Psychologie in Erziehung und Unterricht
3
0342-183X
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/peu2022.art03d
11
2022
691
Empirische Arbeit: Stressfaktor Übergang - Die Perspektive der Eltern
11
2022
Juliane Niemack
Die vorliegende Studie untersucht im Kontext des Sekundarstufenübergangs Ressourcen (Resilienz, aufgabenorientiertes Coping, allgemeines förderndes Elternverhalten, Familienzusammenhalt) von Viertklasseltern, die im Zusammenhang mit der elterlichen Zufriedenheit mit dem Übertrittsverfahren und psychischem Stress von Eltern stehen. Den theoretischen Hintergrund bildet das integrative Systemmodell der Familienentwicklung (Schneewind, 2010). Hierfür werden Daten von N=441 Eltern aus den Bundesländern Bayern und Hessen anhand eines Strukturmodells analysiert. Die Zusammenhänge zwischen den Untersuchungsvariablen erweisen sich zu einem überwiegenden Teil als statistisch bedeutsam, wobei sich der stärkste (negative) Zusammenhang zwischen dem Familienzusammenhalt und den psychischen Stresssymptomen zeigt.
3_069_2022_1_0004
n Empirische Arbeit Psychologie in Erziehung und Unterricht, 2022, 69, 22 -37 DOI 10.2378/ peu2022.art03d © Ernst Reinhardt Verlag Stressfaktor Übergang - Die Perspektive der Eltern Juliane Niemack Universität Würzburg Zusammenfassung: Die vorliegende Studie untersucht im Kontext des Sekundarstufenübergangs Ressourcen (Resilienz, aufgabenorientiertes Coping, allgemeines förderndes Elternverhalten, Familienzusammenhalt) von Viertklasseltern, die im Zusammenhang mit der elterlichen Zufriedenheit mit dem Übertrittsverfahren und psychischem Stress von Eltern stehen. Den theoretischen Hintergrund bildet das integrative Systemmodell der Familienentwicklung (Schneewind, 2010). Hierfür werden Daten von N = 441 Eltern aus den Bundesländern Bayern und Hessen anhand eines Strukturmodells analysiert. Die Zusammenhänge zwischen den Untersuchungsvariablen erweisen sich zu einem überwiegenden Teil als statistisch bedeutsam, wobei sich der stärkste (negative) Zusammenhang zwischen dem Familienzusammenhalt und den psychischen Stresssymptomen zeigt. Schlüsselbegriffe: Übergang, Familiensystem, psychischer Stress, Ressourcen Transition as a Stress Factor - the Perspective of Parents Summary: In the context of transitioning to secondary school, the study analyzes resources (resilience, problem-focused coping, general supportive parent behavior, family cohesion) of fourth graders’ parents, which are correlated with parental satisfaction of the transition system and parental mental stress symptoms. The integrative system model of family development (Schneewind, 2010) lays the theoretical foundation, for which a sample of N = 441 parents from Bavaria and Hesse are examined with the assistance of a structural model. The relationships between the study variables are proved to be statistically significant. The strongest (negative) correlation is found between family cohesion and mental stress symptoms. Keywords: Transition, family system, mental stress symptoms, resources Stress spielt in modernen Gesellschaften zunehmend eine wichtige Rolle (Bodenmann, 2002) und gilt mittlerweile als wesentliche Ursache für die Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen (Bodenmann & Gmelch, 2009). Dabei bleibt die Familie nicht ausgespart, sondern ist vorwiegend betroffen. Neben alltäglichen Anforderungen spielen in der Familie auch normative und nicht-normative Stressoren eine Rolle bei der Entwicklung von familiärem Stress. Normative Stressoren sind vorhersehbar und treten im Laufe der Familienkarriere zu verschiedenen Zeitpunkten auf (Hofer, Wild & Noack, 2002). Hierzu gehören bspw. Übergänge der Kinder zwischen den Bildungsinstitutionen, an denen es potenziell zu Stress bei Familienmitgliedern kommt und ein Dysäquilibrium des familialen Systems entsteht (Mackowiak, 2011). Ein Übergang mit besonderer Bedeutung für die weitere Bildungslaufbahn der Kinder ist der Übergang in die Sekundarstufe (Wannack et al., 2013), welcher als normativ kritisches Lebensereignis (Filipp, 1995) bezeichnet werden kann. Dieser bringt für die Kinder Veränderungen auf der individuellen, interaktionalen und kontextuellen Ebene mit sich (Wörz, 2004). Es konnte mittlerweile gezeigt werden, dass Schülerinnen und Schüler den Übertritt interindividuell abhängig von den wahrgenommenen Ressourcen als Herausforderung oder Bedrohung bewerten. Sowohl personale (z. B. ein positives akademi- Stressfaktor Übergang aus Elternsicht 23 sches Selbstkonzept) als auch soziale Ressourcen (z. B. ein hoher Familienzusammenhalt) tragen dazu bei, den Übergang positiv zu bewerten und zu bewältigen, was wiederum das Stresserleben im Vorfeld des Übergangs reduziert (Lohaus, Vierhaus & Ball, 2005; Niemack, 2019 a; Sirsch, 2000). Im Vergleich zu den Kindern wurde die Perspektive der Eltern hinsichtlich der Bewältigung des Übergangs bisher nur selten berücksichtigt (Griebel & Niesel, 2011; Wildgruber, Griebel, Radan & Schuster, 2017). Die Sichtweise der Eltern wurde vorwiegend in Studien aus sozioökonomischer Perspektive (Ditton, 2007; Gresch, Baumert & Maaz, 2010) und zur konkreten Schullaufbahnempfehlung (Büchner & Koch, 2001) einbezogen. Wenige Forschungsergebnisse zur Befindlichkeit der Eltern im Übergangsprozess liegen erst seit geraumer Zeit vor. Wildgruber et al. (2017) untersuchten bspw. die Bewältigung des Übergangs durch Eltern von Schulkindern und Niemack (2019 b) und Reinders, Ehmann, Post und Niemack (2015) Stressfaktoren bei Eltern und Schülern vor dem Übergang in die Sekundarstufe. Die Relevanz für den weiteren Ausbau dieses Forschungsbereichs lässt sich mit der Doppelfunktion der Eltern im Übergangsprozess begründen, wie sie von Griebel et al. (2011) für die Transition zu Eltern eines Schulkindes beschrieben wurde. Eltern sind demnach nicht nur Unterstützer ihres Kindes, sondern bewältigen mit dem Übergang selbst eine Entwicklungsaufgabe in einem Ko-Konstruktionsprozess. Sie entwickeln sich im besten Fall zu gut informierten, reflexiven und kompetenten Eltern eines Schulkindes (Brandtstädter, 2007) und können den Übergang ihres Kindes besser unterstützen als schlecht informierte, wenig unterstützende und unsichere Eltern (Griebel & Niesel, 2011). Die vorliegende Studie setzt an dieser Forschungslücke an und nimmt die Perspektive der Eltern vor dem Übergang des Kindes in die Sekundarstufe in den Blick. Es werden im Rahmen dieser Arbeit zunächst aktuelle Forschungsergebnisse zu Stress bei Eltern vor dem Übergang in die Sekundarstufe aufgezeigt sowie bereits erforschte Faktoren für gelungene Übergänge vorgestellt, bevor das integrative Systemmodell der Familienentwicklung (Schneewind, 2010) als theoretischer Rahmen für die Fragestellung erläutert wird. Dieses knüpft an die Konzepte der Familiensystem-, Familienentwicklungs- und Familienstresstheorie an und berücksichtigt Stressoren und Ressourcen bei der Familienentwicklung (ebd.). Für die eigene Fragestellung lassen sich in Anlehnung an das Modell und die bisherigen Forschungsergebnisse die für die Arbeit relevanten Ressourcen der Eltern (Resilienz, aufgabenorientiertes Coping) und der Familie (allgemeines förderndes Elternverhalten, Familienzusammenhalt) ableiten. Es wird angenommen, dass diese Ressourcen den Familien helfen, das durch den Stressor Übertritt gestörte familiäre Gleichgewicht wiederherzustellen und den elterlichen psychischen Stress gering zu halten. Anschließend werden im Ergebnisteil die Zusammenhänge zwischen dem Stressor Übertritt (abgebildet durch die elterliche Zufriedenheit mit dem Übertrittsverfahren), den Ressourcen der Eltern und der Familie sowie dem psychischen Stress der Eltern mit einem Strukturmodell geschätzt. Die Analyse stützt sich auf Daten aus einer querschnittlichen Stichprobe von Eltern aus Bayern und Hessen. Schließlich werden die Ergebnisse und Limitationen der Arbeit diskutiert und es wird auf die praktische Relevanz der Ergebnisse eingegangen. Forschungsstand Stress bei Eltern vor dem Übergang in die Sekundarstufe Im Kontext des Übertritts in die Sekundarstufe zeigt sich ein erhebliches Forschungsdefizit zu elterlichem Stress und Schutzfaktoren. Die Elternbefragung von Niemack (2019 b) zu Stress vor dem Übergang in die Sekundarstufe in Bayern und Hessen, deren Daten auch Grundlage für die vorliegende Arbeit sind, ergab, dass ein nicht unerheblicher Teil der Viertklasseltern 24 Juliane Niemack sowohl von physischen als auch von psychischen Stresssymptomen berichteten. Hierbei traten die psychischen Stresssymptome Angst, Ärger und Traurigkeit häufiger auf als die physischen (z. B. Kopfschmerzen 24,7 %, Schlaflosigkeit 21,4 %). Von ihnen gaben bspw. 36,1 % an, in den letzten zwei Wochen sehr häufig oder häufig angespannt zu sein, gefolgt von gereizt (28,2 %) und unruhig (27,7 %) sowie ärgerlich (27,2 %). Knapp die Hälfte der Eltern (46,4 %) berichteten, dass sie sich durch das Übertrittsverfahren belastet fühlen, 43,2 % der Eltern nehmen eine Belastung des Kindes wahr. Dies äußert sich sowohl durch physische als auch psychische Stresssymptome, die beide mit der Übertrittsbelastung bei den Eltern und Kindern zusammenhängen, wobei der Zusammenhang mit den psychischen Stresssymptomen bei den Eltern am stärksten ausfällt (ebd., S. 30ff ). Reinders et al. (2015) untersuchten ebenfalls Stressfaktoren bei Eltern und Kindern der dritten und vierten Klasse vor dem Übergang in die Sekundarstufe. Ein Vergleich der beiden Bundesländer Bayern und Hessen ergab in dieser Pilotstudie, dass Eltern aus Bayern besonders häufig durch den Schulübertritt gestresst sind. Zudem sind die Eltern aus Hessen insgesamt mit dem Übertrittsverfahren zufriedener. Es liegt nahe, dass dies auf die größere Wahlfreiheit und Transparenz des Übertrittsverfahrens zurückzuführen ist. Zudem konnte beobachtet werden, dass das Stresserleben der Eltern in Hessen von der dritten bis zur vierten Jahrgangsstufe leicht abnimmt, wohingegen es in Bayern auf hohem Niveau stabil bleibt (ebd.). Im Vergleich dazu standen bei Wildgruber et al. (2017) das Übergangserleben von Eltern, deren Kind in die Schule kommt, im Vordergrund. Sie fanden heraus, dass ein deutlicher Anteil (11,1 %) den eigenen Übergang zu Eltern eines Schulkindes negativ bewertete (ebd., S. 19). Der Großteil der Eltern bewältigte den Übergang aber nach eigener Wahrnehmung gut. Für einen gelungenen Übergang stellte sich u. a. das Wohlbefinden der Eltern als relevanter Faktor heraus. Faktoren für eine gelungene Bewältigung des Übergangs durch Kinder und Eltern In der Transitionsforschung wurden in den letzten Jahren neben dem Wohlbefinden eine Reihe von Faktoren identifiziert, die die positive Bewältigung von Übergängen begünstigen. Nach Niesel und Griebel (2013, S. 288) werden Transitionen als „[…] Lebensereignisse bezeichnet, die die Bewältigung von Veränderungen auf mehreren Ebenen erfordern, wobei in der Auseinandersetzung des Einzelnen und seines sozialen Systems mit gesellschaftlichen Anforderungen Entwicklung angeregt wird“. Im fachlichen Diskurs werden die Begriffe Übergang und Transition meist synonym verwendet (Niesel & Griebel, 2010). Im Rahmen dieser Arbeit wird auf die nähere Unterscheidung der Begriffe verzichtet und es wird im Folgenden von Übergang gesprochen. Bei der Identifikation von Gelingensfaktoren einer erfolgreichen Übergangsbewältigung orientiert sich die Transitionsforschung an den Faktoren der Resilienzforschung, die für die Ausbildung psychischer Widerstandskraft (= Resilienz) nachgewiesen wurden (Griebel & Niesel, 2011; Wustmann, 2005). Es handelt sich dabei um individuelle, familiale und Umgebungs-Ressourcen, die die Bewältigung von Übergängen positiv beeinflussen und somit Stress reduzieren bzw. vorbeugen können. Gelingt die Bewältigung eines kritischen Lebensereignisses, stärkt dies wiederum den Resilienzstatus und ist förderlich für die Bewältigung weiterer kritischer Ereignisse (Rönnau-Böse & Fröhlich-Gildhoff, 2015). Zudem zeigt sich Resilienz allgemein als protektiver Faktor bei Schmerz- und Stresserleben (Friborg et al., 2006). Bedeutsame individuelle Ressourcen für den Übergang in die Sekundarstufe sind für Kinder u. a. Resilienzfaktoren wie z. B. eine hohe Selbstwirksamkeit und der Einsatz von problemorientierten Stressbewältigungsstrategien (Beelmann, 2006; Niemack, 2019 a). Stressfaktor Übergang aus Elternsicht 25 In Anbetracht kritischer Lebensereignisse belegen Studien zum Einfluss von Stressbewältigungsstrategien (= Copingstrategien) auf Resilienz außerdem, dass es keine eindeutig schützenden und dysfunktionalen Copingstrategien gibt, sondern dass diese situationsspezifisch wirksam sind (Bengel & Lyssenko, 2012). Copingstrategien lassen sich ganz allgemein in problemorientierte und emotionsorientierte Strategien unterscheiden (Lazarus & Folkman, 1984). Während problemorientierte Strategien eine direkte Bewältigung und Hinwendung zum Stressor beinhalten, bedeutet emotionsorientiertes Coping eine Abwendung von der Stressquelle (Beyer & Lohaus, 2007). Somit sind nicht, wie lange angenommen, problemorientierte im Vergleich zu emotionsorientierten Copingstrategien per se vorteilhafter für den Anpassungsprozess, sondern es kann nach der sogenannten „goodness-of-fit“-Hypothese davon ausgegangen werden, dass problemorientierte Copingstrategien in kontrollierbar wahrgenommenen, während emotionsorientierte Strategien in unkontrollierbar wahrgenommenen Situationen ihre schützende Wirkung haben (Bengel & Lyssenko, 2012). Für die eigene Studie werden problemorientierte Strategien als aufgabenorientiertes Coping erfasst, da der Stressor Übergang als vorhersehbares Ereignis auftritt und somit kontrollierbar ist. Aufseiten der familiären Ressourcen belegen Längsschnittstudien (z. B. Cowan & Cowan, 1992) den positiven Einfluss eines autoritativen Erziehungsstils (in der vorliegenden Arbeit als allgemeines förderndes Elternverhalten erfasst), der sich durch Wärme und Struktur auszeichnet, für einen gelungenen Übergang zur Elternschaft und für den Übergang des Kindes in Bildungseinrichtungen. Dieser wirkt sich förderlich auf Beziehungen des Kindes zu Gleichaltrigen im Kindergarten und besseren Leistungen am Ende des ersten Grundschuljahres aus. Ebenso konnte gezeigt werden, dass ein unterstützender Erziehungsstil mit einer guten Anpassung der Kinder beim Übergang in die Sekundarstufe einhergeht (Niemack, 2019 a; Van Ophuysen & Harazd, 2011). Darüber hinaus kann bei dem Übergang in die Schule eine unterstützende Wirkung eines traditionellen Erziehungsstils bei der Bewältigung des Übergangs aufseiten der Eltern beobachtet werden. Dieser betont Werte wie Gehorsam, Anpassung und Pünktlichkeit und kann helfen, einer erhöhten Verunsicherung der Eltern und einem Kontrollverlust gegenüber dem Kind entgegenzuwirken, der dadurch entsteht, dass Eltern mit Schuleintritt die Kontrolle über das Kind mit der Lehrkraft teilen müssen (Griebel & Niesel, 2011). Als weitere familiale Ressource konnte der Familienzusammenhalt (= Kohäsion) als Schutzfaktor vor Stress für das Kind vor dem Übertritt in die Sekundarstufe nachgewiesen werden, welcher eine mediierende Rolle zwischen der positiven Bewertung und Bewältigung des Übergangs einnimmt (Niemack, 2019 a). Neben der Kohäsion stellt die Anpassungsfähigkeit (= Adaptabilität; siehe auch Circumplex-Modell nach Olson, Russell & Sprenkle, 1989) eine weitere Kompetenz im Familiensystem für die Bewältigung von Übergängen dar (Griebel & Niesel, 2011). Damit wird „[…] die Fähigkeit des Familiensystems, sich an situative und entwicklungsbezogene Anforderungen und Veränderungen anzupassen“ (ebd., S. 128), bezeichnet. Auch unabhängig vom Kontext des Übertritts konnte nachgewiesen werden, dass eine positive Eltern-Kind-Beziehung und eine höhere Familienkohäsion das Wohlbefinden in der Familie steigert und elterlichen Stress reduziert (Vandeleur, Jeanpretre, Perrez & Schöbi, 2009; Zimmermann, 2016). In Anbetracht dieser Ergebnisse werden deshalb in der vorliegenden Studie das allgemeine fördernde Elternverhalten und der Familienzusammenhalt als familiäre Ressourcen im Kontext des Sekundarstufenübertritts näher beleuchtet. Die bisherige Forschung macht deutlich, dass insbesondere der Einfluss des Übergangs in die Sekundarstufe auf die Befindlichkeit der Eltern und die Bewältigung des Übergangs durch die Eltern nahezu unerforscht sind (siehe auch Griebel & Niesel, 2011). Die Ergebnisse identifizieren vorwiegend Gelingensfaktoren 26 Juliane Niemack des Übergangs von Eltern in vorherigen Übergängen bzw. von Kindern im Kontext des Übertritts in die Sekundarstufe. Die vorliegende Studie hat deshalb das Ziel, die bislang vorliegenden Befunde zur positiven Bewältigung des Übergangs in die Sekundarstufe um die Perspektive der Eltern zu erweitern. Hierfür werden die Ressourcen der Eltern (Resilienz, aufgabenorientiertes Coping) und der Familie (allgemeines förderndes Elternverhalten, Familienzusammenhalt) im Kontext des Übertritts in die Sekundarstufe näher untersucht. Theoretischer Hintergrund und Fragestellung Das integrative Systemmodell der Familienentwicklung unter Berücksichtigung von Stressoren und Ressourcen Im integrativen Systemmodell der Familienentwicklung beschreibt Schneewind (2010) den Prozess der Familienentwicklung aus einer Abfolge von entwicklungsbezogenen Stressoren und Ressourcen. Diese haben sich im Laufe des Lebens aus unterstützenden und belastenden Erfahrungen auf allen Systemebenen (Persönlichkeits-, Paar-, Familien-, Mehrgenerationensystem, extrafamiliale soziale Systeme) gebildet (siehe Abbildung 1). Im Kontext des Übertritts ist eine unterstützende Erfahrung bspw., wenn ein älteres Kind bereits den Grundschulübergang bewältigt hat und die Eltern durch dieses Ereignis schon Informationen zum Übertritt gesammelt haben. Eine belastende Erfahrung ist z. B., wenn ein Kind trotz Nachhilfe und Unterstützung der Eltern von Beginn des Schuljahres an schlechte Noten schreibt und die Familie in Sorge ist, ob es den Übertritt auf die gewünschte Schulform (v. a. in einem bindenden Übergangssystem wie z. B. Bayern) schafft. Diese Erfahrungen ergeben zusammen die vertikalen und horizontalen Stressoren und Ressourcen. Ein horizontaler Stressor ist ein Ereignis, das sich auf verschiedenen Systemebenen einstellt und die Familie beansprucht. Normativ bedeutet, dass das Ereignis vorhersehbar ist im Vergleich zu nicht-normativen Ereignissen, die unerwartet auftreten (z. B. plötzlicher Unfall eines Elternteils). Bei dem Übergang in die Sekundarstufe handelt es sich um einen horizontalen normativen Stressor, der die Familie belastet. Vertikale Stressoren Vertikale Ressourcen Horizontale Stressoren (normative/ nicht-normative, andauernde/ chronische, tägl. Unannehmlichkeiten) Horizontale Ressourcen (normative/ nicht-normative, andauernde/ chronische, tägl. Annehmlichkeiten) Erwachsene Person Erwachsene Person Persönlichkeitssystem Paar-/ Familiensystem Mehrgenerationensystem Extrafamiliale soziale Systeme Vergangenheit Gegenwart Zukunft Abb. 1: Systemmodell der Familienentwicklung unter Berücksichtigung von Stressoren und Ressourcen (Schneewind, 2010) Stressfaktor Übergang aus Elternsicht 27 Vertikale Stressoren sind bestehende ungünstige oder belastende Faktoren, vertikale Ressourcen bestehende günstige Faktoren. Zu den vertikalen Stressoren zählen bspw. dysfunktionale Bewältigungsstrategien oder konflikthafte Familienbeziehungen, während etwa der Umgang mit einem Stressor anhand eines adäquaten Bewältigungsverhaltens oder eine gute Kommunikation innerhalb der Familie der Ressourcenseite zugeordnet werden. Die vertikalen Stressoren und Ressourcen lassen sich als Indikator für das Ausmaß an Verletzlichkeit des Beziehungsgeschehens auf der jeweiligen Systemebene begreifen. Durch das Verhältnis der Ressourcen und Stressoren bestimmt sich die Stabilität des Systems. Sind bspw. genügend Ressourcen in der Familie vorhanden, auf die es zurückgreifen kann, sind die Familienmitglieder besser in der Lage, Stressoren auszugleichen (Schneewind, 2010). Stress in der Familie entsteht folglich dann, wenn „[…] ein tatsächliches oder wahrgenommenes Ungleichgewicht zwischen den Anforderungen einer Situation und den Fähigkeiten und Ressourcen der Familie zum Umgang mit einer Situation besteht“ (Lohaus & Vierhaus, 2015, S. 41). Für den Stressor Übergang in die Sekundarstufe wird angenommen, dass dieser extern als horizontaler Stressor auf das Familiensystem einwirkt und Veränderungen hervorruft, welche zu Stress bei den Familienmitgliedern führen können. Es wird davon ausgegangen, dass sich Familien bereits vor dem Übergang mit den Veränderungen bzgl. der höheren Leistungsanforderungen sowie dem neuen schulischen und sozialen Umfeld auseinandersetzen. Durch die anstehenden Veränderungen gerät das familiäre System aus dem Gleichgewicht, woraufhin es gemäß dem Prinzip der Homöostase (Schneewind, 2010) zu einer entsprechenden Anpassung und erneuten Stabilität gelangt. Hierfür spielen die vertikalen Ressourcen auf den verschiedenen Systemebenen eine wesentliche Rolle (ebd.). Für die vorliegende Arbeit werden die vertikalen Ressourcen im individuellen System (Resilienz, aufgabenorientiertes Coping) und im Familiensystem (allgemeines förderndes Elternverhalten, Familienzusammenhalt) näher beleuchtet, wobei aufgrund vorheriger Ergebnisse (Niemack, 2019 a, siehe Kap. Forschungsstand ) von einer besonderen vermittelnden Rolle des Familienzusammenhalts zwischen der Zufriedenheit der Eltern mit dem Übertrittsverfahren und den weiteren Ressourcen sowie den psychischen Stresssymptomen ausgegangen wird. Hypothesen Vor dem Hintergrund der aufgezeigten Forschungsergebnisse und theoretischen Einordnung werden folgende Zusammenhänge erwartet: − Die Zufriedenheit mit dem Übertrittsverfahren sollte in einem negativen Zusammenhang mit den psychischen Stresssymptomen stehen. − Darüber hinaus sollte die Zufriedenheit mit dem Übertrittsverfahren in einem positiven Zusammenhang mit dem Familienzusammenhalt stehen. − Des Weiteren wird angenommen, dass der Familienzusammenhalt in einem negativen Zusammenhang mit den psychischen Stresssymptomen und in einem positiven Zusammenhang mit der Resilienz, dem aufgabenorientierten Coping und dem allgemeinen fördernden Elternverhalten steht. − Resilienz, aufgabenorientiertes Coping und allgemeines förderndes Elternverhalten sollten positiv miteinander und negativ mit den psychischen Stresssymptomen zusammenhängen. − Der Familienzusammenhalt sollte einen vermittelnden Effekt zwischen der Zufriedenheit mit dem Übertrittsverfahren und den vertikalen Ressourcen (Resilienz, aufgabenorientiertes Coping, allgemeines förderndes Elternverhalten) sowie zwischen der Zufriedenheit mit dem Übertrittsverfahren und den psychischen Stresssymptomen haben. 28 Juliane Niemack Methode Stichprobe und Befragungsablauf Befragt wurden Eltern von Grundschülerinnen und Grundschülern der vierten Klassen in Bayern und Hessen im Herbst/ Winter 2015. Der Zeitpunkt der Befragung lag somit zwischen Anfang und Mitte des Schuljahres. In Bayern erhalten die Schülerinnen und Schüler Anfang Mai ihr bindendes Übertrittszeugnis (Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus, 2019). In Hessen sprechen die Klassenkonferenzen in der Grundschule eine Empfehlung über den weiteren Bildungsgang für jedes Kind aus, welche den Eltern in einem Beratungsgespräch mitgeteilt wird. Die Entscheidung über die Schulform obliegt jedoch den Eltern (Kultusministerium Hessen, 2019). Die Schulen für die Befragung wurden zunächst zufällig anhand von Grundschullisten der beiden Bundesländer ausgewählt. In einem zweiten Schritt erfolgte die Auswahl der Schülerinnen und Schüler durch die Bereitschaft der Schule an der Studie teilzunehmen und der Zustimmung der Eltern zur Befragung. Die Kinder bekamen einen Fragebogen für ihre Eltern im Anschluss an die Befragung mit nach Hause mit der Bitte diesen auszufüllen (Rücklaufquote: 73,1 %). Daraus resultierte eine Analysestichprobe von 441 Eltern (Alter der Mütter: M = 40.47, SD = 5.27; Alter der Väter: M = 43.95, SD = 5.90), wobei 237 Eltern aus Hessen und 204 Eltern aus Bayern waren. Von den befragten Eltern weisen 25,4 % einen Migrationshintergrund auf. Variablen Für die Analyse werden folgende Variablen verwendet (s. Tab. 1): Unabhängige Variable (1) Zufriedenheit mit dem Übertrittsverfahren Die Skala wurde aus dem Elternfragebogen der WiSel- Studie (= Wirkungen der Selektion) von Neuenschwander, Rösselet, Singer, Scheffler und Rottermann (2014) entnommen (im Original: Einstellung zum Übertrittsverfahren) und um ein Item gekürzt. Ebenso wurde die Instruktion adaptiert. Die Items wurden auf einer 6-stufigen Likert-Skala gemessen (Beispielitem: „Das Übertrittsverfahren, das an unserer Schule praktiziert wird, finde ich sehr gut.“; 1 = Stimmt überhaupt nicht bis 6 = Stimmt voll und ganz). Abhängige Variablen (2) Allgemeines förderndes Elternverhalten Für die Erfassung des allgemeinen fördernden Elternverhaltens wurden die Skalen zum Verhalten der Eltern nach Fuß (2006) verwendet, welche eine Modifizierung der Skalen zum Verhalten der Eltern von Wild (1999) darstellen. Sie erfasst das autoritative Erziehungsverhalten der Eltern und wurde angepasst (Beispielitem: „Sie erklären ihrem Kind, wie man sich in einer bestimmten Situation gut benimmt.“; 1 = Trifft nicht zu bis 4 = Trifft voll zu). (3) Familienzusammenhalt Die Items zum Familienzusammenhalt stammen aus dem Fragebogen der FRIENT-Studie (= Freundschaftsbeziehungen in interethnischen Netzwerken) von Reinders (2003). Die Skala lehnt an die „familysense-of-coherence-scale“ von Antonovsky und Sourani (1988) an (Beispielitem: „Wenn Sie an Ihr Leben in Ihrer Familie denken …“; 1 = ➟ finden Sie alles sinnlos bis 7 = ➟ finden Sie das Leben schön). (4) Resilienz Die Messung der Resilienz erfolgte anhand der deutschsprachigen Kurzversion (Leppert, Koch, Brähler & Strauß, 2008) der Resilienzskala von Wagnild und Young (1993) (Beispielitem: „Wenn ich in einer schwierigen Situation bin, finde ich gewöhnlich einen Weg heraus.“; 1 = Nein/ ich stimme nicht zu bis 7 = Ja/ ich stimme voll zu). (5) Aufgabenorientiertes Coping Die Skala wurde aus der deutschen 24-Item-Kurzform (Kälin, 1995) des „Coping Inventory for Stressful Situations“ von Endler und Parker (1990) entnommen (Beispielitem: „Ich denke über die Situation nach, damit ich sie verstehe.“; 1 = Eher untypisch bis 4 = Sehr typisch). (6) Psychische Stresssymptome Die Fragen umfassen die Bereiche Angst, Ärger und Traurigkeit und wurden im Vergleich zum Original (Lohaus, Eschenbeck, Kohlmann & Klein- Heßling, 2006) für Erwachsene umformuliert (Beispielitem: „Wie oft waren Sie unruhig? “; 1 = Nie bis 4 = Sehr häufig). Stressfaktor Übergang aus Elternsicht 29 Kontrollvariablen Als eine Kontrollvariable wird das Bundesland hinsichtlich der unterschiedlichen Übergangssysteme (offen in Hessen = 0, gebunden in Bayern = 1; siehe Kap. Stichprobe und Befragungsablauf) verwendet, da sich diese bereits als relevant für die elterliche Zufriedenheit mit dem Übergangsverfahren und das Stresserleben erwiesen hat (Reinders et al., 2015). Ferner wurden der Migrationshintergrund (kein Migrationshintergrund = 0, Migrationshintergrund = 1) und der soziale Hintergrund einbezogen, da diese Variablen im Kontext des Übergangs nach der Grundschule bereits große Aufmerksamkeit erfahren haben (Gresch & Becker, 2010; Maaz & Nagy, 2010). Der soziale Hintergrund wurde anhand des sozioökonomischen Status der Familie (erfasst durch Socio-economic Index of Occupational Status, ISEI; Ganzeboom & Treiman, 1996) abgebildet, wobei der höhere Wert der beiden Elternteile (HISEI) genutzt wurde. Datenauswertung und Umgang mit fehlenden Werten Zunächst wurden für die Überprüfung der Zusammenhänge zwischen den Variablen bivariate Korrelationen berechnet. Hierfür wurde mit dem Statistikprogramm R Version 3.4.1 (R Core Team, 2013) gearbeitet. Bei allen Variablen stehen höhere Werte für eine höhere Ausprägung des jeweiligen Merkmals. In einem zweiten Schritt wurden die Variablen mit einem Strukturmodell mit dem Programm Mplus Version 6.1 (Muthén & Muthén, 1998 - 2010) untersucht. Dabei wurde der Maximum Likelihood Robust-Schätzer (MLR) verwendet. Der MCARNormality-Test (Jamshidian & Jalal, 2010) spricht dafür, dass die fehlenden Werte zufällig entstanden sind (p = .80). Die Analysen wurden unter Nutzung des Full-Information-Maximum-Likelihood-Ansatzes (FIML) durchgeführt, wobei 74 Fälle aufgrund von Modellkomponente Skala k Beispielitem α r (i, t) M (SD) n Horizontaler normativer Stressor Zufriedenheit mit dem Übertrittsverfahren 8 Das Übertrittsverfahren, das an unserer Schule praktiziert wird,finde ich sehr gut. .78 .64 4.19 (.73) 367 Vertikale Ressource im Familiensystem Allgemeines förderndes Elternverhalten 7 Sie erklären ihrem Kind, wie man sich in einer bestimmten Situation gut benimmt. .64 .41 3.49 (.35) 423 Vertikale Ressource im Familiensystem Familienzusammenhalt 7 Wenn Sie an Ihr Leben in Ihrer Familie denken … ➟ finden Sie alles sinnlos; ➟ finden Sie das Leben schön .79 .66 5.42 (.81) 423 Vertikale Ressource im individuellen System Resilienz 13 Wenn ich in einer schwierigen Situation bin, finde ich gewöhnlich einen Weg heraus. .88 .75 5.76 (.73) 428 Vertikale Ressource im individuellen System Aufgabenorientiertes Coping 4 Ich denke über die Situation nach, damit ich sie verstehe. .70 .53 2.91 (.57) 423 Folge eines Ungleichgewichts von Stressoren und Ressourcen Psychische Stresssymptome 12 Wie oft waren Sie unruhig? .90 .67 1.93 (.51) 423 Tab. 1: Skaleneigenschaften und Reliabilitäten Anmerkungen: k = Anzahl der Items, α = Cronbachs Alpha, r (i, t) =Trennschärfe, M (SD) = Mittelwert (Standardabweichung), n = Anzahl der gültigen Werte 30 Juliane Niemack fehlenden Angaben bei der unabhängigen Variable bzw. bei allen Untersuchungsvariablen für die Berechnung ausgeschlossen wurden. Das Signifikanzniveau wird für alle statistischen Tests auf α = 0.05 festgelegt. Als dritter Schritt wurde das Untersuchungsmodell unter Einbezug der Kontrollvariablen Bundesland, Migrationshintergrund und soziale Herkunft erneut überprüft. Ergebnisse Deskriptive Befunde Es zeigen sich sowohl positive als auch negative Korrelationen zwischen den untersuchten Variablen (s. Tab. 2), die überwiegend signifikant sind (p < .01 bzw. p < .001). Am stärksten hängt der Familienzusammenhalt mit den psychischen Stresssymptomen zusammen (r = -.48***). Ein höherer familialer Zusammenhalt geht also mit weniger psychischen Stresssymptomen einher. Das bedeutet, dass Eltern mit einem stärkeren familialen Zusammenhalt weniger häufig unter Angst, Ärger und Traurigkeit leiden. Zudem weisen Eltern mit einem höheren familialen Zusammenhalt gleichzeitig auch höhere Resilienzwerte auf (r = .40***). Sie zeigen sich also im Stressprozess vor dem Übergang eher widerstandsfähig als Eltern, die in einer Familie mit geringerem Zusammenhalt leben. Darüber hinaus korrespondieren höhere Resilienzwerte bei den Eltern mit höheren Werten im aufgabenorientierten Coping (r = .44***). Dies zeigt, dass Eltern, die robuster sind als andere Eltern, Stress eher aktiv bzw. problem-/ aufgabenorientiert bewältigen. Die beschriebenen Zusammenhänge deuten bereits auf die besondere Rolle des Familienzusammenhalts im elterlichen Stressprozess vor dem Übergang des Kindes in die Sekundarstufe hin. Für präzisere Vorhersagen werden die Variablen nachstehend mit einem Strukturmodell analysiert. Vorhersage der psychischen Stresssymptome der Eltern durch die Zufriedenheit mit dem Übertrittsverfahren unter Berücksichtigung von vertikalen Ressourcen Abbildung 2 veranschaulicht, wie sich die Zufriedenheit der Eltern mit dem Übertrittsverfahren auf die psychischen Stresssymptome und die vertikalen Ressourcen auswirkt und welche vermittelnde Rolle dabei der Familienzusammenhalt spielt. Der Großteil der auf der Grundlage des integrativen Systemmodells der Familienentwicklung (Schneewind, 2010) formulierten Hypothesen kann bestätigt werden. Das Gesamtmodell weist einen χ 2 -Wert von 5.06 bei drei Freiheitsgraden (p = .168) auf. Die übrigen Fit-Indices deuten auf eine sehr gute Anpassungsgüte des Modells hin (CFI = .99, TLI = .97, RMSEA = .04, SRMR = .02). Im Folgenden werden die Ergebnisse des Strukturmodells für die einzelnen abhängigen Variablen dargestellt. Zunächst zeigt sich, wie angenommen, ein signifikanter direkter Effekt von der Zufriedenheit mit dem Übertrittsverfahren auf den Familienzusammenhalt ( β = .23***). Der direkte Effekt (1) (2) (3) (4) (5) (6) Zufriedenheit mit dem Übertrittsverfahren (1) Allgemeines förderndes Elternverhalten (2) Familienzusammenhalt (3) Resilienz (4) Aufgabenorientiertes Coping (5) Psychische Stresssymptome (6) 1 .04 .23*** .15** -.02 -.22*** 1 .28*** .35*** .27*** -.14** 1 .40*** .23*** -.48*** 1 .44*** -.32*** 1 -.14** 1 Tab. 2: Interkorrelationen der Skalen Anmerkungen: ** = p < .01; *** = p < .001 Stressfaktor Übergang aus Elternsicht 31 von der Zufriedenheit mit dem Übertrittsverfahren auf die psychischen Stresssymptome erweist sich ebenfalls als statistisch bedeutsam ( β = -.09*). Zudem ergibt sich ein signifikanter indirekter Effekt von der Zufriedenheit mit dem Übertrittsverfahren auf die psychischen Stresssymptome ( β = -.11***), der über den Familienzusammenhalt vermittelt wird. Daneben kristallisiert sich der Familienzusammenhalt, wie vermutet, als signifikanter Prädiktor für die psychischen Stresssymptome ( β = -.49***), die Resilienz ( β = .44***), das aufgabenorientierte Coping ( β = .23***) und das allgemeine fördernde Elternverhalten ( β = .28***) heraus. Die indirekten Effekte von der Zufriedenheit mit dem Übertrittsverfahren auf die Resilienz ( β = .10**), das aufgabenorientierte Coping ( β = .05**) und das allgemeine fördernde Elternverhalten ( β = .06**), welche durch den Familienzusammenhalt mediiert werden, stellen sich ebenfalls als statistisch bedeutsam heraus. Mit dem vorliegenden Modell können 26,8% Varianz der psychischen Stresssymptome, 19,0 % Varianz der Resilienz, 5,4 % Varianz des aufgabenorientierten Copings und 7,5 % Varianz des allgemeinen fördernden Elternverhaltens aufgeklärt werden. Die Varianzaufklärung für den Familienzusammenhalt (R 2 = .05) stellt sich als nicht statistisch bedeutsam heraus. Zudem korrelieren im spezifizierten Modell die Resilienz und das aufgabenorientierte Coping (r = .37***), das allgemeine fördernde Elternverhalten und das aufgabenorientierte Coping (r = .21***) sowie die Resilienz und das allgemeine fördernde Elternverhalten (r = .26***) positiv. Hinzu kommt, dass höhere Resilienzwerte bei den Eltern mit geringeren psychischen Stresssymptomen (r = -.22***) einhergehen. Dies deckt sich mit unseren Annahmen. Im spezifizierten Modell sind, entgegen unseren Erwartungen, die Zusammenhänge zwischen den psychischen Stresssymptomen der Eltern -.01 .26*** -.04 R 2 = .27*** R 2 = .19*** R 2 = .05* R 2 = .08* -.22*** .37*** .21*** -.49*** .44*** .23*** .28*** -.09* .23*** R 2 = .05 Zufriedenheit mit dem Übertrittsverfahren Familienzusammenhalt Psychische Stresssymptome Resilienz Aufgabenorientiertes Coping Allgemeines förderndes Elternverhalten Abb. 2: Strukturmodell zum Zusammenhang von der Zufriedenheit mit dem Übertrittsverfahren, vertikalen Ressourcen und psychischen Stresssymptomen Anmerkungen: Mit standardisierten Regressionsgewichten; N = 367, χ 2 = 5.06 (df = 3, p = .168), RMSEA = .04, SRMR = .02, CFI = .99, TLI = .97 32 Juliane Niemack und dem allgemeinen fördernden Elternverhalten (r = -.01), wie auch zwischen dem aufgabenorientierten Coping und den psychischen Stresssymptomen der Eltern (r = -.04), statistisch nicht bedeutsam. Unter Einbezug der Variable Bundesland wurde in Anlehnung an bisherige Forschungsergebnisse (Reinders et al. 2015) der Effekt von der Zufriedenheit mit dem Übertrittsverfahren auf die psychischen Stresssymptome kontrolliert. Die Gütekriterien des Strukturmodells (CFI = 1.00, TLI = 1.01, RMSEA = .00, SRMR = .02) verbessern sich im Vergleich zum Modell ohne Kontrollvariablen, welches bereits einen sehr guten Modell-Fit aufweist. Es zeigt sich ein geringer signifikanter direkter Effekt von der Kontrollvariable Bundesland auf die Zufriedenheit mit dem Übertrittsverfahren ( β = -.12*). Dieses Ergebnis spricht dafür, dass Eltern aus Bayern tendenziell weniger zufrieden mit dem in ihrem Bundesland praktizierten Übergangsverfahren sind bzw. Eltern aus Hessen zufriedener. Dagegen kann weder ein signifikanter direkter ( β = -.07) noch indirekter Effekt ( β = .01; Mediator = Zufriedenheit mit dem Übertrittsverfahren) von der Kontrollvariable Bundesland auf die psychischen Stresssymptome nachgewiesen werden. Die Effekte zwischen den Untersuchungsvariablen bleiben bis auf geringe Abweichungen bestehen (siehe Abbildung 3). Mit der Aufnahme der Kontrollvariable Migrationshintergrund und HISEI kann keine Verbesserung der Modell-Fit-Indices erreicht werden. Es stellen sich lediglich schwache signifikante Effekte von dem Migrationshintergrund auf die Zufriedenheit mit dem Übertrittsverfahren ( β = .12**) und das aufgabenorientierte Coping ( β = .15**) sowie von dem HISEI auf den Familienzusammenhalt ( β = .14**) heraus, wobei keine großen Abweichungen hinsichtlich der Effekte zwischen den Untersuchungsvariablen zu beobachten sind. Demnach zeigen sich Eltern mit Migrationshintergrund eher zufrieden mit dem an ihrer Schule praktizierten Übertrittsverfahren und bewältigen Stress häufiger aufgabenorientiert als Eltern ohne Migrationshintergrund. Schließlich geht eine höhere soziale Herkunft mit einem stärkeren Zusammenhalt in der Familie einher. -.01 .27*** R 2 = .24*** Zufriedenheit mit dem Übertrittsverfahren -.04 R 2 = .16*** R 2 = .06* R 2 = .08** -.07 -.11 -.45*** .40*** .24*** .28*** .22*** -.12* R 2 = -.05* R 2 = .02 Bundesland Familienzusammenhalt Psychische Stresssymptome Resilienz Aufgabenorientiertes Coping Allgemeines förderndes Elternverhalten Abb. 3: Strukturmodell zum Zusammenhang von der Zufriedenheit mit dem Übertrittsverfahren, vertikalen Ressourcen und psychischen Stresssymptomen unter Berücksichtigung der Kontrollvariable Bundesland Anmerkungen: Mit standardisierten Regressionsgewichten; N = 439, χ 2 = 6.50 (df = 7, p = .483), RMSEA = .00, SRMR = .02, CFI = 1.00, TLI = 1.01 Stressfaktor Übergang aus Elternsicht 33 Diskussion Die vorliegende Studie legt den Fokus auf den Umgang mit dem Stressor Übertritt aus Sicht der Eltern. Die Stichprobe sind Eltern von Schülerinnen und Schülern der vierten Klassen in Hessen und Bayern, die vor dem Übergang ihres Kindes in die Sekundarstufe stehen. Zusammenfassung und Interpretation Es wird erstens der Frage nachgegangen, welche vertikalen Ressourcen (Schneewind, 2010) den Familien helfen, das durch den Übertritt gestörte familiäre Gleichgewicht wiederherzustellen und den elterlichen Stress bereits im Vorfeld des Übergangs in die Sekundarstufe gering zu halten. Zweitens wird die besondere Rolle des Familienzusammenhalts als vertikale Ressource im Familiensystem näher beleuchtet. Hierfür werden gemäß dem integrativen Systemmodell der Familienentwicklung (ebd.) die Zusammenhänge zwischen den subjektiven Einschätzungen der Eltern zur Zufriedenheit mit dem Übertrittsverfahren, den vertikalen Ressourcen (Resilienz, aufgabenorientiertes Coping, allgemeines förderndes Elternverhalten und Familienzusammenhalt) und den psychischen Stresssymptomen untersucht, wobei der Familienzusammenhalt eine mediierende Rolle einnimmt. Die Ergebnisse bestätigen den Großteil der Hypothesen. Die protektive Wirkung der Resilienz, wie sie von Friborg et al. (2006) belegt wurde, lässt sich auch im Kontext des Übertritts in die Sekundarstufe annehmen. Resiliente Eltern zeigen weniger häufig psychische Stresssymptome wie Ärger, Angst und Traurigkeit. Zudem stellt sich der Zusammenhang von aufgabenorientiertem Coping und Resilienz auch für die vorliegende Arbeit als statistisch bedeutsam heraus (Bengel & Lyssenko, 2012). Folglich tendieren widerstandsfähige Eltern eher zu einer aufgabenorientierten Bewältigung. Entgegen den Erwartungen stellt sich die Korrelation von psychischen Stresssymptomen und aufgabenorientiertem Coping nicht als signifikant heraus. Das aufgabenorientierte Coping erweist sich somit nicht per se wirkungsvoll zum Schutz vor psychischen Stresssymptomen in der Zeit vor dem Übertritt in die Sekundarstufe. Eine mögliche Erklärung ist, dass aufgabenorientierte Copingstrategien zwar in kontrollierbar wahrgenommenen Situationen ihre Wirkung entfalten (ebd.), das Ereignis des Übertritts aus Elternsicht jedoch anscheinend als wenig kontrollierbar wahrgenommen wird. Zudem konnten bisherige Ergebnisse, die belegen, dass eine positive Eltern-Kind-Beziehung das Wohlbefinden in der Familie steigert (Zimmermann, 2016), nur teilweise bestätigt werden. Es muss an dieser Stelle genauer differenziert werden, denn zu den Merkmalen einer positiven Eltern-Kind-Beziehung gehören neben der autoritativen Erziehung eine sichere Bindung sowie ein positives Familienklima und Kohäsion (Bengel, Meinders-Lücking & Rottmann, 2009). In der vorliegenden Studie zeigt sich zwar kein positiver Effekt der autoritativen Erziehung (= allgemeines förderndes Elternverhalten) auf die psychischen Stresssymptome, jedoch konnte ein starker negativer Zusammenhang zwischen dem Familienzusammenhalt und den psychischen Stresssymptomen nachgewiesen werden. Des Weiteren verdeutlicht die vorliegende Studie, dass Eltern, die in einer Familie mit höherer Kohäsion leben, ihre Kinder eher autoritativ erziehen, widerstandsfähiger sind und Stress häufiger aufgabenorientiert bewältigen. Bei der Zufriedenheit mit dem Übergangsverfahren ergibt sich im Abgleich mit vorherigen Ergebnissen (Reinders et al., 2015) ebenfalls ein direkter Effekt auf den elterlichen Stress. In Anlehnung an die Pilotstudie zu Stressfaktoren bei Eltern vor dem Übergang (ebd.) wurde zusätzlich noch die Kontrollvariable Bundesland (offenes System in Hessen vs. gebundenes System in Bayern) aufgenommen. Die Effekte hinsichtlich der verschiedenen Übergangssysteme auf den psychischen Stress stellen sich in dieser Arbeit allerdings nicht als statistisch bedeutsam heraus. Ferner bestärken die Ergebnisse die besondere Rolle des Familienzusammenhalts im Stressprozess, wie sie bereits für die Bewältigung des 34 Juliane Niemack Sekundarstufenübertritts durch die Kinder bestätigt wurde (Niemack, 2019 a). Der Familienzusammenhalt zeigt sich als Mediator zwischen der Zufriedenheit mit dem Übertrittsverfahren und den psychischen Stresssymptomen sowie den Ressourcen (Resilienz, aufgabenorientierte Bewältigung und allgemeines förderndes Elternverhalten). Somit kristallisiert sich ein hoher Familienzusammenhalt als wichtiger Faktor heraus, der den Eltern während der Zeit vor dem Übergang des Kindes in die Sekundarstufe hilft, mit dem Stressor besser umzugehen und das familiäre Gleichgewicht wiederherzustellen. Limitationen und Ausblick Abschließend sollen noch einige Limitationen der Studie angesprochen werden, die für zukünftige Arbeiten zu beachten sind. Zunächst muss methodenkritisch das Querschnittdesign der Studie bemängelt werden, da hiermit keine kausalen Aussagen über mögliche Ursache- Wirkungs-Beziehungen zulässig sind (Noeker & Petermann, 2008). Die gefundenen Zusammenhänge können somit z. B. durch nicht berücksichtigte Variablen bedingt sein. Deshalb sind in Zukunft längsschnittlich angelegte Studien wünschenswert, die die Eltern als Übergangsbewältiger noch stärker in den Blick nehmen. Daneben sollten zukünftige Studien noch weitere Stressoren und Ressourcen auf den verschiedenen Systemebenen (Schneewind, 2010) berücksichtigen, die im Rahmen dieser Arbeit keine Beachtung fanden. So erscheint es bspw. sinnvoll, neben dem bisher untersuchten Familienzusammenhalt auch die Anpassungsfähigkeit (= Adaptabilität) von Familien als eine weitere Ressource zu berücksichtigen. Laut Circumplex-Modell (Olson et al., 1989; vgl. Forschungsstand) gilt, dass Paare und Familien am besten mit mittleren Ausprägungen auf beiden Dimensionen funktionieren (Cierpka, 2008). Die Adaptabilität wird bereits als Kompetenz im Familiensystem für die Bewältigung der Transition zu Eltern eines Schulkindes beschrieben (Griebel & Niesel, 2011). Außerdem empfiehlt es sich, die Partnerschaftsqualität als eine Komponente im Paarsystem in Betracht zu ziehen, denn die Partnerschaftsqualität und -zufriedenheit hängen nachweislich negativ mit Stress zusammen (Bodenmann, 2000). Elterlicher Stress wiederum kovariiert mit ungünstigen Erziehungsverhaltensweisen und kindlichem Problemverhalten (Cina & Bodenmann, 2009; Feldkötter, Thomsen & Lessing, 2019), welche beide keine gute Basis für die erfolgreiche Bewältigung des Übergangs sowohl für die Kinder als auch für die Eltern bilden. Neben diesen Faktoren sind noch weitere denkbar, die eine resiliente Entwicklung von Eltern begünstigen (z. B. positiver Selbstwert, unterstützendes soziales Netzwerk, vgl. dazu auch Rönnau-Böse & Fröhlich-Gildhoff, 2015) und somit den Stress vor dem Übergang gering zu halten. Zusammenfassend lassen sich trotz der Einschränkungen dieser Studie folgende zentrale Ergebnisse festhalten, welche für die Arbeit im pädagogischen und psychologischen Bereich relevant sind: Eltern, die zufrieden mit dem an ihrer Schule praktizierten Übertrittsverfahren sind, zeigen weniger häufig psychische Stresssymptome. Ebenso geht ein höherer Familienzusammenhalt mit weniger psychischen Stresssymptomen und einer höheren Resilienz einher. Hinzu kommt, dass Eltern, die in einer Familie mit höherer Kohäsion leben, Stress eher aufgabenorientiert bewältigen und allgemeines förderndes Elternverhalten zeigen. Daraus lässt sich als wichtige Implikation für die Praxis ableiten, dass dem Thema „Stress bei Eltern“ vermehrt im Kontext des Übertritts in die Sekundarstufe Beachtung geschenkt wird, indem bspw. spezielle Resilienzförderprogramme für Eltern vor dem Übertritt implementiert werden. Ein Programm, das die Resilienz bei Eltern in der Kindertagesstätte thematisiert, ist z. B. „Kinder stärken! - Resilienzförderung in der Kindertagesstätte“ (Rönnau-Böse, 2013). Ausgehend von bisherigen Präventionsprogrammen zur Resilienzförderung wird u. a. die Multimodalität empfohlen, d. h. Programme sind wirksamer, wenn sie aus Stressfaktor Übergang aus Elternsicht 35 einer systemischen Perspektive sowohl Eltern als auch Kinder einbeziehen und neben der individuellen auch die Umweltebene berücksichtigen (Griebel & Niesel, 2011). Literatur Antonovsky, A. & Sourani, T. (1988). Family sense of coherence and family adaptation. Journal of Marriage and Family, 50, 79 - 92. https: / / doi.org/ 10.2307/ 352429 Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus (2019). Nichts verpassen! Zeugnistermine an Schulen. Zugriff am 26. 9. 2019 unter https: / / www.km.bayern.de/ ministerium/ termine.html Beelmann, W. (2006). Normative Übergänge im Kindesalter. Anpassungsprozesse beim Eintritt in den Kindergarten, in die Grundschule und in die weiterführende Schule. Hamburg: Dr. Kovacˇ. Bengel, J. & Lyssenko, L. (2012). Resilienz und psychologische Schutzfaktoren im Erwachsenenalter. Stand der Forschung zu psychologischen Schutzfaktoren von Gesundheit im Erwachsenenalter. Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung. Bd 43. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Bengel, J., Meinders-Lückmann, F. & Rottmann, N. (2009). Schutzfaktoren bei Kindern und Jugendlichen - Stand der Forschung zu psychosozialen Schutzfaktoren der Gesundheit. Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung. Bd 35. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Beyer, A. & Lohaus, A. (2007). Konzepte zur Stressentstehung und Stressbewältigung. In I. Seiffge-Krenke & A. Lohaus (Hrsg.), Stress und Stressbewältigung im Kindes- und Jugendalter (S. 11 - 27). Göttingen: Hogrefe. Bodenmann, G. (2000). Stress und Coping bei Paaren. Göttingen: Hogrefe. Bodenmann, G. (2002). Die Bedeutung von Stress für die Familienentwicklung. In B. Rollett & H. Werneck (Hrsg.), Klinische Entwicklungspsychologie der Familie (S. 243 - 265). Göttingen: Hogrefe. Bodenmann, G. & Gmelch, S. (2009). Stressbewältigung. In J. Margraf. & S. Schneider (Hrsg.), Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Band 2. Störungen im Erwachsenenalter - Spezielle Indikationen - Glossar (3. vollständig bearbeitete und erweiterte Aufl., S. 617 - 629). Heidelberg: Springer. https: / / doi.org/ 10.1007/ 978-3-540- 79543-8_30 Brandtstädter, J. (2007). Entwicklungspsychologie der Lebensspanne: Leitvorstellungen und paradigmatische Orientierungen. In J. Brandtstädter & U. Lindenberger (Hrsg.), Entwicklungspsychologie der Lebensspanne (S. 34 - 66). Stuttgart: Kohlhammer. Büchner, P. & Koch, K. (2001). Von der Grundschule in die Sekundarstufe. Band 1: der Übergang aus Kinder- und Elternsicht. Opladen: Leske + Budrich. Cierpka, M. (2008). Handbuch der Familiendiagnostik (3. akt. und erg. Auflage). Heidelberg: Springer. https: / / doi. org/ 10.1007/ 978-3-540-78475-3 Cina, A. & Bodenmann, G. (2009). Zusammenhang zwischen Stress der Eltern und kindlichem Problemverhalten. Kindheit und Entwicklung, 18, 39 - 48. https: / / doi.org/ 10.1026/ 0942-5403.18.1.39 Cowan, C. P. & Cowan, P. (1992). Wenn Partner Eltern werden. Der große Umbruch im Leben des Paares. München: Piper. Ditton, H. (2007). Schulübertritte, Geschlecht und soziale Herkunft. In H. Ditton (Hrsg.), Kompetenzaufbau und Laufbahnen im Schulsystem (S. 63 - 87). Münster: Waxmann. Endler, N. S. & Parker, J. D. A. (1990). Coping Inventory for Stressful Situations (CISS). Toronto: Multi-Health Systems, Inc. Feldkötter, A.-L., Thomsen, T. & Lessing, N. (2019). Die Rolle von Partnerschaft, Erziehung und Elternstress beim Problemverhalten von Kindern im Vorschulalter. Kindheit und Entwicklung, 28, 68 - 76. https: / / doi.org/ 10.1026/ 0942-5403/ a000272 Filipp, S.-H. (1995). Ein allgemeines Modell für die Analyse kritischer Lebensereignisse. In S.-H. Filipp (Hrsg.), Kritische Lebensereignisse (3. Aufl., S. 3 - 52). Weinheim: Beltz. Friborg, O., Hjemdal, O., Rosenvinge, J. H., Martinussen, M., Aslaksen, P. M. & Flaten, M. A. (2006). Resilience as a moderator of pain and stress. Journal of Psychosomatic Research, 61, 213 - 219. https: / / doi.org/ 10.10 16/ j.jpsychores.2005.12.007 Fuß, S. (2006). Familie, Emotionen und Schulleistung. Eine Studie zum Einfluss des elterlichen Erziehungsverhaltens auf Emotionen und Schulleistungen von Schülerinnen und Schülern. Münster: Waxmann. Ganzeboom, H. B. G. & Treiman, D. J., (1996). Internationally Comparable Measures of Occupational Status for the 1988 International Standard Classification of Occupations. Social Science Research, 25, 201 - 239. https: / / doi.org/ 10.1006/ ssre.1996.0010 Gresch, C., Baumert, J. & Maaz, K. (2010). Empfehlungsstatus, Übergangsempfehlung und der Wechsel in die Sekundarstufe I: Bildungsentscheidungen und soziale Ungleichheit. In K. Maaz, J. Baumert, C. Gresch & N. McElvany (Hrsg.), Der Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule. Leistungsgerechtigkeit und regionale, soziale und ethnisch-kulturelle Disparitäten (S. 201 - 227). Bonn/ Berlin: BMBF. https: / / doi.org/ 10.1007/ 978-3-531-92216-4_10 Gresch, C. & Becker, M. (2010). Sozial- und leistungsbedingte Disparitäten im Übergangsverhalten bei türkischstämmigen Kindern und Kindern aus (Spät-)Aussiedlerfamilien. In K. Maaz, J. Baumert, C. Gresch & N. McElvany (Hrsg.), Der Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule. Leistungsgerechtigkeit und regionale, soziale und ethnisch-kulturelle Disparitäten (S. 181 - 200). Bonn/ Berlin: BMBF. Griebel, W. & Niesel, R. (2011). Übergänge verstehen und begleiten. Transitionen in der Bildungslaufbahn von Kindern. Berlin: Cornelsen. Hofer, M., Wild, E. & Noack, P. (2002). Lehrbuch Familienbeziehungen. Eltern und Kinder in der Entwicklung (2. vollst. überarb. u. erw. Auflage). Göttingen: Hogrefe. Jamshidian, M. & Jalal, S. (2010). Tests of Homoscedasticity, Normality, and Missing Completely at Random for Incomplete Multivariate Data. Psychometrika, 75, 649 - 674. https: / / doi.org/ 10.1007/ s11336-010-917 5-3 Kälin, W. (1995). Deutsche 24-Item Kurzform des „Coping Inventory for Stressful Situations“ (CISS) von N. S. Endler & J. D. A. Parker. Basierend auf der Übersetzung von N. Semmer, F. Tschan & V. Schade (unveröffentlichter Fragebogen). Bern: Universität Bern, Institut für Psychologie. 36 Juliane Niemack Kultusministerium Hessen (2019). Übergang 4 nach 5. Von der Grundschule in die weiterführende Schule wechseln. Zugriff am 27. 9. 2019 unter https: / / kultusministerium. hessen.de/ schulsystem/ schulwahl/ schulwechsel/ vonder-grundschule-die-weiterfuehrende-schule-wechseln Lazarus, R. S. & Folkman, S. (1984). Stress, Appraisal, and Coping. New York: Springer. Leppert, K., Koch, B., Brähler, E. & Strauß, B. (2008). Die Resilienzskala (RS) - Überprüfung der Langform RS-25 und einer Kurzform RS-13. Klinische Diagnostik und Evaluation, 1, 226 - 243. Lohaus, A., Eschenbeck, H., Kohlmann, C.-W. & Klein-Heßling, J. (2006). Fragebogen zur Erhebung von Stress und Stressbewältigung im Kindes- und Jugendalter (SSKJ 3 - 8). Göttingen: Hogrefe. https: / / doi.org/ 10.1026/ 0012- 1924.52.3.131 Lohaus, A., Vierhaus, M. & Ball, J. (2005). Der Wechsel zur weiterführenden Schule. Generelle und differenzielle Effekte auf Stresserleben und psychische Anpassung. In S. R. Schilling, J. R. Sparfeldt & C. Pruisken (Hrsg.), Aktuelle Aspekte pädagogisch-psychologischer Forschung (S. 87 - 110). Münster: Waxmann. Lohaus, A. & Vierhaus, M. (2015). Entwicklungspsychologie des Kindes- und Jugendalters für Bachelor. Berlin/ Heidelberg: Springer. https: / / doi.org/ 10.1007/ 978-3-66 2-45529-6 Maaz, K. & Nagy, G. (2010). Der Übergang von der Grundschule in die weiterführenden Schulen des Sekundarschulsystems: Definition, Spezifikation und Quantifizierung primärer und sekundärer Herkunftseffekte. In K. Maaz, J. Baumert, C. Gresch & N. McElvany (Hrsg.), Der Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule. Leistungsgerechtigkeit und regionale, soziale und ethnisch-kulturelle Disparitäten (S. 151 - 180). Bonn/ Berlin: BMBF. https: / / doi.org/ 10.1007/ 978-3-531-92216-4_7 Mackowiak, K. (2011). Übergänge - Herausforderung oder Überforderung? In D. Kucharz, T. Irion & B. Reinhoffer (Hrsg.), Grundlegende Bildung ohne Brüche (Jahrbuch Grundschulforschung, Band 15, S. 21 - 29). Wiesbaden: VS Verlag. https: / / doi.org/ 10.1007/ 978- 3-531-94131-8_2 Muthén, L. K. & Muthén, B. O. (1998 - 2010). Mplus User’s Guide. Sixth Edition. Los Angeles, CA: Muthén & Muthén. Neuenschwander, M. P., Rösselet, S., Singer, A., Scheffler, L. & Rottermann, B. (2014). Wirkungen der Selektion WiSel. Dokumentation der Elternfragebogen der Welle 2 2012/ 2013 (Forschungsbericht). Solothurn: Pädagogische Hochschule Nordwestschweiz, Zentrum Lernen und Sozialisation. Niemack, J. (2019 a). Schutzfaktoren bei Kindern vor dem Übergang in die Sekundarstufe - Ergebnisse aus der STRESS-Studie. Diskurs Kindheits- und Jugendforschung, 1, 73 - 94. https: / / doi.org/ 10.3224/ diskurs. v14i1.05 Niemack, J. (2019 b). Der Übergang in die Sekundarstufe. Stress für Kinder und Eltern. Schulmanagement. Die Fachzeitschrift für Schul- und Unterrichtsentwicklung, 3, 30 - 32. Niesel, R. & Griebel, W. (2010). Transitionen. In R. Pousset (Hrsg.), Handwörterbuch für Erzieherinnen und Erzieher (2. Auflage, S. 447 - 450). Berlin: Cornelsen Scriptor. Niesel, R. & Griebel, W. (2013). Transitionen in der frühkindlichen Bildungsforschung. In M. Stamm & D. Edelmann (Hrsg.), Handbuch frühkindliche Bildungsforschung (S. 285 - 296). Wiesbaden: Springer VS. https: / / doi.org/ 10.1007/ 978-3-531-19066-2_20 Noeker, M. & Petermann, F. (2008). Resilienz: Funktionale Adaptation an widrige Umgebungsbedingungen. Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie, 56, 255 - 263. https: / / doi.org/ 10.1024/ 1661-4747. 56.4.255 Olson, D. H., Russell, C. S. & Sprenkle, D. H. (1989). Circumplex model: Systemic assessment and treatment of families. New York: Haworth. R Core Team (2013). R: A language and environment for statistical computing. R Foundation for Statistical Computing. Zugriff am 18. 5. 2018 unter http: / / www.Rproject.org/ Reinders, H. (2003). Interethnische Freundschaften bei Jugendlichen 2002. Ergebnisse einer Pilotstudie bei Hauptschülern (Interethnic Friendships of Adolescents). Hamburg: Dr. Kovacˇ. Reinders, H., Ehmann, T., Post, I. & Niemack, J. (2015). Stressfaktoren bei Eltern und Schülern am Übergang zur Sekundarstufe. Abschlussbericht über die Elternbefragung in Hessen und Bayern 2014 (Schriftenreihe Empirische Bildungsforschung, Band 33). Würzburg: Universität Würzburg, Lehrstuhl Empirische Bildungsforschung. Rönnau-Böse, M: (2013). Resilienzförderung in der Kindertagesstätte - Evaluation eines Präventionsprojekts im Vorschulalter. Freiburg: FEL. Rönnau-Böse, M. & Fröhlich-Gildhoff, K. (2015). Resilienz und Resilienzförderung über die Lebensspanne. Stuttgart: Kohlhammer. Schneewind, K. A. (2010). Familienpsychologie (3., überarb. und erw. Auflage). Stuttgart: Kohlhammer. Sirsch, U. (2000). Probleme beim Schulwechsel. Die subjektive Bedeutung des bevorstehenden Wechsels von der Grundschule in die weiterführende Schule. Münster/ München: Waxmann. Vandeleur, C. L., Jeanpretre, N., Perrez, M. & Schöbi, D. (2009). Cohesion, satisfaction with family bonds, and emotional well-being in families with adolescents. Journal of Marriage and Family, 71, 1205 - 1219. https: / / doi.org/ 10.1111/ j.1741-3737.2009.00664.x Van Ophuysen, S. & Harazd, B. (2011). Der Übergang von der Grundschule zur weiterführenden Schule - Gestaltung, Beratung, Diagnostik. Handreichung des Programms „SINUS an Grundschulen“. Zugriff am 5. 10. 2019 unter http: / / www.sinus-an-grundschulen.de/ fileadmin/ up loads/ Material_aus_SGS/ Handreichung_OpHar.pdf Wagnild, G. M. & Young, H. M. (1993). Development and psychometric evaluation of the resilience scale. Journal of Nursing Measurement, 1, 165 - 178. Wannack, E., Bosshart, S., Eichenberger, A., Fuchs, M., Hardegger, E. & Marti, S. (Hrsg.). (2013). 4bis 12- Jährige. Ihre schulischen und außerschulischen Lern- und Lebenswelten. Münster: Waxmann. Wild, E. (1999). Elterliche Erziehung und schulische Lernmotivation. Unveröffentlichte Habilitation. Mannheim: Sozialwissenschaftliche Fakultät der Universität Mannheim. Wildgruber, A., Griebel, W., Radan, J. & Schuster, A. (2017). Übergang zu Eltern von Schulkindern. Unterschiedliche Bewältigung neun Monate nach Schulstart. Frühe Bildung, 6, 16 - 24. https: / / doi.org/ 10.1026/ 2191-91 86/ a000297 Wörz, T. (2004). Die Entwicklung der Transitionsforschung. In W. Griebel R. & Niesel (Hrsg), Transitionen. Fähigkeit von Kindern in Tageseinrichtungen fördern, Veränderungen erfolgreich zu bewältigen (S. 22 - 28). Weinheim: Beltz. Stressfaktor Übergang aus Elternsicht 37 Wustmann, C. (2005). Die Blickrichtung der neuen Resilienzforschung. Wie Kinder Lebensbelastungen bewältigen. Zeitschrift für Pädagogik, 51, 2, 192 - 206. Zimmermann, T. (2016). Kommunikation in der Familie. Beratungskonzepte für die Pädiatrie. Monatsschrift Kinderheilkunde, 7, 565 - 573. https: / / doi.org/ 10.1007/ s00 112-016-0102-2 Juliane Niemack, M. A. (ehem. Mitarbeiterin des Lehrstuhls Empirische Bildungsforschung, Universität Würzburg) Oswald-Külpe-Weg 86 97074 Würzburg E-Mail: juliane.niemack@uni-wuerzburg.de Tel.: (01 76) 61 22 80 60 Sabine Stuber-Bartmann Besser lernen 3., durchges. Aufl. 2021. 106 Seiten. 14 Abb. 3 Tab. Mit 12 Kopiervorlagen als Online-Zusatzmaterial. (978-3-497-03080-4) kt Sich beim Kopfrechnen die Aufgabe merken, sich melden, bevor man etwas sagen möchte, bei der Sache bleiben und sich nicht vom Nachbarn ablenken lassen. Diese kognitiven Prozesse nennt man „exekutive Funktionen“. Wie GrundschullehrerInnen diese Funktionen und die Selbstregulation von Kindern in den ersten Schuljahren fördern können, zeigt dieses Praxisbuch. Achtung, fertig, los! a www.reinhardt-verlag.de
