Psychologie in Erziehung und Unterricht
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0342-183X
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2015
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Studienwahl MINT
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2015
Simone Berweger
Christine Bieri Buschor
Andrea Keck Frei
In der vorliegenden Studie wurde mittels einer logistischen Regressionsanalyse der Einfluss schulischer, herkunftsbedingter und sozial-kognitiver Merkmale auf die Wahrscheinlichkeit untersucht, dass Frauen ein MINT-Studium anstatt ein Studium der Geistes- und Sozialwissenschaften antreten. Die Analysen beruhen auf Längsschnittdaten von 122 Frauen, die vor Abschluss des Gymnasiums sowie zwei Jahre später befragt wurden. Es zeigt sich, dass der positive Effekt eines gegenüber geschlechtsuntypischen Berufen offenen beruflichen Selbstkonzepts auf die Studienwahl verschwindet, wenn der Einfluss des gymnasialen Bildungsprofils kontrolliert wird. Der positive Effekt eines Bildungsprofils mit Schwerpunkt Mathematik/Physik oder Naturwissenschaften bleibt auch unter Kontrolle der schulischen Leistungen in Mathematik und Deutsch bestehen. Allerdings verschwindet der Effekt der Mathematiknote, wenn die Wichtigkeit verschiedener berufsbezogener Erwartungen kontrolliert wird. Den stärksten positiven Einfluss auf eine Studienwahl in MINT hat das Bildungsprofil, gefolgt vom Wunsch, im späteren Beruf wissenschaftlich tätig zu sein.
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n Empirische Arbeit Psychologie in Erziehung und Unterricht, 2015, 62, 121 -135 DOI 10.2378/ peu2015.art08d © Ernst Reinhardt Verlag München Basel Studienwahl MINT Gymnasiastinnen aus mathematisch-naturwissenschaftlichen Bildungsprofilen und ihr Wunsch, Wissenschaftlerin zu werden Simone Berweger, Christine Bieri Buschor, Andrea Keck Frei Pädagogische Hochschule Zürich Zusammenfassung: In der vorliegenden Studie wurde mittels einer logistischen Regressionsanalyse der Einfluss schulischer, herkunftsbedingter und sozial-kognitiver Merkmale auf die Wahrscheinlichkeit untersucht, dass Frauen ein MINT-Studium anstatt ein Studium der Geistes- und Sozialwissenschaften antreten. Die Analysen beruhen auf Längsschnittdaten von 122 Frauen, die vor Abschluss des Gymnasiums sowie zwei Jahre später befragt wurden. Es zeigt sich, dass der positive Effekt eines gegenüber geschlechtsuntypischen Berufen offenen beruflichen Selbstkonzepts auf die Studienwahl verschwindet, wenn der Einfluss des gymnasialen Bildungsprofils kontrolliert wird. Der positive Effekt eines Bildungsprofils mit Schwerpunkt Mathematik/ Physik oder Naturwissenschaften bleibt auch unter Kontrolle der schulischen Leistungen in Mathematik und Deutsch bestehen. Allerdings verschwindet der Effekt der Mathematiknote, wenn die Wichtigkeit verschiedener berufsbezogener Erwartungen kontrolliert wird. Den stärksten positiven Einfluss auf eine Studienwahl in MINT hat das Bildungsprofil, gefolgt vom Wunsch, im späteren Beruf wissenschaftlich tätig zu sein. Schlüsselbegriffe: Studienwahl, Frauen in MINT, Mathematik, Kurswahlen, laufbahnbezogene Erwartungen Choice of STEM Fields of Study - Women With a Math/ Natural Science Profile in High School who Want to Become Scientists Summary: This study investigated the influence of educational and social background, as well as social-cognitive factors on the probability of women choosing a STEM major versus a major in social sciences or humanities. A regression analysis was conducted, based on longitudinal data of 122 women, who were asked about their career options before finishing high school and two years later. The results reveal that the positive effect of an occupational self-concept open towards genderatypical occupations disappears when controlling for the educational profile in high school. The effect of a math/ physics or natural science profile chosen in high school remains significant even when controlling for grades in Mathematics and German. However, the significance of the grades in Mathematics disappears when job-related expectations are controlled for. The most powerful predictor was the educational profile, followed by the desire for a future occupation in research. Keywords: Career choice, women in STEM, mathematics, course enrolment, career expectations Die Studienwahl an Hochschulen erfolgt in verschiedenen Fachbereichen nach wie vor entlang geschlechtstypischer Trennlinien. Trotz vielfältiger (bildungs-)politischer und pädagogischer Bemühungen ist es bisher nicht gelungen, die Geschlechtstypik von Berufsfeldern und Laufbahnen zu überwinden (Watt & Eccles, 2006). Der relative Rückgang Studierender in naturwissenschaftlich-technischen Studiengängen (Organisation for Economic Co-operation and Development [OECD], 2006) und der in verschiedenen Ländern zu beobachtende Mangel 122 Simone Berweger et al. an entsprechenden Fach- und Nachwuchskräften (High Level Group on Increasing Human Resources for Science & Technology in Europe, 2004; OECD, 2008, 2009) hat das Interesse an Frauen in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) erneut aufleben lassen (Watt & Eccles, 2006). In den OECD-Ländern reichen die Frauenanteile in MINT-Studiengängen von 26 % in Mathematik und Informatik, 27 % in ingenieurwissenschaftlich-technischen Fachrichtungen bis 52 % in den life sciences. Die Schweiz liegt in allen drei Bereichen mindestens 10 % unter den OECD-Werten (Bundesamt für Statistik, 2008; OECD, 2009). In den letzten Jahren hat sich der Fokus auf die Frage verlagert, weshalb selbst besonders begabte Schülerinnen ihr Potenzial weniger häufig für eine Laufbahn in MINT nutzen (Benbow, Lubinski, Shea & Eftekhari- Sanjani, 2000; Buccheri, Abt Gürber & Brühwiler, 2011; van Langen & Dekkers, 2005). Empirische Arbeiten zur Studienwahl in MINT untersuchen häufig entweder Zukunftspläne bzgl. der Studienfachwahl oder retrospektiv erfasste Gründe für die Wahl. Der vorliegende Beitrag hingegen basiert auf Längsschnittdaten, die es erlauben, die realisierte Studienwahl anhand prospektiver, in der Abschlussphase des Gymnasiums erhobener Prädiktoren zu modellieren. Im Zentrum steht die Analyse von Faktoren, die dazu beitragen, dass Gymnasiastinnen in ein MINT-Studium anstatt in ein Studium der Geistes- und Sozialwissenschaften (GSW) eintreten. Forschungsbefunde zeigen, dass sich Frauen zwar insgesamt weniger häufig für ingenieurwissenschaftlich-technische Studienfächer entscheiden als Männer, jene jedoch, die dies tun, größere Ähnlichkeiten mit ihren Studienkollegen zeigen als mit (künftigen) Studentinnen anderer Fächergruppen (Abele, Schute & Andrä, 1999; Gilbert, Crettaz de Roten & Alvarez, 2006). Auch für den Verbleib von Studierenden in ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen fanden empirische Studien (bspw. Lent et al., 2013) keinen Effekt des Geschlechts. Geschlechtsunterschiede bei Voraussetzungen für eine Studienwahl in MINT, mit denen die Untervertretung von Frauen üblicherweise erklärt wird, liefern dementsprechend auch Hinweise auf Faktoren, in welchen sich Frauen in MINT von Frauen aus anderen Studiengängen unterscheiden. Der Vergleich der Studienwahl innerhalb der Gruppe von Frauen ist aus bildungspolitischer Sicht bedeutsam, da er Erkenntnisse speziell für die Förderung von Frauen bereitstellt, die als wichtige und bisher zu wenig berücksichtigte Zielgruppe für die Sicherstellung des Nachwuchses in MINT gelten. Nachfolgend werden übersichtsartig Studien zu Unterschieden dargelegt, die sich mit der Ausbildungswahl von Frauen in MINT im Vergleich zu Frauen mit Präferenzen für die Geistes- und Sozialwissenschaften beschäftigen. Prädiktoren einer Studienfachwahl oder Ausbildung im MINT-Bereich. Als unbestritten gilt, dass der Mathematik eine besondere Bedeutung für die Studienwahl zukommt (Köller, Watermann, Trautwein & Lüdtke, 2004). Der diskontinuierliche Besuch von Mathematikkursen über die Schullaufbahn hinweg wird seit Längerem als Grund für die eingeschränkte Ausbildungs- und Laufbahnwahl von Frauen und ihre Untervertretung in MINT diskutiert (Hannover, 1991; Linn & Hyde, 1989; Shapka, Domene & Keating, 2006). Schwerpunkt- und Wahlpflichtfächer auf der gymnasialen Oberstufe ermöglichen eine Spezialisierung sowie die Weiterentwicklung (berufsrelevanter) Interessen, die für die nachfolgende Studienfachwahl bedeutsam sind (z. B. Nagy, Trautwein, Baumert, Köller & Garrett, 2006; Schnabel & Gruehn, 2000; Watermann & Maaz, 2004; Watt & Eccles, 2006). In der Schweiz, wo Mathematikkurse bis Ende des Gymnasiums besucht werden müssen, jedoch je nach Profil mit unterschiedlichen Stundenzahlen, dürfte dieser Aspekt eine besondere Rolle spielen. Generell kommt bei Studierenden der Ingenieurwissenschaften dem Interesse an Forschung und forschungsorientierter Lehre, aber auch dem Anwendungsbezug und einer guten Berufsvorbereitung ein hoher Stellenwert zu (Bargel, Multrus & Schreiber, 2008). MINT-Studentinnen sind gemäß Nauta und Epperson (2003) aufgrund ihres primären Interesses an der Arbeit mit Daten und Studienwahl MINT 123 Ideen dem intellektuell-forschenden Typen (vgl. Holland, 1997) zuzuordnen. Internationale Schulleistungsstudien betonen insbesondere die Bedeutsamkeit fachlicher Leistungen sowie selbstbezogene Kognitionen und Emotionen für Ausbildungsentscheide am Ende der obligatorischen Schulzeit. Die Befunde zeigen, dass die Geschlechtsunterschiede (in Mathematik) entweder sehr gering (bspw. OECD, 2010) oder zugunsten der Mädchen ausfallen (Mullis, Martin & Foy, 2008). Gut belegt sind jedoch u. a. das größere Interesse und die stärkere Freude von Jungen an Mathematik sowie ihr positiveres Fähigkeitsselbstkonzept (OECD, 2004). Insbesondere das geringere mathematische Fähigkeitsselbstkonzept hat sich für die Geschlechtsunterschiede bei den Leistungskurswahlen in Mathematik als bedeutsam erwiesen (Köller, Daniels, Schnabel & Baumert, 2000). Dass das Fähigkeitsselbstkonzept nicht einfach als Ausdruck des realen Leistungsstands zu verstehen ist, legen Studien zum I/ E-Modell (Marsh, 1986) nahe; Lernende mit sehr guten Leistungen in den Sprachfächern erleben sich in Mathematik weniger kompetent, weil sich ihre Stärke in diesem Fach negativ auf ihr Mathematikselbstkonzept auswirkt (Lüdtke, Köller, Artelt, Stanat & Baumert, 2002; Möller, Pohlmann, Köller & Marsh, 2009; Rost, Dickhäuser, Sparfeldt & Schilling, 2004). Dies legt nahe, dass für eine Studienwahl in MINT nicht nur die Schulleistungen in Mathematik, sondern auch jene in Deutsch bedeutsam sind. Neben Interessen und Fähigkeiten spielen für die Entscheidungsfindung bei der Studienwahl Erwartungen bzgl. ausbildungs- und berufsbezogener Folgen und der subjektive Wert der erwarteten Folgen eine wichtige Rolle (Fitzpatrick & Silverman, 1989; Packard & Nguyen, 2003). Verschiedene Studien zeigen sowohl für das Interesse als auch für die Folgeerwartungen einen direkten Einfluss auf die Absicht einer Kurswahl oder eines Studiums in MINT (Fouad & Smith, 1996; Lent et al., 2001, 2003; Lent, Lopez, Lopez & Sheu, 2008). Ansätze und Studien in Anlehnung an Super (1970) betonen die Bedeutsamkeit beruflicher Werthaltungen für Laufbahnentscheide. Diese werden als Ziele oder Qualitäten definiert, „die der Mensch bei der beruflichen Arbeit für wichtig oder wünschenswert hält und die er bei der Arbeit oder durch die Arbeit zu erreichen […] versucht“ (Seifert & Bergmann, 1983, S. 160), und weisen inhaltliche Ähnlichkeiten mit dem subjektiven Wert berufsbezogener Folgeerwartungen (SCCT; Lent, Brown & Hackett, 1994) auf. Studien mit Absolvierenden verschiedener Fachrichtungen zeigen, dass Geschlechtsunterschiede in den beruflichen Werthaltungen zwischen Studienfächern bestehen, innerhalb der Fächer jedoch nur minimale Geschlechtseffekte zu beobachten sind (Abele et al., 1999), was auf die Sozialisation innerhalb der Fächer während des Studiums (ebd.) zurückgeführt wird. Gemäß der Befunde von Seifert und Bergmann (1983) unterscheiden sich berufliche Werthaltungen vor der Studienwahl in Abhängigkeit von Berufswunschgruppen. Dies legt nahe, dass nebst Sozialisationseffekten im Studium auch von Selbstselektionseffekten aufgrund beruflicher Werthaltungen im Studienwahlprozess auszugehen ist. Bei der Studienwahl im Bereich der Technik kommt beruflichen Werthaltungen bzw. dem subjektiven Wert erwarteter Folgen im sozialen Bereich ein wichtiger Stellenwert zu. So lässt Frauen insbesondere ihr Wunsch nach einem helfenden Beruf bzw. der Wert, den sie sozialen und gesellschaftlichen Aspekten eines Berufs zuschreiben, seltener ein Studium der Ingenieurwissenschaften aufnehmen als Männer (Eccles, 2007; Poglia & Molo, 2007). Verglichen mit ihren Kollegen scheint jedoch auch für Studentinnen der Ingenieurwissenschaften die Erwartung, durch ein Studium die Welt zu einem besseren Ort zu machen, wichtiger zu sein (Lupart, Cannon & Telfer, 2004). Auch Gilbert und Kollegen (2006) konnten zeigen, dass Frauen ihre Studienwahl stärker im Kontext eines sozial oder politisch motivierten Engagements situieren als Männer. Erwartungen bzgl. der Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Bedingungen bei der Entwicklung des beruflichen Selbstkonzepts sind 124 Simone Berweger et al. weitere wichtige Faktoren für die Berufs- und Studienwahl. Gottfredson (1981, 2002) postuliert, dass Personen Berufe aufgrund der Geschlechtstypik und des Prestiges auf ein Feld akzeptabler Ausbildungsalternativen eingrenzen und beim Entscheid für eine konkrete Option darauf achten, dass sich diese möglichst gut mit ihrem Selbstkonzept vereinbaren lässt. Die Berufswahl ist gemäß Gottfredson der Versuch, sich in einer größeren sozialen Ordnung zu platzieren und dabei eine sozial erwünschte (berufliche) Identität zu etablieren (Ratschinski, 2009). Das prototypische und stereotype Bild der MINT-Fächer als männlich, langweilig und alltagsfern stellt für Mädchen allerdings nicht erst bei der Berufs- und Studienwahl eine Hürde dar, sondern bereits wenn es darum geht, sich für entsprechende Leistungskurse zu entscheiden (Roger & Duffield, 2000). Mathematik, Physik und Chemie gelten als typische Jungenfächer und der Prototyp einer bzw. eines Lernenden, die bzw. der sich dafür interessiert, wird als wenig attraktiv, sozial inkompetent und nicht kreativ wahrgenommen (Hannover, 1991; Hannover & Kessels, 2004; Kessels, Warner, Holle & Hannover, 2008). Für Mädchen wird zusätzlich eine Eingrenzung von Ausbildungsoptionen aufgrund der antizipierten Unvereinbarkeit mit familiären Verpflichtungen angenommen (Frome, Alfeld, Eccles & Barber, 2008). In einer Studie von Savage und Fouad (1994) unterscheiden sich Studentinnen in traditionell weiblichen Studiengängen jedoch nicht von Studentinnen anderer Fachbereichsgruppen in ihren Wünschen nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Befunde von Poglia und Molo (2007) wiederum zeigen, dass sich innerhalb der Gruppe von Frauen die Wahrscheinlichkeit für ein technisches Studium um das Zweieinhalbfache erhöht, wenn im Hinblick auf den künftigen Beruf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie andere soziale Aspekte (bspw. anderen Menschen helfen, Kontakt mit Menschen) als wenig bedeutsam beurteilt werden. Bei der Erklärung von Berufs- und Laufbahnentscheidungen spielt auch das soziale Umfeld eine wichtige Rolle. Das Studium der Ingenieurwissenschaften gilt traditionell als Studium mit einem hohen Grad an Erstakademisierung (Hartmann, 2009). In einer Studie von Packard und Nguyen (2003) allerdings stammten Frauen, die in der Phase der Studienwahl an ihren naturwissenschaftlich-technischen Aspirationen festhielten, ausschließlich aus Akademikerfamilien. Generell berichten Studierende der Ingenieurwissenschaften davon, männliche Bezugspersonen seien für die Förderung ihres Technikinteresses speziell wichtig gewesen (ebd.). Es gibt jedoch auch Hinweise darauf, dass die Familientradition und Unterstützung lediglich für Männer eine Studienfachwahl im Bereich der Technik begünstigt (Poglia & Molo, 2007). Befunde von Fontanini (2003) hingegen zeigen, dass es im familiären Umfeld von Mädchen, die sich für eine technisch-naturwissenschaftliche Ausbildung interessieren, häufig (auch weibliche) Personen mit einem solchen fachlichen Hintergrund gibt. Es sind zudem Mädchen, die sich früh für ein technisch-naturwissenschaftliches Schulprofil entscheiden und die Wahl der Ausbildung primär aufgrund ihrer Vorliebe für Technik vorgenommen haben. Fragestellung In dieser Studie wird anhand von Längsschnittdaten untersucht, inwiefern familiäre und schulische Merkmale, Wertorientierungen im Zusammenhang mit Erwartungen an den künftigen Beruf sowie ein gegenüber geschlechtsuntypischen Berufen offenes berufliches Selbstkonzept die (Nicht-)Wahl eines Studienfachs in MINT bzw. in den Geistes- und Sozialwissenschaften (GSW) beeinflussen. Aufgrund bisheriger Untersuchungen erwarten wir, dass der Wahl eines mathematisch-naturwissenschaftlichen Bildungsprofils 1 und der Mathematikleistung am Ende 1 Ein mathematisches oder naturwissenschaftliches Bildungsprofil setzt die Wahl des Schwerpunktfachs Mathematik & Anwendungen der Physik oder Biologie & Chemie voraus (vgl. Leistungskurswahl im deutschen Schulsystem). Studienwahl MINT 125 des Gymnasiums ein besonderer Stellenwert zukommt. Für die Leistungen in Deutsch erwarten wir einen Einfluss auf das Wahlverhalten, indem gute Deutschnoten eine Studienwahl in MINT indirekt über das mathematische Fähigkeitsselbstkonzept negativ beeinflussen (vgl. I/ E- Modell, Marsh, 1986). Wir gehen davon aus, dass ein berufliches Selbstkonzept, das eine von der Geschlechtstypik unabhängige Eingrenzung akzeptabler beruflicher Alternativen ermöglicht (Gottfredson, 1981, 2002) sowie berufliche Werthaltungen eine wichtige Rolle spielen. Mit der Offenheit gegenüber geschlechtsuntypischen Berufen wird ein Aspekt des Selbstkonzepts gemessen, der zeigt, wie sich eine Person in einer von Männern bzw. Frauen dominierten Berufswelt positioniert (Gottfredson, 1981). Da aus entwicklungspsychologischer Sicht die Geschlechtstypik der Berufe bzw. Schulfächer in der Adoleszenz als Bedrohung für die Identität wahrgenommen werden kann (Gottfredson, 1981, 2002; Kessels et al., 2008), ist davon auszugehen, dass insbesondere die Offenheit gegenüber geschlechtsuntypischen Berufen eine zentrale Voraussetzung für den Eintritt in ein Studium in MINT darstellt. Bei den beruflichen Werthaltungen gehen wir gemäß der Typologie von Holland (1997) sowie Befunden von Eccles (2007) und Poglia und Molo (2007) davon aus, dass es Frauen in MINT weniger wichtig ist, später einer beruflichen Tätigkeit nachzugehen, bei der der Kontakt mit Menschen im Vordergrund steht und Menschen geholfen wird, sie jedoch ein stärkeres Interesse an forschender Tätigkeit aufweisen als Frauen in weiblich dominierten Studiengängen. Aufgrund von Befunden zum prototypischen Bild der MINT-Fächer (Hannover & Kessels, 2004; Kessels, 2005) ist anzunehmen, dass Frauen, für die kreative Tätigkeiten in ihrem künftigen Beruf wichtiger sind als technisch ausgerichtete Aspekte, sich mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für ein Studium in den GSW als in MINT entscheiden werden. Schließlich analysieren wir den Zusammenhang zwischen dem Stellenwert einer guten Vereinbarkeit von Beruf und Familie und einer Studienwahl in MINT. Methode Sechs Monate vor der Matura wurden 725 Gymnasiastinnen und Gymnasiasten im Klassenverband anhand eines standardisierten Fragebogens zur bevorstehenden Studienwahl befragt (2006; t1). Nach Abschluss des Gymnasiums erfolgte eine postalische Nachbefragung zur realisierten Studienwahl (2008; t2). Die Befragten besuchten die 13 Schwerpunktfächer 2 , die am Gymnasium im Wahlpflichtangebot sind und die den Hauptakzent im persönlichen Bildungsprofil setzen (Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren & Staatssekretariat für Bildung und Forschung, 2005). Mittels binär logistischer Regressionsanalysen wurde untersucht, in welchen Merkmalen sich die Gruppe jener Frauen, die nach Abschluss des Gymnasiums in ein MINT- Studium eingetreten ist, überzufällig von der Gruppe jener Frauen unterscheiden lässt, die ein Studium in den Geistes- oder Sozialwissenschaften aufgenommen hat. Stichprobe Die analysierte Stichprobe stammt aus der oben erwähnten Längsschnittstudie mit einer repräsentativen Ausgangsstichprobe von Maturandinnen und Maturanden der deutschsprachigen Schweiz (Bieri Buschor, Denzler & Keck, 2007). Sie besteht aus N = 122 jungen Frauen, die zwei Jahre nach Abschluss des Gymnasiums entweder ein Studium der Geistes- und Sozialwissenschaften oder ein Studium im Bereich MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) an einer Universität oder einer Eidgenössisch Technischen Hochschule aufgenommen haben. Tabelle 1 gibt einen Überblick über die Zusammensetzung der Gruppen nach Fachrichtung 3 . Die Mehrheit der Frauen (95 %) ist bei der Zweitbefragung zwischen 20 und 22 Jahre alt, der Anteil an Ausländerinnen liegt bei rund 7 %. 2 Das Schwerpunktfach wird aus einem Angebot an alten und modernen Sprachen bzw. den sechs Schwerpunktfächern Physik & Anwendungen der Mathematik, Biologie & Chemie, Wirtschaft & Recht, Philosophie, Pädagogik & Psychologie, Bildnerisches Gestalten und Musik gewählt. 3 Frauen, die ein Studium in Architektur aufgenommen haben (n = 12), wurden in der Stichprobe nicht berücksichtigt, da sich das Studium aufgrund seiner Fachkultur weder eindeutig den Ingenieurwissenschaften noch den Naturwissenschaften zuordnen lässt (Multrus, 2004). 126 Simone Berweger et al. Instrumente Familiäre Merkmale und schulische Voraussetzungen Bei der Erstbefragung kurz vor Abschluss der Matura (t1) wurde nach der höchsten abgeschlossenen Schulbildung der Eltern sowie deren Beruf gefragt. Daraus wurden zwei dummy-codierte Indikatoren, einerseits zur Herkunft aus einem Elternhaus mit akademischem Hintergrund und andererseits zur MINT-Nähe der Ausbildung des Vaters 4 gebildet (1 = mind. 1 Elternteil mit Hochschulabschluss; 1 = Vater mit einer höheren MINT-Ausbildung ISCED 5). Zur Berücksichtigung der schulischen Voraussetzungen wurde eine Dummy- Variable zum Bildungsprofil am Gymnasium (1 = Schwerpunktfach Physik & Anwendungen der Mathematik oder Biologie & Chemie, 0 = anderes) gebildet sowie die am Ende des Gymnasiums vorliegenden Leistungen in Mathematik und in Deutsch über die selbstberichtete Note (1 = stark ungenügende Leistung bis 6 = hervorragende Leistung) berücksichtigt. Berufliches Selbstkonzept - Offenheit gegenüber geschlechtsuntypischen Berufen Anhand des Items Ich kann mir vorstellen, einen für mein Geschlecht untypischen Beruf zu erlernen (4 = trifft sehr zu, 1 = trifft gar nicht zu) wurde erfasst, inwiefern die jungen Frauen bei der Studienwahl am Ende des Gymnasiums von einem Feld akzeptabler Alternativen (Gottfredson, 1981, 2002) ausgehen, bei dem die Geschlechtstypik von Berufen unbedeutend ist. Mit der Offenheit gegenüber geschlechtsuntypischen Berufen wird der Bedeutung der sozialen Kategorie Geschlecht als einem der drei zentralen Aspekte des beruflichen Selbstkonzepts gemäß Gottfredson (vgl. Ratschinski, 2009) Rechnung getragen. Berufliche Werthaltungen Aufgrund empirischer Befunde (Eccles, 2007; Hannover & Kessels, 2004; Kessels, 2005; Poglia & Molo, 2007) wurden fünf Aspekte berücksichtigt, die mit je einem Item auf einer 4-stufigen Skala (4 = sehr wichtig, 1 = gar nicht wichtig) messen, wie wichtig es den Studentinnen ist, in ihrem künftigen Beruf (1) Beruf und Familie gut zu vereinbaren, (2) wissenschaftlich tätig zu sein, (3) kreativ zu arbeiten und (4) anderen Menschen helfen zu können sowie (5) häufigen Kontakt mit anderen Menschen zu haben. Die Items wurden in Anlehnung an ein Instru- 4 Bei der Ausbildung der Mütter wurde auf einen solchen Indikator verzichtet, da insgesamt nur gerade 5 % der Mütter über eine höhere MINT-Ausbildung (ISCED 5) verfügen. Fachrichtung Anzahl (n) Anteil (%) Psychologie neue Sprachen & Literatur, Übersetzen/ Dolmetschen Publizistik/ Medienwissenschaften Politologie (Heil-)Pädagogik Geschichte, Ethnologie Soziologie, Soziale Arbeit andere GSW total GSW 23 14 11 7 5 5 3 18 86 18,85 % 11,48 % 9,02 % 5,74 % 4,10 % 4,10 % 2,46 % 14,75 % 70,49 % Ingenieurwissenschaften a Biologie, (Bio-)Chemie Umweltnaturwissenschaften, interdiszipl. Naturwiss. Geografie/ Erdwissenschaften Mathematik total MINT 10 11 9 4 2 36 8,20 % 9,02 % 7,38 % 3,28 % 1,64 % 29,51 % Gesamtstichprobe 122 100,00 % Tab. 1: Zusammensetzung der Stichprobe nach Fachrichtung Anmerkungen: GSW = Geistes- und Sozialwissenschaften; MINT = Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. a Inklusive IT. Studienwahl MINT 127 ment von Fiechter, Stienen und Bühler (2004) zur Erfassung beruflicher Wertorientierungen von Maturandinnen und Maturanden formuliert. MINT vs. Studium in den GSW Bei der Zweitbefragung (t2) wurden die ehemaligen Maturandinnen und Maturanden nach der aktuellen Ausbildungssituation befragt und dazu, ob es zu einem Studienabbruch gekommen ist. Aus den Angaben zur (ersten) Studienfachwahl wurde eine dummy-codierte Variable zur Fachbereichsgruppe (FBG) gebildet, die als abhängige Variable in die logistischen Regressionsanalysen einging (0 = Studienfach der FBG GSW, 1 = Studienfach der FBG MINT) 5 . Statistische Analysen In einem ersten Schritt wurden anhand von Häufigkeitsvergleichen Gruppenunterschiede in den dichotomen Variablen (Herkunftsfamilie, Schwerpunktfach am Gymnasium) geprüft und eine Vorselektion der Dummy-Variablen für die multivariate Analyse vorgenommen. In einem zweiten Schritt wurde mit einer binär logistischen Regressionsanalyse untersucht, anhand welcher von insgesamt acht Prädiktorvariablen sich Frauen in MINT von Frauen in den GSW unterscheiden bzw. die Vorhersage der Wahl eines Studienfachs in MINT besonders zuverlässig gelingt. Für eine bessere Interpretierbarkeit der Regressionsgewichte wurden mit Ausnahme der Mathematik- und Deutschnote (1 bis 6) sämtliche Prädiktorvariablen z-standardisiert (vgl. Köller et al., 2000). Die in Tabelle 3 aufgeführten Effekt-Koeffizienten exp [b j ] („odds ratio“) erlauben eine einfachere Interpretation der Prädiktoren bzw. geben Auskunft über deren Wirkungsrichtung und -stärke. Ein Wert von 3.81 für die Variable Mathematiknote (Modell 3) besagt beispielsweise, dass sich bei Erhöhung des x- Wertes um eine Einheit das Chancenverhältnis p(Gruppe MINT)/ p(Gruppe Nicht-MINT bzw. GSW) von ursprünglich 1 : 1 auf 3.81 : 1 verändert (Backhaus, Erichson, Plinke &Weiber, 2008). In der vorliegenden Studie wurden der Pseudo R 2 -Koeffizient nach Nagelkerke (Pseudo R 2 NK ), der ab einem Wert von 0.5 als sehr gut gilt und eine eindeutige inhaltliche Interpretation erlaubt, sowie der Hosmer- Lemeshow-Test (akzeptabel ab p > .70) verwendet, um die Variation der Regressionsmodelle zu quantifizieren (Backhaus et al., 2008; Tabachnick & Fidell, 2001). Ergebnisse Rund 40 % der Studentinnen kommen aus einem Elternhaus, in dem zumindest ein Elternteil über eine akademische Bildung verfügt. Der entsprechende Anteil in der Gruppe der Studentinnen aus den Geistes- und Sozialwissenschaften (n = 37, 43 %) unterscheidet sich diesbezüglich jedoch nicht überzufällig, c 2 (1) = .99, p = .32, von jenem der Studentinnen in MINT (n = 12, 33,3 %). Mütter mit einer höheren (Berufs-)Ausbildung in MINT (ISCED 5) sind die Ausnahme bzw. kommen lediglich bei sechs Studentinnen (5 %, 4 davon aus den GSW) vor. Die Annahme, dass die Väter von Frauen in MINT-Studiengängen häufiger (n = 9, 25,7 % vs. n = 27, 31,8 %) über eine höhere Ausbildung in MINT verfügen, wird verworfen, c 2 (1) = .43, p = .51. Hingegen bestätigt sich, dass diese Frauen am Gymnasium häufiger ein mathematisch- oder naturwissenschaftliches Bildungsprofil wählten als Frauen in den Geistes- und Sozialwissenschaften (n = 18, 50 % vs. n = 5, 58,1 %; c 2 (1) = 32.39, p < .001). Im Folgenden wurde mittels logistischer Regressionsanalysen untersucht, inwiefern die Wahrscheinlichkeit der Wahl eines Studienfachs in MINT im Vergleich mit der Wahl eines Studienfachs in den GSW durch (1) ein gegenüber geschlechtsuntypischen Berufen offenes berufliches Selbstkonzept, (2) das am Gymnasium absolvierte Bildungsprofil, (3) die Mathematik- und Deutschnote sowie (4) berufsbezogene Erwartungen bei der Studien- und Berufswahl beeinflusst wird. Die in der Tabelle 2 dargestellten Korrelationen zwischen den unabhängigen Variablen sind mehrheitlich nicht signifikant und mit drei Ausnahmen als gering (r ≤ +/ -.28) einzustufen. Die bivariaten Korrelationen mit der abhängigen Variable sind für die Deutschnote sowie für die Wichtigkeit der berufsbezogenen Erwartung, Berufstätigkeit und familiäre Verpflichtungen gut vereinbaren zu können, nicht signifikant. 5 Für den vorliegenden Beitrag wurden Frauen berücksichtigt, die ein Studium an einer Universität oder Eidgenössisch Technischen Hochschule angetreten haben. 128 Simone Berweger et al. Da einerseits die empirische Befundlage zum Einfluss der Vereinbarkeitsthematik auf die Studienwahl in männlich dominierten Fachbereichen uneindeutig ist - so ist unklar, ob sich der Wunsch nach Vereinbarkeit v. a. zwischen den Geschlechtern oder unabhängig vom Geschlecht zwischen Studierenden unterschiedlicher Fachbereiche unterscheidet - und andererseits keine Interaktionseffekte mit anderen Prädiktoren erwartet werden, wird nachfolgend im Regressionsmodell auf den Einbezug der Variable zur Vereinbarkeit verzichtet. Die Deutschnote hingegen wird trotz fehlender bivariater Korrelation berücksichtigt, denn vor dem Hintergrund des I/ E-Modells von Marsh (1986) muss angenommen werden, dass diese unter Kontrolle der Mathematiknote einen (über das fachspezifische Selbstkonzept in Mathematik vermittelten) negativen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit eines Studiums in MINT hat. Bei der binär logistischen Regressionsanalyse (vgl. Tab. 3) wurde in einem ersten Schritt (Modell 1/ M1) die Offenheit gegenüber geschlechtsuntypischen Berufen (als ein wichtiger Aspekt des beruflichen Selbstkonzepts) und in einem zweiten Schritt (Modell 2/ M2) das Bildungsprofil (dummy-codiert) als unabhängige Variable ins Modell aufgenommen (Methode = ENTER). Die Ergebnisse zeigen, dass der signifikante Effekt der Offenheit gegenüber geschlechtsuntypischen Berufen (M1) auf eine Studienwahl in MINT vs. GSW verschwindet, sobald der Einfluss des Bildungsprofils kontrolliert wird (M2). Der Besuch eines mathematisch-naturwissenschaftlichen Bildungsprofils am Gymnasium erhöht die Wahrscheinlichkeit für ein Studium in MINT um das 14-fache. Im Modell 3 (M3) wurden zusätzlich die Mathematik- und die Deutschnote als unabhängige Variablen berücksichtigt. Zwar zeigte sich bei den bivariaten Analysen für die Deutschnote kein signifikanter Zusammenhang mit der abhängigen Variable (vgl. Tab. 2), doch legen Forschungsbefunde nahe (Lüdtke et al., 2002; Möller et al., 2009; Rost et al., 2004), dass mit Suppressionseffekten zwischen Mathematik- und Deutschnote aufgrund der gegenseitigen Beeinflussung der fachbezogenen Selbstkonzepte in Mathematik und Deutsch zu rechnen ist. Die Ergebnisse zeigen, dass Frauen mit einem mathematisch-naturwissenschaftlichen Bildungsprofil - unter Kontrolle des Effekts der Mathematik- und Deutschnote sowie der Offenheit gegenüber geschlechtsuntypischen Berufen - eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit haben, in ein MINT-Studium einzutreten, und die Chance für die Wahl eines MINT- Studienfaches aufgrund des Profils um den Faktor 13.93 steigt. Zusätzlich haben auch die Noten einen signifikanten Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit einer Studienwahl in MINT: Beim Anstieg der Mathematiknote um eine Einheit steigt die Chance, ein MINT-Studium zu wählen, um den Faktor 3.81. Derselbe Anstieg in der Deutschnote hingegen senkt die Chance um den Faktor .34. In einem vierten Modell (M4) wurde schließlich der Einfluss der Wichtigkeit verschiedener berufsbezogener Erwartungen berücksichtigt. In diesem Modell sinkt insbesondere das Regressionsgewicht des Bildungsprofils deutlich (von 13.93 im M3 auf 9.10 im M4), doch bleibt es weiterhin der wichtigste Prädiktor bei der Vorhersage der Studienwahl MINT vs. GSW. Zwei von vier berufsbezogenen Erwartungen haben einen signifikanten Einfluss auf das Chancenverhältnis MINT vs. GSW. Ein positiver Effekt zeigt sich für den Wunsch, im späteren Beruf wissenschaftlich tätig zu sein. Hingegen sinkt die Wahrscheinlichkeit eines Studiums in MINT, wenn es einer Person wichtig ist, im Beruf viel Kontakt mit Menschen zu haben. Das M4 kann gemäß Nagelkerkes R 2 als sehr gut bezeichnet werden: 70,2 % der Varianz in der Gruppenzugehörigkeit lassen sich mit den acht Prädiktoren erklären. Der Hosmer-Lemeshow-Test weist mit p = .71 eine akzeptable Zufallswahrscheinlichkeit auf und zeigt, dass eine rein zufällige Abweichung der vorhergesagten von den beobachteten Werten nicht ausgeschlossen werden kann (Backhaus et al., 2008; Tabachnick & Fidell, 2001). Auch unter der Berücksichtigung der ungleichen Gruppengrößen (n MINT = 36, n GSW = 86) erweist sich die Klassifikationsfähigkeit der Studienwahl MINT 129 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 1 - Fachbereichsgruppe (0 = GSW, 1 = MINT) 2 - Bildungsprofil (0 = andere, 1 = math.-naturw.) 3 - Mathematiknote 4 - Deutschnote 5 - BeSK: Offenheit für geschlechtsuntyp. Berufe 6 - BeE: gute Vereinbarkeit Beruf - Familie 7 - BeE: wissenschaftliche Tätigkeit 8 - BeE: kreativ arbeiten 9 - BeE: Menschen helfen 10 - BeE: viel Kontakt mit Menschen - .49** .37** -.14 .22* .01 .54** -.35** -.22* -.36** - .22* -.01 .21* -.05 .36** -.21* -.08 -.13 - .11 .11 .01 .26** -.12 -.12 -.21* - .05 -.18 -.10 -.02 -.13 -.07 - .13 .11 .13 -.01 -.01 - -.03 .08 .14 .17 - -.24** -.14 -.28** - .04 .40** - .32** - Tab. 2: Bivariate Korrelationen (Pearson) der Modellvariablen Anmerkungen: GSW = Geistes- und Sozialwissenschaften; MINT = Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik; BeSK = berufliches Selbstkonzept; BeE = berufsbezogene Erwartungen. * p < .05. ** p < .01. Wahl eines Studienfachs in MINT (0 = nein, 1 = ja) Modell M1 M2 M3 M4 Prädiktoren b SE b p exp[b] b SE b p exp[b] b SE b p exp[b] b SE b p exp[b] Berufliches Selbstkonzept: Offenheit für geschlechtsuntypische Berufe Mathemat.-naturwiss. Bildungsprofil Mathematiknote Deutschnote .50 .23 .03 1.65 .29 2.66 .26 .58 .25 .00 1.34 14.28 .26 2.63 1.34 -1.07 .26 .65 .40 .48 .33 .00 .00 .03 1.30 13.93 3.81 .34 .42 2.21 .86 -1.56 .38 .85 .49 .65 .27 .01 .08 .02 1.52 9.10 2.37 .21 Berufsbezogene Erwartungen: Wichtigkeit… wissenschaftlich tätig zu sein kreativ arbeiten zu können anderen Menschen zu helfen viel Kontakt mit Menschen zu haben 1.17 -.57 -.41 -.73 .34 .36 .34 .37 .00 .12 .24 .05 3.22 .57 .67 .48 Modellstatistiken R 2 NK -2*ln(L) .061 142.7 .323 116.6 .467 99.5 .702 65.1 Tab. 3: Ergebnisse binär logistischer Regressionsanalysen zur Vorhersage der Fachbereichsgruppe Anmerkungen: R 2 NK = R 2 nach Nagelkerke; SE b = Standardfehler des Regressionskoeffizienten; ln(L) = logarithmierte Likelihood des Modells. 130 Simone Berweger et al. logistischen Regressionsfunktion als nützlich; der Anteil richtig klassifizierter Personen liegt mit 89,3 % deutlich über der maximalen sowie der proportionalen Zufallswahrscheinlichkeit von 70,5 % resp. 58,4 % (Backhaus et al., 2008). Zusammenfassend zeigt sich für vier der insgesamt acht Prädiktoren ein signifikanter Einfluss auf die Studienwahl. Es ergeben sich Regressionsgewichte zwischen b = 2.21 (p = .01, exp [b] = 9.10) für das mathematisch-naturwissenschaftliche Bildungsprofil und b = -1.56 (p = .02, exp [b] = .21) für den Einfluss der Deutschnote (vgl. M4, Tab. 3). Die Modellprüfungen (M1 bis M4) zeigen, dass bei der multivariaten Analyse zur Vorhersage einer Studienwahl in MINT im Vergleich zu einer Studienwahl in den GSW das Bildungsprofil den stärksten positiven Einfluss zugunsten einer Studienwahl in MINT hat. Neben einem mathematisch-naturwissenschaftlichen Bildungsprofil erhöhen gute Schulleistungen in der Mathematik die Wahrscheinlichkeit eines MINT-Studiums, hingegen zeigt die Deutschnote unter Kontrolle des Profils und der Mathematikleistung einen negativen Einfluss. Nach der Kontrolle des Einflusses beruflicher Erwartungen hat die Mathematiknote allerdings keinen Einfluss mehr auf eine MINT-Studienwahl (vgl. M4), die Leistungen in Deutsch sowie insbesondere das Bildungsprofil zeigen weiterhin einen Einfluss. Der Wunsch nach einem Beruf mit viel Sozialkontakt verringert die Wahrscheinlichkeit einer Studienwahl in MINT, erhöht wird sie hingegen durch den Wunsch, im Beruf wissenschaftlich tätig sein zu können. Ob es den jungen Frauen wichtig ist, in ihrem künftigen Beruf kreativ arbeiten zu können und anderen Menschen zu helfen, hat hingegen keinen Einfluss auf die Studienwahl. Diskussion In der vorliegenden Längsschnittstudie wurde der Einfluss schulischer, herkunftsbedingter und sozial-kognitiver Merkmale auf die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen ein Studium in MINT statt ein Studium der GSW antreten, untersucht. Die vieldiskutierte Annahme (bspw. Quimby & DeSantis, 2006), dass familiäre Rollenmodelle eine wichtige Voraussetzung für eine nicht-traditionelle Studienwahl seien, hat sich in der vorliegenden Studie nicht bestätigt. So spielt es für eine Studienwahl in MINT (vs. GSW) keine Rolle, ob die jungen Frauen Väter haben, die selber über eine Tertiärausbildung in MINT verfügen. Der Anteil an Müttern mit einer entsprechenden Ausbildung war so gering, dass die statistische Prüfung eines allfälligen Zusammenhangs nicht möglich war. Was die Ausbildung des Vaters betrifft, stellt sich die Frage, ob sich ein Effekt zeigen würde, wenn in der MINT-Teilstichprobe nur Frauen aus technisch-ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen berücksichtigt worden wären (vgl. Gilbert et al., 2006). Verschiedene Studien zur Social Cognitiv Career Theory (Lent et al., 1994) haben zudem gezeigt, dass soziale Unterstützung nicht direkt, sondern wie von Bandura (1999) postuliert indirekt über die Selbstwirksamkeit auf das Laufbahnverhalten wirkt (z. B. Lent et al., 2001, 2003, 2005). Dies wurde in der vorliegenden Studie jedoch nicht überprüft. Der hohe Stellenwert einer Vertiefung in Mathematik (Hannover, 1991; Linn & Hyde, 1989; Shapka et al., 2006) bestätigte sich. Zum einen äußerte er sich im positiven Einfluss, der für ein mathematisch-naturwissenschaftliches Profil am Gymnasium gefunden wurde, zum anderen im Einfluss der am Ende des Gymnasiums erzielten Mathematiknote. Letztere allerdings zeigte keinen Effekt mehr, wenn der Einfluss der Wichtigkeit berufsbezogener Erwartungen kontrolliert wurde. Hier liegt die Vermutung nahe, dass die Mathematiknote die Studienwahl indirekt über die Wichtigkeit beeinflusst, die einer wissenschaftlichen Tätigkeit im späteren Erwerbsleben zugeschrieben wird. Der positive Effekt wissenschaftlicher Tätigkeiten im künftigen Beruf legt nahe, dass sich nicht nur Studierende der Ingenieurwissenschaften (Bargel et al., 2008), sondern generell Studierende in MINT durch ein hohes Forschungsinteresse von anderen Studierenden unterscheiden. Dass den Frauen in MINT Be- Studienwahl MINT 131 rufsperspektiven in der Wissenschaft besonders wichtig sind, ist möglicherweise auch ein Hinweis auf ein stark naturwissenschaftlich-technisch geprägtes Verständnis von Wissenschaft am Ende des Gymnasiums im Sinne des englischen Begriffs science. Dass der Wunsch nach einem Beruf mit vielen Sozialkontakten für eine Studienwahl in MINT hinderlich ist, passt zu laufbahnpsychologischen Ansätzen, die postulieren, dass sich Personen mit intellektuellforschenden Interessen zu Berufen hingezogen fühlen, die primär eine Auseinandersetzung mit Dingen und Ideen und nicht mit Menschen erfordern (Holland, 1997; Nauta & Epperson, 2003). Der negative Effekt der Deutschnote auf eine Studienwahl in MINT kann als Bestätigung für den empirisch gut belegten Effekt der Leistungen in Deutsch und Mathematik auf das korrespondierende bzw. jeweils andere Fähigkeitsselbstkonzept (Möller et al., 2009) gesehen werden. So ist zu vermuten, dass die Deutschnote indirekt über das mathematische Selbstkonzept wirkt: Es fällt bei gleichen Mathematiknoten für jene Personen weniger positiv aus, die aufgrund guter Leistungen in Deutsch ein positives fachliches Selbstkonzept in Deutsch aufweisen. Gute Schulnoten in Deutsch haben zudem einen positiven Einfluss auf die wahrgenommene Ähnlichkeit mit der prototypischen Schülerin bzw. dem prototypischen Schüler mit Lieblingsfach Deutsch und mindern dadurch die Präferenz für einen naturwissenschaftlichen oder mathematisch-technischen Beruf (Hannover, 2002). Für die Offenheit gegenüber geschlechtsuntypischen Berufen zeigte sich ein positiver Effekt auf eine Studienwahl in MINT, der jedoch verschwindet, sobald der Einfluss des gewählten gymnasialen Profils kontrolliert wurde. Dementsprechend ist zu vermuten, dass gegenüber geschlechtsuntypischen Berufen offene Gymnasiastinnen vermehrt im mathematischen oder naturwissenschaftlichen Profil anzutreffen sind, was auch der positive Zusammenhang bei den bivariaten Analysen (vgl. Tab. 2) nahelegt. Gemäß Eccles (2007) ist es insbesondere der Wunsch nach einer helfenden beruflichen Tätigkeit, der Frauen seltener ein Studium in den Ingenieurwissenschaften ergreifen lässt als Männer. In der vorliegenden Studie allerdings wurde kein Zusammenhang zwischen dem Wert, der einer helfenden beruflichen Tätigkeit zugeschrieben wird, und der Studienfachwahl MINT vs. GSW gefunden. Es stellt sich die Frage, ob ein solcher Effekt deshalb nicht aufgezeigt werden konnte, weil eine heterogene Gruppe unterschiedlicher Studiengänge in MINT und nicht ausschließlich Ingenieur-Studiengänge berücksichtigt wurden. Aufgrund von Befunden zum prototypischen Bild der MINT-Fächer (Hannover & Kessels, 2004; Kessels, 2005) hatten wir zudem erwartet, dass Frauen, für die in ihrem künftigen Beruf Kreativität wichtig ist, sich mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für ein Studium in den GSW als in MINT entscheiden werden. Auch dieser Unterschied konnte in der vorliegenden Studie nicht bestätigt werden. Die Studie liefert Hinweise, dass bei der Gestaltung von Schule und Unterricht auf einen frühen und spielerisch-forschenden Zugang zu den MINT-Fächern geachtet werden sollte, der die Entwicklung geschlechtsneutraler/ -unabhängiger (Berufs-)Interessen und eine Offenheit gegenüber geschlechtsuntypischen Berufen unterstützt bzw. überhaupt den Zugang zum Beruf der (Natur-)Wissenschaftlerin ermöglicht, und dies bevor in der Adoleszenz aufgrund der zunehmenden Bedeutung der Geschlechtsidentität gewisse Fächer als inkompatibel mit dem eigenen Selbstbild wahrgenommen werden. Zudem ist es (nicht erst in der Phase der Berufsorientierung) wichtig, dass insbesondere auch die sozial-kommunikativen Aspekte der MINT-Berufe stärker thematisiert und anhand von Rollenmodellen erlebbar gemacht werden, um überholte Bilder von einsamen Tüftlern in menschenleeren Labors durch zeitgemäße Bilder der Zusammenarbeit in Teams und mit Auftraggebern etc. zu ersetzen. Für die Unterstützung der Entscheidungsfindung im Studien- und Berufswahlprozess ist es wichtig, dass Lehrpersonen und Berufsberater dafür sensibilisiert sind, dass Frauen mit guten 132 Simone Berweger et al. Schulleistungen im Sprachbereich dazu neigen, ein zu selbstkritisches Bild der eigenen Fähigkeiten im Bereich Mathematik zu skizzieren. Dies kann dazu verleiten, dass ihre Interessen in MINT zu schnell aus dem Blickfeld geraten und die Möglichkeit einer entsprechenden Studienwahl gar nie explizit zum Thema wird. Für eine gezielte schulische Förderung berufsrelevanter Interessen in MINT wäre es in der Unterrichtsforschung wichtig zu analysieren, inwiefern und durch welche Angebote die Schule zum Interesse an forschend-analytischen Tätigkeiten im Bereich Naturwissenschaften und Technik beitragen kann. Ein Vorteil der vorliegenden Analysen besteht darin, dass sie auf Längsschnittdaten basieren bzw. die Prädiktoren der Studienfachwahl prospektiv in der Schlussphase des Gymnasiums erfragt wurden. Es gilt jedoch auch Grenzen der Studie im Auge zu behalten: Erstens ist bei der MINT-Teilstichprobe auf Einschränkungen bezüglich Größe und der in der Stichprobe vertretenen Studiengänge hinzuweisen. Da die Zweitbefragung nicht während einer Schulstunde durchgeführt werden konnte, fiel die Beteiligung deutlich geringer (54,8 %) aus. Für die Frauen der MINT-Teilstichprobe hat dies zusätzlich eine Verringerung der Gruppengröße und dadurch auch Einschränkungen bei der Modellierung der Zusammenhänge (bspw. Anzahl Prädiktoren) zur Folge. Die Generalisierbarkeit der Befunde ist zudem eingeschränkt, da in beiden Stichproben (MINT, GSW) nicht alle Studiengänge vertreten sind. Zweitens gilt es, bei der Interpretation der Befunde Einschränkungen bei der Operationalisierung einzelner Konstrukte zu berücksichtigen. So wurde auf die Verwendung von Skalen verzichtet und es kamen ausschließlich Einzel- Item-Messungen zum Einsatz. Diese werden in der Forschungsliteratur aufgrund der Unsicherheit bzgl. ihrer Reliabilität kritisch diskutiert, insbesondere wenn es sich um die Messung komplexer psychologischer Konstrukte handelt. In der vorliegenden Studie betrifft dieser Einwand die sozial-kognitiven Merkmale (berufliches Selbstkonzept, Wichtigkeit berufsbezogener Erwartungen). Diese wurden mit konkreten, anschaulichen Einzel-Items gemessen, die den zentralen Aspekt der Konstrukte gut abdecken und dadurch zwar keine optimale, jedoch ausreichend hohe Reliabilität sicherstellen. In zukünftigen Forschungsprojekten sollte untersucht werden, warum Mädchen das mathematisch-naturwissenschaftliche Bildungsprofil (nicht) wählen, denn in der vorliegenden Studie zeigte sich ein vergleichsweise starker Effekt dieses Profils auf die Studienwahl MINT. Die Befunde zum Bildungsprofil, dessen Einfluss unter Kontrolle der Wichtigkeit verschiedener berufsbezogener Erwartungen abnimmt, legen zudem auch indirekte, über ausbildungs- und berufsbezogene Erwartungen vermittelte Wirkungen nahe. Durch die Berücksichtigung indirekter Effekte würde auch dem Umstand Rechnung getragen, dass in den verschiedenen Bildungsprofilen von unterschiedlichen Fachkulturen auszugehen ist, die zur Sozialisation unterschiedlicher ausbildungs- und berufsbezogener Erwartungen führen und die Ausdruck einer Selbstselektion von Jugendlichen mit ähnlichen Erwartungen bezüglich der unterschiedlichen Profile sind (vgl. Windolf, 1992). Literatur Abele, A., Schute, M. & Andrä, M. (1999). 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Dr. Simone Berweger Prof. Dr. Christine Bieri Buschor lic. phil. Andrea Keck Frei Pädagogische Hochschule Zürich Abteilung Forschung und Entwicklung Lagerstrasse 2 CH-8090 Zürich E-Mail: simone.berweger@phzh.ch E-Mail: christine.bieri@phzh.ch E-Mail: andrea.keck@phzh.ch
