung mit einer bikulturellen Orientierung beeinflusst und ist nicht unabhängig von der Integration türkischer Mütter.
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Acculturation and Intergenerational Transmission of Violence in Families of Turkish Background Summary: Based on prevalence studies, which showed a higher rate of violence in Turkish families than in German families, the present study focused on both intergenerational transmission effects of experienced familiar violence through three generations and the moderation of these transmission effects by parental integration as a form of acculturation. Questionnaire data of 206 Turkish and 236 German adolescents (Mean age = 13.8) were used. Moreover, 135 mothers und 117 fathers of Turkish background and 179 German mothers und 152 German fathers were also asked to assess both experienced family violence and their acculturation status. The results revealed higher rates of intergenerational transmission of violence among Turkish families. The moderator analyses showed that the integration of Turkish mothers, but not of Turkish fathers, moderates the relationship between the experienced violence and use of violence in two generations. The results were interpreted as effects of both traditional cultural values, such as strong parental authority and children’s obedience against their parents, and a strong family cohesion within Turkish families which might be even strengthened in the acculturation process. Keywords: Family violence, juvenile violence, acculturation, intergenerational transmission of violence Zusammenfassung: Ausgehend von Prävalenzstudien, die eine deutlich höhere Gewalt in Familien türkischer gegenüber Familien deutscher Herkunft zeigen, widmet sich diese Studie den Fragen, ob Gewalt in türkischen Familien durch Transmissionseffekte bedingt ist und ob in Familien türkischer Herkunft die elterliche Akkulturation verstärkend auf die intergenerationale Transmission von Gewalt wirkt. Deshalb wird vermutet, dass elterliche Integration einen moderierenden Einfluss auf die Transmission familiärer Gewalt ausübt. Befragt wurden 206 türkische und 236 deutsche Schülerinnen und Schüler (mittleres Alter 13.8 Jahre) aus Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien der 7. Klassenstufe. Darüber hinaus wurden 135 Mütter und 117 Väter türkischer Herkunft sowie 179 Mütter und 152 Väter deutscher Herkunft befragt. Die empirischen Ergebnisse zeigen, dass sich die Transmission von Gewalt in Familien türkischer Herkunft deutlich zeigt und sich sogar über drei Generationen nachweisen lässt, während dieser Transmissionseffekt für deutsche Familien ausbleibt. Moderatoranalysen belegen, dass die Integration türkischer Mütter, aber nicht die der Väter, sowohl den Zusammenhang zwischen erfahrener elterlicher Gewalt der Mütter und der Anwendung mütterlicher Gewalt als auch den Zusammenhang zwischen mütterlicher und jugendlicher Gewalt moderiert. Es wird deutlich, dass sich die Transmission von Gewalt in türkischen Familien bei geringer Integration der Mutter über drei Generationen hinweg manifestiert. Interpretiert werden diese Befunde dahingehend, dass in türkischen Familien tradierte kulturelle Werte wie klare Autoritätsstrukturen und Gehorsam in der Erziehung sowie eine hohe familiäre Kohäsion besonders auch nach der Migration fortbestehen. Zudem haben Familien türkischer Herkunft die Aufgabe der Akkulturation zu lösen. So wird die kulturspezifische Weitergabe von Gewalt innerhalb türkischer Familien durch die Auseinandersetzung mit einer bikulturellen Orientierung beeinflusst und ist nicht unabhängig von der Integration türkischer Mütter. Schlüsselbegriffe: Familiengewalt, Jugendgewalt, Akkulturation, intergenerationale Transmission von Gewalt ■ Empirische Arbeit Akkulturation und intergenerationale Transmission von Gewalt in Familien türkischer Herkunft Simone Mayer, Urs Fuhrer, Haci-Halil Uslucan Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Psychologie in Erziehung und Unterricht, 2005, 52, 168 - 185 © Ernst Reinhardt Verlag München Basel Akkulturation und intergenerationale Transmission von Gewalt 169 Theoretischer Hintergrund und Fragestellung Familien türkischer Herkunft in Deutschland Seit Anfang der 60er Jahre sind vor allem aus Gründen der Arbeitsbeschäftigung Menschen türkischer Herkunft nach Deutschland gekommen, während darauf folgend zunehmend Familiennachzug und Verheiratung Grund für die Migration aus der Türkei nach Deutschland waren (BMFSFJ, 2000). Mit ca. 2.5 Millionen Menschen stellen heute türkische Migrantinnen und Migranten die größte in Deutschland lebende Minderheit dar. Viele von ihnen leben - wie beispielsweise in Berlin - in Stadtgebieten mit einem hohen Anteil türkischer Familien, wo es aufgrund der ethnischen Dichte einer umso größeren aktiven Bemühung bedarf, sich mit der Kultur des Aufnahmelandes vertraut zu machen (vgl. Fuhrer & Uslucan, 2005). Im innerethnischen Vergleich der in Deutschland lebenden ethnischen Gruppen hat sich gezeigt, dass Unterschiede innerfamiliärer und jugendlicher Gewalt bestehen und Familien türkischer Herkunft dabei die höchsten Gewaltraten aufweisen (vgl. Pfeiffer & Wetzels, 2000). Dabei ist es bemerkenswert, dass sich diese Unterschiede mit der Dauer des Aufenthaltes türkischer Migrantinnen und Migranten sogar verstärken (vgl. Bussmann, 1995; Pfeiffer & Wetzels, 2000). In die gleiche Richtung weisen auch jene Befunde, wonach der Kontakt mit dem Wertesystem der Aufnahmegesellschaft Bemühungen um den Erhalt eigener kultureller Werte intensiviert, was vermehrt Belastungen sowie Generationenkonflikte innerhalb türkischer Familien nach sich zieht, wodurch sich wiederum das Risiko innerfamiliärer Gewalt erhöhen kann (Merkens, 1997; Morgenroth & Merkens, 1997; Wilpert, 1987). Vermutlich steht die Elterngeneration in besonderer Weise vor der Aufgabe, sich in einer anderen Kultur zurechtzufinden, eine Balance zu erreichen zwischen Bewahrung eigener Identität sowie der Gestaltung neuer Möglichkeiten (Garcia Coll & Magnuson, 1997). Dabei stellt die Auseinandersetzung mit der Kultur des Aufnahmelandes gerade für türkische Frauen - aufgrund der relativ geringen Beteiligung am beruflichen und sozialen Leben sowie der stark akzentuierten geschlechtsspezifischen Rolle - eine besondere Belastung und Herausforderung dar (BMFSFJ, 2000; Bründel & Hurrelmann, 1995; Kagitcibasi & Sunar, 1997). Transmission von Gewalt Auch wenn Gewalt im Allgemeinen ein multikausal bedingtes Verhalten ist, bestätigen bisherige Befunde, dass besonders direkte Gewalterfahrungen innerhalb von Familien einen deutlichen Einfluss ausüben (vgl. Doumas, Margolin & John, 1994; Hawkins, Herrenkohl, Farrington, Brewer, Catalano & Harachi, 1998; Uslucan, Fuhrer & Rademacher, 2003). Obwohl die negativen Wirkungen von Gewalt gegenüber Kindern ausreichend belegt sind und diese inzwischen in Deutschland gesetzlich verboten ist, bleibt die Anwendung elterlicher Gewalt in der Erziehung noch weit verbreitet, indem von einer Prävalenzrate zwischen sieben und zehn Prozent ausgegangen wird (Uslucan, 2004). Dabei sprechen eine Vielzahl von Befunden dafür, dass selbst erlebte elterliche Gewalt zur späteren Ausübung von Gewalt führt (vgl. Bussmann, 1995; Wetzels, 1997; Uslucan & Fuhrer, im Druck). Zumindest liegt das Risiko der Anwendung von Gewalt höher, wenn einer Person selbst Gewalt widerfahren ist. Dabei ist die intergenerationale Transmission von Gewalt von der familiären Weitergabe von Gewalt in Form eines Spill-over-Effekts und in Form sozialen Modelllernens zu unterscheiden (Mayer, Fuhrer & Uslucan, 2005). Beim Spill-over-Effekt wird die Gewalt in der Partnerschaft in der Gewaltanwendung gegenüber dem Kind übernommen, beim sozialen Modelllernen beobachtet das Kind Gewalt zwischen den Eltern und wendet infolge dessen selbst Gewalt gegenüber anderen an (vgl. Kaufmann & Zigler, 1989; Belsky, 1993; Bender & Lösel, 1997). Dabei kann beim Spill- 170 Simone Mayer et al. over-Effekt die Qualität der elterlichen Paarbeziehung einen Einfluss auf die Eltern-Kind- Beziehung ausüben und diese kann wiederum auf die Elternbeziehung zurückwirken (vgl. Belsky & Vondra, 1989). So konnten Erel und Burman (1995) in einer Metaanalyse von 68 Studien eine empirische Bestätigung für die Annahme eines solchen „spill-over“ finden. Zum anderen sind soziale Lernprozesse wesentlich (vgl. Bandura, 1979). Die Transmission von Gewalt, welche in dieser Studie untersucht wird, besagt hingegen, dass Eltern, die in ihrer Kindheit selbst Gewalt erfahren haben, mit größerer Wahrscheinlichkeit gewalttätig gegenüber ihren eigenen Kindern werden. So zeigen empirische Studien einen linearen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit der als Teenager seitens der Eltern erlebten Züchtigungen und der Wahrscheinlichkeit, die eigenen Kinder körperlich zu misshandeln (vgl. Straus, 1994). Ebenso zeigen sich bereits bei Kindern, die Gewalt von ihren Eltern erfahren, erhöhte Gewaltraten gegenüber Gleichaltrigen (Farrington, 1991). In die gleiche Richtung deuten die Befunde der bundesdeutschen Repräsentativbefragung von Bussmann (1995). Diese intergenerationale Transmission von Gewalt kann in Familien über mehrere Generationen fortbestehen und eine Kette von Gewalt darstellen (Doumas et al., 1994; Mayer et al., 2005). Allerdings zeigt sich neben einem Zusammenhang zwischen Gewalterlebnissen in der Kindheit und eigenem Gewalthandeln in der Erziehung, dass ein relevanter Teil von Eltern diese Erfahrung nicht wiederholt; zugleich werden einige Eltern ihren Kindern gegenüber gewalttätig, die keine derartigen Erfahrungen in ihrer Kindheit gemacht hatten (vgl. Belsky, 1993). Im Hinblick auf die „Wiederholer“ ist anzunehmen, dass die intergenerationale Transmission von Gewalt besonders deutlich in Kulturgruppen beobachtet werden kann, in denen die Kohäsion der Familie stark ist. Nimmt man die erhöhten Gewaltraten in Familien türkischer Herkunft zur Grundlage, dann ist zu vermuten, dass aus der türkischen Kultur „importierte“ Werte, Einstellungen und Erfahrungen, die Gewaltbereitschaft, ihre Anwendung sowie die Gewalttransmission begünstigen (vgl. Pfeiffer & Wetzels, 2000). Im Allgemeinen ist in der deutschen Kultur strafendes Verhalten in Form von Schlägen und körperlicher Bestrafung von Kindern bzw. physische Gewalt innerhalb der partnerschaftlichen Beziehung gesellschaftlich vermutlich weniger gebilligt als in Familien türkischer Herkunft, wo die Toleranzschwelle für physische Gewalt höher zu liegen scheint (Nauck & Schönpflug, 1997; Waldhoff, 1995). Auch gibt es in Deutschland inzwischen eine gesetzliche Grundlage, die innerfamiliäre physische Gewalt als Straftat sieht (Bundesministerium der Justiz, 2004). Bereits Herzberger (1983) hat postuliert, dass die wahrgenommene Legitimität von Gewalt in Familienbeziehungen einen Einfluss darauf ausübt, wie diese über die Generationen weitergegeben wird. Markowitz (2001) bezeichnet diesen Prozess als kulturelle Transmission. Des Weiteren ist das Verständnis innerfamilialer Gewalt in türkischen Familien auch deshalb nicht - wie in deutschen Familien - so pejorativ besetzt, weil es mit Vorstellungen von Gehorsam in der Erziehung sowie innerfamiliärer Rollenverteilung einher geht (vgl. Kagitcibasi & Sunar, 1997). Die Werte in Familien türkischer Herkunft zeichnen sich schließlich durch Interdependenz, emotionale und soziale Verpflichtung, aber auch durch gegenseitige Unterstützung aus (vgl. Bründel & Hurrelmann, 1995; Kagitcibasi & Sunar, 1997). Dabei konnte nachgewiesen werden, dass der Zusammenhalt von in Deutschland lebenden Familien türkischer Herkunft sogar höher ist als in Familien in der Türkei, was vermutlich auf die Bewältigung von Migration und Akkulturation in der Aufnahmekultur zurückzuführen ist (Nauck, 1994). Insofern ist davon auszugehen, dass Werte und Verhaltensweisen in türkischen Migrantenfamilien in stärkerem Maße über Generationen tradiert werden, als dies in deutschen Familien der Fall ist. Akkulturation und intergenerationale Transmission von Gewalt 171 Allerdings hat sich die sozialwissenschaftliche Forschung zur intergenerationalen Transmission von Gewalt bislang ausschließlich auf Haupteffekte konzentriert und Interaktionen weitgehend vernachlässigt (Kaufman & Zigler, 1989). Dabei steht der Einfluss eines Risikofaktors (z. B. Gewalterfahrung) vermutlich in Abhängigkeit von der Ausprägung anderer Belastungen (Elder, Caspi & Nguyen, 1986). Folglich sollte bei der Beantwortung der Frage, ob misshandelte Kinder zu misshandelnden Eltern werden, besonders interessieren, unter welchen Bedingungen diese Transmission von Gewalt deutlich zum Tragen kommt. Vermutlich führen mehrere Determinanten nicht getrennt, sondern in einer interaktiven Weise dazu, dass Erfahrungen familiärer Gewalt zur Anwendung von Gewalt führen. Beispielsweise ist empirisch belegt, dass die Transmission von Gewalt nicht unabhängig von familiären und kontextuellen Faktoren stattfindet. So konnte Amato (2003) belegen, dass niedrigere Bildung, höhere Scheidungsraten und Spannungen in der frühen Eltern-Kind-Beziehung die Weitergabe von Konflikten innerhalb der Familie mediiert. Außerdem konnten Egeland und Jacobwitz (1984) nachweisen, dass der Einfluss von erlebten Gewalterfahrungen in der Familie auf die eigene Gewaltanwendung nicht unabhängig von Effekten wie Armut, Stress und sozialer Isolation gesehen werden kann. Auch Kaufman und Zigler (1989) betonen, dass beim Verständnis familiärer Gewalt und deren Transmission sozioökologische Merkmale zu wenig Berücksichtigung erfahren haben und individuelle Merkmale wie z. B. die Erfahrung von Gewalt gerade durch bestimmte Risikobedingungen, wie beispielsweise geringe soziale Unterstützung oder ambivalente Einstellungen zur Geburt des Kindes, ihre Wirkung entfalten können. Integration als erfolgreiche Akkulturationsorientierung Immigration ist mit Chancen und Risiken verbunden und erfordert vom Individuum Veränderungen, die man als Akkulturation bezeichnet (vgl. Berry & Kim, 1988; Schmitt- Rodermund & Silbereisen, 2002). Dabei unterscheidet die kulturvergleichende Forschung zwischen einer Individual- und einer Gruppenebene der Akkulturation (vgl. Schönpflug, 2003). In diesem Beitrag beschränken wir uns auf die psychologische Akkulturation, ein Begriff, der von Graves (1967) eingeführt worden ist. Er versteht darunter die psychologischen Veränderungen von Individuen durch die Kulturkontaktsituation. Dazu zählt vor allem die Veränderung der persönlichen Ressourcen durch den Kulturkontakt (z. B. Bildung, Intelligenz, Gesundheit). Berry (1997) wiederum nimmt an, dass Individuen (oder Gruppen) Orientierungen darüber haben, in welcher Beziehung sie zu anderen Gruppen oder deren Mitgliedern stehen wollen. Diese Akkulturationsorientierungen ergeben sich aus der Perspektive der jeweiligen Gruppenmitglieder bezüglich zweier Fragestellungen: Erstens der Überzeugung, ob ethnische oder kulturelle Unterschiede zwischen Gruppen, d. h. ihre kulturelle Identität, in einer Gesellschaft bewahrt oder aufgegeben werden sollten. Zweitens dem Wunsch nach Kontakt mit der jeweils anderen Gruppe oder nach Abgrenzung von dieser. Berry, Poortinga, Segall und Dasen (1992) gehen davon aus, dass beide Fragen auf kontinuierlichen Skalen beantwortet werden können. Zur Vereinfachung nehmen sie an, dass man die Antworten auf die Fragen, ob die jeweils eigene kulturelle Identität bewahrt werden soll und ob Kontakt mit der anderen Gruppe erwünscht ist, dichotomisieren kann. Daraus ergeben sich vier prototypische Akkulturationsmuster. Dabei bezeichnet Assimilation einen Akkulturationsprozess, in dessen Verlauf eine Minderheit die eigene Kultur vollständig zugunsten der fremden Mehrheitskultur aufgibt. Integration bedeutet die Beibehaltung eines bestimmten Maßes kultureller Integrität beider Gruppen, gleichzeitig aber auch Bewegung hin zur jeweils anderen Kultur mit dem Ergebnis eines gemeinsamen kulturellen Rahmens. Demgegenüber liegt eine Segregation 172 Simone Mayer et al. oder Separation vor, wenn die Gruppenmitglieder die Beibehaltung eigener kultureller Identität anstreben und kein Verlangen nach substanzieller Interaktion mit der anderen Kultur zeigen. Geht dieser Wunsch nach kultureller Abgeschiedenheit von der dominanten Gruppe aus und hält sie die andere Gruppe auf Distanz, ist dies ein Fall von Segregation. Wird das Ziel dagegen von der Minderheit verfolgt, so spricht man von Separation, was in Ausgrenzungen, ethnischen Cliquen- und Ghetto- Bildungen mündet. Marginalisierung schließlich bedeutet die Aufgabe der Herkunftskultur ohne Annahme einer neuen. Es wird wenig Interesse gezeigt, die Ursprungskultur beizubehalten, gleichzeitig besteht auch kein Interesse an der anderen Kultur. Vermutlich wird Marginalisierung als Akkulturationsorientierung relativ selten vorzufinden sein, wie Berry (1997) vermutet. Auch scheint für das Zusammenleben ethnischer Gruppen in Deutschland Marginalisierung als Zielvorstellung keine wesentliche Rolle zu spielen (Van Dick, Petzel & Wagner, 1997). Empirische Befunde sprechen im Allgemeinen dafür, dass Marginalisierung und Separation mit höheren Belastungen verbunden sind als Integration und Assimilation (z. B. Berry & Kim, 1988; Morgenroth & Merkens, 1997). Dabei geht eine Migration im Familienverband mit geringeren Belastungen einher als eine Migration als Einzelperson, da sich Familien in dieser Situation sozial unterstützen können (vgl. Booth, Crouter & Landale, 1997). Nichtsdestotrotz besteht das Risiko, dass Familien bzw. einzelne Familienmitglieder, die den Prozess der Akkulturation nicht bewältigen, zerfallen, in die Kriminalität abrutschen oder krank werden (vgl. Jerusalem, 1992; Koch, Özek & Pfeiffer, 1995; Schmitt- Rodermund & Silbereisen, 2002). Des Weiteren wird vermutet, dass Wohlbefinden und gelingende Entwicklung generell am besten durch Integration gefördert werden (z. B. Berry & Kim, 1988; Bourhis, Moise, Perreault & Senécal, 1997). Allerdings existieren auch Befunde, wonach Integration mit einem höheren Ausmaß an jugendlichem Problemverhalten einhergeht (z. B. Buriel, Calazada & Vasquez, 1982; Chun, Balls Organista & Marin, 2003; Samaniego & Gonzales, 1999; Wall, Power & Arbona, 1993). Besonders dysfunktional sind die durch die jugendlichen Autonomiebestrebungen motivierten Integrationsbemühungen, wenn sie mit einer Abwendung von einer Herkunftsfamilie einhergehen, die den familiären Zusammenhalt betont. McQueen, Getz und Bray (2003) belegen in ihrer Längsschnittstudie, dass Separation (von der Familie) und familiäre Konflikte den Zusammenhang zwischen Akkulturation und Problemverhaltensweisen (z. B. Alkohol-, Tabak-, Marijuanakonsum und deviantes Verhalten) vermitteln. Vor diesem Hintergrund ist anzunehmen, dass eine hohe elterliche Integration gerade für Kinder in türkischen Familien eine vorteilhafte Passung zwischen den Entwicklungsnischen Familie und Gesellschaft bieten kann und sich auf elterliches Verhalten und kindliche Entwicklung positiv auswirkt (vgl. Dumka, Roosa & Jackson, 1997; Vega, Gil, Warheit, Zimmerman & Apospori, 1993). Demgegenüber nehmen wir für die vorliegende Studie an, dass elterliche Akkulturation das Verhalten der Eltern sowie die kindliche Entwicklung weniger direkt beeinflussen als vielmehr verstärkend auf den Zusammenhang zwischen elterlicher und jugendlicher Gewalt wirkt und als moderierender Einfluss bei der intergenerationalen Transmission von Gewalt zum Tragen kommt. So vermuten wir, dass sich eine geringe Integration der Eltern verstärkend auf die Gewalttransmission in Familien türkischer Herkunft auswirkt und damit eine Wechselwirkung zwischen Gewalterfahrung und Integration bestehen kann. Methode Stichprobe Die Jugendlichen wurden in 13 weiterführenden Schulen in verschiedenen Stadtteilen Berlins mit einem standardisierten Fragebogen befragt. An der Befragung nahmen insgesamt 206 türkische und 236 deutsche Schülerinnen und Schüler aus Haupt- und Akkulturation und intergenerationale Transmission von Gewalt 173 Realschulen sowie Gymnasien der 7. Klassenstufe teil. Dabei war der Anteil türkischer Schüler an Realschulen höher als bei deutschen Schulen, während in der deutschen Stichprobe deutlich mehr Gymnasiasten waren (Türkische Schüler: Hauptschule: 24.8 %, Realschule: 43.2 %, Gymnasium: 32.0 %; deutsche Schüler: Hauptschüler: 22.9 %, Realschüler: 14.0 %, Gymnasiasten: 63.1 %). Jugendliche türkischer Herkunft sind in unserer Stichprobe diejenigen, bei denen beide Eltern in der Türkei geboren sind. Dabei ist die Mehrheit der Jugendlichen selbst in Deutschland geboren (88.2 %). Von den 24 Jugendlichen, welche angaben, dass sie in der Türkei geboren sind, sind über 60 % vor Schuleintrittsalter nach Deutschland gekommen. Nicht von allen Jugendlichen liegen Angaben zum Zeitpunkt der Migration der Eltern vor. Anhand der Angaben der beteiligten türkischen Mütter, welche im Durchschnitt später nach Deutschland gekommen sind als die Väter, zeigt sich, dass zum Zeitpunkt der Befragung 61.3 % der Familien bereits seit mindestens 20 Jahren und 96 % seit mindestens 10 Jahren in Deutschland leben. Hinsichtlich des Geschlechts sind die beiden Stichproben der Jugendlichen annähernd gleich verteilt (Jugendliche deutscher Herkunft: w = 49.1 %; m = 50.9 %; Jugendliche türkischer Herkunft: w = 55.9 %; m = 44.1 %). Die Jugendlichen türkischer Herkunft waren zum Zeitpunkt der Befragung im Durchschnitt 13.9 Jahre alt (SD = 0.64) und das Durchschnittsalter der deutschen Jugendlichen betrug M = 13.7 (SD = 0.70). Zusätzlich wurden 135 Mütter und 117 Väter türkischer Herkunft befragt; dabei beteiligten sich in 106 Fällen beide Elternteile. Bei den deutschen Familien nahmen 179 Mütter und 152 Väter an der Befragung teil und in 146 Fällen konnten beide Eltern befragt werden. Untersuchungsdurchführung Zwecks Befragung waren die Jugendlichen während zweier Schulstunden vom Unterricht befreit, vorausgesetzt die Eltern hatten ihre Einwilligung für die Teilnahme ihres Kindes gegeben. Im Durchschnitt haben ca. 25 % der Jugendlichen aufgrund fehlender elterlicher Einwilligung und zum geringen Anteil wegen Krankheit nicht an der Befragung teilgenommen. Dabei lag die Beteiligungsrate in Gymnasien deutlich höher als in Hauptschulen. Vor der Befragung erhielten die Jugendlichen Informationen über die Studie sowie eine Anleitung zum Ausfüllen des Fragebogens und sie konnten sich mit Verständnisfragen jederzeit an die Befragungsleiterinnen wenden. Alle jugendlichen und erwachsenen Teilnehmer bekamen eine symbolische Aufwandsentschädigung von fünf Euro. Nach der Befragung erhielten die Jugendlichen jeweils für ihre Mutter und ihren Vater einen Fragebogen, den sie innerhalb einer Woche über die Schule an die Befragungsleiterinnen zurückgeben sollten. Erhebungsinstrumente Die Jugendlichen gaben im Fragebogen an, wie häufig sie von ihrer Mutter und ihrem Vater physische Gewalt erfahren und in welcher Häufigkeit sie körperliche Gewalt zwischen ihren Eltern beobachtet haben. Ebenso schätzten sie die Häufigkeit ihres eigenen Gewalthandelns gegenüber Gleichaltrigen ein. Die Eltern beantworteten im Fragebogen ebenfalls retrospektiv die physische Gewalt, die sie in ihrer Kindheit von ihren Eltern erfahren und zwischen ihren Eltern wahrgenommen hatten. Dabei wurde die Häufigkeit in einem fünfstufigen Antwortformat von „häufig“ bis „sehr oft“ erfragt. Zudem hatten die Eltern türkischer Herkunft das Ausmaß ihrer Integration in Deutschland einzuschätzen. Es wurde erfasst, inwieweit soziale Beziehungen, Traditionen und Werte sowohl des Herkunftslandes als auch des Aufnahmelandes relevant sind. Es geht folglich bei Integration um die Bereitschaft, Beziehungen und Traditionen der Herkunftskultur zu bewahren und gleichzeitig den Bezug zu Menschen und Werten in Deutschland herzustellen. Das Antwortformat war wiederum fünfstufig und erfragte die Zustimmung von „stimmt nicht“ bis „stimmt genau“. Die Übersicht zu den Messinstrumenten und den internen Konsistenzen ist in Tabelle 1 zu sehen. Ergebnisse Vergleich der Gewaltraten in Familien türkischer und deutscher Herkunft Zum Vergleich der Gewaltraten in Familien türkischer und deutscher Herkunft wurden univariate Varianzanalysen angewendet (vgl. Tabelle 2). Im Vergleich der erfahrenen elterlichen Gewalt der Eltern zeigt sich, dass Mütter deutscher Herkunft angeben, signifikant mehr körperliche Gewalt sowohl von Seiten ihrer eigenen Mutter als auch ihres eigenen Vaters während ihrer Kindheit erfahren zu haben als Mütter türkischer Herkunft (vgl. Tabelle 2). Bei den Vätern zeigte sich, dass deutsche Väter angaben, signifikant häufiger während ihrer Kindheit körperliche Gewalt von Seiten der Mutter erfahren zu haben. Bezüglich der in der Kindheit der Väter von ihren eigenen Vätern erfahrenen körperlichen Gewalt gab es jedoch keine Unterschiede nach Herkunft. Vergleicht man die von den Eltern zwischen ihren eigenen Eltern wahrgenommene Gewalt, so zeigt sich zwischen Müttern türkischer und deutscher Herkunft kein Un- 174 Simone Mayer et al. terschied, wogegen Väter türkischer Herkunft deutlich mehr Gewalt zwischen ihren Eltern erlebt haben als deutsche Väter. Unter Kontrolle der Schultypzugehörigkeit (Dummy-kodiert als Kovariate) zeigte sich in der univariaten Varianzanalyse, dass Gewaltanwendung von Seiten der Mutter bei Jugendlichen türkischer Herkunft zwar tendenziell in höherem Ausmaß vorhanden ist als bei Jugendlichen deutscher Herkunft (vgl. Tabelle 2). Dieser Unterschied war jedoch nur auf dem 10 %-Niveau statistisch signifikant. Folgerichtig gaben Jugendliche türkischer Herkunft an, von ihrer Mutter etwas häufiger körperlich bestraft zu werden als Jugendliche deutscher Herkunft. Väterliche Gewaltanwendung hingegen unterschied sich in der Beurteilung der Jugendlichen - nach Kontrolle des Schultyps - zwischen den beiden kulturellen Gruppen nicht signifikant voneinander. Konstrukt Autor(in) Skala Beispielitem Reliabilität Reliabilität (Cronbach’s (Cronbach’s Alpha) Alpha) türkische deutsche Familien Familien Jugendliche Olweus (1995), Physische „Wie oft hast du Jugendliche: Jugendliche: Gewalt mod. nach Lö- Gewalt selbst einen anα = .73 α = .81 sel, Bliesener (4 Items) deren Schüler und Averbeck geschlagen oder (1998) getreten? “ Mütterliche Straus (1990), Mütterliche „Meine Mutter Jugendliche: Jugendliche: Gewalt in der dt. Übersetzung Gewalt hat mich bei α = .78 α = .82 Erziehung nach Wetzels (6 Items) Streit oder Aus- Mütter: α = .84 Mütter: α = .87 (1997) einandersetzun- Väter: α = .83 Väter: α = .85 gen geprügelt, zusammengeschlagen.“ Väterliche Straus (1990), Väterliche „Mein Vater Jugendliche: Jugendliche: Gewalt in der dt. Übersetzung Gewalt hat mir bei α = .82 α = .80 Erziehung nach Wetzels (6 Items) Streit oder Aus- Mütter: α = .89 Mütter: α = .83 (1997) einandersetzun- Väter: α = .91 Väter: α = .86 gen eine runtergehauen.“ Körperliche Straus (1990), Körperliche „Ich habe gese- Jugendliche: Jugendliche: Gewalt in der deutsche Über- Gewalt zw. hen, wie ein α = .87 α = .81 Elternbeziesetzung nach den Eltern Elternteil den Mütter: α = .86 Mütter: α = .85 hung Wetzels (1997) (5 Items) anderen mit der Väter: α = .91 Väter: α = .88 Hand geschlagen hat.“ Akkulturation Berry (1997), Integration „Mir ist beides Mütter: α = .65 deutsche Über- (3 Items) wichtig, Bezie- Väter: α = .61 setzung nach hungen zu Men- Stromberg schen aus dem (2001) Herkunftsland meiner Eltern und Beziehungen zu Deutschen.“ Tabelle 1: Übersicht zu den verwendeten Skalen mit Beispielitems und Reliabilitäten Akkulturation und intergenerationale Transmission von Gewalt 175 Sodann zeigt sich im Vergleich der wahrgenommenen physischen Gewalt innerhalb der Elternbeziehung zwischen den beiden Herkunftsgruppen, dass türkische Jugendliche - auch nach Kontrolle ihrer Schultypzugehörigkeit - signifikant mehr physische Gewalt zwischen ihren Eltern wahrnehmen als deutsche Jugendliche. Im Hinblick auf die ausgeübte physische Gewalt der Jugendlichen war - unter Kontrolle der Schultypzugehörigkeit - kein signifikanter Unterschied zwischen Jugendlichen deutscher und türkischer Herkunft feststellbar, aber tendenziell wiesen Jugendliche türkischer Herkunft höhere Gewaltraten auf. Interkorrelationen der Skalen Um einen Überblick zu den Zusammenhängen der familiären Gewaltformen zu bekommen, wurde zunächst getrennt für Familien türkischer und deutscher Herkunft eine Interkorrelationsmatrix erstellt (vgl. Tabelle 3). Es zeigte sich, dass die elterliche Gewalt gegenüber dem Kind zwischen Müttern und Vätern in türkischen Familien hoch korrelierte, während in deutschen Familien kaum ein Zusammenhang festzustellen war. Allerdings korrelierten in türkischen Familien die Prädiktoren der elterlichen Gewalt und der elterlichen Integration nicht nennenswert miteinander. Transmission elterlicher Gewalt auf jugendliche Gewalt Da sich bereits in vielen einschlägigen Studien gezeigt hatte (z. B. Heitmeyer, Conrads, Kraul, Möller & Ulbrich-Herrmann, 1995; Lösel & Bliesener, 2003; Mayer et al., im Druck), dass bedeutsame Unterschiede jugendlichen Gewalthandelns durch den Schul- Skala Familien Familien Vergleich türkischer deutscher Herkunft Herkunft M (SD) M (SD) Erfahrene mütterliche Gewalt der Mutter 7.60 (2.46) 8.39 (3.50) F (1,305) = 4.75; p = .03; Eta 2 = .015 Erfahrene väterliche Gewalt der Mutter 6.95 (2.29) 7.95 (3.06) F (1,299) = 9.58; p = .01; Eta 2 = .031 Erfahrene mütterliche Gewalt des Vaters 7.43 (2.24) 8.07 (2.40) F (1,257) = 4.75; p = .03; Eta 2 = .018 Erfahrene väterliche Gewalt des Vaters 7.74 (3.24) 8.01 (2.31) F (1,255) = .62; p = .43; Eta 2 = .002 Wahrgenommene Gewalt zwischen Eltern (Mutter) 6.46 (2.93) 6.28 (2.98) F (1,304) = .29; p = .56; Eta 2 = .001 Wahrgenommene Gewalt zwischen Eltern (Vater) 6.81 (3.51) 5.86 (2.02) F (1,261) = 7.59 ; p = .01; Eta 2 = .028 Mütterliche Gewalt der Jugendlichen 6.64 (1.63) 6.41 (1.14) F (1,434) = 2.94; p = 0.09; Eta 2 = .007 Väterliche Gewalt der Jugendlichen 6.70 (1.93) 6.59 (1.16) F (1,410) = .21; p = 0.65; Eta 2 = .001 Gewalt zwischen Eltern 6.45 (2.98) 5.70 (2.00) F (1,416) = 5.38; p = 0.02; Eta 2 = .013 Gewalt der Jugendlichen 6.06 (2.40) 5.46 (2.24) F (1,432) = 2.63; p = 0.11; Eta 2 = .031 Tabelle 2: Skalenmittelwerte im Vergleich Familien türkischer Herkunft und deutscher Herkunft (in unterschiedlicher Zusammensetzung hinsichtlich der Schultypzugehörigkeit) und Ergebnisse der univariaten Varianzanalyse 176 Simone Mayer et al. typ bedingt sind und zudem die beiden Stichproben bezüglich des Schultyps unterschiedlich verteilt sind, wurde die Schultypvariable in den folgenden Analysen als Kovariate mit berücksichtigt. Dabei wurde auch für alle Regressionsgleichungen eine Überprüfung der Multikollinearität der Prädiktoren nach den Kriterien von Tabachnik und Fidell (2001) durchgeführt. Bei der Vorhersage jugendlicher Gewalt sowohl aus elterlicher Gewalt als auch aus der Beobachtung von Gewalt zwischen den Eltern war die Weitergabe von Gewalt für die beiden ethnischen Gruppen in unterschiedlicher Intensität und Form zu beobachten (vgl. Tabelle 4). Dabei zeigte sich für beide Herkunftsgruppen, dass Hauptschüler im Vergleich zu Gymnasiasten signifikant häufiger Gewalt ausübten. Weiterhin konnte nur bei den türkischen Jugendlichen deren Gewalt gegenüber anderen durch die erfahrene elterliche Gewalt vorhergesagt werden. Dabei spielte in türkischen Familien sowohl die mütterliche als auch etwas deutlicher die väterliche Gewalt gegenüber dem Kind eine Rolle bei dieser Transmission von Gewalt. Dagegen 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 1. Erfahrene mütterliche Gewalt der Mutter .31 ** -.01 -.06 .16 * -.10 .08 .07 -.01 .12 2. Erfahrene väterliche Gewalt der Mutter .63 ** -.11 .12 .40 ** .07 .10 .07 -.01 .01 3. Erfahrene mütterliche Gewalt des Vaters .27 ** .17 .43 ** -.02 .24 ** .09 .18 * .02 -.05 4. Erfahrene väterliche Gewalt des Vaters .44 ** .56 ** .46 ** .07 .38 ** .05 .16 .02 -.07 5. Zwischen Eltern wahrgenommene Gew. d. Mutter .48 ** .45 ** .40 ** .29 ** .16 -.04 -.04 -.04 -.01 6. Zwischen Eltern wahrgenommene Gew. d. Vaters .30 ** .13 .34 ** .34 ** .52 ** .13 -.03 .11 .00 7. Gewalt von Seiten der Mutter .26 ** 27 ** .16 36 ** .10 .02 .16 * .16 * .05 8. Gewalt von Seiten des Vaters .40 ** .53 ** .07 .26 ** 27 ** -.01 .54 ** .05 .11 9. Gewalt zwischen Eltern .22 * .03 -.06 .17 .13 .17 .15 * .13 .26 ** 10. Gewalt der Jugendlichen .32 ** .31 ** .18 .27 ** .14 .01 .28 ** .31 ** .08 11. Mütterliche Integration -.11 -.10 -.03 -.19 -.10 -.03 -.18 -.14 -.02 -.15 12. Väterliche Integration -.05 -.10 -.05 -.01 -.15 -.07 -.12 -.04 -.10 -.09 .49 ** Tabelle 3: Interkorrelation der Skalen in Familien türkischer Herkunft (unterhalb der Diagonale) und Familien deutscher Herkunft (oberhalb der Diagonale) ** p < .01; * p < .05 Bei der türkischen Stichprobe ist für Mutter- und Vatervariablen 93 < N < 128, für Jugendlichenvariablen 186 < N < 195 Bei der deutschen Stichprobe ist für Mutter- und Vatervariablen 127 < N < 172, für Jugendlichenvariablen 208 < N < 229 Akkulturation und intergenerationale Transmission von Gewalt 177 fand bei deutschen Jugendlichen keine Transmission von Gewalt statt. Weder die erfahrene Gewalt der Mutter noch die erfahrene Gewalt von Seiten des Vaters konnten jugendliche Gewalt in deutschen Familien vorhersagen. Hingegen sagte bei deutschen Jugendlichen die zwischen den Eltern beobachtete Gewalt das jugendliche Gewalthandeln gegenüber anderen vorher. Folglich führt bei den deutschen Jugendlichen weniger die Erfahrung von Gewalt als vielmehr die Beobachtung von Gewalt zwischen den Eltern dazu, dass sie diese Form der Konfliktlösung für sich übernehmen. Unabhängig von der Form der Weitergabe kann jedoch familiäre Gewalt in türkischen Familien deutlich mehr Varianz an jugendlicher Gewalt aufklären als in deutschen Familien. Transmission elterlicher Gewalterfahrungen in der Kindheit auf die eigene Gewaltanwendung gegenüber dem Kind Des Weiteren wurde geprüft, inwieweit sich die aktuelle elterliche Gewalt gegenüber dem Kind durch früher erfahrene elterliche Gewalt der Eltern sowie der früher beobachteten Gewalt zwischen den Eltern in der Herkunftsfamilie vorhersagen lässt. Wiederum zeigte sich die intergenerationale Transmission von Gewalt sehr deutlich in Familien türkischer Herkunft, während sich in deutschen Familien elterliche Gewaltanwendung deutlich weniger durch frühere elterliche Gewalterfahrungen vorhersagen ließ (vgl. Tabelle 5). Türkische Mütter wie auch türkische Väter wandten gegenüber ihren jugendlichen Kindern häufiger Gewalt in der Erziehung an, wenn sie in ihrer eigenen Kindheit Gewalt vom eigenen Vater erfahren hatten. Bei der Elterngeneration der deutschen Familien wurden, wie es bereits in der Jugendlichengeneration zu beobachten war, eigene Gewalterfahrungen in der Kindheit kaum an die nächste Generation weitergegeben. So konnte in deutschen Familien mütterliche Gewalt gegenüber den Kindern - trotz eines tendenziellen korrelativen Zusammenhangs - in den Regressionsanalysen nicht durch Gewalterfahrungen in der Herkunftsfamilie vorhergesagt werden. Die vom Vater gegenüber den Kindern angewendete körperliche Gewalt ließ sich in deutschen Familien nur geringfügig durch dessen Gewalterfahrungen von Seiten des eigenen Vaters vorhersagen. Jugendliche Gewalt Jugendliche Gewalt (türkischer Herkunft) (deutscher Herkunft) (N = 206) (N = 236) r R 2 β r R 2 β Schultyp Dummy-Variable (HS vs RS) - - -.14 - - .05 Schultyp Dummy-Variable (HS vs GY) .25 .06 -.23* .23 .05 -.20** Gewalt von Seiten der Mutter - - .15 - - -.06 Gewalt von Seiten des Vaters .38 .15 .30*** - - .10 Wahrgenommene Gewalt zwischen den Eltern - - .01 .27 .07 .15* R 2 (erklärte Varianz) .15 .07 Tabelle 4: Vorhersage jugendlicher Gewalt aus elterlichen Gewalterfahrungen der Jugendlichen und Gewalt zwischen den Eltern (Jugendlichenvariablen) r: Korrelations-Koeffizient (Pearson) (nach Schultyp kontrolliert) β = standardisierter Regressions-Koeffizient *** p < .001; ** p < .01; * p < .05 178 Simone Mayer et al. Transmission von Gewalt in türkischen Familien in Abhängigkeit von der elterlichen Integration Zusätzlich wurde geprüft, inwieweit die Integration der türkischen Eltern jugendliche Gewalt vorhersagen und die Weitergabe von elterlicher auf jugendliche Gewalt moderieren kann 1 . In den Analysen wurde ebenso wie bei der Jugendlichen-Stichprobe deutlich, dass jugendliche Gewalt sowohl aus mütterlicher als auch väterlicher Gewalt vorhergesagt werden konnte. Dabei standen weder die Integration der Mütter noch die Integration der Väter in direktem Zusammengang mit jugendlichem Gewalthandeln. Jedoch war die Transmission von mütterlicher Gewalt auf jugendliche Gewalt deutlich von der Integration der Mutter abhängig. Die väterliche Integration hingegen moderiert die Transmission von väterlicher auf jugendliche Gewalt nicht (vgl. Tabelle 6). Jugendliche Gewalt ließ sich - nach Prüfung der Haupteffekte der beiden Prädiktoren mütterliche Gewalt und Integration - in bedeutsamer Weise aus dem Interaktionsterm der Prädiktoren vorhersagen. So ist es für die Weitergabe von mütterlicher Gewalt in türkischen Familien von Bedeutung, inwieweit es der Mutter gelingt, sich zwischen den beiden Kulturen ausgewogen zurechtzufinden. Im Einzelnen stellt sich die Moderation der Gewalttransmission wie folgt dar. Bei geringer Integration der Mutter hing deren Gewaltanwendung gegenüber dem Kind deutlicher mit dem Gewalthandeln ihres Kindes zusammen als bei hoher Integration (vgl. Ab- 1 Um die Haupteffekte zu prüfen, wurden die Integration und die elterliche Gewalt als Prädiktoren eingesetzt. Um den Moderatoreffekt zu prüfen, wurde ein Interaktionsterm aus den kontinuierlichen Prädiktoren gebildet (vgl. Cohen, Cohen, Aiken & West, 2003). Beide Prädiktoren wurden vor der Bildung des Interaktionsterms zentriert. Für die Zeichnung der Interaktionseffekte wurde die Steigung so berechnet, dass für den Moderator Werte für eine Standardabweichung unter dem Mittelwert und eine Standardabweichung über dem Mittelwert berechnet wurden (vgl. Aiken & West, 1991). In gleicher Weise wurde vorgegangen, um die Endpunkte der Geraden für hohe und niedrige Werte des Prädiktors zu bestimmen. Die Endpunkte der Gerade befinden sich dabei eine Standardabweichung unter dem zentrierten Mittelwert des Prädiktors (X’M - SD) und eine Standardabweichung über dem zentrierten Mittelwert des Prädiktors (X’M + SD). Familien türkischer Herkunft Familien deutscher Herkunft Mütterliche Väterliche Mütterliche Väterliche Gewalt (J) Gewalt (J) Gewalt (J) Gewalt (J) (N = 135) (N = 117) (N = 179) (N = 152) r R 2 β r R 2 β r R 2 β r R 2 β Gewalt von Seiten der Mutter (M/ V) - - .11 - - -.08 - - - - - .11 Gewalt von Seiten des Vaters (M/ V) .33 .11 .33 *** .28 .08 .15 *** - - - .18 .03 .18 * Wahrgenommene Gewalt zwischen den Eltern (M/ V) - - -.04 - - -.11 - - - - - -.13 R 2 (erklärte Varianz) .11 .08 - - - .03 Tabelle 5: Vorhersage elterlicher Gewalt durch früher erfahrene elterliche Gewalt der Eltern (Eltern- und Jugendlichen-Variablen) J: Jugendlichen-Variable; M: Mutter-Variable; V: Vater-Variable r: Korrelations-Koeffizient (Pearson) β = standardisierter Regressions-Koeffizient *** p < .001; ** p < .01; * p < .05 Akkulturation und intergenerationale Transmission von Gewalt 179 bildung 1). Dabei wurden durch mütterliche Gewalt und durch die Kombination aus mütterlicher Gewalt und niedriger mütterlicher Integration insgesamt 27 % an Varianz des jugendlichen Gewaltverhaltens erklärt. Demnach wird die Transmission der Gewalt in Familien türkischer Herkunft durch eine geringe Integration der Mütter besonders verstärkt. Im Hinblick auf den Einfluss der Gewalterfahrungen der türkischen Eltern in ihrer Kindheit auf die Anwendung von Gewalt gegenüber dem eigenen Kind wurde geprüft, inwieweit eine gelungene Integration der türkischen Eltern die Übernahme elterlicher Gewalt moderieren kann. Wiederum erwies sich das Gelingen oder Misslingen der Integration Jugendliche Gewalt (J) (N = 135) Vorhersage aus mütterlicher Gewalt und Integration r R 2 Sig. F β 1. Schritt Mütterliche Gewalt (J) .48 .23 .000 .38** Integration der Mutter (M) - - - -.07 2. Schritt Interaktionsterm: mütterliche Gewalt x Integration der Mutter .52 .27 .017 -.22* Vorhersage aus väterlicher Gewalt und Integration r R 2 Sig. F β 1. Schritt Väterliche Gewalt (J) .35 .12 .000 .35** Integration des Vaters (V) - - - -.07 2. Schritt Interaktionsterm: väterliche Gewalt x Integration der Mutter - - - -.06 Tabelle 6: Vorhersage von Gewalt Jugendlicher türkischer Herkunft aus erfahrener elterlicher Gewalt und der Integration der Eltern (Jugendlichen- und Elternvariablen) J: Jugendlichen-Variable; M: Mutter-Variable; V: Vater-Variable r: Korrelations-Koeffizient (Pearson) β = standardisierter Regressions-Koeffizient *** p < .001; ** p < .01; * p < .05 Abbildung 1: Transmission von mütterlicher Gewalt auf jugendliche Gewalt in Abhängigkeit von der Integration der Mütter türkischer Herkunft. X’ M - SD: eine Standardabweichung unter dem zentrierten Mittelwert des Prädiktors X’ M +SD: eine Standardabweichung über dem zentrierten Mittelwert des Prädiktors Physische Gewalt Jugendliche (zentriert) niedrig hoch 1,5 1 0,5 0 -0,5 -1 -1,5 hohe Integration der Mütter niedrige Integration der Mütter X’ M - SD X’ M + SD Physische Gewalt von Seiten der Mütter (zentriert) niedrig hoch 180 Simone Mayer et al. von türkischen Vätern in Deutschland als unbedeutsam für die Übernahme von früher erfahrener Gewalt in die Erziehung des eigenen Kindes. Bei den türkischen Müttern jedoch hing das Erziehungsverhalten in Form von körperlicher Strafe gegenüber dem Kind - neben der eigenen Gewalterfahrung - davon ab, wie ihnen die Integration in Deutschland gelang. Zunächst zeigte sich sogar ein direkter Einfluss gelungener mütterlicher Integration auf ihr Gewaltverhalten gegenüber dem Kind. Je besser den türkischen Müttern die Integration gelang, desto weniger reagierten sie bei Konflikten in der Mutter-Kind-Beziehung mit körperlicher Bestrafung (vgl. Tabelle 7). Des Weiteren zeigte sich, dass die Transmission von Gewalt aus der Großelterngeneration in die Elterngeneration in Abhängigkeit von der Integration der Mütter stattfand. So übernahmen türkische Mütter sowohl ihre Gewalterfahrungen von Seiten ihrer eigenen Mütter als auch von Seiten ihrer eigenen Väter umso stärker in der Anwendung von Gewalt gegenüber ihren Kindern, je schlechter ihre Integration war. Im Einzelnen trat bei hoher Integration türkischer Mütter die Transmission Mütterliche Gewalt (J) (N = 135) R R 2 Sig. F β 1. Schritt Gewalterfahrung von Seiten der Mutter (M) .30 .09 .020 .21* Integration der Mutter (M) .35 .12 .024 -.19* 2. Schritt Interaktionsterm: mütterl. Gewalt x Integration der Mutter .46 .21 .001 -.30** Mütterliche Gewalt (J) (N = 135) R R 2 Sig. F β 1. Schritt Gewalterfahrung von Seiten des Vaters (M) .30 .09 .012 .22** Integration der Mutter (M) - - - -.17 2. Schritt Interaktionsterm: väterliche Gewalt x Integration der Mutter .46 .21 .000 -.36** Väterliche Gewalt (J) (N = 135) R R 2 Sig. F β 1. Schritt Gewalterfahrung von Seiten der Mutter (V) - - - - Integration des Vaters (V) - - - - 2. Schritt Interaktionsterm: mütterl. Gewalt x Integration des Vaters - - - - Väterliche Gewalt (J) (N = 135) R R 2 Sig. F β 1. Schritt Gewalterfahrung von Seiten des Vaters (V) .44 .20 .034 .44* Integration des Vaters (V) - - - -.10 2. Schritt Interaktionsterm: väterliche Gewalt x Integration des Vaters - - - .06 Tabelle 7: Vorhersage elterlicher Gewalt aus den Gewalterfahrungen der Eltern in ihrer Kindheit und ihrer aktuellen Integration (Jugendlichen- und Elternvariablen) J: Jugendlichen-Variable; M: Mutter-Variable; V: Vater-Variable r: Korrelations-Koeffizient (Pearson) β = standardisierter Regressions-Koeffizient *** p < .001; ** p < .01; * p < .05 Akkulturation und intergenerationale Transmission von Gewalt 181 von der in ihrer Kindheit erfahrenen mütterlichen Gewalt in die aktuelle Beziehung mit ihrem Kind deutlich geringer hervor als bei niedriger Integration (vgl. Abbildung 2). Insgesamt konnten mütterliche Gewalterfahrung in der eigenen Kindheit der Mütter, die Integration der Mütter sowie die Kombination aus vermehrter eigener Erfahrung von mütterlicher Gewalt und niedriger Integration 21 % an Varianz im aktuellen Gewaltverhalten der türkischen Mütter gegenüber ihren Kindern erklären. Entsprechend wirkte sich die Kombination aus hoher väterlicher Gewalterfahrung der Mütter und niedriger Integration der türkischen Mütter deutlich darauf aus, in welchem Maß die Mütter selbst in der Erziehung ihrer Kinder körperliche Gewalt einsetzten (vgl. Abbildung 3). Der Interaktionsterm aus früher erfahrener väterlicher Gewalt und Integration der Mütter sagte 12 % an Varianz im aktuellen Gewaltverhalten der Mütter gegenüber ihrem Kind vorher. Im Detail zeigte sich, dass die Mütter, wenn sie wenig integriert waren, die Gewalterfahrung von ihrem eigenen Vater ganz besonders an ihr Kind weitergaben. Umgekehrt fiel die aktuelle mütterliche Gewalt auch bei hoher väterlicher Gewalterfahrung in der Kindheit besonders dann niedrig aus, wenn den Müttern die Integration gelang. Insgesamt wurden durch Prädiktoren und Interaktionsterm 21 % an mütterlichem Gewaltverhalten gegenüber ihren jugendlichen Kindern vorhergesagt. Es konnte sogar festgestellt werden, dass Mütter, die wenig integriert waren und wenig Gewalt von ihrem Vater erfahren hatten, mehr Gewalt gegenüber ihrem Kind anwandten als Mütter, welche gut integriert waren und viel Gewalt von ihrem Vater erfahren hatten (vgl. Abbildung 3). Diskussion Obwohl unsere Ergebnisse erhöhte Gewaltraten in Familien türkischer Herkunft nur bedingt bestätigen können, belegen die empirischen Befunde, dass sich die Weitergabe von Gewalt in türkischen Migrantenfamilien sehr viel deutlicher zeigt als in deutschen Familien. So lassen sich Gewalthandlungen Jugendlicher gegenüber Gleichaltrigen nur in türkischen Familien durch die erfahrene elterliche Gewalt bedeutsam vorhersagen, Abbildung 2: Transmission der Gewalterfahrungen der türkischen Mütter von ihren Müttern auf erfahrene mütterliche Gewalt der Jugendlichen in Abhängigkeit mütterlicher Integration Abbildung 3: Transmission der Gewalterfahrungen der türkischen Mütter von ihren Vätern auf erfahrene mütterliche Gewalt der Jugendlichen in Abhängigkeit mütterlicher Integration X’ M - SD: eine Standardabweichung unter dem zentrierten Mittelwert des Prädiktors X’ M +SD: eine Standardabweichung über dem zentrierten Mittelwert des Prädiktors Mütterliche Gewalt (zentriert) niedrig hoch 1 0,5 0 -0,5 -1 Gewalt von eigener Mutter (zentriert) niedrig hoch hohe Integration der Mütter niedrige Integration der Mütter X’ M - SD X’ M + SD Mütterliche Gewalt (zentriert) niedrig hoch 1,5 1 0,5 0 -0,5 -1 Gewalt vom eigenen Vater (zentriert) niedrig hoch hohe Integration der Mütter niedrige Integration der Mütter X’ M - SD X’ M + SD 182 Simone Mayer et al. während in deutschen Familien das Modelllernen eine Rolle zu spielen scheint und Eltern auch hinsichtlich von Gewalt dort eher als Vorbilder für ihre Kinder fungieren. Des Weiteren zeigt sich für Eltern türkischer Herkunft, dass die Transmission ihrer in der Kindheit selbst erfahrenen Gewalt auf die von ihnen ausgeübte Gewalt in der Erziehung ihrer Kinder sehr viel deutlicher zum Tragen kommt als in deutschen Familien. Dabei lässt sich belegen, dass in türkischen Familien die Transmission von Gewalt sogar über drei Generationen hinweg stattfindet (Mayer et al., 2005). Demnach besitzt eine Familie in der türkischen Kultur im Allgemeinen eine höhere sozial integrierende und einbindende Funktion als in deutschen Familien, indem sowohl Autoritätsstrukturen als auch emotionale Verbundenheit der Familienmitglieder stärker betont werden (vgl. Kagitcibasi & Sunar, 1997; Markowitz, 2001). Hinzu kommt, dass sich vermutlich die höhere Akzeptanz von Gewalt in türkischen Familien aus autoritären Familienstrukturen ableiten, die wiederum in einem kollektivistischen Wertesystem wurzeln und die intergenerationale Transmission von Werten und Verhaltensweisen begünstigen (vgl. Herzberger, 1983; Nauck, 1997; Waldhoff, 1995; Steinbach & Nauck, 2005). Derart wird anhand der Transmission von der früher in der Türkei stattgefundenen Gewalt in der Großeltern-Eltern-Beziehung auf die jugendliche Gewalt gegenüber Gleichaltrigen innerhalb Deutschlands deutlich, inwieweit kulturelle Handlungsmuster auch unter veränderten gesellschaftlichen Bedingungen, und vermutlich verstärkt durch die familiäre Migration, weiterhin ihre Wirkung entfalten können (Duben, 1985; Waldhoff, 1995). Neben dem Unterschied in der Weitergabe von innerfamiliär erfahrener Gewalt zwischen deutschen und türkischen Familien haben wir angenommen, dass die intergenerationale Transmission familiärer Gewalt in Familien türkischer Herkunft durch deren Akkulturation vorhergesagt werden kann (Amato, 2003; Bussmann, 1995; Egeland & Jacobwitz, 1984; Kaufmann & Zigler, 1989). Es wurde postuliert, dass Familien türkischer Herkunft aufgrund ihrer Migration und ihrer damit verbundenen Auseinandersetzung mit zwei kulturellen Wertesystemen besonderen Belastungen unterliegen, die innerfamiliäre Spannungen, Konflikte zwischen den Generationen und in der Folge Prozesse intergenerationaler Transmission hervorbringen oder gar verstärken können (vgl. Nauck, 1997; Steinbach & Nauck, 2005). Auf diese Weise kann frühere oder aktuelle Gewalterfahrung als ein Faktor gesehen werden, welcher gerade bei mangelndem Gelingen der Integration in türkischen Migrantenfamilien besonders gewichtig werden kann. Die Befunde der vorliegenden Studie zeigen sogar, dass körperlich strafendes Verhalten türkischer Mütter gegenüber ihrer Kindern durch eine geringe Integration der Mütter direkt vorhergesagt werden kann. Besonders deutlich wird dabei zudem, dass sich die intergenerationale Transmission von Gewalt in türkischen Familien in Abhängigkeit mangelnder Integration der Mutter deutlich verstärkt. Dies konnte sowohl für die Transmission von Gewalterfahrungen der Mütter aus ihrer Kindheit auf das aktuelle mütterliche Verhalten gegenüber ihren Kindern als auch für die Transmission des mütterlichen Gewaltverhaltens auf das jugendliche Gewaltverhalten nachgewiesen werden. So scheint in türkischen Familien gerade das Gelingen der mütterlichen Integration für die Tradierung von Werten und Verhaltensweisen, die über Generationen hinweg weitergegeben werden - und damit für die Stabilität der tradierten Familienstrukturen -, besonders bedeutsam zu sein. Gleichzeitig weist das Ausbleiben dieses Effekts für die türkischen Väter auf die besondere Bedeutung der Mütter in Familien türkischer Herkunft. Oft sind sie für Familie und die Erziehung der Kinder zuständig. Dabei ist zu vermuten, dass sich gerade türkische Frauen und Mädchen aufgrund der Autoritätsstruktur und Rollenverteilung in türkischen Familien deutlicher um eine erfolgreiche In- Akkulturation und intergenerationale Transmission von Gewalt 183 tegration bemühen müssen (vgl. Kagitcibasi & Sunar, 1997; Boos-Nünning & Karakasoglu, 2005). Für die unterschiedlichen Wirkungen der Akkulturation von Müttern gegenüber Vätern und Kindern finden sich empirische Belege in der Studie von Costigan und Su (2004) mit chinesischen Migrantenfamilien in Kanada. Die beiden Autorinnen vermuten, dass die eingewanderten Mütter - im Unterschied zu den Vätern und Kindern - die sozialen Bindungen an ihre Herkunftskultur und eigenethnische Beziehungen innerhalb der Aufnahmekultur stärker pflegen und deshalb ihre Möglichkeiten, an der Kultur des Aufnahmelandes zu partizipieren, stärker einschränken. Diese Tendenz könnte vermutlich noch verstärkt werden, wenn die Mütter später nach Deutschland nachziehen oder durch Zwangsverheiratung möglicherweise ungewollt nachziehen müssen (vgl. Straßburger, 1998). Für die familiäre Intervention würde das bedeuten, besonders die Integration türkischer Frauen zu fördern (vgl. BMFSFJ, 2001). Sie erbringen erhebliche Leistungen für ihre Mitglieder und für die deutsche Gesellschaft. Gerade diese Leistungen sind es, die bislang viel zu wenig beachtet und unterstützt worden sind. Folgerichtig ist es eine wichtige familienpolitische Zielstellung, diese Potenziale von Familien ausländischer Herkunft zu stützen und zu fördern. Das ist ein Ziel, für das es sich zu arbeiten und zu streiten lohnt. Für die weitere Erforschung der Bedeutung der Akkulturation auf die intergenerationale Transmission von Gewalt in Familien türkischer Herkunft wäre es notwendig zu fragen, wie sich eine assimilative Akkulturation auf die intergenerationale Gewalttransmission in türkischen Familien auswirkt. Des Weiteren sollte stärker beachtet werden, dass es nicht selten der Fall ist, dass Männer und Frauen zeitlich verzögert ihre Heimat verlassen und Frauen ihren Männern erst einige Zeit später nach Deutschland folgen oder gar durch Zwangsverheiratung nachfolgen müssen (vgl. BMFSFJ, 2004). Dabei besteht für Frauen vermutlich in der Regel keine eigene Motivation für die Migration in das Aufnahmeland. Demnach könnte als möglicher mediierender Einflussfaktor das Migrationsmotiv in Betracht gezogen werden (vgl. Schönpflug, 2003; Schmitt-Rodermund & Silbereisen, 2002). Schließlich erlauben unsere querschnittlichen Daten Kausalaussagen nur in eingeschränktem Maße, auch wenn durch die retrospektive Einschätzung der Eltern ein Quasi-Längsschnitt vorgelegen hatte. Ungeachtet dessen sollte in zukünftigen Analysen die Frage, inwieweit Gewaltverhalten von Jugendlichen auf partnerschaftliche Konflikte und vor allem auf Konflikte innerhalb der Eltern-Kind-Beziehung zurückwirken kann, besondere Berücksichtigung finden (vgl. dazu Barnow, Lucht & Freyberger, 2001; Belsky & Vondra, 1989). Für ein differenzierteres Verständnis der besonderen Schlüsselrolle der Mütter ausländischer Herkunft im Prozess der intergenerationalen Transmission von Gewalt wäre schließlich an die Ergänzung unserer Befragungsdaten durch qualitative Tiefeninterviews mit türkischen Müttern zu denken. Literatur Aiken, L. 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Simone Mayer Prof. Dr. Urs Fuhrer Dr. Haci-Halil Uslucan Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Institut für Psychologie PF 4120 D-39016 Magdeburg E-Mail: Simone.Mayer@gse-w.uni-magdeburg.de