eJournals Psychologie in Erziehung und Unterricht 71/2

Psychologie in Erziehung und Unterricht
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0342-183X
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2024
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Empirische Arbeit: Zusammenhänge zwischen Bewertungsängsten, Emotionsregulation und sozialer Angst bei Jugendlichen: Ein Strukturgleichungsmodell

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2024
Achilleas Tsarpalis-Fragkoulidis
Martina Zemp
Ängste vor positiver und negativer sozialer Bewertung erreichen in der Adoleszenz ihren Höhepunkt. Darüber hinaus werden Jugendliche mit neuartigen, emotional herausfordernden Situationen konfrontiert, die neue Kompetenzen zur erfolgreichen Bewältigung erfordern und die Wichtigkeit einer adaptiven Emotionsregulation in dieser Entwicklungsphase unterstreichen. In dieser Studie wurden die Zusammenhänge zwischen sozialer Angst, Angst vor Bewertung und ausgewählten Emotionsregulationsstrategien, nämlich empathische Unterdrückung und Neubewertung, untersucht. Hierzu wurden Daten von 647 Jugendlichen online erhoben und mittels Strukturgleichungsmodellen analysiert. Die Ergebnisse zeigten, dass die Angst vor negativer Bewertung mit der Unterdrückung negativer Emotionen assoziiert war und den Effekt der sozialen Angst darauf mediierte. Andererseits hing die Angst vor positiver Bewertung mit der Unterdrückung positiver und negativer Emotionen zusammen und mediierte den Effekt der sozialen Angst auf diese. Bewertungsängste und die damit einhergehende Emotionsunterdrückung können die Fähigkeit von Jugendlichen beeinflussen, sich im Unterricht aktiv zu beteiligen sowie mit positiven und negativen Rückmeldungen von Lehrkräften umzugehen.
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n Empirische Arbeit Psychologie in Erziehung und Unterricht, 2024, 71, 101 -115 DOI 10.2378/ peu2024.art11d © Ernst Reinhardt Verlag Zusammenhänge zwischen Bewertungsängsten, Emotionsregulation und sozialer Angst bei Jugendlichen: Ein Strukturgleichungsmodell Achilleas Tsarpalis-Fragkoulidis & Martina Zemp Universität Wien Zusammenfassung: Ängste vor positiver und negativer sozialer Bewertung erreichen in der Adoleszenz ihren Höhepunkt. Darüber hinaus werden Jugendliche mit neuartigen, emotional herausfordernden Situationen konfrontiert, die neue Kompetenzen zur erfolgreichen Bewältigung erfordern und die Wichtigkeit einer adaptiven Emotionsregulation in dieser Entwicklungsphase unterstreichen. In dieser Studie wurden die Zusammenhänge zwischen sozialer Angst, Angst vor Bewertung und ausgewählten Emotionsregulationsstrategien, nämlich empathische Unterdrückung und Neubewertung, untersucht. Hierzu wurden Daten von 647 Jugendlichen online erhoben und mittels Strukturgleichungsmodellen analysiert. Die Ergebnisse zeigten, dass die Angst vor negativer Bewertung mit der Unterdrückung negativer Emotionen assoziiert war und den Effekt der sozialen Angst darauf mediierte. Andererseits hing die Angst vor positiver Bewertung mit der Unterdrückung positiver und negativer Emotionen zusammen und mediierte den Effekt der sozialen Angst auf diese. Bewertungsängste und die damit einhergehende Emotionsunterdrückung können die Fähigkeit von Jugendlichen beeinflussen, sich im Unterricht aktiv zu beteiligen sowie mit positiven und negativen Rückmeldungen von Lehrkräften umzugehen. Schlüsselbegriffe: Jugendalter, Angst vor positiver Bewertung, Angst vor negativer Bewertung, soziale Angst, Emotionsregulation Associations between fears of evaluation, emotion regulation, and social anxiety in adolescents: A structural equation model Summary: Fears of social evaluation, positive and negative, peak during adolescence. Moreover, adolescents are faced with emotionally challenging situations, requiring new skills to deal with them successfully, highlighting the importance of adaptive emotion regulation in this developmental stage. We examined the associations between social anxiety, fears of evaluation, and selected emotion regulation strategies, i. e., empathic suppression and reappraisal. For this purpose, data were collected from 647 adolescents by means of an online survey and analyzed using structural equation modeling. We found that fear of negative evaluation was significantly associated with suppression of negative emotions, mediating the effect of social anxiety on it, whereas fear of positive evaluation mediated the effect of social anxiety on suppression of positive and negative emotions. Fears of evaluation and the concomitant emotion suppression may affect adolescents’ ability to participate in classroom activities and deal with positive and negative feedback from teachers. Keywords: Adolescence, fear of positive evaluation, fear of negative evaluation, social anxiety, emotion regulation Die Adoleszenz ist eine vulnerable Entwicklungsphase, die durch tiefgreifende Veränderungen in mehreren Lebensbereichen gekennzeichnet ist (Schäfer, Naumann, Holmes, Tuschen-Caffier & Samson, 2017). Ein besonders bedeutsamer Bereich betrifft sozial-kognitive Reifungs- 102 Achilleas Tsarpalis-Fragkoulidis, Martina Zemp prozesse, insbesondere die Entwicklung des Selbstbewusstseins und der Selbstwahrnehmung, welche mit einer starken Zunahme der Angst vor sozialer Bewertung einhergeht (Westenberg, Drewes, Goedhart, Siebelink & Treffers, 2004). Diese Bewertungsängste prägen das soziale Leben der Jugendlichen und können sie für die Entwicklung sozialer Ängste anfällig machen (Cook, Moore, Bryant & Phillips, 2022). Mit Prävalenzraten von 5 - 10 % gehört die soziale Angststörung zu den häufigsten psychischen Störungen im Jugendalter (Ollendick, Benoit & Grills-Taquechell 2014). Neben dem Hauptsymptom, nämlich der übermäßigen Angst vor negativer Bewertung, wird die soziale Angst von einer Fülle weiterer Symptome begleitet, wie z. B. Vermeidungsverhalten, Sicherheitsverhalten und physiologische Symptome in sozialen Situationen wie Zittern, Schütteln und Schwitzen (American Psychiatric Association, 2013). Sie wirkt sich in der Regel nicht nur auf die psychische Gesundheit der Jugendlichen, sondern auch auf den schulischen Bereich aus (Blöte, Miers, Heyne & Westenberg, 2015). So weisen sozial ängstliche Jugendliche ein erhöhtes Risiko für Schulabbrüche, unterdurchschnittliche Schulleistungen und spätere Arbeitslosigkeit auf (Rapee & Spence, 2004). Darüber hinaus nehmen Jugendliche mit einer sozialen Angststörung im Schulkontext weniger an sozialen Interaktionen teil und melden sich im Unterricht weniger häufig zu Wort, was dazu führen kann, dass sie von den Lehrkräften unterschätzt bzw. als weniger kompetent wahrgenommen werden (Spence & Rapee, 2016). Im Vergleich zur sozialen Angststörung als klinische Diagnose kommen subklinische soziale Ängste in der Allgemeinbevölkerung sehr viel häufiger vor: In einer deutschen Studie berichtete ein Viertel der Jugendlichen Angst vor dem Sprechen in der Öffentlichkeit und 35 % gaben Ängste vor Leistungssituationen an, was sich auf eine allgemeine Angst vor dem Schulbesuch ausweiten kann (Essau, Conradt & Petermann, 1999). Angst vor Bewertung Die Furcht vor negativer Evaluation (FNE) wird durch die Belastung durch negative Bewertungen, die Vermeidung von Bewertungssituationen und die Erwartung von negativen Bewertungen durch andere gekennzeichnet (Leary, 1983). Außerdem äußert sie sich häufig in der Wahrnehmung unerbittlich hoher Standards, in der Erwartung, zu kurz zu kommen, und in der Überschätzung der Folgen negativer Bewertungen (Cook et al., 2022); sie stellt somit einen wichtigen Aspekt sozialer Ängste dar (Heimberg, Brozovich & Rapee, 2014). Theorien der sozialen Angst legen nahe, dass sozial ängstliche Personen, die soziale Situationen antizipieren oder durchleben, vigilant sind für interne Stresssymptome, die von anderen wahrgenommen werden könnten, und gleichzeitig das Umfeld auf mögliche Anzeichen negativer Bewertung überwachen (Clark & Wells, 1995; Heimberg et al., 2014). In den letzten Jahren wurde in der Forschung jedoch konsistent gezeigt, dass die Furcht vor positiver Evaluation (FPE) bei sozialen Ängsten eine gleichermaßen bedeutsame Rolle spielt wie die FNE (Cook et al., 2022). Sie wird definiert als Gefühle der Besorgnis über die positive Bewertung der eigenen Person durch andere und damit zusammenhängendem psychologischem Disstress (Weeks, Heimberg & Rodebaugh, 2008). Trotz der hohen Korrelation zwischen den beiden Formen der Bewertungsängste haben neuere Forschungssynthesen gezeigt, dass die FPE als distinktes Konstrukt mit inkrementeller Validität betrachtet werden sollte, d. h., dass sie über die FNE hinaus zusätzliche Varianz in sozialen Ängsten erklären kann (Cook et al., 2022; Fredrick & Luebbe, 2020; Reichenberger & Blechert, 2018). Die FPE wurde in Studien mit mehreren Aspekten sozialer Angst in Verbindung gebracht, wie z. B. mit einem verminderten positiven und einem erhöhten negativen Affekt, kognitiven Tendenzen, die Bedeutung positiver sozialer Ereignisse abzuwerten, und Sorgen über soziale Ausgrenzung aufgrund von positivem Feedback (Fredrick & Luebbe, 2020). Bewertungsängste und Emotionsregulation bei Jugendlichen 103 Nach dem psycho-evolutionären Modell der sozialen Angst (Gilbert, 2001) wirken beide Formen der Bewertungsängste als regulierende Kräfte, die einerseits bestimmte Verhaltensweisen modulieren, die als Normverstöße angesehen werden und infolge zum sozialen Ausschluss führen könnten, und andererseits Verhaltensweisen, die als „zu gut“ empfunden werden und zu Konflikten mit in der sozialen Hierarchie (vermeintlich) höhergestellten Personen führen könnten (Reichenberger & Blechert 2018). Es wird davon ausgegangen, dass diese Bewertungsängste das Verhalten der Betroffenen beeinflussen (Reichenberger & Blechert, 2018). Hingegen ist nur wenig über andere Aspekte der sozialen Angst bekannt, mit denen FNE und FPE zusammenhängen könnten. Einen solchen Aspekt stellt die Emotionsregulation dar (Tsarpalis-Fragkoulidis, van Eickels & Zemp, 2022). Emotionsregulation Emotionsregulation bezieht sich auf kognitive und verhaltensbezogene Strategien, die Menschen einsetzen, um Kontrolle über das Auftreten, die Intensität und den Ausdruck ihrer Emotionen auszuüben (Gross, 1998). Das Prozessmodell der Emotionsregulation von Gross (1998) postuliert, dass Individuen über ein Repertoire an bestimmten Emotionsregulationsstrategien verfügen, auf die sie zurückgreifen können, wenn die Notwendigkeit besteht, ihre Emotionen zu regulieren. In diesem Zusammenhang haben sich bestimmte Emotionsregulationsstrategien, wie die kognitive Neubewertung, als effektiver erwiesen, um die angestrebten Ziele zu erreichen, während andere, wie die Unterdrückung von Emotionen, in dieser Hinsicht oft erfolglos sind (Dryman & Heimberg, 2018). Diese Perspektive übersieht jedoch häufig einen entscheidenden Faktor für die Wirksamkeit der Emotionsregulation: die Kontextsensitivität. Diese bezieht sich auf die Fähigkeit eines Individuums, situative Anforderungen zu berücksichtigen und flexibel die für den spezifischen Kontext passendste Emotionsregulationsstrategie auszuwählen (Goubet & Chrysikou, 2019). Die Kontextsensitivität trägt zur Wirksamkeit bzw. Unwirksamkeit bestimmter Emotionsregulierungsstrategien bei, da eine Strategie, die sich in einem bestimmten Kontext für eine bestimmte Emotion als unwirksam erweist, in einer anderen Situation äußerst wirksam sein kann (Chen & Bonanno, 2021). Ein übermäßiger und kontextunabhängiger Rückgriff auf Strategien, die im Allgemeinen als maladaptiv gelten, in Verbindung mit einer seltenen oder unwirksamen Anwendung von Strategien, die typischerweise als adaptiv angesehen werden, wird zusammengefasst als dysfunktionale Emotionsregulierung angesehen. Dysfunktionale Emotionsregulation wurde mit verschiedenen psychischen Störungen sowohl im Jugendals auch im Erwachsenenalter in Verbindung gebracht (Aldao, Nolen-Hoeksema, & Schweizer, 2010; Schäfer et al., 2017). Sie wurde auch mehrfach im Kontext sozialer Angst untersucht, wobei sich herausstellte, dass sie in der Entwicklung und Aufrechterhaltung sozialer Angst eine wichtige Rolle spielt (Heimberg et al., 2014; Jazaieri, Morrison, Goldin & Gross, 2015). Im Spezifischen wurde soziale Angst sowohl auf klinischer als auch auf subklinischer Ebene mit der übermäßigen Anwendung bestimmter Emotionsregulationsstrategien in Verbindung gebracht, die weithin als maladaptiv gelten, wie z. B. expressive Unterdrückung (Dryman & Heimberg, 2018; Jazaieri et al., 2015), sowie mit Schwierigkeiten bei der Anwendung adaptiver Strategien, wie z. B. kognitive Neubewertung (Dryman & Heimberg, 2018). Die expressive Unterdrückung bedeutet die willentliche Hemmung des verbalen und behavioralen Ausdrucks von Emotionen (Gross, 2015). Dies soll die äußerliche emotionale Reaktion regulieren, kann aber wenig zur Regulierung der internen Reaktion beitragen (Dryman & Heimberg, 2018). Paradoxerweise hat sich gezeigt, dass die Anwendung von expressiver Unterdrückung zur Bewältigung negativer Emotionen die wahrgenommene Intensität jener erhöht, während die Unterdrückung zur Regulation positiver Emotionen das subjektive 104 Achilleas Tsarpalis-Fragkoulidis, Martina Zemp Erleben positiver Emotionen dämpft (Dryman & Heimberg, 2018; Farmer & Kashdan, 2012). Die expressive Unterdrückung kann weiterhin differenziert werden in die empathische Unterdrückung positiver und negativer Emotionen, die als Hemmung emotionaler Äußerungen aus Rücksicht darauf, wie andere auf die geäußerten Emotionen reagieren könnten, verstanden werden (König, 2011); negative Emotionen werden beispielsweise für sich behalten, um andere nicht zu belasten, und positive Emotionen werden unterdrückt, um bei anderen keine negativen Gefühle (z. B. Enttäuschung, Neid) hervorzurufen. Da diese Konzeptualisierung der expressiven Unterdrückung in Einklang mit dem psycho-evolutionären Modell der sozialen Angst (Gilbert, 2001) ist, wurde empathische Unterdrückung positiver und negativer Emotionen in dieser Arbeit näher untersucht. Die kognitive Neubewertung meint das Bemühen einer Person, die eigene subjektive Bewertung einer emotionsauslösenden Situation zu ändern, um deren emotionale Auswirkungen zu beeinflussen, indem bspw. der Fokus auf die positiven Aspekte einer Situation gelegt wird (Gross, 2015). Obwohl sich sozial ängstliche Personen in Bezug auf die Häufigkeit der Anwendung der kognitiven Neubewertung objektiv meist nicht von Kontrollgruppen unterscheiden, scheinen sie weniger in der Lage zu sein, diese Strategie effektiv zu nutzen, was sich in einem geringeren Anstieg des positiven Affekts bei deren Nutzung widerspiegelt (O’Toole, Jensen, Fentz, Zachariae & Hougaard, 2014). Zusammenfassend kann die Angst vor Bewertung das Verhalten und den Emotionsausdruck von Jugendlichen beeinflussen, um soziale Ausgrenzung und Konflikte zu vermeiden (Reichenberger & Blechert, 2018). Neuere Modelle der sozialen Angst betonen die Bedeutung von beiden Formen der Bewertungsängste (FNE und FPE) und gehen davon aus, dass die Betroffenen versuchen, unauffällig zu bleiben und jede Form von Aufmerksamkeit und eine mögliche darauffolgende Bewertung (jeglicher Art) zu vermeiden, indem sie den Ausdruck von positiven und negativen Emotionen unterdrücken (Dryman & Heimberg, 2018; Fredrick & Luebbe, 2020; Jazaieri et al., 2015; Reichenberger & Blechert, 2018). Zudem hängt die FPE mit der Abwertung positiver sozialer Ereignisse und einer Tendenz für negative Interpretationen von sozialen Situationen zusammen (Jazaieri et al., 2015; Weeks & Howell, 2012). In diesem Zusammenhang wurde bereits darauf hingewiesen, dass Bewertungsängste als Komponenten sozialer Angst zu sozialem Rückzug und Vermeidungsverhalten beitragen können (Weeks, Rodebaugh, Heimberg, Norton & Jakatdar, 2009). Diese Verhaltensweisen können wiederum als Emotionsregulationsstrategien angesehen werden (Gross, 2015), indem Situationen vermieden werden, in denen negative Gefühle ausgelöst werden könnten. Folglich ist es plausibel, dass die FPE den wirksamen Einsatz der kognitiven Neubewertung behindern könnte, einer Strategie, die die Konzentration auf die positiven Aspekte einer Situation erfordert (Everaert, Bronstein, Castro, Cannon & Joormann, 2020). Zielsetzung der Studie Unseres Wissens haben nur wenige Studien den Zusammenhang zwischen Ängsten vor positiver und negativer Bewertung und Emotionsregulation bei Jugendlichen untersucht. Insbesondere in der Adoleszenz, die durch stärker ausgeprägte Bewertungsängste (Westenberg et al., 2004) und zahlreiche Veränderungen in der Emotionsregulation (Cracco, Groosens & Braet, 2017) gekennzeichnet ist, gibt es nur vereinzelte Studien zu diesem Thema. Da diese Ängste vermutlich mit Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation verbunden sind (Weeks et al., 2009), ist die Untersuchung über die Rolle dieser im Kontext der sozialen Ängste und der Emotionsregulation von großer klinischer und praktischer Bedeutung. Insbesondere die simultane Berücksichtigung beider Arten von Bewertungsängsten, die Aussagen über differenzielle Effekte ermöglicht, ist in diesem Kontext relevant. Ein besseres Verständnis dieser Mechanismen könnte mögliche Ansatzpunkte für Prävention und Behandlung eröffnen. Bewertungsängste und Emotionsregulation bei Jugendlichen 105 Vor diesem Hintergrund war es das Ziel dieser Studie, die Rolle der Furcht vor positiver und negativer Evaluation in der Beziehung zwischen sozialer Angst und drei Emotionsregulationsstrategien zu untersuchen, die konsistent mit sozialer Angst in Verbindung gebracht wurden, nämlich empathische Unterdrückung positiver und negativer Emotionen und kognitive Neubewertung. Auf der Basis oben dargelegter theoretischer und empirischer Erkenntnisse erwarteten wir, dass soziale Angst bei Jugendlichen positiv mit beiden Formen der Bewertungsängste (FNE, FPE) sowie mit empathischer Unterdrückung positiver und negativer Emotionen, jedoch negativ mit der kognitiven Neubewertung zusammenhängt. Darüber hinaus vermuteten wir, dass die Angst vor negativer und positiver Bewertung positiv mit der empathischen Unterdrückung von positiven und negativen Emotionen und negativ mit der kognitiven Neubewertung verbunden ist. Schließlich erwarteten wir, dass die Ängste vor Bewertung den Zusammenhang zwischen sozialer Angst und den untersuchten Emotionsregulationsstrategien mediieren. In allen Analysen wurde für Alter, Geschlechtsidentität und depressive Symptomatik der Jugendlichen kontrolliert. Abbildung 1 stellt das konzeptuelle Modell dar. Methode Stichprobe Die Stichprobe der vorliegenden Online-Studie bestand aus deutschsprachigen Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren aus der Allgemeinbevölkerung in Österreich und Deutschland. Die Teilnehmenden wurden hauptsächlich über Werbung in sozialen Medien wie Facebook und Instagram rekrutiert. Insgesamt starteten 1049 Teilnehmende den Online-Fragebogen, von denen 724 die letzte Seite erreichten. Nach Durchführung interner Testläufe wurden die schnellsten 5 % und die langsamsten 5 % der Befragten (insgesamt n = 72) aus dem endgültigen Datensatz ausgeschlossen. Wir betrachteten diese Teilnehmenden als nicht valide Fälle, da sie einige Seiten des Fragebogens in nur 20 Sekunden oder in über 10 Minuten ausgefüllt haben. Zusätzlich wurden die Mahalanobis- Distanzen unter Verwendung der interessierenden Variablen berechnet, um mögliche multivariate Aus- Abb. 1: Konzeptuelles Strukturgleichungsmodell der vermuteten Zusammenhänge der latenten Variablen (direkte und indirekte Pfade). Anmerkungen: SA = Soziale Angst; FPE = Furcht vor positiver Evaluation; FNE = Furcht vor negativer Evaluation; EUN = Empathische Unterdrückung negativer Emotionen; EUP = Empathische Unterdrückung positiver Emotionen; KN = Kognitive Neubewertung. Der Einfachheit halber werden nicht alle Modellparameter (z. B. manifeste Variablen, Kontrollvariablen) dargestellt. SA FPE FNE EUN EUP KN 106 Achilleas Tsarpalis-Fragkoulidis, Martina Zemp reißer zu erkennen, was nach der Untersuchung der Chi-Quadrat-Verteilung der Distanzen bei p < .001 (Tabachnik & Fidell, 2013) zur Ausscheidung von vier weiteren Teilnehmenden führte. Schließlich wurde eine Person ausgeschlossen, weil ihre Antworten auf eindimensionalen, straight-forward-Skalen durchweg an den entgegengesetzten Extremen lagen. Somit bestand die finale Stichprobe aus 647 Teilnehmenden (rund 85,6 % weiblich, 10 % männlich, 4,3 % andere) mit einem Durchschnittsalter von 16.21 (SD = 0.95) Jahren. Es waren 99,7 % der Teilnehmenden in Österreich und Deutschland wohnhaft (0.3 % in Italien) und 89,5 % gaben Deutsch als Muttersprache an. Was den Bildungsstand betrifft, besuchten 84,3 % der Jugendlichen in Deutschland die Realschule und das Gymnasium, während 62,5 % in Österreich das Gymnasium und 21,5 % die Berufsschule besuchten. Ablauf der Studie Diese Studie ist Teil eines größeren Längsschnittprojekts, das darauf abzielt, die prospektiven Zusammenhänge und die zugrunde liegenden Mechanismen von Bewertungsängsten, Emotionsregulation und sozialen Ängsten bei Jugendlichen zu untersuchen. Die Studie wurde am 10. 3. 2022 präregistriert (osf.io/ fgeb3). Für die vorliegende Arbeit wurden nur querschnittliche Daten der ersten Erhebungswelle verwendet, die mittels einer anonymen Online-Befragung auf der Plattform SoSci Survey (Leiner, 2019) vom 15. 2. 2022 bis zum 30. 6. 2022 erhoben wurden. Um die Teilnahmequote zu erhöhen, hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, an einer Verlosung von 10 Gutscheinen im Wert von je 10 € für einen Online-Shop ihrer Wahl (z. B. Fair-Trade-Läden, Videospiele) teilzunehmen. Für den Start der Befragung war die informierte Einwilligung der Jugendlichen erforderlich, die im deutschsprachigen Raum ab 14 Jahren in die Teilnahme an wissenschaftlichen Studien einwilligen können. Die Teilnahme war freiwillig und die Einwilligung konnte jederzeit durch Schließen des Browserfensters zurückgezogen werden. Aus diesem Grund wurden nur die Daten von Teilnehmenden, die die letzte Seite der Fragebogenbatterie erreicht hatten, für die Analysen verwendet. Außerdem wurden die Teilnehmenden beim Wechseln auf eine neue Seite automatisch darauf hingewiesen, wenn eine Antwort fehlte. Sie hatten dann weiterhin die Möglichkeit, die entsprechenden Fragen unbeantwortet zu lassen, wenn sie dies wünschten. Aufgrund dieser Maßnahmen gab es insgesamt nur vier fehlende Datenpunkte im Datensatz (vier Einzelitems von insgesamt zwei Personen). Das Studienprotokoll wurde von der internen Ethikkommission der Universität Wien begutachtet und befürwortet (Votum Nr.: 00730, 18. 11. 2021). Messinstrumente Soziale Angst Soziale Angst wurde mit dem deutschen Social Phobia Inventory (SPIN; Connor et al., 2000; Von Consbruch, Stangier & Heidenrich, 2016) erfasst. Das SPIN umfasst 17 Items, die Angst vor sozialen Situationen, Vermeidung sozialer Situationen und physiologische Symptome der Angst messen (z. B. „Ich vermeide den Besuch von Partys“). Da die Trennschärfe einiger Items möglicherweise durch die COVID-19-Pandemie 1 beeinflusst wurde, wurde als Teil der Instruktionen ein Hinweis hinzugefügt und die Teilnehmenden wurden gebeten, an Zeiträume zu denken, in denen die Beschränkungen weniger streng waren. Zudem wurde der Zeitrahmen von zwei Wochen auf drei Monate geändert. Diese Änderung wurde vom Verlag des Instruments genehmigt. Die Teilnehmenden verwendeten eine 5-stufige Ratingskala, von 0 = überhaupt nicht belastet bis 4 = extrem belastet. Die Skala hat eine akzeptable interne Konsistenz (Cronbachs α = .93, ω = .93). Bewertungsängste Die Furcht vor positiver Evaluation (FPE) wurde mit der deutschsprachigen Fear of Positive Evaluation Scale (FPES; Schwarz et al., 2016; Weeks et al., 2008) erfasst. Die FPES besteht aus zehn Items (z. B. „Ich fühle mich unwohl, wenn ich von Autoritätspersonen gelobt werde“), die Angst und Unbehagen bei positiver Aufmerksamkeit messen. Bewertet wurden die Items auf einer 10-stufigen Ratingskala, von 0 = überhaupt nicht zutreffend bis 9 = voll zutreffend. Zwei Items, die ausschließlich zwecks der Reduktion der Akquieszenz vorgegeben werden, wurden bei der Skalenbildung nicht berücksichtigt. Die interne Konsistenz betrug α = .87 und ω = .87. Die Formulierung der Items wurde in dieser Studie nicht für Jugendliche angepasst, weil sie in dieser Fassung bereits in Studien mit jugendlichen Stichproben erfolgreich eingesetzt wurde (Karp et al., 2018; Vagos et al., 2016). 1 Zum Zeitpunkt der Befragung gab es in Österreich und Deutschland keine aktuellen Lockdowns, aber es gab Restriktionsmaßnahmen, die Schulen und öffentliche Veranstaltungen betrafen. Bewertungsängste und Emotionsregulation bei Jugendlichen 107 Die Furcht vor negativer Evaluation (FNE) wurde mit der deutschen Version der Brief Fear of Negative Evaluation Scale (BFNE; Leary, 1983; Reichenberger et al., 2016) gemessen. Die BFNE besteht aus zwölf Items (z. B. „Ich habe oft Angst, dass andere Leute meine Fehler bemerken“), die Bedenken bezüglich Kritik und Ablehnung erfassen. Bewertet wurden die Items auf einer 5-stufigen Ratingskala, von 1 = überhaupt nicht charakteristisch für mich bis 5 = äußerst charakteristisch für mich. Die Skala hatte eine akzeptable interne Konsistenz ( α = .95, ω = .95). Emotionsregulation Die empathische Unterdrückung negativer und positiver Emotionen wurde mit dem Emotionsregulationsinventar (ERI; König, 2011) mit jeweils vier Items erfasst (z. B. „Wenn ich negative/ positive Gefühle habe, versuche ich diese nicht zu zeigen, um jemand anderen dadurch nicht zu verletzen“). Das ERI verwendet eine 5-stufige Ratingskala, von 0 = trifft nie zu bis 4 = trifft immer zu. Die interne Konsistenz der Skalen betrug α = .87, ω = .87 für EUN bzw. α = .80, ω = .81 für EUP. Die kognitive Neubewertung (KN) wurde mit der Skala Anpassen/ Neubewerten des deutschsprachigen Affective Style Questionnaire - Youth (Graser et al., 2012; Hofmann & Kashdan, 2010) erfasst. Die Teilnehmenden bewerteten fünf Items (z. B. „Ich kann es vermeiden, mich aufzuregen, indem ich die Dinge aus einer anderen Perspektive betrachte.“) auf einer 5-stufigen Ratingskala, von 0 = trifft auf mich überhaupt nicht zu bis 4 = trifft auf mich sehr stark zu. Die interne Konsistenz betrug α = .77, ω = .77. Kontrollvariablen Als Kontrollvariable wurde die depressive Symptomatik mit dem Depressionsmodul des deutschsprachigen Patient Health Questionnaire (Gräfe, Zipfel, Herzog & Löwe, 2004; Kroenke, Spitzer & Williams, 2001) erfasst. Die Skala besteht aus neun Items (z. B. „Wenig Interesse oder Freude an Ihren Aktivitäten“), die auf einer 4-stufigen Ratingskala von 0 = überhaupt nicht bis 3 = fast jeden Tag bewertet wurden. Die interne Konsistenz betrug α = .87, ω = .87. Zusätzlich wurden das Alter (kontinuierliche Variable) und das Geschlecht (dummy-kodierte Variable mit 0 = weiblich [Referenzkategorie], 1 = männlich, 2 = anderes) der Jugendlichen kontrolliert, da frühere Studien Alters- und Geschlechtseffekte in Bezug auf soziale Ängste (Ranta, Kaltiala-Heino, Rantanen, Tuomisto & Marttunen, 2007) und Emotionsregulation (Sanchis-Sanchis, Grau, Moliner & Morales- Murillo, 2020) berichtet haben. Datenanalyse Für deskriptive Statistiken, Ausreißer- und Reliabilitätsanalysen sowie Voraussetzungsprüfungen wurde SPSS 28 (IBM Corp, 2021) verwendet. Die Berechnung der Strukturgleichungsmodelle erfolgte mit Mplus 8.5 (Muthén & Muthén, 1998 - 2017). Die Modellanpassung wurde anhand der Grenzwerte CFI/ TLI> .90 und RMSEA/ SRMR < .08 (Hu & Bentler, 1999) bewertet, wobei für alle Anpassungsindizes mindestens akzeptable Werte angestrebt wurden. Ergebnisse Deskriptive Statistik Die Mittelwerte, Standardabweichungen und bivariaten Korrelationen der Studienvariablen sind in Tabelle 1 dargestellt. Variable M SD 1 2 3 4 5 6 1. SA 2. FNE 3. FPE 4. EUP 5. EUN 6. KN 7. DEP 2.02 2.76 4.07 1.90 2.85 2.75 1.56 0.89 0.92 2.12 0.83 0.82 0.77 0.73 - .66** .70** .23** .31** -.46** .61** - .50** .20** .29** -.34** .47** - .30** .35** -.32** .48** - .25** -.11** .2** - -.06 -.32** - -.51** Tab. 1: Mittelwerte, Standardabweichungen und bivariate Korrelationen zwischen den manifesten Variablen Anmerkungen: N = 647; * p < .05; ** p < .01; SA = Soziale Angst, FNE = Furcht vor negativer Evaluation, FPE = Furcht vor positiver Evaluation, EUP = Empathische Unterdrückung positiver Emotionen, EUN = Empathische Unterdrückung negativer Emotionen, KN = Kognitive Neubewertung, DEP = Depressive Symptomatik 108 Achilleas Tsarpalis-Fragkoulidis, Martina Zemp Eine Reihe von multiplen linearen Regressionen wurde durchgeführt, um multivariate Normalität, Homoskedastizität, Linearität, Unabhängigkeit der Residuen und Multikollinearität zu prüfen. Dabei wurde festgestellt, dass einige unserer Variablen nicht normalverteilt waren. Aus diesem Grund wurde für alle Hauptanalysen Bootstrapping verwendet, das für den Umgang mit nicht normalverteilten Daten in Strukturgleichungsmodellen geeignet ist (Lai, 2018). Sämtliche anderen statistischen Voraussetzungen konnten als erfüllt betrachtet werden. Strukturgleichungsmodell Im ersten Schritt unserer Analyse wurde die Composite-Reliability jeder unserer interessierenden Variablen (McDonalds Omega) geschätzt, die bei tau-generischen Messmodellen über Cronbachs Alpha angezeigt wird (McNeish, 2018). Zweitens wurden die Mittelwerte und Varianzen der Modellvariablen berechnet. Schließlich wurden die Mittelwerte der beobachteten Variablen als Einzelindikatoren für ihre jeweiligen latenten Variablen verwendet, wobei Direkte Effekte b ( SE ) BC 95 % CI p β ( SE ) BC 95% CI p R 2 Furcht vor positiver Evaluation Soziale Angst Geschlecht (W vs. M) Geschlecht (W vs. A) Alter 1.786 (0.064) 0.100 (0.182) -0.016 (0.244) 0.082 (0.062) [1.655, 1.906] [-0.244, 0.468] [-0.512, 0.445] [-0.040, 0.205] < .001 .586 .867 .186 .779 (.022) .015 (.027) -.002 (.025) .039 (.030) [.732, .817] [-.037, .070] [-.053, .046] [-.019, .097] < .001 .584 .866 .184 .608 Furcht vor negativer Evaluation Soziale Angst Geschlecht (W vs. M) Geschlecht (W vs. A) Alter 0.732 (0.030) -0.128 (0.099) -0.222 (0.112) 0.019 (0.027) [0.676, 0.794] [-0.324, 0.060] [-0.436, 0.001] [-0.035, 0.072] < .001 .194 .048 .478 .709 (.021) -.043 (.033) -.051 (.026) 0.021 (.029) [.667, .749] [-.108, .021] [-.099, .000] [-.038, .077] < .001 .193 .041 .479 .508 Empathische Unterdrückung negativer Emotionen Soziale Angst FPE FNE Depressivität Geschlecht (W vs. M) Geschlecht (W vs. A) Alter -0.148 (0.089) 0.131 (0.030) 0.119 (0.058) 0.241 (0.070) -0.041 (0.100) 0.333 (0.127) 0.014 (0.031) [-0.323, 0.028] [0.073, 0.192] [0.009, 0.237] [0.102, 0.378] [-0.247, 0.152] [0.083, 0.583] [0.046, 0.074] .096 < .001 .039 .001 .685 .009 .655 -.168 (.101) .341 (.077) .140 (.068) .216 (.063) -.016 (.039) .089 (.035) .017 (.039) [-.366, .031] [.193, .494] [.010, .276] [.090, .337] [-.098, .060] [.021, .156] [-.058, .093] .095 < .001 .039 .001 .684 .010 .655 .207 Empathische Unterdrückung positiver Emotionen Soziale Angst FPE FNE Depressivität Geschlecht (W vs. M) Geschlecht (W vs. A) Alter -0.112 (0.090) 0.141 (0.030) 0.068 (0.057) 0.069 (0.073) -0.033 (0.116) 0.382 (0.183) 0.036 (0.031) [-0.285, 0.067] [0.082, 0.198] [-0.039, 0.178] [-0.073, 0.212] [-0.253, 0.197] [0.017, 0.748] [-0.026, 0.096] .216 < .001 .232 .347 .778 .037 .245 -.130 (.106) .378 (.079) .082 (.068) .063 (.067) -.013 (.047) .105 (.050) .046 (.040) [-.331, .079] [.221, .528] [-.048, .214] [-.068, .196] [-.102, .079] [.006, .204] [-.033, .123] .217 < .001 .229 .348 .776 .035 .245 .145 Kognitive Neubewertung Soziale Angst FPE FNE Depressivität Geschlecht (W vs. M) Geschlecht (W vs. A) Alter -0.228 (0.076) 0.033 (0.025) 0.002 (0.045) -0.462 (0.061) 0.150 (0.085) 0.135 (0.142) -0.007 (0.027) [-0.385, -0.086] [-0.014, 0.084] [-0.083, 0.090] [-0.581, -0.343] [-0.013, 0.321] [-0.151, 0.410] [-0.059, 0.046] .003 .186 .973 < .001 .077 .343 .797 -.295 (.097) .097 (.074) .002 (.061) -.472 (.059) .068 (.038) .041 (.043) -.010 (.038) [-.495, -.110] [-.041, .248] [-.111, .122] [-.583, -.349] [-.007, .146] [-.045, .122] [-.085, .065] .002 .187 .973 < .001 .076 .336 .797 .421 Tab. 2: Direkte Effekte im Strukturgleichungsmodell Anmerkungen: N = 647; Signifikante Effekte sind fett gedruckt. FNE = Furcht vor negativer Evaluation, FPE = Furcht vor positiver Evaluation, DEP = Depressive Symptomatik, W = Weibliches Geschlecht, M = Männliches Geschlecht, A = Anderes Geschlecht Bewertungsängste und Emotionsregulation bei Jugendlichen 109 die Faktorladungen auf 1 und die Fehlervarianzen auf δ x = VAR(X) × (1 ω ) gesetzt wurden, um für Messfehler zu kontrollieren (Brown, 2006; Hayduk & Littvay, 2012; Savalei, 2019). Für das Strukturgleichungsmodell wurde die Analyse mittels Bootstrapping mit 5000 Stichproben durchgeführt und die indirekten Effekte anhand bias-korrigierter 95 %-Konfidenzintervalle untersucht. Die Modellgüte war akzeptabel (CFI=.992,TLI=.964, RMSEA=.045 [.20, .071], SRMR = .032). Übereinstimmend mit unseren Hypothesen gab es einen positiven Zusammenhang zwischen sozialer Angst und FNE ( β = .709, p < .001) sowie FPE ( β = .779, p < .001). Darüber hinaus hing FNE positiv mit der empathischen Unterdrückung negativer Emotionen ( β = .140, p = .039) zusammen, aber nicht mit der Unterdrückung positiver Emotionen ( β = .082, p = .229). FPE hing mit der empathischen Unterdrückung positiver Emotionen ( β = .378, p < .005) und der Unterdrückung negativer Emotionen zusammen ( β = .341, p < .001). Soziale Angst hing negativ mit der kognitiven Neubewertung zusammen ( β = -.295, p = .002), aber nicht mit der empathischen Unterdrückung positiver ( β = -.130, p = .217) oder negativer ( β = -.168, p = .095) Emotionen. Was unsere Kontrollvariablen betrifft, so korrelierte die depressive Symptomatik mit der empathischen Unterdrückung negativer Emotionen ( β = .216, p = .001) und der kognitiven Neubewertung ( β = -.472, p < .001). Die dritte Geschlechtskategorie (‚anderes Geschlecht‘) hing positiv mit der empathischen Unterdrückung negativer Emotionen ( β = .089, p = .010), der empathischen Unterdrückung positiver Emotionen ( β = .105, p = .035) und negativ mit FNE ( β = -.051, p = .048) zusammen. Bezüglich unserer Mediationshypothesen fanden wir, dass FPE den Zusammenhang zwischen sozialer Angst und der empathischen Unterdrückung positiver Emotionen ( β = .294, [.173, .421]) sowie negativer Emotionen ( β = .266, [.150, .391]) mediierte, während FNE nur den Zusammenhang zwischen sozialer Angst und Unterdrückung negativer Emotionen mediierte ( β = .099, [.007, .197]). Sensitivitätsanalysen Das oben berichtete Modell wurde mit verschiedenen Schätzern (MLR und MLMV) und unterschiedlichen Methoden zur Modellierung Totale und indirekte Effekte b (SE) BC 95 % CI β (SE) BC 95 % CI Empathische Unterdrückung positiver Emotionen Totaler Effekt Totaler Indirekter Effekt 1. SA ➝ FPE ➝ EUN 2. SA ➝ FNE ➝ EUN 0.190 (0.058) 0.301 (0.070) 0.252 (0.054) 0.050 (0.041) [0.074, 0.302] [0.161, 0.435] [0.148, 0.358] [-0.029, 0.133] 0.222 (.066) 0.352 (.080) 0.294 (.063) 0.058 (.048) [.090, .349] [.189, .509] [.173, .421] [-.034, .155] Empathische Unterdrückung negativer Emotionen Totaler Effekt Totaler Indirekter Effekt 1. SA ➝ FPE ➝ EUP 2. SA ➝ FNE ➝ EUP 0.173 (0.055) 0.321 (0.067) 0.234 (0.054) 0.087 (0.042) [0.067, 0.281] [0.188, 0.452] [0.131, 0.345] [0.006, 0.172] 0.197 (.062) 0.365 (.076) 0.266 (.061) 0.099 (.048) [.075, .317] [.216, .512] [.150, .391] [.007, .197] Kognitive Neubewertung Totaler Effekt Totaler Indirekter Effekt 1. SA ➝ FPE ➝ KN 2. SA ➝ FNE ➝ KN -0.168 (0.047) 0.059 (0.056) 0.058 (0.044) 0.001 (0.033) [-0.262, -0.079] [-0.045, 0.173] [-0.024, 0.152] [-0.060, 0.067] -0.218 (.060) 0.077 (.073) 0.076 (.058) 0.001 (.043) [-.337, -.105] [-.060, .224] [-.032, .197] [-.079, .088] Tab. 3: Totale und indirekte Effekte im Strukturgleichungsmodell Anmerkungen: N = 647; Signifikante Effekte sind fett gedruckt. SA = Soziale Angst, FNE = Furcht vor negativer Evaluation, FPE = Furcht vor positiver Evaluation, EUP = Empathische Unterdrückung positiver Emotionen, EUN = Empathische Unterdrückung negativer Emotionen, KN = Kognitive Neubewertung, DEP = Depressive Symptomatik 110 Achilleas Tsarpalis-Fragkoulidis, Martina Zemp latenter Variablen getestet, um die Robustheit der Ergebnisse zu überprüfen. Über alle sechs Modelle hinweg waren die Koeffizienten vergleichbar und die gleichen Koeffizienten blieben signifikant, wobei Unterschiede in den standardisierten Koeffizientenschätzungen 0.03 nicht überschritten. Die Ergebnisse dieser Analysen bestätigen insgesamt die Robustheit unserer Resultate. Die Sensitivitätsanalysen sind unter dem folgenden Link verfügbar: https: osf.io/ 7m98k Diskussion Furcht vor positiver Evaluation hat sich in der einschlägigen Forschung als eine der zentralen Komponenten der sozialen Angst herausgestellt (Heimberg et al., 2014) und sollte von der Furcht vor negativer Evaluation separat betrachtet werden (Cook et al., 2022). Da beide Formen der Bewertungsängste gemäß dem psycho-evolutionären Modell der sozialen Angst (Gilbert, 2001) den Umgang mit Gefühlen beeinflussen können, wurden sie in dieser Studie auf ihre vermittelnde Rolle im Zusammenhang zwischen sozialer Angst und Emotionsregulationsstrategien bei Jugendlichen untersucht. Unsere Ergebnisse unterstützten einige, aber nicht alle unserer Hypothesen. Erwartungsgemäß gab es einen Zusammenhang zwischen FPE, FNE und sozialer Angst. Des Weiteren fanden wir einen Zusammenhang zwischen FPE und der empathischen Unterdrückung positiver und negativer Emotionen, während FNE nur mit der Unterdrückung negativer Emotionen verbunden war. Darüber hinaus mediierte FPE vollständig den Zusammenhang zwischen sozialer Angst und empathischer Unterdrückung positiver und negativer Emotionen, was darauf hindeutet, dass FPE ein wichtiger Mechanismus bei der Unterdrückung von Emotionen bei Jugendlichen ist. Neuere Modelle der sozialen Angst postulieren, dass sie durch eine allgemeine Furcht vor Evaluation gekennzeichnet ist (Weeks & Howell, 2012). Unsere Ergebnisse stützen diese Annahme; FPE war mit der Unterdrückung negativer und positiver Emotionen assoziiert, was darauf hindeutet, dass diese Bewertungsangst die Furcht davor, egal in welche Richtung (positiv oder negativ) aufzufallen, besser erfasste als die FNE, die sich nur auf Kritik und negative Urteile bezieht (Fredrick & Luebbe, 2020). In dieser Hinsicht könnte FPE als ein Mechanismus interpretiert werden, der generell vor sozialer Ausgrenzung schützt, die durch das Hervorrufen negativer Reaktionen bei anderen vorkommen könnte (Weeks & Howell 2012). Auch wenn der Ausdruck von Emotionen, egal ob positive oder negative, unmittelbar zu positiven sozialen Konsequenzen führen kann, kann dies von „beliebteren“ Peers als bedrohlich wahrgenommen werden und davor fürchten sich letztlich sozial ängstliche Jugendliche (Weeks, Menatti & Howell, 2015). Es muss bei der Interpretation unserer Resultate allerdings beachtet werden, dass die Generalisierbarkeit unserer Ergebnisse auf verschiedene Feedback-Quellen, einschließlich Lehrkräfte und Peers, begrenzt ist. Künftige Tagebuchstudien mit „ecological momentary assessment“ (EMA) könnten dazu beitragen, die Zusammenhänge zwischen FPE, FNE und SPIN in verschiedenen sozialen Kontexten detaillierter zu beleuchten. Entgegen unseren Erwartungen fanden wir keine Zusammenhänge zwischen FPE, FNE und kognitiver Neubewertung. Furcht vor Evaluation wurde mit Schwierigkeiten beim Erleben positiver sozialer Ereignisse und positiver Emotionen in Verbindung gebracht, da der Fokus auf negative Aspekte gelegt und die positiven ignoriert werden (Alden, Taylor, Mellings & Laposa, 2008; Brozovich & Heimberg, 2008; Weeks & Howell, 2012). Angesichts dessen erwarteten wir, dass Bewertungsängste den Zusammenhang zwischen sozialer Angst und kognitiver Neubewertung teilweise erklären könnten (Gross, 2015). Allerdings schienen diese zwei Formen der Furcht vor Evaluation nicht an diesem Mechanismus beteiligt zu sein. Es ist wichtig anzumerken, dass die Neubewertung, wie sie in der ASQ-Y konzeptualisiert ist, auch einen allgemeineren Aspekt der Emo- Bewertungsängste und Emotionsregulation bei Jugendlichen 111 tionsregulation umfasst, nämlich die generelle Fähigkeit, sich von negativen emotionalen Erfahrungen auf eine allgemeine Weise zu erholen (Graser et al., 2019). Daher ist es plausibel, dass, auch wenn FPE und FNE in bivariaten Korrelationen negativ mit diesem Konstrukt assoziiert waren, die Einbeziehung von sozialer Angst und depressiver Symptomatik im finalen Modell dazu führte, dass die signifikanten Zusammenhänge verschwanden. Praktische Implikationen Aus diesen Befunden ergeben sich mehrere Implikationen für Jugendliche und ihre Erfahrungen im Klassenzimmer. Erstens können die soziale Angst und Bewertungsängste die Teilnahme am Unterricht erschweren, insbesondere in aktiven Lernsituationen, in denen von den Schüler/ innen erwartet wird, dass sie sich in Gruppen mit dem Lehrmaterial auseinandersetzen (Downing, Cooper, Cala, Gin & Brownell, 2020). Da sozial ängstliche Personen in solchen Situationen dazu neigen, ihre Aufmerksamkeit nach innen auf Anzeichen von Stress und nach außen auf Signale einer Bewertung zu richten, könnten die kognitiven Kapazitäten und die Leistungen der Betroffenen beeinträchtigt werden (Heimberg et al., 2014). Speziell die Furcht vor negativer Evaluation könnte Auswirkungen darauf haben, wie Schüler/ innen die Rückmeldungen von Lehrkräften wahrnehmen. Jugendliche mit hoher FNE reagieren möglicherweise besonders negativ auf kritisches Feedback, selbst dann, wenn es konstruktiv formuliert ist (Chen, Short & Kemps, 2020). Außerdem neigen diese Jugendlichen dazu, die ausgelöste negative emotionale Reaktion zu unterdrücken, was das negative subjektive Erlebnis häufig noch verstärkt (Dryman & Heimberg, 2018). Darüber hinaus scheint soziale Angst mit einer eingeschränkten Fähigkeit zur effektiven Neubewertung negativer Ereignisse einherzugehen, so dass Betroffene weniger gut in der Lage sind, die nützlichen Aspekte von konstruktivem Feedback bzw. Kritik zu erkennen (Dryman & Heimberg, 2018). Unsere Ergebnisse deuten ferner darauf hin, dass für betroffene Schüler/ innen auch positives Feedback im Schulkontext problematisch sein könnte. Ihre Furcht vor positiver Evaluation könnte ihre Fähigkeit beeinträchtigen, konstruktives Feedback von Lehrkräften anzunehmen und umzusetzen. Frühere Studien berichteten, dass Personen mit einer hohen Ausprägung in FPE dazu neigen, positive Ereignisse abzulehnen (Weeks & Howell, 2012) und positives Feedback darüber hinaus als weniger akkurat zu empfinden (Alden et al., 2008; Barber & Moscovitch, 2016). Wenn es jedoch trotzdem angenommen wird und positive Emotionen ausgelöst werden, werden diese mit erhöhter Wahrscheinlichkeit unterdrückt, um unauffällig zu bleiben, was zu einer Dämpfung positiver Emotionen führen kann (Dryman & Heimberg, 2018). Limitationen Die vorliegende Studie weist mehrere erwähnenswerte Limitationen auf. Erstens wurden Querschnittsdaten verwendet, die von einer selbstgewählten Stichprobe online erhoben wurden. Diese Analysen erlauben keine Aussage über Kausalbeziehungen zwischen den Variablen. Da Korrelationsstudien nur eine der drei Bedingungen für Kausalität erfüllen, während durch das Design keine zeitliche Abfolge oder der Ausschluss von Störvariablen garantiert werden kann, müssen unsere Ergebnisse mit Vorsicht interpretiert werden. Dennoch liefern sie relevante Informationen über mögliche zugrunde liegende Mechanismen im Kontext der sozialen Angst, die zu einem besseren Verständnis dieser Phänomene im Jugendalter beitragen können (Hayes & Rockwood, 2020). Künftige Längsschnitt- und experimentelle Studien sind jedoch für ein besseres Verständnis von kausal interpretierbaren Mediationseffekten unbedingt erforderlich. Außerdem bestand die Stichprobe hauptsächlich aus Personen, die sich als weiblich identifizierten, was die Generalisierbarkeit der Ergebnisse auf andere Geschlechtsidentitäten einschränkt. Sowohl im Jugendals auch im Erwachsenenalter gibt es deutliche geschlechts- 112 Achilleas Tsarpalis-Fragkoulidis, Martina Zemp spezifische Unterschiede in der Prävalenz klinischer und subklinischer Manifestationen sozialer Ängste, wobei sich weibliche Individuen durch höhere Raten auszeichnen (Ranta et al., 2007; Asher, Asnaani, & Aderka, 2017), auch in Bezug auf die Angst vor positiver Bewertung (Reichenberger & Blechert, 2018). Dennoch scheinen diese Befunde nicht eindeutig zu sein, da viele Studien keine Unterschiede in Bezug auf die Angst vor öffentlichem Sprechen oder vor Leistungssituationen feststellen (Asher et al., 2017). Inwiefern sich auch in den zugrunde liegenden psychopathologischen Mechanismen Geschlechtseffekte zeigen, ist noch unzureichend untersucht. Wir haben für den Einfluss des Geschlechts ein Stück weit zu kontrollieren versucht, indem wir in allen Analysen die Geschlechtsidentität als Kontrollvariable berücksichtigen. Nichtsdestotrotz dürfen unsere Befunde nicht auf die gesamte jugendliche Bevölkerung verallgemeinert werden. Eine weitere Limitation ist die ausschließliche Verwendung von Selbsteinschätzungsinstrumenten, wodurch die Sichtweise Dritter (z. B. Lehrpersonen, Mitschüler/ innen, Eltern) vernachlässigt wurde und die Effekte aufgrund der Methodenverzerrung künstlich aufgebläht sein könnten. Tatsächlich deutete eine Studie darauf hin, dass die Einschätzungen von Jugendlichen und Erziehungsberechtigten in Bezug auf die Angst vor positiver Bewertung wenig übereinstimmten (Lipton, Augenstein, Weeks, & De Los Reyes, 2014). Trotz dieser geringen Übereinstimmung konnten jedoch beide Versionen (Selbst- und Elternbericht) soziale Ängste und Sicherheitsverhalten der Jugendlichen vorhersagen. Des Weiteren kann die in der Studie vorgenommene Operationalisierung der Emotionsregulation die dynamische Natur dieses Prozesses nicht akkurat erfassen (Aldao, Sheppes & Gross, 2015). Im Gegensatz zu anderen Studiendesigns und Messmethoden (z. B. Tagebuchstudien mit ambulantem Assessment) berücksichtigen trait-basierte Erhebungen die situativ-kontextuellen Aspekte, die die Emotionsregulation im Alltag beeinflussen, unzureichend. Pauschale Aussagen über die adaptive oder maladaptive Natur bestimmter Strategien, ohne Berücksichtigung situativer Kontexte, sind somit mit Vorsicht zu interpretieren (Aldao et al., 2015). Angesichts der Tatsache, dass diese Studie während der COVID-19-Pandemie durchgeführt wurde, ist es wichtig, deren mögliche Auswirkungen auf die Ergebnisse zu bedenken. Um die Lebensumstände der Teilnehmenden während der Pandemie zu erfassen, wurden spezifische pandemiebezogene Items in die Online- Befragung aufgenommen, die Lockdown- und Schulmaßnahmen sowie die damit verbundene subjektive Belastung erfragten. Jugendliche, die die Pandemie als belastender empfanden, gaben höhere Werte auf den klinischen Skalen (soziale Angst, Depressivität) sowie größere Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation an. Da wir jedoch in allen Hauptanalysen für die depressive Symptomatik der Jugendlichen kontrollierten, wurden diese pandemiebezogenen Items in der statistischen Auswertung nicht berücksichtigt. Fazit In dieser Studie wurde die Bedeutung der Angst vor positiver Bewertung als Schlüsselmechanismus bei der Unterdrückung von Emotionen bei Jugendlichen hervorgehoben, insbesondere im Kontext sozialer Ängste. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Angst vor positiver Bewertung eine entscheidende Rolle bei den Schwierigkeiten der Emotionsregulation bei Jugendlichen spielen könnte. Wir freuen uns auf künftige Studien, die die Rolle von Bewertungsängsten von Jugendlichen in verschiedenen sozialen Kontexten und ihre Auswirkungen auf emotionale Prozesse weiter untersuchen. 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