eJournals Psychologie in Erziehung und Unterricht 64/2

Psychologie in Erziehung und Unterricht
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0342-183X
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/peu2017.art08d
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2017
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Buchbesprechung: Heinrich Tröster, Judith Flender, Dirk Reineke & Sylvia Mira Wolf (2016). DESK 3 - 6 R. Dortmunder Entwicklungsscreening für den Kindergarten - Revision. Göttingen: Hogrefe. Test

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2017
Julia Barenthien
Marlit Annalena Lindner
Heinrich Tröster, Judith Flender, Dirk Reineke & Sylvia Mira Wolf (2016). DESK 3 – 6 R. Dortmunder Entwicklungsscreening für den Kindergarten – Revision. Göttingen: Hogrefe. Test komplett (€ 158,–)
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156 Buchbesprechung Heinrich Tröster, Judith Flender, Dirk Reineke & Sylvia Mira Wolf (2016). DESK 3 - 6 R. Dortmunder Entwicklungsscreening für den Kindergarten - Revision. Göttingen: Hogrefe. Test komplett (€ 158,-) Ziel des Dortmunder Entwicklungsscreenings für den Kindergarten (DESK 3 - 6), das seit 2015 in revidierter Fassung (DESK 3 - 6 R) von Tröster, Flender, Reineke und Wolf vorliegt, ist es, Entwicklungsauffälligkeiten von Kindern im Vorschulalter frühzeitig zu diagnostizieren, um bei Bedarf adäquate Fördermaßnahmen einleiten zu können. Im Fokus stehen die Entwicklungsbereiche Grob- und Feinmotorik, Sprache und Kognition sowie das Sozialverhalten. Für ältere Kinder wird zudem die Entwicklung von Vorläuferkompetenzen im Schriftspracherwerb und der Mathematik betrachtet. Konzeptuell orientiert sich das DESK 3 - 6 R am Prinzip der Grenzsteine der Entwicklung. Diese beschreiben Basisfertigkeiten, die von einem Großteil der altersgemäß entwickelten Kinder erworben werden und Voraussetzung dafür sind, die nächste Entwicklungsetappe erfolgreich bewältigen zu können. Mithilfe des DESK 3 - 6 R soll das Erreichen dieser Grenzsteine in zentralen Entwicklungsbereichen für Kinder zwischen 3 und 6 Jahren differenziert abgebildet werden. Dabei ist es vorgesehen, das Screening wiederholt (bestenfalls halbjährlich bis jährlich) einzusetzen, um den Entwicklungsverlauf des Kindes einschätzen zu können. Die betrachteten Entwicklungsbereiche des DESK 3 - 6 R gliedern sich für drei Altersbereiche (3-jährige, 4-jährige und 5bis 6-jährige Kinder) in vier bis acht Unterskalen, die zunehmend neue Bereiche einbeziehen bzw. basale Entwicklungsbereiche weiter ausdifferenzieren. Mit zunehmendem Alter und wachsenden Erwartungen an den Entwicklungsstand der Kinder steigen entsprechend auch die Aufgabenanforderungen. Im Zuge der Revision des DESK 3 - 6 wurde vor allem die Erfassung schulischer Lernvoraussetzungen (Basiskompetenzen Schriftsprache und Mathematik) und des Sozialverhaltens hinsichtlich der Detektion internalisierender Verhaltensauffälligkeiten weiterentwickelt und stärker differenziert. Zudem wurden die Bedingungen und Beurteilungskriterien der Verhaltensbeobachtungen überarbeitet und eine umfangreiche Neunormierung vorgenommen. Die Normierungsstichprobe des DESK 3 - 6 R umfasste dabei (jeweils pro Altersstufe zwischen n = 378 und n = 825) zufällig gezogene Kinder aus 66 Kindertagesstätten in drei deutschen Bundesländern. Das DESK 3 - 6 R ist hinsichtlich der Durchführung so konzipiert, dass pädagogische Fachkräfte (z. B. in Kindertagesstätten) auch ohne diagnostische Ausbildung, ggf. nach einer kurzen Schulung, zu angemessenen Einschätzungen kommen können. Leicht verständliche Anweisungen und präzise beschriebene Verhaltensanker im Manual erlauben dem pädagogischen Personal die Testung standardisiert durchzuführen. Das Screening umfasst dabei einerseits Beobachtungsaufgaben, deren Bewältigung aufgrund alltäglicher Erfahrungen der pädagogischen Fachkräfte mit dem Kind eingeschätzt werden und andererseits spezifischere Durchführungsaufgaben, bei denen spielerisch in kleineren Gruppen standardisierte Anforderungen an das Kind gestellt und die Bewältigung mit Screening-Punkten bewertet werden. Die verschiedenen Aufgabentypen erlauben es, alltagsnahe Verhaltensbeobachtungen zu berücksichtigen und dennoch eine normative Einordnung der Screening-Ergebnisse zu gewährleisten. Positiv hervorzuheben ist auch der kindgerechte Kontext, in dem - als Zirkusspiel verpackt - im Regelfall leicht zu bewältigende Aufgaben gestellt werden (z. B. „Balancieren wie eine Ballerina“) und so die Wahrnehmung einer Leistungssituation vermieden wird. Auch sind Durchführungszeit und genauer Ablauf der Testung nicht begrenzt bzw. detailliert festgelegt, wodurch ein flexibles Eingehen auf die Bedürfnisse des Kindes möglich ist und Druck vermieden wird. Alle Aufgaben sind als Aussagesätze formuliert und werden dreistufig als bewältigt, unsicher/ unvollständig bewältigt und nicht bewältigt bewertet; Häufigkeiten werden auf einer dreistufigen Skala von oft/ sehr oft bis nie eingeschätzt. Zum Festhalten der Ergebnisse steht ein Screening-Fragebogen zur Verfügung. Zusätzlich werden Name, Alter, Geschlecht, Dauer und Regelmäßigkeit des Kindergartenbesuchs, Behinderungen, Fördermaßnahmen und die Muttersprache protokolliert. Zur Auswertung wird pro Entwicklungsbereich ein Summenwert der Screening-Punkte gebildet, in Stanine-Werte umgewandelt und zur Interpretation mit den alterssowie geschlechtsspezifischen Normwerttabellen abgeglichen. Buchbesprechung 157 Eine Studie zur Beurteilungsübereinstimmung zwischen Fachkräften belegt eine hohe Objektivität des DESK 3 - 6 R, in der sich gute bis ausgezeichnete Übereinstimmungswerte ergaben (69,2 % - 97,4 %). Die Werte weisen jedoch auch darauf hin, dass das Screening bei älteren Kindern verlässlicher zu sein scheint. Die interne Konsistenz der Skalen liegt je nach Altersgruppe zwischen .69 ≤ α ≤ .92 und ist somit als gut bis sehr gut zu bewerten. Hinsichtlich der konkurrenten und prognostischen Validität verweisen die Autoren auf Studien zum DESK 3 - 6, die aufzeigen, dass Entwicklungsprobleme durch das Screening angemessen erkannt werden. Zur weiteren Validierung der Revision wurde die Übereinstimmung zwischen einer allgemeinen Einschätzung der Kindesentwicklung durch die Fachkräfte und den Screening- Befunden betrachtet, die substanzielle Korrelationen aufwiesen (.35 ≤ r ≤ .64). Zudem wurde gezeigt, dass entwicklungsverzögerte Kinder signifikant geringere Stanine-Werte als durchschnittlich entwickelte Kinder erhielten. Insgesamt ist eine hinreichende Sensitivität des Instruments vor allem für ältere Kinder gegeben. Weiterhin zeigen sich erwartungsgemäße Zusammenhänge des DESK 3 - 6 R mit anderen etablierten Testverfahren als Hinweise auf die diskriminante und konvergente Validität des Verfahrens. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass mit dem DESK 3 - 6 R ein diagnostisch wertvolles Screening-Verfahren vorliegt, das mit leicht verständlichem, gut strukturiertem und vor allem kindgerechtem Material sowie einer einfachen Durchführung durch pädagogische Fachkräfte im Kindergartenalltag eine ökonomische und zugleich differenzierte Überprüfung zentraler Entwicklungsbereiche ermöglicht. Die Neunormierung im Zuge der Revision sichert eine hohe Aktualität der Vergleichswerte und die erweiterte Erfassung von vorschulischen Basiskompetenzen erlaubt es nun auch, Indikatoren für die schulischen Lernvoraussetzungen des untersuchten Kindes zu betrachten und so möglichen Förderbedarf bereits vor der Einschulung zu identifizieren. Julia Barenthien und Dr. Marlit Annalena Lindner Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik, Kiel DOI 10.2378/ peu2017.art08d