Psychologie in Erziehung und Unterricht
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0342-183X
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/peu2012.art21d
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Videogestützte Beratung zur Beziehungsförderung bei jungen Müttern und ihren Säuglingen - Auswirkungen auf die mütterliche Feinfühligkeit
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Ina Bovenschen
Sandra Gabler
Gottfried Spangler
Melanie Pillhofer
Anne K. Künster
Angebote im Bereich der Frühen Hilfen wurden in Deutschland in den letzten Jahren zunehmend ausgebaut und etabliert. In der vorliegenden Studie wurde mittels eines randomisierten Kontrollgruppendesigns die Wirksamkeit eines bindungstheoretischen Beratungsansat-zes zur frühen Beziehungsförderung an einer Gruppe hoch belasteter Mütter (N=36) untersucht: eine Teilgruppe erhielt in den ersten drei Lebensmonaten des Säuglings videogestützte Beratungen und wurde mit einer Kontrollgruppe ohne spezifische Beratungsangebote im Hinblick auf Veränderungen in der mütterlichen Feinfühligkeit verglichen. Die mütterliche Feinfühligkeit wurde 1, 3 und 6 Monate nach der Geburt des Säuglings erhoben. Die Ergebnisse zeigen, dass die Interven-tion das mütterliche Verhalten positiv beeinflusste. Die Effekte konnten allerdings nicht langfristig aufrechterhalten werden, so dass längerfristige Beratungsangebote bzw. Auffrischungssitzungen zum Erhalt der Effekte notwendig scheinen. Zudem ergaben sich Hinweise auf eine differenzielle Wirksamkeit, da die Beratung bei nicht-jugendlichen und psychisch belasteten Müttern positiv wirkte, während die Beratung bei jugendlichen Müttern durch flankierende Maßnahmen unterstützt werden sollte.
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Psychologie in Erziehung und Unterricht, 2012, 59, 275 - 289 DOI 10.2378/ peu2012.art21d © Ernst Reinhardt Verlag München Basel n Empirische Arbeit Videogestützte Beratung zur Beziehungsförderung bei jungen Müttern und ihren Säuglingen Auswirkungen auf die mütterliche Feinfühligkeit Ina Bovenschen, Sandra Gabler, Gottfried Spangler Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Melanie Pillhofer, Anne K. Künster, Ute Ziegenhain, Jörg M. Fegert Universitätsklinikum Ulm Video-Based Intervention for Mother-Infant-Dyads at Risk - Effects on Maternal Sensitivity Summary: Early prevention and intervention services for families at risk have been expanded throughout the recent years. In the current study, the effectiveness of an attachment-based shortterm intervention using video-feedback was investigated based on a randomized control group design. 36 high-risk mothers and their infants were assigned to either the intervention group receiving the video-feedback during the first three months after infants’ birth, or to a control group receiving standard community support. Maternal sensitivity was assessed at 1, 3, and 6 months after infants’ birth. Results show that initially after intervention, intervention group mothers were significantly more sensitive than control group mothers. However, no differences were found at follow-up (6 months after birth) indicating that booster shots may be necessary to keep up positive intervention effects. Moreover, we found evidence of differential effectiveness as the intervention was more effective in enhancing sensitivity of non-adolescent mothers and mothers with psychiatric diagnosis whereas adolescent mothers may need more intense interventions with a broader focus. Keywords: Attachment, interaction, sensitivity training, prevention Zusammenfassung: Angebote im Bereich der Frühen Hilfen wurden in Deutschland in den letzten Jahren zunehmend ausgebaut und etabliert. In der vorliegenden Studie wurde mittels eines randomisierten Kontrollgruppendesigns die Wirksamkeit eines bindungstheoretischen Beratungsansatzes zur frühen Beziehungsförderung an einer Gruppe hoch belasteter Mütter (N=36) untersucht: eine Teilgruppe erhielt in den ersten drei Lebensmonaten des Säuglings videogestützte Beratungen und wurde mit einer Kontrollgruppe ohne spezifische Beratungsangebote im Hinblick auf Veränderungen in der mütterlichen Feinfühligkeit verglichen. Die mütterliche Feinfühligkeit wurde 1, 3 und 6 Monate nach der Geburt des Säuglings erhoben. Die Ergebnisse zeigen, dass die Intervention das mütterliche Verhalten positiv beeinflusste. Die Effekte konnten allerdings nicht langfristig aufrechterhalten werden, so dass längerfristige Beratungsangebote bzw. Auffrischungssitzungen zum Erhalt der Effekte notwendig scheinen. Zudem ergaben sich Hinweise auf eine differenzielle Wirksamkeit, da die Beratung bei nicht-jugendlichen und psychisch belasteten Müttern positiv wirkte, während die Beratung bei jugendlichen Müttern durch flankierende Maßnahmen unterstützt werden sollte. Schlüsselbegriffe: Bindung, Feinfühligkeitstraining, bindungsorientierte Intervention, Interaktion, Prävention 276 Ina Bovenschen et al. Ein zentraler Faktor für die kindliche Verhaltensentwicklung ist das Verhalten der Eltern (u. a. Minde & Minde, 1997). Dementsprechend erwiesen sich in zahlreichen Studien Unterschiede im Elternverhalten als bedeutsam für die kindliche Verhaltensentwicklung, z. B. im Bereich der kognitiven Entwicklung (u. a. Bradley, Caldwell & Rock, 1989; Spangler, 1994) oder der sozial-emotionalen Entwicklung (z. B. van den Boom, 1994; Spangler, Fremmer-Bombik & Grossmann, 1996). Bei abweichendem Elternverhalten in Form von Misshandlung oder Vernachlässigung sind die Auswirkungen besonders gravierend, da diese Formen des Elternverhaltens zu erheblichen Beeinträchtigungen in der kindlichen Entwicklung führen, z. B. in Form von Entwicklungsverzögerungen, Regulationsdefiziten und behandlungsbedürftigen psychischen Problemen (z. B. Gilbert, Spatz Widom, Browne, Fergusson, Webb & Jason, 2009; Kindler, Lillig, Blüml, Werner & Rummel, 2006; MacMillan & Munn, 2001; Moggi, 2005). Die Frage, wie belastete Familien frühzeitig erreicht werden und vor allem, wie wirksame Hilfs- und Unterstützungsangebote für sie aussehen können, bildet bei der Entwicklung früher Hilfen einen zentralen Diskussionspunkt. Ansatzpunkte für die Entwicklung wirksamer Interventionen bilden vor allem Erkenntnisse aus der Resilienzforschung (z. B. Luthar, 2006; Rutter, 1985, 1990; Werner, 1990). In groß angelegten Längsschnittstudien zeigte sich, dass sich nicht alle Kinder, die aufgrund von risikoerhöhenden Bedingungen ein erhöhtes Risiko für eine fehlangepasste Entwicklung aufweisen, tatsächlich abweichend entwickeln. Diese Widerstandsfähigkeit („Resilienz“) der Kinder wird durch die Wirkung von sogenannten Schutzfaktoren erklärt, die der Wirkung risikoerhöhender Bedingungen entgegenwirken. Als mögliche Schutzfaktoren werden dabei zum einen kindbezogene Faktoren wie das kindliche Temperament, hohe Intelligenz und hohes Selbstwertgefühl (z. B. Cowen, Work & Wyman, 1997; Masten, Hubbard, Gest, Tellegen, Garmezy & Ramirez, 1999) diskutiert, andererseits aber auch Schutzfaktoren, die innerhalb der Familie oder innerhalb des sozialen Umfelds liegen wie z. B. soziale Unterstützung (z. B. Werner, 1993), ein unterstützendes Erziehungsklima (z. B. Cowen et al., 1997; Masten et al., 1999), eine gute Schulbildung der Eltern (z.B. Werner, 1993) sowie eine positive Bindungsbeziehung zu einer Bezugsperson (z. B. Egeland, Carlson & Sroufe, 1993; Masten et al., 1999; Werner, 1993). Die Befunde zur Resilienz legen frühe und präventive Interventionen nahe, die die Förderung von risikomildernden Faktoren anzielen, z. B. Interventionen, die an der Förderung der elterlichen Erziehungs- und Beziehungskompetenzen ansetzen oder Programme, die die kindlichen Kompetenzen stärken (z. B. Gloger-Tippelt, 2007; Kindler & Spangler, 2005; Spangler, 2004). Eine Reihe von internationalen Meta- Analysen und Reviews (u. a. Beckwith, 2000; Chaffin & Friedrich, 2004; Geeraert, Van den Noortgate, Grietens & Onghena, 2004; Mac- Leod & Nelson, 2000; Reynolds, Mathieson & Topitzes, 2009) belegen, dass frühe Interventionen elterliche Erziehungseinstellungen und Praktiken positiv beeinflussen und dadurch langfristig die Auftretenswahrscheinlichkeit von abweichendem Elternverhalten reduzieren. Speziell für die frühe Kindheit wurden insbesondere Interventionen zur Förderung sicherer Bindungen beim Kind entwickelt (für einen Überblick z. B. Bakermans-Kranenburg, van IJzendoorn und Juffer, 2003). Eine zentrale Rolle spielt dabei die Förderung der elterlichen Feinfühligkeit, die als zentraler Prädiktor für die Entwicklung sicherer Bindungsbeziehungen angenommen wird (De Wolff & van IJzendoorn, 1997). Bindungsbasierte Interventionen erwiesen sich insgesamt als effektiv (Bakermans-Kranenburg et al., 2003; Egeland, Weinfield, Bosquet und Cheng, 2000), allerdings gibt es kontroverse Diskussionen darüber, welche Elemente der Intervention die Wirksamkeit der Interventionen bedingen. Dabei besteht vor allem Uneinigkeit bezüglich des Beginns, der Dauer und der Intensität sowie der inhaltlichen Ausrichtung der Interventionen. Egeland et al. (2000) schlussfolgern in ihrem Review, dass länger- Beratung zur Beziehungsförderung bei jungen Müttern und ihren Säuglingen 277 fristig angelegte und zeitintensive Programme, in denen das Fürsorgeverhalten und die mütterliche Bindungsrepräsentation im Mittelpunkt stehen, besonders wirksam im Hinblick auf die Förderung von Bindungssicherheit sind. Dagegen erwiesen sich in der Meta-Analyse von Bakermans-Kranenburg et al. (2003) diejenigen Interventionen als besonders wirksam, die zeitlich begrenzt und gezielt auf die Verbesserung mütterlichen Verhaltens ausgerichtet waren. Ein „more is better“ (Egeland et al., 2000) steht somit einem „Less is more“ (Bakermans-Kranenburg et al., 2003) gegenüber. Neben der Frage nach der allgemeinen Wirksamkeit stellt sich zunehmend auch die Frage der differenziellen Wirksamkeit, d. h. ob die Interventionen tatsächlich unabhängig von der jeweiligen familiären Situation wirksam sind. So wird von einigen Autoren argumentiert, dass die Entscheidung für eine mehr oder weniger intensive Interventionsform von den Bedürfnissen der jeweiligen Familie abhängig ist (z. B. Berlin, 2005) bzw. dass Interventionen an spezifische Risikogruppen (z. B. vernachlässigungs- und misshandlungsgefährdete Familien) angepasst werden müssen, um wirksam zu sein (Layzer et al., 2001). Allerdings gibt es bisher nur wenige Studien, in denen eine differenzielle Wirksamkeit genauer untersucht wurde. Auch in Deutschland wurde in den letzten Jahren eine Vielzahl von Hilfsangeboten im Bereich des Kinderschutzes installiert, die Eltern in schwierigen Lebenssituationen bei der Wahrnehmung ihrer Erziehungsaufgaben unterstützen und somit zur Prävention von Vernachlässigung und Misshandlung beitragen sollen (Renner, Sann & NZFH, 2010). Bisher liegen allerdings kaum wissenschaftliche Erkenntnisse über die Wirksamkeit der Programme vor. Zur Beantwortung der Fragen nach der Wirksamkeit Früher Hilfen wurde 2007 im Rahmen eines Aktionsprogramms des Bundesfamilienministeriums das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) eingerichtet, das die Etablierung von Frühen Hilfen unterstützen und die wissenschaftliche Überprüfung von bestehenden Angeboten vorantreiben soll (Renner et al., 2010). Im Rahmen der insgesamt neun Modellprojekte wurde beispielsweise die Wirksamkeit des STEEP-Programms (Suess & Kißgen, 2005) sowie der Entwicklungspsychologischen Beratung, eines Unterstützungsangebots zur Förderung der Eltern-Kind-Beziehung (Ziegenhain, Fries, Bütow & Derksen, 2006), überprüft. Die Entwicklungspsychologische Beratung wurde im Rahmen des Modellprojekts „Guter Start ins Kinderleben“ 1 in acht Modellkommunen eingeführt und ihre Umsetzung wissenschaftlich begleitet. Erste Ergebnisse dieser Untersuchung sollen in der hier vorliegenden Studie dargestellt werden. Das Konzept der Entwicklungspsychologischen Beratung Die Entwicklungspsychologische Beratung wurde von Ziegenhain et al. (2006) entwickelt und ist ein aufsuchendes Unterstützungsangebot zur Förderung der Eltern-Kind-Beziehung und verknüpft dabei die bindungstheoretisch begründete Förderung feinfühligen elterlichen Verhaltens mit der spezifischen Vermittlung von Ausdrucks-, Belastungs- und Bewältigungsverhaltensweisen von Säuglingen und Kleinkindern (Als, 1982; Brazelton, 1984). 2 In 1 Das Modellprojekt „Guter Start ins Kinderleben“ wurde in gemeinsamer Initiative der Bundesländer Baden- Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz und Thüringen entwickelt und gemeinsam gefördert. Die Evaluation wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und dem Nationalen Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) im Rahmen des Aktionsprogramms „Frühe Hilfen für Eltern und Kinder und soziale Frühwarnsysteme“ gefördert (http: / / www. uniklinik-ulm.de/ kjpp). 2 Die Entwicklungspsychologische Beratung kann flexibel in unterschiedlichen Praxisfeldern und institutionellen Hilfestrukturen integriert werden. Als Entwicklungspsychologische BeraterInnen können demnach verschiedene in der Kinder- und Jugendhilfe tätige Berufsgruppen (z. B. Hebammen, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut/ Innen, Sozialpädagogen/ Innen oder Erzieher/ Innen) ausgebildet werden. Die Weiterbildung umfasst 4 x 4 Kurstage (128 Unterrichtseinheiten) und erstreckt sich über einen Zeitraum von einem Jahr, wobei die Teilnehmerinnen zwischen den Kursblöcken eigene videogestützte Beratungsprozesse durchführen, die im Rahmen des Kurses supervidiert werden. 278 Ina Bovenschen et al. allen Phasen der Beratung steht die Wahrnehmung des Kindes durch die Eltern im Mittelpunkt, sodass die Eltern etwas über die Entwicklung ihres Kindes erfahren und die Fähigkeiten und Stärken ihres Kindes beobachten können. Die Lebenssituation, die Wünsche und Befindlichkeiten der Eltern werden mit dem Ziel einer Passung auf die Perspektive des Kindes bezogen. Die Inhalte der einzelnen Sitzungen werden daher individuell an die jeweilige Familie angepasst. Zentrales Instrument der Beratung stellt dabei die Videoanalyse und das Videofeedback dar, indem kurze - zunächst gelungene und später auch noch nicht gelungene - Interaktionssequenzen zwischen Eltern und Kind besprochen werden. Alle Beratungseinheiten finden im häuslichen Umfeld der Familie und in Anwesenheit des Säuglings statt. Dabei wird das Verhalten aus Perspektive des Kindes beschrieben und elterliches Verhalten darauf bezogen. Den einzelnen Beratungssitzungen werden jeweils neue Interaktionssequenzen der jeweils vorherigen Sitzung zugrunde gelegt, sodass Veränderungsprozesse in der Interaktion gut abbildbar gemacht werden (Ziegenhain et al., 2006). Die Entwicklungspsychologische Beratung ist als zeitlich begrenzte Intervention (in der Regel weniger als 10 Beratungen) konzipiert und stellt somit einen Beratungsansatz dar, der eng an den von Bakermans-Kranenburg et al. (2003) gefundenen Kriterien erfolgreicher früher Interventionen angelehnt ist. Ihre Wirksamkeit wurde erstmals von Ziegenhain, Derksen und Dreisörner (2004) an einer Stichprobe jugendlicher Mütter untersucht. Es zeigte sich, dass die Mütter, die die Entwicklungspsychologische Beratung erhielten, von diesem Angebot profitierten und sich zunehmend feinfühliger verhielten. Basierend auf diesen Befunden liegen der vorliegenden Arbeit zwei Hauptziele zugrunde: Zum einen soll überprüft werden, inwieweit sich die gefundenen positiven Auswirkungen der Entwicklungspsychologischen Beratung auf das mütterliche Verhalten replizieren lassen. Wie bei Ziegenhain et al. (2004) wurde aus forschungspraktischen Gründen (z. B. alleinerziehende Mütter, getrennte Wohnsituation der Eltern aufgrund einer Unterbringung in einer Mutter-Kind-Einrichtung, schwierige Erreichbarkeit der Väter) die Intervention lediglich mit den Müttern durchgeführt. Zum anderen soll im Hinblick auf eine differenzielle Wirksamkeit der Intervention geprüft werden, ob das Beratungskonzept sich als besonders effektiv bei bestimmten Risikokonstellationen erweist. Als potenzielle Moderatoren der Wirksamkeit wurden einerseits die Belastung der Mütter und andererseits der spezifische Risikokontext untersucht, der in der vorliegenden Studie durch Einbeziehung unterschiedlicher Risikogruppen (jugendliche Mütter, psychisch kranke Mütter, Mütter mit Migrationshintergrund, Mütter mit hoher psychosozialer Belastung) variiert wurde. Methodik Gesamtprojekt „Guter Start ins Kinderleben“ Basis der Studie ist das Modellprojekt „Guter Start ins Kinderleben“ zur frühen Förderung und Stärkung der Beziehungs- und Erziehungskompetenzen von Eltern. Ziel des Projekts, das in vier Bundesländern (Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Thüringen) an insgesamt acht Standorten durchgeführt wird, ist die Prävention von Vernachlässigung und Kindeswohlgefährdung im frühen Lebensalter. Träger des Projekts ist das Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/ Psychotherapie (Prof. Dr. Jörg Fegert & Prof. Dr. Ute Ziegenhain). Die fallbezogene Evaluation der Entwicklungspsychologischen Beratung bildet neben der Entwicklung von länderspezifischen organisatorischen Vernetzungsstrukturen sowie deren Dokumentation und Evaluation („Werkbuch Vernetzung“, Ziegenhain, Schöllhorn, Künster, Hofer, König & Fegert, 2010) einen Schwerpunkt des Projekts. Ein Standort des Projekts ist die Stadt Erlangen, wo die Evaluation der Entwicklungspsychologischen Beratung durch die Mitarbeiter des Lehrstuhls III Psychologie der Universität Erlangen- Nürnberg durchgeführt wurde. Die vorliegende Studie basiert auf den am Standort Erlangen erhobenen Daten. Beratung zur Beziehungsförderung bei jungen Müttern und ihren Säuglingen 279 Studiendesign und Stichprobe Basis der fallbezogenen Evaluation ist ein quasirandomisiertes Kontrollgruppendesign mit einem follow-up-Zeitpunkt 3 . Dazu wurden bei allen Mutter-Kind-Dyaden drei Datenerhebungen in den ersten sechs Lebensmonaten des Säuglings durchgeführt, jeweils am Ende des ersten, dritten und sechsten Lebensmonats. Die für die vorliegende Arbeit relevante Stichprobe umfasst die insgesamt 39 Mütter des Standorts Erlangen; drei Mütter brachen die Untersuchung im Verlauf des Projekts ab, sodass N = 36 Mütter in der Stichprobe verblieben, die aus einer Interventionsgruppe (n = 17) und einer Kontrollgruppe (n = 19) bestand. Die Mütter der Interventionsgruppe erhielten - zusätzlich zu den in den Regelstrukturen verankerten Hilfsangeboten - in den ersten drei Lebensmonaten des Säuglings sieben Beratungen basierend auf dem Konzept der Entwicklungspsychologischen Beratung. Die Mütter der Kontrollgruppe erhielten über denselben Zeitraum keine spezielle Beratung, hatten aber Zugang zu den in den Regelstrukturen verankerten Hilfsangeboten. Bei der Zuteilung der Mütter zu Kontroll- und Interventionsgruppe handelte es sich vom Grundsatz her um ein randomisiertes Kontrollgruppendesign. Allerdings gelang dies nicht immer, da einzelne Mütter nur unter bestimmten Bedingungen (z. B. Teilnahme an der Beratung) einer Teilnahme zustimmten. Studienteilnehmerinnen wurden über Schwangerenberatungsstellen, Mutter-Kind-Einrichtungen und Hebammen in der Region sowie über Teilnehmerinnen an den Weiterbildungen zur Entwicklungspsychologischen Beratung gewonnen. Zur Teilnahme an der Studie musste eins der vier folgenden Einschlusskriterien vorliegen: 1) Jugendliche Mutter bis zu einem Alter von 20 Jahren, 2) Mutter mit Migrationshintergrund, 3) Mutter mit psychischer Erkrankung oder 4) Mutter mit hoher psychosozialer Belastung (z. B. finanzielle Not, begrenzter Wohnraum, alleinerziehend); einige Mütter erfüllten mehrere dieser Kriterien. Es nahmen vor allem jugendliche Mütter (63.9 %) und Mütter mit psychischen Erkrankungen (33.3 %) teil, während deutlich weniger Mütter mit Migrationshintergrund (8.3 %) bzw. mit hoher psychosozialer Belastung (11.1 %) vertreten waren. Die teilnehmenden Mütter waren bei der Geburt im Mittel 22 Jahre alt (SD = 6.6), wobei die jüngste Mutter 15 Jahre und die älteste Mutter 37 Jahre alt war. Etwas mehr als die Hälfte der Mütter waren Erstgebärende (56.8 %). Der Großteil der Mütter waren ledig (70.3 %), während 21.6 % verheiratet und 8.1 % geschieden waren. Etwa ein Drittel der Mütter lebten in einer gemeinsamen Wohnung mit dem Partner (32.4 %), während 37.8 % in einer betreuten Mutter-Kind-Einrichtung lebten; die restlichen Mütter lebten alleine (13.5 %) bzw. bei den Eltern (16.2 %). Von den Müttern hatten 35.1 % zum Zeitpunkt der Geburt keinen Schulabschluss, 37.8 % einen (qualifizierten) Hauptschulabschluss und 27 % mindestens die mittlere Reife. Ablauf der Untersuchung Die Datenerhebungen fanden bezogen auf die Beratungsgruppe vor Beginn (Lebensmonat 1) und nach Abschluss (Lebensmonat 3) der Entwicklungspsychologischen Beratung statt; die dritte Erhebung (Lebensmonat 6) diente der Überprüfung der längerfristigen Wirksamkeit der Entwicklungspsychologischen Beratung. Die Datenerhebung bestand zu allen Messzeitpunkten aus einem Hausbesuch, bei dem eine Interaktionssequenz zwischen Mutter und Kind gefilmt wurde. Ergänzend wurde bei der ersten Erhebung in einem Gespräch mit der Mutter das Vorhandensein verschiedener Belastungsfaktoren (z. B. psychosoziale Belastungen, Ängste bzgl. der Entwicklung des Kindes, Überforderungsgefühle) anhand eines von Kindler (2007) entwickelten Anhaltsbogens abgefragt. Erhebungsmethoden Mütterliche Feinfühligkeit Das mütterliche Interaktionsverhalten wurde auf Basis der Skala der mütterlichen Feinfühligkeit (Ainsworth, Blehar, Waters & Wall, 1978) eingeschätzt. Die Skala erfasst die Fähigkeit der Bezugsperson, die im Verhalten des Kindes enthaltenen Signale wahrzunehmen, richtig zu interpretieren und bei gegebenem Verständnis angemessen und prompt darauf zu reagieren. Eine feinfühlige Mutter zeichnet sich nach Ainsworth et al. (1978) da- 3 Daten einer zweiten follow-up-Erhebung (Lebensmonat 12 des Säuglings) werden in der vorliegenden Studie noch nicht vorgestellt, da die Auswertung dieser Daten derzeit noch laufend ist. 280 Ina Bovenschen et al. durch aus, dass sie sich von den Bedürfnissen und Stimmungen des Kindes leiten lässt. Eine sehr feinfühlige Mutter reagiert auch auf subtile Signale des Kindes, und ihre Interaktionen sind auf das Verhalten des Kindes abgestimmt. Sie ist gut in der Lage, die Situation aus der Perspektive des Kindes zu betrachten, und die Wahrnehmung der Signale ist nicht durch ihre eigenen Bedürfnisse verzerrt. Die Feinfühligkeitseinschätzung erfolgte durch trainierte Beobachter, die das mütterliche Verhalten auf einer neunstufigen Ratingskala von 1 = sehr unfeinfühlig bis 9 = sehr feinfühlig einstuften. Grundlage der Beurteilung war eine ca. 15bis 20-minütige Interaktionssequenz zwischen Mutter und Kind, die zu jedem Messzeitpunkt auf Video aufgezeichnet wurde. Die Interaktionssituation bestand aus freien Spielsituationen und vorstrukturierten Interaktionssituationen (Wickeln, Füttern), für die jeweils ein separater Wert vergeben wurde. Da die Korrelation der Feinfühligkeit über die Situationen hinweg hoch signifikant war (r = .76) und nicht immer freie und strukturierte Interaktionssituationen vorhanden waren, wurden die vorhandenen Werte gemittelt, sodass für jede Mutter pro Erhebungszeitpunkt jeweils ein Feinfühligkeitswert vorlag. Die Feinfühligkeitseinschätzung erfolgte bei jedem Messzeitpunkt jeweils durch eine andere Auswerterin, die mit anderen im Projekt erhobenen Daten unvertraut war. Um Konfundierungen von Beobachter und Messzeitpunkt zu vermeiden, wurden die Videos eines Messzeitpunktes jeweils auf mehrere Beobachter aufgeteilt. Zur Überprüfung der Objektivität der Auswertung wurde anhand von 10 Videos eine Übereinstimmung zwischen den insgesamt fünf Auswerterinnen berechnet; die intra-class-Korrelation lag bei r = .96. Mütterliche Belastung Die Belastung der Mütter wurde anhand eines von Kindler (2007) entwickelten Screeninginstruments, dem sogenannten „Anhaltsbogen für ein vertiefendes Gespräch“, erfasst. Der Anhaltsbogen hat das Ziel, rund um die Geburt empirisch belegte Risikofaktoren zu identifizieren. Dabei werden im Anhaltsbogen fünf Risikobereiche differenziert: „mindestens eine besondere soziale Belastung“, „mehrere fehlende Schwangerschaftsuntersuchungen/ U-Untersuchungen“, „Kind stellt deutlich erhöhte Fürsorgeanforderungen, die die Möglichkeit der Familie zu übersteigen drohen“, „beobachtbare deutliche Schwierigkeiten der Hauptfürsorgeperson bei der Annahme und Versorgung des Kindes“ und „Hauptfürsorgeperson beschreibt starke Zukunftsangst, Überforderung oder Gefühl, vom Kind abgelehnt zu werden“ (Kindler, 2007). Da die Anzahl der sozialen Belastungsfaktoren zwischen den Müttern erheblich variierte, wurde ergänzend bestimmt, wie viele soziale Belastungsfaktoren vorhanden waren. Für die Analysen wurde sowohl die Anzahl der vorhandenen Risikobereiche (0 bis 5) als auch die Anzahl der sozialen Belastungsfaktoren (0 bis 10) verwendet. Bei der Einbeziehung in Varianzanalysen wurden dabei die Mütter basierend auf einem Mediansplit in zwei Gruppen (niedrige vs. hohe Anzahl an Risikobereichen bzw. an sozialen Belastungsfaktoren) eingeteilt. Ergebnisse Feinfühligkeit und Belastung der Mütter vor Beginn der Beratung Die durchschnittliche Feinfühligkeit zu Beginn der Erhebung lag bei M = 3.76 (SD = 1.96, Range von 1 bis 8). Die Mittelwerte von Kontroll- und Interventionsgruppe unterschieden sich dabei nicht signifikant (vgl. Tabelle 1). Beim Vergleich der Feinfühligkeitswerte der vorliegenden Risikostichprobe mit denen einer Normalstichprobe wenig belasteter Mütter (Spangler, Schieche, Ilg & Maier, 1994) zeigte sich, dass die Mütter der vorliegenden Risikostichprobe signifikant weniger feinfühlig waren als die Mütter der Vergleichsstichprobe, T (1,75) = 2.95, p < .05. N M SD Gesamt 36 3.76 1.96 Interventionsgruppe 19 4.00 1.89 Kontrollgruppe 17 3.56 2.04 Vergleichsgruppe (Spangler et al., 1994) 40 5.12 2.07 Tab. 1: Statistische Kennwerte der mütterlichen Feinfühligkeit vor Beginn der Beratung sowie Daten einer Vergleichsgruppe Beratung zur Beziehungsförderung bei jungen Müttern und ihren Säuglingen 281 Bezüglich der anhand des Anhaltsbogens erfassten mütterlichen Belastung zeigte sich, dass alle Mütter mindestens einen sozialen Belastungsfaktor aufwiesen, während die anderen Risikobereiche deutlich seltener vorhanden waren: bei 5 % der Mütter fehlten kindliche Vorsorge-Untersuchungen, bei 28 % der Mutter- Kind-Dyaden stellte das Kind erhöhte Fürsorgeanforderungen; 36 % der Mütter hatten Schwierigkeiten bei Annahme und Versorgung des Kindes, und bei 33 % der Mütter waren deutliche Zukunftsängste bemerkbar. Die Anzahl der vorhandenen Risikobereiche lag bei den Müttern zwischen 1 und 4 (M = 2.06, SD = 1.04), während die Anzahl der sozialen Belastungsfaktoren zwischen 1 und 6 (M = 2.42, SD = 1.32) lag. Die Anzahl der Risikobereiche und die Anzahl der sozialen Belastungsfaktoren korrelierte nicht signifikant, r = .21, ns. Unterschiede zwischen Interventions- und Kontrollgruppe ergaben sich im Hinblick auf das Ausmaß an Belastung nicht (vgl. Tabelle 2). Allgemeine Wirksamkeit der Intervention Um die allgemeine Wirksamkeit der Intervention zu überprüfen, wurde im ersten Schritt überprüft, inwieweit sich die Feinfühligkeit der Mütter in Abhängigkeit von der Gruppenzuge- * p < .05, IG = Interventionsgruppe, KG = Kontrollgruppe Abb. 1: Mütterliche Feinfühligkeit vor und nach der Intervention sowie drei Monate nach Abschluss der Intervention. 6 5 4 3 2 1 vor der Intervention nach der Intervention follow-up IG KG Anzahl Risikobereiche Anzahl sozialer Belastungsfaktoren N M SD M SD Gesamt 36 2.06 1.04 2.42 1.32 Beratungsgruppe 19 2.24 1.15 2.59 1.00 Kontrollgruppe 17 1.89 0.94 2.26 1.56 Tab 2: Deskriptive Kennwerte der im Anhaltsbogen erfassten Belastungsindikatoren 282 Ina Bovenschen et al. hörigkeit über die drei Messzeitpunkte veränderte. Zu diesem Zweck wurde eine zweifaktorielle Varianzanalyse mit dem unabhängigen Faktor „Gruppe“ (Interventionsgruppe, Kontrollgruppe) sowie dem Messwiederholungsfaktor „Zeit“ (vor der Intervention, nach der Intervention, follow-up) durchgeführt. Die Ergebnisse lieferten einen signifikanten Haupteffekt für den Faktor „Zeit“, F(1.6, 61.7) = 8.98, p < .01, h 2 = .21, sowie einen tendenziell signifikanten quadratischen Interaktionseffekt zwischen den Faktoren „Zeit“ und „Gruppe“, F(1, 34) = 3.02, p < .10, h 2 = .08. So zeigte sich in der Kontrollgruppe eine lineare Abnahme der mütterlichen Feinfühligkeit vom ersten bis zum sechsten Lebensmonat des Säuglings, während dies in der Interventionsgruppe während der Intervention (von 1 bis 3 Monaten) nicht der Fall war, sondern erst nach Abschluss der Intervention (vgl. Abb. 1). Post-hoc- T-Tests ergaben, dass die Feinfühligkeitswerte der Mütter der Interventionsgruppe unmittelbar nach der Beratung signifikant höher als die der Kontrollgruppe (T(35) = 2.99, p < .05) waren. Dieser Unterschied war vor der Intervention noch nicht und drei Monate nach Abschluss der Intervention nicht mehr gegeben. Differenzielle Wirksamkeit der Intervention: Analyse von Moderatoreffekten Im zweiten Schritt wurde untersucht, welche Variablen die Wirksamkeit der Intervention moderieren. Zum einen wurde dabei der Einfluss der mütterlichen Belastung (Anzahl an Risikobereichen sowie Anzahl sozialer Belastungsfaktoren) auf die Wirksamkeit der Intervention untersucht. Zum anderen sollte analysiert werden, inwieweit die Wirksamkeit der Beratung durch die Zugehörigkeit zu einer spezifischen Risikogruppe moderiert wird. Aufgrund geringer Fallzahlen in den beiden Risikogruppen „Migrationshintergrund“ und „hohe psychosoziale Belastung“ wurden in die Analysen lediglich die „Jugendlichkeit“ und das „Vorhandensein von psychischen Erkrankungen“ als potenzielle Moderatorvariablen einbezogen. Für jede der potenziellen Moderatorvariablen wurde eine dreifaktorielle Varianzanalyse berechnet; als Faktoren wurden bei allen Analysen der unabhängige Faktor „Gruppe“ (Interventionsgruppe, Kontrollgruppe) sowie der Messwiederholungsfaktor „Zeit“ (vor der Intervention, nach der Intervention, follow-up) einbezogen. Als dritter Faktor wurde der jeweilige Moderator hinzugenommen: Anzahl an Risikobereichen (hoch, niedrig), Anzahl sozialer Belastungsfaktoren (hoch, niedrig), Jugendlichkeit (jugendlich, nicht-jugendlich) oder die psychische Erkrankung (psychisch krank, nicht psychisch krank). Auf eine Reduzierung der Tests durch gleichzeitige Einbeziehung aller Faktoren in die Varianzanalyse musste aufgrund der in diesem Fall zu geringen Zellenbesetzung verzichtet werden. Im Folgenden werden dabei jeweils nur die Effekte berichtet, bei denen die jeweilige Moderatorvariable beteiligt war. Bezüglich des Faktors „Anzahl an Risikobereichen“ ergab sich ein signifikanter Interaktionseffekt zwischen den Faktoren Zeit und Anzahl an Risikobereichen, F(1, 32) = 4.30, p < .05, h 2 = .12, aber keine Wechselwirkung mit der Gruppenzugehörigkeit. Nur bei den Müttern mit geringerer Anzahl an Risikobereichen nahm die Feinfühligkeit unabhängig von der Gruppenzugehörigkeit über die drei Messzeitpunkte signifikant ab, F(2,14.7) = 9.63, p < .01, h 2 = .34, was allerdings durch die deutlich höheren Ausgangswerte in dieser Gruppe bedingt war. Posthoc-Analysen ergaben allerdings bei keinem der drei Messzeitpunkte einen signifikanten Unterschied in der Feinfühligkeit in Abhängigkeit von der Anzahl der Risikobereiche. Bezüglich der Anzahl der sozialen Belastungsfaktoren deutete ein tendenziell signifikanter Haupteffekt für den Faktor Belastung, F(1, 32) = 3.35, p < .10, h 2 = .10, zwar auf niedrigere Feinfühligkeitswerte von stärker belasteten Müttern (M = 2.80, SE = 0.36) im Vergleich zu geringer belasteten Müttern hin (M = 3.65, SE = 0.30), aber auch hier ergaben sich keine Wechselwirkungen mit der Gruppenzugehörigkeit. Somit Beratung zur Beziehungsförderung bei jungen Müttern und ihren Säuglingen 283 hatte weder die Anzahl der Risikobereiche noch der sozialen Belastungsfaktoren Einfluss auf die Wirksamkeit der Intervention. Für den Faktor „Jugendlichkeit“ (jugendlich, nicht-jugendlich) ergab sich ein signifikanter Haupteffekt, F(1, 32) = 16.21, p < .01, h 2 = .34, sowie eine hoch signifikante Wechselwirkung zwischen den Faktoren Zeit, Gruppe und Jugendlichkeit, F(1.8, 15) = 11.27, p < .01, h 2 = .26. Demnach verhielten sich jugendliche Mütter unabhängig von Gruppe und Messzeitpunkt weniger feinfühlig als nicht-jugendliche Mütter. Bzgl. des Interaktionseffekts ergaben Post-hoc-Analysen sowohl bei den jugendlichen Müttern als auch bei den nicht-jugendlichen Müttern Wechselwirkungen zwischen den Faktoren Zeit und Gruppe, F jugend (1.7, 36.5) = 4.13, p < .05, h 2 = .16 bzw. F nicht-jugend (1.9, 20.4) = 7.74, p < .01, h 2 = .41, die allerdings in unterschiedliche Richtungen wiesen (vgl. Abbildung 2). Bei den nicht-jugendlichen Müttern zeigte sich in der Kontrollgruppe eine signifikante Abnahme der mütterlichen Feinfühligkeit über die ersten sechs Lebensmonate hinweg, F(2, 12) = 10.23, p < .01, h 2 = .63, während die Feinfühligkeit der Mütter in der Beratungsgruppe auf einem stabilen Niveau blieb. Bei den jugendlichen Müttern dagegen sank die Feinfühligkeit in der Interventionsgruppe signifikant ab, F(2, 14.39) = 11.41, p < .01, h 2 = .53. Wie aus Abbildung 2 a ersichtlich, blieb die Feinfühligkeit dabei zwar zunächst stabil, sank dann aber zum follow-up ab. Bei den jugendlichen Müttern in der Kontrollgruppe ergaben sich keine signifikanten Veränderungen, was durch die von Beginn an sehr niedrigen Feinfühligkeitswerte bedingt schien (vgl. Abbildung 2 a). Insgesamt zeigte sich, dass die Intervention nur bei der Gruppe der nicht-jugendlichen Mütter eine anhaltende positive Wirkung in Form einer Stabilisierung des feinfühligen Verhaltens hatte. Für den Faktor „psychische Erkrankung der Mutter“ ergab sich bei der dreifaktoriellen Varianzanalyse eine Wechselwirkung zwischen den Faktoren Zeit, Gruppe und psychische Erkrankung, F(1.8, 9.9) = 6.63, p < .01, h 2 = .17. Post-hoc-Analysen zeigten sowohl bei den psychisch kranken Müttern als auch bei den nicht psychisch kranken Müttern Wechselwirkungen zwischen den Faktoren Zeit und Gruppe, F psych (1.9, 19.4) = 5.12, p < .05, h 2 =.34 bzw. F nicht-psych (1.6, 35.1)= 2.60, p <. 10, h 2 = .11, die allerdings in unterschiedliche Richtungen wiesen (vgl. Abbildung 3). Bei den psychisch kranken Müttern in der Interventionsgruppe blieb die Feinfühligkeit über die ersten sechs Lebensmonate hinweg stabil, während die Feinfühligkeit der Mütter in der Kontrollgruppe signifikant absank, F(2, 12.4) = 7.44, p < .01, h 2 = .65. Bei den nicht psychisch-kranken Müttern zeigte sich ein umgekehrter Effekt: während die Feinfühligkeit der Mütter in der Interventionsgruppe zwar zunächst stabil blieb, zum followup hin aber signifikant absank, F(2,11.1) = 7.20, p < .01, h 2 = .44, zeigten sich keine Verände- 8 7 6 5 4 3 2 1 vor der Intervention nach der Intervention follow-up jugendlich IG (n =11) KG (n =12) 8 7 6 5 4 3 2 1 vor der Intervention nach der Intervention follow-up nicht jugendlich IG (n = 6) KG (n = 7) IG = Interventionsgruppe, KG = Kontrollgruppe Abb. 2 a und b: Veränderung der mütterlichen Feinfühligkeit in Abhängigkeit von der Jugendlichkeit der Mütter. 284 Ina Bovenschen et al. rungen über die Zeit in der Kontrollgruppe. Dieser Befund scheint allerdings durch das höhere Ausgangsniveau der Feinfühligkeit der Mütter ohne psychische Erkrankung in der Interventionsgruppe erklärbar (vgl. Abbildung 3 b). Insgesamt zeigte sich, dass die Intervention nur bei der Gruppe der psychisch kranken Mütter eine nachhaltige positive Wirkung in Form einer Stabilisierung des feinfühligen Verhaltens hatte. Aufgrund der vergleichbaren Befundmuster für die Faktoren „Jugendlichkeit“ und „psychische Erkrankung“ wurde abschließend untersucht, inwieweit die beiden Faktoren konfundiert waren. Es zeigte sich, dass die Jugendlichkeit der Mütter mit der Auftretenswahrscheinlichkeit von psychischen Erkrankungen zusammenhing, da jugendliche Mütter signifikant weniger psychische Erkrankungen hatten als nicht-jugendliche Mütter ( ϕ = .45, p < .01). Um abschließend zu klären, ob tatsächlich beide Faktoren unabhängig voneinander als Moderatorvariable fungieren, wurden die dreifaktoriellen Varianzanalysen wiederholt, wobei bei der Varianzanalyse mit dem Faktor Jugendlichkeit die psychische Erkrankung als Kovariate bzw. bei der Varianzanalyse mit dem Faktor psychische Erkrankung die Jugendlichkeit als Kovariate einbezogen wurde. Die signifikanten Wechselwirkungen blieben auch nach Einbeziehung der Kovariaten erhalten, sodass davon auszugehen ist, dass tatsächlich beide Faktoren als Moderatorvariablen fungieren. Diskussion Allgemeine Wirksamkeit Die Befunde der vorliegenden Studie verdeutlichen, dass frühe präventive Angebote in belasteten Familien mit Säuglingen wirksam sind. Im Einklang mit dem Befund von Ziegenhain et al. (2004) verhielten sich Mütter, die die Entwicklungspsychologische Beratung erhielten, unmittelbar nach der Beratung feinfühliger als Mütter der Kontrollgruppe, was die positive Wirkung der Entwicklungspsychologischen Beratung verdeutlicht. Allerdings konnten die Effekte nicht über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten bleiben, da die Unterschiede bei der follow-up-Erhebung, die drei Monate nach Ende der Beratung stattfand, nicht mehr feststellbar waren. Dieser Befund deutet darauf hin, dass die Dauer und Intensität der Intervention offenbar nicht ausreichte, um die mütterliche Feinfühligkeit nachhaltig zu verändern. Interessanterweise zeigten sich die kurzfristigen positiven Effekte der Entwicklungspsychologischen Beratung nicht in einem Anstieg der Feinfühligkeit, sondern eher in Form einer Prävention einer absinkenden Feinfühligkeit, die in der vorliegenden Risiko-Stichprobe insgesamt über die ersten sechs Lebensmonate des Säuglings erkennbar war. Eine Erklärungsmöglichkeit für dieses Absinken sind im Laufe der Entwicklung des Babys sich verändernde Bedürfnisse und 8 7 6 5 4 3 2 1 vor der Intervention nach der Intervention follow-up psychisch krank IG (n =7) KG (n =5) 8 7 6 5 4 3 2 1 vor der Intervention nach der Intervention follow-up nicht psychisch krank IG (n =10) KG (n =14) IG = Interventionsgruppe, KG = Kontrollgruppe Abb. 3 a und b: Veränderung der mütterlichen Feinfühligkeit in Abhängigkeit von der psychischen Erkrankung der Mütter. Beratung zur Beziehungsförderung bei jungen Müttern und ihren Säuglingen 285 Anforderungen durch den Säugling. Nach Vygotsky (1978) hat die Bezugsperson dabei die Aufgabe, ihr Verhalten an das Fähigkeitsniveau des Kindes anzupassen; idealerweise bewegt sie sich immer in der Zone der proximalen Entwicklung und ist dadurch in der Lage, die Entwicklung des Kindes in optimaler Weise zu fördern. Dabei ist durchaus denkbar, dass eine Mutter, die feinfühlig auf die Bedürfnisse eines Neugeborenen eingehen kann, Schwierigkeiten mit einem aktiveren sechs Monate alten Säugling hat, der mehr Anforderungen an Interaktions- und Spielverhalten stellt. Insbesondere bei Müttern, die nur über begrenzte Kompetenzen verfügen, wie dies in der vorliegenden Risikostichprobe durch die im Vergleich zu Normalstichproben geringe Feinfühligkeit angedeutet wird, scheint dieser Anpassungsprozess eine besonders große Herausforderung zu sein. Dementsprechend lassen sich die absinkenden Feinfühligkeitswerte in der vorliegenden Studie als Schwierigkeiten in der Anpassung an veränderte oder steigende kindliche Bedürfnisse interpretieren. Die Befunde zeigen auf, dass die Entwicklungspsychologische Beratung - zumindest kurzfristig - dazu beiträgt, die Mütter bei diesem Anpassungsprozess zu unterstützen und dadurch Feinfühligkeit auf einem stabilen Niveau zu halten. Die kurzfristigen positiven Effekte in der mütterlichen Feinfühligkeit lassen sich dahingehend interpretieren, dass der kontinuierliche Austausch mit der Beraterin - insbesondere die positiv verstärkende Rückmeldung über das Gelingen der Interaktion sowie die Information über aktuelle Entwicklungsthemen und Bedürfnisse der Kinder -, Motivation und Volition der Mütter erhöht, ihr eigenes Verhalten an den Bedürfnissen des Kindes zu orientieren. Nach Wegfall der Beratung können Motivation und Volition offenbar dann nicht aufrechterhalten werden, und die gelernten Fähigkeiten scheinen nicht ohne Weiteres auf die veränderten Bedürfnisse des Kindes im weiteren Entwicklungsverlauf übertragen werden zu können. Es ist daher möglich, dass nachhaltige Veränderungen eine weitere Begleitung der Mütter erfordert hätte, in denen die veränderten Bedürfnisse des Säuglings thematisiert und die Mütter bei einer Anpassung ihres Verhaltens weiter unterstützt werden. Die Befunde der vorliegenden Studie implizieren somit, dass effektive Interventionen - im Gegensatz zu den Annahmen von Bakermans- Kranenburg et al. (2003) - eher langfristig angelegt werden sollten bzw. dass die Effektivität der Intervention durch sogenannte „booster shots“ erhöht werden könnte (vgl. Egeland et al., 2000). Differenzielle Wirksamkeit Im Hinblick auf die Belastung der Mütter zeigte sich zunächst, dass sich Mütter mit einer hohen Anzahl sozialer Belastungsfaktoren unabhängig von der Beratung und unabhängig vom Zeitpunkt weniger feinfühlig verhielten; dies bestätigt die Vielzahl von Befunden, die in hoch belasteten Stichproben Defizite im Elternverhalten fanden (z. B. Egeland et al., 2000; Pianta, Egeland & Sroufe, 1989; van den Boom, 1994). Dagegen ergaben sich keine Hinweise darauf, dass die Wirksamkeit der Entwicklungspsychologischen Beratung durch die Belastung der Mütter beeinflusst wird. Die Entwicklungspsychologische Beratung als bindungsbasierte Intervention kann demnach auch bei hoch belasteten Müttern eingesetzt werden, was in Einklang mit den Befunden von Egeland et al. (2000) sowie Bakermans-Kranenburg et al. (2004) steht. Hinweise auf eine differenzielle Wirksamkeit ergaben sich in Abhängigkeit von der Jugendlichkeit bzw. dem Vorhandensein von psychiatrischen Vorerkrankungen der Mütter. Eine videogestützte Beratung, die auf das mütterliche Verhalten fokussiert, reicht scheinbar bei jugendlichen Müttern nicht aus, um die emotionale Qualität der Mutter-Kind-Beziehung langfristig zu stabilisieren, während Mütter mit psychiatrischen Vorerkrankungen gut von dem Beratungsangebot profitieren konnten. 286 Ina Bovenschen et al. Wie lässt sich diese differenzielle Wirksamkeit erklären? Verschiedene Studien belegen, dass bei jugendlichen Müttern nicht das jugendliche Alter alleine das Risiko bedingt, sondern vielmehr eine Kumulation von Risiken und deren Wechselwirkungen zu einer Entwicklungsgefährdung der Kinder beitragen. Zu den Risiken gehören unter anderem Armut, Schulabbruch, biografische Belastungen (z. B. „broken homes“, eigene Erfahrung von Vernachlässigung und Misshandlung, Isolation von der Familie) oder auch Substanzmissbrauch (z.B. Coley & Chase-Landsdale, 1998; Hardy, Astone, Brooks-Gunn, Shapiro & Miller, 1998; Woodward, Fergusson & Horwood, 2001). In Mutter-Kind-Interaktionen wird bei jugendlichen Müttern neben Auffälligkeiten im konkreten Verhalten oft ein mangelndes Wissen über die kindliche Entwicklung deutlich (z.B. Osofsky, Hann & Peebles, 1993). Aufgrund der Vielzahl der Risiken scheint bei jugendlichen Müttern daher ein auf das konkrete Elternverhalten ausgerichtetes Beratungsprogramm zu eng gefasst bzw. zu wenig intensiv zu sein, zumal die jugendlichen Mütter in der vorliegenden Studie sehr geringe Ausgangswerte in der Feinfühligkeit und somit einen besonders großen Förderbedarf hatten. Eine beziehungsfördernde Intervention sollte daher bei der Kumulation verschiedener Risiken, wie dies bei jugendlichen Müttern oft der Fall ist, mit Hilfen, die auf die Förderung anderer Schutzmechanismen (wie z. B. soziale Unterstützung, positiver familiärer Zusammenhalt oder positives Erziehungsklima, vgl. Scheithauer & Petermann, 2002) abzielen, abgestimmt und verknüpft werden. Zudem scheinen länger andauernde Interventionen vielversprechend, da bis zum Ende der Beratung eine Stabilisierung auch bei den jugendlichen Müttern erkennbar war, und die Feinfühligkeit erst nach Ende der Beratung absank. Psychisch kranke Mütter zeigen in ihrem Elternverhalten ähnliche Defizite wie jugendliche Mütter (z. B. DeMulder, Tarullo, Klimes- Dougan, Free & Radke-Yarrow, 1995; Murray, Fiori-Cowley, Hooper & Cooper, 1996), allerdings scheint vor allem die krankheitsbedingte verzerrte Wahrnehmung und Interpretation kindlichen Verhaltens diesen Defiziten zugrunde zu liegen, sodass die videogestützte Arbeit in der Beratung zu einer länger andauernden Stabilisierung des feinfühligen Verhaltens beitragen kann. Kritische Anmerkungen Bei der Interpretation der Befunde der vorliegenden Studie sind methodische Einschränkungen zu berücksichtigen. Zum einen ist die Stichprobe sehr klein; insbesondere bei den mehrfaktoriellen Varianzanalysen ist dies bei der Interpretation der Befunde zu beachten. Eine Re-Analyse unter Einbezug der gesamten Stichprobe (Mütter aller acht Standorte) scheint zentral, um die Ergebnisse zu stützen. Wie bereits im Methodenteil berichtet, war zunächst ein randomisiertes Kontrollgruppendesign vorgesehen, das bei einigen Müttern jedoch nicht umgesetzt werden konnte, da die BetreuerInnen aus der Jugendhilfe oder die Mütter selber die Zuweisung zur Beratungsgruppe wünschten. Es lässt sich daher nicht vollständig ausschließen, dass besonders motivierte oder besonders belastete Mütter in der Beratungsgruppe überrepräsentiert waren. Ergänzend ist zu erwähnen, dass sich die Anwerbung der Mütter für das Projekt schwierig gestaltete und eine hohe Motivierung erforderte, sodass die teilnehmenden Mütter eine selektive Gruppe von belasteten Familien darstellen. Bzgl. der Durchführung der Beratungen ist zu berücksichtigen, dass die Durchführungsgüte der Beratungen nicht überwacht wurde, sodass individuelle Unterschiede in der Durchführungsgüte und damit eventuell verbundene Unterschiede in der Wirksamkeit der Beratungen nicht überprüft werden konnten. Schließlich wurden in der vorliegenden Studie nicht alle potenziell relevanten outcome- und auch Moderatorvariablen einbezogen. Weiterführende Analysen unter Einbeziehung von z. B. der Belastung oder Bindungsrepräsen- Beratung zur Beziehungsförderung bei jungen Müttern und ihren Säuglingen 287 tation der Mütter können genauere Aussagen über die Prozesse der Wirksamkeit ermöglichen. Einschränkend ist insbesondere anzumerken, dass das kindliche Temperament, das in vorhergehenden Studien als relevante Moderatorvariable auf die Wirksamkeit früher Hilfen identifiziert wurde, im vorliegenden Projekt lediglich erhoben wurde, als die Kinder 12 Monate alt waren. Ausblick Insgesamt sind die Ergebnisse der vorliegenden Studie vielversprechend, da das mütterliche Verhalten durch die videogestützte Intervention - zumindest kurzfristig - positiv beeinflusst werden konnte. In zukünftigen Studien sollte der Frage der differenziellen Wirksamkeit genauer nachgegangen werden, d. h. welche Gruppe von Müttern welchen Umfang an Intervention benötigt, um positive Wirkungen der Intervention zu erreichen. Anmerkung Das Modellprojekt „Guter Start ins Kinderleben“ wurde in gemeinsamer Initiative der Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz und Thüringen entwickelt und gemeinsam gefördert. Die Evaluation wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und dem Nationalen Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) im Rahmen des Aktionsprogramms „Frühe Hilfen für Eltern und Kinder und soziale Frühwarnsysteme“ gefördert. Für die Mitarbeit bei den Datenerhebungen bedanken wir uns bei Katrin Lang, Katharina Lorey und Jana Delniotis. Für die Auswertungen der mütterlichen Feinfühligkeit sind wir Mareike Busmann, Cornelia Danner, Anna Weghofer, Vera Zalan sowie Stephanie Ast-Scheitenberger, die das Auswertungstraining geleitet hat, zu großem Dank verpflichtet. Wir danken außerdem dem Stadtjugendamt Erlangen, den Mutter-Kind-Einrichtungen in Bamberg, Fürth und Nürnberg, sowie den TeilnehmerInnen der Weiterbildung zur Entwicklungspsychologischen Beratung, die es uns ermöglicht haben, Kontakt zu den Eltern aufzunehmen. Insbesondere gebührt unser Dank allen teilnehmenden Familien für ihre Kooperation. Literatur Ainsworth, M. D. S., Blehar, M. C., Waters, E. & Wall, S. (1978). Patterns of attachment: A psychological study of the strange situation. Patterns of attachment: A psychological study of the strange situation. Oxford: Lawrence Erlbaum. Als, H. (1982). Toward a syntactive theory of development: Promise for the assessment and support of infant individuality. Infant Mental Health Journal, 3 (4), 229 - 243. 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Sandra Gabler Prof. Dr. Gottfried Spangler Institut für Psychologie Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Nägelsbachstr. 49 a 91052 Erlangen ina.bovenschen@psy.phil.uni-erlangen.de sandra.gabler@psy.phil.uni-erlangen.de gottfried.spanger@psy.phil.uni-erlangen.de Dipl.-Psych. Melanie Pillhofer Dr. Anne K. Künster Prof. Dr. Ute Ziegenhain Prof. Dr. Jörg Fegert Universitätsklinikum Ulm Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie Steinhövelstr. 5 89075 Ulm melanie.pillhofer@uniklinik-ulm.de anne-katrin.kuenster@uniklinik-ulm.de ute.ziegenhain@uniklinik-ulm.de joerg.fegert@uniklinik-ulm.de
