Psychologie in Erziehung und Unterricht
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0342-183X
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2007
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Entwicklungsverläufe in der Beziehungsrepräsentation Jugendlicher und deren Bezug zu mütterlichem Erziehungsverhalten
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2007
Kathrin Beckh
Sabine Walper
Die vorliegende Untersuchung geht der Frage nach, inwieweit über die Adoleszenz hinweg differenzielle Entwicklungsverläufe in den Beziehungsrepräsentationen Jugendlicher hinsichtlich ihrer Beziehung zur Mutter beobachtbar sind und in welchem Maße unterstützendes Erziehungsverhalten der Mutter aus Sicht der Jugendlichen und der Mütter für diese Trajektorien prädiktiv ist. Die Daten stammen von 228 Jugendlichen, die zwischen 1996 und 2002 viermal schriftlich befragt wurden. Die Analysen betrachten Unsicherheiten in der Beziehung zur Mutter sowie eine distanziert-zurückweisende Haltung, wie sie in der Angst vor Vereinnahmung zum Ausdruck kommt. Für beide Merkmale ließen sich anhand semiparametrischer latenter Klassenanalysen differenzielle Entwicklungsverläufe ermitteln und durch das mütterliche Erziehungsverhalten, teilweise auch diskrepante Einschätzungen seitens der Jugendlichen und deren Mütter, vorhersagen. Die Befunde weisen darauf hin, dass trotz altersspezifischer Veränderungen interindividuelle Unterschiede über das gesamte Jugendalter hinweg weitgehend stabil sind.
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Eine sichere Bindung an die Eltern ist auch im Jugendalter ein wichtiger Schutzfaktor und geht mit einer besseren Bewältigung der altersspezifischen Entwicklungsaufgaben einher (Allen & Land, 1999; Zimmermann & Becker-Stoll, 2001). Vorteile einer sicheren Bindung im Jugendalter zeigen sich insbesondere beim Umgang mit Belastungen, im Zusammenhang mit der Identitäts- und Selbstwertentwicklung sowie im Hinblick auf die Gestaltung von Beziehun- Developmental Pathways in Adolescents’ Representations of Their Relationship to Mother and Links to Mothers’ Parenting Summary: The purpose of this study was to identify and compare different developmental pathways in adolescents’ representations of their relationship to mother and to test how these trajectories can be predicted by mothers’ supportive parenting as perceived by adolescents and mothers. Data come from 228 adolescents who were investigated four times between the years 1996 and 2002. Analyses consider insecurities in relation to mother as well as engulfment anxiety which reflects a distant and dismissing attitude. Semiparametric latent class analyses revealed for both aspects differential development pathways which could be predicted by maternal parenting, partly by discrepancies in adolescents’ and mothers ratings. Results show that nonwithstanding age-specific changes interindividual differences proved to be largely stable across adolescence. Keywords: Maternal parenting, attachment style, mother-adolescent relation, individuation, adolescence Zusammenfassung: Die vorliegende Untersuchung geht der Frage nach, inwieweit über die Adoleszenz hinweg differenzielle Entwicklungsverläufe in den Beziehungsrepräsentationen Jugendlicher hinsichtlich ihrer Beziehung zur Mutter beobachtbar sind und in welchem Maße unterstützendes Erziehungsverhalten der Mutter aus Sicht der Jugendlichen und der Mütter für diese Trajektorien prädiktiv ist. Die Daten stammen von 228 Jugendlichen, die zwischen 1996 und 2002 viermal schriftlich befragt wurden. Die Analysen betrachten Unsicherheiten in der Beziehung zur Mutter sowie eine distanziert-zurückweisende Haltung, wie sie in der Angst vor Vereinnahmung zum Ausdruck kommt. Für beide Merkmale ließen sich anhand semiparametrischer latenter Klassenanalysen differenzielle Entwicklungsverläufe ermitteln und durch das mütterliche Erziehungsverhalten, teilweise auch diskrepante Einschätzungen seitens der Jugendlichen und deren Mütter, vorhersagen. Die Befunde weisen darauf hin, dass trotz altersspezifischer Veränderungen interindividuelle Unterschiede über das gesamte Jugendalter hinweg weitgehend stabil sind. Schlüsselbegriffe: Mütterliches Erziehungsverhalten, Bindungsstil, Mutter-Kind-Beziehung, Individuation, Jugendalter Empirische Arbeit Entwicklungsverläufe in den Beziehungsrepräsentationen Jugendlicher und deren Bezug zu mütterlichem Erziehungsverhalten Kathrin Beckh, Sabine Walper Universität München Psychologie in Erziehung und Unterricht, 2007, 54, 129 - 146 © Ernst Reinhardt Verlag München Basel 130 Kathrin Beckh, Sabine Walper gen (siehe zusammenfassend Zimmermann & Becker- Stoll, 2001). Die Bindungstheorie geht davon aus, dass individuelle Unterschiede in der Bindungsorganisation in hohem Maße auf die Qualität der Interaktionserfahrungen eines Kindes mit seinen Eltern zurückzuführen sind (Grossmann & Grossmann, 2004). Gesteuert werden diese Erfahrungen durch ein angeborenes Bindungsverhaltenssystem, das dazu dient, die optimale Nähe des Kindes zu einer zugleich beschützenden, aber auch autonomiefördernden Bindungsperson zu regulieren (Bretherton, 2001). Den Eltern kommt dabei die Funktion einer sicheren Basis zu, von der aus das Kind aktiv und eigenständig seine Umwelt erkunden kann, die bei Müdigkeit, Krankheit, Angst oder Überforderung aber auch ausreichend Schutz und Unterstützung bietet (Bowlby, 1975). Die empirische Forschung zum Einfluss des elterlichen Verhaltens auf die Bindungsentwicklung hat sich bisher vor allem auf die frühe Kindheit konzentriert, für die deutliche Zusammenhänge zwischen der elterlichen Feinfühligkeit für die emotionalen Signale und Bedürfnisse des Kindes und dem Aufbau einer sicheren Bindung gefunden werden konnten (Ainsworth, 1989; van Ijzendoorn, 1995). Bereits Bowlby (1983) wies jedoch darauf hin, dass den Eltern als sichere Basis auch im Jugendalter noch eine wichtige Entwicklungsfunktion zukommt. Allerdings verringert sich nach Annahmen der Bindungstheorie die Sensitivität für Erfahrungen mit den Bindungspersonen von der frühen Kindheit bis zum Jugendalter (Grossmann & Grossmann, 2004). Diese abnehmende Sensitivität wird durch den Aufbau und die Stabilisierung einer mentalen Repräsentation von Bindung erklärt, die das Kind aufgrund der sich wiederholenden Interaktionsmuster mit den Bindungspersonen entwickelt und die dazu dienen, bindungsbezogene Verhaltensweisen, Gedanken und Gefühle des Selbst und der Bindungsperson zu interpretieren und vorherzusagen (Bretherton, 2001). Diese inneren Arbeitsmodelle von Bindung steuern im Laufe der Entwicklung zunehmend die Regulation von Verhalten und Gefühlen in der Bindungsbeziehung sowie die autonome Selbstregulation in emotional bedeutsamen Situationen. Vor diesem Hintergrund geht der vorliegende Beitrag der Frage nach, inwieweit Veränderungen der perzipierten emotionalen Sicherheit in Beziehung zur Mutter durch deren aktuelles Erziehungsverhalten erklärt werden können. Bindung und Individuation im Jugendalter Die Bindungstheorie geht davon aus, dass zu Beginn des Jugendalters bereits relativ zeit- und umweltstabile interindividuelle Unterschiede in der Bindungsorganisation bestehen (Allen & Land, 1999), die darauf zurückzuführen sind, dass die inneren Arbeitsmodelle nicht nur vergangene Erfahrungen reflektieren, sondern über ihre informationsverarbeitende Funktion gleichzeitig auch „realitätsregulierend und realitätsschaffend“ wirken (Bretherton, 2001; S. 74). Allerdings ist das Jugendalter eine Zeit großer Veränderungen, die durch weitreichende Entwicklungsfortschritte im kognitiven, sozialen und emotionalen Bereich gekennzeichnet ist. Die damit einhergehende Reorganisation der sozialen Beziehungen, Ansichten und Wertvorstellungen kann auch die Bindungsorganisation beeinflussen, insbesondere dann, wenn sich im Zuge der Auseinandersetzung mit altersspezifischen Entwicklungsaufgaben die Qualität der Eltern- Kind-Interaktionen nachhaltig verändert. Im Zuge der Individuationsentwicklung lässt sich ab der frühen Adoleszenz eine deutliche Umgestaltung der Eltern-Kind-Beziehung hin zu mehr Symmetrie und Gleichberechtigung beobachten (Youniss & Smollar, 1985). Die Entwicklung von Autonomie im Jugendalter wird in aktuellen Ansätzen allerdings weniger als emotionale Loslösung verstanden, sondern als die sich im Kontext vertrauensvoller Beziehungen entwickelnde Fähigkeit zu autonomer Emotions- und Selbstregulation (Hill & Holmbeck, 1986; Hofer, 2003). Mittlerweile belegen zahlreiche empirische Befunde, dass die Verbundenheit mit den Eltern eine wesentliche Grundlage für die Bewältigung der al- Beziehungsrepräsentationen Jugendlicher 131 tersspezifischen Entwicklungsaufgaben im Jugendalter darstellt (z. B. Holmbeck & Leake, 1999; Lapsley & Edgerton, 2002; Ryan & Lynch, 1989). So lassen sich die ab der frühen Adoleszenz zunehmenden Autonomiebestrebungen der Jugendlichen gegenüber ihren Eltern als Explorationsverhalten auffassen, das insbesondere durch das Wissen um die emotionale Verfügbarkeit der Eltern gefördert wird (Allen & Land, 1999). Im Gegensatz zur Kindheit, in der sich das Explorationsverhalten vor allem auf die physische Umwelt bezieht, geht es im Jugendalter darum, eigene Wertvorstellungen und Meinungen zu entwickeln und diese auch vor den Eltern zu vertreten, sowie darum, sich selbständig neue Erlebens- und Handlungskontexte zu erschließen (Allen et al., 2003). Bindungsverhalten als das direkte Suchen nach körperlicher Nähe verliert an Bedeutung und wird durch Kommunikation und die Suche nach psychologischer Nähe ersetzt. Hierbei spielt die zunehmende Herausbildung differenzierter Repräsentationen von Selbst und Anderem eine entscheidende Rolle: „Such differentiation allows for a more consistent view of the self as existing apart from interactions with caregivers, in contrast to the action/ script oriented view of the self in relationships that is believed to predominate in infancy and early childhood“ (Allen & Land, 1999, S. 320). Anders als in der Kindheit wird deshalb im Jugendalter nicht aus beobachtbarem Verhalten auf innere Arbeitsmodelle rückgeschlossen, sondern diese werden auf Repräsentationsebene erfasst (Zimmermann & Becker-Stoll, 2001). Das bekannteste und zugleich am besten validierte Instrument ist das Adult Attachment Interview (AAI, siehe z. B. Zimmermann, Becker- Stoll & Fremmer-Bombik, 1997), das über Fragen zu Bindungserfahrungen in der Kindheit eine zuverlässige Erfassung der Bindungsrepräsentation ermöglicht. Zu beachten ist allerdings, dass das AAI in erster Linie auf Kindheitserfahrungen sowie deren mentale Verarbeitung und Organisation fokussiert und nicht die aktuelle Bindung an die Eltern erfasst. Die Qualität der aktuellen Bindungsbeziehung zu den Eltern wird meist über Fragebögen erhoben, durch die interindividuelle Unterschiede im Bindungsstil üblicherweise auf den zwei Dimensionen Angst (von den Eltern zurückgewiesen oder verlassen zu werden) und Vermeidung (von Nähe, Abhängigkeit und Intimität) abgebildet werden. Angst und Vermeidung werden dabei als Strategien zur Verhaltens- und Emotionsregulation konzipiert (siehe z. B. Mikulincer, Shaver & Pereg, 2003). Dem liegt die Annahme zugrunde, dass das Bindungssystem aus zwei Komponenten besteht: Die erste Komponente (erfasst durch die Dimension Angst) dient dazu, Anzeichen von Gefahr zu erkennen und zu interpretieren, woraufhin das Bindungsverhaltenssystem aktiviert wird. Die zweite Komponente (erfasst durch die Dimension Vermeidung) dient der Verhaltens- und Aufmerksamkeitssteuerung. Sichere (primäre) Strategien zeichnen sich dadurch aus, dass bei Aktivierung des Bindungsverhaltenssystems auf eine emotional verfügbare Bindungsperson (oder das internalisierte Bild derselben) zurückgegriffen werden kann, wodurch die Angst verringert wird. Ist dies nicht der Fall, kommen unsichere (sekundäre) Strategien zum Einsatz, die entweder zu einer Hyperaktivierung oder einer Deaktivierung des Bindungsverhaltenssystems führen (Mikulincer & Shaver, 2004; Mikulincer et al., 2003). Hohe Werte in den Dimensionen Angst und/ oder Vermeidung lassen auf den habituellen Gebrauch von unsicheren Strategien schließen, während ein sicherer Bindungsstil durch geringe Ausprägungen in beiden Dimensionen gekennzeichnet ist. Der Einsatz von Fragebögen zur Erfassung von Bindung wurde vielfach kritisiert (siehe z.B. Waters, Crowell, Elliott, Corcoran & Treboux, 2002), da die inneren Arbeitsmodelle auch außerhalb des Bewusstseins wirksam sind und unbewusste Abwehrprozesse wie beispielsweise die Idealisierungstendenzen vermeidender Personen mit Selbstbeurteilungsverfahren nicht erfasst werden können. Hier liefert der Einsatz von Interviewverfahren zwar möglicherweise ein vollständigeres Bild, andererseits sind diese Verfahren aufwän- 132 Kathrin Beckh, Sabine Walper dig und eignen sich kaum für den Einsatz an größeren Stichproben, die längsschnittlich mehrfach befragt werden. Die Erfassung des Bindungsstils über Fragebögen bietet eine ökonomische Alternative, es muss allerdings auf die geringen empirisch gefunden Zusammenhänge zwischen Fragebogen- und Interviewverfahren hingewiesen werden, die eine Integration der Befunde dieser beiden Forschungsrichtungen derzeit noch nicht zulassen (siehe z. B. Shaver & Mikulincer, 2004; Shaver, Belsky & Brennan, 2000). Die Rolle des elterlichen Erziehungsverhaltens Erstaunlicherweise wurde die Frage danach, welche elterlichen Verhaltensweisen die Bindungsqualität im Jugendalter beeinflussen, erst in neuester Zeit Gegenstand der Bindungsforschung. Eine Reihe von Beobachtungsstudien zeigen, dass das Interaktionsverhalten zwischen Eltern und Jugendlichen mit sicherer Bindungsrepräsentation auch bei der Diskussion von Konflikten durch gegenseitige Wertschätzung und Anerkennung geprägt ist, was es den Jugendlichen ermöglicht, eine eigene Meinung zu entwickeln und vor den Eltern selbstsicher zu vertreten (z. B. Allen et al., 2003; Becker- Stoll, 1997; Kobak, Cole, Ferenz-Gillies & Fleming, 1993). Auf der Suche nach weiteren Einflussfaktoren identifizierten Allen et al., (2003) vier Merkmale der Mutter-Kind-Dyade, die unabhängig voneinander die Bindungssicherheit von 16-jährigen Jugendlichen vorhersagten: (1) die Fähigkeit der Mutter, sich in die Gefühle der Jugendlichen hineinzuversetzen, (2) die Deidealisierung der Mutter (als ein wesentliches Merkmal einer gelungenen Individuationsentwicklung), (3) die wahrgenommene Unterstützung durch die Mütter sowie (4) die Fähigkeit von Müttern und Jugendlichen auch in Konfliktsituationen ein Gefühl der Verbundenheit aufrechtzuerhalten. Aufgrund der querschnittlichen Natur der bisher berichteten Befunde muss allerdings offen bleiben, ob die identifizierten Einflussfaktoren eine sichere Bindung wirklich bedingen oder diese nur reflektieren. Bislang liefern nur wenige Längsschnittstudien näheren Aufschluss. Sie weisen darauf hin, dass die Bindungsrepräsentationen im Verlauf des Jugendalters relativ stabil sind (z. B. Ammaniti, Van Ijzendoorn, Speranza & Tambelli, 2000; Zimmermann & Becker-Stoll, 2002), dass sich aber auch systematische Veränderungen nachweisen lassen. So zeigt eine Follow-up- Untersuchung der Studie von Allen et al. (2003) für den Zeitraum von zwei Jahren, dass Fortschritte in der emotionalen und kognitiven Entwicklung der Jugendlichen zu graduell mehr Sicherheit führen, sofern keine Risikofaktoren vorliegen (Allen, Kuperminc & Moore, 2005). Als relevante Risikofaktoren für zunehmende Unsicherheiten erwiesen sich in dieser Studie Armut, depressive Symptome der Jugendlichen sowie ein durch Überpersonalisierung und Vermengen von Sach- und Personenebene gekennzeichneter Interaktionsstil der Mutter, der den Jugendlichen kaum die Möglichkeit lässt, die eigene Meinung zum Ausdruck zu bringen, ohne dadurch die Beziehung zu gefährden. Die Entwicklung von Bindungsunsicherheiten steht also in Zusammenhang mit (1) Faktoren seitens der Jugendlichen, die vermutlich deren Bindungssystem chronisch aktivieren und es den Eltern erschweren, angemessen auf die Signale und Bedürfnisse ihrer Kinder einzugehen (z.B. Depressivität; Allen et al. 2005; Probleme in der Identitätsentwicklung; Zimmermann & Becker-Stoll, 2002), (2) kontextuellen Merkmalen, die eine übermäßige Belastung der Eltern bewirken und so deren Erziehungskompetenzen unterminieren (z. B. Armut; Allen et al., 2005; eine Trennung der Eltern; Zimmermann, 1999) sowie (3) Merkmalen der Eltern-Jugendlichen-Interaktion, die die Autonomieentwicklung der Jugendlichen dadurch beeinträchtigen, dass autonomes Verhalten mit einem Verlust der emotionalen Nähe und Verbundenheit zu den Eltern einhergeht (Allen & Hauser, 1996; Allen et al., 2005). Intensiver als in der Bindungsforschung wurde der Einfluss der Eltern auf die Entwick- Beziehungsrepräsentationen Jugendlicher 133 lung im Jugendalter im Rahmen der empirischen Forschung zum elterlichen Erziehungsverhalten untersucht. Hierbei wurden drei zentrale Dimensionen elterlichen Verhaltens identifiziert, die sich positiv auf die Entwicklung im Jugendalter auswirken: (1) Wärme und emotionale Unterstützung; (2) altersangemessene Kontrolle, Regeln und Erwartungen der Eltern an die Jugendlichen; sowie (3) die Förderung von altersangemessener Autonomie (z. B. Steinberg & Silk, 2002). Als besonders vorteilhaft hat sich ein autoritativer Erziehungsstil erwiesen, der durch hohe Ausprägungen in allen drei Dimensionen gekennzeichnet ist. Die damit verbundenen Entwicklungsvorteile reichen von einer besseren psychosozialen Anpassung und einem höheren Selbstwert bis hin zu weniger internalisierendem und externalisierendem Problemverhalten (z. B. Lamborn, Mounts, Steinberg & Dornbusch, 1991; Steinberg & Silk, 2002; Steinberg, Lamborn, Darling, Mounts & Dornbusch, 1994). Einige neuere Studien legen nahe, dass ein autoritativer Erziehungsstil auch den Bindungsstil positiv beeinflusst. So fanden Karavasilis, Doyle & Markiewitz (2003), dass perzipierte elterliche Wärme, Autonomieförderung und moderate Verhaltenskontrolle unabhängig voneinander mit einem sicheren (selbst berichteten) Bindungsstil der Jugendlichen einherging, wobei erwartungsgemäß die Effekte der Verhaltenskontrolle am geringsten waren. Doyle und Markiewitz (2005) berichten ebenfalls Zusammenhänge zwischen allen drei Merkmalen eines autoritativen Erziehungsstils und dem Bindungsstil, der seinerseits den Effekt der elterlichen Wärme auf Veränderungen in der Anpassung der Jugendlichen in einem 2-Jahres- Zeitraum vermittelt. Darüber hinaus zeigen die Befunde von Gamble und Roberts (2005), dass ein durch Kritik und perfektionistische Ansprüche gekennzeichnetes Elternverhalten einen unsicheren Bindungsstil vorhersagt, der wiederum mit einem niedrigeren Selbstwert und einem negativen Attributionsstil bei der Erklärung von hypothetischen negativen Ereignissen einhergeht. Allerdings lassen diese querschnittlichen Befunde die Frage nach der Einflussrichtung zunächst offen. Zwar scheint der Einfluss elterlichen Verhaltens auf die Entwicklung der Jugendlichen stärker zu sein als umgekehrt (Steinberg et al., 1994). Dennoch könnte die Art und Weise, wie Jugendliche ihre Eltern erleben, zumindest teilweise nicht nur das reale Verhalten der Eltern, sondern auch die Bindungsrepräsentation der Jugendlichen widerspiegeln (Feeney & Cassidy, 2003). Fragestellung und Hypothesen. Insgesamt legen diese Befunde nahe, dass elterliches Erziehungsverhalten - und vermutlich insbesondere dessen Einschätzung seitens der Jugendlichen - auch in der Adoleszenz Einfluss auf bindungsrelevante Beziehungsrepräsentationen nimmt. Die vorliegende Untersuchung überprüft dies anhand längsschnittlicher Daten, wobei zunächst differenzielle Trajektorien (als unterschiedliche Verlaufstypen) der wahrgenommenen Beziehung zur Mutter identifiziert werden sollen, um im zweiten Schritt deren Bezug zum Erziehungsverhalten der Mütter zu prüfen. Hinsichtlich der Beziehungsrepräsentationen fokussieren wir einerseits auf die emotionale Unsicherheit, wie sie durch Ambivalenzen und die Angst vor Verlust der mütterlichen Zuneigung indiziert wird, zum anderen auf das Ausmaß einer distanziert-zurückweisenden Haltung, wie sie die Angst vor Vereinnahmung durch die Mutter charakterisiert. Damit werden zwei Formen unbalancierter Beziehungen zwischen Jugendlichen und ihren Müttern in den Blick genommen, wobei im ersten Fall (emotionale Unsicherheit) die Jugendlichen die Verbundenheit bzw. Bindungswünsche der Mütter als geringer und instabiler erleben als ihre eigenen, während im zweiten Fall (Angst vor Vereinnahmung) umgekehrt die Bindungs- und Kontrollbemühungen der Mütter die von den Jugendlichen zugelassene Nähe übertreffen. Im Wesentlichen entspricht dies den zentralen Charakteristika beider Formen unsicherer Bindung (ängstlich-abhängig versus ängstlich-vermeidend), die für die Bindungsstile von Jugendlichen und Erwachsenen herausgestellt wurden. 134 Kathrin Beckh, Sabine Walper Im Hinblick auf das mütterliche Erziehungsverhalten wird unterstützendes Erziehungsverhalten der Mutter als zentraler Aspekt eines autoritativen Erziehungsstils in seinem zeitgleichen Entwicklungsverlauf betrachtet. Hierbei gehen wir davon aus, dass hohes unterstützendes Erziehungsverhalten zu einem geringen Niveau sowie zur Reduktion von erlebten Unsicherheiten beiträgt. Hinsichtlich der Angst vor Vereinnahmung wird zu prüfen sein, ob sich ein hohes Ausmaß mütterlicher Unterstützung als gleichermaßen bedeutsame Ressource erweist oder je nach Niveau und Verlauf auch im Sinne einer übermäßigen Involviertheit eine höhere Angst vor Vereinnahmung begünstigt. In beiden Fällen werden drei Arten der Fragestellung verfolgt: (1) Inwieweit hängen spezifische Verlaufstypen der mütterlichen Unterstützung mit den einzelnen Verlaufstypen der Beziehungsrepräsentationen zusammen? (2) Inwieweit prädizieren individuelle Unterschiede im anfänglichen Niveau mütterlicher Unterstützung den Verlauf der Beziehungsrepräsentationen seitens der Jugendlichen? Zudem werden (3) mögliche Diskrepanzen in den Einschätzungen seitens der Jugendlichen und ihrer Mütter berücksichtigt, wobei wir davon ausgehen, dass eine erhöhte Selbstüberschätzung der Mütter (im Vergleich zur Sichtweise der Jugendlichen) auf mangelnde Sensitivität gegenüber den Bedürfnissen der Jugendlichen oder ineffektives Unterstützungsverhalten schließen lässt und daher zu eher ungünstigen Verlaufstypen der Beziehungsrepräsentationen beiträgt. Methode Stichprobe Die Daten stammen von 228 Jugendlichen aus München und Essen, die im Rahmen des von der DFG geförderten Längsschnittprojekts „Familienentwicklung nach Trennung der Eltern“ im Zeitraum von 6 Jahren viermal schriftlich und mündlich befragt wurden (1996, 1997, 1998 und 2002). Die Erhebungen fanden fast ausschließlich im Haushalt der Jugendlichen statt. Für 213 der Jugendlichen (93.4 %) liegen auch Angaben der Mütter vor. Zum Zeitpunkt der ersten Erhebung waren die Jugendlichen im Durchschnitt 14.26 Jahre alt (SD = 1.68, Range: 10 - 18 Jahre). Hinsichtlich der Familienform sind in dieser Stichprobe aufgrund der ursprünglichen Zielsetzung des Projekts Jugendliche aus Trennungsfamilien überrepräsentiert. Die Stichprobe wurde über ein schulbasiertes Screening rekrutiert und zielte auf annähernd gleiche Anteile von Jugendlichen aus Kernfamilien, Familien mit alleinerziehender Mutter und Stiefvaterfamilien ab. In der hier betrachteten Längsschnittstichprobe lebten 67 (29.4 %) der Jugendlichen in stabilen Kernfamilien, während 161 (70,6 %) aus Trennungsfamilien stammten. Der Anteil an Jungen (n = 108) und Mädchen (n = 120) sowie das Alter der Jugendlichen war in den einzelnen Familientypen jeweils gleich. Erhebungsinstrumente Alle hier verwendeten Indikatoren stammen aus den schriftlichen Befragungen der Jugendlichen und ihrer Mütter. Die Beziehungsrepräsentationen der Jugendlichen wurden in allen vier Erhebungswellen durch die Skalen Emotionale Unsicherheit und Angst vor Vereinnahmung des Münchner Individuationstests der Adoleszenz (MITA, Walper, 1997) erfasst. Die Skala Emotionale Unsicherheit setzt sich aus den Subskalen „Angst vor Liebesverlust“ sowie „Ambivalenz“ zusammen und umfasst 10 Items, die sich auf Befürchtungen, den emotionalen Kontakt zur Mutter zu verlieren, beziehen (Beispiel-Item: „Ich möchte mehr mit ihr unternehmen, habe aber Angst, lästig zu sein“, vierstufiges Antwort-Rating von „stimmt nicht“ bis „stimmt genau“; Cronbach’s Alpha=.75 bis .79). Die 7-Item-Skala Angst vor Vereinnahmung erfasst eine distanziert-zurückweisende Haltung gegenüber der Mutter und das Ausmaß, in dem eine intime Beziehung als Bedrohung der eigenen Autonomie wahrgenommen wird (Beispiel-Item: „Es regt mich auf, wenn sie mich über meine Angelegenheiten ausfragt“, vierstufiges Rating wie oben; Cronbach’s Alpha = .84 bis .86). Im Gegensatz zu den Beziehungsrepräsentationen, die sich auf das emotionale Erleben der Beziehung zur Mutter beziehen, fokussiert die Skala zum unterstützenden mütterlichen Erziehungsverhalten stärker auf konkrete Verhaltensweisen der Mutter. Angaben zum Erziehungsverhalten wurden nur für die ersten drei Erhebungswellen einbezogen, da in der vierten Erhebungswelle lediglich die noch zu Hause lebenden Jugendlichen hierzu befragt wurden. Beziehungsrepräsentationen Jugendlicher 135 Die Skala Unterstützende Erziehung umfasst 9 Items und stellt eine eigene deutsche Übersetzung der Supportive Parenting Scale (Simons, Lorenz, Conger & Wu, 1992) dar. Sie wurde sowohl aus Sicht der Jugendlichen als auch aus Sicht der Mütter erhoben und erfasst den Bereich Wärme und Liebe sowie eine konstruktive partnerschaftliche Kommunikation zwischen den Jugendlichen und ihren Müttern (Beispiel-Items: „Wie oft spricht Deine Mutter mit Dir über Dinge, die Dich ärgern oder belasten? “, „Wie oft gibt Dir Deine Mutter das Gefühl, dass sie Dir wirklich vertraut? “, vierstufiges Antwortrating: nie/ selten, manchmal, häufig, sehr oft). Die interne Konsistenz liegt in den drei Erhebungswellen für Angaben der Jugendlichen zwischen Cronbach’s Alpha = .85 und .89 und für Angaben der Mütter zwischen .79 und .81. Datenanalyse Bestimmung latenter Entwicklungsklassen (Trajektorien): Um unterschiedliche Verlaufsformen der Beziehungsrepräsentationen der Jugendlichen statistisch zu ermitteln, wurden längsschnittliche semiparametrische Klassenanalysen durchgeführt (SAStraj, siehe Jones & Nagin, submitted; Jones, Nagin & Roeder, 2001). Dieses Verfahren wurde speziell für derartige Fragestellungen entwickelt und ermöglicht es, unterscheidbare latente Entwicklungsklassen (Trajektorien) als Verlaufstypen im längsschnittlichen Verlauf zu identifizieren. Die Anzahl der Klassen lässt sich über einen Modellvergleich anhand des Bayes’schen Informationskriteriums (BIC) statistisch ermitteln. Da bei der Bestimmung der Trajektorien sowohl das Alter als auch der Messzeitpunkt skaliert werden, eignet sich dieses Verfahren auch für den Einsatz bei altersheterogenen Stichproben, wobei die Altersvarianz für jeden Messzeitpunkt statistisch kontrolliert wird. Zur näheren Charakterisierung der Entwicklungstrends für jeden Verlaufstyp wurden jeweils sowohl der lineare als auch der quadratische Trend geprüft. Vorhersage durch das mütterliche Erziehungsverhalten: SAStraj bietet zwei verschiedene Möglichkeiten, die Gruppenzugehörigkeit unter Berücksichtigung der Zuordnungsunsicherheit vorherzusagen. Zum einen wurden Zusammenhänge zwischen Trajektorien der Beziehungsrepräsentation und des Erziehungsverhaltens analysiert („Dual Trajectory Model“ siehe Fragestellung 1). Zum anderen wurde das Erziehungsverhalten als Kovariate zur Vorhersage der Gruppenzugehörigkeit in das Modell mit eingebunden (siehe Fragestellung 2). Da für jede Person die Wahrscheinlichkeit der Zugehörigkeit zu jeder der Trajektorien in das Modell eingeht, können auch selten vertretene Entwicklungsverläufe bei der Vorhersage berücksichtigt werden. Ergebnisse Verlaufstypen der Repräsentationen der Beziehung zur Mutter In Bezug auf emotionale Unsicherheiten in der Beziehung zur Mutter weist der Modellvergleich anhand des BIC die 5-Klassen-Lösung eindeutig als die beste aus, womit die Annahme von differenziellen Entwicklungsverläufen bestätigt ist. Abbildung 1 zeigt die Verläufe dieser 5 Entwicklungsgruppen. Die mit 44.6 % größte Gruppe (Gruppe 1) bilden Jugendliche, die stabil keine oder nur sehr geringe Unsicherheiten berichten (mit tendenziell linearem Rückgang der Unsicherheiten, p < .10). Drei der fünf Verlaufstypen (2, 4 und 5) sind durch einen leichten Rückgang der emotionalen Unsicherheiten von unterschiedlichem Ausgangsniveau gekennzeichnet, zeigen also eine im Gesamttrend vergleichbare Entwicklung. Diese drei Verlaufstypen, die insgesamt immerhin 47.6% der Stichprobe umfassen, unterscheiden sich zwar signifikant in ihrem Ausgangsniveau (p < .001), nicht aber in ihrem Verlauf. 33.1 % der Jugendlichen berichten bereits zu t1 nur relativ gering ausgeprägte Unsicherheiten (Gruppe 2), die im zeitlichen Verlauf noch weiter (linear) zurückgehen (p < .01), 12.3 % der Jugendlichen geben Unsicherheiten auf einem mittleren Niveau an, die ebenfalls linear rückläufig sind (p < .05) (Gruppe 4), und nur 2.2 % der Stichprobe fallen in die Gruppe mit hohen Unsicherheiten (Gruppe 5). Eine Zunahme an emotionalen Unsicherheiten im Verlauf des Jugendalters konnte nur bei einer kleinen Subgruppe von 12.3 % festgestellt werden, wobei der erst späte Anstieg einem quadratischen Trend folgt (p < .05, Gruppe 3). Die Trajektorien 2 und 3 beginnen auf gleichem Ausgangsniveau, unterscheiden sich aber signifikant in ihrem längsschnittlichen Verlauf (p < .001). 136 Kathrin Beckh, Sabine Walper Auch für die Angst vor Vereinnahmung konnten verschiedene Verlaufstypen ermittelt werden, wobei die 4-Klassen-Lösung die beste Modellanpassung aufweist. Abbildung 2 zeigt die Verlaufstypen der Angst vor Vereinnahmung. 32.4 % der Jugendlichen berichteten über den gesamten Untersuchungszeitraum hinweg nur geringe Angst vor Vereinnahmung (Gruppe 1). Die mit 39.9 % der Stichprobe größte Gruppe bilden Jugendliche, deren Angst vor Vereinnahmung im mittleren Bereich angesiedelt ist (Gruppe 2) und zunächst ansteigt, um sich ab dem 3. Messzeitpunkt (Durchschnittsalter 16 Jahre) zu stabilisieren (linearer Trend p < .01; quadratischer Trend p < .05). Parallel hierzu, aber auf höherem Niveau, berichten 15.0 % der Jugendlichen eine zunächst steigende Angst vor Vereinnahmung, die sich ab dem 3. Messzeitpunkt stabilisiert (Gruppe 4; linearer und quadratischer Trend jeweils p < .001). Bei 12.7 % der Stichprobe ist ausgehend von einem hohen Ausgangsniveau ab dem Abbildung 1: Trajektorien emotionaler Unsicherheiten in Beziehung zur Mutter (skaliert für die Entwicklungsspanne im Alter von 14 bis 20 Jahren) Abbildung 2: Trajektorien der Angst vor Vereinnahmung in Beziehung zur Mutter (skaliert für die Entwicklungsspanne im Alter von 14 bis 20 Jahren) Beziehungsrepräsentationen Jugendlicher 137 3. Messzeitpunkt ein deutlicher Rückgang der Angst vor Vereinnahmung zu verzeichnen (Gruppe 3; linearer Trend n. s.; quadratischer Trend p < .001). Interessanterweise unterscheiden sich Gruppe 3 und 4 zu Beginn der Untersuchung (Durchschnittsalter 14 Jahre) nicht, zeigen jedoch stark divergierende Entwicklungsverläufe (p < .001). Emotionale Unsicherheiten Angst vor Vereinnahmung Parameter Gruppe B SE T Gruppe B SE T 1 keine - - - 1 niedrig - - - Geschlecht 2 niedrig -0.61 0.42 -1.46 2 mittel -0.79 0.45 -1.76+ Familientyp 0.47 0.43 1.08 0.12 0.52 0.24 Geschlecht 3 steigend -0.00 0.76 -0.00 3 sinkend 1.17 0.82 1.42 Familientyp -0.89 1.06 -0.84 -0.19 0.69 -0.16 Geschlecht 4 mittel -1.66 0.60 -2.79** 4 hoch -0.68 0.51 -1.33 Familientyp -0.38 0.60 -0.64 -0.45 0.58 -0.77 Geschlecht 5 hoch -0.08 0.98 -0.08 Familientyp -0.40 1.17 -0.34 Tabelle 1: Effekte von Familientyp und Geschlecht auf die Verlaufstypen der Beziehungsrepräsentationen Jugendlicher gegenüber der Mutter (A) Regressionsanalytische Vorhersage der Gruppenzugehörigkeit Emotionale Unsicherheiten Angst vor Vereinnahmung 1 2 3 4 5 1 2 3 4 Keine Niedrig Steigend Mittel Hoch Niedrig Mittel Sinkend Hoch Ges. J 39 39 9 19 2 32 51 6 19 108 (-1.5) (.5) (.3) (1.9) (-.2) (-.4) (1.0) (-1.9) (.5) M 65 37 8 7 3 40 42 21 17 120 (1.4) (-.5) (-.3) (-1.8) (.2) (.3) (-1.0) (1.8) (-.4) KF 30 27 4 5 1 20 32 7 8 67 (-.1) (1.0) (-.4) (-1.0) (-.4) (-.3) (.9) (-.3) (-.8) TF 74 49 13 21 4 52 61 20 28 161 (.1) (-.6) (.3) (.6) (.2) (.2) (-.6) (.2) (.5) 104 76 17 26 5 72 93 27 36 228 + p < .10; * p < .05, ** p < .01; *** p < .001 (Unstandardisierte Regressionskoeffizienten; SE = Standardfehler; Familientyp: 1 = Kernfamilie, 2 = Trennungsfamilie; Geschlecht: 1 = Jungen, 2 = Mädchen, die Gruppe mit der niedrigsten Merkmalsausprägung bildet jeweils die Referenzgruppe) (B) Verteilung der Trajektorien nach Geschlecht und Familientyp (absolute Häufigkeiten, standardisierte Residuen in Klammern) (J = Jungen, M = Mädchen, TF = Trennungsfamilie, KF = Kernfamilie, Emotionale Unsicherheiten: Chi 2 (Geschlecht) = 11.75, df = 4, p < .05; Chi 2 (Familientyp) = 3.18, df = 4, n.s., Angst vor Vereinnahmung: Chi 2 (Geschlecht) = 9.60, df = 3, p < .05; Chi 2 (Familientyp) = 2.27, df = 3, n.s.) 138 Kathrin Beckh, Sabine Walper Der Einfluss von Familientyp und Geschlecht Um zu prüfen, ob das Geschlecht oder die Familienform (Kernfamilie vs. Trennungsfamilie) einen Einfluss auf die Gruppenzugehörigkeit hat, wurden diese beiden Variablen als Kovariaten in das Modell aufgenommen (siehe Tabelle 1). Die Gruppe mit der niedrigsten Merkmalsausprägung bildet dabei jeweils die Referenzgruppe. Separat berechnete Post-hoc-Wald- Tests ermöglichen darüber hinaus auch den Vergleich der einzelnen Gruppen untereinander (siehe Jones & Nagin, submitted). Der untere Teil von Tabelle 1 zeigt die Verteilung der Trajektorien nach Geschlecht und Familientyp (bei individueller Zuordnung zu einer der Trajektorien ohne Berücksichtigung der Zuordnungsunsicherheit). In Bezug auf emotionale Unsicherheiten sind Jungen in der Gruppe 4 mit mittleren bis hohen Unsicherheiten signifikant häufiger vertreten als in der Referenzgruppe mit niedriger Unsicherheit (p < .01). Auch die Veränderungstypen der Angst vor Vereinnahmung unterscheiden sich nach dem Geschlecht. Im Vergleich zur Referenzgruppe (niedrige Angst vor Vereinnahmung) sind in Gruppe 2 (mittlere Angst vor Vereinnahmung) Jungen tendenziell überrepräsentiert. Die Post-hoc-Analysen weisen allerdings darauf hin, dass Geschlechtsunterschiede hier insbesondere auf Gruppe 3 (rückläufige Angst vor Vereinnahmung) zurückgehen, in der Mädchen signifikant häufiger vertreten sind als in Gruppe 2 und Gruppe 4 (alle p < .05). Die Familienform hat für beide betrachteten Merkmale keinen signifikanten Einfluss auf die Gruppenzugehörigkeit. Zusammenhänge mit Trajektorien mütterlichen Erziehungsverhaltens Um dem längsschnittlichen Design der Studie gerecht zu werden, wurden auch für die unterstützende Erziehung der Mutter Trajektorien für die Messzeitpunkte 1 - 3 berechnet. Sowohl für die Perspektive der Jugendlichen als auch für die Perspektive der Mütter erwies sich die 3-Klassen-Lösung als das signifikant beste Modell. Die jeweils drei Verlaufstypen unterscheiden sich im Niveau unterstützender Erziehung (niedrig, mittel, hoch), das im Zeitverlauf weitgehend stabil bleibt. Das jeweilige Ausgangsniveau fällt aus Sicht der Jugendlichen (M = 2.38 versus 3.00 versus 3.47) in allen drei Verlaufstypen etwas geringer aus als nach Selbstauskünften der Mütter (M = 2.90 versus 3.36 versus 3.76). Veränderungen über die Zeit lassen sich für die jeweiligen Verlaufstypen mit mittlerem und hohem Ausgangsniveau nicht ausmachen (linearer und quadratischer Trend jeweils n.s.). Lediglich für die Gruppe mit ohnehin schon niedriger Unterstützung ergibt sich ein weiterer Rückgang des unterstützenden Erziehungsverhaltens im Verlauf der Zeit (linearer Trend für die Angaben der Jugendlichen: -.25, für Angaben der Mütter: -.07, jeweils p < .001; quadratischer Trend für die Angaben der Jugendlichen: .07, p < .001; für Angaben der Mütter: .01, p < .05). Die Trajektorien unterscheiden sich nicht nach Familientyp und auch Geschlechtsunterschiede erwiesen sich als sehr gering: Lediglich aus Sicht der Jugendlichen zeigte sich ein tendenziell signifikanter Geschlechtseffekt dahingehend, dass Mädchen häufiger hohe, Jungen häufiger mittlere unterstützende Erziehung berichteten (p < .10). Emotionale Unsicherheiten Tabelle 2 zeigt, wie die unterschiedlichen Ausprägungen des mütterlichen Erziehungsverhaltens die Verlaufstypen emotionaler Unsicherheiten vorhersagen. Die in Klammern gesetzten Plus- und Minuszeichen geben an, ob der jeweilige Anteil eines Verlaufstyps mütterlicher Unterstützung in den einzelnen Trajektorien emotionaler Unsicherheit über- oder unterrepräsentiert ist (gemessen am Konfidenzintervall). So sagt hohe mütterliche Unterstützung mit einer Wahrscheinlichkeit von 73.1 % (Perspektive der Jugendlichen) bzw. 70.4 % (Perspektive der Mütter) die Zugehörigkeit zu der Gruppe ohne Unsicherheiten vorher; die Wahr- Beziehungsrepräsentationen Jugendlicher 139 scheinlichkeit, in eine der beiden Gruppen mit positivem Entwicklungsverlauf zu fallen, liegt sogar bei 95.8 bzw 96.0 %. Demgegenüber fallen weniger als 2 % der Jugendlichen mit hoher mütterlicher Unterstützung in die Gruppen mit mittlerer oder hoher emotionaler Unsicherheit. Auch Jugendliche, die der Gruppe mit mittlerer Unterstützung angehören, zeigen überwiegend positive Entwicklungsverläufe: Die Wahrscheinlichkeit, in eine der beiden Gruppen mit keinen oder niedrigen Unsicherheiten zu fallen, liegt aus Sicht der Jugendlichen immerhin noch bei 67.0 %. Allerdings ist das Risiko eines ungünstigen Entwicklungsverlaufs, der durch mittlere oder hohe Unsicherheiten gekennzeichnet ist, mit 25.6 % bereits deutlich erhöht. Zieht man die Selbstwahrnehmung der Mütter als Prädiktor heran, liegt die Wahrscheinlichkeit eines positiven Entwicklungsverlaufs dagegen immer noch bei 86.0 %, das Risiko für ausgeprägte Unsicherheiten nur bei 6.4 %. Im Vergleich dazu erhöht sich bei wenig mütterlicher Unterstützung die Wahrscheinlichkeit mittlerer oder hoher Unsicherheiten auf 31.0 % (aus Perspektive der Jugendlichen) bzw. sogar 38.0 % (aus Perspektive der Mütter). Dies bedeutet jedoch nicht, dass (relativ zur Gesamtstichprobe) niedrige mütterliche Unterstützung zwangsläufig auch zu ausgeprägten Unsicherheiten führen muss: Die Wahrscheinlichkeit, trotz niedriger Unterstützung in eine der beiden Gruppen mit positivem Entwicklungsverlauf zu fallen (keine oder niedrige Unsicherheiten), liegt immerhin bei 53.7 % (aus Sicht der Jugendlichen) bzw. 59.6 % (aus Sicht der Mütter). Divergierende Befunde für die Angaben der Jugendlichen und ihrer Mütter finden sich vor allem bei der Vorhersage steigender emotionaler Unsicherheiten: Während sich keinerlei Zu- Emotionale Unsicherheiten Keine Niedrig Steigend Mittel Hoch (44.6) (33.1) (7.8) (12.3) (2.2) Unterst. N (15.0) 14.1 - 39.6 15.3 + 25.2 + 5.8 + Erz. Jgdl.-S. M (42.5) 23.3 - 43.7 + 7.4 23.3 + 2.3 H (42.5) 74.4 + 21.4 - 3.3 0.0 - 0.8 - Unterst. Erz. N (19.6) 26.3 - 33.3 2.4 - 32.3 + 5.7 + Mutter.-S. M (48.1) 42.3 43.7 + 7.5 5.9 0.5 - H (32.2) 70.4 + 15.6 - 12.2 0.0 1.7 Angst vor Vereinnahmung Niedrig Mittel Sinkend Hoch (32.4) (39.9) (12.7) (15.0) Unterst. Erz. N (15.0) 17.5 - 27.9 29.1 + 25.5 + Jgdl.-S. M (42.5) 13.4 - 55.2 + 13.0 18.3 H (42.5) 60.6 + 28.9 2.8 - 7.7 - Unterst. Erz. N (19.6) 26.3 47.0 6.6 20.1 + Mutter.-S. M (48.1) 27.5 34.1 23.6 + 14.8 H (32.2) 46.9 + 39.5 0.0 - 13.6 Legende: +: Wahrscheinlichkeit > 95 % Konfidenzintervall; -: Wahrscheinlichkeit < 95% Konfidenzintervall, die Werte in Klammern beziehen sich auf die Wahrscheinlichkeit, mit der Jugendliche in dieser Stichprobe einen entsprechenden Entwicklungsverlauf zeigen. Tabelle 2: Zusammenhänge zwischen mütterlichem Erziehungsverhalten und den Beziehungsrepräsentationen der Jugendlichen N = niedrig M = mittel H = hoch 140 Kathrin Beckh, Sabine Walper sammenhänge mit dem von den Müttern selbsteingeschätzten Erziehungsverhalten nachweisen lassen, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für diesen Entwicklungsverlauf um das Doppelte (von 7.8 auf 15.3 %), wenn die Jugendlichen nur geringe mütterliche Unterstützung berichten. Um der Frage nachzugehen, ob diese Diskrepanzen zwischen der Einschätzung von Müttern und Jugendlichen auch für sich genommen einen signifikanten Beitrag zur Vorhersage des Verlaufstyps emotionaler Unsicherheit leisten, wurden im nächsten Schritt für das perzipierte Erziehungsverhalten der Mütter pro Erhebungswelle (1 bis 3) die Mittelsowie Differenzwerte von Angaben der Jugendlichen und ihrer Mütter berechnet, über die drei Wellen gemittelt und dann als Kovariaten in ein Modell zur Vorhersage der Gruppenzugehörigkeit aufgenommen. Die Differenzwerte wurden so gebildet, dass höhere Werte eine im Vergleich zu den Jugendlichen positivere Einschätzung seitens der Mütter widerspiegeln. Die Analysen wurden wiederum für Familientyp und Geschlecht kontrolliert. Tabelle 3 zeigt, wie sich die Verlaufstypen emotionaler Unsicherheit durch die Mittel- und Differenzwerte im Erziehungsverhalten vorhersagen lassen. Gruppe 1 (keine Unsicherheiten) bildet auch hier wieder die Referenzgruppe. In Übereinstimmung mit den zuvor berichteten Befunden lassen sich die Gruppen mit niedriger, mittlerer und hoher Unsicherheit durch jeweils geringere Mittelwerte der unterstützenden Erziehung vorhersagen. Diejenige Gruppe, die durch einen Anstieg der Unsicherheiten im zeitlichen Verlauf gekennzeichnet ist, unterscheidet sich von der Referenzgruppe dagegen durch die signifikant höhere Differenz der Einschätzungen von Müttern und Jugendlichen. Der Anstieg von Unsicherheiten lässt sich also vor allem durch die höhere Selbsteinschätzung der Mütter vorhersagen und weniger durch das Ausmaß an Unterstützung per se. Emotionale Unsicherheiten Angst vor Vereinnahmung Parameter Gruppe B SE T Gruppe B SE T 1 keine - - - 1 niedrig - - - Geschlecht 2 niedrig -0.63 0.45 -1.39** 2 mittel -0.62 0.47 -1.32 Familientyp 0.64 0.50 1.28 -0.04 0.51 -0.08 UE-M -2.83 0.86 -3.27 -1.31 0.73 -1.79+ UE-Differenz 0.68 0.61 1.11 0.99 0.62 1.59 Geschlecht 3 steigend -0.21 0.87 -0.24 3 sinkend 0.83 0.78 1.07 Familientyp -0.19 1.04 -0.18 -0.44 0.87 -0.51 UE-M -2.32 1.42 -1.63 -2.66 1.09 -2.44* UE-Differenz 2.06 0.96 2.14* 1.24 0.80 1.55 Geschlecht 4 mittel -1.90 0.72 -2.62** 4 hoch -0.46 0.60 -0.78 Familientyp -0.59 0.82 -0.72 -0.48 0.64 -0.75 UE-M -5.89 1.26 -4.69*** -1.75 0.92 -1.90+ UE-Differenz 0.86 0.79 1.09 2.05 0.75 2.74** Geschlecht 5 hoch -0.32 1.04 -0.31 Familientyp 0.03 1.23 0.02 UE-M -4.71 1.74 -2.70** UE-Differenz 1.06 1.11 0.96 Tabelle 3: Effekte des Niveaus unterstützender Erziehung und der Diskrepanz zwischen Mutter- und Jugendlichensicht auf die Beziehungsrepräsentationen der Jugendlichen + p < .10; * p < .05, ** p < .01; *** p < .001 (Unstandardisierte Regressionskoeffizienten, SE = Standardfehler, UE = Unterstützende Erziehung) Beziehungsrepräsentationen Jugendlicher 141 Angst vor Vereinnahmung Betrachtet man die Zusammenhänge zwischen den jeweiligen Entwicklungsverläufen des mütterlichen Erziehungsverhaltens und der Angst vor Vereinnahmung, so finden sich auch hier deutliche Vorteile eines ausgeprägt unterstützenden Erziehungsverhaltens (siehe Tabelle 2). Hohe mütterliche Unterstützung erhöht wesentlich die Wahrscheinlichkeit eines Entwicklungsverlaufs mit niedriger Angst vor Vereinnahmung (aus Sicht der Jugendlichen: 60.6 %, aus Sicht der Mütter immerhin noch 46.9 %), während das Risiko eines Entwicklungsverlaufs von hoher rückläufiger oder stabil hoher Angst vor Vereinnahmung sehr gering ist (Perspektive der Jugendlichen: 2.8 % und 7.7 %, insgesamt 10.5 %, Perspektive der Mütter 13.6 %). Umgekehrt ist bei niedriger mütterlicher Unterstützung das Risiko einer hohen Angst vor Vereinnahmung deutlich erhöht (25.5 % aus Sicht der Jugendlichen bzw. 20.1 % aus Sicht der Mütter). Aus der Perspektive der Jugendlichen führt geringe Unterstützung der Mütter mit erhöhter Wahrscheinlichkeit (29.1 %) zu einem Entwicklungsverlauf, der durch einen Rückgang der Angst vor Vereinnahmung von hohem Ausgangsniveau gekennzeichnet ist. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass auch bei niedriger mütterlicher Unterstützung die Chance eines positiven Entwicklungsverlaufs mit niedriger oder mittlerer Angst vor Vereinnahmung noch recht hoch ist (44.4 % nach Angaben der Jugendlichen und sogar 73.3 % nach Selbstauskünften der Mütter zur Erziehung). Von besonderem Interesse ist darüber hinaus der Vergleich jener beiden Gruppen, deren Angst vor Vereinnahmung sich bei gleichem Ausgangsniveau im Verlauf der Studie deutlich auseinanderentwickelt (sinkende versus stabil hohe Angst vor Vereinnahmung). Wie in Tabelle 2 ersichtlich ist, lassen sich auch hier Unterschiede im mütterlichen Erziehungsverhalten ausmachen: Betrachtet man zunächst die Angaben der Jugendlichen, so erhöht mittlere mütterliche Unterstützung die Wahrscheinlichkeit einer durchgängig mittleren Angst vor Vereinnahmung (55.5 %), während ein Entwicklungsverlauf rückläufiger Angst vor Vereinnahmung insbesondere bei niedriger mütterlicher Unterstützung wahrscheinlich ist (28.1 %) und signifikant seltener bei hoher mütterlicher Unterstützung auftritt (2.8 %). Bei der Vorhersage durch das selbsteingeschätzte Erziehungsverhalten der Mütter ergibt sich demgegenüber ein etwas anderes Bild: Eine rückläufige Angst vor Vereinnahmung ist insbesondere bei mittlerer Unterstützung zu erwarten (23.3 %); Angst vor Vereinnahmung auf mittlerem Niveau lässt sich nicht durch die Selbsteinschätzung der Mütter vorhersagen. Um zu überprüfen, ob Diskrepanzen zwischen der Sichtweise von Müttern und Jugendlichen auch für Entwicklungsverläufe der Angst vor Vereinnahmung prädiktiv sind, wurden wiederum die Mittel- und Differenzwerte der Angaben von Müttern und Jugendlichen berechnet und als Kovariaten in das Modell aufgenommen. Die Analysen wurden für Geschlecht und Familientyp kontrolliert und die Gruppe mit der niedrigsten Merkmalsausprägung bildete wiederum die Referenzgruppe. Wie in Tabelle 3 ersichtlich ist, wird insbesondere eine rückläufige Angst vor Vereinnahmung durch im Mittel vergleichsweise geringe unterstützende Erziehung begünstigt (p < .05). Für die Gruppen mit mittlerer und hoher Angst vor Vereinnahmung ist dieser Effekt nur tendenziell signifikant (p < .10). Eine stabil hohe Angst vor Vereinnahmung lässt sich darüber hinaus durch die im Vergleich zur Referenzgruppe höhere Differenz der Angaben von Müttern und Jugendlichen vorhersagen (p < .01), was bedeutet, dass die Mütter dieser Gruppe ihr Erziehungsverhalten positiver einschätzen, als es von den Jugendlichen gesehen wird. Diskussion Im Mittelpunkt der vorliegenden Studie stand die Frage nach differenziellen Entwicklungsverläufen in den Beziehungsrepräsentationen Jugendlicher in einem Sechsjahreszeitraum und deren Vorhersage durch das mütterliche Erzie- 142 Kathrin Beckh, Sabine Walper hungsverhalten. Betrachtet wurden emotionale Unsicherheiten der Jugendlichen in der Beziehung zu ihrer Mutter sowie eine distanziertzurückweisende Haltung, wie sie in der Angst vor Vereinnahmung zum Ausdruck kommt. Für beide Merkmale konnten differenzielle Entwicklungsverläufe aufgezeigt werden, wobei sich - in Übereinstimmung mit bindungstheoretischen Annahmen - interindividuelle Unterschiede im Jugendalter als weitgehend stabil erwiesen und nur für kleine Subgruppen deutliche Veränderungen in den Beziehungsrepräsentationen nachweisbar waren. Bezogen auf die Entwicklung von emotionalen Unsicherheiten in der Beziehung zur Mutter konnten fünf Entwicklungsklassen ermittelt werden. Die mit 44.6 % größte Gruppe bildeten Jugendliche, die über den gesamten Untersuchungszeitraum keine oder nur sehr geringe Unsicherheiten berichteten. Bei beinahe der Hälfte der Stichprobe (47.6 %) war ein leichter Rückgang der Unsicherheiten bei unterschiedlichem Ausgangsniveau zu beobachten, wobei ausgeprägte Unsicherheiten nur bei 14.5 % der Stichprobe auftraten. Steigende Unsicherheiten waren nur bei einer kleinen Subgruppe zu beobachten (7.8 % der Stichprobe). Dies spricht insgesamt dafür, dass das Jugendalter eine Phase darstellt, in der emotionale Unsicherheiten und damit verbundene Abhängigkeiten von der Mutter eher abnehmen. Ob die neu gewonnene Sicherheit - im Sinne einer sicheren Bindung - mit einer vertrauensvollen Verbundenheit zur Mutter einhergeht, lassen unsere Analysen allerdings offen, da wir die einzelnen Aspekte von Beziehungsrepräsentationen separat betrachtet haben. So ist durchaus denkbar, dass insbesondere bei einem hohen Ausgangsniveau an Unsicherheit die Ambivalenzen und Verlustängste nur auf dem Weg einer stärkeren emotionalen Distanzierung von der Mutter abgebaut werden können. Als weiteres Merkmal der Beziehungsrepräsentation wurde die Angst vor Vereinnahmung betrachtet, für die sich vier Entwicklungstypen unterscheiden ließen. Den größten Teil der Stichprobe bilden auch hier Jugendliche mit stabil niedriger (32.4 %) oder mittlerer (39.9 %) Angst vor Vereinnahmung. Bei mehr als zwei Drittel der Jugendlichen lassen sich demnach im untersuchten Sechsjahreszeitraum keine nennenswerten Veränderungen in diesem Aspekt der emotionalen Beziehung zur Mutter ausmachen. Darüber hinaus konnten jedoch zwei weitere Entwicklungsverläufe identifiziert werden, die beide zu Beginn der Studie durch hohe Angst vor Vereinnahmung gekennzeichnet sind, in der Folge aber stark divergieren. Während bei 12.7 % der Jugendlichen die Angst vor Vereinnahmung im Alter von 14 bis 20 Jahren deutlich rückläufig ist, berichten 15.0 % der Jugendlichen zunächst einen weiteren Anstieg und dann eine Stabilisierung auf hohem Niveau. Wenngleich eine distanziert-zurückweisende Haltung der Jugendlichen gegenüber ihrer Mutter vielfach als zeitbegrenzte Übergangsphase im frühen Jugendalter beschrieben worden ist, so trifft dieser Verlauf demnach nur für eine Minderheit zu. Immerhin rund 40 Prozent der Jugendlichen behalten ihre mittlere Distanz zur Mutter bei und mehr als jeder Achte baut sie in dieser Entwicklungsphase dauerhaft auf. Hinsichtlich der Frage, welche Faktoren diese Entwicklung beeinflussen, erwies sich eine Trennung der Eltern als unbedeutend. Wenngleich in anderen Untersuchungen eine Trennung der Eltern als Risikofaktor für die Bindungsbeziehung herausgestellt worden ist (siehe z. B. Grossmann & Grossmann, 2004), konnten bei den hier untersuchten Trennungsfamilien keine Nachteile für die Beziehung zur Mutter festgestellt werden. Maßgeblich dürfte hierbei vor allem sein, dass die elterliche Trennung zu Beginn der Untersuchung überwiegend schon viele Jahre zurücklag. So lassen sich auch im Hinblick auf die psychosoziale Entwicklung der Jugendlichen aus Trennungsfamilien in dieser Studie keine nennenswerten Nachteile ausmachen (Walper, 2002; Walper & Beckh, 2006). Zudem hat sich die Beziehung zur Mutter gemeinhin als relativ robust für trennungsbedingte Belastungen erwiesen (Amato & Booth, 1996; Zill Morrison & Coiro, 1993). Dem entsprechen auch die Da- Beziehungsrepräsentationen Jugendlicher 143 ten der hier berichteten Studie (Walper, 1998; Walper & Beckh, 2006). Auch das Geschlecht der Jugendlichen hat nach unseren Befunden nur einen geringen Einfluss auf die Entwicklung der Beziehung zur Mutter, wenngleich sich für beide betrachteten Merkmale der Beziehungsrepräsentation geschlechtsspezifische Besonderheiten aufzeigen ließen, die für gewisse Vorteile der Mädchen sprechen: So berichteten Jungen häufiger als Mädchen vergleichsweise ausgeprägte emotionale Unsicherheiten, und bei Mädchen war häufiger ein Rückgang der Angst vor Vereinnahmung zu beobachten als bei Jungen - Unterschiede, die in beiden Fällen nicht auf Variationen im unterstützenden Erziehungsverhalten der Mütter zurückzuführen waren, sondern vermutlich geschlechtsrollentypische Unterschiede der größeren emotionalen Verbundenheit zwischen Müttern und Töchtern reflektieren. Wie erwartet konnten jedoch deutliche Zusammenhänge der Beziehungsrepräsentationen zum mütterlichen Erziehungsverhalten gefunden werden. Letzteres erwies sich im hier beobachteten Sechsjahreszeitraum als sehr stabil. Die verwendete Methodik der semiparametrischen latenten Klassenanalyse ließ keine Gruppe identifizieren, die durch deutliche Veränderungen des mütterlichen Erziehungsverhaltens aus Sicht der Jugendlichen oder ihrer Mütter gekennzeichnet war. Wohl aber bestanden markante Unterschiede in der jeweiligen Ausprägung des Erziehungsverhaltens, wobei für beide Perspektiven jeweils 3 Gruppen mit niedriger, mittlerer und hoher Ausprägung mütterlicher Unterstützung identifiziert werden konnten. Für die Vorhersage von emotionalen Unsicherheiten hat sich vor allem das Niveau mütterlicher Unterstützung aus Sicht der Jugendlichen und ihrer Mütter als einflussreich erwiesen, aber auch die Diskrepanz der Perspektiven - genauer: die Selbstüberschätzung der Mütter - spielt eine eigenständige Rolle: Je geringer die Unterstützung seitens der Mutter ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Jugendlichen emotionale Unsicherheiten in Beziehung zur Mutter berichten. Das gilt nicht nur, wenn man die Angaben der Jugendlichen zum Erziehungsverhalten heranzieht, sondern auch aus Sicht der Mütter. Allerdings schätzen sich die Mütter der Jugendlichen mit steigenden Unsicherheiten im Hinblick auf ihr unterstützendes Verhalten deutlich positiver ein, als es von den Jugendlichen gesehen wird. Diese Besonderheit fällt nicht zuletzt ins Auge, wenn man Jugendliche mit steigenden Unsicherheiten derjenigen Gruppe gegenüberstellt, die bei gleichem Ausgangsniveau keinen Anstieg der Unsicherheiten zeigt. Demnach wirkt eine wenig selbstkritische Haltung der Mütter erst im weiteren zeitlichen Verlauf als Risikofaktor für die Beziehung. Es liegt nahe, dass diese Mütter ihr eigenes Verhalten eher idealisieren, den Bedürfnissen ihrer Kinder nicht hinreichend gerecht werden und die Probleme, die sich auf diesem Wege in der Beziehung zu ihren Kindern anbahnen, nicht früh genug registrieren, um negativen Entwicklungen vorbeugen zu können. Vielleicht wird die mangelnde Passung der Perspektiven mit zunehmendem Alter auch per se als Verständigungsproblem sichtbar, das Unsicherheiten seitens der Jugendlichen begünstigt. Über die Zeit hinweg stabile Unterschiede in der Angst vor Vereinnahmung durch die Mutter ließen sich wie erwartet durch Unterschiede im mütterlichen Erziehungsverhalten vorhersagen. Auch hier erwies sich eine hohe Unterstützung als Ressource für die Beziehung, indem sie eine geringe Angst vor Vereinnahmung begünstigte, während geringe unterstützende Erziehung divergierende Konsequenzen zeitigte: So scheint sie einerseits als Risikofaktor für stabil hohe Angst vor Vereinnahmung zu fungieren, andererseits aber auch im zeitlichen Verlauf einen Rückgang der Angst vor Vereinnahmung zu erlauben. Vermutlich spielen hierbei jeweils noch weitere Aspekte des mütterlichen Erziehungsverhaltens eine differenzierende Rolle, etwa Unterschiede im Kontrollverhalten der Mütter, das in der erstgenannten Gruppe stärker und in der letztgenannten Gruppe geringer ausgeprägt sein dürfte. Entspre- 144 Kathrin Beckh, Sabine Walper chende weiterführende Analysen sollten stärker auf das Zusammenspiel unterschiedlicher Aspekte mütterlichen Erziehungsverhaltens eingehen, als es im Rahmen dieses Beitrags möglich war. Vergleichbar den Befunden zu emotionalen Unsicherheiten gegenüber der Mutter waren Divergenzen in den Einschätzungen mütterlicher Unterstützung seitens der Jugendlichen und der Mütter selbst bedeutsam. Solche Diskrepanzen waren vor allem bei hoher Angst vor Vereinnahmung erkennbar, wobei wiederum die Mütter mehr unterstützendes Erziehungsverhalten berichteten, als es von den Jugendlichen erlebt wurde. Dies spricht dafür, dass eine Selbstüberschätzung bzw. Selbstidealisierung der Mütter nicht nur zu mehr Unsicherheiten der Jugendlichen beiträgt, sondern auch eine aktive Distanzierung seitens der Jugendlichen aufrechterhält. Die Stärken der hier berichteten Studie liegen insbesondere im typologischen Zugang zur Analyse von Entwicklungsverläufen über die Zeit. So bestätigen die hier berichteten Befunde zwar einerseits das mittlerweile vorherrschende Bild der Jugendforschung, dass der überwiegende Teil der Jugendlichen die Veränderungen dieser Entwicklungsphase positiv bewältigt. Es ließen sich aber andererseits auch kleinere Subgruppen identifizieren, die durch deutlich problematische Entwicklungsverläufe gekennzeichnet waren. Diese werden durch querschnittliche und variablenstatt personzentrierte Forschungsansätze eher verdeckt. Auch die stellenweise aufgezeigten divergierenden Konsequenzen geringer mütterlicher Unterstützung wären mit einem querschnittlichen Zugang kaum identifizierbar gewesen. Und schließlich hat sich der Vergleich der Perspektiven von Jugendlichen und ihren Müttern als äußerst fruchtbar erwiesen. Interessanterweise legen unsere Befunde nahe, dass unterschiedliche Datenquellen für Wirkfaktoren (hier: Erziehungsverhalten) einerseits und Effektgrößen (hier: Beziehungsrepräsentationen) andererseits keineswegs immer per se eine objektivere, solidere Befundlage liefern müssen. Vielmehr sind auch mögliche Verzerrungen der Perspektive des anderen (hier: der Mutter) in Rechnung zu stellen, die erst durch den Abgleich mit der Sichtweise der Jugendlichen erkennbar sind. Neben diesen Stärken sind jedoch auch Schwachpunkte der hier berichteten Studie zu verzeichnen. Ein Nachteil ist, dass die Beziehungsrepräsentationen der Jugendlichen nur durch schriftliche Selbstauskünfte erfasst wurden. Da, wie schon berichtet, die inkonsistenten Zusammenhänge zwischen fragebogen- und interviewbasierten Methoden zur Bindungserfassung bislang noch keine Integration der Befunde aus beiden Forschungsrichtungen erlauben, wäre für zukünftige Forschung ein stärker multimethodales Vorgehen wünschenswert. Insgesamt unterstreichen diese Befunde, dass elterliches Erziehungsverhalten auch im Jugendalter relevant ist und als Schrittmacher für die Herausbildung von Beziehungsrepräsentationen seitens der Jugendlichen fungiert. Hierbei hat sich gezeigt, dass gerade eine zuwendungsvolle Kommunikation, wie sie durch unterstützendes Erziehungsverhalten erfasst wird, hilft, Unsicherheiten und Vermeidungstendenzen der Jugendlichen in dieser Beziehung vorzubeugen. Angesichts der hohen Stabilität des elterlichen Erziehungsverhaltens dürften sich vor allem frühzeitige Präventionsansätze als hilfreich erweisen, wenn es darum geht, positive Entwicklungsverläufe der Mutter- Kind-Beziehung zu befördern. Gleichzeitig verdeutlichen unsere Befunde auch den Bedarf an Präventions- und Interventionsangeboten, die speziell auf die Besonderheiten des Jugendalters abgestimmt sind und gezielt die Kommunikation zwischen Eltern und Jugendlichen fördern. Literatur Ainsworth, M. (1989). Attachment beyond infancy. 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