Psychologie in Erziehung und Unterricht
3
0342-183X
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
11
2008
551
Freizeitaktivitäten und Delinquenz bei jugendlichen Aussiedlern und Einheimischen
11
2008
Tobias Raabe
Peter F. Titzmann
Rainer K. Silbereisen
In dieser Arbeit wurde anhand von Selbstberichten untersucht, inwiefern sich männliche Aussiedler und Einheimische in der Delinquenz und der Häufigkeit peer-orientierter Freizeitaktivitäten unterscheiden und ob häufigere peer-orientierte Freizeitaktivitäten mit mehr Delinquenz einhergehen. Ferner wurde überprüft, ob sich Delinquenzunterschiede zwischen Aussiedlern und Einheimischen durch die Häufigkeit peer-orientierter Freizeitaktivitäten erklären lassen. Die Kovarianzanalysen zeigten, dass Aussiedler häufiger delinquentes Verhalten und peer-orientierte Freizeitaktivitäten berichteten als Einheimische. Hierarchische Regressionen ergaben einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit peer-orientierter Freizeitaktivitäten und Delinquenz, der über den Beitrag verschiedener Drittvariablen, wie z. B. delinquente Peers, hinausging. Weiterhin verschwand der Mittelwertunterschied in der Delinquenz zwischen beiden Gruppen, nachdem die Häufigkeit peer-orientierter Freizeitaktivitäten als Kovariate berücksichtigt wurde. Die Ergebnisse werden sowohl vor dem Hintergrund unterschiedlicher Anlässe für den Aufenthalt in peer-orientierten Freizeitkontexten bei Aussiedlern und Einheimischen als auch in Hinblick auf Präventionsmaßnahmen diskutiert.
3_055_2008_1_0004
n Empirische Arbeit Bereits seit mehreren Jahren wird in der Fachliteratur über eine erhöhte Kriminalitätsbelastung bei jugendlichen Aussiedlern diskutiert: Einerseits wird die überwiegende Mehrheit der jugendlichen Aussiedler nicht kriminell auffällig, sondern integriert sich innerhalb kurzer Zeit erfolgreich in die deutsche Gesellschaft (Luff, 2000; Schmitt-Rodermund & Silbereisen, 2002). Andererseits bringen Aussiedler seltener Straftaten zur Anzeige als Einheimische, zeigen Freizeitaktivitäten und Delinquenz bei jugendlichen Aussiedlern und Einheimischen Tobias Raabe, Peter F. Titzmann, Rainer K. Silbereisen Friedrich-Schiller-Universität Jena Leisure Activities and Delinquency among Ethnic German Adolescents from the Former Soviet Union and Native German Adolescents Summary: Utilizing selfreports, in this study we investigated whether male adolescent ethnic German immigrants and native German adolescents differ in terms of delinquency and time spent in peer-oriented leisure activities, and whether higher frequency of attending peer-oriented leisure activities was related to higher levels of delinquency. Further more it was tested whether mean group differences in delinquency can be explained by the frequency of engaging in peer-oriented leisure activities. The results of analyses of covariance demonstrated that ethnic German immigrants reported higher delinquency levels and spending more time in peer-oriented leisure activities. Hierarchical regression analyses revealed that frequent peer-oriented leisure activities were related to higher delinquency in both adolescent groups, even after controlling for common predictors of delinquency , e.g. delinquent peers. Mean differences in delinquency between ethnic German immigrants and native German adolescents became insignificant after controlling for the frequency of peer-oriented leisure activities. Results are discussed regarding group-specific reasons for peeroriented leisure activities, and implications for prevention. Keywords: Adolescence, immigrants, delinquency, leisure activities Zusammenfassung: In dieser Arbeit wurde anhand von Selbstberichten untersucht, inwiefern sich männliche Aussiedler und Einheimische in der Delinquenz und der Häufigkeit peer-orientierter Freizeitaktivitäten unterscheiden und ob häufigere peer-orientierte Freizeitaktivitäten mit mehr Delinquenz einhergehen. Ferner wurde überprüft, ob sich Delinquenzunterschiede zwischen Aussiedlern und Einheimischen durch die Häufigkeit peer-orientierter Freizeitaktivitäten erklären lassen. Die Kovarianzanalysen zeigten, dass Aussiedler häufiger delinquentes Verhalten und peer-orientierte Freizeitaktivitäten berichteten als Einheimische. Hierarchische Regressionen ergaben einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit peer-orientierter Freizeitaktivitäten und Delinquenz, der über den Beitrag verschiedener Drittvariablen, wie z. B. delinquente Peers, hinausging. Weiterhin verschwand der Mittelwertunterschied in der Delinquenz zwischen beiden Gruppen, nachdem die Häufigkeit peer-orientierter Freizeitaktivitäten als Kovariate berücksichtigt wurde. Die Ergebnisse werden sowohl vor dem Hintergrund unterschiedlicher Anlässe für den Aufenthalt in peer-orientierten Freizeitkontexten bei Aussiedlern und Einheimischen als auch in Hinblick auf Präventionsmaßnahmen diskutiert. Schlüsselbegriffe: Jugendalter, Aussiedler, Delinquenz, Freizeitaktivitäten Psychologie in Erziehung und Unterricht, 2008, 55, 39 - 50 © Ernst Reinhardt Verlag München Basel eine höhere Bereitschaft zum intra- und interethnischen Gewalthandeln (z. B. von Gostomski, 2003) und sind gemessen an ihrem Anteil an der Bevölkerung (ca. 4 %) in Jugendstrafanstalten überrepräsentiert (ca. 10 %) (Walter & Grübl, 1999). Neben dem Ausmaß kriminellen Verhaltens von Aussiedlern werden auch dessen Ursachen vielfach untersucht: Insbesondere gegen den eigenen Willen nach Deutschland gekommen zu sein, erhebliche Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache zu haben, Diskriminierung zu erleben und keine Freunde oder auf Dauer nur Aussiedlerfreunde zu haben, steigert das Risiko für Gewalthandeln und langfristige psychosoziale Probleme (Schmitt-Rodermund & Silbereisen, 2002; 2004; von Gostomski, 2003). Neben diesen migrationsspezifischen Faktoren von Aussiedlern sind die Risikofaktoren für Problemverhalten denen von Einheimischen weitgehend ähnlich (z. B. Kawamura, 2001; Schmitt-Rodermund & Silbereisen, 2004). So sind der sozioökonomische Status, familiäre Aufsicht, elterliche Gewalt und das Vorhandensein delinquenter Freunde bedeutsame Prädiktoren delinquenten Verhaltens im Jugendalter (z. B. Lipsey & Derzon, 1998; Moffitt & Caspi, 2001). Vergleichsweise selten wird jedoch die Freizeitgestaltung zur Erklärung von delinquentem Verhalten bei Jugendlichen herangezogen. Verschiedene empirische Untersuchungen zeigen jedoch, dass peer-orientierte Freizeitaktivitäten, welche sich durch ein geringes Maß an Strukturiertheit und Supervidiertheit auszeichnen und vorwiegend in Gruppen Jugendlicher stattfinden, deutlich mit delinquentem Verhalten zusammenhängen (z.B. Agnew & Petersen, 1989; Mahoney, Stattin & Lord, 2004). In dieser Arbeit soll daher der Zusammenhang zwischen peer-orientierten Freizeitaktivitäten und Delinquenz anhand einer Stichprobe von Aussiedlern und Einheimischen näher untersucht werden. Darüber hinaus ist von Interesse, ob mögliche Unterschiede in der Delinquenzbelastung zwischen Aussiedlern und Einheimischen auf mögliche Unterschiede in den Freizeitaktivitäten zurückgeführt werden können. Im Vergleich zur Schule ist die Freizeit durch ein hohes Maß an Selbstbestimmung gekennzeichnet und Jugendliche suchen sich ihre Freizeitaktivitäten aktiv danach aus, inwiefern sie dabei Autonomie, Kompetenz und soziale Eingebundenheit erfahren (Ryan & Deci, 2000). Bei jugendlichen Aussiedlern liegen jedoch, wie bei Immigranten in anderen Ländern, Barrieren im Freizeitverhalten vor: Neben begrenzten finanziellen Möglichkeiten schränken mangelnde sprachliche Fähigkeiten die Teilnahme an organisierten Freizeitveranstaltungen, wie z. B. Sportvereinen, deutlich ein (Dietz, 1997). Diskriminierungserfahrungen erschweren es, eine positive Identität in der Freizeit zu entwickeln sowie Kontrolle und soziale Eingebundenheit zu erleben. Besonders bedeutsam ist für Aussiedler das Zusammensein mit anderen Aussiedlern (Süss, 1995) und dies schlägt sich auch im Freizeitverhalten nieder: So bevorzugen sie Freizeitaktivitäten, in welchen sie mit anderen Aussiedlern zusammen sein können und in denen es nicht notwendig ist, die deutsche Sprache sprechen zu müssen (z. B. Dietz & Roll, 1998). Vermutlich nutzen Aussiedler daher eher peer-orientierte Freizeitkontexte, wie beispielsweise Diskos, Partys oder Parks. Denn je weniger ein Verhalten durch die Situation vorgegeben wird (geringe Strukturiertheit) und je seltener Erwachsene anwesend sind (geringe Supervision) sind, desto höher ist der eigene Entscheidungsspielraum und damit die Möglichkeit, selber zu bestimmen, mit wem und wie die Zeit verbracht wird (Larson, 2000). Wir erwarten daher, dass Aussiedler häufiger peer-orientierte Freizeitaktivitäten betreiben als Einheimische. Jedoch stellen solche peer-orientierten Freizeitaktivitäten auch ein Risiko für delinquentes Verhalten dar. So betonen Osgood, Wilson, O’Malley, Bachman und Johnston (1996), in Anlehnung an die Routine Activity Theory von Cohen und Felson (1979), dass es für Delinquenz immer Gelegenheiten braucht und dass sich Situationen unabhängig von persönlichen Eigenschaften danach unterscheiden lassen, inwiefern sie zu delinquentem Verhalten aufgrund 40 Tobias Raabe et al. ihrer Merkmale motivieren. Solche Merkmale der Situation bestehen im Ausmaß sozialer Kontrolle (z. B. Erwachsene, welche deviante Verhaltensweisen sanktionieren), der Strukturiertheit (klare Verhaltensabläufe, wodurch delinquente Verhaltensweisen weniger in Betracht gezogen werden) und der Anwesenheit von Peers (z. B. Status bei den Peers durch delinquentes Verhalten zu erreichen). Freizeitaktivitäten unterscheiden sich also danach, wie häufig Situationen auftreten, in denen delinquente Verhaltensweisen erfolgreich sind, um positiv bewertete Folgen zu erreichen (z. B. Status in der Peergruppe) oder negative Stimuli (z. B. Konflikte) zu beenden. Jugendliche, welche sich häufiger in peer-orientierten Freizeitkontexten aufhalten, sollten demnach auch häufiger delinquentes Verhalten zeigen. Betrachtet man den Zusammenhang zwischen peer-orientierten Freizeitaktivitäten und Delinquenz liegt freilich die Vermutung nahe, dass dieser lediglich auf Drittvariablen beruhen könnte. So geht der sozioökonomische Status mit der Art der Freizeitgestaltung einher (Stamps & Stamps, 1985), steht aber auch mit delinquentem Verhalten in Zusammenhang (Wright, Caspi, Moffitt, Miech & Silva, 1999). Weiterhin führen elterliche Gewalt und ein geringes elterliches Monitoring dazu, dass Kinder mehr Freizeit außerhalb des Hauses verbringen, gleichzeitig aber durch die erhöhte Affinität zu delinquenten Peers häufiger kriminelles Verhalten zeigen (z. B. Lipsey & Derzon, 1998). Bindungen an die Schule haben Auswirkungen auf die Nutzung schulischer Freizeitangebote, sind gleichzeitig aber auch ein Protektionsfaktor in Bezug auf Delinquenz (Conrad & Hammen, 1993). Nicht zuletzt könnte es sein, dass Jugendliche mit vielen delinquenten Freunden auch häufiger Kontexte in der Freizeit aufsuchen, in denen sie keine Regeln und Normen einhalten müssen, und deshalb ein Zusammenhang mit Delinquenz entsteht. Um also eigenständige (direkte) Effekte der Freizeitaktivitäten zu untersuchen, ist die Berücksichtigung dieser bekannten Prädiktoren delinquenten Verhaltens notwendig. Bei Aussiedlern sollen dabei auch migrationsspezifische Risikofaktoren, wie Diskriminierung, Anzahl einheimischer und Aussiedlerfreunde und die Bereitschaft für Kontakte mit Einheimischen betrachtet werden. In der ersten Hypothese soll untersucht werden, ob sich jugendliche Aussiedler von Einheimischen in der Delinquenzbelastung unterscheiden. Wir gehen in Anlehnung an die bisherige Forschungslage und die durch den Migrationsprozess entstehenden psychosozialen Belastungen davon aus, dass eine erhöhte Delinquenz bei Aussiedlern vorliegt. Als zweite Hypothese nehmen wir an, dass Aussiedler, aufgrund der Einschränkungen im Freizeitverhalten und dem Wunsch, mit anderen Aussiedlern zusammen zu sein, häufiger peer-orientierte Freizeitaktivitäten betreiben als Einheimische. Drittens erwarten wir, dass bei Aussiedlern und Einheimischen über die oben beschriebenen Risikofaktoren delinquenten Verhaltens hinaus ein Zusammenhang zwischen der Häufigkeit peer-orientierter Freizeitaktivitäten und der Häufigkeit delinquenten Verhaltens besteht. Falls ein solcher Zusammenhang vorliegt, soll in der letzten Hypothese untersucht werden, ob mögliche Unterschiede zwischen Aussiedlern und Einheimischen in der Delinquenzbelastung durch die Häufigkeit peer-orientierter Freizeitaktivitäten erklärt werden können. Methode Stichprobe und Durchführung Zur Überprüfung der Hypothesen wurden die Daten von 402 männlichen Aussiedlern aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion und 395 männlichen Einheimischen einer Studie über Delinquenzentwicklung bei jugendlichen Aussiedlern verwendet 1 . Die Jugendlichen wurden im Winter 2002/ 2003 in Schulen in verschiedenen Bundesländern (Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Thüringen) in Form von Selbstberichten mittels Fragebogen über ihre Lebenssituation befragt. Trotz der damit verbundenen Nachteile (Subjektivität, Verfälschbarkeit) stellen Selbstberichte eine valide Methode zur Erfassung leichter Delinquenz dar, zu der es keine gleichwertigen Alternativen gibt (Jolliffe et al., 2003). Daher haben auch wir in unserer Un- Freizeitaktivitäten und Delinquenz 41 tersuchung Selbstberichte verwendet. Aufgrund der geringen Prävalenz delinquenten Verhaltens bei Mädchen wurden in dieser Arbeit nur männliche Jugendliche untersucht. Die Jungen waren zum Zeitpunkt der Erhebung zwischen 10 und 20 Jahre alt (M Aus = 15.5, SD = 2.0; M Einh = 14.9, SD = 2.3). Aussiedler befanden sich durchschnittlich 7.6 Jahre (SD = 3.98) in Deutschland. Beim Schultyp beträgt der Anteil von Gymnasiasten unter jugendlichen Aussiedlern gerade mal die Hälfte des Anteils von Gymnasiasten unter Einheimischen. Um Unterschiede zwischen Aussiedlern und Einheimischen in soziodemografischen Faktoren zu kontrollieren, werden in den Auswertungen Alter, Schultyp und sozioökonomischer Status der Eltern (Bildung und finanzielle Situation der Familie) als Kovariaten berücksichtigt. Erhebungsinstrumente Peer-orientierte Freizeitaktivitäten: Die Jugendlichen wurden folgendermaßen zu ihren Freizeitaktivitäten befragt: „Wie oft bist Du in den letzten zwölf Monaten: …in die Disko gegangen? “, „…zu Partys gegangen? “, „…in Einkaufszentren gegangen, um Freunde zu treffen? “ und „…in Spielhallen gegangen? “ 1 (nie) - 5 (fast täglich). Die untersuchten Freizeitaktivitäten haben wir als peer-orientierte Freizeitaktivitäten bezeichnet. Die Abwesenheit von Erwachsenen ist zwar wahrscheinlich, kann aber beispielsweise im Fall der Partys nicht vorausgesetzt werden. Jedoch ist allen Freizeitaktivitäten gemein, dass sie eher unstrukturiert sind, außerhalb der (eigenen) Wohnung und vorwiegend in Gruppen Jugendlicher stattfinden. Die Reliabilität (interne Konsistenz) der Items ist mit a Aus = .53 und a Ein = .51 eher gering. Die Ursache der geringen Reliabilitäten liegt in der geringen Anzahl an Items. Durch zusätzliche Items ließen sich deutlich höhere Reliabilitäten erzielen 2 . Weiterhin sind die Freizeitaktivitäten, z. B. Aufenthalt in Einkaufszentren vs. Besuch von Diskos, sehr heterogen (z. B. in Hinblick auf die Tageszeit), was eine niedrige Konsistenz zur Folge hat (Amelang und Zielinski, 2002, S. 116). Aus den vier Items wurde ein Mittelwert gebildet, welcher die Häufigkeit peer-orientierter Freizeitaktivitäten darstellt. Delinquenz: Delinquenz wurde mit einer Skala von Elliott, Huizinga und Ageton (1985) erhoben. Die hier verwendeten Items beziehen sich nur auf leichte Delinquenz. Fragen zu schweren Formen delinquenten Verhaltens, wie beispielsweise Bedrohung mit einer Waffe, wurden aufgrund sehr geringer Prävalenzen in den Antworten nicht berücksichtigt. Die Schüler wurden gefragt, wie häufig sie in den letzten zwölf Monaten in Deutschland folgende Dinge getan haben: Unerlaubtes Fernbleiben von der Schule, Schwarzfahren in öffentlichen Verkehrsmitteln, Diebstahl unter 50 Euro, Fahren ohne Führerschein oder Erlaubnis des Eigentümers, Verkauf oder Besitz gestohlener Dinge, Teilnahme an einer Schlägerei, Besuch von Veranstaltungen ohne Eintritt zu zahlen, Jemandem drohen, um ihn zu etwas zu zwingen, Prostitution, Randalieren in der Öffentlichkeit und Verkauf von Marihuana oder harten Drogen, 1 (Nie) - 4 (5-mal und mehr); a Aus = .76; a Ein = .79. Bildung und finanzielle Situation: Zur Messung wurden drei Variablen verwendet: Jeweils der höchste Bildungsabschluss des Vaters und der Mutter (1 = kein Abschluss bis 5 = Universität), sowie die finanzielle Situation der Familie. Letzteres wurde von 1 (sehr schlecht) bis 5 (sehr gut) eingeschätzt. Elterliches Wissen: Es wurden fünf Items aus der Skala von Kerr und Stattin (2000) genutzt: „Wissen Deine Eltern, was Du in Deiner Freizeit machst? “, „… mit wem Du in Deiner Freizeit zusammen bist? “, „…für was Du Dein Geld ausgibst? “, „… wohin Du gehst, wenn Du abends mit Freunden unterwegs bist? “ und „… wohin Du nach der Schule/ Arbeit gehst und was du nach der Schule/ Arbeit machst? “ 1 (Nein, nie) - 6 (Ja, immer), a Aus = .81, a Ein = .83. Aus den Items wurde ein Mittelwert gebildet. Elterliche Gewalt: Das Ausmaß elterlicher Gewalt über die Lebensspanne ist ein weiterer Risikofaktor für Delinquenz, da ein aversiver familiärer Kontext mit langfristigen Entwicklungsproblemen einhergeht (vgl. Moffitt & Caspi, 2001). Es wurde gefragt, wie oft die Jugendlichen in ihrem Leben folgende Situationen mitbekommen haben: „Deine Eltern haben sich gegenseitig in ihren Gefühlen verletzt, z. B. angeschrien, beschimpft, gedemütigt, gedroht“ (psychische Gewalt), „Deine Eltern haben sich gegenseitig körperlich verletzt, z. B. geschubst, die Arme verdreht, an den Haaren gezogen, geschlagen, geboxt oder getreten“ (physische Gewalt), 1 (Nie) - 7 (über 20-mal). Aus den beiden Items wurde ein Index namens elterliche Gewalt mit folgender Kodierung gebildet: 0 = weder psychische noch physische Gewalt (bei beiden Variablen wurde „Nie“ angegeben); 1 = nur psychische Gewalt (nur bei psychischer Gewalt ein Wert über eins); 2 = psychische und physische Gewalt (bei beiden Variablen ein Wert über eins). Schulbindung: Die Jugendlichen wurden mit drei Items über ihre Bindung an schulische Werte 42 Tobias Raabe et al. befragt: „Ich bin in der Schule selbst in den schwierigen Fächern gut“, „Ich hatte im letzten Zeugnis einen guten Notendurchschnitt“ und „Ich erledige meine Hausaufgaben sorgfältig“, 1 (trifft nicht zu) - 6 (trifft zu), a Aus = .70 und a Ein = .68. Aus den drei Items wurde ein Mittelwert gebildet. Mitgliedschaft in einer Clique: Hinsichtlich der Mitgliedschaft in einer Clique wurde gefragt: „Gehörst Du einer Clique an? “. 1 (Nein) - 2 (Ja). Delinquente Freunde: Mit vier Items einer Skala von Agnew (1991) wurde erfasst, wie viele engere Freunde während der letzten zwölf Monate folgende Dinge getan haben: „Absichtlich fremdes Eigentum zerstört? “, „Etwas gestohlen, dass weniger als 50 Euro wert war? “, „Jemanden ohne Grund geschlagen oder damit gedroht? “ und „Etwas gestohlen, das über 50 Euro wert war? “. 1 (Keiner) - 5 (Alle). a Aus = .83 und a Ein = .82. Auch hier wurde ein Mittelwert gebildet. Bei der Analyse möglicher Drittvariablen sollen ebenfalls migrationsspezifische Prädiktoren delinquenten Verhaltens berücksichtigt werden. Einige dieser Faktoren wurden nur bei Aussiedlern erhoben: Anzahl einheimischer Freunde: Die Jugendlichen wurden gefragt, wie viele ihrer Freunde Einheimische sind. Anzahl Aussiedlerfreunde: Die Jugendlichen wurden gefragt, wie viele ihrer Freunde Aussiedler sind. Diskriminierungserfahrungen: Wie bei Strobl und Kühnel (2000) wurden die Aussiedler mit vier Items befragt, wie oft sie persönlich in den letzten zwölf Monaten in verschiedenen Lebensbereichen („Schule/ Arbeitsplatz“, „Ämter/ Behörden“, „Bars/ Restaurants/ Diskos“ und „Geschäfte“) benachteiligt worden sind, weil sie Aussiedler sind. 1 („Nie“) - 5 („Mehr als 10 Mal“), a = .69. Akkulturationsorientierung (Bereitschaft für Kontakte mit Einheimischen): Die Aussiedler sollten drei Fragen aus der für das Jugendalter adaptierten Skala zur Akkulturationsorientierung nach Ryder, Alden und Paulhus (2000) beantworten: „Ich unternehme Dinge gern zusammen mit einheimischen Deutschen“, „Ich wäre bereit, einen Freund/ Freundin zu haben, der/ die einheimische(r) Deutsche(r) ist (Liebesbeziehung)“ und „Ich kann mir gut vorstellen, einheimische Freunde zu haben“. 1 (Trifft nicht zu) - 6 (Trifft zu); a = .78. Ergebnisse Deskriptive Analyse In Tabelle 1 sind die Mittelwerte und Standardabweichungen der in den Analysen verwendeten Prädiktoren bei Aussiedlern und Einheimischen dargestellt. Auffällig ist, dass Aussiedler einen höheren Bildungsstatus der Mutter im Vergleich zu Einheimischen angeben. Ein direkter Vergleich der Bildungsvariablen ist jedoch nur eingeschränkt Tabelle 1: Mittelwerte und Standardabweichungen der Prädiktoren getrennt für Aussiedler und Einheimische Aussiedler Einheimische Merkmale M SD M SD t a df p Bildung Vater 3.03 1.23 2.94 1.27 0.92 721 n.s. Bildung Mutter 3.21 1.30 2.86 1.26 3.71 731 ** Finanzielle Situation 3.62 0.74 3.84 0.79 -4.08 757 ** Elterliches Wissen 4.07 1.15 4.28 1.18 -0.26 778 * Elterliche Gewalt 0.70 0.69 0.68 0.62 4.88 705 n.s. Schulbindung 4.30 1.04 4.30 1.05 -0.01 781 n.s. Cliquenmitgliedschaft 1.69 0.46 1.58 0.49 3.23 778 ** Alter 15.5 1.96 14.9 2.25 4.13 795 ** Delinquente Freunde 1.41 0.56 1.42 0.59 -0.22 761 n.s. Einheimische Freunde 8.98 5.81 17.65 17.27 -7.35 695 ** Aussiedlerfreunde 20.45 20.97 2.91 13.62 15.32 703 ** Diskriminierung 1.61 0.85 - - - - - Akkulturationsorientierung 3.39 1.61 - - - - - a t-Test für unabhängige Stichproben zur Testung von Mittelwertunterschieden in den Merkmalen zwischen Aussiedlern und Einheimischen ** p ≤ .01 * p ≤ .05 Freizeitaktivitäten und Delinquenz 43 möglich, da sich die Bildungssysteme zwischen den Ländern der ehemaligen UdSSR und der Bundesrepublik Deutschland unterscheiden. Weiterhin berichten Aussiedler eine schlechtere finanzielle Situation als Einheimische, was sich durch ein höheres Ausmaß an Arbeitslosigkeit bei Aussiedlern erklären lässt (Bundesministerium des Inneren, 2001). Bei den restlichen Variablen ist hervorzuheben, dass Aussiedler im Vergleich zu Einheimischen signifikant weniger elterliches Wissen über die Aktivitäten des Kindes angeben, häufiger in Cliquen eingebunden sind und ein höheres Lebensalter haben. Der Altersunterschied ist aufgrund der Rekrutierung in Schulklassen entstanden, da Aussiedler nach der Einreise oft zurückgestuft werden. In Tabelle 2 sind die bivariaten Korrelationen aller Variablen für Aussiedler und Einheimische getrennt dargestellt. Überprüfung der Hypothesen Zur Überprüfung der ersten Hypothese, ob Aussiedler mehr delinquentes Verhalten in den vergangenen zwölf Monaten berichteten als Einheimische, wurde eine univariate Kovarianzanalyse mit dem Faktor Ethnizität und den Kovariaten Alter und Schultyp durchgeführt (einseitige Testung). Da gelegentlich Unterschiede im sozioökonomischen Status als Ursache für Delinquenzunterschiede zwischen Aussiedlern und Einheimischen angesehen werden, gehen die elterliche Bildung und finanzielle Situation ebenfalls als Kovariaten in die Analyse ein. Das Ausmaß selbstberichteter Delinquenz zwischen Aussiedlern und Einheimischen unterscheidet sich signifikant (F(1,656) = 3.12, p < .05, e 2 = .005). Aussiedler geben mehr Delinquenz an als Einheimische (M Aus = 1.41, SD = 0.41; M Ein = 1.35, SD = 0.41). Von den Kovariaten liegt nur beim Alter ein signifikanter Effekt vor (F(1,656) = 29.73, p < .01, e 2 = .043). Hypothese 1 kann daher bestätigt werden. In der zweiten Hypothese wurde angenommen, dass Aussiedler häufiger peer-orientierte Freizeitaktivitäten betreiben als Einheimische. Dazu wurde eine univariate Kovarianzanalyse 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 1 Delinquenz .33** .02 -.01 -.05 -.32** .14* -.24** .17** .26** .61** .07 .22** - 2 Peer-orientierte Freizeitaktivitäten .24** .07 .02 .14** -.09 + .18** -.02 .30** .22** .27** .24** .17** - 3 Bildung Vater .12* .08 .71** .00 .04 .02 .14** -.09 + .19** -.07 .05 .05 - 4 Bildung Mutter .08 .08 .71** -.03 .02 .02 .11* .03 .14** -.09 .02 .07 - 5 Finanzielle Situation .02 .02 .06 .01 .17** -.09 + .15** .09 + -.10* -.04 .10 .08 - 6 Elterliches Wissen -.23** -.04 -.01 .07 .12* -.16** .29** -.09 + -.16** -.26** .02 -.15** - 7 Elterliche Gewalt .15** -.07 .04 -.01 -.21** -.07 -.03 .05 -.05 .21** .00 .05 - 8 Schulbindung -.12* .08 .01 .04 .14** .36** -.13* -.08 -.13** -.15** .04 -.03 - 9 Clique .14* .26** .06 .03 .01 .03 .02 -.06 .10* .11* .14** .14** - 10 Alter .13* .31** .16** .14** -.11 -.08 -.01 -.06 .17** .16** .10 + .12* - 11 Delinquente Freunde .53** -.03 -.03 -.00 .00 -.17** .20** -.10 -.00 .00 .10 + .14** - 12 Einheimische Freunde .03 .06 -.12* -.01 .05 .09 .03 .15** .01 -.00 .06 .29** - 13 Aussiedlerfreunde .20** .21** -.01 -.02 .03 -.02 -.02 .06 .18** .19** .11* .35** - 14 Diskriminierung .07 .20** .12* -.09 .01 .02 .100 + -.03 -.01 .07 .13* -.10 + .02 15 Akkulturationsorientierung .10* -.02 -.06 -.05 -.03 .00 .07 -.05 -.05 -.04 .10 + .12* .01 .00 Tabelle 2: Interkorrelationen aller Variablen getrennt für Aussiedler (unterhalb der Diagonalen) und Einheimische (oberhalb der Diagonalen) ** p ≤ .01, * p ≤ .05, + p ≤ .10 44 Tobias Raabe et al. mit dem Faktor Ethnizität und den Kovariaten Schultyp, Alter und finanzielle Situation der Familie durchgeführt. Wie angenommen geben Aussiedler häufiger peer-orientierte Freizeitaktivitäten an (M Aus = 2.40, SD = 0.78; M Ein = 2.01, SD = 0.68; F(1,734) = 47.52, p < .01; e 2 = .061). Hypothese 2 kann daher ebenfalls bestätigt werden. Das Alter (F(1,734) = 58.15, p < .01) und die finanzielle Situation (F(1,734) = 8.57, p < .01) erweisen sich als bedeutsame Kovariaten. Drittens wurde untersucht, ob sowohl bei Aussiedlern als auch bei Einheimischen die Häufigkeit peer-orientierter Freizeitaktivitäten und Delinquenz in Zusammenhang stehen. Uns interessiert, inwiefern die Freizeitaktivitäten über andere Risikofaktoren hinaus einen eigenständigen Effekt auf delinquentes Verhalten haben. Daher wurde zur Analyse der dritten Hypothese jeweils getrennt für Aussiedler und Einheimische eine hierarchische multiple lineare Regression durchgeführt (Tabelle 3). In Model 1 wurden die allgemeinen Risikofaktoren als Prädiktoren aufgenommen. In einem zweiten Schritt wurde der Faktor peer-orientierte Freizeitaktivitäten hinzugefügt, um analysieren zu können, wie viel Varianz zusätzlich erklärt werden kann. Bei den Aussiedlern wurde in Model 3 darüber hinaus der Einfluss migrationsspezifischer Prädiktoren untersucht. Diese wurden erst nach den Freizeitaktivitäten (Model 2) in die Regressionen aufgenommen, um die Ergebnisse aus den Modellen 1 und 2 zwischen Aussiedlern und Einheimischen vergleichen zu können. Bei der Analyse der allgemeinen Faktoren in Model 1 zeigt sich bei Aussiedlern und Einheimischen, dass das Ausmaß elterlichen Wissens und die Anzahl delinquenter Freunde mit Delinquenz in Zusammenhang stehen. Bei Aussiedlern stellt darüber hinaus auch die Mitgliedschaft in einer Clique einen Prädiktor delinquenten Verhaltens dar, bei Einheimischen hingegen schulische Bindungen und das Alter. Insgesamt klären die allgemeinen Faktoren 33.7 % der Varianz delinquenten Verhaltens bei Aussiedler Einheimische Model Model Faktoren 1 2 3 1 2 Konstante .476 .503 .510 .654 .688 1. Bildung Vater .066 .064 .072 .058 .045 Bildung Mutter .032 .027 .030 -.013 -.003 Finanzielle Situation .057 .050 .050 .015 -.007 Elterliches Wissen -.142** -.124* -.119* -.128** -.129** Elterliche Gewalt .043 .053 .060 -.009 -.014 Schulbildung -.013 -.041 -.043 -.103* -.107* Cliquenmitgliedschaft .121* .070 .056 .073 .038 Alter .081 .018 .006 .130** .103* Delinquente Freunde .492** .498** .489** .536** .507** 2. Peer-orientierte Freizeitaktivitäten .228** .229** .146** 3. Einheimische Freunde -.039 Aussiedlerfreunde .102* Diskriminierung -.059 Akkulturationsorientierung .065 R-Quadrat .337 .381 .396 .440 .457 ∆R-Quadrat .043** .015 .017** ** p ≤ .01, * p ≤ .05 Tabelle 3: Hierarchische Regressionen mit der abhängigen Variablen Delinquenz (Darstellung der b-Koeffizienten), Aussiedler: N = 402, Einheimische: N = 395 Freizeitaktivitäten und Delinquenz 45 Aussiedlern und 44.0 % bei Einheimischen auf. Berücksichtigt man in einem zweiten Schritt die peer-orientierten Freizeitaktivitäten (Model 2), dann ergibt sich sowohl bei Aussiedlern als auch bei Einheimischen ein Zusammenhang mit Delinquenz und eine zusätzliche Varianzaufklärung (∆R 2 Aus = .043, p < .01, ∆R 2 Ein = .017, p < .01). Die Häufigkeit peer-orientierter Freizeitaktivitäten steht damit in beiden Gruppen mit der Häufigkeit delinquenten Verhaltens in Zusammenhang. Die Koeffizienten der anderen Faktoren ändern sich durch die Berücksichtigung der Freizeitaktivitäten nicht wesentlich, abgesehen davon, dass der Zusammenhang zwischen Cliquenmitgliedschaft und Delinquenz bei Aussiedlern verschwindet (Model 2). Dies liefert Hinweise darauf, dass peer-orientierte Freizeitaktivitäten ein Mediator zwischen Cliquenmitgliedschaft und Delinquenz bei Aussiedlern darstellen könnten (vgl. Nachtigall und Wirtz, 1998). In einem dritten Schritt (Model 3) wurden bei Aussiedlern zusätzlich migrationsspezifische Faktoren in die Analysen einbezogen. Wie in Tabelle 3 (Model 3) zu sehen, geht lediglich die Anzahl an Aussiedlerfreunden mit der Häufigkeit delinquenten Verhaltens einher. Der Einfluss der migrationsspezifischen Faktoren ist auch nicht stärker, wenn man diese Faktoren vor den Freizeitaktivitäten in die Regressionen aufnimmt. Um zu untersuchen, ob sich die Regressionskoeffizienten der Faktoren zwischen Aussiedlern und Einheimischen unterscheiden, wurde mit AMOS 5.0 (Arbuckle, 2003) das Model 2 bei Aussiedlern und Einheimischen gegeneinander auf Unterschiede getestet. In keinem der Regressionskoeffizienten von Model 2 zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen Aussiedlern und Einheimischen. Peerorientierte Freizeitaktivitäten hängen also in beiden Gruppen in vergleichbarem Ausmaß mit delinquentem Verhalten zusammen. In Hypothese 1 konnte gezeigt werden, dass Aussiedler häufiger delinquentes Verhalten berichten als Einheimische, auch wenn man die Bildung und finanzielle Situation der Familie berücksichtigt. Weiterhin betreiben Aussiedler häufiger peer-orientierte Freizeitaktivitäten (Hypothese 2) und sowohl bei Aussiedlern als auch bei Einheimischen haben sich diese als Risikofaktor delinquenten Verhaltens erwiesen (Hypothese 3). Als Letztes soll untersucht werden, ob durch die Freizeitaktivitäten nicht nur interindividuelle Unterschiede in der Delinquenz, sondern auch die Mittelwertunterschiede in der Delinquenz zwischen Aussiedlern und Einheimischen (Hypothese 1) erklärt werden können. Deshalb wurden die peer-orientierten Freizeitaktivitäten als weitere Kovariate in die Analyse aus Hypothese 1 einbezogen. Durch die Berücksichtigung der peer-orientierten Freizeitaktivitäten als Kovariate verschwinden die Unterschiede zwischen Aussiedlern und Einheimischen in der Delinquenz (F(1,722) = 0.03, p =n.s.). Das Alter (F(1,722)=12.81, p < .01) und die Freizeitaktivitäten (F(1,722) = 37.55, p < .01) sind dabei signifikante Kovariaten. Demnach können die Freizeitaktivitäten Mittelwertunterschiede in der selbstberichteten Delinquenz zwischen Aussiedlern und Einheimischen aufklären. Diskussion Ziel dieser Arbeit war es herauszustellen, inwiefern sich Aussiedler und Einheimische in der Delinquenzbelastung und der Art der Freizeitgestaltung unterscheiden und ob peer-orientierte Freizeitaktivitäten in den beiden Gruppen einen Risikofaktor für Delinquenz darstellen. Als theoretischer Ausgangspunkt wurde angenommen, dass peer-orientierte Freizeitaktivitäten mehr Gelegenheiten für delinquentes Verhalten bieten. Darüber hinaus sollte untersucht werden, ob sich mögliche Delinquenzunterschiede zwischen Aussiedlern und Einheimischen durch die Freizeitaktivitäten erklären lassen. Die Ergebnisse zeigen zunächst, dass Aussiedler häufiger delinquentes Verhalten berichten als Einheimische. Dies entspricht den Befunden anderer empirischer Untersuchungen der letzten Jahre (Pfeiffer & Wetzels, 1999; Walter & Grübl, 1999). Weiterhin unterscheiden sich Aussiedler in Deutschland, wie Immigranten in anderen Ländern (Yu & Berryman, 1996), in der Art der Freizeitgestaltung von Ein- 46 Tobias Raabe et al. heimischen. Sie führen häufiger Freizeitaktivitäten durch, die eher unstrukturiert sind, außerhalb des Hauses und in Gruppen Jugendlicher stattfinden. In beiden Varianzanalysen wurde das Alter als Kovariate identifiziert. Ältere Jugendliche berichteten übereinstimmend mit der in zahlreichen anderen Untersuchungen bestätigten „Age-Crime Curve“ mehr delinquentes Verhalten als jüngere, darüber hinaus auch häufigere peer-orientierte Freizeitaktivitäten (Goldberg, 2003; Rey, Sawyer & Prior, 2005). Dies zeigte sich bei Aussiedlern und Einheimischen gleichermaßen. Sowohl das delinquente Verhalten als auch die peer-orientierten Freizeitaktivitäten unterliegen damit wahrscheinlich Veränderungen mit dem Alter, welche bei Aussiedlern und Einheimischen durchaus vergleichbar sind. Aus der Korrelationsmatrix (Tabelle 2) geht hervor, dass Aussiedler häufiger peer-orientierte Freizeitaktivitäten berichteten, wenn sie viele Aussiedlerfreunde haben und Diskriminierung erleben. Die Anzahl von einheimischen Freunden ist hingegen für den Aufenthalt in peer-orientierten Freizeitkontexten bei Aussiedlern unbedeutend. Offensichtlich schlägt sich hier die hohe Bedeutung der eigenen Gruppe in der Art der Freizeitgestaltung nieder, weil Aussiedlerfreunde ein Stück Sicherheit und Vertrautheit in der neuen Gesellschaft bieten (Dietz & Roll, 1998). Außerdem gibt es für Aussiedler zunächst wenig Alternativen, da strukturierte Freizeitaktivitäten aufgrund von Ablehnungserfahrungen und sprachlichen Problemen nur eingeschränkt zugänglich sind (z. B. Dietz & Roll, 1998). Einheimische sind hingegen nicht mit solchen Beschränkungen konfrontiert. Wie die Regressionen zeigen konnten, spielt die Häufigkeit peer-orientierter Freizeitaktivitäten für die Erklärung interindividueller Unterschiede delinquenten Verhaltens im Jugendalter bei Aussiedlern und Einheimischen eine ernst zu nehmende Rolle. Denn es liegt ein deutlicher Zusammenhang mit Delinquenz vor, der sich nicht auf Drittvariablen, wie den Anteil delinquenter Freunde, zurückführen lässt. Ferner wurde herausgestellt, dass nicht nur interindividuelle Unterschiede in den peer-orientierten Freizeitaktivitäten mit interindividuellen Unterschieden delinquenten Verhaltens einhergehen, sondern peer-orientierte Freizeitaktivitäten auch auf Gruppenebene Unterschiede in der Delinquenzbelastung zwischen Aussiedlern und Einheimischen aufklären. Diese Delinquenzunterschiede konnten auch nicht auf Differenzen im sozioökonomischen Status zurückgeführt werden. Damit unterstützen die Ergebnisse unsere Annahme in Anlehnung an Osgood et al. (1996), wonach die Kontexte selbst einen Einfluss haben. Demnach treten in den hier untersuchten peer-orientierten Freizeitkontexten, wie Diskos oder Spielhallen, auch häufiger Situationen auf, welche aufgrund ihrer Gelegenheitsstrukturen zu abweichendem Verhalten motivieren. Betrachtet man jedoch, aus welchen Anlässen Einheimische und Aussiedler wahrscheinlich diese Kontexte aufsuchen, so zeigen die Ergebnisse (Tabelle 2), dass bei Einheimischen die Häufigkeit peer-orientierter Freizeitaktivitäten sowohl mit dem Anteil delinquenter Freunde als auch mit elterlicher Gewalt in Zusammenhang steht, also mit Faktoren, die mit längerfristigem Problemverhalten einhergehen (z. B. Moffitt & Caspi, 2001). Wie bereits in anderen Untersuchungen herausgestellt wurde, ziehen wahrscheinlich auch die hier untersuchten Freizeitkontexte - Diskos, Partys, Einkaufszentren und Spielhallen - besonders Jugendliche mit bestehendem Problemverhalten und negativen Erfahrungen in strukturierten, von Erwachsenen begleiteten, Aktivitäten an (vgl. Mahoney, Stattin & Lord, 2004). Aussiedler hingegen nutzen diese Aktivitäten vermutlich, um mit anderen Aussiedlern zusammen zu sein, befinden sich also (in Bezug auf Delinquenz) eher unintendiert in diesen Kontexten. Denn die Häufigkeit peer-orientierter Freizeitaktivitäten hängt weder mit erlebter familiärer Gewalt noch mit delinquenten Freunden zusammen, sondern vielmehr mit der Anzahl an Aussiedlerfreunden und Diskriminierungserfahrungen. Diese Resultate spiegeln damit das entwicklungspsychologische Konzept der Äquifinalität wieder, wonach ein und dasselbe Problemverhalten aus unterschiedlichen Freizeitaktivitäten und Delinquenz 47 Ursachen herrühren kann (Cicchetti & Rogosch, 1996). Die Gründe für den Aufenthalt in peer-orientierten Freizeitkontexten sind zwischen Aussiedlern und Einheimischen also durchaus unterschiedlich. Befinden sich die Jugendlichen jedoch erst einmal in diesen Kontexten, scheinen die Folgen in Bezug auf Delinquenz in beiden Gruppen ähnlich zu sein. In Bezug auf die allgemeinen Risikofaktoren stimmen die Ergebnisse mit Befunden aus der Literatur überein. Demnach sind elterliches Wissen über die Aktivitäten des Kindes und die Anzahl delinquenter Freunde zwei der stärksten Prädiktoren jugendlicher Delinquenz (vgl. Lipsey & Derzon, 1998). Zwar überrascht es, dass elterliche Bildung und die finanzielle Situation der Familie nicht mit Delinquenz in Zusammenhang stehen, jedoch berichten auch andere Studien nur schwache Effekte (vgl. Fergusson, Swain-Campbell, & Horwood, 2004). Weiterhin steht bei Aussiedlern die Mitgliedschaft in einer Clique mit Delinquenz in Zusammenhang, was über den Aufenthalt in peer-orientierten Freizeitkontexten vermittelt zu sein scheint. Im Gegensatz zu anderen Untersuchungen konnten die migrationsspezifischen Variablen, wie Diskriminierung, in unseren Daten nicht als Risikofaktoren delinquenten Verhaltens identifiziert werden (vgl. Schmitt-Rodermund & Silbereisen, 2004). Lediglich die Anzahl an Aussiedlerfreunden steht mit Delinquenz in Zusammenhang, was eine erhöhte Popularität delinquenter Jugendlicher widerspiegeln könnte (Cillessen & Mayeux, 2004). Da die bivariaten Korrelationen dieser Faktoren mit Delinquenz minimal sind, kann man auch nicht davon ausgehen, dass ein Zusammenhang mit Delinquenz durch die allgemeinen Risikofaktoren vermittelt wird. Dennoch ist es möglich, dass die migrationsspezifischen Faktoren im Sinne von Vulnerabilitäts- oder Schutzfaktoren die Wirkung anderer Risikofaktoren moderieren. Dies sollte in weiteren Studien abgeklärt werden. Den peer-orientierten Freizeitaktivitäten kommt eine potenziell wichtige Rolle für die Prävention zu. Da besonders das Zusammensein mit anderen Aussiedlern am Anfang der in Deutschland verbrachten Zeit wichtig ist, könnte es aus kriminalpräventiver Perspektive förderlich sein, für Aussiedler zusätzlich supervidierte und strukturierte Freizeitaktivitäten anzubieten, in denen sie zunächst unter sich sein können und in denen keine Kontakte mit Einheimischen notwendig sind. Hierbei zeichnet sich jedoch ein Konflikt zwischen migrationspolitischen und kriminalpräventiven Zielen ab. Denn aus migrationspolitischer Sicht ist es sicherlich ein Anliegen der Entscheidungsträger, Freizeitaktivitäten für Aussiedler anzubieten, welche auf Integration und damit auf Kontakte zwischen Aussiedlern und Einheimischen setzen. Daher sollten eher die Barrieren, welche bei Aussiedlern die Art der Freizeitgestaltung einschränken, abgebaut werden. So können Sprachförderung und der Abbau von Diskriminierung auch den Zugang zu supervidierten und strukturierten Freizeitkontexten erleichtern, welche nicht speziell auf Aussiedler ausgerichtet sind (wie z. B. regionale Vereine, Sportgruppen). Bei Einheimischen sollten Präventionsangebote eher auf problembelastete Jugendliche fokussieren. So sollten besonders in nachteiligen Wohngebieten strukturierte Freizeitaktivitäten angeboten werden, besonders zu Tageszeiten, an denen Jugendliche gewöhnlich ohne Erwachsene mit anderen Jugendlichen zusammen sind (z. B. das Projekt „Fußball um Mitternacht“ aus dem Kreis Gütersloh - Bertelsmann Stiftung, 2003). Abschließend soll auf einige Nachteile unserer Untersuchung hingewiesen werden: So könnten die subjektiven Einschätzungen der Jugendlichen in Form von Selbstberichten zu überhöhten Korrelationen zwischen Delinquenz und Prädiktoren führen. In unserer Untersuchung lässt sich dieser Nachteil gemeinsamer Methodenvarianz nicht ausschließen, denn Daten weiterer Informanten, z. B. durch die direkte Befragung der Freunde, standen uns nicht zur Verfügung. Vor allem bei den Berichten über den Anteil delinquenter Freunde könnte man eine überhöhte Korrelation mit Delinquenz erwarten (z.B. aufgrund einer allgemein geringen Bereitschaft, über eigene Delinquenz und die 48 Tobias Raabe et al. der Freunde zu berichten). Einige Studien zeigen allerdings, dass Jugendliche den Anteil delinquenter Freunde recht genau angeben (Connell & Farrington, 1997). Auch sei darauf hingewiesen, dass diese Arbeit auf korrelativen Daten beruht und kausale Schlussfolgerungen daher nicht möglich sind. Jedoch stimmen die empirischen Befunde recht deutlich mit den von uns angenommenen Wirkmechanismen überein. Weiterhin wurden die peer-orientierten Freizeitaktivitäten nur durch vier Items operationalisiert und weisen eine eingeschränkte Reliabilität auf. Dennoch haben sich die Freizeitaktivitäten in unseren Daten als ein starker Risikofaktor erwiesen. Darüber hinaus wurden wichtige kriminalitätsnahe Freizeitaktivitäten, wie das planlose Herumfahren mit dem Auto oder das „Rumhängen“ auf öffentlichen Plätzen, nicht erhoben. Möglicherweise könnten sich Aussiedler und Einheimische darin noch deutlicher unterscheiden. Die Berücksichtigung solcher kriminalitätsnaher Freizeitaktivitäten könnte daher die Bedeutung der Freizeit für die Erklärung delinquenten Verhaltens bei Aussiedlern und Einheimischen noch drastischer herausstellen (Goldberg, 2003). Auch sind die Ergebnisse nicht ohne weiteres auf die Gesamtgruppe der Aussiedler generalisierbar. So wurden hier nur Aussiedler aus den Gebieten der ehemaligen Sowjetunion, nicht aber aus Polen und Rumänien betrachtet, wenngleich auch andere Migrantengruppen mit ähnlichen migrationsspezifischen Problemen konfrontiert sind und deshalb die Freizeitgestaltung auch in diesen Gruppen eingeschränkter sein sollte. Die Arbeit konnte die Bedeutung von Freizeitaktivitäten für die Erklärung kriminellen Verhaltens deutlich machen. Zukünftige Studien sollten genauer untersuchen, welche Faktoren bei Aussiedlern im Vergleich zu Einheimischen den Aufenthalt in peer-orientierten Freizeitkontexten beeinflussen. Dabei sollte betrachtet werden, inwiefern der Zugang zu supervidierten Freizeitaktivitäten, die hohe Bedeutung der eigenen Gruppe und bestehendes Problemverhalten zu peer-orientierten Freizeitaktivitäten motivieren. Anmerkungen 1 Die Daten der hier vorliegenden Arbeit stammen aus dem Forschungsprojekt „Akkulturation als Anlass für Delinquenz und abweichendes Verhalten unter jugendlichen Immigranten aus der ehemaligen Sowjetunion“, gefördert durch die Deutsch-israelischen Projektkoordination („DIP“). Dieses Projekt wurde vom Lehrstuhl für Entwicklungspsychologie der Universität Jena in Deutschland und dem Minerva Centre of Youth Studies der Universität Haifa in Israel durchgeführt. 2 Eine Verdopplung der Testlänge von vier auf acht Items würde laut Spearman-Brown-Formel die Reliabilität von a = .53 auf a = .71 erhöhen Literatur Agnew, R. (1991). The interactive effects of peer variables on delinquency. Criminology, 29, 47 - 72. Agnew, R. & Petersen, D. M. (1989). Leisure and delinquency. Social Problems, 36, 332 - 349. Amelang, M. & Zielinski, W. (2002). Psychologische Diagnostik und Intervention (3. Aufl.). Berlin: Springer. Arbuckle, J. L. (2003). Amos 5.0. Update to the Amos user’s guide. Chicago: Small Waters Corporation. Bertelsmann Stiftung (2003). Auf Worte folgen Taten. Gesellschaftliche Initiativen zur Integration von Zuwanderern. Gütersloh: Verlag Bertelsmann Stiftung. Bundesministerium des Inneren (2001). Bericht der unabhängigen Kommission „Zuwanderung“. Cicchetti, D. & Rogosch, F. A. (1996). Equifinality and multifinality in developmental psychopathology. Development and Psychopathology, 8, 597 - 600. Cillessen, A. H. N. & Mayeux, L. (2004). From censure to reinforcement: Developmental changes in the association between aggression and social status. Child Development, 75, 147 - 163. Cohen, L. E. & Felson, M. (1979). Social change and crime rate trends: A Routine Activity Approach. American Sociological Review, 44, 588 - 608. Connell, A. & Farrington, D. P. (1997). The reliability and validity of resident, staff, and peer reports of bullying in young offender institutions. Psychology, Crime & Law, 3, 287 - 300. Conrad, M. & Hammen, C. (1993). Protective and resource factors in highand low-risk children: A comparison of children with unipolar, bipolar, medically ill, and normal mothers. Development and Psychopathology, 5, 593 - 607. Dietz, B. (1997). Jugendliche Aussiedler: Ausreise, Aufnahme, Integration. Berlin: Spitz. Dietz, B. & Roll, H. (1998). Jugendliche Aussiedler - Portrait einer Zuwanderergeneration. Frankfurt: Campus Verlag. Elliott, D. S., Huizinga, D. & Ageton, S. (1985). Explaining delinquency and drug use. Beverly Hills: Sage. Fergusson, D., Swain-Campbell, N. & Horwood, J. (2004). How does childhood economic disadvantage lead to crime? Journal of Child Psychology & Psychiatry, 45, 956 - 966. Goldberg, B. (2003). Freizeitverhalten und Kriminalität bei Jugendlichen - zu den Zusammenhängen zwischen Freizeitverhalten und Kriminalität. Baden-Baden: Nomos. Freizeitaktivitäten und Delinquenz 49 Gostomski v., C. B. (2003) Einflussfaktoren inter- und intraethnischen Gewalthandelns bei männlichen deutschen, türkischen und Aussiedler-Jugendlichen. ZSE, 23, 399 - 415. Jolliffe, D., Farrington, D. P., Hawkins, J. D., Catalano, R. F. , Hill, K. G. & Kosterman, R. (2003). Predictive, concurrent, prospective and retrospective validity of self-reported delinquency. Criminal Behavior and Mental Health, 13, 179 - 197. Kawamura, G. (2001). Kriminalität und Kriminalisierung junger Aussiedler. Iza, 2, 48 - 53. Kerr, M. & Stattin, H. (2000). What parents know, how they know it, and several forms of adolescent adjustment: further support for a reinterpretation of monitoring. Developmental Psychology, 36, 366 - 380. Larson, R. (2000). Toward a psychology of positive youth development. American Psychologist, 55, 170 - 183. Lipsey, M. W. & Derzon, J. H. (1998). Predictors of violent or serious delinquency in adolescence and early adulthood: A synthesis of longitudinal research. In: R. Loeber & D. P. Farrington (Eds.), Serious & violent juvenile offenders: Risk factors and successful interventions (pp. 86 - 105). Thousand Oaks: Sage. Luff, J. (2000) Kriminalität von Aussiedlern - polizeiliche Registrierungen als Hinweis auf misslungene Integration? (2.Aufl.). München: KFG Bayerisches Landeskriminalamt. Mahoney, J. L., Stattin, H. & Lord, H. (2004). Unstructured youth recreation centre participation and antisocial behaviour development. Selection influences and the moderating role of antisocial peers. International Journal of Behavioral Development, 28, 553 - 560. Moffitt, T. E. & Caspi, A. (2001). Childhood predictors differentiate life-course persistent and adolescence-limited antisocial pathways among males and females. Development and Psychopathology, 13, 355 - 375. Nachtigall, C. & Wirtz, M. (1998). Wahrscheinlichkeitsrechnung und Inferenzstatistik: statistische Methoden für Psychologen, Teil 2. Weinheim: Juventa. Osgood, D. W., Wilson, J. K., O’Malley, P. M., Bachman, J. G., Johnston, L. D. (1996). Routine activites and individual deviant behavior. American Socioligical Review, 61, pp. 635 - 655. Pfeiffer, C. & Wetzels, P. (1999). Zur Struktur und Entwicklung der Jugendgewalt in Deutschland. Aus Politik und Zeitgeschichte, B26/ 99, 3 - 22. Rey, J. M, Sawyer, M. G. & Prior, M. R. (2005). Similarities and differences between aggressive and delinquent children and adolescents in a national sample. Australian and New Zealand Journal of Psychiatry, 39, 366 - 372. Ryan, R. M & Deci, E. L. (2000). Self-determination theory and the facilitation of intrinsic motivation, social development and well-being. American Psychologist, 55, 68 - 78. Ryder, A. G., Alden, L. E. & Paulhus, D. L. (2000). Is acculturation unidimensional or bidimensional? A headto-head comparison in the prediction of personality, self-identity, and adjustment. Journal of Personality and Social Psychology, 79, 49 - 65. Schmitt-Rodermund, E. & Silbereisen, R. K. (2002). Psychosoziale Probleme bei jungen Aussiedlern - eine Längsschnittstudie. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 34, 63 - 71. Göttingen: Hogrefe. Schmitt-Rodermund, E. & Silbereisen, R. K. (2004). „Ich war gezwungen, alles mit der Faust zu regeln“ - Delinquenz unter jugendlichen Aussiedlern aus der Perspektive der Entwicklungspsychologie. In D. Oberwittler & S. Karstedt. (Hrsg.), Soziologie der Kriminalität (Sonderheft 43 der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie). Wiesbaden: Westdeutscher Verlag. Stamps, S. M. & Stamps, M. B. (1985). Race, class and leisure activities of urban residents. Journal of Leisure Research, 17, 40 - 56. Strobl, R. & Kühnel, W. (2000). Dazugehörig und ausgegrenzt. Analysen zu Integrationschancen junger Aussiedler. Weinheim: Juventa. Süss, W. (1995): Zur psychosozialen Situation der Aussiedlerkinder und -jugendlichen. Sozialwissenschaften und Berufspraxis (SUB), 18, 131 - 146. Walter, J. & Grübl, G. (1999). Junge Aussiedler im Jugendstrafvollzug. In K. J. Bade & J. Oltmer (Hrsg.), Aussiedler: Deutsche Einwanderer aus Osteuropa (S. 153 - 176). Osnabrück: Universitätsverlag Rasch. Wright, B. R. E., Caspi, A., Moffitt, T. E., Miech, R. A. & Silva, P. A. (1999). Reconsidering the relation between SES and delinquency: causation but not correlation. Criminology, 37, 479 - 514. Yu, P. & Berryman, D. L. (1996). The relationship among self-esteem, acculturation, and recreation participation of recently arrived Chinese immigrant adolescents. Journal of Leisure Research, 28, 251 - 273. Dipl.-Psych. Tobias Raabe Friedrich-Schiller-Universität Jena Institut für Psychologie Abteilung Forschungssynthese, Intervention und Evaluation Humboldtstr. 26 D-07743 Jena Tel.: (0 36 41) 94 59 04 Fax: (0 36 41) 94 59 02 E-Mail: Tobias.Raabe@uni-jena.de Dr. Peter F. Titzmann Friedrich-Schiller-Universität Jena Institut für Psychologie Lehrstuhl für Entwicklungspsychologie Am Steiger 3/ Haus 1 D-07743 Jena Tel.: (0 36 41) 94 52 20 Fax: (0 36 41) 94 52 02 E-Mail: Peter.Titzmann@uni-jena.de Prof. Dr. Rainer K. Silbereisen Friedrich-Schiller-Universität Jena Institut für Psychologie Lehrstuhl für Entwicklungspsychologie Am Steiger 3/ Haus 1 D-07743 Jena Tel.: (0 36 41) 94 52 01 Fax: (0 36 41) 9 452 02 E-Mail: Rainer.Silbereisen@uni-jena.de 50 Tobias Raabe et al.
