eJournals Psychologie in Erziehung und Unterricht 66/1

Psychologie in Erziehung und Unterricht
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0342-183X
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/peu2019.art07d
11
2019
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Buchbesprechung: Spinath, B. & Brünken, R. (2016). Pädagogische Psychologie - Diagnostik, Evaluation und Beratung

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2019
Christoph Lindner
Spinath, B. & Brünken, R. (2016). Pädagogische Psychologie – Diagnostik, Evaluation und Beratung (Bachelorstudium Psychologie – Bd. 24). Göttingen: Hogrefe. 330 Seiten. ISBN: 978-3-8017-2222-7 (€ 29,95). Was ein gutes Lehrbuch über die Pädagogische Psychologie mitbringen muss, um sich qualitativ von der Vielzahl publizierter Fachbücher abzusetzen, zeigen Birgit Spinath und Roland Brünken mit dem vorliegenden Werk. [...]
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Buchbesprechungen 75 Spinath, B. & Brünken, R. (2016). Pädagogische Psychologie - Diagnostik, Evaluation und Beratung (Bachelorstudium Psychologie - Bd. 24). Göttingen: Hogrefe. 330 Seiten. ISBN: 978-3-8017-2222-7 (€ 29,95). Was ein gutes Lehrbuch über die Pädagogische Psychologie mitbringen muss, um sich qualitativ von der Vielzahl publizierter Fachbücher abzusetzen, zeigen Birgit Spinath und Roland Brünken mit dem vorliegenden Werk. Eine erste Besonderheit besteht darin, dass die Herausgebenden die Pädagogische Psychologie im Rahmen zweier Bände würdigen und sich in dem vorliegenden ersten Band auf die Diagnostik, Evaluation und Beratung fokussieren. In zwölf didaktisch durchdachten Kapiteln werden neben den Fließtexten, Abbildungen und Tabellen auch Informationsfenster bereitgestellt, in denen Fachbegriffe, Theorien, aktuelle empirische Studien oder Beispiele aus der Praxis beschrieben werden. Jedes Kapitel schließt mit einer Zusammenfassung, einer Empfehlung für weiterführende Literatur und Fragen zur Selbstevaluation des Wissenstandes ab. Wenngleich diese Eigenschaften eines Lehrbuches gewissermaßen trivial erscheinen mögen, wird dem Lesenden schon beim ersten Durchblättern klar, dass nicht nur Bild und Text aneinandergereiht wurden, sondern viel Gedankenarbeit in den Aufbau des Buches und die Themenauswahl investiert wurde. Es zahlt sich dabei aus, dass Spinath und Brünken ihre umfängliche Fachexpertise nutzen und alle Kapitel ohne Rückgriff auf weitere Expertinnen und Experten selbst verfasst haben, wodurch eine angenehm verzahnte Kohärenz der Inhalte entsteht, welche man bei Lehrbüchern von großen Autorengruppen manchmal vermisst. Um in den Gegenstandsbereich einzuführen, wird in Kapitel 1 die Relevanz der pädagogisch-psychologischen Diagnostik für das Bildungssystem aufgezeigt und es werden verschiedene Formen der Diagnostik sowie Anlässe diagnostischer Untersuchungen dargestellt. Ohne mathematischen Tiefgang, jedoch hinreichend elaboriert werden in Kapitel 2 zentrale methodische Grundlagen der Messtheorie, Skalenarten und -niveaus sowie Bezugsnormen und Gütekriterien in der pädagogisch-psychologischen Diagnostik eingeführt. Spinath und Brünken gelingt es im ersten Teil des Buches ausgesprochen gut, notwendige Grundlagen zu vermitteln, sodass Lernende in den nachfolgenden Kapiteln auf ihr Verständnis der dargestellten Konzepte und Methoden aufbauen können. In den Kapiteln zur Hochbegabung (Kapitel 3), Lese-Rechtschreibschwäche (Kapitel 4) und Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (Kapitel 5) wird den Lesenden Wissen über Theorien, Prävalenzen, Ursachen, Statusdiagnostik und Fördermaßnahmen vermittelt. Darüber hinaus geben Spinath und Brünken hier auch einen Einblick in die Breite und Interdisziplinarität der Pädagogischen Psychologie. Beispielsweise wird neben den Themen zur Schuleingangsdiagnostik und der Diagnostik spezifischer Förderbedarfe (Kapitel 6) auch auf ICD-10 Kriterien zur Diagnostik von Teilleistungsstörungen eingegangen, wodurch eine Brücke zur Klinischen Psychologie geschlagen wird. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die Kapitel zur prozessbezogenen Leistungsdiagnostik. Hier wird unter anderem die Objektivität, Reliabilität und Validität von Noten kritisch beleuchtet und es werden Leistungsbeurteilungen von Lehrkräften (Kapitel 7) standardisierten Schulleistungstests (Kapitel 8) gegenübergestellt. Nach einer Vorstellung der international vergleichenden PISA- und TIMSS-Studien (Kapitel 9), wird in Kapitel 10 erörtert, inwieweit 76 Buchbesprechungen Befunde solch groß angelegter Schulleistungsstudien der Qualitätsverbesserung im Bildungswesen dienen können. Anschließend wird ein eher selten behandeltes, aber wichtiges Thema dargestellt - die Evaluation von Hochschullehre (Kapitel 11). Ein Highlight dieses insgesamt sehr gelungenen Lehrbuches findet sich abschließend in Kapitel 12. Hier geben Spinath und Brünken den Lesenden einen umfassenden Einblick in diverse pädagogisch-psychologische Handlungsfelder, wodurch nicht nur interessierten Studierenden eine Vielfalt beruflicher Perspektiven aufgezeigt wird. Dieses motivierende Abschlusskapitel rundet ein Werk ab, in dem auf 330 Seiten zentrale Fragestellungen und Anwendungsfelder der pädagogisch-psychologischen Diagnostik, Evaluation und Beratung behandelt und mit einem angemessen kritischen Blick gewürdigt werden. Aufgrund der inhaltlichen Tiefe können Studierende und Lehrende im Fach Psychologie ebenso wie Lehramtsstudierende beherzt zu diesem informativen Lehrwerk greifen und dürfen sich dabei bereits auf den zweiten Teil der Buchreihe Pädagogische Psychologie - Lernen und Lehren der Autorengruppe freuen. Dr. Christoph Lindner Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik, Kiel DOI 10.2378/ peu2019.art07d