Psychologie in Erziehung und Unterricht
3
0342-183X
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/peu2023.art05d
11
2023
701
Empirische Arbeit: Elterliche Emotionsregulation: Schutz- oder Risikofaktor für das Problemverhalten von Kindern im Kleinkind- und Vorschulalter?
11
2023
Peter Zimmermann
Fritz Podewski
Effektive Emotionsregulation gilt im Erwachsenenalter als Schutzfaktor, allerdings ist weniger bekannt, ob Emotionsregulation von Eltern auch ihre Kinder vor der Entwicklung psychischer Auffälligkeiten schützt. In einer Studie mit N=50 Bezugspersonen und ihren Kindern wurde geprüft, ob kumulatives psychosoziales Risiko der Familie die Emotionsregulation der Bezugspersonen und das Problemverhalten der Kinder direkt beeinflusst. Spezifisch wurde untersucht, ob einzelne Emotionsregulationsstile der Bezugspersonen eher eine Pufferwirkung oder eine risikoverstärkende Wirkung haben. Kumulatives Risiko ging mit weniger adaptiver Emotionsregulation der Bezugsperson und mehr Verhaltensproblemen der Kinder einher, vor allem, wenn es durch objektive Beobachtung erfasst wurde. Hingegen hing maladaptive Emotionsregulation der Bezugsperson mit der eigenen Einschätzung des Problemverhaltens des Kindes zusammen. Die Intensität der Nutzung von Emotionsregulationsstrategien beeinflusst, ob diese die Wirkung kumulativen Risikos auf die Verhaltensprobleme des Kindes abpuffern oder verstärken.
3_070_2023_1_0006
n Empirische Arbeit Psychologie in Erziehung und Unterricht, 2023, 70, 47 -61 DOI 10.2378/ peu2023.art05d © Ernst Reinhardt Verlag Elterliche Emotionsregulation: Schutz- oder Risikofaktor für das Problemverhalten von Kindern im Kleinkind- und Vorschulalter? Peter Zimmermann, Fritz Podewski Bergische Universität Wuppertal Zusammenfassung: Effektive Emotionsregulation gilt im Erwachsenenalter als Schutzfaktor, allerdings ist weniger bekannt, ob Emotionsregulation von Eltern auch ihre Kinder vor der Entwicklung psychischer Auffälligkeiten schützt. In einer Studie mit N = 50 Bezugspersonen und ihren Kindern wurde geprüft, ob kumulatives psychosoziales Risiko der Familie die Emotionsregulation der Bezugspersonen und das Problemverhalten der Kinder direkt beeinflusst. Spezifisch wurde untersucht, ob einzelne Emotionsregulationsstile der Bezugspersonen eher eine Pufferwirkung oder eine risikoverstärkende Wirkung haben. Kumulatives Risiko ging mit weniger adaptiver Emotionsregulation der Bezugsperson und mehr Verhaltensproblemen der Kinder einher, vor allem, wenn es durch objektive Beobachtung erfasst wurde. Hingegen hing maladaptive Emotionsregulation der Bezugsperson mit der eigenen Einschätzung des Problemverhaltens des Kindes zusammen. Die Intensität der Nutzung von Emotionsregulationsstrategien beeinflusst, ob diese die Wirkung kumulativen Risikos auf die Verhaltensprobleme des Kindes abpuffern oder verstärken. Schlüsselbegriffe: Elterliche Emotionsregulation; Verhaltensprobleme der frühen Kindheit; klinisch diagnostische Beobachtung; Risikofaktoren; Screening frühe Kindheit Parental emotion regulation: Risk or protective factor for problem behavior in toddlerhood and preschool? Summary: In adulthood, effective emotion regulation is considered to have a protective effect. However, it is less known whether parents’ emotion regulation also protects their children from developing mental health problems. In a study with N = 50 caregivers and their children, we examined whether cumulative, psycho-social risk of the family directly affects the caregiver’s emotion regulation and the children’s problem behavior. Specifically, it was analyzed whether single emotion regulation styles of the caregiver have either a buffering or a risk amplifying effect. Results revealed that cumulative risk was associated with less adaptive emotion regulation strategies in caregivers and with more mental problems of the children, particularly when assessed by objective observation. In contrast, caregivers’ maladaptive emotion regulation was associated with parental ratings of children’s problem behavior. The intensity of the use of emotion regulation strategies influences whether these strategies have a risk-compensating or a risk-amplifying effect on the impacts of cumulative risk on the children’s problem behavior. Keywords: Parental emotion regulation; early childhood mental health problems; clinical diagnostic observation; risk factors; early childhood screening Effektive oder adaptive Emotionsregulation im Erwachsenenalter ist mit geringerer Psychopathologie assoziiert (Aldao, Nolen-Hoeksema & Schweizer, 2010), beeinflusst die Veränderung von Problemverhalten über Psychotherapie hinaus (Berking, Margraf, Ebert, Wupperman, Hofmann & Junghanns, 2011) und wird als Schutzfaktor bei eigenen emotionalen Belastungen gesehen (Troy & Mauss, 2011). Im Vergleich zur Vielzahl an Studien zum Zusammenhang 48 Peter Zimmermann, Fritz Podewski zwischen Emotionsregulation und psychischer Gesundheit bei Erwachsenen ist jedoch deutlich weniger untersucht, ob die Emotionsregulation von Eltern nicht nur die eigene psychische Gesundheit, sondern auch die der eigenen Kinder fördert oder gar als Schutzfaktor zu betrachten ist, wenn die Familie vielen Risikofaktoren ausgesetzt ist (Rutherford, Wallace, Laurent & Mayes, 2015). Die Resilienzforschung unterscheidet zwischen Risikofaktoren sowie protektiven und promotiven Faktoren (Masten & Barnes, 2018). Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer negativen Entwicklung einer Person, protektive Faktoren verringern oder kompensieren die negativen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit bei gegebener Risikobelastung, während promotive Faktoren die Entwicklung unabhängig vom Risiko positiv beeinflussen. Effektives Elternverhalten kann sowohl promotiv als auch protektiv wirken. Ein promotiver Effekt würde sich statistisch als Haupteffekt zeigen, ein protektiver Effekt als Moderation bei gegebenem Risiko (Masten & Barnes, 2018). Vermeintliche Schutzfaktoren können je nach Risikokonstellation auch nicht schützen und sogar risikoverstärkend wirken (Bender & Lösel, 1997), sodass Schutz- und Risikoprozesse die Wirkung einzelner Faktoren realistischer erklären (Rutter, 1990). Dies könnte auch für elterliche Emotionsregulation der Fall sein. Emotionsregulation von Eltern Unter Emotionsregulation versteht man die Überwachung und Veränderung eigener Emotionen, um kurzfristige oder langfristige Ziele zu erreichen (Zimmermann & Thompson, 2014). Nach den Modellen der emotionalen Sozialisation würde man erwarten, dass eine gelingende Emotionsregulation der Eltern zumindest als promotiver Faktor wirkt, also unabhängig vom Risiko die emotionalen und sozialen Kompetenzen der Kinder fördert (Luthar, Cicchetti & Becker, 2000; Zimmermann, Iwanski, Celik & Neumann, 2013). Elterliche Emotionsregulation ist ein zentraler Einflussfaktor auf die Entwicklung der Emotionsregulation der Kinder, die wiederum Einfluss auf psychische Probleme der Kinder nimmt (Morris, Silk, Steinberg, Myers & Robinson, 2007). Einige Studien zeigen, dass Kinder von Müttern mit „Problemen in der Emotionsregulation“ viele Verhaltensprobleme aufweisen und dies über negative Emotionalität und Emotionsregulationsprobleme der Kinder mediiert wird (Crespo, Trentacosta, Aikins & Wargo-Aikins, 2017). Emotionale Dysregulation von Müttern ist mit mehr Problemverhalten der Kinder assoziiert, moderiert durch deren Temperament (Davis, Suveg & Shaffer, 2015). Emotionsregulation von Eltern kann aber auch auf das Erziehungsverhalten der Eltern wirken und so zur Entwicklung von Problemverhalten bei Kindern beitragen. So wirken z. B. emotionale und kognitive Kontrolle von Eltern förderlich auf ihr positives und hemmend auf ihr negatives Erziehungsverhalten (Crandall, Deater-Deckard & Riley, 2015). Die Studienlage ist jedoch nicht einheitlich. Meist werden Familien ohne psycho-soziales Risiko und lediglich „Probleme in der Emotionsregulation“ statt tatsächlich genutzter Strategien der Emotionsregulation untersucht. Solche „Probleme in der Emotionsregulation“ der Eltern wirken sich entweder in nicht-unterstützendem, emotionalem Elternverhalten aus, wie z. B. Bestrafung oder Minimierung der Emotionen des Kindes (Morelen, Shaffer & Suveg, 2016), oder in geringer Feinfühligkeit (Leerkes et al., 2015) oder aber in geringer Kooperation gegenüber dem Kind, aber nicht gepaart mit geringer Feinfühligkeit (Shaffer & Obradovic´, 2017). Im Gegensatz dazu prüfte Lorber (2012) die Effekte der beiden Strategien Neubewertung, meist als adaptiv interpretiert, und Ausdruckskontrolle, meist als maladaptiv bewertet, als generelle Strategie im Vergleich zur Anwendung in Erziehungssituationen. Generelle Neubewertung von Eltern ging mit weniger Laxheit und weniger Überreaktionen in der Erziehung des Kindes einher. Generelle Ausdruckskontrolle hingegen zeigte keine signifikanten Zusammenhänge zu mütterlichem Erziehungsver- Elterliche Emotionsregulation: Schutz- oder Risikofaktor für Problemverhalten von Kindern? 49 halten, aber zu geringerem Emotionsausdruck in Erziehungssituationen (Lorber, 2012). Lediglich die Emotionsregulationsstrategie Ausdruckskontrolle im Erziehungskontext korrelierte mit weniger Überreaktionen gegenüber dem Kind. Da die meisten Studien Familien mit niedrigem Risiko untersuchen, kann man bei elterlicher Emotionsregulation bislang eher von promotiven Effekten auf die kindliche Entwicklung sprechen, jedoch kaum wirklich von protektiven Effekten bei gegebenem familiärem Risiko. Dabei betonen einige Autoren, dass Kinder in Familien mit Risikofaktoren besonders von effektiver Emotionsregulation der Eltern profitieren könnten (Crandall et al., 2015). Bisherige Studien prüfen jedoch meist nur einzelne Risikofaktoren. So geht Depression der Mütter, nicht aber geringes Einkommen mit mehr Problemen in der Emotionsregulation der Mütter einher (Crespo et al., 2017). Es fehlen jedoch Studien zu den Auswirkungen von kumulativem Risiko auf die Emotionsregulation von Eltern. Es ist ein vielfach replizierter Befund, dass kumulatives psychosoziales Risiko einen deutlich stärkeren Zusammenhang zu kindlicher (Fehl-)Anpassung aufweist als einzelne Risikofaktoren (Appleyard, Egeland, van Dulmen & Sroufe, 2005; Deater-Deckard, Dodge, Bates & Pettit, 1998; Rutter, 1990; Evans, Li & Whipple, 2013). Elterliche Emotionsdysregulation wird entweder als Risiko für kindliche Fehlanpassung definiert (Han & Shaffer, 2013) oder es werden nur in speziellen Risikogruppen Effekte elterlicher Emotionssozialisation auf kindliche Fehlanpassung untersucht (Ellis, Alisic, Reiss, Dishion & Fisher, 2014; Shaffer, Suveg, Thomassin & Bradbury, 2012; Duncombe, Havighurst, Holland & Frankling, 2012; Laucht, Esser & Schmidt, 2001). Jedoch gibt es wenig Forschung dazu, ob die elterliche Emotionsregulation die Effekte kumulativen Risikos auf kindliche Verhaltensprobleme abpuffern oder verstärken kann (Rutherford et al., 2015). Dabei muss man natürlich berücksichtigen, dass kumulative Risikofaktoren die Emotionsregulation der Eltern auch direkt negativ beeinflussen kann (Dix, Moed & Anderson, 2014) und psychische Erkrankung der Eltern als Risiko auch anders zu Symptomen der Kinder beitragen kann. Erfassung von psychischen Problemen im Vorschulalter In den meisten Studien zum Effekt elterlicher Emotionsregulation auf psychische Auffälligkeiten der Kinder werden beide Variablen von denselben Personen berichtet, nämlich den Müttern (z. B. Crespo et al., 2017). Dabei kann deren Einschätzung des Problemverhaltens der Kinder von ihrer psychischen Belastung beeinflusst werden (Müller, Achtergarde & Fürniss, 2011), wobei dieser Effekt nicht immer hoch ist (De Los Reyes et al., 2011). Außerdem ist die Übereinstimmung zwischen Müttern und Erzieherinnen oder anderen Ratern oft gering (De Los Reyes & Kazdin, 2005). Das Elternurteil bei internalisierenden Problemen der Kinder zeigt vereinzelt eine ausreichende Übereinstimmung mit unabhängiger Verhaltensbeobachtung, bei externalisierenden Problemen stimmt jedoch das Erzieherinnenurteil mit der Verhaltensbeobachtung eher überein (Hinshaw, Han, Erhardt & Huber, 1992). Es kann also die Validität der Erfassung von Problemverhalten von Kindern verbessern, wenn das Elternurteil durch eine zusätzliche Einschätzung durch geschulte Personen oder durch direkte Verhaltensbeobachtung ergänzt wird, da Eltern in der Regel über kein klinisches Vorwissen verfügen (Iwanski & Zimmermann, 2018). Wie wirkt elterliche Emotionsregulation? Die aktuelle Studienlage zeigt, dass es nur wenige Studien gibt, die den Effekt elterlicher Emotionsregulation auf das kindliche Problemverhalten prüfen (vgl. Crespo et al., 2017; Davis et al., 2015). Die meisten dieser Studien zeigen aber nicht, dass elterliche Emotionsregulation als protektiver Faktor wirkt, sondern liefern aufgrund des meist geringen psychosozialen Risikos der Stichproben eher einen Hinweis auf die 50 Peter Zimmermann, Fritz Podewski promotive Wirkung elterlicher Emotionsregulation. Außerdem ist der Effekt der elterlichen Emotionsregulation auf das Problemverhalten der Kinder nicht stets vom parallelen Zusammenhang mit einzelnen proximalen Risikofaktoren wie z. B. Depressivität der Mutter zu trennen, sodass die Frage unbeantwortet bleibt, ob sich elterliche Psychopathologie auf die Psychopathologie der Kinder auswirkt oder ob Emotionsregulation der Eltern einen eigenen Beitrag liefert. Man muss also prüfen, ob elterliche Emotionsregulation ein Mediator von kumulativem psychosozialem Risiko ist oder aber ein Moderator, der als Risikopuffer bzw. Risikoverstärker wirkt. In dieser Studie sollen deshalb Familien mit unterschiedlichem Risiko untersucht werden. Außerdem scheint es sinnvoll, die bisherige Forschung in zwei Punkten zu erweitern. Zum einen sollten konkrete Strategien elterlicher Emotionsregulation erhoben werden, da fast ausschließlich ein Defizit in der Emotionsregulation mit dem Fragebogen DERS erfasst wird (Gratz & Roemer, 2004). Somit weiß man nicht, welche spezifischen Emotionsregulationsstrategien zum Problemverhalten der Kinder beitragen, sondern nur, dass das Gefühl der Eltern, in ihrer Emotionsregulation ineffektiv zu sein, damit zusammenhängt. Zum anderen sollte die mögliche Konfundierung der Beurteilung der eigenen Emotionsregulation und des Problemverhaltens der Kinder durch die gleiche Person, die Bezugsperson, durch ein externes, objektiveres Fremdurteil und eine systematische Verhaltensbeobachtung von kindlichem Problemverhalten ergänzt werden. In dieser Studie wird somit untersucht, ob kumulatives Risiko mit mehr Problemverhalten der Kinder einhergeht. Das Problemverhalten wird hierbei sowohl durch die Bezugsperson als auch durch eine psychologisch geschulte Person mit der gleichen Methode und zusätzlich mittels Verhaltensbeobachtung erfasst. Es wird geprüft, ob kumulatives Risiko die Emotionsregulationsstrategien der Bezugsperson beeinflusst und ob die Emotionsregulation den Zusammenhang zwischen Risikofaktoren und psychischen Auffälligkeiten der Kinder moderiert oder mediiert. Konkret werden folgende Fragestellungen geprüft: 1. Ist kumulatives psychosoziales Risiko ein Prädiktor für Verhaltensprobleme bei Kindern? Sind diese Zusammenhänge abhängig davon, ob Verhaltensprobleme durch die Bezugsperson oder durch eine geschulte Person eingeschätzt werden oder ob dies durch separate Verhaltensbeobachtung erfolgt? 2. Geht kumulatives psychosoziales Risiko bei Eltern mit geringerer Nutzung adaptiver und vermehrter Nutzung maladaptiver Emotionsregulationsstrategien einher? 3. Hängt elterliche Emotionsregulation mit kindlichen Verhaltensproblemen zusammen und ist dies für die Einschätzung durch Eltern und geschulte Beobachter unterschiedlich? 4. Moderiert elterliche Emotionsregulation den Zusammenhang zwischen kumulativem Risiko und Verhaltensproblemen bei Kindern? Methode Stichprobe und Datenerhebung Die Stichprobe besteht aus insgesamt 50 Kleinbzw. Vorschulkindern im Alter zwischen 18 und 64 Monaten (M = 34.46, 50 % weiblich) und deren Hauptbezugsperson (46 Mütter, 2 Väter, 2 Pflegemütter). Die Untersuchung fand nach Absprache mit den teilnehmenden Familien bei ihnen zu Hause, in Räumen der Kindertagesstätten der Kinder oder in Räumlichkeiten der Bergischen Universität Wuppertal statt. Das psychosoziale Risiko wurde im Interview der Hauptbezugsperson erfragt, ihre Emotionsregulationsstrategien und das kindliche Problemverhalten mittels Fragebogen erfasst. Die Kinder interagierten in einer Reihe emotionsauslösender Situationen mit einem ihnen unbekannten Versuchsleiter und mit ihrer Bezugsperson. Dies wurde videografiert. Zwei geschulte Versuchsleiterinnen beurteilten im Anschluss das Kind mittels Screeningbogen, das Video der Kinder wurde unabhängig ausgewertet. Die Akquise der Familien erfolgte mit Flyern in Kooperation mit verschiedenen Kindertagesstätten und über soziale Netzwerke. Elterliche Emotionsregulation: Schutz- oder Risikofaktor für Problemverhalten von Kindern? 51 Messinstrumente Familiäre psychosoziale Belastung Zur Erfassung des familiären psychosozialen Risikos wurden 13 distale Risikofaktoren dichotom im Interview mit den Hauptbezugspersonen erfragt. Dies waren Armut, frühe Mutterschaft, beengte Wohnverhältnisse, geringe Bildung, Verlusterfahrungen, Migrationshintergrund, Status alleinerziehend, Arbeitslosigkeit, viele jüngere Geschwister, Alkoholkonsum, häufige Umzüge, Trennung von/ Wechsel der Hauptbezugsperson und Frühgeburt des Kindes. Ebenso wurden die folgenden acht proximalen Risikofaktoren erhoben: Elternstreit, kindliches Temperament, Psychopathologie der Hauptbezugsperson, Vernachlässigung/ Misshandlung, negative Haltung zum Kind während der Schwangerschaft, Stresserleben/ Überbelastung der Hauptbezugsperson (HBP), Misshandlungsrisiko und Familienkonflikte. Temperament und Überbelastung der HBP wurden mittels Fragebogen eingeschätzt. Die Erfassung des familiären psychosozialen Risikos erfolgte kriteriumsorientiert und nicht stichprobenabhängig in Anlehnung an eine Studie zum Aufwachsen unter familiärer Belastung in Deutschland (Zimmermann et al., 2016; Iwanski, Spangler, Vierhaus & Zimmermann, 2019). Für die weiteren Analysen wurde ein kumulativer Risikoscore durch Aufsummieren aller dichotomen Risikofaktoren berechnet. Der mögliche Wertebereich an kumulativem Risiko lag zwischen 0 und 21 Risikofaktoren. Emotionsregulation der Eltern Die Emotionsregulation der Bezugsperson wurde mit dem Negative Emotion Regulation Inventory (NERI, Zimmermann & Iwanski, 2014) erfasst, der sieben Emotionsregulationsstrategien bei Ärger, Trauer und Angst beinhaltet. Es werden sechs emotionsauslösende Situationen beschrieben und die Intensität der eigenen Emotion auf einer siebenstufigen Likert-Skala (1 = „überhaupt nicht“ bis 7 = „sehr stark“) beurteilt. Anschließend wird die Nutzung der Emotionsregulationsstrategien pro Situation auf einer siebenstufigen Likert-Skala (1 = „sehr untypisch“ bis 7 = „sehr typisch“) abgefragt. Der NERI erfasst die Emotionsregulationsstrategien Adaptivität (z. B. „Ich konzentriere mich darauf, was als Nächstes zu tun ist und beginne dann damit.“; Cronbachs α = .91), soziale Unterstützungssuche (z. B. „Ich suche Unterstützung und Trost.“; Cronbachs α = .94), Dysregulation (z. B. „Ich schiebe anderen die Schuld zu für das, was mir angetan wird.“; Cronbachs α = .81), dysfunktionale Rumination (z. B. „Ich denke, ich ziehe solche Situationen magisch an.“; Cronbachs α = .91), Passivität (z. B. „Ich warte einfach ab und schaue dann mal.“; Cronbachs α = .86), Vermeidung (z. B. „Ich lenke mich ab.“; Cronbachs α = .86) und Ausdruckskontrolle (z. B. Ich lasse mir nichts anmerken.“; Cronbachs α = .92). Diese Items werden ebenfalls auf einer siebenstufigen Likert-Skala (1 = „sehr untypisch“ bis 7 = „sehr typisch“) eingeschätzt. Die interne Konsistenz aller Skalen kann als gut bezeichnet werden. Zur Reduktion der Anzahl an statistischen Tests, vergleichbar zu Iwanski et al. (2021) wurden drei Emotionsregulationsdimensionen aus den Mittelwerten einzelner Skalen gebildet: Adaptiv (Adaptivität und soziale Unterstützungssuche), Maximierend Maladaptiv (Dysregulation und dysfunktionale Rumination) und Minimierend Maladaptiv (Ausdruckskontrolle, Passivität und Vermeidung). Der Mittelwert aus maximierenden und minimierenden maladaptiven Emotionsregulationsstrategien repräsentiert generelle maladaptive Emotionsregulation. Grundlage für die Auswahl der Dimensionen waren die Interkorrelationen der Einzelskalen in dieser Studie und Befunde, die zeigen, dass Adaptivität und soziale Unterstützung mit geringer, die anderen Emotionsstrategien des NERI jedoch mit erhöhter klinischer Symptomatik einhergehen (Zimmermann, Iwanski & Celik, 2015). Psychopathologische Symptome der Kinder Psychopathologische Symptome der Kinder wurden zum einen als Screening durch die Eltern und die Versuchsleiter und zum anderen durch unabhängige Beobachter als Häufigkeit einzelner Symptome mit systematischer Verhaltensbeobachtung in strukturierten Situationen erfasst, in denen das Kind Selbstregulation zeigen sollte. Beide Methoden sind so konzipiert, dass sie kindliche Symptomatik in einem breiten Altersbereich von der frühen Kindheit bis zum Vorschulalter abdecken. Screening Frühe Kindheit Das Rating von Verhaltensproblemen auf Fragebogenebene erfolgte mittels der deutschen Version des Early Childhood Screening Assessment (ECSA, Gleason, Zeanah & Dickstein, 2010) des Screenings Frühe Kindheit (SFK; Zimmermann, Gleason, Hellwig, 52 Peter Zimmermann, Fritz Podewski Podewski & Iwanski, 2022). Dieser Screening- Fragebogen erfasst kindliche psychopathologische Symptome mit 36 Items, die auf einer dreistufigen Likert-Skala (0 = „selten/ stimmt nicht“ bis 3 = „fast immer/ stimmt meistens“) im Vergleich zu anderen gleichaltrigen Kindern eingeschätzt werden. Die Summe der 36 Items erfasst die Intensität und Häufigkeit der Gesamtsymptomauffälligkeit der Kinder, wobei höhere Werte das Vorliegen von mehr psychopathologischen Symptomen abbilden. Darüber hinaus enthält das SFK noch vier Items zur Erfassung der elterlichen Depressivität und Stressbelastung. In dieser Studie wurde das SFK sowohl durch die Hauptbezugsperson (Cronbachs α = .83) als auch durch zwei Versuchsleiter direkt nach dem Hausbesuch (Cronbachs α = .81 bzw. Cronbachs α = .82) ausgefüllt. Die Skalenwerte der beiden Versuchsleiter korrelierten signifikant mit r = .68, p < .001 und wurden gemittelt. Psychopathological Symptoms Observation ( PSO) Neben dem Rating durch Mutter und Versuchsleiter wurde das Auftreten psychopathologischer Symptome der Kinder in elf verschiedenen, für sie herausfordernden und positive wie negative Emotionen auslösenden Situationen mittels unabhängiger Verhaltensbeobachtung kodiert (Psychopathological Symptoms Observation; PSO, Zimmermann & Podewski, 2018). Bei den Testsituationen handelt es sich um etablierte Situationen zur Emotionsinduktion bei Klein- und Vorschulkindern. Die Ärgerinduktion erfolgte z. B. durch das Festhalten und Einschränken der Bewegungsfreiheit der Kinder durch die Hauptbezugsperson bzw. durch das Wegnehmen eines Spielzeugs (Kochanska, Coy, Tjebkes & Husarek, 1998). Die Angstinduktion erfolgte unter anderem durch eine ferngesteuerte Spielzeugspinne oder das Nähern eines fremden Erwachsenen (Goldsmith & Rothbart, 1999). Die Situationen fanden teilweise in Interaktion mit den Versuchsleitern und teilweise in Interaktion mit den Hauptbezugspersonen statt. Die Bezugspersonen waren während der gesamten Zeit anwesend und füllten, sofern sie nicht aktiv an den Situationen teilnahmen, Fragebögen aus. Die Gesamtdauer der Testsituationen betrug etwa 90 Minuten. Das Verhalten der Kinder wurde hinsichtlich internalisierender und externalisierender Symptome der Kinder in ihrer Häufigkeit und Intensität pro Situation auf einer dreistufigen Likert-Skala (0 = „tritt nicht auf/ untypisch“ bis 2 = „tritt häufig auf/ typisch“) eingeschätzt. Die Beurteilung erfolgte auf den Dimensionen Ängstlichkeit (7 Items, z. B. „Kann sich nicht von Hauptbezugsperson lösen“), Depressivität (7 Items, z. B. „Zeigt selten/ nicht intensiv Freude“), Aggressivität/ oppositioneller Trotz (12 Items, z. B. „Schlägt, beißt, kratzt HBP“) und Unaufmerksamkeit/ Hyperaktivität (12 Items, z. B. „Zeigt situationsunangemessene motorische Unruhe“). Die Beurteilung des Verhaltens der Kinder ist altersspezifisch angepasst. Nach einem Beobachtertraining lagen für alle Skalen zufriedenstellende Inter-Rater-Reliabilitäten vor (Cohens Kappa zwischen κ = .64 und κ = .74, prozentuale Übereinstimmung jeweils > 90,0 %). Zur Datenreduktion wurden für die vorliegende Studie die Fremdratings, also das SFK im Versuchsleiterurteil und die Ergebnisse der Verhaltensbeobachtung durch unabhängige Beobachter z-transformiert und zu einem Fremdrating aggregiert. Ergebnisse Verteilung des psychosozialen Risikos und demografische Effekte Das kumulative psychosoziale Risiko der Familien lag zwischen einem Minimum von null und einem Maximum von acht Risikofaktoren. Im Durchschnitt lagen M = 1.96 (SD = 1.87) Risikofaktoren vor und 52 % der Familien hatten zwei oder mehr Risikofaktoren. Es gab sowohl Risikofamilien mit mehr als vier Risikofaktoren als auch Familien ohne Risiko in der Stichprobe. Es zeigten sich keine signifikanten Geschlechts- und Alterseffekte für den Risikoindex oder die insgesamten Verhaltensprobleme der Kinder. Allerdings zeigte sich ein signifikant negativer Zusammenhang des Alters mit dem beobachteten externalisierenden Verhalten der Kinder (r = -.36, p < .05). Sowohl Eltern (t (48) = -2.14, p < .05) als auch Versuchsleiter (t (48) = -2.12, p < .05) beschrieben Mädchen im SFK als signifikant internalisierender als Jungen. Maladaptive minimierende und maladaptive maximierende Emotionsregulation korrelierten signifikant positiv (r = .32, p < .05), jedoch nicht mit adaptiver Emotionsregulation. Elterliche Emotionsregulation: Schutz- oder Risikofaktor für Problemverhalten von Kindern? 53 Zusammenhänge zwischen kumulativem Risiko und kindlichen psychopathologischen Symptomen In Tabelle 1 sind die Zusammenhänge des kumulativen familiären Risikos und der psychopathologischen Symptome der Kinder dargestellt. Kumulatives Risiko korrelierte mit allen Erfassungsansätzen der kindlichen Symptome positiv. Es zeigten sich für das Fremdurteil kindlicher psychopathologischer Symptome tendenzielle bzw. signifikante, positive Korrelationen mit dem kumulativen familiären Risiko. Je mehr Risikofaktoren die Familien ausgesetzt sind, desto mehr psychische Auffälligkeiten der Kinder stellten unabhängige Beobachter fest. Ein Vergleich der Korrelationen zwischen Risiko und Symptomen der Kinder zwischen den drei Beurteilungen mit Cohens q als Effektstärkemaß zeigte einen kleinen, aber bedeutsamen Unterschied zwischen dem Urteil der Bezugsperson und der Fremdeinschätzung (q = 0.212) ebenso für den Vergleich zwischen Versuchsleiterrating im SFK und der fremdbeurteilten Symptomatik (Cohens q = 0.159). Risikoeffekte auf das Kind werden also eher in der Fremdbeurteilung durch Verhaltensbeobachtung in emotional herausfordernden Situationen deutlich als im SFK. Kumulatives Risiko, Emotionsregulation der Bezugsperson und Symptome der Kinder Wie Tabelle 1 zeigt, korreliert kumulatives Risiko signifikant negativ mit adaptiver Emotionsregulation, nicht jedoch mit maladaptiver Emotionsregulation. Hingegen korreliert maladaptive Emotionsregulation signifikant positiv mit der elterlichen Einschätzung der Symptome beim Kind. Eltern, die ihre Emotionen häufiger maladaptiv regulieren, beschreiben ihre eigenen Kinder als eher auffällig. Dieser Zusammenhang zeigte sich jedoch nicht, wenn die Symptome der Kinder fremdeingeschätzt wurden. Für das Fremdurteil psychopathologischer Symptome der Kinder ergaben sich hingegen signifikante negative Korrelationen zur Nutzung adaptiver elterlicher Emotionsregulationsstrategien: Je adaptiver die Hauptbezugsperson ihre negativen Emotionen reguliert, desto weniger auffällig werden die Kinder durch geschulte Beobachter sowohl im SFK als auch in der direkten Verhaltensbeobachtung eingeschätzt. Mediation oder Moderation des Effekts familiären Risikos auf psychopathologische Symptome der Kinder durch elterliche Emotionsregulation Aufgrund der korrelativen Ergebnisse und der Fragestellungen der Studie wurden Moderatio- Kindliche Psychopathologie Gesamtwert Fremdurteil Risiko SFK PSO kumulativ Eltern Versuchsleiter Verhaltensbeobachtung Risiko Kumulativ .22 .27+ .41** .37** - Emotionsregulation der Bezugsperson Adaptiv Maladaptiv - Minimierend - Maximierend -.18 .38** .29* .33* -.27 + -.04 -.01 -.06 -.42** -.19 -.19 -.12 -.38** -.13 -.11 -.10 -.49*** .14 .09 .15 Tab. 1: Zusammenhänge zwischen elterlicher Emotionsregulation und kindlicher Psychopathologie nach Einschätzung der Hauptbezugspersonen und bei externer Beobachtung Anmerkungen: SFK = Screening Frühe Kindheit, PSO = Psychopathological Symptoms Observation. N = 50; + p < .10; * p < .05; ** p < .01; *** p < .001 54 Peter Zimmermann, Fritz Podewski nen und Mediationen der Zusammenhänge zwischen Risiko und Problemverhalten der Kinder analysiert. Es zeigten sich keine signifikanten Mediationen. Zur Analyse möglicher Moderationen des Zusammenhangs zwischen kumulativem Risiko und kindlichen psychopathologischen Symptomen durch elterliche Emotionsregulation wurden regressionsbasierte Moderationsanalysen nach Hayes (2013) durchgeführt. Es zeigte sich eine signifikante Moderation des Zusammenhangs zwischen Risiko und dem SFK-Elternrating durch maladaptive, maximierende Emotionsregulation. Hierbei wurde aufgrund des auftretenden Wertebereichs zwischen sehr niedriger, niedriger und moderater Nutzung der Strategien unterschieden. Eltern, die maximierende Emotionsregulation zumindest moderat zeigen, also in mittlerem und höherem Ausmaß Rumination oder Dysregulation bei negativen Emotionen zeigen, beurteilen ihre Kinder bei hoher Risikobelastung eher als auffällig, bei niedriger Risikobelastung jedoch als kaum auffällig. Eltern, die maximierende maladaptive Emotionsregulation jedoch nur in sehr geringem Ausmaß nutzen, erleben ihre Kinder selbst bei hoher Risikobelastung deutlich weniger psychisch auffällig (s. Abb. 1). Das Regressionsmodell klärt 23,5 % der Varianz auf (p < .01). Eltern, die eine sehr niedrige Nutzung minimierender maladaptiver Emotionsregulation zeigen, also ein sehr niedriges Maß an Ausdruckskontrolle, Passivität und Vermeidung angesichts negativer Emotionen aufweisen, haben Kinder, die objektiv beobachtet bei hoher Risikobelastung viele Verhaltensprobleme zeigen, bei wenigen Risikofaktoren jedoch kaum auffällig wirken. Bei moderater Nutzung minimierender Emotionsregulation hat Risikohäufigkeit keinen Effekt auf das beobachtete Problemverhalten (s. Abb. 1). Das Regressionsmodell erklärt 16,9 % der Varianz (p < .05). Diskussion Ziel der Studie war es zu prüfen, ob kumulatives Risiko einen direkten Effekt auf die Ausprägung psychischer Probleme bei Kindern und auf elterliche Emotionsregulation hat und ob die Emotionsregulation von Eltern ein Risikopuffer oder ein risikofördernder Faktor bei kumulativem familiärem Risiko ist. Bei der Stichprobe der vorliegenden Studie handelt es sich insgesamt nicht um eine Hochrisikostichprobe. Da aber etwas mehr als die Hälfte der Familien zwei oder mehr Risikofaktoren aufwiesen, kann man davon ausgehen, dass ausreichend familiäre Belastung zur Prüfung der Fragestellungen gegeben war. Die Risikoforschung zeigt, dass ab zwei Risikofaktoren signifikante Effekte auf das Problemverhalten bei Kindern zu finden sind (Appleyard, et al., 2005; Evans et al., 2013). Interessanterweise zeigten sich Unterschiede im Zusammenhang von Risiko und kindlichem Problemverhalten, je nachdem, wer dies ein- Coeff. SE t p Eltern-Rating Konstante Risiko (kumulativ) Maladap. maximierende Emotionsregulation Risiko × maximierende Emotionsregulation 0.680 -0.524 -0.449 0.243 1.095 0.277 0.410 0.105 0.621 -1.890 -1.095 2.313 .537 .065 .279 .025 Gesamtwert Fremdurteil Konstante Risiko (kumulativ) Maladap. minimierende Emotionsregulation Risiko × minimierende Emotionsregulation -0.977 0.336 0.259 -0.092 0.526 0.120 0.172 0.039 -1.858 2.791 1.513 -2.317 .081 .578 .137 .025 Tab. 2: Regressionsmodelle zur Vorhersage kindlicher psychopathologischer Symptome (Eltern-Rating und Gesamtwert der Fremdurteile) durch Risiko und elterliche, maladaptive maximierende oder minimierende Emotionsregulation Elterliche Emotionsregulation: Schutz- oder Risikofaktor für Problemverhalten von Kindern? 55 Abb. 1: A) Interaktion kumulativen Risikos und elterlicher, maximierender maladaptiver Emotionsregulation auf psychopathologische Symptomatik im SFK-Rating der Eltern (z-Werte) und B) Interaktion kumulativen Risikos und elterlicher, minimierender maladaptiver Emotionsregulation auf die kindliche psychopathologische Symptomatik im Fremdurteil (z-Werte). 0,6 0,4 0,2 0 -0,2 -0,4 -0,6 -0,8 SFK-Werte Hauptbezugsperson (z-Werte) 1 2 3 4 Kumulatives Risiko sehr niedrig niedrig moderat A) Maladaptive maximierende Emotionsregulation negativer Emotionen 0,2 0,15 0,1 0,05 0 -0,05 -0,1 -0,15 -0,2 -0,25 Gesamtwert Fremdurteil (z-Werte) 1 2 3 4 Kumulatives Risiko sehr niedrig niedrig moderat B) Maladaptive minimierende Emotionsregulation negativer Emotionen 56 Peter Zimmermann, Fritz Podewski schätzte. Es zeigten sich deutlichere Zusammenhänge zwischen kumulativem Risiko und der Einschätzung der Verhaltensprobleme in der systematischen Verhaltensbeobachtung durch geschulte Auswerter, aber auch eher Zusammenhänge zwischen dem Risiko und der unmittelbar nach dem Hausbesuch erfolgten Beurteilung durch die Versuchsleiter mithilfe des SFK als zum Elternurteil. Obgleich die Unterschiede in den Zusammenhängen mit den Ratern eher klein sind, scheint die Verhaltensbeobachtung, sowohl vom Setting als auch von der objektiven Auswertung her, etwas besser geeignet zu sein, den in der Literatur berichteten kumulativen Risikoeffekt zu verdeutlichen. Auch in anderen Studien zeigt sich, dass beobachtete Verhaltensprobleme von Kleinkindern deutlichere Zusammenhänge zu psychologischen Konstrukten zeigten als der Symptombericht der Mütter mittels Fragebogen (Briggs-Gowan, Pollak, Grasso, Voss, Mian, Zobel, McCarthy, Wakschlag & Pine, 2015). Somit wird deutlich, dass verschiedene (situative) Kontexte, Methoden und Informanten zur Erfassung frühkindlicher psychopathologischer Symptome die Genauigkeit der Erfassung mit einem Multimethoden-Multiinformanten-Ansatz verbessern können (De Los Reyes & Kazdin, 2005). Allerdings sollten die Ergebnisse mit einer größeren Stichprobe repliziert werden. Die deutlicheren Zusammenhänge zwischen kumulativem Risiko und der Einschätzung durch geschulte Beobachter spricht für die Validität der hier genutzten emotionsauslösenden Situationen. Durch die Induktion von Ärger, Angst, Scham, Schuld, Trauer, aber auch Freude wird die Regulationsfähigkeit der Kinder und die Bereitschaft, sich durch Eltern oder andere Erwachsene extern regulieren zu lassen, direkt beobachtbar. Internalisierende und externalisierende Verhaltensprobleme von Kleinkindern, wie Aggressivität oder Ängstlichkeit, sind oftmals ein Ausdruck oder zumindest ein Korrelat emotionaler Dysregulation (Rubin, Coplan, Fox & Calkins, 1995; Cole et al., 1996). Die Nutzung emotionsauslösender Situationen zur Beurteilung psychischer Auffälligkeiten bei Klein- und Vorschulkindern könnte auch in der praktischen Anwendung eine Validierung des Symptomberichts der Eltern in der Anamnese ermöglichen. Die etwas stärkeren Zusammenhänge zwischen kumulativem Risiko und der Symptomatik in der Verhaltensbeobachtung könnten ein Hinweis sein, dass hierdurch Gedächtniseffekte bei der Erinnerung an Verhaltensprobleme aufseiten der Eltern möglicherweise kontrollierbar sind (Zimmermann et al., 2016). Eine weitere Fragestellung der Studie war, ob kumulatives Risiko sich direkt auf die maladaptiven oder die adaptiven Emotionsregulationsstrategien der Eltern auswirkt. Dies ist deshalb relevant, weil eine risikopuffernde Wirkung der Emotionsregulation von Eltern seltener zu erwarten wäre, wenn das Risiko sich auch hier negativ auswirken würde, also Eltern mit hohem Risiko viele maladaptive und wenig adaptive Strategien zeigen würden. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass hohes kumulatives Risiko mit einer weniger adaptiven Emotionsregulation der Eltern einhergeht, maladaptive Regulationsstrategien jedoch unabhängig vom kumulativen Risiko zu sein scheinen. Eltern mit vielen Risikofaktoren suchen seltener soziale Unterstützung in ihrem Umfeld und versuchen seltener, sich zunächst zu beruhigen und dann nach einer Lösung zu suchen. Somit ist sowohl ihre soziale als auch ihre individuelle Emotionsregulation eher eingeschränkt. Überraschend ist hingegen, dass Risiko nicht mit einer gehäuften Nutzung maladaptiver Strategien einhergeht. Eine Hauptfragestellung der Studie war, ob die Nutzung adaptiver oder maladaptiver Emotionsregulationsstrategien mit Verhaltensproblemen der Kinder assoziiert ist und ob dies den bisherigen Forschungsstand ergänzt, der meist nur Probleme bei der Emotionsregulation, aber keine konkreten Strategien erfasst. Die Zusammenhänge zwischen elterlicher Emotionsregulation und kindlichen Symptomen in dieser Studie sind interessanterweise methoden- und informantenspezifisch. Bei den Eltern korreliert maladaptive Emotionsregulation signifikant positiv mit deren Einschätzung der Symptome der Kinder. Eltern, die selbst emotional belastet Elterliche Emotionsregulation: Schutz- oder Risikofaktor für Problemverhalten von Kindern? 57 sind, nehmen das Verhalten ihrer Kinder negativer und auffälliger wahr, sodass ein Teil der Unterschiede im Problemverhalten von Kindern sich durch Unterschiede in der emotionalen Belastung der Eltern erklären lässt (Müller et al., 2011). Im Gegensatz hierzu korrelierten die unabhängigen Einschätzungen kindlicher Symptome durch die Beobachter signifikant negativ mit der Nutzung adaptiver Emotionsregulationsstrategien. Dies könnte darauf hindeuten, dass soziale Unterstützungssuche und die Fähigkeit, sich darauf konzentrieren zu können, was als Nächstes zu tun ist (Adaptivität), auch hilft, die Kinder external regulieren zu können. Die Studie deutet somit darauf hin, dass maladaptive Strategien wie Ruminieren oder Vermeiden möglicherweise stärker die subjektive Wahrnehmung des Kindes als schwierig oder mit Verhaltensproblemen behaftet beeinflussen, als dies durch objektive Beobachtung erkannt wird. Da die meisten Studien in diesem Bereich jedoch den DERS (Gratz & Roemer, 2004) nutzen, also nur die Probleme in der Emotionsregulation erfassen, und auch das Elternurteil für das Problemverhalten der Kinder genutzt wird, könnte man davon ausgehen, dass die Elternsicht von Verhaltensproblemen der Kinder entweder auf dem Empfinden eigener Unfähigkeit Emotionen zu regulieren basiert (Lorber, 2012) oder aber darauf, dass Eltern bei eigenen negativen Gefühlen tatsächlich weniger lösungsorientiert handeln. In Studien, die lediglich Elternberichte einbeziehen, sind jedoch kindliche Verhaltensprobleme und elterliche Emotionsregulation möglicherweise konfundiert. In der letzten Fragestellung der Studie wurde geprüft, ob elterliche Emotionsregulation als Moderator von Risiko wirkt, also als Risikopuffer oder risikoverstärkender Faktor. In den Moderationsanalysen zeigte sich keine protektive - also risikopuffernde - Wirkung der adaptiven Emotionsregulation, weder auf die Einschätzung der Eltern noch der Beobachter. Stattdessen ergeben sich signifikante Moderationen des Risikos auf die kindliche Psychopathologie durch maladaptive Emotionsregulationsstrategien der Eltern. Konkret zeigte sich, dass eine moderate Ausprägung maladaptiver, maximierender Emotionsregulation eine risikoverstärkende Wirkung auf die kindlichen psychopathologischen Symptome, eingeschätzt durch die Bezugsperson, hat. Im Gegensatz dazu hat eine sehr geringe Ausprägung elterlicher, maladaptiver, minimierender Emotionsregulationsstrategien eine risikoverstärkende Wirkung auf fremdeingeschätzte, kindliche psychopathologische Symptomatik. Je mehr kumulative Risikofaktoren Eltern erleben, umso negativer wirkt sich Rumination und Dysregulation, also anderen die Schuld an der eigenen Situation geben, auf die Einschätzung des Problemverhaltens der Kinder aus. Unter der Voraussetzung, dass die Einschätzung durch die Eltern valide ist, wäre bereits ein moderates Niveau elterlicher Rumination und Dysregulation der eigenen Emotionen ein verstärkender Faktor dafür, dass die Kinder im Alltag keine effektive Regulation ihres Verhaltens erlernen, besonders dann, wenn viele familiäre Risiken vorliegen. Dies entspricht der existierenden Studienlage (Lorber, 2012; Shaw & Starr, 2019). Sehr geringe Ausprägungen von Rumination und Dysregulation bei Eltern wären somit ein Schutzfaktor bei hohem familiärem Risiko. Da dieser Effekt nur in der Einschätzung der Eltern feststellbar ist, könnte es jedoch durchaus sein, dass es ein Ausdruck subjektiver Belastung durch familiäres Risiko ist und Experten nicht notwendigerweise ebenfalls psychische Auffälligkeiten bei den Kindern feststellen. Bei elterlicher, maladaptiver, minimierender Emotionsregulation zeigen sich in dieser Stichprobe Unterschiede zwischen Eltern mit sehr geringer, geringer und mittlerer (moderater) Nutzung dieser Art der Emotionsregulation, also eine Bandbreite von Eltern, die nie oder fast nie Ausdruckskontrolle oder Vermeidung als Emotionsregulationsstrategie nutzen, dies selten tun oder nur manchmal nutzen. Somit darf man die Ergebnisse auch nur in diesem Wertebereich interpretieren. Die gefundene Moderation bedeutet somit, dass mit hohem kumulativen Risiko Eltern, die nie oder fast nie versuchen, negative Emotionen mittels Aus- 58 Peter Zimmermann, Fritz Podewski druckskontrolle oder Vermeidung zu regulieren, Kinder haben, die von geschulten Beobachtern als auffällig beurteilt werden. Eltern, die ihre eigenen negativen Gefühle kaum unterdrücken können, haben somit bei externen Belastungen durch viele Risikofaktoren auffälligere Kinder. Dies ist jedoch bei der Abwesenheit von Risiko nicht der Fall, da hier die fehlende Nutzung unterdrückender Emotionsregulation mit geringerer Symptomatik der Kinder einhergeht. Aus diesen Ergebnissen kann man schließen, dass risikobelastete Eltern, die zumindest manchmal Ausdruckskontrolle nutzen, weniger auffällige Kinder haben. Die Wirkung von Emotionsregulationsstrategien ist also sowohl von der Intensität der Nutzung als auch vom Kontext der externen Belastung abhängig. Auch minimierende Emotionsregulationsstrategien können somit unter bestimmten Umständen adaptiv wirken. Dies wird in evolutionstheoretischen Sichtweisen auf die menschliche Entwicklung seit Langem diskutiert (Del Giudice & Ellis, 2016), da einzelne Verhaltensmuster nicht unter allen Lebensbedingungen einen Vorteil für die Anpassung des Menschen bedeuten, sondern in ihrer Wirkung je nach Kontext variieren können. Ein sehr niedriges Ausmaß an Rumination und Dysregulation gilt als förderlich für die psychische Gesundheit (Aldao et al., 2010). Diese Studie zeigt, dass dies aber nur bei geringem familiärem Risiko der Fall ist, bei hohem Risiko jedoch zu mehr Symptomen aus Sicht der Eltern führt. Aus der Bindungsforschung weiß man, dass Ausdruckskontrolle unsicher gebundener Kinder gegenüber der Bezugsperson zumindest deren Nähe und den Erhalt von Bindung sichert, wenn diese wenig feinfühlig sind (Cassidy, 1994). Eltern, die eigene Belastung, z. B. Ärger, kaum unterdrücken, können für ihre Kinder auch eine emotionale Belastung darstellen, sodass eine moderate Ausdruckskontrolle angesichts vieler Risikofaktoren, die das Erleben von Überforderung oder Ärger wahrscheinlicher machen, das Kind vor dem ungefilterten Ausdruck von Ärger bewahren kann. Durch Beobachtung der Mutter-Kind-Interaktion müsste man nun prüfen, ob moderate, minimierende Emotionsregulation dazu beiträgt, dass Kinder seltener intensiven, elterlichen Emotionen ausgesetzt sind, die nach Morris und Kollegen (2007) einen zusätzlichen Risikofaktor für die Entwicklung psychischer Störungen der Kinder darstellen. Diese Ergebnisse verdeutlichen die Relevanz der Größe des Repertoires an Emotionsregulationsstrategien und die Häufigkeit ihrer Nutzung. Zumindest die kurzfristige oder seltene Nutzung von Vermeidung kann durchaus adaptiv sein, nicht jedoch die langfristige oder dauerhafte Nutzung (Compas, Jaser, Bettis, Watson, Gruhn, Dunbar, Williams & Thigpen, 2017). Die vorliegende Studie zeigt, dass höheres Risiko mit geringerer adaptiver Emotionsregulation einhergeht und diese wiederum mit mehr beobachtbaren Verhaltensproblemen der Kinder. Auch wenn keine Mediation durch adaptive Emotionsregulation vorliegt, legen die Ergebnisse nahe, dass eine Förderung adaptiver Emotionsregulationsstrategien gerade bei vermehrtem Risiko sinnvoll ist, da adaptive Emotionsregulation zumindest als unabhängiger Einflussfaktor auf das Problemverhalten des Kindes gesehen werden kann. Letztlich muss dies wegen des korrelativen Designs jedoch in einer Interventionsstudie kausal geprüft werden. Bei maladaptiver Emotionsregulation scheint vor allem die Häufigkeit der Nutzung relevant zu sein. Da bereits moderate Nutzung von maximierenden, maladaptiven Strategien wie Rumination und Dysregulation eine risikoverstärkende Wirkung hat, sollten Interventionen darauf abzielen, deren Nutzung zu verringern. Allerdings erscheint es offensichtlich nicht zielführend, alle als maladaptiv geltenden Emotionsregulationsstrategien vollständig zu reduzieren. Möglicherweise ist moderat eingesetzte Ausdruckskontrolle bei hohem familiärem Risiko durchaus eine Möglichkeit, dass die Kinder in der Familieninteraktion die Belastungen der Eltern weniger intensiv erleben. Wohlgemerkt ist hier nicht von Eltern die Rede, die eine dauerhafte, hohe Ausprägung an Ausdruckskontrolle zeigen. Elterliche Emotionsregulation: Schutz- oder Risikofaktor für Problemverhalten von Kindern? 59 Limitationen Obgleich die Studie einige Ergebnisse zeigte, die mit der bisherigen Literatur im Bereich der Entwicklungspsychopathologie und elterlicher Emotionsregulation übereinstimmen, hat sie dennoch nur begrenzte Aussagekraft. Die Stichprobengröße reduziert die Power, der Anteil an Hochrisikofamilien ist vergleichsweise gering und wurde nur durch Aussagen der Bezugspersonen erfasst und nicht zusätzlich durch externe Quellen validiert. Somit kann nicht gewährleistet werden, dass sich die hier gefundenen Ergebnisse in größeren Studien mit mehr Risikofaktoren replizieren lassen. Längsschnittliche Analysen würden zeitliche Kausalitäten in der Interpretation solcher Ergebnisse erlauben, die in diesem zeitgleichen Design nicht möglich sind oder nur als theoretische Möglichkeit interpretiert werden. Dennoch bleiben zwei relevante Erweiterungen zur bisherigen Forschung, die vielversprechend sind. Zum einen zeigt sich, dass die tatsächliche Erfassung der Nutzung von Emotionsregulationsstrategien mit dem NERI (Zimmermann & Iwanski, 2014) das bisherige Wissen über die Auswirkungen von elterlicher Emotionsregulation im Vergleich zur lediglichen Erfassung von „Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation“ mit dem DERS in der bisherigen Forschung erweitert. Zum anderen ermöglicht die objektive Beobachtung von Verhaltensauffälligkeiten von Kindern in emotional herausfordernden Situationen die Kontrolle einer potenziellen Konfundierung der Einschätzung des Problemverhaltens von Kindern durch die eigene Symptombelastung der Eltern. Literatur Aldao, A., Nolen-Hoeksema, S. & Schweizer, S. (2010). Emotion-regulation strategies across psychopathology: A meta-analytic review. Clinical Psychology Review, 30, 217 - 237. https: / / doi.org/ 10.1016/ j.cpr.2009.11.004 Appleyard, K., Egeland, B., van Dulmen, M. H. M. & Sroufe, L. A. (2005). When more is not better: The role of cumulative risk in child behavior outcomes. Journal of Child Psychology and Psychiatry, 46, 235 - 245. https: / / doi.org/ 10.1111/ j.1469-7610.2004.00351.x Bender, D. & Lösel, F. (1997). Protective and risk effects of peer relations and social support on antisocial behaviour in adolescents from multi-problem milieus. Journal of Adolescence, 20, 661 - 678. https: / / doi.org/ 10.1006/ jado.1997.0118 Berking, M., Margraf, M., Ebert, D., Wupperman, P., Hofmann, S. G. & Junghanns, K. (2011). Deficits in emotion-regulation skills predict alcohol use during and after cognitive-behavioral therapy for alcohol dependence. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 79, 307 - 318. https: / / doi.org/ 10.1037/ a0023421 Briggs-Gowan, M. J., Pollak, S. D., Grasso, D., Voss, J., Mian, N. D., Zobel, E., McCarthy, K. J., Wakschlag, L. S. & Pine, D. S. (2015). Attention bias and anxiety in young children exposed to family violence. Journal of Child Psychology and Psychiatry, 56, 1194 - 1201. https: / / doi.org/ 10.1111/ jcpp.12397 Cassidy, J. (1994). Emotion regulation: Influences of attachment relationships. Monographs of the Society for Research in Child Development, 59, 228 - 249. https: / / doi.org/ 10.2307/ 1166148 Cole, P. M., Zahn-Waxler, C., Fox, N. A., Usher, B. A. & Welsh, J. D. (1996). Individual differences in emotion regulation and behavior problems in preschool children. Journal of Abnormal Psychology, 105, 518 - 529. https: / / doi.org/ 10.1037/ 0021-843X.105.4.518 Compas, B. E., Jaser, S. S., Bettis, A. H., Watson, K. H., Gruhn, M. A., Dunbar, J. P., Williams, E. & Thigpen, J. C. (2017). Coping, emotion regulation, and psychopathology in childhood and adolescence: A meta-analysis and narrative review. Psychological Bulletin, 143, 939 - 991. https: / / doi.org/ 10.1037/ bul0000110 Crandall, A., Deater-Deckard, K. & Riley, A. W. (2015). Maternal emotion and cognitive control capacities and parenting: A conceptual framework. Developmental Review, 36, 105 - 126. https: / / doi.org/ 10.1016/ j. dr.2015.01.004 Crespo, L. M., Trentacosta, C. J., Aikins, D. & Wargo-Aikins, J. (2017). Maternal emotion regulation and children’s behavior problems: The mediating role of child emotion regulation. Journal of Child and Family Studies, 26, 2797 - 2809. https: / / doi.org/ 10.1007/ s10826-017- 0791-8 Davis, M., Suveg, C. & Shaffer, A. (2015). The value of a smile: Child positive affect moderates relations between maternal emotion dysregulation and child adjustment problems. Journal of Child and Family Studies, 248, 2441 - 2452. https: / / doi.org/ 10.1007/ s10826-014- 0047-9 Deater-Deckard, K., Dodge, K. A., Bates, J. E. & Pettit, G. S. (1998). Multiple risk factors in the development of externalizing behavior problems: Group and individual differences. Development and Psychopathology, 10, 469 - 493. https: / / doi.org/ 10.1017/ S0954579498001709 Del Giudice, M. & Ellis, B. J. (2016). Evolutionary foundations of developmental psychopathology. In D. Cicchetti (Ed.), Developmental Psychopathology, Vol. 1: Theory and Method. New York: Wiley & Sons. https: / / doi.org/ 10.1002/ 9781119125556.devpsy201 De Los Reyes, A. & Kazdin, A. E. (2005). Informant discrepancies in the assessment of childhood psychopathology: a critical review, theoretical framework, and recommendations for further study. Psychological Bulletin, 131, 483 - 509. https: / / doi.org/ 10.1037/ 0033-2909. 131.4.483 De Los Reyes, A., Youngstrom, E. A., Pabón, S. C., Youngstrom, J. K., Feeny, N. C. & Findling, R. L. (2011). Internal consistency and associated characteristics of informant discrepancies in clinic referred youths age 11 to 17 years. Journal of Clinical Child & Adolescent Psychology, 40, 36 - 53. https: / / doi.org/ 10.1080/ 1537 4416.2011.533402 60 Peter Zimmermann, Fritz Podewski Dix, T., Moed, A. & Anderson, E. R. (2014). Mothers’ depressive symptoms predict both increased and reduced negative reactivity: Aversion sensitivity and the regulation of emotion. Psychological Science, 25, 1353 - 1361. https: / / doi.org/ 10.1177/ 0956797614531025 Duncombe, M. E., Havighurst, S. S., Holland, K. A. & Frankling, E. J. (2012). The contribution of parenting practices and parent emotion factors in children at risk for disruptive behavior disorders. Child Psychiatry & Human Development, 43, 715 - 733. https: / / doi.org/ 10.1007/ s10578-012-0290-5 Ellis, B. H., Alisic, E., Reiss, A., Dishion, T. & Fisher, P. A. (2014). Emotion regulation among preschoolers on a continuum of risk: The role of maternal emotion coaching. Journal of Child and Family Studies, 23, 965 - 974. https: / / doi.org/ 10.1007/ s10826-013-9752-z Evans, G. W., Li, D. & Whipple, S. S. (2013). Cumulative risk and child development. Psychological Bulletin, 139, 1342 - 1396. https: / / doi.org/ 10.1037/ a0031808 Gleason, M. M., Zeanah, C. H. & Dickstein, S. (2010). Recognizing young children in need of mental health assessment: development and preliminary validity of the early childhood screening assessment. Infant Mental Health Journal, 31, 335 - 357. https: / / doi.org/ 10.1002/ imhj.20259 Goldsmith, H. H. & Rothbart, M. K. (1999). Laboratory Temperament Assessment Battery, Prelocomotor Version 3.1. Unpublished manuscript, University of Wisconsin, Madison. Gratz, K. L. & Roemer, L. (2004). Multidimensional assessment of emotion regulation and dysregulation: Development, factor structure, and initial validation of the difficulties in emotion regulation scale. Journal of Psychopathology and Behavioral Assessment, 26, 41 - 54. https: / / doi.org/ 10.1023/ B: JOBA.0000007455.0853 9.94 Han, Z. R. & Shaffer, A. (2013). The relation of parental emotion dysregulation to children’s psychopathology symptoms: The moderating role of child emotion dysregulation. Child Psychiatry & Human Development, 44, 591 - 601. https: / / doi.org/ 10.1007/ s10578-012-0353-7 Hayes, A. F. (2013). Mediation, moderation, and conditional process analysis. Introduction to mediation, moderation, and conditional process analysis: A regression-based approach. New York: Guilford Publications. Hinshaw, S. P., Han, S. S., Erhardt, D. & Huber, A. (1992). Internalizing and externalizing behavior problems in preschool children: Correspondence among parent and teacher ratings and behavior observations. Journal of Clinical Child Psychology, 21, 143 - 150. https: / / doi. org/ 10.1207/ s15374424jccp2102_6 Iwanski, A., Spangler, G., Vierhaus, M. & Zimmermann, P. (2019). Skala zur Erfassung des kumulativen Risikos (SEKR). Unveröffentlichtes Manual. Universität Wuppertal, Universität Erlangen-Nürnberg, Universität Bielefeld. Iwanski, A. & Zimmermann, P. (2018). Beobachtung von Bindungsstörungssymptomen in der mittleren Kindheit. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 67, 333 - 350. https: / / doi.org/ 10.13109/ prkk.2018. 67.4.333 Iwanski, A., Lichtenstein, L., Mühling, L. E. & Zimmermann, P. (2021). Effects of father and mother attachment on depressive symptoms in middle childhood and adolescence: The mediating role of emotion regulation. Brain Sciences, 11, 1153 - 1171. https: / / doi.org/ 10.3390/ brainsci11091153 Kochanska, G., Coy, K. C., Tjebkes, T. L. & Husarek, S. J. (1998). Individual differences in emotionality in infancy. Child Development, 69, 375 - 390. https: / / doi.org/ 10.1111/ j.1467-8624.1998.tb06196.x Laucht, M., Esser G. & Schmidt M. H. (2001). Differential development of infants at risk for psychopathology: The moderating role of early maternal responsivity. Developmental Medicine & Child Neurology, 43, 292 - 300. https: / / doi.org/ 10.1111/ j.1469-8749.2001.tb00208.x Leerkes, E. M., Supple, A. J., O’Brien, M., Calkins, S. D., Haltigan, J. D., Wong, M. S. & Fortuna, K. (2015). Antecedents of maternal sensitivity during distressing tasks: Integrating attachment, social information processing, and psychobiological perspectives. Child Development, 86, 94 - 111. https: / / doi.org/ 10.1111/ cdev.12288 Lorber, M. F. (2012). The role of maternal emotion regulation in overreactive and lax discipline. Journal of Family Psychology, 26, 642 - 647. https: / / doi.org/ 10.1037/ a00 29109 Luthar, S. S., Cicchetti, D. & Becker, B. (2000). Research on resilience: Response to commentaries. Child Development, 71, 573 - 575. https: / / doi.org/ 10.1111/ 1467-86 24.00168 Masten, A. S. & Barnes, A. J. (2018). Resilience in children: Developmental perspectives. Children, 5, 98. https: / / doi. org/ 10.3390/ children5070098 Morelen, D., Shaffer, A. & Suveg, C. (2016). Maternal emotion regulation: Links to emotion parenting and child emotion regulation. Journal of Family Issues, 37, 1891 - 1916. https: / / doi.org/ 10.1177/ 0192513X14546720 Morris, A. S., Silk, J. S., Steinberg, L., Myers, S. S. & Robinson, L. R. (2007). The role of the family context in the development of emotion regulation. Social Development, 162, 361 - 388. https: / / doi.org/ 10.1111/ j.1467- 9507.2007.00389.x Müller, J. M., Achtergarde, S. & Furniss, T. (2011). The influence of maternal psychopathology on ratings of child psychiatric symptoms: An SEM analysis on cross-informant agreement. European Child & Adolescent Psychiatry, 20, 241 - 252. https: / / doi.org/ 10.1007/ s00787-011-0168-2 Rubin, K. H., Coplan, R. J., Fox, N. A. & Calkins, S. D. (1995). Emotionality, emotion regulation, and preschoolers’ social adaptation. Development and Psychopathology, 7, 49 - 62. https: / / doi.org/ 10.1017/ S09545 79400006337 Rutherford, H. J., Wallace, N. S., Laurent, H. K. & Mayes, L. C. (2015). Emotion regulation in parenthood. Developmental Review, 36, 1 - 14. https: / / doi.org/ 10.10 16/ j.dr.2014.12.008 Rutter, M. (1990). Psychosocial resilience and protective mechanisms. In J. Rolf, A. Masten, D. Cicchetti, K. Nuechterlein & S. Weintraub (Eds.) Risk and protective factors in the development of psychopathology (pp.181 - 214). Cambridge: Cambridge University Press. Shaffer, A. & Obradovic´, J. (2017). Unique contributions of emotion regulation and executive functions in predicting the quality of parent-child interaction behaviors. Journal of Family Psychology, 31, 150 - 159. https: / / doi. org/ 10.1037/ fam0000269 Shaffer, A., Suveg, C., Thomassin, K. & Bradbury, L. L. (2012). Emotion socialization in the context of family risks: Links to child emotion regulation. Journal of Child and Family Studies, 21, 917 - 924. https: / / doi.org/ 10. 1007/ s10826-011-9551-3 Elterliche Emotionsregulation: Schutz- oder Risikofaktor für Problemverhalten von Kindern? 61 Shaw, Z. A. & Starr, L. R. (2019). Intergenerational transmission of emotion dysregulation: The role of authoritarian parenting style and family chronic stress. Journal of Child and Family Studies, 28, 3508 - 3518. https: / / doi.org/ 10.1007/ s10826-019-01534-1 Troy, A. S. & Mauss, I. B. (2011). Resilience in the face of stress: Emotion regulation as a protective factor. Resilience and mental health: Challenges across the lifespan, 1, 30 - 44. https: / / doi.org/ 10.1017/ CBO978051199 4791.004 Zimmermann, P., Gleason, M. M., Hellwig, S., Podewski, F. & Iwanski, A. (2022). Psychometric properties of the German version of the Early Childhood Screening Assessment. Journal of Child and Family Studies, 31, 484 - 495. https: / / doi.org/ 10.1007/ s10826-021-02167-z Zimmermann, P. & Iwanski, A. (2014). Emotion regulation from early adolescence to emerging adulthood and middle adulthood: Age differences, gender differences, and emotion-specific developmental variations. International Journal of Behavioral Development, 38, 182 - 194. https: / / doi.org/ 10.1177/ 0165025413515405 Zimmermann, P., Iwanski, A. & Çelik, F. (2015). Emotionsregulation und emotionale Verletzungssensitivität bei Jugendlichen mit Angststörungen. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 64, 527 - 544. https: / / doi.org/ 10.13109/ prkk.2015.64.7.527 Zimmermann, P., Iwanski, A., Çelik, F. & Neumann, A. (2013). Erziehung und emotionale Entwicklung (S. 118 - 126). In S. Andresen, C. Hunner-Kreisel & S. Fried (Hrsg.), Erziehung. Ein interdisziplinäres Handbuch. Stuttgart: Metzler. https: / / doi.org/ 10.1007/ 978- 3-476-05023-6_18 Zimmermann, P. & Podewski, F. (2018). Psychopathological Symptoms Observation (PSO). Unveröffentlichtes Manual. Universität Wuppertal. Zimmermann, P. & Thompson, R. A. (2014). New directions in developmental emotion regulation research across the life span: Introduction to the special section. International Journal of Behavioral Development, 38, 139 - 141. https: / / doi.org/ 10.1177/ 0165025413519015 Zimmermann, P., Vierhaus, M., Eickhorst, A., Sann, A., Egger, C., Förthner, J., Gerlach, J., Iwanski, A., Liel, C., Podewski, F., Wyrwich, S. & Spangler, G. (2016). Aufwachsen unter familiärer Belastung in Deutschland. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz, 59, 1262 - 1270. https: / / doi.org/ 10.1007/ s00103-016-2423-7 Prof. Dr. Peter Zimmermann Dr. Fritz Podewski Bergische Universität Wuppertal Lehrstuhl Entwicklungspsychologie Fakultät 2 - Human- und Sozialwissenschaften Gaußstr. 20 42119 Wuppertal E-Mail: pzimmermann@uni-wuppertal.de fpodewski@gmail.com
