Psychologie in Erziehung und Unterricht
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0342-183X
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
10.2378/peu2024.art02d
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Empirische Arbeit: Aufwachsen während Corona - Wie geht es Familien mit Kindern mit erhöhten Fürsorgeanforderungen und welche Angebote nutzen sie?
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2024
Ulrike Lux
Anna Neumann
Ilona Renner
Susanne M. Ulrich
Erhöhte Fürsorgeanforderungen (EFA) von Kindern stellen eine Herausforderung, auch in der frühen Familienphase, dar. Da Eltern von Kindern mit EFA besonders auf Unterstützungsangebote angewiesen sind, waren die Einschränkungen in Folge der Corona-Pandemie besonders belastend. Das Ziel dieser Studie ist es, Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Belastungen sowie der Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten bei Familien mit und ohne EFA zu untersuchen. Die Daten entstammen der Studie „KiD 0–3 2022“, in der von 7.818 Familien mit Kindern von 0–3 Jahren die kindliche Entwicklung und Gesundheit erfasst wurde, und zwei Drittel aller Eltern Angaben zu Belastungen sowie zur Nutzung von Unterstützungsangeboten machten. Insgesamt zeigt sich, dass Familien mit einem Kind mit EFA im Vergleich vermehrte Belastungen (z.B. elterliche Erschöpfung, mangelnde soziale Unterstützung) aufweisen – auch im Hinblick auf Auswirkungen der Corona-Pandemie. Zudem nutzen sie gleich häufig oder seltener universelle Angebote, aber signifikant häufiger selektive bzw. aufsuchende Angebote. Familien mit einem Kind mit EFA sind eine bedeutsame Zielgruppe mit hohem Bedarf.
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n Empirische Arbeit Psychologie in Erziehung und Unterricht, 2024, 71, 3 -17 DOI 10.2378/ peu2024.art02d © Ernst Reinhardt Verlag Aufwachsen während Corona - Wie geht es Familien mit Kindern mit erhöhten Fürsorgeanforderungen und welche Angebote nutzen sie? Ulrike Lux 1 , Anna Neumann 2 , Ilona Renner 2 & Susanne M. Ulrich 1 1 Nationales Zentrum Frühe Hilfen, Deutsches Jugendinstitut e.V., München, Deutschland 2 Nationales Zentrum Frühe Hilfen, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln, Deutschland Zusammenfassung: Erhöhte Fürsorgeanforderungen (EFA) von Kindern stellen eine Herausforderung, auch in der frühen Familienphase, dar. Da Eltern von Kindern mit EFA besonders auf Unterstützungsangebote angewiesen sind, waren die Einschränkungen in Folge der Corona-Pandemie besonders belastend. Das Ziel dieser Studie ist es, Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Belastungen sowie der Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten bei Familien mit und ohne EFA zu untersuchen. Die Daten entstammen der Studie „KiD 0 - 3 2022“, in der von 7.818 Familien mit Kindern von 0 - 3 Jahren die kindliche Entwicklung und Gesundheit erfasst wurde, und zwei Drittel aller Eltern Angaben zu Belastungen sowie zur Nutzung von Unterstützungsangeboten machten. Insgesamt zeigt sich, dass Familien mit einem Kind mit EFA im Vergleich vermehrte Belastungen (z. B. elterliche Erschöpfung, mangelnde soziale Unterstützung) aufweisen - auch im Hinblick auf Auswirkungen der Corona-Pandemie. Zudem nutzen sie gleich häufig oder seltener universelle Angebote, aber signifikant häufiger selektive bzw. aufsuchende Angebote. Familien mit einem Kind mit EFA sind eine bedeutsame Zielgruppe mit hohem Bedarf. Schlüsselbegriffe: Frühe Hilfen, Psychosoziale Belastungen, Frühförderung, Entwicklungsauffälligkeiten, Versorgungsforschung Growing up during Covid-19 - How are families with children with increased care needs doing (and what prevention services do they use)? Summary: Increased care needs (ICN) of children pose a challenge, also during the early family phase. Because parents of children with ICN are particularly reliant on support services, restrictions in response to Covid-19 were particularly burdensome. The purpose of this study is to examine differences and similarities in psychosocial burden as well as the use of support services among families with and without ICN. Data stem from the study KiD 0 - 3 2022, in which child development and health of 7.818 families with children aged 0 - 3 years were assessed, and two thirds of participating parents provided information on psychosocial burden and support service use. Overall, families with children with ICN show increased burden (e. g., parental exhaustion, lack of social support) - also regarding consequences of Covid-19. They are equally or less likely to use universal services, but significantly more likely to use selective or outreach services. Families with a child with ICN are a significant high-need target group. Keywords: Early childhood intervention, psychosocial stress, early intervention, developmental disabilities, health services research Die KiD 0 - 3 2022 Studie wurde vom Nationalen Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) realisiert, getragen von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Kooperation mit dem Deutschen Jugendinstitut e.V. und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) im Rahmen der Bundesstiftung Frühe Hilfen aus dem Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ der Bundesregierung gefördert. Dank einer wachsenden Zahl (inter-)nationaler Studien wurden in den letzten Jahren wichtige Erkenntnisse zur Bedeutung psychosozialer Belastungen für ein gesundes und gewaltfreies Aufwachsen von Kindern gewonnen. Eine Vielzahl an relevanten Faktoren, die für die kindliche 4 Ulrike Lux, Anna Neumann, Ilona Renner, Susanne M. Ulrich Entwicklung von Bedeutung sind, konnten hierdurch empirisch belegt werden (vgl. u. a. Sabates & Dex, 2015). Das insgesamt breite Spektrum an Belastungsfaktoren wird in der Forschung unterschiedlich systematisiert. Gängig ist eine Zuordnung zu Merkmalen der Eltern, der Familie, der Eltern-Kind-Interaktion und des Kindes (Stith et al., 2009). Zu Letzteren gehören insbesondere erhöhte Fürsorge- und Erziehungsanforderungen (EFA) durch das Kind, beispielsweise wenn eine chronische Erkrankung oder eine Verhaltensauffälligkeit vorliegt (Kindler, 2010). Auch wenn die Problemlagen selbst innerhalb dieser Gruppe äußerst heterogen sind, stellen solche Anforderungen Familien häufig vor eine große Belastungsprobe. Frühzeitige, niederschwellige Unterstüzungsangebote können Eltern helfen, mit diesen Anforderungen umzugehen und Beeinträchtigungen bei Eltern, Kindern und in der Eltern-Kind- Beziehung zu verhindern oder abzumildern. Voraussetzung hierfür ist, dass Familien diese Angebote kennen und auch nutzen (vgl. Renner, Scharmanski, van Staa, Neumann, Paul, 2018). Trotz einer wachsenden Anzahl von Studien ist allerdings insgesamt immer noch wenig über die Belastungen und das Inanspruchnahmeverhalten von Familien mit Kindern mit EFA bekannt. Zudem unterlag die Hilfelandschaft durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona- Pandemie großen Einschränkungen, und auch (außer-)familiäre Betreuungsangebote konnten nicht wie gewohnt genutzt werden (Renner, van Staa, Neumann, Sinß & Paul, 2021). Wie es Familien mit einem Kind mit EFA während der Corona-Pandemie erging, mit welchen Belastungen sie umgehen mussten und welche Unterstützungsangebote sie kennen und genutzt haben, steht deshalb im Fokus des folgenden Beitrags. Wohlergehen von Familien mit erhöhten Fürsorgeanforderungen durch das Kind Genaue Prävalenzraten zu Kindern, die erhöhte Erziehungs- und Fürsorgeanforderungen (EFA) an ihre Eltern stellen, sind nicht bekannt, da es sich um eine sehr heterogene Gruppe handelt. Dazu gehören Familien mit Kindern, die chronisch erkrankt, entwicklungsverzögert oder von einer Behinderung betroffen sind, frühgeborene Kinder oder Kinder mit niedrigem Geburtsgewicht sowie Kinder, die eine diagnostizierte Verhaltensauffälligkeit, wie z. B. eine Regulationsstörung haben oder als „schwierig“ im Umgang erlebt werden (z. B. bei erhöhter negativer Emotionalität; Kindler, 2010). Auch Kinder, die von mehreren dieser Faktoren betroffen sind, sind nicht selten (Papoušek, 2004; Pinquart, 2017). Allein chronische Erkrankungen betreffen laut der KIGGS-Studie 2014 schon 9 Prozent aller 0 - 2-jährigen Kinder, Regulationsstörungen im Bereich Schreien, Schlafen oder Füttern bis zu 20 Prozent aller unter Einjährigen (Neuhauser, Poethko-Müller & KiGGS Study Group, 2014; Olsen, Ammitzbøll, Olsen & Skovgaard, 2019). Entsprechend ist von einem substanziellen Anteil von Familien auszugehen, die zumindest zeitweise mit EFA durch das Kind umgehen müssen. Gemeinsam sind diesen Familien nicht nur die erhöhten Anforderungen selbst, sondern auch, dass sie bereits vor der Pandemie oftmals vor große Herausforderungen gestellt wurden, etwa, weil die betroffenen Kinder auf spezialisierte medizinische Hilfe angewiesen oder passgenaue Hilfen nicht bekannt bzw. verfügbar waren. Insbesondere in der frühen Kindheit oder bei unklarer Symptomatik kommt häufig eine längere Suche nach der richtigen Diagnose sowie die Verarbeitung und psychosoziale Anpassung an die Diagnose hinzu. Dass dies nicht nur für die Kinder selbst, sondern auch für deren Eltern nicht ohne Folgen bleibt, belegen Meta-Analysen zu Kindern und deren Eltern im Kontext kindlicher chronischer Erkrankungen (Pinquart, 2017; Teubert & Pinquart, 2013): Diese zeigen, dass psychopathologische Symptome bei Eltern und Kindern sowie elterlicher Stress signifikant erhöht sind, während das Funktionsniveau der Familie eingeschränkt ist. Auch deutsche Studien zu Regulationsstörungen konnten quer- und längsschnittliche Zusammenhänge zwischen kindlichen Schrei-, Schlaf- oder Fütterstörungen und Depressivität bzw. Belastungen & Angebotsnutzung von Familien mit Kindern mit erhöhten Fürsorgeanforderungen 5 elterlichem Stress finden (Lux & Friedmann, 2023; Lux, Müller, Reck, Liel & Walper, 2023; Sidor, Kunz, Eickhorst & Cierpka, 2013). Gleichzeitig sind nicht alle Familien ähnlich durch EFA belastet. Neben den spezifischen Merkmalen der EFA selbst (z. B. Diagnose, Schweregrad, Dauer) oder den dadurch notwendigen Einschränkungen, spielen auch die Anpassungsmöglichkeiten der Familie (z. B. Ressourcen wie das elterliche Kompetenzerleben oder ein höherer sozioökonomischer Status) und das Auftreten weiterer Belastungen eine große Rolle für die Gesamtbelastung der Familie (Lux, Löchner & Liel, 2020; Teubert & Pinquart, 2013; Wallander & Varni, 1998). Insgesamt ist jedoch wenig über diese vulnerable Gruppe von Familien bekannt (vgl. BMFSFJ, 2021). Unterstützung von belasteten Familien Vorhandene Betreuungsmöglichkeiten sowie frühzeitige, leicht zugängliche und passgenaue Unterstützungsangebote können Familien mit einem Kind mit EFA nicht nur entlasten, sondern ihnen auch helfen, die bestehenden Herausforderungen zu meistern und Beeinträchtigungen in den Familienbeziehungen oder weiteren Entwicklungseinschränkungen vorzubeugen. Diese Familien stehen zwar einem differenzierten System an Unterstützungsleistungen gegenüber, jedoch sind sowohl Kenntnis wie auch Orientierung und Zugang etwa aufgrund unterschiedlicher Leistungsträger deutlich erschwert (BMFSFJ, 2021; Seifert, 2020). Die erforderlichen Anpassungen in den Betreuungs- und Unterstützungsstrukturen infolge der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie dürfte hier eine deutliche Verschlechterung mit sich gebracht haben. Befunde hierzu lassen sich aktuell vor allem außerhalb Deutschlands finden. Zu Beginn der Pandemie schien die primäre Gefahr einer Virusinfektion mit SARS- Cov-2 für Kinder weniger präsent zu sein, dennoch zeichnete sich schnell auch für Kinder und deren Familien eine erhebliche Belastungslage ab (Patrick et al., 2020; Rajmil, Hjern, Boran, Gunlaugsson, Kraus de Carmago, Raman, 2021). Neben den psychosozialen Belastungen durch soziale Isolation, einen ungeregelten Alltag und fehlende Bewegungsmöglichkeiten waren insbesondere Kinder mit erhöhtem Fürsorgebedarf weiteren schwerwiegenden gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt (Aishworiya & Kang, 2021): So führten die strengen Kontaktbeschränkungen während der Pandemie und die drohende Überlastung des Gesundheitssystems zu massiven Therapieausfällen, durch welche Maßnahmen nicht im notwendigen Umfang durchgeführt oder bestehende Erfolge nicht gesichert werden konnten (s. a. Chandolias, Besios & Tsigaras, 2021). Eine der wenigen deutschen Studien fand einen deutlicher erlebten Mangel in der Versorgung, je stärker die von Eltern berichteten kindlichen Regulationsprobleme oder ihre diesbezüglichen Belastungen während der Pandemie waren (Tettenborn et al., 2022). In einer großangelegten Studie in Frankreich zur Situation von Kindern mit einer körperlichen Behinderung während der Pandemie zeigte sich zudem neben einer Verschlechterung der Stimmung der Kinder auch, dass eine knappe Mehrheit der Kinder keinen Kontakt mit Gleichaltrigen hatte und bei mehr als zwei Drittel der Familien die medizinische und therapeutische Versorgung eingeschränkt oder ausgesetzt war (Cacioppo et al., 2021). Zielsetzung der Studie In Deutschland fehlen insbesondere repräsentative Daten zur Situation von Familien mit kleinen Kindern mit EFA. Zusätzlich gibt es kaum Befunde aus Deutschland dazu, wie diese Familien die Zeit der Corona-Pandemie erlebt und bewältigt haben. Das Ziel der vorliegenden Studie ist es deshalb, Belastungen und Ressourcen von Familien mit und ohne einen Säugling oder ein Kleinkind mit EFA während der Corona- Pandemie in einer repräsentativen Studie vergleichend zu untersuchen. Dabei wird auf Basis bisheriger Erkenntnisse angenommen, dass in Familien mit einem Kind mit EFA viele, insbesondere elterliche und Eltern-Kind-bezogene Belastungen häufiger auftreten. Gleichzeitig soll ein Einblick in die Kenntnis und Nutzung unterschiedlicher Unterstützungsangebote gewonnen werden. Hier wird grundsätzlich erwartet, 6 Ulrike Lux, Anna Neumann, Ilona Renner, Susanne M. Ulrich dass Angebote während der Schwangerschaft gleich häufig von beiden Gruppen genutzt werden, weil in dieser Zeit EFA noch nicht ausreichend bekannt sind, während universelle (Gruppen-)Angebote möglicherweise seltener und selektive bzw. indizierte Angebote bezogen auf das Kind häufiger genutzt werden. Methode Zwischen April und Dezember 2022 wurden in der bundesweit repräsentativen Befragung „KiD 0 -3 2022“ Daten zu 7.818 Familien mit einem Kind zwischen null und 48 Monaten erhoben. Die Familien wurden zur Teilnahme an der Studie eingeladen, wenn sie in der Arztpraxis zu einer Früherkennungsuntersuchung (U3 - U7a) vorstellig wurden. Anhand eines kurzen Dokumentationsbogens machten Ärztinnen und Ärzte Angaben zur Gesundheit und Entwicklung aller teilnehmenden Kinder. Insgesamt 5.591 der 7.818 Familien füllten zudem einen Online-Fragebogen zu psychosozialen Belastungen und Ressourcen sowie zur Kenntnis und Nutzung von Unterstützungsangeboten aus (s. auch Neumann et al., 2023). Für die vorliegenden Analysen wurden alle Familien eingeschlossen, von denen ein Ärzte- und ein Elternfragebogen vorlag. Stichprobe 23,8 % der Familien hatten ein Kind, das erhöhte Fürsorge- und Erziehungsanforderungen an die Eltern stellte (2,4 % Entwicklungsverzögerung, 10,5 % chronische Erkrankung, Behinderung oder Entwicklungsstörung, 1,4 % Symptome einer Regulationsstörung, 10,4 % perinatale Probleme und 4,5 % erhöhte negative Emotionalität des Kindes). Bei der Mehrheit der Kinder (18,3 %) war genau ein EFA-Merkmal erfüllt, mehrfache EFA kamen damit eher selten vor. In über 91 % der teilnehmenden Familien war der antwortende Elternteil die Mutter, die durchschnittlich 32 Jahre alt war (s. Tabelle 1). Befragte mit einem niedrigen Bildungsniveau (ISCED; UNESCO Institute for Statistics, 2012) kamen mit 7,7 % gegenüber 5,9 % in Familien mit einem Kind mit EFA etwas häufiger vor, genauso wie der Bezug staatlicher Transferleistungen (13,6 % vs. 8,8 %). Auch der Anteil alleinerziehender Eltern war mit 7,8 % gegenüber 4,5 % etwas höher. Familien mit EFA hatten gegenüber der Vergleichsgruppe ein etwas älteres Kind (18.06 vs. 14.57 Monate). In beiden Gruppen waren knapp die Hälfte der Kinder Mädchen (45,8 % mit EFA vs. 48,8 % ohne EFA) und fast ein Viertel hatte einen Migrationshintergrund (24,6 % mit EFA vs. 21,8 % ohne EFA). Die Gesamtstichprobe weist in den relevanten soziodemografischen Merkmalen eine annähernde Repräsentativität auf: So waren im Mikrozensus 2021 (eigene Berechnungen) 8,7 % der Mütter mit Kindern von 0 - 3 Jahren alleinerziehend, 13,2 % hatten eine niedrige Bildung. Ebenso viele bezogen staatliche Transferleistungen („SGB-II“; Bundesagentur für Arbeit, 2022). N max = 5.591 Erhöhte Fürsorgeanforderungen % bzw. M (KI) Keine erhöhten Fürsorgeanforderungen % bzw. M (KI) Antwortender Elternteil: Mutter 91,2 91,5 Alter Mutter in Jahren 31.8 [31.5; 32,1] 31.9 [31.8; 32.1] Alter Vater in Jahren 34.2 [33.8; 34,6] 34.6 [34.4; 34.8] Bildung antwortender Elternteil (ISCED): - niedrig - mittel - hoch 7,7 44,8 47,6 5,9 43,1 51,1 Transferleistungsbezug (letzte 12 Monate) 13,6 8,8 Familienform: Kernfamilie - Alleinerziehend - Neuer Partner im Haushalt 7,8 0,7 4,5 0,7 Geschlecht Kind: weiblich 45,8 48,8 Alter Kind in Monaten 18.1 [17.2; 18.9] 14.6 [14.2; 15.0] Migrationshintergrund Kind 24,6 21,8 Tab. 1: Deskriptive Statistiken der befragten Familien Belastungen & Angebotsnutzung von Familien mit Kindern mit erhöhten Fürsorgeanforderungen 7 Erhebungsinstrumente Die in dieser Studie verwendeten Instrumente wurden auf Basis systematischer Übersichtsarbeiten ausgewählt und wurden an anderer Stelle beschrieben (Neumann, Ulrich, Sinß, Chakraverty, Hänelt, Lux, Ghezih, Löchner, Renner, 2023). Sie wurden zumeist etablierten Fragebögen mit validierten Cut-Offs entnommen, die - soweit nicht anders beschrieben - bereits in der Vorgängerstudie KiD 0 - 3 erfolgreich genutzt wurden (Lorenz, Ulrich, Sann & Liel, 2020). Erhöhte Fürsorgeanforderungen durch das Kind Wie bei Kindler (2010) beschrieben, wurde das Vorliegen mindestens eines der folgenden kindlichen Merkmale als erhöhte Fürsorgeanforderung festgelegt: (1) eine körperliche, soziale oder eine auf Stimmung und Affekt bezogene Entwicklungsverzögerung, (2) eine chronische Erkrankung, körperliche oder geistige Behinderung bzw. eine Entwicklungsstörung, (3) deutliche Hinweise auf Symptome einer Regulationsstörung im Bereich Schreien, Schlafen oder Füttern, (4) ein perinatales Problem, d. h. Frühgeburt oder niedriges Geburtsgewicht oder eine (5) erhöhte negative Emotionalität des Kindes. Das Vorliegen der ersten beiden Merkmale wurde dabei dichotom im Rahmen der Dokumentation von Ärztinnen und Ärzten erfasst, die letzten beiden wurden vom befragten Elternteil berichtet. Für die Definition von Symptomen einer Regulationsstörung wurden Eltern- und Ärzteangaben kombiniert, um die diagnostischen Kriterien (ZERO TO THREE, 2016) bestmöglich abzubilden: Als deutlicher ärztlicher Hinweis wurde es gewertet, wenn auf einer fünfstufigen Skala in mindestens einem Bereich der Wert 4 angegeben wurde. Als elterliche Belastung galt, wenn die Befragten auf die Frage nach ihrer Belastung durch das Verhalten des Kindes im jeweiligen Bereich auf einer Skala von 1 bis 4 mindestens den Wert 2 angaben. Als Proxy zur Erfassung der kindlichen negativen Emotionalität als zentrales Element des kindlichen Temperaments wurden fünf Items zur emotionalen Dysregulation eines Screening- Instruments zur Früherkennung von Entwicklungsauffälligkeiten verwendet (z. B. „Mein Kind ist schwer zu trösten“; Kübber, 2014). Die Items wurden auf einer vierstufigen Likert-Skala von 1 bis 4 erhoben (Cronbach’s α = .77), aufsummiert und es wurde ein Cut-Off-Wert genutzt (Wert: 13), ab dem eine erhöhte negative Emotionalität definiert wurde. Familiale Belastungen Belastungen auf Eltern-Kind-Ebene Schwierigkeiten im Einfühlungsvermögen (Original: Bindung) und Zweifel an der elterlichen Kompetenz wurden jeweils mithilfe von zwei statt ursprünglich vier Items aus Subskalen des Eltern- Belastungs-Inventars (Tröster, 2010) auf einer fünfstufigen Likert-Skala erhoben. Die auf Basis einer Reliabilitätsanalyse der Vorgängerstudie ausgewählten Items wurden aufsummiert und anhand von validierten, auf die Anzahl der Items skalierten Cut- Off-Werte dichotomisiert. Die interne Konsistenz der beiden Skalen in der vorliegenden Stichprobe ist mangelhaft (Einfühlungsvermögen: α = .55; elterliche Kompetenz: α = .49). Elterliche Erschöpfung wurde anhand eines dreistufigen Items aus der Brief Parental Burnout Scale (BPBS; Aunola et al., 2021) erfasst, wobei den Autoren folgend in den Analysen der Cut-Off bei Eltern lag, die tägliche Erschöpfung berichteten. Eine Subskala des Comprehensive Early Childhood Parenting Questionnaire mit sechs Items mit einer internen Konsistenz von α = .78 umfasste die Qualität elterlicher Responsivität (Verhoeven, Dekovic´, Bodden & van Baar, 2017). Zur Bildung einer dichotomisierten Variable wurden die Items aufsummiert und Werte ab einer Standardabweichung unter dem Mittelwert in dieser Studie als geringe Responsivität definiert. Dieses Vorgehen wurde anhand einer anderen Stichprobe geprüft und als inhaltlich valide eingestuft (Opitz, Vogel, Lux, Liel & Löchner, in Druck). Jeweils ein Item aus dem Fragebogen zur Erhebung von Erziehungseinstellungen von Müttern mit Kindern im Kleinstkindalter (EMKK; Engfer, 1984) erfasste auf einer vierstufigen Likert-Skala feindselige Attributionen gegenüber dem Kind und Tendenzen zur Überreaktion, die mittig dichotomisiert wurden. Individuelle Belastungen der Eltern Negative Kindheitserfahrungen wurden ebenfalls mit drei vierstufigen Items (z. B. „In meiner Kindheit wurde ich oft hart bestraft“; Cronbach’s α = .81) aus dem EMKK erhoben (Engfer, 1984), die aufsummiert und anhand des Cut-Off-Werts 9 (Wertebereich 3 - 12) dichotomisiert wurden. Anzeichen einer Depression/ Angst wurden mit der Kurzform des Patient Health Questionnaire (PHQ-4; Kroenke, Spitzer, Williams & Löwe, 2009) aus vier Items erhoben (z. B. „Wenig Interesse und Freude an Ihren 8 Ulrike Lux, Anna Neumann, Ilona Renner, Susanne M. Ulrich Tätigkeiten“; Cronbach’s α = .79) und anhand des validierten klinischen Cut-Offs von 6 dichotomisiert. Innere Wut/ Ärgerneigung wurde mit einem vierstufigen Item aus dem Child Abuse Potential Inventory (CAP; Milner, 1986) erhoben. Der Cut-Off wurde beim höchsten Wert („trifft voll und ganz zu“) gesetzt. Familiale Belastungen und Umfeld Partnerschaftskonflikte wurden als häufige und lautstarke Auseinandersetzungen mithilfe eines sechsstufigen Items (von 1 = „nie“ bis 6 = „immer“) aus dem KINDEX abgefragt (Schauer & Ruf-Leuschner, 2013), das bei einem Wert von 3 dichotomisiert wurde. Inwiefern die Eltern genügend kindbezogene soziale Unterstützung erhielten, wurde anhand zweier vierstufiger Items aus einem gekürzten Instrument von Tröster (1999) erfasst, die im deutschen Familien- und Beziehungspanel pairfam erfolgreich genutzt werden (Thönnissen, Sawatzki, Alt, Reim, Geissler & Walper, 2021). Die Items wurden aufsummiert (Cronbach’s α = .41) und bei einem Wert von 4 (Wertebereich 0 - 6) dichotomisiert. Auswirkungen der Corona-Pandemie Zehn Items (z. B. „Wenige Kontakte, Einsamkeit“) erfassten den Grad an subjektiv erlebten Belastungen durch die Corona-Pandemie (Cronbach’s α = .74) auf einer vierstufigen Skala. Für die vorliegenden Analysen wurden die Items bei einem Wert ab 3 dichotomisiert und ein Summenwert gebildet (M = 4.67, SD = 2.61). Acht Items erfassten mögliche positive Veränderungen auf einer vierstufigen Skala (z. B. „Der Alltag wurde entschleunigt“; α = .68). Diese Items wurden ebenfalls dichotomisiert und aufsummiert (M = 3.52, SD = 2.13). Sie wurden auf Grundlage quantitativer und qualitativer Studien des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (Renner, van Staa, Neumann, Sinß & Paul, 2021) entwickelt und einem Pretest unterzogen. Zudem gaben die Eltern ihr subjektives Erleben der Corona- Pandemie mit drei Items auf einer Skala von 1 bis 5 an (z. B. „Ich kann dieser Zeit auch gute Seiten abgewinnen“; Cronbach’s α = .51), die für pairfam entwickelt wurden (Walper, Sawatzki, Alt, Reim, Schmiedeberg, Thönissen & Wetzel, 2021). Ein Item wurde rekodiert, sodass höhere Werte ein positiveres Erleben anzeigen. Dann wurden die Items für diese Studie beim Wert 4 bzw. 5 dichotomisiert und aufsummiert (M = 1.21, SD = 1.04). Ihre Einschätzung der Auswirkungen der Pandemie auf die kindliche Entwicklung in den Bereichen kognitive oder soziale Entwicklung und der Stimmung gaben die Eltern mithilfe der Antwortkategorien „Nein“, „Ja, positiv“, „Ja, negativ“ und „Weiß nicht“ an. Für die vorliegenden Analysen wurde der Anteil der Eltern berechnet, die in mindestens einem Bereich „Ja, negativ“ angaben (Gesamt: 17,9 %; davon 12,8 % in einem, 3,9 % in zwei und 1,3 % in allen drei Bereichen). Kenntnis und Nutzung von Unterstützungsangeboten Die Kenntnis und die Nutzung bei Kenntnis des jeweiligen Angebots seit Geburt des Kindes wurde jeweils dichotom abgefragt. Es wurden universelle Angebote aus dem medizinischen Bereich (z. B. Geburtsvorbereitungskurs) sowie der Familienbildung (z. B. Eltern-Kind-Gruppe), aber auch selektive und indizierte Angebote (z. B. Erziehungsberatung, Frühförderung) erfasst. Zuletzt wurde der Wunsch, weitere Angebote zu nutzen, abgefragt. Die Eltern, die mit „Ja“ antworteten, wurden in einem zweiten Schritt gefragt, inwiefern die Corona-Pandemie oder andere Gründe für die Nicht-Nutzung weiterer Angebote eine Rolle spielten. Analyseverfahren Die Daten wurden mittels einer Design- und Poststratifizierungsgewichtung durch den Mikrozensus 2021 gewichtet, um für bundeslandspezifische und soziodemografische Unterschiede zu adjustieren. Familien mit und ohne ein Kind mit EFA wurden hinsichtlich verschiedener Belastungen und der Nutzung von Unterstützungsangeboten bivariat verglichen, wobei Unterschiede mittels Chi-Quadrat- und T-Tests auf statistische Signifikanz (p < .05) geprüft wurden. Um kumulierte Belastungen der Familien vergleichen zu können, wurden die einzelnen dichotomisierten Belastungsmerkmale zudem aufsummiert (Evans, Li & Whipple, 2013). Zur besseren Vergleichbarkeit wurden jeweils die Konfidenzintervalle [KI] ausgewiesen. In die Analysen wurden nur vollständige Angaben einbezogen. Der jeweilige Anteil fehlender Werte bei EFA war mit unter fünf Prozent (bzw. bei Symptomen einer Regulationsstörung 5,1 %) sehr gering. Für die Analysen wurde das Statistikprogramm Stata Version 17 verwendet. Belastungen & Angebotsnutzung von Familien mit Kindern mit erhöhten Fürsorgeanforderungen 9 Ergebnisse Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Belastungen von Familien mit und ohne erhöhte Fürsorgeanforderungen durch das Kind Bei fast allen hier erfassten Merkmalen ist der Anteil an Familien mit EFA signifikant höher ausgeprägt als in Familien ohne EFA (s. Tabelle 2). Höhere Belastungen zeigen sich insbesondere bei Merkmalen der Eltern-Kind-Interaktion und individuellen Merkmalen der Eltern. So sind die Schwierigkeiten im Einfühlungsvermögen deutlich höher unter Familien mit Kind mit EFA als in der Vergleichsgruppe. Auch Anzeichen von Depression oder Angstsymptomen sowie innere Wut bzw. Ärger sind unter Familien mit EFA erhöht. Erwartungsgemäß sind Merkmale, die vor der Geburt liegen, häufiger nicht signifikant unterschiedlich zwischen Familien mit und ohne EFA durch das Kind (z. B. ungeplante Schwangerschaft). Die signifikanten Unterschiede in den Merkmalen zur Partnerschaft (d. h. lautstarke Auseinandersetzungen, keine Kernfamilie) und zur sozialen Unterstützung weisen zudem auf eine deutlichere Belastung im sozialen Umfeld von Familien mit einem Kind mit EFA hin. Nicht zuletzt sind diese Familien häufiger von Armut betroffen (Transferleistungsbezug). Vergleicht man die Kumulation einzelner Belastungsfaktoren in Familien mit und ohne EFA durch das Kind, stützen die Daten die Ergebnisse zu den Einzelfaktoren: Auch hier ist zu sehen, dass in Familien mit EFA seltener kein oder ein weiterer Belastungsfaktor vorhanden sind, während der Anteil an Familien mit vier oder mehr Belastungsfaktoren in Familien mit EFA vs. ohne EFA durch das Kind signifikant erhöht ist. N max = 5.057 Erhöhte Fürsorgeanforderungen Keine erhöhten Fürsorgeanforderungen p Einzelne Belastungsfaktoren in % Schwierigkeiten im Einfühlungsvermögen Zweifel an der elterlichen Kompetenz Elterliche Erschöpfung Geringe elterliche Responsivität Feindselige Attributionen gegenüber dem Kind Tendenz zur Überreaktion gegenüber dem Kind Ungeplante Schwangerschaft Rauchen in der Schwangerschaft Keine regelmäßige Schwangerschaftsvorsorge Anzeichen von Depression/ Angstsymptomatik Innere Wut/ Ärgerneigung Negative Kindheitserfahrungen Keine Kernfamilie (Alleinerziehend/ Neuer Partner) Häufige lautstarke Auseinandersetzungen Mangelnde soziale Unterstützung Junge Mutter bei Geburt (< 22 Jahre) Niedrige formale Bildung des befragten Elternteils Armutsgefährdung (Bezug staatl. Transferleistungen) Beengte Wohnverhältnisse Mehr als zwei Kinder < 36 Monate im Haushalt 42,9 36,9 13,6 27,7 11,2 10,7 17,6 4,3 0,8 9,7 3,8 9,9 11,2 13,0 11,5 2,0 7,7 13,6 10,6 0,6 28,5 25,8 9,2 15,9 4,8 5,8 15,4 3,6 0,2 4,7 2,0 6,3 7,0 9,9 7,0 1,3 6,1 8,8 10,7 0,5 < .001 < .001 < .001 < .001 < .001 < .001 .137 .392 .003 < .001 .003 < .001 .001 .007 < .001 .241 .134 < .001 .954 .415 Kumulation von Belastungsfaktoren in % [KI] 0 Belastungsfaktoren 1 Belastungsfaktor 2 Belastungsfaktoren 3 Belastungsfaktoren 4 oder mehr Belastungsfaktoren 20,7 [18,2; 23,6] 17,5 [15,0; 20,3] 16,7 [14,2; 19,6] 13,9 [11,6; 16,7] 31,1 [27,8; 34,6] 33,0 [31,3; 34,7] 23,5 [22,0; 25,1] 17,4 [16,1; 18,9] 11,7 [10,5; 13,0] 14,4 [13,0; 15,9] Tab. 2: Belastungen von Familien mit und ohne erhöhte Fürsorgeanforderungen durch das Kind 10 Ulrike Lux, Anna Neumann, Ilona Renner, Susanne M. Ulrich Auswirkungen der Corona-Pandemie Familien mit EFA durch das Kind geben signifikant höhere Belastungen, weniger positive Veränderungen und ein insgesamt negativeres Erleben der Corona-Pandemie an (s. Tabelle 3). Wenn sie den Eindruck hatten, die Corona-Pandemie hatte Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung, berichteten Eltern von Kindern mit EFA häufiger negative Auswirkungen als Eltern von Kindern ohne EFA. Dies gilt sowohl für die kognitive (mit EFA: 5,4 %; ohne EFA: 3,3 %) und soziale Entwicklung (mit EFA: 16,7 %; ohne EFA: 13,3 %) als auch für die Entwicklung der Stimmung (mit EFA: 10,1 %; ohne EFA: 5,0 %). Allerdings gab die überwiegende Mehrheit der befragten Eltern an, keine Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung zu bemerken oder es nicht zu wissen. Kenntnis und Nutzung von Unterstützungsangeboten Im Hinblick auf die zweite Forschungsfrage, wie sich die Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten in Familien mit und ohne EFA durch das Kind ausgestaltet, zeigt Tabelle 4 die Ergebnisse der Analysen. Die Ergebnisse zu universellen Angeboten zeigen deskriptiv bis auf Elternkurse eine seltenere Nutzung (und geringere Kenntnis) von Angeboten durch Familien mit einem Kind mit vs. ohne EFA. Signifikant werden die hier berichteten Unterschiede jedoch nur in Bezug auf die Schwangerenvorsorge und die Wochenbettbetreuung durch eine Hebamme, alle anderen Angebote werden von beiden Gruppen ähnlich häufig genutzt. Aufsuchende Angebote, insbesondere die längerfristig aufsuchende Betreuung und Begleitung durch eine Gesundheitsfachkraft (LaB) und mehrmalige ehrenamtliche Besuche werden von Familien mit einem Kind mit EFA signifikant häufiger genutzt - bei ähnlicher oder größerer Kenntnis. Eine Nicht-Nutzung trotz Kenntnis ist in beiden Gruppen in ähnlichem Ausmaß vorzufinden bzw. in Familien mit einem Kind mit EFA etwas seltener. Als selektive Beratungsangebote werden die Familien- und Erziehungsberatung, Telefon- und Onlineberatung und die spezielle Beratung, z. B. zum Schreien, Schlafen oder Füttern, signifikant häufiger von Familien mit einem Kind mit EFA genutzt als von Familien ohne EFA. Zudem kennen Familien mit einem Kind mit EFA sie zwar seltener, nutzen sie jedoch bei Kenntnis häufiger als Familien ohne ein Kind mit EFA. Die Nutzungsraten in der Schwangerenberatung bzw. von Beratungsangeboten bei Partnerschafts- oder Sorgerechtsfragen sowie die Inanspruchnahme von Psychotherapie durch die Eltern unterscheiden sich nicht signifikant. Die Frühförderung wird von Familien mit einem Kind mit EFA erwartungsgemäß nicht nur häufiger gekannt, sondern auch häufiger genutzt. N max = 5.348 Erhöhte Fürsorgeanforderungen Keine erhöhten Fürsorgeanforderungen p Belastungen durch die Corona- Pandemie M (KI) 4.9 [4.8; 5.1] 4.6 [4.5; 4.7] < .001 Positive Veränderungen durch die Corona-Pandemie M (KI) 3.4 [3.3; 3.5] 3.6 [3.5; 3.6] .040 Erleben der Corona-Pandemie bisher M (KI) 1.1 [1.1; 1.2] 1.2 [1.2; 1.3] < .001 Negative Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes (körperlich, sozial, Stimmung) in % 22.1 [19.5; 24.9] 16.2 [14.9; 17.6] < .001 Tab. 3: Erfahrungen während der Corona-Pandemie in Abhängigkeit von erhöhten Fürsorgeanforderungen durch das Kind Belastungen & Angebotsnutzung von Familien mit Kindern mit erhöhten Fürsorgeanforderungen 11 Tab. 4: Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten in Abhängigkeit von den Fürsorgeanforderungen durch das Kind N max = 5.339 Erhöhte Fürsorgeanforderungen Keine erhöhten Fürsorgeanforderungen p Universelle medizinische Angebote Schwangerenvorsorge keine Kenntnis keine Nutzung trotz Kenntnis Nutzung 9,0 29,0 62,0 6,2 30,2 63,6 .021 Geburtsvorbereitung keine Kenntnis keine Nutzung trotz Kenntnis Nutzung 7,4 44,9 47,8 6,3 41,2 52,1 .090 Wochenbettbetreuung durch eine Hebamme keine Kenntnis keine Nutzung trotz Kenntnis Nutzung 6,1 15,7 78,2 4,6 12,2 83,3 .007 Medizinische Angebote nach der Geburt keine Kenntnis keine Nutzung trotz Kenntnis Nutzung 10,5 34,6 54,9 8,5 32,7 58,9 .071 Universelle Angebote der Familienbildung Elternkurse keine Kenntnis keine Nutzung trotz Kenntnis Nutzung 79,7 18,2 2,1 77,6 20,4 2,0 .283 Eltern-Kind- Gruppe keine Kenntnis keine Nutzung trotz Kenntnis Nutzung 14,3 47,3 38,5 12,3 47,0 40,6 .264 Angebote im Familien-/ Stadtteilzentrum keine Kenntnis keine Nutzung trotz Kenntnis Nutzung 50,8 38,7 10,5 48,8 39,9 11,3 .535 Aufsuchende Angebote Längerfristig aufsuchende Begleitung keine Kenntnis keine Nutzung trotz Kenntnis Nutzung 58,0 29,7 12,3 58,0 32,6 9,4 .024 Willkommensbesuch keine Kenntnis keine Nutzung trotz Kenntnis Nutzung 57,3 25,6 17,0 59,6 26,4 14,1 .079 Mehrmalige ehrenamtliche Besuche keine Kenntnis keine Nutzung trotz Kenntnis Nutzung 76,4 20,9 2,8 79,1 20,2 0,8 < .001 Selektive Beratungsangebote Schwangerschaftsberatung keine Kenntnis keine Nutzung trotz Kenntnis Nutzung 44,1 45,8 10,1 42,2 47,7 10,2 .584 Familien-/ Erziehungsberatungsstelle keine Kenntnis keine Nutzung trotz Kenntnis Nutzung 60,4 36,0 3,6 56,4 41,5 2,1 .001 Telefon-/ Onlineberatung keine Kenntnis keine Nutzung trotz Kenntnis Nutzung 52,2 47,2 0,6 48,7 51,1 0,2 .020 u 12 Ulrike Lux, Anna Neumann, Ilona Renner, Susanne M. Ulrich Diskussion In diesem Beitrag standen Familien mit erhöhten Fürsorge- und Erziehungsanforderungen durch ihre Säuglinge und Kleinkinder während der Corona-Pandemie im Mittelpunkt. Nicht nur die Belastungen, mit denen diese Familien konfrontiert sind, wurden in den Blick genommen, sondern auch, inwiefern sie durch Unterstützungsangebote erreicht werden. Die Ergebnisse dieses Beitrags bestätigen trotz der Heterogenität der Erziehungs- und Fürsorgeanforderungen, die an Eltern gestellt werden, bisherige Befunde tendenziell höherer Belastungen und Meta-Analysen, die etwa zu Familien mit vornehmlich älteren, chronisch erkrankten Kindern bekannt waren (Papoušek, 2004; Pinquart, 2017, 2018): So berichten Eltern von Säuglingen und Kleinkindern mit EFA vs. ohne EFA in dieser Studie nicht nur von größerem elterlichen Stress (z. B. Zweifel an der elterlichen Kompetenz, elterliche Erschöpfung) und geringerer Responsivität gegenüber dem Kind, auch die eigene psychische Gesundheit ist häufiger in klinisch relevantem Ausmaß beeinträchtigt. Gleichzeitig fanden sich in dieser Studie in Familien mit einem Kind mit EFA auch gehäuft partnerschaftliche Belastungen wie Konflikte oder häufiger Alleinerziehende. Dass erhöhte Fürsorgeanforderungen durch das Kind die elterliche Partnerschaft auf eine Belastungsprobe stellen, ist nicht unwahrscheinlich. Diese Ergebnisse reihen sich in Befunde ein, die (wechselseitige) Zusammenhänge zwischen einer Trennung und Scheidung bzw. elterlichen Konflikten in Kern- und Trennungsfamilien und kindlichen Verhaltensauffälligkeiten finden (Harold & Sellers, 2018; Lux, Christ & Walper, 2022). Auch die Meta- Analyse von Teubert und Pinquart (2013) weist auf erhöhte Belastungen von Eltern von chronisch erkrankten Kindern in Stichproben mit einem größeren Anteil von Alleinerziehenden hin. Insbesondere während der Corona-Pandemie gehörten Alleinerziehende und einkommensschwache Familien zu den am stärksten von Beeinträchtigungen ihres Wohlergehens betroffenen Familien mit jungen Kindern. In dieser Zeit galt soziale Unterstützung - sowohl durch eine positive Partnerschaft wie auch emotionale und alltagspraktische Unterstützung aus dem Umfeld - als bedeutsamer Schutzfaktor N max = 5.339 Erhöhte Fürsorgeanforderungen Keine erhöhten Fürsorgeanforderungen p Spezielle Beratung keine Kenntnis keine Nutzung trotz Kenntnis Nutzung 56,5 39,3 4,2 52,2 44,3 3,6 .023 Beratung bei Sorgerechts-/ Umgangsfragen keine Kenntnis keine Nutzung trotz Kenntnis Nutzung 50,8 41,4 7,9 49,3 44,8 5,9 .051 Beratung bei Partnerschaftsfragen oder Ehekrisen keine Kenntnis keine Nutzung trotz Kenntnis Nutzung 43,1 54,4 2,5 41,2 56,7 2,0 .347 Indizierte Angebote Psychotherapie für einen Elternteil keine Kenntnis keine Nutzung trotz Kenntnis Nutzung 65,6 31,1 3,3 66,1 31,9 2,1 .072 Frühförderung keine Kenntnis keine Nutzung trotz Kenntnis Nutzung 56,0 37,8 6,2 59,4 40,0 0,6 < .001 u Belastungen & Angebotsnutzung von Familien mit Kindern mit erhöhten Fürsorgeanforderungen 13 (Ghezih et al., eingereicht, für eine Übersicht). Allerdings berichten Eltern von Kindern mit vs. ohne EFA in dieser Studie auch häufiger von (kindbezogener) sozialer Isolation, und weiterführende Analysen (hier nicht dargestellt) belegen zudem, dass sie während der Pandemie auch häufiger auf großelterliche und außerfamiliale Kinderbetreuung verzichten mussten. Dies könnte ein weiterer Grund für die signifikanten Unterschiede in den coronabezogenen Belastungen und dem negativen Erleben der Pandemie bei Familien mit EFA sein. Insgesamt sind die Unterschiede in den Belastungen zwischen Familien mit und ohne EFA durch das Kind wider Erwarten gering. Die Tatsache, dass die Problem- und Belastungslagen in der Gruppe der Familien mit EFA äußerst heterogen sind, könnte ein möglicher Grund dafür sein. Multivariate Analysen, die außerhalb des Umfangs dieses Beitrags lagen, könnten weiteren Aufschluss über die Unterschiede geben. Auch hier nicht erfasste familiale Ressourcen könnten die gefundenen geringen Gruppenunterschiede möglicherweise erklären. Diese bestimmen nicht nur die elterliche Anpassung an erhöhte Fürsorgeanforderungen in bedeutsamem Ausmaß mit (Wallander & Varni, 1998), sondern sagen auch im Allgemeinen das Wohlergehen in der Familie vorher. Gleichzeitig könnte auch die Altersgruppe für die geringen Unterschiede mitverantwortlich sein. So sind diagnostische Prozesse und längerfristige Prognosen häufig noch nicht abgeschlossen; mit welchen Einschränkungen Verzögerungen oder Auffälligkeiten einhergehen werden, ist den Eltern nicht bekannt. Entsprechend könnten einige der Anforderungen, gerade wenn es sich nicht um eine chronische Erkrankung oder Behinderung handelt, von vorübergehender Natur sein oder erst später verstärkt auftreten, wenn die Pflege und Versorgung von Kindern ohne EFA einen geringeren Raum einnimmt. Andererseits befinden sich einige Eltern möglicherweise noch in einem Suchprozess - etwa nach Ursachen, bei denen sie laut der hier vorliegenden Ergebnisse auch die Corona-Pandemie verantwortlich machen. Dass sich sozioökonomische Merkmale der Familie in dieser Studie nur hinsichtlich der Betroffenheit von Armut als signifikant unterschiedlich erwiesen, stützt Befunde, die ebenfalls keine Belege für die Relevanz des mütterlichen Bildungsabschlusses bei Entwicklungsauffälligkeiten fanden (Tröster & Reineke, 2007). Allerdings finden andere Studien statistisch signifikante, wenn auch zum Teil schwache Zusammenhänge zwischen Entwicklungsverzögerungen oder kindlichen Regulationsproblemen und dem mütterlichen Bildungsniveau (z. B. Lux et al., 2023; Schjølberg, Eadie, Zachrisson, Oyen & Prior 2011). Beachtenswert ist in jedem Fall der höhere Anteil an armutsbetroffenen sowie mehrfachbelasteten Familien, die auch erhöhte Fürsorgeanforderungen zu meistern hatten. In dieser und anderen Studien kumulieren in sozial benachteiligten Familien häufiger Belastungen, die ein gesundes und gewaltfreies Aufwachsen von Kindern weniger wahrscheinlich machen (Evans et al., 2013; Lux et al., 2020). Eine positive Eltern-Kind-Beziehung gilt als zentraler Schutzfaktor gegen Beeinträchtigungen der kindlichen Entwicklung in diesen multikausal bedingten Zusammenhängen (Schoon, Hope & Ross, 2010; Sroufe, Egeland, Carlson & Collins, 2009). Deshalb sollte deren Stärkung bei Familien mit EFA durch das Kind noch stärker im Fokus von Präventionsbemühungen stehen. Diese Familien gehören besonders in Krisenzeiten zu den besonders vulnerablen Gruppen, wie auch in den Ergebnissen dieser Studie ersichtlich wurde. Ob Familien mit EFA durch das Kind mögliche Unterstützungsangebote in der frühen Kindheit ebenso häufig kennen und nutzen wie Familien ohne EFA, war die zweite Fragestellung dieses Beitrags. Zunächst zeigen sich hinsichtlich universeller Angebote insgesamt wenig signifikante Unterschiede. Familien mit einem Kind mit EFA kennen und nutzen die Schwangerenvorsorge und die Wochenbettbetreuung durch eine Hebamme etwas häufiger nicht als Familien ohne EFA durch das Kind. Es ist zu vermuten, dass andere Faktoren, wie die insge- 14 Ulrike Lux, Anna Neumann, Ilona Renner, Susanne M. Ulrich samt höheren Belastungen in Familien mit EFA, hier eine Rolle spielen. So zeigt sich häufig eine geringere Nutzung präventiver Angebote bei belasteteren Familien trotz vermutlich höherem Unterstützungsbedarf (sog. Präventionsdilemma; Bauer, 2005). Gleichzeitig wurde erwartet, dass ein Kind mit EFA möglicherweise eine Barriere für die Nutzung universeller (Gruppen-)Angebote - soweit sie denn während der Pandemie stattgefunden haben - darstellt, was im Großen und Ganzen nicht der Fall war. Auch hier könnte das Alter der Kinder eine Erklärung sein: Weil sich manche Anforderungen erst später zeigen, werden diese Angebote womöglich zunächst gleich häufig genutzt. Auf der anderen Seite nutzten Familien mit EFA aufsuchende, indizierte und die meisten selektiven (Beratungs-)angebote signifikant häufiger als Familien ohne EFA. Dies war bei den hier gefundenen vermehrten Belastungen zu erwarten, zeigt aber in jedem Fall, dass belastetere Zielgruppen durch die bestehenden Angebote erfolgreich erreicht werden. Möglicherweise werden sie sogar häufiger angesprochen und in die entsprechenden Angebote vermittelt. Allerdings kann die geringere Kenntnis selektiver (Beratungs-)Angebote von Familien mit einem Kind mit EFA durchaus als Problem gesehen werden, dem begegnet werden sollte. Währenddessen gilt für indizierte und aufsuchende Angebote, z. B. im Rahmen der Frühen Hilfen, das Gegenteil. Sie werden gleich häufig oder häufiger von Familien mit einem Kind mit EFA gekannt. Dass erhöhte Fürsorgeanforderungen keine Barriere für die Kenntnis von aufsuchenden Angeboten darstellen, ist ein Hinweis dafür, dass die Ansprache aller (psychosozial belasteten) Eltern ähnlich gut gelingt. Die generelle Höhe des Anteils an Nicht- Kenntnis von Angeboten bei Familien, ob mit oder ohne erhöhte Fürsorgeanforderungen, zeigt, dass die Potenziale der Erreichbarkeit noch lange nicht ausgeschöpft sind. Zwar kann es sich hier auch um wenig alltagsnahe oder missverständliche Formulierungen in der Abfrage der Angebote in dieser Studie handeln, dies dürfte jedoch nur einen geringen Teil der Ergebnisse erklären. Informationskampagnen u. Ä. sind hier dringend notwendig, um Versorgungslücken, auch für die hier untersuchte vulnerable Gruppe von Familien, zu füllen. Inwiefern bei den Familien außerhalb der universellen Angebote, die die Angebote kennen, aber nicht nutzen, kein Bedarf besteht, ob die Angebote vor Ort nicht verfügbar sind oder aufgrund der Pandemie nicht angeboten wurden oder ob andere (subjektive) Barrieren der Inanspruchnahme entgegenstehen, kann aus den vorliegenden Analysen nicht erschlossen werden. Zukünftige Studien sollten diese Fragen genauer in den Blick nehmen. Neben den Stärken hat diese Studie auch Schwächen, die bei der Interpretation der Ergebnisse berücksichtigt werden müssen. So war es möglich, mithilfe repräsentativer Daten zu Familien mit Säuglingen und Kleinkindern aktuelle Daten in dieser von der Familienforschung wenig beleuchteten Gruppe zu gewinnen. Allerdings war es aufgrund der Breite der erfassten Konstrukte in dieser Studie nicht möglich, etwa Einschränkungen durch erhöhte Fürsorgeanforderungen oder Gründe für die (Nicht-)Nutzung vertieft abzufragen. Auch musste diese Befragung auf zumeist validierte, aber insgesamt kurze Indikatoren zurückgreifen, was zu einer zum Teil geringen Reliabilität einiger Instrumente beitrug. Dies war notwendig, um die (zeitliche) Belastung und damit die Teilnahmeschwelle auch für belastete Familien gering zu halten. Des Weiteren wurden in dieser Studie teils sehr unterschiedliche kindliche Merkmale zum Indikator für EFA zusammengefasst, was eine gemeinsame Betrachtung dieser Gruppe von Familien ermöglichte. Gleichzeitig waren im Rahmen dieses Beitrags keine multivariaten oder vertieften Auswertungen zu Subgruppen möglich, die der Heterogenität der Fürsorgeanforderungen selbst sowie den damit einhergehenden Problemlagen und Bedarfen in den betroffenen Familien entsprechen. Zukünftige Studien sollten diese Ergebnisse um solche Analysen ergänzen. Nicht zuletzt wurde neben dem Selbstbericht der Eltern in allen Fällen auch ein Ärzteurteil zur Belastungen & Angebotsnutzung von Familien mit Kindern mit erhöhten Fürsorgeanforderungen 15 Gesundheit und Entwicklung des Kindes eingeholt, was zur Robustheit der Befunde erheblich beitrug. Insgesamt leistet diese Studie einen Beitrag dazu, Familien mit erhöhten Fürsorgeanforderungen genauer in den Blick zu nehmen, und verdeutlicht ihre Belastungen sowie weiterhin bestehende Versorgungslücken. Literatur Aishworiya, R. & Kang, Y. Q. (2021). Including Children with Developmental Disabilities in the Equation During this COVID-19 Pandemic. Journal of Autism and Developmental Disorders, 51 (6), 2155 - 2158. https: / / doi.org/ 10.1007/ s10803-020-04670-6 Aunola, K., Sorkkila, M., Tolvanen, A., Tassoul, A., Mikolajczak, M. & Roskam, I. (2021). Development and validation of the Brief Parental Burnout Scale (BPBS). 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(978-3-497-03034-7) kt a www.reinhardt-verlag.de Erziehungsfragen sind nie ausdiskutiert. Eltern machen sich Sorgen um die Entwicklung ihres Kindes oder haben Angst, in der Erziehung zu scheitern - und sie suchen Antworten: Wie kann ich mein Kind trösten? Wie gehe ich mit der Angst/ der Wut meines Kindes um? Meist lassen sich solche Fragen nicht allgemeingültig beantworten - die zehn klassischen „Weisheiten“ in diesem Buch können aber dabei helfen, die Eltern-Kind-Beziehung besser zu verstehen und einen individuellen Weg zu finden. Sie sollen entlasten und Gelassenheit vermitteln - etwas, das in der heutigen Zeit oft zu kurz kommt. Ein leicht zu lesendes Buch, das Mut macht!
