eJournals unsere jugend 59/10

unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2007
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Das Balver Kinderkino - eine ländliche Erfolgsgeschichte

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2007
Rudolf Rath
Was zunächst nur als Versuch gestartet wurde, hat sich in den über drei Jahren seiner Entwicklung inzwischen fest etabliert: das Balver Kinderkino. Das Städtchen Balve im Märkischen Kreis hat zwar nur rund 12.000 EinwohnerInnen, wurde aber durch seine Kulturveranstaltungen in einer riesigen Kalksteinhöhle sowie internationale Reitsport- veranstaltungen auf der Turnieranlage Wocklum weithin bekannt. Ein Kino allerdings sucht man hier vergebens. So umfangreich und vielfältig auch das Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche ist – und dafür sorgen neben den Jugendverbänden das städtische Jugendzentrum und der Jugendtreff der Evangelischen Kirchengemeinde: Filmgeschehen in eindrucksvoller Kino-Atmosphäre ist per Video, Fernsehen, CD und DVD nicht zu vermitteln.
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Verschiedene Träger arbeiten zusammen Das örtlich zuständige Jugendamt des Märkischen Kreises in Lüdenscheid erkannte diese Lücke und organisierte im Mai 2003, gemeinsam mit dem Bundesverband Jugend und Film e. V. (BJF) und der Stadt Balve, ein dreitägiges Mobiles Filmfestival vor dem Balver Rathaus unter dem Motto: Filmkultur überall erleben. Die positive Bilanz der für Medienpädagogik zuständigen Jugendpflegerin: „Besonders gut sind diese Filmtage im Zelt bei den Kindern angekommen. Für sie besteht hier ein großer Bedarf. Schön wäre es, wenn wir nicht wiederkommen müssen und die Balver solche Filmvorführungen selbst organisieren würden.“ Sie kam aber wieder, und es gelang ihr, einen Kreis von ehrenamtlichen erwachsenen MitarbeiterInnen zu mobilisieren. Gemeinsam getragen von diesen sowie von der Leiterin des Balver Jugendzentrums (BJZ) in städtischer Trägerschaft und einer Mitarbeiterin der Evangelischen Kirchengemeinde, läuft das „Balver Kinderkino“ mit seinen monatlichen Kinderfilmveranstaltungen erfolgreich im Rahmen örtlicher Angebote für Kinder mit medienpädagogischer Zielsetzung. Gezeigt werden Spielfilme, auch solche mit Zeichentricktechnik oder Computeranimationen, die etwa halbjährlich im Voraus festgelegt werden. Auch das gehört zum Programm: Durchschnittlich 60 Kinder von etwa 6 bis 12 Jahren kommen regelmäßig, darunter immer auch einige begleitende Eltern und Großeltern. Nach der Filmvorführung nutzen viele der jungen BesucherInnen das Bastelbzw. Spielangebot, das sich inhaltlich auf die erlebte Filmhandlung bezieht. 434 uj 10 (2007) projektvorstellung: kinderkino Unsere Jugend, 59. Jg., S. 434 - 436 (2007) © Ernst Reinhardt Verlag München Basel Das Balver Kinderkino - eine ländliche Erfolgsgeschichte Rudolf Rath Was zunächst nur als Versuch gestartet wurde, hat sich in den über drei Jahren seiner Entwicklung inzwischen fest etabliert: das Balver Kinderkino. Das Städtchen Balve im Märkischen Kreis hat zwar nur rund 12.000 EinwohnerInnen, wurde aber durch seine Kulturveranstaltungen in einer riesigen Kalksteinhöhle sowie internationale Reitsportveranstaltungen auf der Turnieranlage Wocklum weithin bekannt. Ein Kino allerdings sucht man hier vergebens. So umfangreich und vielfältig auch das Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche ist - und dafür sorgen neben den Jugendverbänden das städtische Jugendzentrum und der Jugendtreff der Evangelischen Kirchengemeinde: Filmgeschehen in eindrucksvoller Kino-Atmosphäre ist per Video, Fernsehen, CD und DVD nicht zu vermitteln. Auch hier geht natürlich nichts ohne Werbung, ohne intensive Öffentlichkeitsarbeit. Ein halbjährlicher Infoflyer macht die SchülerInnen der vier Grundschulen sowie der unteren Klassen der Haupt- und Realschule neugierig. Jeder Film wird über die örtliche Presse mit Kurzdarstellung des Inhalts angekündigt. Professionell gestaltete Plakate, kostenlos erstellt von einer heimischen Zeitung, die dafür ihren Titel einfügt, hängen in örtlichen Geschäften und öffentlichen Einrichtungen aus. Mit Kindern gemeinsam im Helferteam So weit - so normal, kann man hier meinen. Aber auch dies gehört dazu: Kinder sind nicht nur als BesucherInnen gefragt. Mit den Erwachsenen bilden auch einige Jugendliche, vor allem aber auch etwa 15 Kinder im Alter von 10 bis 13 Jahren den Helferkreis. Mit großer Begeisterung sind gerade diese Youngsters dabei: Sie gestalten die Homepage im Internet, erstellen den Infoflyer, basteln eine Infowand im Gemeindehaus, verteilen Plakate in den Geschäften, verwandeln den Gemeindesaal in einen Kinoraum, übernehmen den Verkauf der Eintrittskarten, bieten Süßigkeiten und Getränke an - denn auch das gehört ja zur Kino-Atmosphäre! - und beteiligen sich nach dem Film am Anschlussprogramm. Wohl nicht so sehr der Film, sondern vor allem diese kleinen, überschaubaren und deshalb altersgemäßen Aufgaben schaffen den besonderen Anreiz für die jungen MitarbeiterInnen - und es werden immer mehr! „Was kriegen wir dafür? “ - diese inzwischen längst überflüssige Frage wird per Teambeschluss zufriedenstellend beantwortet: pro HelferIn eine Süßigkeit und ein Getränk kostenlos. Aber nicht nur das: bei den regelmäßigen „Planungstreffen“ erleben sie sich als voll gültige Teammitglieder. Sie beeinflussen als DVD-Film-KonsumentInnen selbstbewusst die Filmauswahl und tragen ihre Vorschläge zur Planung von zusätzlichen Aktionen bei. Nämlich auch die gehören zum Dankeschön an diese jungen und jüngsten AkteurInnen: Längst arbeitet das „Balver Kinderkino“ bei einem Eintrittspreis von einem Euro kostendeckend. Und was dann noch, nach Abzug der Leih-, Versicherungs-, Filmrechte- und Wareneinkaufskosten, übrig bleibt, wird nicht etwa gehortet, sondern bei gemeinsamen, etwa halbjährlichen Unternehmungen „verprasst“. So erleben sie sich als Gruppe auch auf einer Cartbahn, als ZuschauerInnen der Karl-May-Festspiele in Elspe, im fröhlichen Wettstreit auf der Bowlingbahn oder auch beim Besuch eines Films im „richtigen“ Kino. Und für die Zukunft gibt es schon viele weitere Ideen! Bei Jugendlichen kein Bedarf? Auch die besten Ideen zur Auswahl von Spielfilmen und deren Rahmenprogramm gehen mal aus. Um das aber zu verhindern, nahm das Mitarbeiterteam in diesem Jahr an einem Filmseminar teil. Neben der „eigentlichen Arbeit“, Vor- und Nachbereitung sowie Auswahl von geeigneten Kinderfilmen, nutzten vor allem die Jüngsten mit Elan und großem Durchhaltevermögen die Spiele und Spielgeräte der Einrichtung des Kreisjugendamtes in Lüdenscheid, hielprojektvorstellung: kinderkino uj 10 (2007) 435 Rudolf Rath Jg. 1943; Städt. Obersozialrat i. R., ehemaliger Jugendamtsleiter, Mitarbeiter im Balver Kinderkino ten sich mit großer Begeisterung aber auch im neuen Snoezelraum auf. Also eine Kinderkino-Erfolgsgeschichte mit Happy End? Nicht ganz oder: noch nicht! So groß die Nachfrage bei den jüngsten BesucherInnen auch ist, ein früheres Filmangebot für Jugendliche musste nach einigen Monaten mangels Nachfrage wieder eingestellt werden. Liegt es daran, dass diese, zumeist motorisiert, doch das breitere Kinofilmangebot in Nachbarstädten nutzen können? Ist die Filmauswahl für Jugendarbeit zu gering? Werden private DVD-Filme oder andere Freizeitangebote bevorzugt? „Hieran arbeiten wir noch“, heißt es im Mitarbeiterteam. Antworten erhoffen sich die Filmfreunde nun u. a. von einer Filmnacht für Jugendliche. Sie ist bereits in Planung. Der Autor Rudolf Rath Drosselweg 24 58802 Balve 436 uj 10 (2007) projektvorstellung: kinderkino 2007. 75 Seiten. Mit 36 Kopiervorlagen. (978-3-497-01937-3) geh € [D] 19,90 / € [A] 20,50 / SFr 34,70 Wenn Schüler sich streiten oder sogar prügeln, müssen oft die Lehrkräfte vermitteln. Mehr und mehr jedoch setzen sich Modelle durch, bei denen Schüler und Schülerinnen als Vermittler auftreten. Doch wie kann man ein solches Team an einer Schule nachhaltig etablieren? Wie lange dauert das Training, und welche Vorbereitungen muss man dafür treffen? Das Buch vermittelt das für die Streitschlichtung nötige Basiswissen. Ottmar Hanke erklärt die Ausbildungsabschnitte Schritt für Schritt und bietet Arbeitsblätter, Zeitpläne und Kopiervorlagen an, die vom Kennenlernen bis zur Zertifikatsübergabe reichen. Ein kompakter Einstieg in die Mediation! a www.reinhardt-verlag.de