eJournals Psychologie in Erziehung und Unterricht 67/1

Psychologie in Erziehung und Unterricht
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0342-183X
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
11
2020
671

Empirische Arbeit: Differenzielle Entwicklungspfade motorisch auffälliger Kinder

11
2020
Sabine Molitor
Eva Michel
Wolfgang Schneider
In einer 3-jährigen Längsschnittstudie wurde die Entwicklung motorisch-koordinativer Fähigkeiten, exekutiver Funktionen und Schulleistungen bei Kindern mit und ohne Risiko für motorische Entwicklungsstörungen untersucht. [...]
3_067_2020_001_0013
n Empirische Arbeit Psychologie in Erziehung und Unterricht, 2020, 67, 13 -31 DOI 10.2378/ peu2020.art03d © Ernst Reinhardt Verlag München Basel Differenzielle Entwicklungspfade motorisch auffälliger Kinder Längsschnittliche Befunde zu Motorik, exekutiven Funktionen und Schulleistungen Sabine Molitor, Eva Michel & Wolfgang Schneider Universität Würzburg Zusammenfassung: In einer 3-jährigen Längsschnittstudie wurde die Entwicklung motorisch-koordinativer Fähigkeiten, exekutiver Funktionen und Schulleistungen bei Kindern mit und ohne Risiko für motorische Entwicklungsstörungen untersucht. Die bereits publizierten Ergebnisse der ersten beiden Messzeitpunkte (MZP) zeigten, dass sich anfangs 4bis 6-jährige motorisch unauffällige und auffällige Kinder (je n = 48) hinsichtlich der Stabilität ihrer motorischen Entwicklungsverläufe sowie ihres zugrundeliegenden kognitiven Profils deutlich unterschieden (Michel, Molitor & Schneider, 2018). Die Entwicklungsverläufe dieser Kinder wurden in vorliegender Studie über die Einschulung hinaus weiterverfolgt, zudem wurden Schulleistungen untersucht. Die Ergebnisse der ersten beiden MZP konnten bestätigt und erweitert werden. Stabil motorisch auffällige Kinder zeigten verzögerte Entwicklungsverläufe in Teilbereichen exekutiver Funktionen und insbesondere stabile Probleme im räumlich-dynamischen Arbeitsgedächtnis. Dies sowohl im Vergleich zu unauffälligen Kindern als auch im Vergleich zu Kindern, die zunächst motorisch auffällig, aber zum zweiten MZP remittiert waren. Auch bei den schulischen Leistungen schnitten stabil motorisch auffällige Kinder bedeutsam schlechter ab. Die Rolle motorisch-koordinativer Kompetenzen sowie exekutiver Funktionen für die schulische Leistungsentwicklung sowie Implikationen für die Früherkennung und Prävention von Schulleistungsproblemen werden diskutiert. Schlüsselbegriffe: Motorische Entwicklungsstörung, exekutive Funktionen, Schulleistungen, Motorik, motorische Koordination Differential Development of Children With Motor Coordination Difficulties: Longitudinal Findings Concerning Motor Coordination, Executive Functions, and Scholastic Achievement Summary: The present 3-year-longitudinal study examines the development of motor coordination, executive functions, and scholastic achievement in children at risk for developmental coordination disorders and typically developing children. Results of the first two measurement points were already published (Michel, Molitor & Schneider, 2018) and showed that children with (n = 48) and without (n = 48) motor coordination difficulties, who were initially 4to 6-year-old, differed significantly in the stability of their motor coordination development and in their cognitive profiles. At the last measurement point reported here, all children additionally completed scholastic achievement tests. Overall, results of the first two measurement points could be confirmed in the follow-up assessment. Children with persisting motor coordination difficulties showed developmental delays in executive functions and marked impairments in dynamic spatial working memory, both compared to typically developing children and to those children who remitted from their initial motor coordination problems during the first year of the study. Children with persistent motor problems showed lower scholastic achievement. The role of motor coordination and executive functions for scholastic achievement as well as implications for early diagnosis and prevention of school problems are discussed. Keywords: Developmental coordination disorder, executive function, school achievement, motor coordination Das Projekt wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert (MI 1717/ 1-1). 14 Sabine Molitor, Eva Michel, Wolfgang Schneider Die motorischen Fertigkeiten von Kindergartenkindern variieren enorm; während viele Kinder bereits lange vor dem Vorschulalter relativ präzise (aus)malen, balancieren und werfen können, bereitet dies anderen große Probleme. Motorisch ungeschickte Kinder fallen oft schon früh im Kindergarten auf, was Fragen bezüglich der weiteren Prognose aufwirft. Wie stabil sind frühe individuelle Unterschiede und Auffälligkeiten? Wie verläuft die weitere Entwicklung - auch hinsichtlich schulischer Leistungen? Welche kognitiven Prozesse sind beteiligt? Auch stellt sich die Frage, ob die Entwicklung aller früh motorisch auffälligen Kinder vergleichbar verläuft oder ob es Subgruppen mit unterschiedlichen Profilen gibt. Neben dem theoretischen Informationsgewinn eines vertieften Verständnisses motorischer Auffälligkeiten sind derartige Erkenntnisse vor allem hinsichtlich einer ggf. frühzeitigen Förderung von praktischer Bedeutung. Bei einer deutlichen Beeinträchtigung der motorischen Entwicklung, die nicht durch organische Ursachen und/ oder Intelligenzminderung erklärbar ist und zu Beeinträchtigungen im (schulischen) Alltag führt, wird eine umschriebene Entwicklungsstörung der motorischen Funktionen (UEMF; ICD-10: F 82; vgl. Dilling, Mombour & Schmidt, 2008) diagnostiziert. Offenkundig wird die UEMF oft bereits im Kleinkindalter, die Diagnosestellung - obwohl prinzipiell ab einem Alter von 3 Jahren möglich - erfolgt in der Regel im Alter zwischen 6 und 12 Jahren, selten vor dem 5. Lebensjahr (AWMF- Leitlinie; Blank, 2011). Angaben zu Prävalenzraten schwanken stark; am häufigsten sind Angaben von 5 - 6 % bei 5bis 11-jährigen Kindern (American Psychiatric Association, 2013; Zwicker, Missiuna, Harris & Boyd, 2012). Jungen sind deutlich häufiger betroffen, wobei auch hier die Angaben schwanken (z. B. 3 : 1 bei Gillberg, 2003; 1.9 : 1 bei Lingam, Hunt, Golding, Jongmans & Emond, 2009). Die Annahme, dass frühe motorische Probleme sich „verwachsen“, ist heute nicht mehr haltbar (z. B. Sellers, 1995). Die Auffälligkeiten bestehen häufig bis ins Jugend- oder Erwachsenenalter und gehen vielfach mit sozialen, akademischen und/ oder Verhaltensproblemen einher (Cantell, Smyth & Ahonen, 2003; Chambers, Sudgen & Sinani, 2005; Michel, Röthlisberger, Neuenschwander & Roebers, 2011; Parker & Larkin, 2003; Pless, Carlsson, Sundelin & Persson, 2002; Zwicker et al., 2012). Kinder mit motorischen Auffälligkeiten zeigen oft bereits frühzeitig schulische Probleme (Alloway, 2007; Kastner & Peterman, 2009; Michel, Cimeli, Neuenschwander, Röthlisberger & Roebers, 2013; Zwicker et al., 2012). In diesem Zusammenhang werden u. a. kognitiv-exekutive Funktionen als Vermittler diskutiert (vgl. Übersichtsartikel von Cameron, Cottone, Murrah & Grissmer, 2016). Allerdings deuten sich in den wenigen bislang verfügbaren Längsschnittstudien differenzielle Entwicklungsverläufe im motorischen Bereich an, was gezielte Prognosen erschwert. Van Waelvelde, Oostra, Dewitte, van den Broec und Jongmans (2010) berichten etwa, dass die Entwicklung motorisch auffälliger Vorschulkinder (n = 49 mit PR < 15 in der Movement ABC-2; Petermann, 2011) über 2 Jahre hinweg nicht konsistent stabil war. Lediglich eine Subgruppe an auffälligen Kindern mit komorbider ADHS und/ oder ASD (Autism Spectrum Disorder) zeigte stabile Entwicklungsverläufe mit ungünstiger Prognose, wohingegen 22 der ursprünglich motorisch auffälligen Kinder sich nach 2 Jahren nicht mehr im Risikobereich befanden (Movement ABC-2; PR > 15). Auch Cantell et al. (2003) beschreiben in ihrer Längsschnittstudie zwei unterschiedliche Entwicklungspfade anfangs 5-jähriger Kinder mit motorischen Problemen. Im Alter von 17 - 18 Jahren zeigte ungefähr die Hälfte (n = 22) der ursprünglich motorisch auffälligen Kinder persistierende Probleme, n = 23 konnten zur Kontrollgruppe aufholen. Vor allem Kinder mit persistierenden motorischen Problemen zeigten langfristig auch kognitive und soziale Defizite. Ähnliche Verläufe berichten auch Losse, Henderson, Elliman, Hall und Knight (1991), die n = 34 anfangs 6-jährige Kinder mit und ohne motorische Probleme in einem 10-Jahres-Follow- Entwicklungspfade motorisch auffälliger Kinder 15 Up untersuchten. Die meisten der motorisch auffälligen Kinder zeigten auch nach 10 Jahren motorische Auffälligkeiten, sowie ein vergleichsweise niedriges Selbstkonzept und schulische Probleme. Allerdings deuteten sich individuelle Unterschiede im Umgang mit den motorischen Problemen an. Frühere Studien lenkten auf der Suche nach Subgruppen den Fokus überwiegend auf Unterschiede in Motorik und visueller Wahrnehmung (für einen Überblick vgl. Visser, 2003), ohne allerdings genauere Aussagen zu kognitiven Prozessen, differenziellen Entwicklungsverläufen oder Prognosen zu treffen. In unserer Längsschnittstudie liegt dagegen der Fokus auf kognitiv-exekutiven Funktionen, die aufgrund neuerer Befunde (s. u.) vergleichsweise bedeutsamer erscheinen, und differenziellen Verläufen. Hierzu wurden anfangs 4bis 6-jährige motorisch unauffällige und auffällige Kinder (je n = 48) über 3 Jahre hinsichtlich motorischer Koordination und verschiedenen kognitivexekutiven Funktionen untersucht. Die bereits publizierten Ergebnisse der ersten beiden MZP zeigten, dass sich die motorischen Entwicklungsverläufe ein Jahr nach der ersten Testung bereits deutlich unterschieden (Michel et al., 2018). Die Hälfte der anfangs auffälligen Kinder konnte zur Kontrollgruppe aufschließen, während die andere Hälfte auffällig blieb. Interessanterweise unterschieden sich remittierte und motorisch stabil auffällige Kinder deutlich hinsichtlich ihres kognitiv-exekutiven Profils (Michel et al., 2018). Exekutive Funktionen sind vor allem bei der Bewältigung neuer komplexer Aufgaben mit wechselnden Anforderungen bedeutsam. Nach Miyake et al. (2000) wird meist von drei Komponenten ausgegangen: Schneller Wechsel zwischen Aufgabenanforderungen (Switching), kontinuierliche Aktualisierung von Arbeitsgedächtnisrepräsentationen (Updating), und Reaktionsunterdrückung bzw. -unterbrechung (Inhibition). Inhibition umfasst ferner die Interferenzkontrolle, d. h. das Ausblenden aufgabenirrelevanter Reize. Diese ist nach Miyake et al. (2000) als ein Unterbereich innerhalb der Inhibition zu verstehen. In einer größeren Anzahl von Studien konnte mittlerweile die Bedeutung exekutiver Funktionen für den Schulerfolg nachgewiesen werden (Blair & Diamond, 2008; Blair & Razza, 2007; Brock, Rimm-Kaufman, Nathanson & Grimm, 2009; Bull, Espy & Wiebe, 2008; Bull & Scerif, 2001; Roebers, Röthlisberger, Cimeli, Michel & Neuenschwander, 2011; Roebers, Röthlisberger, Neuenschwander, Cimeli et al. 2014; St. Clair-Thompson & Gathercole, 2006; Vandenbroucke, Verschueren & Baeyens, 2017). Immer wieder wird dabei diskutiert, inwiefern exekutive Funktionen neben bereichsspezifischen Faktoren zur Vorhersage schulischer Leistungen herangezogen werden können (Alloway & Alloway, 2010; St Clair-Thompson & Gathercole, 2006). Dabei zeigte sich, dass sich exekutive Funktionen auch dann als prädiktiv für Schulerfolg erwiesen, wenn der Beitrag der Intelligenz kontrolliert wurde (Blair & Razza, 2007; Roebers et al., 2014; Schneider & Niklas, 2017). Da Kinder mit motorischen Auffälligkeiten häufig auch Probleme in den exekutiven Funktionen aufweisen, könnten diese neben primär motorischen Problemen ein zusätzliches Risiko für die schulische Leistungsentwicklung darstellen. So zeigen Kinder mit motorischen Auffälligkeiten neben Arbeitsgedächtnisproblemen (Alloway, 2007; Alloway, Rajendran & Archibald, 2009) insbesondere Beeinträchtigungen der Inhibition / Interferenzkontrolle (Livesey, Keen, Rouse & White, 2006; Mandich, Buckholz & Polatajko, 2003; Michel, Kauer & Roebers, 2011; Michel et al., 2011; Molitor, Michel & Schneider 1 , 2015). Bei der präzisen Ausführung komplexer motorischer Aufgaben scheinen die effiziente Hemmung prädominanter (aufgabenirrelevanter) Handlungsimpulse und die Ausblendung interferierender Reize von großer Bedeutung (Pennequin, Sorel & Fontaine, 2010). 1 Diese Daten beziehen sich auf den ersten MZP der vorliegenden Längsschnittstudie. 16 Sabine Molitor, Eva Michel, Wolfgang Schneider Auch aus neuropsychologischer Perspektive finden sich Befunde, welche für eine enge Assoziation exekutiver und motorisch-koordinativer Prozesse sowohl in der typischen als auch in der atypischen Entwicklung sprechen (z. B. Diamond, 2000; Langevin, MacMaster, Crawford, Lebel & Dewey, 2014; Ridler et al., 2006; Zwicker, Missiuna, Harris & Boyd, 2009). Basierend auf der bestehenden Befundlage und unseren eigenen Befunden der ersten beiden MZP der hier präsentierten Längsschnittstudie soll in der aktuellen Untersuchung der Frage nachgegangen werden, wie die weitere Entwicklung der zum zweiten MZP unauffälligen, remittierten und stabil auffälligen Kinder hinsichtlich motorischer Koordination, exekutiven Funktionen und Schulleistungen verläuft. Die bereits publizierten Auswertungen der ersten beiden MZP verdeutlichen, dass insbesondere Kinder mit stabil auffälligen motorischen Leistungen auch niedrigere Leistungen im Bereich der Inhibition/ Interferenzkontrolle (Ausblendung von Störreizen) zeigten. Zudem fiel auf, dass die im Zeitraum eines Jahres motorisch stabil auffälligen Kinder retrospektiv schon zu Beginn der Studie niedrigere Leistungen in Aufgaben zur Inhibition/ Interferenzkontrolle aufwiesen als Kinder, die zu Beginn der Studie motorisch auffällig waren, aber im Verlauf eines Jahres in den motorischen Leistungen zur Kontrollgruppe aufholten. In den anderen Bereichen der exekutiven Funktionen waren die Unterschiede weniger bedeutsam (Michel et al., 2018; Molitor et al., 2015). Aus diesen Befunden wurde die Hypothese abgeleitet, dass Kinder mit stabilen motorischen Auffälligkeiten (die zudem niedrigere Leistungen in der Interferenzkontrolle zeigen, s. Michel et al., 2018) weiterhin stabil motorisch auffällig bleiben, im kognitiv-exekutiven Bereich niedrigere Leistungen zeigen und auch hinsichtlich der Schulleistungen den remittierten und den stabil unauffälligen Kindern unterlegen sind. Diejenigen Kinder, die zu Beginn der Längsschnittstudie motorisch auffällig waren, aber zum zweiten MZP remittierten, sollten sich dagegen in allen Domänen nicht mehr von der Kontrollgruppe unterscheiden. Vorliegende Studie ist daher klar als Follow-Up und Erweiterung zu Michel et al. (2018) konzipiert 2 . Einerseits soll die motorisch-koordinative und kognitiv-exekutive Entwicklung weiterverfolgt werden, andererseits sollen potenzielle Gruppenunterschiede in Schulleistungen geprüft werden, die bedeutende Implikationen für eine frühe Prävention und Intervention schulischer Probleme haben könnten. Methode Überblick über die Studie Die Testungen erfolgten im Rahmen einer durch die DFG geförderten 3-jährigen Längsschnittstudie (MEX-Studie, DFG-GZ: MI 1717/ 1-1). Im Frühjahr 2013, 2014 und 2015 fanden in den Einrichtungen je zwei Einzelsitzungen zu 40 - 45 Minuten statt. Der Abstand betrug in der Regel maximal eine Woche. Die Schulleistungstests fanden zum Ende des dritten MZP (vor den Sommerferien) als Gruppentestungen statt. Die Aufgabenreihenfolge war randomisiert. Stichprobe Insgesamt wurden N = 208 anfangs 4bis 6-jährige Kinder in der Region Unterfranken aus Kindergärten oder schulvorbereitenden Einrichtungen (SVE) rekrutiert. Das schriftliche Einverständnis der Erziehungsberechtigten lag vor. N = 48 Kinder, die in der Movement Assessment Battery for Children - 2nd ed. (Movement ABC-2; Petermann, 2011) einen Wert unter dem 10. Perzentil erreichten, wurden als Risikokinder klassifiziert. Zu diesen wurden anhand der Variablen Alter, Geschlecht und nonverbale Intelligenz (CFT 1: Subtest Klassifikationen; Cattell, Weiß & Osterland, 1997) n = 48 unauffällige Kinder aus der Gesamtstichprobe gepaart. Diese Teilstichprobe bestand folglich aus 96 Kindern, davon 64 Jungen und 32 Mädchen, mit einem Durchschnittsalter von 65.6 Monaten (SD = 6.94 Monaten). Nach der Parallelisierung zeigten sich keine signifikanten Unterschiede bzgl. der oben ge- 2 Die Ergebnisse zu Fitness und Selbstkonzept, die in Michel et al. (2018) enthalten waren, werden aus Platzgründen hier nicht berichtet. Entwicklungspfade motorisch auffälliger Kinder 17 nannten Variablen sowie im sozioökonomischen Status (SÖS) und der einfachen Reaktionsgeschwindigkeit. Alle folgenden Analysen beziehen sich auf diese Teilstichprobe. Zum zweiten MZP zeigte sich, dass n = 46 Kinder bis dahin stabil unauffällig geblieben waren, n = 23 Kinder stabil motorisch auffällig waren und n = 23 Kinder remittierten, d. h. nicht mehr im motorisch auffälligen Bereich lagen (s. Michel et al., 2018). Diese Kinder wurden für die vorliegende Studie ein Jahr später erneut getestet. Zum dritten MZP befanden sich noch n = 45 der stabilen Kontrollkinder, n = 22 der stabil auffälligen Kinder und alle n = 23 remittierten Kinder in der Stichprobe (d. h. insgesamt 90 der ursprünglich 96 Kinder; siehe Tab. 1). Retrospektiv befanden sich zum ersten MZP sieben der später remittierten Kinder im laut Movement ABC-2 Manual therapiebedürftigen Bereich (PR ≤ 5) und 16 im kritischen Bereich (PR ≤ 9 und > 5); bei den stabil auffälligen Kindern waren es 16 im therapiebedürftigen und 6 im kritischen Bereich. Die drei Subgruppen unterschieden sich nicht bezüglich nonverbaler Intelligenz, Reaktionsgeschwindigkeit, Alter, physischer Charakteristika, Freizeit- und Sportaktivitäten und Medienkonsum. Anhand der Elternberichte zeigten sich deskriptiv keine systematischen Unterschiede bzgl. anderer Entwicklungsauffälligkeiten. Lediglich ein stabil auffälliges und ein remittiertes Risikokind hatten eine ADHS-Diagnose. Messinstrumente Die Aufgaben zur Erfassung der motorischen Koordination sowie der exekutiven Funktionen wurden zu allen drei MZP erhoben, die Schulleistungen zum dritten MZP. Aufgaben zur Erfassung der motorischen Koordination Die Movement ABC-2 (Petermann, 2011) umfasst die drei Skalen Handgeschicklichkeit, Ballfertigkeiten und Balance. Zu Beginn der Erhebungen kam der Altersband 1 (3 - 6 Jahre) zum Einsatz; ab dem zweiten MZP für die Kinder mit vollendetem 7. Lebensjahr der Altersband 2 (7 - 10 Jahre). Für die einzelnen Skalen und für die Gesamtskala lassen sich Standardwerte berechnen (Normwerte M = 10, SD = 3). Werte mit einem Standardwert von 6 (PR ≤ 9 und > 5) gelten als kritisch, Werte kleiner/ gleich 5 als therapiebedürftig (PR ≤ 5). Kognitiv-exekutive Aufgaben Inhibition/ Interferenzkontrolle. Einfache Flankeraufgabe (Interferenzkontrolle): Bei der einfachen Flankeraufgabe (in Anlehnung an Eriksen & Eriksen, 1974) erschien auf dem Bildschirm ein roter Fisch, auf dessen Ausrichtung nach links oder rechts schnellstmöglich mit der rechten oder linken Taste reagiert werden sollte. Vier Bedingungen wurden randomisiert dargeboten: kongruent (Zielfisch mit je zwei gleichzeitig dargebotenen Fischen links und rechts in gleicher Ausrichtung); inkongruent (flankierende Fische in entgegengesetzter Richtung); neutral (Zielfisch plus je zwei Seesterne links und rechts) und allein (nur Zielfisch). Die Aufgaben wurden an der Universität Bern entwickelt und dort erfolgreich eingesetzt (z. B. Michel, Röthlisberger et al., 2011). Abhängige Variablen waren die mittleren Reaktionszeiten in Millisekunden der inkongruenten Bedingung sowie die mittlere Genauigkeit (Anzahl Treffer) in Prozent der inkongruenten Bedingung. Go/ NoGo-Aufgabe (Inhibition): Bei der computergestützten Go/ NoGo-Aufgabe aus der Arbeitsgedächtnistestbatterie für Kinder von 5 bis 12 Jahren (AGTB 5-12; Hasselhorn et al., 2012) wurden am Bildschirm Entscheidungskriterien präsentiert, welstabile Risikokinder (n = 22) remittierte Risikokinder (n = 23) Kontrollgruppe (n = 45) Movement ABC-2 (Prozentrang) Alter (Monate) Geschlecht (m : w) CFT-1 Subtest Klassifikation (Rohwert) Sozioökonomischer Status 4.28 (3.34) 67.32 (7.55) 15 : 7 5.55 (2.86) 14.56 (5.43) 7.23 (2.90) 63.57 (6.69) 14 : 9 6.52 (2.81) 15.68 (6.48) 43.16 (23.09) 65.93 (6.78) 31 : 14 5.69 (2.33) 16.14 (4.91) Tab. 1: Mittelwerte und Standardabweichungen (in Klammern) der Parallelisierungs- und Kontrollvariablen zum MZP 1 für die retrospektiv gebildeten Subgruppen 18 Sabine Molitor, Eva Michel, Wolfgang Schneider che sich das Kind merken sollte (z. B. „blaue Jacke“, „grüne Hose“). Danach wurden Kinderfiguren dargeboten, welche die Kriterienkombination aufwiesen oder nicht. Das Kind sollte nur bei Vorhandensein aller Kriterien eine Taste drücken. Abhängige Variable war der Diskriminationsindex A’ (Verhältnis richtige zu falschen Reaktionen). Die AGTB 5-12 verfügt über hinreichende Retest-Reliabilität und Konstruktvalidität (Hasselhorn et al., 2012). Kopf-Zehen-Knie-Schulter-Aufgabe, Teil 1 und 2 (Inhibition): Bei der Kopf-Zehen-Knie-Schulter- Aufgabe (Head-toes-knees-shoulders task [HTKS]; Matthews, Ponitz, & Morrison, 2009; McClelland et al., 2007) handelt es sich um eine dreiteilige primär motorische Aufgabe zur Erfassung von exekutiven Funktionen. Die Aufgabe wurde als Spiel eingeführt, bei dem die Kinder stets das Gegenteil dessen tun sollten, was der Versuchsleiter sagte. Abhängige Variable war die erreichte Punktzahl (0 - 20) in jedem der Testteile. Die HTKS-Aufgabe zeigt eine hohe Validität und exzellente Interrater-Reliabilität (von Suchodoletz et al., 2013). Arbeitsgedächtnis. Farbspanne rückwärts: Bei der Aufgabe Farbspanne rückwärts aus der AGTB 5-12 (Hasselhorn et al. 2012) wurden nacheinander für je 2 Sekunden Farbkreise präsentiert. Diese sollten im Anschluss mithilfe eines visuell dargebotenen Farbkreises in umgekehrter Reihenfolge wiedergegeben werden (mittels Antippen auf dem Touchscreen). Abhängige Variable war der Mittelwert der längsten beiden korrekt wiedergegebenen Spannen. Ziffern rückwärts: Bei der Aufgabe Ziffern rückwärts aus der AGTB 5-12 (Hasselhorn et al. 2012) wurden Serien aus Zahlen von 1 bis 9 auditiv präsentiert. Diese sollten daraufhin vom Kind in umgekehrter Reihenfolge mündlich wiedergegeben werden. Abhängige Variable war der Mittelwert der längsten beiden korrekt wiedergegebenen Spannen. Diese Aufgabe wurde lediglich zum zweiten und dritten MZP durchgeführt. Corsi-Blocks rückwärts: Das visuell-räumliche dynamische Arbeitsgedächtnis wurde mittels einer Corsi-Block-Aufgabe erfasst (in Anlehnung an z. B. das Wiener Testsystem [WTS]; Schellig, 2010). Hier wurden vom Versuchsleiter nacheinander in unterschiedlicher Reihenfolge mindestens zwei von neun auf einem Holzbrett unsystematisch angeordnete Holzklötzchen angetippt. Unmittelbar danach sollte das Kind die zuvor angetippten Holzklötzchen in der umgekehrten Reihenfolge antippen. Abhängige Variable war die längste korrekt wiedergegebene Spanne. Für Erwachsene wird im WTS eine Reliabilität von r = .76 angegeben (Schellig, 2010). Kognitive Flexibilität. Gemischte Flankeraufgabe: Diese erfasste die Fähigkeit, schnell zwischen zwei „mentalen Sets“ zu wechseln (Switching, angelehnt an Diamond, Barnett, Thomas & Munro, 2007). Die einfache Flankeraufgabe wurde um Durchgänge mit gelben Fischen erweitert, hier musste die Reaktion aufgrund der flankierenden Reize erfolgen. Nach 8 Übungsdurchgängen wurden 24 Durchgänge mit jeweils 12 roten oder gelben Fischen randomisiert dargeboten. Auch diese Aufgabe wurden an der Universität Bern entwickelt und dort erfolgreich eingesetzt (z. B. Michel, Röthlisberger et al., 2011). Abhängige Variablen waren die mittleren Reaktionszeiten in Millisekunden der inkongruenten Bedingung sowie die mittlere Genauigkeit (Anzahl Treffer) in Prozent der inkongruenten Bedingung. Kopf-Zehen-Knie-Schulter-Aufgabe, Teil 3: Im dritten Teil erfolgte eine Umkehrung der Regeln zur Erfassung von kognitiver Flexibilität. Abhängige Variable war die erreichte Punktzahl (0 - 20). Schulleistungsstests Würzburger Leise Leseprobe - Revision (WLLP-R; Schneider, Blanke, Faust & Küspert, 2011). In jeder Aufgabe sollte neben einem geschriebenen Wort das richtige aus vier Bildern ausgewählt werden. Abhängige Variable war die Anzahl der innerhalb von 5 Minuten korrekt bearbeiteten Aufgaben. Die WLLP-R verfügt über eine hinreichend hohe Retest-Reliabilität; die Validität wurde durch Korrelation mit Lehrerurteilen bestätigt (Schneider et al., 2011). Würzburger Rechtschreibtest für 1. und 2. Klassen (WÜRT 1-2; Trolldenier, 2014). Zur Erfassung der Rechtschreibung musste ein Lückentextdiktat mit insgesamt zehn Auslassungen bearbeitet werden. Abhängige Variable war die Anzahl korrekt geschriebener Wörter. Die interne Konsistenz (Cronbachs Alpha) des WÜRT ist gesichert, die Validität wurde durch Korrelation mit Lehrerurteilen bestätigt (Trolldenier, 2014). Diagnostisches Inventar zu Rechenfertigkeiten im Grundschulalter (DIRG; Grube, Weberschock, Blum & Hasselhorn, 2010). Durchgeführt wurden die Subtests Addition mit Zehnerübergang und Subtraktion mit Zehnerübergang jeweils im Zahlenraum bis 20. Abhängige Variable war die Anzahl der innerhalb von 4 Minuten korrekt bearbeiteten Aufgaben. Die Retest-Reliabilität ist akzeptabel, die Validität konnte durch Korrelation mit Schulnoten bestätigt werden (Grube et al., 2010). Entwicklungspfade motorisch auffälliger Kinder 19 Stabile Risikokinder (n = 22) remittierte Risikokinder (n = 23) Kontrollgruppe (n = 45) MZP 1 MZP 2 MZP 3 MZP 1 MZP 2 MZP 3 MZP 1 MZP 2 MZP 3 Motorisch-koordinative Leistungen: Movement ABC-2 (Gesamtwert) 49.23 (8.56) 47.14 (12.56) 57.00 (15.97) 56.30 (5.58) 71.70 (7.43) 72.26 (11.43) 76.07 (8.95) 73.40 (10.37) 78.78 (10.86) Inhibition/ Interferenzkontrolle: einfache Flankeraufgabe, Reaktionszeit (ms) 1863.97 (423.42) 1375.64 (375.87) 1286.46 (348.20) 1638.02 (512.87) 1405.15 (500.35) 1099.36 (385.77) 1526.33 (362.00) 1250.98 (321.60) 1023.70 (311.66) einfache Flankeraufgabe, Genauigkeit (Prozent) 0.60 (0.23) 0.83 (0.26) 0.94 (0.13) 0.75 (0.28) 0.92 (0.13) 0.95 (0.07) 0.81 (0.23) 0.94 (0.09) 0.95 (0.08) Go-/ NoGo (Diskriminationsindex) 0.62 (0.18) 0.68 (0.16) 0.81 (0.11) 0.75 (0.17) 0.83 (0.07) 0.83 (0.14) 0.75 (0.13) 0.76 (0.15) 0.83 (0.11) HTKS Teil 1 (Gesamtpunktzahl) 13.52 (7.12) 16.90 (3.67) 18.14 (1.80) 17.27 (3.84) 18.50 (1.66) 18.82 (1.30) 16.74 (3.71) 18.00 (3.68) 18.91 (1.92) HTKS Teil 2 (Gesamtpunktzahl) 8.50 (7.35) 17.00 (2.99) 17.15 (3.07) 12.24 (7.01) 17.29 (2.78) 17.67 (2.60) 12.61 (6.83) 16.75 (3.96) 17.93 (2.24) kognitive Flexibilität: gemischte Flankeraufgabe, Reaktionszeit (ms) 2436.45 (870.98) 2395.41 (803.33) 1961.51 (508.85) 2054.22 (868.31) 2184.20 (512.96) 2056.94 (650.10) 2093.28 (703.58) 2157.01 (625.40) 1778.05 (511.81) gemischte Flankeraufgabe, Genauigkeit (Prozent) 0.62 (0.17) 0.73 (0.21) 0.78 (0.15) 0.65 (0.20) 0.84 (0.15) 0.86 (0.13) 0.68 (0.17) 0.77 (0.17) 0.82 (0.14) HTKS Teil 3 (Gesamtpunktzahl) 3.58 (6.67) 11.74 (6.05) 15.84 (4.91) 3.35 (5.01) 12.45 (7.28) 16.40 (4.81) 6.49 (6.82) 12.05 (6.93) 13.05 (6.11) Arbeitsgedächtnis: Farbspanne rw (Mittelwert der längsten beiden Spannen) 2.23 (0.67) 2.23 (0.72) 2.80 (0.68) 2.04 (0.42) 2.43 (0.74) 2.91 (0.69) 1.89 (0.58) 2.68 (0.71) 3.04 (0.75) Ziffern rw (Mittelwert der längsten beiden Spannen) 2.66 (0.94) 2.91 (0.61) 2.89 (0.69) 3.26 (0.58) 2.77 (0.58) 3.28 (0.48) Corsiblocks rw (Gesamtpunktzahl) 2.14 (1.32) 2.95 (0.92) 3.38 (1.16) 2.22 (1.04) 3.22 (0.52) 3.26 (0.75) 2.69 (1.02) 3.60 (0.86) 4.11 (1.11) Tab. 2: Mittelwerte und Standardabweichungen (in Klammern) der Leistungen in den motorisch-koordinativen Leistungen und exekutiven Funktionen für die drei Subgruppen über die drei MZP Anmerkung: Altersnormierte Movement ABC-2 Gesamtwerte; Werte zwischen 57 - 62 kritischer Bereich; Werte < 56 therapiebedürftig. MZP = Messzeitpunkt; Movement ABC-2 = Movement Assessment Battery for Children (second edition); HTKS = head-toes-knees-shoulders task; rw = rückwärts. 20 Sabine Molitor, Eva Michel, Wolfgang Schneider Kontrollvariablen Reaktionsgeschwindigkeit. Zum ersten Messzeitpunkt wurde eine einfache Reaktionszeitaufgabe am Computer dargeboten. Die Kinder sollten in 32 Durchgängen schnellstmöglich einen Knopf drücken, wenn ein Zielreiz erschien. Die Aufgabe wurde an der Universität Bern entwickelt und dort erfolgreich zu Forschungszwecken eingesetzt (z. B. Michel, Röthlisberger et al., 2011). Nonverbale Intelligenz. Zum ersten Messzeitpunkt wurde der Subtest Klassifikation des Culture-Fair-Intelligence Test-Scale 1 (CFT-1; Cattell et al., 1997) durchgeführt. Abhängige Variable war die Anzahl korrekter Lösungen im vorgegebenen Zeitintervall (max. 15). Sozioökonomischer Status (SÖS). Zum ersten Messzeitpunkt wurde die berufliche Ausbildung und derzeitige berufliche Situation der Eltern erfragt. Beide Indikatoren wurden mithilfe der Wegener Prestigeskala (Wegener, 1988) kodiert, um einen Index für den SÖS zu berechnen. Zudem wurden die Eltern zu Größe und Gewicht der Kinder sowie zu Freizeitaktivitäten der Kinder befragt. Die Rücklaufrate des Elternfragebogens betrug 82 %. Zum dritten Messzeitpunkt wurden die Eltern nach ärztlichen Diagnosen, Therapien (Art und Umfang), Medikation sowie nach Medienkonsum der Kinder gefragt. Ergebnisse Zur Analyse der Daten wurden univariate Varianzanalysen mit Messwiederholung durchgeführt; für den Innersubjektfaktor wird die multivariate Auswertung, Wilks Lambda, berichtet. Die als Post-hoc-Analyse durchgeführten paarweisen Vergleiche für die Zeiteffekte wurden nach Bonferroni alpha-adjustiert; für Gruppenunterschiede wurden Student-Newman-Keuls (SNK)-Tests berechnet. Entwicklung der motorischkoordinativen Fähigkeiten Deskriptive Ergebnisse zur Entwicklung der motorisch-koordinativen Fähigkeiten finden sich in Tabelle 2. Wie aus Abbildung 1 ersichtlich, zeigen sich deskriptiv differenzielle Verläufe der motorischen Entwicklung (Movement ABC-2 Gesamtwert). Die varianzanalytische Auswertung mit Messwiederholung (3 MZP) und Gruppe als Zwischensubjektfaktor (stabile Risikokinder, remittierte Risikokinder und Kontrollgruppe) bestätigt einen Haupteffekt Zeit (F [2, 86] = 20.99; p < .001; partielles η ² = .33) sowie Gruppe (F [2, 87] = 71.70; p < .01; partielles η ² = .62). Post-hoc-Analysen verweisen auf Verbesserungen zwischen allen einzelnen Messzeitpunkten (MZP 1 [M = 60.53] zu MZP 2 [M = 64.08]: p < .05; MZP 1 zu MZP 3 [M = 69.35], MZP 2 zu MZP 3: jeweils p < .01). Zudem zeigt sich ein Interaktionseffekt (F [4, 172] = 11.63; p < .01; partielles η ² = .21) dahingehend, dass vor allem die remittierten Risikokinder zur Kontrollgruppe aufholen. Post-hoc Student-Newman-Keuls- Tests stützen die Annahme dreier unabhängiger Gruppen (stabile Risikokinder [M = 51.12]; remittierte Risikokinder [M = 66.75]; Kontrollgruppe [M = 76.08]). Exekutive Funktionen Deskriptive Ergebnisse im Hinblick auf die Entwicklung der exekutiven Funktionen zu den drei MZP für die drei Subgruppen finden sich ebenfalls in Tabelle 2. Inhibition/ Interferenzkontrolle Für die inkongruenten Durchgänge der einfachen Flankeraufgabe (Reaktionszeit) bestätigt die univariate Varianzanalyse mit Messwiederholung (3 MZP) und Gruppe als Zwischensubjektfaktor (stabile Risikokinder, remittierte Risikokinder und Kontrollgruppe) einen Haupteffekt Zeit (F [2, 84] = 62.41; p < .01; partielles η ² = .60) sowie Gruppe (F [2, 85] = 5.49; p < .01; partielles η ² = .11). Post-hoc-Analysen verweisen auf Verbesserungen zwischen allen einzelnen Messzeitpunkten (MZP 1 [M = 1676.11] zu MZP 2 [M = 1343.93]: p < .01; MZP 1 zu MZP 3 [M = 1136.51]: p < .01; MZP 2 zu MZP 3: p < .01). Student-Newman-Keuls-Tests zeigen, dass die Kinder der Kontrollgruppe (M = 1267.00) schneller reagieren als die stabilen Risikokinder (M = 1508.69). Die remittierten Kinder unterscheiden sich nicht von den beiden anderen Gruppen (M = 1380.84; vgl. Abb. 2 a). Entwicklungspfade motorisch auffälliger Kinder 21 Ebenso verweist die univariate Varianzanalyse mit Messwiederholung (3 MZP) und Gruppe als Zwischensubjektfaktor (stabile Risikokinder, remittierte Risikokinder und Kontrollgruppe) der Genauigkeit in den inkongruenten Durchgängen der einfachen Flankeraufgabe auf einen Haupteffekt Zeit (F [2, 86] = 31.76; p < .01; partielles η ² = .43) sowie einen Haupteffekt Gruppe (F [2, 87] = 7.00; p < .01; partielles η ² = .14). Post-hoc-Analysen bestätigen insgesamt einen Anstieg der Genauigkeit zwischen allen MZP (MZP 1 [M = .72] zu MZP 2 [M = .90]: p < .01; MZP 1 zu MZP 3 [M = .95]: p < .01; MZP 2 zu MZP 3: p = .016). Post-hoc Student- Newman-Keuls-Tests belegen, dass die stabilen Risikokinder (M = .79) den remittierten (M = .88) und der Kontrollgruppe (M = .90) insgesamt unterlegen sind. Zudem zeigt sich ein Interaktionseffekt (F [4, 172] = 2.86; p = .025; partielles η ² = .06) dahingehend, dass die stabilen Risikokinder zum MZP 1 deutlich niedrigere Leistungen zeigen, aber zum dritten MZP aufholen (vgl. Abb. 2 b). Für den Diskriminationsindex der Go / No- Go-Aufgabe bestätigt die univariate Varianzanalyse mit Messwiederholung (3 MZP) und Gruppe als Zwischensubjektfaktor (stabile Risikokinder, remittierte Risikokinder und Kontrollgruppe) ebenfalls einen Haupteffekt Zeit (F [2, 86] = 16.93; p < .01; partielles η ² = .28) sowie einen Haupteffekt Gruppe (F [2, 87] = 7.76; p < .01; partielles η ² = .15), moduliert durch einen Interaktionseffekt (F [4, 172] = 2.72; p = .031; partielles η ² = .06). Post-hoc- Analysen verdeutlichen, dass sich im Mittel alle drei Gruppen über die Zeit verbesserten (MZP 1 [M = .71] zu MZP 2 [M = .76]: n. s.; MZP 1 zu MZP 3 [M = .82]: p < .01; MZP 2 zu MZP 3: p < .01). Post-hoc Student-Newman- Keuls-Tests zeigen, dass über die MZP hinweg die stabilen Risikokinder (M = .70) den beiden anderen Gruppen unterlegen waren. Allerdings zeigen die Mittelwerte und die signifikante Interaktion, dass die stabilen Risikokinder zum dritten MZP aufholen konnten (vgl. Tab. 2). Gesamttestwert M-ABC-2 80 75 70 65 60 55 50 45 MZP 1 MZP 2 MZP 3 Kontrollkinder (N = 45) remittierte Risikokinder (N = 23) stabile Risikokinder (N = 22) Abb. 1: Mittlerer altersnormierter Gesamttestwert der Movement ABC-2 für die drei Subgruppen zu den drei Messzeitpunkten (Werte unter 63 gelten als auffällig). 22 Sabine Molitor, Eva Michel, Wolfgang Schneider Anteil korrekter Reaktionen (in %) 1 0,95 0,9 0,85 0,8 0,75 0,7 0,65 0,6 0,55 0,5 MZP 1 MZP 2 MZP 3 Kontrollkinder (N = 45) stabile Risikokinder (N = 22) remittierte Risikokinder (N = 23) Abb. 2 b: Mittlerer Anteil richtiger Reaktionen (in Prozent) in der einfachen Flankeraufgabe für die drei Subgruppen zu den drei Messzeitpunkten. Mittlere Reaktionszeiten (ms) 2000 1800 1600 1400 1200 1000 800 MZP 1 MZP 2 MZP 3 Kontrollkinder (N = 45) stabile Risikokinder (N = 22) remittierte Risikokinder (N = 23) Abb. 2 a: Mittlere Reaktionszeiten (in ms) bei der einfachen Flankeraufgabe für die drei Subgruppen zu den drei Messzeitpunkten. Entwicklungspfade motorisch auffälliger Kinder 23 Für die HTKS-Aufgabe Teil 1 zeigt die univariate Varianzanalyse mit Messwiederholung (MZP) und Gruppe als Zwischensubjektfaktor (stabile Risikokinder, remittierte Risikokinder und Kontrollgruppe) einen Haupteffekt Zeit (F [2, 82] = 15.02; p < .01; partielles η ² = .27) sowie einen Haupteffekt Gruppe (F [2, 83] = 4.17; p = .019; partielles η ² = .09). Post hoc durchgeführte paarweise Vergleiche verdeutlichen einen Anstieg der Leistung zwischen MZP 1 (M = 15.84) und 2 (M = 17.80) sowie zwischen MZP 1 und 3 (M = 18.62), jeweils p < .01. Daneben zeigen post-hoc Student-Newman-Keuls-Tests, dass die stabilen Risikokinder (M = 16.19) schlechter abschneiden als die beiden anderen Gruppen (remittierte Risikokinder [M = 17.88]; Kontrollgruppe [M = 18.20]). Für den Aufgabenteil HTKS 2 ergibt sich lediglich ein Haupteffekt Zeit (F [2, 81] = 32.68; p < .01; partielles η ² = .45). Post hoc durchgeführte paarweise Vergleiche verdeutlichen einen Anstieg der Leistung zwischen MZP 1 (M = 11.12) und 2 (M = 17.01) sowie zwischen MZP 1 und 3 (M = 17.58), jeweils p < .01; zwischen dem zweiten und dritten MZP findet keine bedeutsame Verbesserung mehr statt. Kognitive Flexibilität Für die Reaktionszeit in der gemischten Flankeraufgabe zeigt die univariate Varianzanalyse mit Messwiederholung (MZP) und Gruppe als Zwischensubjektfaktor (stabile Risikokinder, remittierte Risikokinder und Kontrollgruppe) lediglich einen Haupteffekt Zeit (F [2, 86] = 7.92; p = .001; partielles η ² = .16). Post-hoc- Analysen bestätigen Verbesserungen zwischen den MZP 1 (M = 2194.65) und 3 (M = 1932.17), p < .05; sowie zwischen 2 (M = 2245.54) und 3, p < .01. Es zeigen sich keine Gruppenunterschiede. Auch bezüglich der Genauigkeit bestätigt die univariate Varianzanalyse mit Messwiederholung (MZP) und Gruppe als Zwischensubjektfaktor (stabile Risikokinder, remittierte Risikokinder und Kontrollgruppe) in der gemischten Flankeraufgabe lediglich einen Haupteffekt Zeit (F [2, 86] = 31.84; p < .01; partielles η ² = .43), nachgeschobene paarweise Vergleiche verweisen auf einen Anstieg der Genauigkeit zwischen den MZP 1 und 2 sowie MZP 1 und 3 (MZP 1 [M = .65]; MZP 2 [M = .78]; MZP 3 [M = .82]; jeweils p < .01). Es zeigen sich keine Gruppenunterschiede; deskriptiv zeigen jedoch vor allem die remittierten Kinder einen Vorsprung gegenüber den stabilen Risikokindern (vgl. Tab. 1). Für die HTKS-Aufgabe Teil 3 bestätigt die univariate Varianzanalyse mit Messwiederholung (MZP) und Gruppe als Zwischensubjektfaktor (stabile Risikokinder, remittierte Risikokinder und Kontrollgruppe) einen Haupteffekt Zeit (F [2, 78] = 70.14; p < .01; partielles η ² = .64) sowie einen Interaktionseffekt (F [4, 156] = 3.40; p = .011; partielles η ² = .08). Dieser ist vor allem auf ein starkes Aufholen der remittierten und stabilen Risikokinder zurückzuführen (vgl. Tab. 2). Post-hoc-Analysen verweisen auf Verbesserungen zwischen allen MZP (MZP 1 [M = 4.47] zu MZP 2 [M = 12.08]: p < .01; MZP 1 zu MZP 3 [M = 15.10]: p < .01; MZP 2 zu MZP 3: p = .01). Es finden sich keine Gruppenunterschiede. Arbeitsgedächtnis Für die Aufgabe Farbspanne rückwärts zeigt die univariante Varianzanalyse mit Messwiederholung (MZP) und Gruppe als Zwischensubjektfaktor (stabile Risikokinder, remittierte Risikokinder und Kontrollgruppe) einen Haupteffekt Zeit (F [2, 86] = 47.64; p < .01; partielles η ² = .53) und einen Interaktionseffekt (F [4, 172] = 3.50; p < .01; partielles η ² = .08). Die deskriptiven Daten (vgl. Tab. 2) legen nahe, dass dieser durch eine relative starke Verbesserung der Kontrollkinder vor allem im Vergleich zu den stabilen Risikokindern bedingt ist. Post-hoc- Analysen verweisen auf einen Anstieg der korrekt wiedergegebenen Items zwischen allen MZP (MZP 1 [M = 2.05]; MZP 2 [M = 2.45]; MZP 3 [M = 2.92]; jeweils p <.01). Bedeutsame Gruppenunterschiede finden sich nicht. 24 Sabine Molitor, Eva Michel, Wolfgang Schneider Ebenso zeigt auch für die Aufgabe Ziffernspanne rückwärts die univariate Varianzanalyse mit Messwiederholung (MZP 2 und 3) und Gruppe als Zwischensubjektfaktor (stabile Risikokinder, remittierte Risikokinder und Kontrollgruppe) einen Haupteffekt Zeit (F [1, 87] = 22.88; p < .01; partielles η ² = .21), was auf eine Verbesserung zwischen den MZP 2 und 3 verweist. Auch hier finden sich keine bedeutsamen Gruppenunterschiede. Für die Aufgabe Corsiblocks rückwärts zeigt die univariate Varianzanalyse mit Messwiederholung (MZP) und Gruppe als Zwischensubjektfaktor (stabile Risikokinder, remittierte Risikokinder und Kontrollgruppe) einen Haupteffekt Zeit (F [2, 85] = 35.66; p < .01; partielles η ² = .46) sowie einen Haupteffekt Gruppe (F [2, 86] = 7.42; p < .01; partielles η ² = .15). Post-hoc-Analysen verweisen auf einen Anstieg der korrekt wiedergegebenen Items zwischen allen MZP (MZP 1 [M = 2.35] zu MZP 2 [M = 3.26]: p < .01; MZP 1 zu MZP 3 [M = 3.58]: p < .01; MZP 2 zu MZP 3: p < .01). Im Gegensatz zu den anderen Spannenaufgaben zeigen die post hoc durchgeführten Student-Newman- Keuls-Tests hier niedrigere Leistungen der stabilen (M = 2.83) und der remittierten Risikokinder (M = 2.90) gegenüber den Kindern der Kontrollgruppe (M = 3.47; s. Abb. 3). Schulleistungen Eine Übersicht der deskriptiven Ergebnisse zu den Schulleistungen findet sich in Tabelle 3. Für die Würzburger Leise Leseprobe (WLLP-R; Schneider et al., 2011) zeigt die univariate Varianzanalyse Unterschiede zwischen den drei Gruppen (stabile Risikokinder, remittierte Risikokinder und Kontrollgruppe: F [2, 76] = 3.22; p = .046; partielles η ² = .08). Post hoc Student-Newman-Keuls-Tests verdeutlichen, dass die stabilen Risikokinder der Kontrollgruppe unterlegen sind; die remittierten Risikokinder unterscheiden sich von keiner der beiden Gruppen bedeutsam. Mittlere Spannenlänge 4,5 4 3,5 3 2,5 2 1,5 1 MZP 1 MZP 2 MZP 3 Kontrollkinder (N = 45) stabile Risikokinder (N = 22) remittierte Risikokinder (N = 23) Abb. 3: Mittlere korrekt wiedergegebene Spannenlänge in der Aufgabe Corsiblocks rückwärts für die drei Subgruppen zu den drei Messzeitpunkten. Entwicklungspfade motorisch auffälliger Kinder 25 Für den Würzburger Rechtschreibtest (WÜRT; Trolldenier, 2014) lassen sich keine bedeutsamen Unterschiede zwischen den Gruppen nachweisen. Für den Rechentest DIRG - Subtest Addition mit Zehnerübergang (Grube et al., 2010) zeigt die univariate Varianzanalyse Unterschiede zwischen den Gruppen (stabile Risikokinder, remittierte Risikokinder und Kontrollgruppe: F [2, 76] = 5.35; p < .01; partielles η ² = .21). Post hoc durchgeführte Student- Newman-Keuls-Tests verdeutlichen, dass sowohl die stabilen als auch die remittierten Risikokinder schlechter als die Kontrollkinder abschneiden. Auch für den Subtest Subtraktion mit Zehnerübergang zeigt die univariate Varianzanalyse Gruppenunterschiede (F [2, 76] = 3.34; p = .041; partielles η ² = .08). Diese können jedoch durch die nachgeschobenen Student-Newman-Keuls- Tests nicht bestätigt werden, wobei sich deskriptiv durchaus deutliche Unterschiede, vor allem zwischen den stabilen Risikokindern und den Kontrollkindern, allerdings auch hohe Standardabweichungen, zeigen (s. Tab. 3). Zusammenhänge zwischen motorisch-koordinativen Leistungen und Schulleistungen Aufgrund der bisher dargestellten differenziellen Befundmuster wurden explorativ zusätzlich Zusammenhänge der beiden o. g. Funktionsbereiche analysiert. Tabelle 4 gibt einen Überblick über die Pearson-Korrelationskoeffizienten zwischen motorisch-koordinativen Leistungen und Schulleistungen für stabile und remittierte Risikokinder sowie Kontrollkinder. Insbesondere bei den stabilen Risikokindern korrelieren Teilbereiche der Schulleistungen mittelhoch bis hoch mit motorisch-koordinativen Leistungen (s. Tab. 4). Bei den remittierten Risikokindern sowie den Kontrollkindern finden sich keine derartigen Zusammenhänge. stabile Risikokinder (n = 17) remittierte Risikokinder (n = 18) Kontrollgruppe (n = 44) Lesefähigkeit (WLLP-R) Rechtschreiben (WÜRT) Rechnen (DIRG, Addition) Rechnen (DIRG, Subtraktion) 37.94 (20.35) 4.53 (2.75) 16.82 (12.65) 9.76 (12.86) 47.11 (18.67) 6.06 (2.75) 19.39 (11.67) 13.61 (11.07) 51.68 (18.61) 6.20 (2.59) 28.61 (15.79) 17.91 (10.98) Tab. 3: Mittlere Anzahl richtiger Antworten und Standardabweichungen (in Klammern) der Schulleistungen für die drei Subgruppen (MZP 3) stabile Risikokinder (n = 17) remittierte Risikokinder (n = 18) Kontrollgruppe (n = 44) Movement ABC-2 Gesamttestwert - WLLP-R (Anzahl korrekter Antworten) .15 .19 .19 Movement ABC-2 Gesamttestwert - WÜRT 1 -2 (Anzahl korrekt geschriebener Wörter) .61** .01 .08 Movement ABC-2 Gesamttestwert - DIRG Addition (Anzahl korrekter Antworten) .45 .29 -.11 Movement ABC-2 Gesamttestwert - DIRG Subtraktion (Anzahl korrekter Antworten) .53* .29 -.01 Tab. 4: Zusammenhänge (Pearson-Korrelationskoeffizienten) zwischen motorisch-koordinativen Leistungen und Schulleistungen für die drei Subgruppen (MZP 3) Anmerkung: * p < .05, ** p < .001. 26 Sabine Molitor, Eva Michel, Wolfgang Schneider Diskussion In vorliegender Studie wurde die längsschnittliche Entwicklung motorischer, kognitiv-exekutiver und schulischer Leistungen bei motorisch auffälligen und unauffälligen Kindern verglichen. Die Studie umfasste insgesamt drei MZP, die Daten der ersten beiden MZP wurden in Michel et al. (2018) berichtet. Zum zweiten MZP war etwa die Hälfte der ursprünglich motorisch auffälligen Kinder nicht mehr auffällig, sodass drei Subgruppen resultierten: Motorisch stabil auffällige (Risiko-)kinder, remittierte Risikokinder und Kontrollkinder. Die hier mit eingeschlossenen Daten des dritten MZP ergänzen und erweitern die bisherigen Befunde auf eindrückliche Weise. Als wichtigstes Befundmuster ist herauszustellen, dass die motorisch stabil auffälligen Kinder auch nach der Einschulung motorisch niedrigere Leistungen zeigten, in einigen kognitiv-exekutiven Funktionsbereichen überdauernd schlechter abschnitten und insbesondere niedrigere schulische Leistungen zeigten als die Kontrollkinder und häufig auch als die remittierten Kinder. Der in Michel et al. (2018) gefundene positive Trend der remittierten Kinder setzte sich nur teilweise weiter fort: In einigen Bereichen fanden sich zum dritten MZP für diese Subgruppe im Vergleich zu den Kontrollkindern noch niedrigere Leistungen. Im Bereich der Inhibition/ Interferenzkontrolle zeigten die motorisch stabil auffälligen Kinder ein Jahr nach der ersten Testung konsistent über verschiedene Aufgaben hinweg niedrigere Leistungen als motorisch unauffällige und remittierte Kinder (Michel et al., 2018). Ein weiteres Jahr später zeigt sich nun in vorliegenden Befunden ein heterogeneres Bild. Die stabil auffälligen Kinder reagierten nach wie vor langsamer als motorisch unauffällige Kinder in der Flankeraufgabe zur Erfassung der Interferenzkontrolle, konnten allerdings in der Reaktionsgenauigkeit aufholen. Auch in der Go/ NoGo-Aufgabe, bei der die stabil auffälligen Risikokinder noch zum zweiten MZP unterlegen waren, konnten sie zum dritten MZP gegenüber den beiden anderen Gruppen aufholen. In der HTKS-Aufgabe zeigte sich zwar im ersten Teil noch ein bedeutsamer Gruppenunterschied, doch deuten die Mittelwerte (s. Tab. 2) auch bei nicht signifikantem Interaktionseffekt auf ein weitgehendes Aufholen hin. Im zweiten Teil der HTKS-Aufgabe zeigten sich keine Gruppenunterschiede, wie auch schon zuvor zum zweiten MZP. Insgesamt sprechen die vorliegenden Befunde demnach - anders als noch von Michel et al. (2018) angenommen - im Bereich der Inhibition/ Interferenzkontrolle eher für eine verzögerte Entwicklung als für qualitative Abweichungen. Nach der Einschulung scheinen demnach im Mittel die meisten Entwicklungsverzögerungen der motorisch auffälligen Kinder im Bereich Inhibition/ Interferenzkontrolle weitgehend aufgeholt zu sein. Bezüglich der kognitiven Flexibilität zeigten sich sowohl zum zweiten als auch zum dritten MZP erfreulicherweise keine bedeutsamen Gruppenunterschiede. Starteten die anfangs motorisch auffälligen Kinder zum ersten MZP noch mit bedeutsam niedrigeren Leistungen im dritten Teil der HTKS-Aufgabe (mit Regelwechsel), so konnten sie im Untersuchungszeitraum zu den unauffälligen Kindern aufschließen bzw. diese sogar noch leicht übertreffen (vgl. Tab. 2). Die Flexibilitätskomponente der exekutiven Funktionen, die als auf Inhibition aufbauend angesehen wird und sich eher später entwickelt (z. B. Best, Miller & Jones, 2009), scheint hier folglich für die Entwicklungspfade motorischer Auffälligkeiten zunächst keine bedeutsame Rolle zu spielen. Im Arbeitsgedächtnis zeigen sich 2 Jahre nach der ersten Testung noch im Bereich des visuell-räumlich dynamischen Arbeitsgedächtnisses, nicht aber bei den phonologischen komplexen Spannen 3 , niedrigere Leistungen. Dies betrifft sowohl die motorisch stabil auffälligen 3 Obwohl bei der Aufgabe Farbspanne rückwärts die Reize visuell präsentiert wurden, rekodierten die Kinder sehr häufig phonologisch, in dem sie sich die Farben leise aufsagten. Daher ist die Farbspanne rückwärts eher den (komplexen) phonologischen Spannenaufgaben zuzurechnen. Entwicklungspfade motorisch auffälliger Kinder 27 Kinder als auch die remittierten Kinder und passt damit sehr gut ins Befundmuster deutlicher Beeinträchtigungen im visuell-räumlichen Arbeitsgedächtnis, die für Kinder mit manifesten UEMF gut belegt sind (Alloway, 2007; Alloway & Archibald, 2008; Alloway et al., 2009; Alloway & Temple, 2007). Diese Auffälligkeiten scheinen relativ stabil bestehen zu bleiben, selbst wenn die motorischen Probleme zurückgegangen sind. Die kognitive Repräsentation dynamischer Bewegungsfolgen scheint bei Problemen im flüssigen koordinierten Handlungsablauf eine zentrale Rolle zu spielen (Alloway, 2007). Hier könnten Interventionen gezielt ansetzen. Zum einen ist an spezifische (meist computergestützte) Trainingsprogramme zur Förderung der exekutiven Funktionen und des Arbeitsgedächtnisses zu denken (z. B. „Nele und Noa im Regenwald“; Roebers, Röthlisberger, Neuenschwander & Cimeli, 2014), zum anderen aber auch an motorisch-koordinative Trainings, die (z. B. auch im Rahmen ergotherapeutischer Maßnahmen) koordinative und kognitive Komponenten verknüpfen (Kubesch & Walk, 2009). Zu bedenken gilt allerdings, dass die Frage nach der grundsätzlichen Trainierbarkeit des Arbeitsgedächtnisses nach wie vor kontrovers diskutiert wird (Mähler, Jörns, Radtke & Schuchardt, 2015). Zum zweiten MZP zeigte sich bei der Farbspanne rückwärts 4 noch, dass die stabil auffälligen Kinder innerhalb des einen Jahres keinerlei Verbesserungen aufwiesen, im Gegensatz zu den beiden anderen Gruppen. Dies ist im Gesamtbild der Befunde nun ebenfalls eher als leichte Entwicklungsverzögerung denn als qualitative Abweichung einzuordnen, da nun auch für die motorisch stabil auffälligen Kinder deutliche Verbesserungen resultierten. Als für die pädagogisch-psychologische Praxis besonders relevante Befunde - gerade im Kontext der Befunde zur kognitiv-exekutiven Entwicklung - sind zweifellos die niedrigeren schulischen Leistungen der stabil motorisch auffälligen, teils auch der remittierten Kinder zu werten. Deskriptiv betrachtet zeigten die motorisch stabil auffälligen Kinder in allen Bereichen niedrigere Leistungen (vgl. Tab. 3), inferenzstatistisch abgesichert im Lesen sowie bei Addition und Subtraktion. Bei den remittierten Kindern ergaben sich nur bei der Addition signifikant niedrigere Leistungen im Vergleich zur Kontrollgruppe, deskriptiv aber auch in anderen Bereichen. Interessant sind in diesem Zusammenhang die Korrelationen der motorischen Leistungen mit den schulischen Leistungen (s. Tab. 4), die nur bei den stabilen Risikokindern bedeutsam sind. Dies könnte für ein Schwellenwertmodell sprechen: Liegen die motorisch-koordinativen Fertigkeiten der Kinder in einem auffälligen Bereich, hat dies bedeutsamen Einfluss auf schulische Leistungen (weshalb Auffälligkeiten zu Recht bei der Schuleingangsuntersuchung abgeklärt werden). Bei motorisch unauffällig entwickelten Kindern scheinen die koordinativen Fertigkeiten dagegen keinen bedeutsamen Einfluss auf die Schulleistungen zu Beginn der Grundschulzeit zu haben; hier sind andere Einflussfaktoren wie bereichsspezifische Vorläuferfertigkeiten, Selbstkonzept etc. sicherlich relevanter. Nicht vergessen werden darf bei der Interpretation der Korrelationen allerdings die Konfundierung der motorischen mit den kognitivexekutiven Leistungen. So ist naheliegend, dass die stabil motorisch auffälligen Kinder nicht nur aufgrund der primär motorischen Auffälligkeiten, sondern auch wegen der damit verbundenen Probleme bzw. Entwicklungsverzögerungen im Bereich der exekutiven Funktionen und insbesondere im räumlich-dynamischen Arbeitsgedächtnis schlechtere schulische Leistungen zeigen. Obwohl sich bei typisch entwickelten Kindern bedeutsame Einflüsse auf schulische Leistungen eher hinsichtlich der phonologischen Arbeitsgedächtnisdömäne zeigen (für einen Überblick siehe z. B. Swanson & Alloway, 2012), erweist sich bei Kindern mit UEMF das räumlich-dynamische Arbeitsgedächtnis als prädiktiv für Schulleistungen, auch nach Kontrolle des IQ (Alloway, 2007). Auch aus ande- 4 Die Aufgabe Ziffern rückwärts wurde erst ab MZP 2 durchgeführt. 28 Sabine Molitor, Eva Michel, Wolfgang Schneider rer Richtung gibt es Hinweise auf die Bedeutung des dynamischen visuell-räumlichen Arbeitsgedächtnisses für den Schulerfolg. So zeigten sich bei rechenschwachen Kindern spezifische Beeinträchtigungen des visuellräumlichen Arbeitsgedächtnisses (Schuchardt, Mähler & Hasselhorn, 2010; Süss-Burkart, 2001). Möglicherweise sind die niedrigen Schulleistungen der motorisch auffälligen Kinder - insbesondere im Rechnen - zum Teil auf Defizite im visuell-räumlichen Arbeitsgedächtnis zurückzuführen. Hier wäre, wie bereits diskutiert, ein spezifisches Training sicherlich indiziert (für weitere Möglichkeiten siehe Süss-Burkart, 2001). Allerdings scheinen insbesondere bei den stabil auffälligen Risikokindern noch weitere Faktoren, wie z. B. die Inhibition/ Interferenzkontrolle zusätzlich relevant zu sein. Diese fallen hier vergleichsweise niedriger aus als bei den remittierten Risikokindern, welche ebenfalls Probleme im dynamischen visuell-räumlichen Arbeitsgedächtnis zeigen. Zudem weisen die motorisch stabil auffälligen Kinder (anders als die remittierten Risikokinder) auch Probleme im sprachlichen Bereich auf. Limitationen Insgesamt betrachtet ist davon auszugehen, dass motorischen Auffälligkeiten verschiedene Ursachen zugrunde liegen, welche sich teils wechselseitig bedingen (für einen Überblick siehe die Metaanalyse von Wilson, Ruddock, Smits-Engelsman, Polatajko & Blank, 2013; bzw. die Übersichtsarbeiten von Gomez & Sirigu, 2015; Wilson, Smits-Engelsman, Caeyenberghs & Steenbergen, 2017; Zwicker et al., 2012). Es ist demnach anzunehmen, dass mehrere Mechanismen bei der Entstehung und Aufrechterhaltung der UEMF beteiligt sind, die nicht allesamt in unserer Untersuchung berücksichtigt werden konnten. Unsere Studie leistet bezüglich der Frage nach Subgruppen wohl einen substanziellen Beitrag. Allerdings gilt es bei der Interpretation der Ergebnisse zu bedenken, dass einige der Kinder im Verlauf der Studie Förder- und Therapiemaßnahmen erhielten 5 . Vor allem die stabil auffälligen Risikokinder bekamen verhältnismäßig viel Förderung, was wiederum dafür spricht, dass gerade diese Kinder möglicherweise mit tiefergehenden, bereichsübergreifenden Defiziten konfrontiert sind. Da sie sich allerdings weder in der non-verbalen Intelligenz noch in der einfachen Verarbeitungsgeschwindigkeit von den übrigen Kindern unterschieden, ist nicht von einer generellen Entwicklungsverzögerung auszugehen. Als weitere Einschränkung der Studie sind die relativ kleinen Stichprobengrößen innerhalb der Subgruppen zu sehen. Größere Stichproben würden auch Strukturgleichungsmodelle mit latenter Variablenbildung ermöglichen, wodurch die beschriebene Konfundierung von Variablen vermieden werden könnte. Fazit Trotz der aufgeführten Restriktionen scheinen die Befunde unserer Längsschnittstudie nicht nur für die Grundlagenforschung von Bedeutung, sondern könnten insbesondere für die Früherkennung und frühe Prävention schulischer Probleme nützlich sein: Stabile motorische Auffälligkeiten im Kindergartenalter dürften einen bedeutsamen Risikofaktor für einen ungünstigen Start in die Schule und auch für eine ungünstige Leistungsentwicklung darstellen. Unsere Studie liefert erste wichtige Hinweise auf unterschiedliche Entwicklungspfade motorisch auffälliger Kinder. So scheinen vor allem motorische Auffälligkeiten, welche im Kindergartenalter mit zusätzlichen kognitiven Problemen, insbesondere im Bereich Inhibition/ Interferenzkontrolle und dem dynamischen 5 Therapie erhielten neun der stabil auffälligen Kinder (8 × Logotherapie, 5 × Ergotherapie, 1 × Konzentrationstraining), sieben der remittierten (6 × Logotherapie, 2 × Ergotherapie) und zehn der Kontrollkinder (9 × Logotherapie, 3 × Ergotherapie, 2 × Physiotherapie und 1x Psychotherapie). Elf der stabil auffälligen Kinder besuchten zum MZP 3 eine Förderschule (bzw. schulvorbereitende Einrichtung), drei der remittierten Risikokinder sowie drei der Kontrollkinder. Entwicklungspfade motorisch auffälliger Kinder 29 visuell-räumlichen Arbeitsgedächtnis, einhergehen, eine eher ungünstige Prognose zu haben. Kinder mit motorischen Auffälligkeiten im späten Kindergartenalter, ohne Auffälligkeiten in der Inhibition/ Interferenzkontrolle, scheinen die motorischen Probleme dagegen häufig überwinden zu können. Möglicherweise helfen diese Fähigkeiten bei der Ausbildung geeigneter Kompensationsstrategien. Allerdings zeigen auch diese Kinder persistierende Probleme im dynamischen visuell-räumlichen Arbeitsgedächtnis, was ein Grund für Rechenschwierigkeiten sein könnte. Bei motorischen Auffälligkeiten im späten Kindergartenalter sollte daher ergänzend eine Arbeitsgedächtnis- und Aufmerksamkeitsdiagnostik erfolgen, um Probleme früh erkennen zu können und ggf. gezielt zu intervenieren. Literatur Alloway, T. P. (2007). Working memory, reading, and mathematical skills in children with developmental coordination disorder. Journal of Experimental Child Psychology, 96 (1), 20 - 36. https: / / doi.org/ 10.1016/ j.jecp. 2006.07.002 Alloway, T. P. & Alloway, R. G. (2010). 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