unsere jugend
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0342-5258
Ernst Reinhardt Verlag, GmbH & Co. KG München
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2007
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Systemisches Handeln in der stationären Jugendhilfe
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2007
Dennis Bohlken
Eberhard Krüger
Im folgenden Beitrag wird ein Konzept systemischer Elternberatung vorgestellt, das in der Elternarbeit im Rahmen einer Wohngruppe der Delmenhorster Jugendhilfe-Stiftung gemäß §§ 34 und 41 KJHG umgesetzt wird.
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Vorüberlegungen zu einer praxisbezogenen systemischen Elternberatung Systemische Elternberatung wird im Rahmen von mehrjährigen systemischen Fortbildungen vermittelt, die sich an einem vorgegebenen Lehrplan orientieren. Die TeilnehmerInnen dieser Fortbildungen werten die Inhalte einerseits spezifisch für sich selbst aus und transformieren sie andererseits für ihre jeweilige Praxis. Die Praxisumsetzung systemischer Inhalte wird somit erst durch die Fähigkeit der TeilnehmerInnen selbst ermöglicht, indem sie den aufgenommenen Inhalt dieser Fortbildung auf ihre jeweilige Situation übertragen. Die Struktur des Leitfadens für die systemische Elternarbeit basiert auf einer beginnenden Hilfe zur Erziehung gemäß § 34 KJHG, in der Kooperation, Beratung und Therapie indiziert sind. Mein Anspruch Meine Form der systemischen Beratung intendiert eine unterstützende Hilfeleistung, die Eltern zugute kommt, die den Wunsch (auch indirekt oder unausgesprochen) geäußert haben, einerseits eine Beratung in Bezug auf ihre elterlichen Kompetenzen in Anspruch nehmen zu wollen und andererseits die Bereitschaft zu entwickeln, an verschiedenen Erziehungsproblemen konstruktiv zu arbeiten. Aber auch in Fällen einer Nichtbereitschaft kommt es häufig durch angesetzte Gespräche (die gezielt von 472 uj 11+12 (2007) erziehungsverhalten - erziehungsunsicherheit Unsere Jugend, 59. Jg., S. 472 - 477 (2007) © Ernst Reinhardt Verlag München Basel Systemisches Handeln in der stationären Jugendhilfe Darstellung eines methodischen Leitfadens für die systemische Elternarbeit in der stationären Jugendhilfe Dennis Bohlken/ Eberhard Krüger Im folgenden Beitrag wird ein Konzept systemischer Elternberatung vorgestellt, das in der Elternarbeit im Rahmen einer Wohngruppe der Delmenhorster Jugendhilfe-Stiftung gemäß §§ 34 und 41 KJHG umgesetzt wird. Dennis Bohlken Jg. 1977; Erzieher, Systemischer pädagogischer Berater, Weiterbildung zum Systemischen Familientherapeuten Dr. Eberhard Krüger Jg. 1949; Erziehungswissenschaftler, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut, Systemischer Lehrtherapeut DGSF mir gesteuert werden) zu einem Beratungsprozess. Ziel der systemischen Beratung ist eine Veränderung bzw. Korrektur von bestehenden Verhaltensweisen und Kommunikationsformen, die in der Erziehung zu Schwierigkeiten führten. Dabei geht es mir nicht um einschneidende Persönlichkeitsveränderung der Eltern oder um Gesamtveränderungen innerfamiliärer Interaktionen. Vielmehr soll in Gesprächen mit Hilfe verschiedener Methoden eine „sanfte“ Veränderung oder Korrektur des störenden Verhaltens bestimmter Familienmitglieder erzielt werden, um ihnen Unterstützung anzubieten, die im Ergebnis die Kommunikationsprobleme und Teilbereiche ihrer Erziehung konstruktiv verändert. Grundlegende Voraussetzungen für erfolgreiche Beratung Um eine erfolgreiche Beratung durchzuführen, sollten wichtige Kriterien eingehalten werden, die im Folgenden beschrieben werden: Werte und Normen: Für mich gibt es grundsätzliche Regeln für eine gelungene Beratung: Ich biete ausschließlich Hilfe zur Selbsthilfe, und ich verstehe mich als „Begleiter auf Zeit“. Ich bemühe mich um eine durchgängig wertschätzende Haltung allen gegenüber, um Parteilosigkeit, Empathie, Kongruenz, angemessene Sensibilität in Bezug auf die bestehenden Probleme und Muster. Im Kooperationsprozess achte ich deshalb auf den geplanten und realisierten Rückzug aus der strukturierten Begleitung, auf Mitverantwortung und die steigende Tendenz, Eltern die Verantwortung wieder zunehmend zu übertragen. Kritische Selbstreflexion: Ich habe den Anspruch an mich, mein Handeln regelmäßig kritisch zu hinterfragen und gegebenenfalls bestimmte Haltungen zu korrigieren. Hierfür nutze ich die Team- und Fallbesprechungen, Supervisionen und Gespräche mit der Erziehungsleitung. Zu meiner Reflexion nutze ich zudem das Video- Feedback. Beratungsraum: Ich selbst führe die Beratungen in einem für diese Zwecke hergerichteten Raum durch, der alle Möglichkeiten bietet, systematisch und konstruktiv mit den Eltern, den Jugendlichen u. a. zu arbeiten. Der Beratungsraum beinhaltet einen großen runden Tisch für bis zu sieben Personen, verschiedene Visualisierungs-, Präsentations- und Moderationsmöglichkeiten wie z. B. Flip-Chart und Whiteboard. Für die Visualisierung von Systemen und Problemen arbeite ich mit meinen individuell zusammengestellten systemischen Beratungskoffern. Atmosphäre: Eltern, Jugendliche und andere Angehörige sind in den Beratungen oft sehr angespannt, und die räumliche Atmosphäre kann dieser Anspannung entscheidend entgegenwirken. Ich dekoriere den Raum für jede Beratung neu und passe ihn sozusagen den Inhalten und teilnehmenden Personen an. So hänge ich an manchen Tagen einige Bilder ab oder füge welche hinzu. Kommunikationsstil: Ich bemühe mich um eine durchgängig höfliche, verständnisvolle und gleichzeitig sachliche Gesprächsführung. Gestik und Mimik: Die Arbeit mit Gestikulationen und Mimiken ist mir eine große Hilfe in der Arbeit mit Eltern und Jugendlichen. Diese Ausdrucksformen trainiere ich regelmäßig und setze sie gezielt ein, wenn mir eine nonverbale Kommunikation angesagt erscheint. Verbindlichkeiten: Um Missverständnissen vorzubeugen, achte ich auf verbindliche Absprachen, die von allen Beteiligten eingehalten werden können. Auch die Informationen sollten klar und leicht verständlich sein. Ziel- und Auftragsformulierung Der Ziel- und Auftragsformulierung wird zu Beginn einer Hilfe zur Erziehung ein hoher Wert beigemessen, und aus diesem Grund sind mir folgende Kriterien für eine gelungene Elternarbeit wichtig: Wer will was von wem? Viele Elternteile haben starke Schwierigkeiten, ihre Probleme zu verbalisieren und diese vor den „Helfeerziehungsverhalten - erziehungsunsicherheit uj 11+12 (2007) 473 rInnen“ preiszugeben. An dieser Stelle kann auf „Schlüsselworte“, die einzelne Familienmitglieder äußern, geachtet werden. So könnten neue Ziele erkannt und benannt werden. Schlüsselworte sind diejenigen Worte, mit denen Eltern versuchen, ihre Erfahrungen, Bedeutungen und den Stellenwert dessen zu erfassen. Ist den Eltern bewusst, was von ihnen verlangt wird? Die Eltern haben die wichtigste Rolle für eine gelingende Zusammenarbeit inne. Ihnen sollte verständlich werden, was das Jugendamt, die Hilfeeinrichtung, die Schulen etc. von ihnen erwarten. Wissen die HelferInnen, was von ihnen verlangt wird? Für eine im Ergebnis gelingende Elternarbeit ist es wichtig, dass Eltern ihre Erwartungen an die AnsprechpartnerInnen der Jugendhilfe richten, und darüber hinaus ist ein reger Austausch zwischen MitarbeiterInnen der Jugendhilfeeinrichtung und des Jugendamtes notwendig. So können Verständnis und Informationsfluss erweitert werden. Möglichkeiten der Kontaktherstellung Um möglichst effektiv arbeiten zu können, stelle ich regelmäßige Kontakte zu den Eltern oder Sorgeberechtigten her, die im Folgenden skizziert werden. Telefonate: Nach einer Beratungssitzung bespreche ich mit den Elternteilen, in welchen Abständen wir telefonieren. In der Regel finden Telefonate einmal pro Woche statt. Briefe: Briefe schreibe ich immer dann, wenn ich den Eltern oder anderen an dem Prozess Beteiligten wichtige Informationen zusenden will. Diese Form wende ich nicht regelmäßig, sondern nur bei Bedarf an. Die Form des Inhaltes bezieht sich auf lösungsorientierte und konstruktivistische Ansätze. Kurzkontakte: In manchen Fällen lade ich Eltern o. a. zu Kurzkontakten ein. Gründe hierfür sind z. B. Krisen des Jugendlichen, Reflexionen von „Schlussinterventionen/ Hausaufgaben“, die ich den Eltern o. a. aufgegeben habe, sowie Austausch von Dokumenten (Briefen, persönlichen Zustellungen, Einschreiben etc.). Die Kurzkontakte finden bei Bedarf statt. Beratungsgespräche: Die Intervalle der Beratungsgespräche werden entweder durch die SachbearbeiterInnen des Jugendamtes festgelegt oder durch mich. Ich orientiere mich hierbei am Bedarf des Jugendlichen und der Eltern/ Sorgeberechtigten. In der Regel finden die Gespräche 14-tägig oder monatlich statt. Elternbesuche: Ich besuche die Eltern oder Sorgeberechtigten immer dann, wenn sie keine Möglichkeiten haben, zu uns in die Einrichtung zu kommen, oder wenn Jugendliche sich in Beurlaubungen befinden und der Beratungstermin in diesem Zeitraum stattfindet. Hilfeplangespräche: Die Hilfeplangespräche dienen zur Planung der Hilfe des Jugendlichen. Hierzu werden alle an dem Prozess Beteiligten wie z. B. die betroffenen Jugendlichen, Sorgeberechtigten, LehrerInnen, BezugsbetreuerInnen etc. eingeladen. Verlauf einer systemischen Beratung Wie bereits erwähnt, intendiert meine Form der systemischen Beratung eine unterstützende Hilfeleistung, die auf eine „sanfte“ Veränderung oder Korrektur des „störenden“ Verhaltens bestimmter Familienmitglieder zielt. Im Folgenden beschreibe ich verschiedene Schritte und Interventionen meiner Beratungssitzungen. 474 uj 11+12 (2007) erziehungsverhalten - erziehungsunsicherheit Joining Das Joining beschreibt die Fähigkeit einer BeraterIn, sich einem Klientensystem durch Wertschätzung und Anerkennung „anzuschließen“. Ohne Joining wäre keine Beratung möglich! Dieses Ankoppeln an das System ist die erste Grundvoraussetzung für eine gelungene Beratungssitzung. Gelingt der Anschluss an die beteiligten Personen, kann sich das System konstruktiv „verstören“ lassen. Bestehende Muster können somit verändert werden, sodass der Blick in eine für das System hilfreiche Richtung gelenkt werden kann. Es gibt drei Grundelemente, die ein durchgängiges Joining unterstützen: • Rapporting (nonverbales Verhältnis): Zwischen mir und dem Gegenüber fließt eine nonverbale Kommunikation. Ein Kontakt ist immer vorhanden. Die Körpersprache und Tonart spiegeln sich, und die Körperhaltung, Gestik und Augenkontakt gleichen sich bei zunehmendem Vertrauen an. • Pacing (empathisch im selben Tempo mitgehen): Ich verstehe mit Respekt das Bezugssystem des Gegenübers und gehe im selben Tempo mit ihm. Durch die Übernahme von Körperhaltungen, Stimmlage, verbalem und nonverbalem Verhalten fühlt sich der/ die KlientIn empathisch begleitet. • Leading (führen): Fühlt sich mein Gegenüber verstanden, wird er sich von mir vertrauensvoll führen lassen. Nur so kann dem System ermöglicht werden, Neues wahrzunehmen und auszuprobieren. Um nicht in eine Koalition mit einzelnen Beteiligten zu treten, muss ich darauf achten, dass ich gleich intensiv aufmerksam, gleich intensiv verständnisvoll und im jeweils angemessenen Tempo mit jeder beteiligten Person mitgehe. Genogrammarbeit In der Anfangsphase eines Beratungsprozesses erstelle ich ein Genogramm mit einem computergenerierten Programm. Mittels eines Genogramms können Familienkonstellationen über mehrere Generationen hinweg grafisch dargestellt werden. Hierfür lade ich die Eltern und gegebenenfalls die Jugendlichen zu einem Termin ein, und gemeinsam erstellen wir dann das Genogramm anhand eines Genogramm-Interviews. In der Regel wird dieses direkt auf den Computer übertragen, und die Eltern und Jugendlichen sehen, wie sich ihr „Familienbild“ entwickelt. Im Anschluss daran werden momentane Beziehungslinien aller Beteiligten auf einer Folie, die über das ausgedruckte Genogramm gelegt wird, eingezeichnet. So können Veränderungen der Beziehungsstrukturen beliebig oft eingezeichnet werden, ohne die Grundstruktur des Genogramms zu verändern. Mit Hilfe von zirkulären und reflexiven Fragen kann ich Zusammenhänge auf der Grundlage einer interaktionell-systemischen Basis untersuchen und Beziehungen und Kommunikationsmuster bezogen auf das vorliegende Genogramm reflektieren, wodurch die Beteiligten andere oder neue Perspektiven einnehmen können. Arbeit am Familienbrett Die Familienmitglieder stellen die Konstellation ihrer Familie mit Figuren auf einem Brett nach. So kann die aktuelle Situation, eine wünschenswerte oder eine zu befürchtende Vorstellung abgebildet werden. Ich arbeite mit den Eltern und den Jugendlichen gerne am Familienbrett, weil ich damit allen am Prozess Beteiligten die Unterschiede ihrer Wahrnehmung aufzeigen und sie hervorragend in ihren bestehenden Mustern „verstören“ kann. Ich erziehungsverhalten - erziehungsunsicherheit uj 11+12 (2007) 475 habe während der gesamten Arbeit die Funktion des Beobachters inne und kann gegebenenfalls von außen einwirken und mit dem System „jonglieren“. Lasse ich Eltern und Jugendlichen ein Bild erstellen, füge ich sehr gerne Zusatzmaterialien in Form von Schlümpfen, Fläschchen, Minigläsern, Edelsteinen, Baustellenschildern etc. hinzu und bitte sie, bei Bedarf das zusätzliche Equipment zu den Figuren oder auf dem Brett zu platzieren. Auch Überschriften für ein Bild haben einen sehr guten Effekt für die Hypothesenbildung. Arbeit mit der Skalierungsscheibe Um herauszufinden, was der jeweils andere für Wünsche, Bedürfnisse und Ziele hat und wie stark diese ausgeprägt sind, arbeite ich mit der Skalierungsscheibe. Es ist ein rundes Brett oder wie in diesem Falle eine runde Scheibe mit einem farblich gekennzeichneten Mittelpunkt. Ich teile diese Scheibe in vier Felder auf, jedes Feld hat eine Skalenanzeige von 1 bis 7. Auf das jeweilige Feld schreibe ich dann z. B. die Bereiche Familie und Beziehungen, Beruf und Karriere, Hobbys und Interessen, Frauenbild, Männerbild oder Schönheitsideal und bitte um Bewertung von 1 bis 7. So habe ich die Möglichkeit, die verschiedenen Energien, die die Familienmitglieder mit den unterschiedlichen Bereichen in Verbindung bringen, zu erkennen und mit diesen zu arbeiten. Arbeit mit Ressourcen In meiner gesamten Arbeit mit Eltern, Jugendlichen und anderen Familienangehörigen nehme ich eine ressourcen- und lösungsorientierte Haltung ein und verstehe die Klientel als ExpertInnen für ihre Lösungen. Ich frage niemals nach dem „Warum“ und arbeite stattdessen mit Schlüsselwörtern, offenen Fragen, Paraphrasierungen etc. Zur Ressourcenarbeit gehören folgende Elemente: Schlüsselworte: Schlüsselworte sind diejenigen Worte, mit denen die Beteiligten versuchen, ihre Erfahrungen und die Bedeutungen, die sie diesen Erfahrungen beimessen, zu erfassen. Vielleicht sagt eine Mutter: „Mein Leben ist ein Chaos! “ Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, was das für die Mutter bedeutet, könnten Sie „Chaos“ mit ansteigender Intonation wiederholen oder fragen: „Was meinen Sie mit Chaos? “ Offene Fragen: Durch den Einsatz von offenen Fragen lassen sich Einstellungen, Gedanken und Gefühle der beteiligten Personen erfragen, wohingegen geschlossene Fragen eher den Bezugsrahmen der BeraterInnen wiedergeben. Offene Fragen haben darüber hinaus den Vorteil, dass das Wahrnehmungsfeld der beteiligten Personen erweitert werden kann. Beispiele für geschlossene Fragen: „Magst du deinen Vater? “ „Willst du dein Verhalten in Zukunft ändern? “ Beispiele für offene Fragen: „Ich frage mich, was zwischen dir und deinem Vater vorgefallen ist, als du letzte Woche nicht zu deiner Zeit nach Hause gekommen bist.“„Wenn das Verhältnis zwischen dir und deinem Vater besser wäre, was wäre dann anders? “ Paraphrasierungen: Ich nutze die Paraphrasierungen, um den Beteiligten eine Rückmeldung über das zu geben, was sie im Wesentlichen geäußert haben, wobei ich deren Kommentare zusammengefasst wiedergebe. Die Beteiligten spüren, dass ich ihnen zugehört und sie verstanden habe. Einzelheiten erfragen: Beteiligte drücken sich manchmal vage aus und überschwemmen mich mit Verallgemeinerungen, wie z. B. „Das Verhältnis zwischen mir und meinem Vater wird besser.“ Einzelheiten erfragen heißt, Fragen nach dem Wer, Was, 476 uj 11+12 (2007) erziehungsverhalten - erziehungsunsicherheit Wann, Wo und Wie der Aussagen der Beteiligten zu stellen. Ich versuche bei dieser Technik, die Aussagen der Beteiligten für mich und für sie zu klären, indem ich sie nach Einzelheiten frage, wie z. B. „Ah, das ist ja interessant. Das Verhältnis wird besser zwischen dir und deinem Vater. Glückwunsch! Was ist passiert, das dir sagt, dass das Verhältnis besser wird? “ Ressourcenkarten: In Gesprächen erlebe ich Beteiligte auch als defizitär und problemorientiert. Frage ich sie zum Beispiel „Können Sie mir sagen, was Ihr Sohn nicht gut kann? “, kommen viele Antworten. Frage ich sie aber „Können Sie mir sagen, was Ihr Sohn kann oder gut kann? “, fällt den Beteiligten oft nur sehr wenig ein. Für diesen Zweck habe ich kleine einlaminierte Kärtchen vorbereitet, auf denen jeweils eine Ressource steht, wie z. B. Sportlichkeit, Einfühlungsvermögen, Spaß haben können etc. Ich verteile ca. 50 bis 80 Kärtchen im Raum und bitte zum Beispiel den Vater, für seinen Sohn 10 Kärtchen auszusuchen, die auf ihn zutreffen. Sind die Kärtchen ausgesucht, kann das nachfolgende Gespräch auf einer lösungsorientierten und ressourcenorientierten Basis aufbauen. Hausaufgaben und Schlussinterventionen Ich bevorzuge folgende Inhalte meiner Hausaufgaben bzw. Schlussinterventionen: Kommentare: Im Abschlusskommentar werden z. B. der Inhalt der Sitzung, bedeutende Erkenntnisse der Beteiligten oder erarbeitete Perspektiven zusammengefasst. Es können auch unterschiedliche Meinungen, kontroverse Standpunkte oder das, was nicht geklärt ist, dargestellt werden. Handlungsvorschläge: Handlungsvorschläge unterliegen der Drittelregel: Ansetzen beim Bekannten; Vorschlagen, etwas noch nicht Erprobtes zu tun; Umsetzen von etwas völlig Neuem, welches einer systemischen Hypothese des/ der BeraterIn folgt. Rituale: Durch die Anregung, Rituale zu verstärken oder neue zu schaffen, sollen eingeschliffene Verhaltensmuster irritiert werden. Durch die Hausaufgabe oder Schlussintervention können neu erfahrene Elemente der Beratungssitzung in den alltäglichen Kontext transferiert und geübt werden. Literatur De Jong, P./ Kim Berg, I., 5 2003: Lösungen (er-)finden. Das Werkstattbuch der lösungsorientierten Kurztherapie. Dortmund Ludewig, K./ Wilken, U., 2000: Das Familienbrett. Ein Verfahren für die Forschung und Praxis mit Familien und anderen sozialen Systemen. Göttingen McGoldrick, M./ Gerson, R., 2 2005: Genogramme in der Familienberatung. Bern Schlippe, A. v./ Schweitzer, J., 9 2003: Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung. Göttingen Simon, F. B./ Rech-Simon, C., 6 2004: Zirkuläres Fragen. Systemische Therapie in Fallbeispielen: Ein Lernbuch. Bonn Die Autoren Dennis Bohlken Am Lupinenberg 5 a 26160 Bad Zwischenahn bohlkendennis@aol.com Dr. Eberhard Krüger Neustraße 35 47441 Moers kontakt@krueger-institute.de erziehungsverhalten - erziehungsunsicherheit uj 11+12 (2007) 477
